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Unverlangte Schriststücke werden nicht ausbewahrt Das neue Kabinrtt an »er Arbeit Erste Besprechungen wer »tv Regierungserklärung Vrnbtmvlöuug an»»r« Vvrllner Svttrtttlsitoog Berlin» 81. März. Wie angeküudigt, tritt daS neue Kabinett Brüning Montag nachmittag 8,89 Uhr ,« seiner ersten Kabinettssttzung zusammen. SS wird sich -arnm Han- Hel», die Regierungserklärung, die Dienstag nach mittag t Uhr dem Reichstage vorgetragen «erde« soll, in ihren Grundzügen sestzulegen. Montag abends 8 Uhr «erden sämtliche Minister des neuen Kabinetts bei« Reichsprä sidenten erscheinen, um ihm vorgeftellt zu «erden «nb um bei ihm den von der Verfassung vorgcschriebenen Sidzu leisten. In dem Gesetz über die Rechtsverhältnisse des Reichs kanzlers und der RclchSminister ist eine neue Eidesformel etngeftthrt worden, die sich von der früheren im wesentlichen dadurch unterscheidet, das, in ihr aus das deutsche Volk und nicht nur auf die Verfassung Bezug genommen wird. Aus diesem Grunde genügt es nicht, daß nur diejenigen Minister, die einem vorhergehenden RetchSkabtnett noch nicht angchürt haben, nämlich die Herren Brüning, Bredt und Trevtranus, den Eid allein leisten. Die Vereidigung des Kabinetts must in seiner Gesamtheit erfolgen. Ein Teil der neuen Minister hat bereits sein Ministerium übernommen, darunter der Reichskanzler, der neue Reichs- ernährungSministcr D r. Schiele und der Minister für die besetzten Gebiete, Trevira nus. Die übrigen Minister dürften erst im Lause des morgigen Vormittags ihre Aemter übernehmen. In der Reichskanzlei selbst wird kein Wechsel des Staatssekretariats cintreten, da der bisherige Staats sekretär Dr. Pttnder wie sein neuer Reichskanzler dem Zentrum angehören. Dagegen wird zuverlässig versichert, das,, wie bereits angekttndtgt. die Leitung der Presse- abtetlung in andere Hände gelegt wird. Die innenpolitisch interessanteste Frag« ist nun. ob das neue Kabinett bereits morgen in der ersten Plenarsitzung einem Mißtrauensvotum zum Opfer fällt. Es kann als sicher gelten, daß die Sozialdemokra tische Partei ein solches Mißtrauensvotum etnbringt. In diesem Falle läge daö Schicksal der neuen Negierung in den Händen der D e u t s ch n a t i v n a l e n Partei. Die Deutsch- nationalen selbst sind sich noch nicht darüber schlüssig geworden, welche Haltung sic cinnchmen werden. Es gilt aber als nicht ausgeschlossen, daß sie ihre Stimme für den sozialdemokrati sche» Mißtrauensantrag abgeben, gleichzeitig aber für den NeichSernährungSmtntstcr S ch t e l e als Person ein Ver trauensvotum etnbringeu. In diesem Falle würde das Kabinett schon morgen erledigt sein und die Frage der Neu wahlen unmittelbar akut werden. Als Nachfolger des Netchsmintsters Schiele, der heute sein Reichstagsmandat nicdergelegt hat, tritt Oberst a. D. v. Barten wersser aus Thale lHarz, Wahlkreis Magde burg) in den Reichstag ein. Schleies Programm Berlin» 31. Mürz. Zur Ernennung des Lanbbundsührers Schiele zum Ncichsernährungsmtntster schreibt die „Land wirtschaftliche Wochenschau", sic sei zu der Erklärung ermäch tigt, Schiele betrachte sich in seiner neuen Eigenschaft als Ernährungsmintster als der Sachwalter der gesamten deutschen Landwirtschaft, der gegenüber er in -er Führung der Grünen Front gemeinsam mit den drei anderen Bauernführern die Verpflichtung zur Durchsetzung eines ausreichenden und alle Interessen der Landwirtschaft um fassenden Rentabtlttätsprogramms übernommen habe, eines Programms, das vielleicht bas beste Verbraucher programm darstelle, weil die Wtederausrichtung der Landwirt schaft aus der ganzen deutschen Volkswirtschaft neuen Antrieb geben werde. Schiele habe sich, so heißt es in der Auslassung weiter, erst dann zur Annahme seines neuen Amtes ent schlossen, als er alle Bürgschaften gehabt habe, und daß seine Bedingungen auch mit aller erdenklichen Beschleunigung er füllt würden. Soweit die landwirtschaftlichen Fragen im engeren Sinne in Betracht kämen, sei SchieleS Programm unverändert das Programm der Grünen Front. Wenn Schiele in dieser Stunde und mit diesem Kabinett das Retchs- ernährungsmtntsterium übernommen habe, so bedeute bas zugleich, daß der Reichspräsident sich auch selbst die Forderungen der Grünen Front zu eigen gemacht habe. Englische Blätter zur Kabinettsbildung London, 81. März. In einem Leitartikel über das neue deutsche Kabinett sagte der „D a i l y T e l e g r a p h": Deutsch- land bat die seit Monaten in Sicht gewesene, aber ganz plötz- lich eingetretene Kabinettskrise mit noch nicht dagewesener Schnelligkeit überwunden. Der neue Reichskanzler Dr. Brüning hat die Ausgabe der Bildung des neuen Mini steriums in wenigen Tagen beendet, während sonst infolge der Hartnäckigkeit des PartcistreiteS im Reichstag Wochen dazu nötig gewesen sind. Die Kürzedes Interregnums ist aus den persönlichen Einfluß des Präsidenten v. Hindenburg zurückzuführen, der entschlossen war. in den notwendigen finanziellen Reformen keine Verzögerung eintreten zu lassen. Sein Erfolg ist ein weiterer und nicht unbeträchtlicher Be weis der gesunden Vernunft, die er bet Erledigung seiner Amtspflichten bewährt hat. Da« Verbleiben von Dr. CurtiuS im Auswärtigen Amt bietet die Sicherheit, daß die Politik des verstorbenen Dr. Stresemann fortgesetzt wer- de» wird. An einem Leitartikel der „Time »" heißt eS: Die politische Krisis in Deutschland, die durch den Sturz des Kabinetts Müller verursacht wurde, ist durch die sichere Leitung des Feld- marschallS v. Hindenburg mit großer Schnelligkeit beigelegt worden. Günstige Pariser Kommentare Paris, 31. März. Sämtliche Morgenblätter veröffentlichen die Mitgliederliste des neuen deutschen Kabinetts. Soweit die Zeitungen Kommentare veröffentlichen, sind diese in freundlichen Tönen gehalten. Das .Hournal" weist daraus hin, daß vier von den neuen Ministern gegen die Ratifizierung des Aoungplanes und gegen den deutsch- polnischen Liguidationsvertrag gestimmt hätten. Der „Mattn" erklärt, die wichtigsten Ministerposten, von denen die weitere Entwicklung des Landes abhänge, seien erprobten Ministern anvertraut. So werde das Kabinett den ersten Angriffen der Opposition Widerstand leisten können. Die Beibehaltung Dr. Eurtius' im Außenministerium be weise, Laß die deutsche Außenpolitik keine Acnderung erfahren werbe. Als besonders bedeutungsvoll sieht das Blatt noch den Eintritt des Abgeordneten Trevira nus in bas neue Kabinett an. der ein vertrauter Freund des Reichspräsidenten v. Hindenburg sei. Der Berliner Berichterstatter des „Petit Paris ien" sicht in der Beauftragung Dr. Schic les mit dein Er nährungsministerium die Erfüllung einer Verpflichtung des Reichspräsidenten v. Hindenburg. dt« er in seiner kürzlichen Kundgebung der Landbevölkerung gegenüber eiugegaugkn frt^ ES bleibe allerdings ungewiß, inwieweit Dr. Schiele Gehetm- rat Hugenberg Gehorsam leisten werde. DaS unersättliche Frankreich Ginr vernichtende englische Kritik London, 81. März. Garvin unterzieht im „Observer' im Rahmen einer ausführlichen Würdigung des Verlaufes der F l o t t e n k o n s e r e n z die Haltung der Franzosen einer vernichtenden Kritik. Deutschland sei entwaffnet und di« mili tärische Vorherrschaft Frankreichs errichtet. Großbritannien habe Frankreich die Vorherrschaft in der Luft überlasten, Deutschland habe aus Elsaß» Lot bringen verzichtet» Großbritannien habe die Locarno-Bürg schaften gegeben, aber all das sei Frankreich nicht genug gewesen. Frankreich habe daneben Militärbündnisse mttPoleu und der Kleinen Entente abgeschlossen, die einen Wasfeuriug um Deutschland bildeten. Auch das genüge den französischen StcherheitSbedürs» nisten noch nicht. Großbritannien habe schließlich noch ein für die Franzosen außerordentlich günstiges Schuldenabkommen ab geschlossen mit dem Ergebnis, daß die Franzosen nun sehr große Mittel für die Durchführung ihrer Rüstungen besäßen. Das Ergebnis der Politik ständiger Zugeständnisse an Frank reich bestehe darin, daß nun die französische Abordnung weitere Bürgschaft im Atlantik und im Mittelmecr verlange. Die britische Antwort auf diese Forderung könne nur in der Feststellung bestehen: Niemals! Großbritannien dürfe keinen Mann und keinen Schilling mehr in einem kontinentalen Krieg aufs Spiel sehen, selbst wenn ein solcher Krieg zur Zeit in noch so weiter Ferne zu liegen scheine. Rach zehnjährigen Erfahrungen fei Großbritanuie« mit dieser Politik endgültig fertig. Garvin verlangt weiter, daß aus der Vollsitzung der Flottenkonscrenz am kommenden Freitag diese Dinge so klar wie möglich ausgesprochen werden müßten. Es könne nicht länger Verschleierung der bestehenden Tatsachen geben. Je einwandfreier und verständlicher die tatsächliche Lage dar- aestellt werde, um so bester. Großbritannien könne unter keinen Umständen dulden, daß das von den Franzosen in internationalen Politik angebahnte System Erfolg habe. -er Aalien ttobl mit Austritt aus ttm Lorarnorakt London, 31. März. Im Verlauf der SonntagSbesprechung zwischen Gran di und Macdonald ist ein außerordent lich bedeutsamer Plan ausgetaucht. Von englischer Sette wurde der bereits früher erwogene Gedanke wieder zur Sprache gebracht, daß bei weiterem Beharren der Italiener aus ihrer Parttätsfordcrung gegenüber Frankreich der Abschluß eines Vtermächtevertrages ohne Ita lien wieder geprüft werden könne. Grandt lehnte es ab, von dem bisherigen Standpunkt abzugchen. Er wies daraus hin, daß es mit der politischen Moral kaum vereinbar sei, wenn die vier Mächte jetzt einen Vertrag abschlöffen, der auf eine Garantie der französischen Sicherheit gegen Italien hinauslaufen würde. Italien müsse tu eine« solche« Falle ernstlich tu Er wägung ziehen, ob es «och länger die in den Locarno verträge« eingegangeue Garantieverpflichtung gegen eine« etwaigen deutschen Angrifs aufrechterhalten könne. Obwohl der Gewährsmann dieser Meldung nicht genannt sein will, kann kein Zweifel darüber bestehen, daß er über die! tatsächlichen Vorgänge richtig unterrichtet ist. ebenso wie eS Tatsache ist, daß ähnliche Gedankcngänge in einer allerdings sehr viel unbestimmteren Form bereits eine Weile eine Rolle gespielt haben. SvrtM aus dem rribuWmw für SeutsAIand? Sin fragwürdiges Kompliment auS Amerika Nenyork, 81. März. Die „New Bork World" beschäftigt sich in einem Leitartikel mit dem zwischen der Hamburg- Amerika-Ltnte und dem Norddeutschen Lloyd abgeschlossenen Poolvertrag, der bei Eintreffen der „Europa" hier bekannt gegeben wurde, und erklärt» die beiden Ereignisse veranschau lichen die Leistungen, die Deutschland unter dem Druck der Reparationszahlungen vollbringe. Deutschland werde vielleicht noch entdecken, daß ihm aus den Ucbeln des Ver sailler Vertrags Vorteile erwachsen» während die Alliierten nach ein oder zwei Jahrzehnten des von ihnen veranlaßten wirtschaftlichen Antriebs vielleicht wahrnehmen könnten» daß sie den schlechteren Teil des Geschäfts machten. Nie Tage des Kabinetts AnAeii sezM Rach der Annahme des youngplans Vr»l»tb«rtvl»t an»«»«» pari»« Lorreipooilenteo Paris, 3l. März. Nach einer vierstündigen Nachtsitzung, in der unter anderem Martn. der Führer der Rechten, aber nur für seine eigene Person, und Dubois, der frühere Vor sitzende der ReparationSkommisston, ihre Ablehnung des Aoungplanes begründeten, in der auch der Finanzmtnister Reynaud die Erklärung abgab. daß das tm Aoungplan vor gesehene BeratungSkomtte« nicht die Vollmacht habe, die Revision des Aoungplanes zu beantragen, ist. wie be reits mitgeteilt, dte ganze Gesehcsvorlage betreffend die Rati fizierung des Aoungplanes frühmorgens 3 Uhr, und zwar Artikel 1 mit 827 gegen 88 Stimmen, die beiden anderen Artikel durch Handerheben, angenommen worden. Unter den 88 Abgeordneten, dte gegen den Aoungplan stimmten, befin den sich Marin, de Wendel. Franklin-Bouillon und Mandel. 21 Abgeordnete enthielten sich der Stimme, unter ihnen der Kammerpräsident Boutsson. Die spärliche« Kommentare der Pariser Presse über diese längst mit tödlicher Sicherheit erwartete Annahme eines Planes, der den an sich schon goldstrotzenden französischen Staatssäckel noch für Jahrzehnte mit deutschem Tributgold überschüttet. stellen sich zum Teil so, wie wenn man sich nur „um de» lieben Friedens willen" in das Un- vermeidliche geschickt hätte. Zum Teil feiern sie. besonders tn der Linkspresse, den Steg der von Btiand seit Jahren verfolgten Außenpolitik, der durch dte Annahme de» Houng- planeS dt« Krone aufgesetzt werde. Bon einem Sieg der Regie- rnng Tardtru dagegen kan« nach Ansicht der Opposition, dte für »e« v»«»«nau gestimmt hat. keinerlei Rede sei». Im Gegenteil, obwohl Tardteu vor der Abstimmung die Ver trauensfrage stellte, sind, so schreibt „La Republique", da» Blatt des radikal-sozialistischen Partetvorsitzenden Daladter« die Tage, die die Regierung Tarbien dank der Berat««, gen über de« Aoungplan «och fristet, nur die letzten Tage eines zum Tode Verurteilten. Der Aoungplan geht heute an den Senat, wo er zweifellos ebenfalls noch tm Laufe dieser Woche ratifiziert werden wird. Die Kammer wird heute über das unvermeidlich gewordene Budgetzwölftel für den neuen Haushalt beschließen. Zusammenstöße in Lens Paris» 81. März. In Lens war für Sonntag eine sozialistische Veranstaltung anberaumt, in deren Verlaus der sozialistische Abgeordnete Paul Boncour einen Vortrag über die Abrüstung hielt. Bor Beginn der Veranstaltung kam es zu Zusammenstößen zwischen den etwa Iv vno Sozialisten, dte einen Umzug in dte Stadt LenS veranstaltet hatten, und ISO» Kommunisten, die versuchten, mit Gewalt tn den Bor- trag-saal einzudrtngen. Als dte Kommunisten begannen» Steine gegen die Fenster zu werfen, griff dte Polizei ein und machte von der Waffe Gebrauch. Dabet wurden zwölf Personen verlebt, darunter drei Gendarmen, drei Personen sind schwer verletzt. Eine Verhaftung wurde vorgenommen. „Europa" Rückreise im Schneesturm Berlin» 81. Mär». Die „Europa" hat die ersten 197 Meilen von Neuyork heimwärts mit einer DurchschntttS- geschwtndigkett von 27 Knoten »urückgelegt, wobet ste «inen Schneesturm passieren mußte. ,