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Nummer 201 — 24. Jahrgang Smal wöch. vezugsprei»: für Septbr. 3,— ^ einschl. Bestellgeld. Anzeigenpreis«: Die Igesp.Petitizeile 89 dj. Stellengesuche 20 L. Die Petitreklamezeike, 89 Milli» Meter breit, 1 -K. Offertengebichren für Selbstabholer 20 bei Uebersendung durch dt« Post außerdem Portozuschlag. Einzel-Nr. 10 Sonntags-Nr. IS L. Geschüftlicher Teil: Jose f Fohmann, Dres den. SücksWe Dienstag, 1. September 1926 er« Gewalt erlischt jede Verpflichtung '! Erfüllung von Anzeigen-Aufträgen u. ch u. d. Fernruf Lbermi keine Verant« Wortung. Unverlangt eingesandte und mit Rückport« nicht versehene Manuskripte werden nicht aufbetvahr« Sprechstunde der Redaktion S bis 6 Uhr nachmittags HaupHchriftleiterr Lr. Joses Albert. Dresden, voWMuna Leiclenksus Vsi«! Lednsli!» kdiimsekt 8 0 SoiüsirkM« Sslsisiiiiiulor Ssmto 2241 Geschäftsstelle, Drmk und Verlaa, Saxonia» Biichdruckeret GnibH.. Dresdon-A. 16, Holbeinstrafte 46. gornrnl L27L2. Polllcheikkonlo Dresden 147M. Banlkoiilu Basfenn« » gsrltzfche, Dresden. Für christliche Politik und Kultur Redaktion der Sächsischen Volkszeitunn Dresdcn-ANsi. i6. ^oiboinsirnpe 4S. germm iiNA ilud 66L38 U. 8M i« MM London, 31. August. Der deutsche juristisch« Sach- oerstündig« Dr. «nutz ist am Sonnabend in London ein» getrofsen. Die Besprechungen der juristischen Sachver ständigen haben heute begonnen. Der „Observer" schreibt zu den heute beginnenden Besprechungen der juristischen Beiräte der am Sicherheits pakt interessierten Mächte, die morgen beginnende Arbeit müsse lediglich als eine Vorbereitung für die Zujammen- kunfl der Staatsmänner angesehen werden. Es sei zu hoffen, das; Chamberlaln, Briand, Stresemann und Van- dervelde kurze Zeit darauf, vielleicht schon in vierzehn Tagen, in der Lage sein würden, zusammenzutreffen. Mit Weisheit und Voraussicht würden diese vier Staatsmänner vielleicht eine historische Rolle spielen für die Wiederher stellung der europäischen Stabilität und die Sicherstellung des Friedens auf längere Zeit. Die in die Länge gezogenen Verhandlungen auf schriftlichem Wege hätten nur wenig Gutes gezettitgt, aber auf mancherlei Umwegen hätte man nichtsdestoweniger einen Punkt erreicht, wo die praktische Arbeit ausgenommen werden könnte. Das sei das, was man in Deutschland schon lange vorgeschlagen habe. Die englischen Vertreter fUr Genf London» 31. August. Außenminister Chamberlaln ist gestern nachmittag nach Genf äogereist. Die Haupt- delegierten des britischen Reiches sind neben Chamberlain Lord Cecil, Sir Cecil Hurst, Herzogin von Atholl, A. M. Samuele und Sire Graham. Indien wird von Lord Willin- don und dem Maharadscha von Pvtiala vertreten sein, Ausstralien durch Sire Josef Cook. Chamberlain wird die Verhandlungen in der Mossulfrage persönlich führen. Man erwartet in London einen erbitterten Kampf, da der tür kische Delegierte von seiner Regierung Instruktionen er halten haben soll, keine Konzessionen zu machen. Me MW kk MM Paris» 31. August. Wie „Havas" aus Fetz meldet, ent falten die Nifleute eine rege militärische Tätigkeit. ^Zwel Führer sind mit Abteilungen in Stärke von 4000 Mann in der Gegend des oberen Leben eingetrosfen. Die Nis- leute verfügen über ausreichende Munitionsbestände. In der Gegend von Saba wurde eine Abteilung Rifleute ge meldet, die zwei Kolonnen mit sich führen soll. Kürzlich sind von den Rifleuten auch Kavalleriekontingente aufgestellt worden. Die Führer der Dscheballas und Wes Kridv haben von Ajdir viel neues Kriegsmaterial erhalten. Madrid, 31. August. Nach Beendigung der Beratungen über das weitere gemeinsame spanisch-französische Vorgehen ist der König nach San Sebastian, Primv de Nivera nach Marokko abgereist. Die Pläne des beginnenden Feldzuges sind endgültig ausgearbeitet und beschlossen worden. Zahl reiches Kriegsmaterial und Flugzeuge werden nach Marokko gesandt. Die Nifleute entwickeln ihrerseits eine rege Tätig keit tm Gebiet von Uergha, wohin Verstärkungen erbeten wurden. Bei Kiffane werden starke Stellungen ausgebaut. In der Nähe von Bn Amara sind große Massen von Nis- kavallerie und -Artillerie angesammelt. Paris, 31. August. Wie dem „Daily Telegraf" aus Tanger gemeldet wird, hat Abd el Krim seine Propaganda inner den Eingeborenen verstärkt. In einem Aufruf an dw Unterführer der Rifs erklärte er, das; er seine» Wider stand fortsetzen werde, bis alle seine Leute gefallen seien. Er werde sich nicht ergeben. Das Blatt meldet ferner, das; trotz der Blockade der Nifküste Milnitioiisrranspvrte von Ajdir nach dem Innern bewerkstelligt würden. Paris, 31. August. Aus Fez wird gemeldet, das; Generat Naulin soeben einen Generalstabsossizier beauf tragt hat, sich als ständiger Verbindungsoffizier zu Primo de Rivera zu begeben. Ein spanischer Offizier wird dieser Tage in Fez eintrefscn, um bei dem französischen Generalstab dieselbe Stelle zu versehen. Vor einem allgemeinen Anfslan- in Syrien? London, 31. August. Reuter berichtet aus zuverlässiger Quelle in Jerusalem, daß in Damaskus eine starke Gärung bemerkbar ist. Französische Truppen patrouillieren in den Straße». Einige öffentliche Gebäude sind zur Verteidigung mit Maschinengewehren ausgerüstet worden. Eine Anzahl suh lender Syrier sind verhaftet worden, in ihren Wohnungen wur den Haussuchungen vorgenommen. Sultan Adrach erließ einen Auruf, in welchem er die Syrier zum allgemeinen Aufstand ausfovdert. London, 31. August. Die „Times" meldet aus Jerusalem, daß die Meldung von dem völligen Zusammenbruche der Ver suche, Fviedensverhandlungen hcrbcizusühreii, bestätigt' werde. Der Angriff der Drusen auf Damaskus, der am letzten Montag unternommen wurde, habe die Entsendung eines neuen Trup penkontingents nach Damaskus und die Errichtung von Sta cheldrahtverhauen an den nach Damaskus führenden Wegen zur Folge gehabt. Paris, 31. August. „L'Avenir" bespricht ausführlich die Lage in Syrien. Die amtlichen Stellen, so sagt Vas Blatt, hätten die seit einiger Zeit umlaufenden Gerüchts, wonach die nach Syrien entsandten algerischen Bataillone bei ihrer Landung gemeutert hätten, bisher nicht in Abrede gestellt. Die Algerier mußten kurzerhand wieder eingcschisst werden. Seitdem seien noch keine neuen Ver stärkungen abgegangeu. Dos Blatt fordert nicht nur ein Verfahren gegen den Generalpräsidenten von Syrien, son dern auch Maßnahmen gegen General Michand, der mit seiner Kolonne bei Elzraa geschlagen wurde und dadurch die ernste Situation verschuldet habe. Für GrotzoeNffchlimL «e AWWnWlW ii! Wen Rede des Reichstagspräsidenten Lübe Wien. 31. August. Zur Feier des Besuches des österrel- chtsch-dentschen Volksbundes fand gestern eine große Kund gebung für den Anschluß Oesterreichs an Deutschland in der Volkshalle des Rathauses statt. Zunächst sprach Reichstagsprä- sident Lobe über die politischen Aufgaben, die der Anschluß Oesterreichs an Deutschland stelle. Weitere österreichische und reichsdeutsche Redner aller Parteien ergänzten die Ausführun gen Löbes, indem sie auf die geschichtlichen und kulturellen Fragen näher eingingen. Die Ausführungen fanden begeisterten Beifall. Da die Bolkshalle die Menschemnassen, die sich trotz des Negenwetters etngef-unden hatten, nicht im entferntesten aufnehmen konnte, wiederholten die deutschen und die öster reichischen Abgeordneten Ihre Reden unter stürmischem Beifall auf der Freitreppe des Rathauses vor einem vieltausendköpfi gen Publikum. Nach Schluß der über zwei Stunden dauern- den Kundgebung wurden die deutschen Gäste im Festsaal des Rat hauses von Vizepräsident Emmerling mit herzlichen Wor ten begrüßt. Reichstagspräsiüent Löbe sagte In seiner Rede unter an derem: Der Anschluß wird di« Erfüllung eines Traumes unse rer Väter sein und kann auf die Dauer nicht aufgehaltcn wer den. Wir hören aus Italien und Frankreich den Einwand, daß unsere Bestrebungen eine Wiedevauslebung von Imperialismus und Annexionismus seien. Wenn aber Teile eines Volkes die Rückkehr zum Mutterlande wollen, dann ist das keine Annexion, sondern das ist allererstes Menschenrecht der Völker, wir kennen keinen anderen Weg für die Erfüllung unserer Wünsche, als den über den Völkerbund, der nach dem Vertrag« von St. Ver mal» ausdrücklich zur Entscheidung über die zukünftige staat liche Gestaltung Europas berufen ist. Die Erfüllung unserer Ansprüche wird auch die wirtschaftlichen Verhältnisse besser», denn der durch die Friedensverträge hier geschaffene Numpf- staat ist nicht lebensfähig. Unsere Anschlußforderung ent spricht dem Willen und Bedürfnis des Volkes selbst. Auch der Präsident des Deutschen Reichstages spricht hier in diesem Augenblick nicht als Sprachrohr irgendeiner Negierung, sondern privat als Wortführer des Volkes. Als solcher kann er vor der Welt den Anspruch erheben, was Italiener und Franzosen für sich als Recht betrachten. Was dieser Krieg den Tschechen, Polen und Serben gab, das wird inan dem deutschen Volk aus die Dauer nicht vorenthalten können. Die Tagung Ses Auslandsdeulschlums Berlin, 31. August. Eine Tagung der Ausländsdeutschen in der Heimat wurde am Sonnabend und Sonntag in Berlin abgchalten. Am Sonnabend fand ein Begrüßungsabend im Weinhaus Rheingold statt. Bei dieser Gelegenheit ergriff Reichsaußenminister Dr. Stresemann das Wort und führte im wesentlichen aus: Das Anslandsdeutschtum umfaßt nicht nur diejenigen Deutschen, die in fremden Ländern eine neue Heim stätte gesunden haben, sondern auch jene, die gegen ihren Wil len die Staatssouvcrämtät anderer Länder annehmen mußten. Eines eint dieses gesamte deutsche Auslandstum, das ist der Gedanke der Zugehörigkeit zur große» deutschen Kulturgci- meinschast. Erschwert werden die Beziehungen des Auslands- deiitschtums zur Heimat durch die Kriegsfolgen und die inner deutsche Entwicklung. Die . Ausländsdeutschen müssen sich dar über klar sein, daß cs trotz allem im Innern vorwärts geht. Wenn wir im Innern die Kräfte vereinen, so wird uns die Möglichkeit des Aufstieges nicht genommen werden. Schwer und dornig ist der Weg der deutschen Außenpolitik. Der Kampf, den sie führt, gilt dem Gedanken der Gleichberechtigung Deutsch, jands neben den anderen großen Völkern. Wir sehen In diesen Tagen deutsches Land von fremder Besetzung befreit, mög der Zeitpunkt nicht allzu fern sein, in dem wir im ganzen Deutsch land auf freiem Grund und Boden mit freiem Bolke stehen. Oesterreich und die Vvlkerbundstagimg Zg. Wien, Ende August. Der Nationalrat erfährt am 1. September eine Unter brechung seiner Sommerserien, um die erste Lesung des Staats- vorairschlages für 1920 vorzunchmen, und damit den letzten Punkt der Verpflichtungen aus dem Genfer Pakte zu erfüllen. Unmit telbar nach Ueberweifung des Staatsvoranschlages an den Fi nanzausschuß des Parlamentes wird sich Bundeskanzler Dr. Na- mek und Finanzminister Dr. Ahrer nach Genf zur Völker- bundstagung begeben, wo von einer Unierdrechung abge sehen, der österreichische Außenminister bereits seit längerer Zeit iveitt, um das Vorspiel zu dieser entsche'dungsvollc» Tagung gün- stig zu beeinflusse». Die Vertreter Oesterreichs werde» vor den Völkerbund mit dem ruhigen Gewissen hinlrete» können, alle Verpflichtungen, die sie seit Oktober 1922 übernommen haben, auf das genaueste erfüllt zu haben. Die Sanierungsakücm aus Grund des Genfer Paktes wird auf dieser Tagung ihren Abschluß finden. In Oesterreich erwartet man in erster Linie den Abbau des Generalkommissariates und glaubt, daß an seine Stelle nur ein Verbindunosorgan zwischen dem Völkerbund und der öster reichischen Negierung treten werde, das die Einhaltung des Nor- niaibudgets zu überwachen haben wird. Wiener Blätter melden sogar, das; Genrralkommissar Dr. Zimmern,.:»» angesichts der Tatsache, daß seine Tätigkeit mehr oder weniger erschöpft ist, selbst zurücktreten dürfte. Die Genehmigung des österreichischen Finanzberichtes durch den Völkerbund sieht sowohl Kanin außer Zweifel Man nimmt mit nicht unberechtigter Hoffnung an, daß die Fesseln des Normalbudgets ein wenig gelockert werden dürf ten. Eine mäßige aus nutzbare» Aufwendungen und «nttoma- tischen Mehrausgaben zu rechtfertigende Erhöhung dürste »ach Sachlage 'der Dinge auf keine sonderlichen Schwierigkeiten stoßen. Von nicht geringer Bedeutung wird für Oesterreich Ser Be richt der N ö ! k e rb u n d sa ch v e r st ä nd i g e n sein. So wohlwollend die Experten gegenüber Oesterreich die Dinge be urteilen mögen, sa skeptisch ist man hierzulande über den prak tischen Erfolg dieses Gutachtens. An dem guten Willen und schließlich an der nötigen Kraft schlt es hierzulande nicht, die Wege einer besseren Wirtschaft zu ebne». Der Schwerpunkt er scheint lediglich in den Nachfolgestaaten gelegen zu sein, die sich wohl kaum zu einer großzügigen Lockerung der Mrtschaftsgren- zen verstehen dürsten, da sie seit dem Umsturz unablässig bemüht waren, eine nationale Wirtschaft aufzurichten, für die sie fürch ten mußten, wenn die chinesischen Mauer», die sie sich gezogen, sollen würden. Trotz allededm bleibt, wie der „Reichspost" ans Völk.wbiindkreisen gemeldet wird, die Bel>ai>d!ui>g der österrei chischen Angelegenheiten als einer der wenioen Lichtpunkte, die auf dieser Völkerbundstaguiig zur Beratung kommen sollen. Führende englische und französische Blätter suchen die Verhand lungen über die österreichischen Fragen durch äußerst wohlwol lende Präludien z» erleichtern, so daß man trotz der wirtschaft lichen Bedrängnis, in der man hierzulande noch immer lebt, wohl mit Genugtuung und Recht tiefer Alem schöpfen kann. In diesen Tagen wird also das Rettuneswerk des großen Bundeskanzlers Dr. Seipel seinen formellen Abschluß finden. Schwere opservolle Togo waren es, von denen anfangs wohl mir Dr. Seipel dis Hoffnung hatte, das; sie zum Ziele sichren wer den. Gewiß sind wir noch nicht an jenem Ziele angelangt, wo man sorgenlos in die Zukunft blicken Komi. Sind die Staals- siuanzen auch saniert, so bleibt uns noch immer der Wieberamban unserer zerstörten Privatwirtschaft, deren Konsolidierung leider nicht in unserer Mach! gelegen ist, da sie zu sehr von der Entwick lung der Weltwirtschaft, besonders aber der Mitteleuropa.- abhän gig ist. Eine Industrie und ein Handel, der aus 00 Millionen Einwohner eingestellt war, kann bei einem nunmehrigen Ber- brancherkreis von 014 Millionen Einwohner und bei künstlicher Unterbindung der Ausfuhr sich nicht gedeihlich entwickeln. Ob der Völkerbund auch in dieserr Frage Mittel und Wege finden wird, unsere letzte Wunde zu heilen, erscheint allerdings noch fraglich, wenn auch nicht alle Hoffnung ausgeaeben ist. Unge achtet dessen, darf der Oesterreicher auf seinen Ersolg, sich und sein Land gerettet zu haben, stolz sein. Dies dankt er keinem ande ren als dem gewesenen Bundeskanzler Prälat Dr. Seipel, der in der Tat der einzige war, der an Oesterreichs Zukunft glaubt«, lind in nimmermüder Talkrast das Land zum Erlolge führte. Nach dem Begrüßungsabend am Sonnabend begann oin Sonittagvormittag die eigentliche Tagung des Auslaiid-.-deittsch- t»ms zunächst mit einer geschlossenen Sitzung in den Räumen des vorläufigen Reichswirtsä>aftsrates. Die Beteiligung an der Tagung ist außerordentlich groß. Die auslandsdeiitscheu Ver eine und Verbände ans säst allen Staaten, darunter auch die in Siidwestafrika, Südafrika, China, Nicdcrlündisch-Indien »nd der südamerika-irischen Länder l>aben Vertreter entsandt. Di« heimischen Verbände sind fast vollständig vertreten. Die ge schlossen« Sitzung am Sonntagvormittag beschäftigte sich mit einer Anzahl von Berichten, die von Vertretern deutscher Vereine und Verbände Im Auslände erstattet wurden. Im Mittelpunkte der Erörterungen stand die Frage, wie die Interessen >>er Aus ländsdeutschen. Insbesondere ln denjenigen Ländern, in denen das Auslandsdeutschtum in Not ist, wirksam durch die Heimat unterstützt werden können. — Der Sonntagnachmittag war Ver anstaltungen der Stabt Berlin gewidmet. Abends sand ein Empfang im Rathaus statt, bei dem künstlerische Darbietungen