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Wilsdruff, Tharandt, Stoffen, Sievenlehn und die Umgegenden. Amtsblatt für das Königliche Gerichtsamt Wilsdruff und den Stadtrath daselbst. 35. Freitag, den 5. Mai 1876. Bekanntmachung und Aufforderung. Vom unterzeichneten Schulvorstande wurde unterm 24. April dieses Jahres im hiesigen Amts- und Wochenblatte eine Bekanntmachung erlassen, dahingehend, daß von Ostern ds. Js. ab die Schulgeldsätze für die hiesigen beiden Bürgerschulen gleichmäßig seien, also für ein Kind, welches die zweite Bürgerscbule besucht, ebensoviel Schulgeld zu bezahlen ist, als für ein Kind, welches die erste Bürgerschule besucht. Mit dieser Bekanntmachung ist zugleich die Aufforderung verbunden gewesen, daß diejenigen Eltern, welche trotz der Gleichmäßigkeit der Schulgeldsätze ihre Kinder noch ferner in die zweite Bürgerschule zu schicken beabsichtigen, das heißt ihren Kindern auch für die Zukunft nur halbtägigen Unterricht genießen lassen wollen, hiervon dem Herrn Schuldirector Beck am vergangenen Montag, den 1. dieses Monats, Mittheilung machen sollten. Auf diese Aufforderung hin sind nur zehn der letztgedachten Mittheilungen erfolgt und wäre somit anzunehmen, daß von der hiesigen Bürgerschaft das Fortbestehen einer zweiten Bürgerschule nicht gewünscht wird. In Berücksichtigung des Umstandes jedoch, daß es hier noch Eltern geben kann, welche von der in Frage befangenen Aufforderung nicht Kenntniß erlangt oder auch dieselbe mißverstanden haben, hat der unterzeichnete Schulvorstand beschlossen, eine anderweite derartige Aufforderung zu erlassen. Der unterzeichnete Schulvorstand fordert daher hiermit nochmals alle diejenigen Eltern, deren Kinder zur Zeit noch die zweite Bürgerschule, das heißt die Schule mit halbtägigem Unterricht, besuchen und zwar wenn sie solche trotz der jetzigen Gleichmäßigkeit der Schulgeldsätze auch noch ferner in dieselbe schicken wollen, auf, diese ihre Absicht am kom menden Montag, den 8 Mai ds. Js., Nachmittags von 4 bis 5 Uhr, aber nur zu dieser Zeit, Herrn Schuldirector Beck hier mündlich oder schriftlich mittheilen zu wollen. Aus der Zahl der eingehenden Anmeldungen wird sich dann bemessen lassen, ob eine zweite Bürgerschule für die hiesige Stadt noch ein Bedürfniß ist oder nicht, Wilsdruff, am 4. Mai 1876. Der Schulvorstand. Ficker. — Gtadtkämmerei Wilsdruff. ' Nächsten Montag, Mittwoch und Donnerstag soll der 2. Termin Grundsteuer mit 2 Pfg. pr. Steuereinheit, der 2. Termin Stadtaistage, der 1. Termin Stadtgeschoß, der Laaszins, und der Zins für die Viehwege und die Thürgärtchen vereinnahmt werden. Zugleich wird auch die Vergütung für die letzte Einquartierung gegen Rückgabe der Quartierbillets an die Quartier geber ausgezahlt. ' " . Wilsdruff, den 4. Mai 1876. Tagesgeschichte. Selten hat eine positive Entschließung der 2. Kammer unseres Landtages so viel Freude hcrvorgerufen, wie der negative Beschluß, den sie gestern in der Einkommensteuerfrage gefaßt hat. Der selbe bestand in der bereits gemeldeten Annahme des Antrags der Abg. Krause und Penzig, von der Erhebung der Einkommensteuer für die laufende Finanzperiode (also für dieses und folgende Jahr) ab- zusehcn und den Staatsbcdarf, wie früher, durch die Grundsteuer durch die Gewerbe- und Personalsteucr zu decken. Hiermit ist die Frage: ob das Einkommensteuergesetz zu behalten, oder ob dasselbe nicht vielmehr gründlich umzugestalten sei, vertagt. Bei dem Unmuth, den die in Aussicht gestellte gleichzeitige Erhebung einer Einkommen steuer und der seitherigen Steuern erregen mußte, kann dieser Be schluß überall im Lande nur mit Befriedigung ausgenommen werden. Einer etwaigen Erhebung der Einkommensteuer in der nächster Finanz Periode würde, wenn es überhaupt dazu kommen sollte, eine neue Einschätzung vorangehen müssen. Die von verschiedenen Blättern gebrachten Mittheilungen bezüg lich der Absicht der k. Regierung, sämmtliche Privatbahneu anzukaufen, sind auf Grund authentischer Nachrichten zu bestätigen. Die k. Re gierung läßt gegenwärtig durch Commissare des Finanzminsteriums die gesammten sächs. Privateiscnbahnen bereisen und zum Behufe einer früher oder später in Frage kommenden Erwerbung für den Staat abschätzen. Im Augenblick bereiste die technische Commission die Linie Greiz-Brunn, dann wird sich dieselbe zunächst mit Mehl- tbeuer-Weida beschäftigen. Wegen Zwickau-Falkenstein haben die Verhandlungen einen guten Fortgang. Dem „L. T." geht die Mittheilung zu: daß die Vorlage der Regierung betreffend den Erwerb der Leipzig-Dresdner Eisenbahn für den sächsischen Staat die Genehmigung der Landcsvertretung finden dürfte. In Dre den haben, wie die „D. A. Z." erfährt, conscrvative- und Fortschrittspartei Fractionssttzungen im strengsten Geheimniß ge halten, deren Gegenstand die Erwerbung der Leipzig-Dresdner Eisen bahn für den Staat gewesen sein soll. Angeblich waren diese Be sprechungen regierungsseitig veranlaßt. Nach einer Bekanntmachung des Ministerium des Innern fallen die diesjährigen Wollmärkte in Sachsen in Bautzen auf den 14. Juni, in Dresden auf den 15. Juni und in Leipzig auf den 16. und 17. Juni. Nach den Veröffentlichungen über den am 19. April in Freib erg stattgehabten 5. sächsischen Turntag zählt Sachsen 293 Turnvereine mit 27,630 Mitgliedern. Von diesen kommen auf die Kreishaupt mannschaft Zwickau 131 Vereine mit 11,400 Mitgliedern, auf Leipzig 83 Vereine mit 7630, auf Dresden 46 Vereine mit 5400 und auf Bautzen 33 Vereine mit 3200 Mitgliedern. Aus Dresden melden die Blätter eine Reihe von Unglücksfällen.