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Dresdner Journal : 05.04.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-04-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189704050
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18970405
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18970405
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1897
-
Monat
1897-04
- Tag 1897-04-05
-
Monat
1897-04
-
Jahr
1897
- Titel
- Dresdner Journal : 05.04.1897
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vtjuaSprti«: Kür Drr-den vierteljährlich: 1 Mark 60 Pf., bei den Kaiser, lich deutschen Postanstolte« vierteliührlich »Mark; außer halb des Deutschen Reiche« Post« und Stempelzuschlaa. Einzelne Nummern: 10 Ps. Srschetnen: Täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage abend«. Fernspr -Anschluß: Nr. 1SS5. Dresdner M IMrml. «utüuDtgung-grdützrea: Für den Raum einer gespal tene« Zeile kleiner Schnst X» Ps Unter „Eingesandt" die Zeile 6V Pk. Bei Tabelle«- und Ziffernsatz entsprechender Aufschlag. Herausgeber: Königliche Expedition de« Dresdner Journals Dresden, Zwtngerstr. LO Fernspr.-Anschluß: Nr. LSSL V 78. 1897 Montag, den 5. April, abends. AmNülm L-o Dresden, 5. April. Se. Majestät der König haben Sich gestern abend 9 Uhr 40 Min. nach Baden- Baden begeben. Dresden, 3. April. Se. Majestät der König haben dem Geheimen Hofrat, Professor der StaatS- wissenschaften und Direktor des volkswirtschaftlich- statistischen Seminars vr. pbil., jur. et oec. publ. Karl Viktor Fricker in Leipzig das Comthurkreuz 2. Klasse des Albrechtsordens, dem Geheimen Medizinalrat, Professor der speziellen Pathologie und Therapie, Direktor der medizinischen Klinik am Kvnjgl. klinischen Institute vr. meck. Heinrich Curschmann, dem Professor der Statistik und Nationalökonomie und Direktor des volkswirt schaftlich-statistischen Seminars vr. xbil. Karl Bücher und dem Professor des sächsischen Rechts vr. jur. Emil Str oh al, sämtlich in Leipzig, das Ritterkreuz l. Klasse des Verdienstordens Allergnädigst zu verleihen geruht. Dresden, 2. April. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem Amtsrichter Karl Hermann Ferdinand Arndt in Auerbach bei seinem Uebertritt in den Ruhestand das Ritterkreuz l. Klasse vom Albrechtsorden zu verleihen. "Ner-ordnung, die weitere Ausführung des Gesetzes über das Staatsschuldbuch vom 25. April 1884 betreffend, vom 31. März 1897. Zur weiteren Ausführung des Gesetzes, das Staats schuldbuch betreffend, vom 25. April 1884 (G. u. V. Bit. S. 146 flg.) wird im Anschluß an 8 9, 1 der Verordnung vom 17. November 18-4 (G. u. V. Blt. S. 330 flg.) im Einvernehmen mit dem Landtags aus- schusse zu Verwaltung der Staatsschulden hiermit be stimmt, daß die Zahlung der Renten in dem Falle, wo der berechtigte Empfänger ein Girokonto bei der Reichsbank oder der Sächsischen Bank zu Dresden besitzt, auf dessen Wunsch auch durch Einzahlung auf dieses Girokonto geschehen kann. Dresden, am 31. März 1897. Finanz-Ministerium. v. Watzdorf. St WekcrnnLrnachung, die Zulassung des innengedachten Dachbedeckungs- materials als Ersatz für harte Bedachung betr. Das Ministerium des Innern hat auf Grund sachverständiger Prüfung und Begutachtung beschlossen, die von der Firma Carl Schmidt u. Comp. in Hirschberg in Schlesien hergestellte Asphalt-Dachpappe unter den in der Verordnung vom 29. September 1859 (Gesetz- und Verordnungsblatt Seite 321 flg.) aus gesprochenen Beschränkungen, sowie unter dem Vor behalte jederzeitigen Widerrufs bis auf Weiteres als Ersatz der harten Dachung anzuerkennen und zu zulassen. Unter Bezugnahme auf 8 3 der erwähnten Ver ordnung wird Solches andurch bekannt gemacht. Dresden, den 26. März 1897. Ministerium des Innern. 3004 v. Metzsch. vr. Hoch. Ernennungen, Versetzungen re im öffentlichen Dienste. Im Geschäftsbereiche des Ministeriums des Kultus and öffentlichen Unterrichts. Erledigt: eine ständige Kunst und Wissenschaft. Johannes Brahms Durch Brahms' Dahinscheiden hat die deutsche Tonkunst der Gegenwart den stärksten Verlust erlitten, der sie treffen konnte. Ist doch nach Schumann kein Zweiter erschienen, der im Gebiete der Vokal- und Instrumentalmusik mit so kraftvoller Individualität, mit solchem gedanklichen Reichtum, mit so großer Mannigfaltigkeit der Formen und Wirkungen und mit so entschiedener Aufrechterhaltung des klassisch romantischen Prinzips schöpferisch gewesen ist wie Brahms Im Liede, im Chorwerk, in der Kammermusik, in der Sym phonie hat er unter allen Mitschaffenden die höchsten Würfe gcthan und sich durch Wahrung und Mehrung des Schatzes unserer Tonkunst wie kein anderer seiner klassischen Vorfahren würdig gezeigt. Zunächst an Schumann anknüpfend und von diesem Meister mit prophetisch begeisterten Worten in die Öffentlichkeit eingeführt, hat er sich später mehr den Pfaden Bachs und Beethovens genähert und zugleich aus einer noch früheren volkstümlichen Kunst Anregungen ge zogen Nicht zerstörend, sondern erhaltend, nicht im Drange neue Welten zu entdecken, sondern in kluger Erkenntnis der natürlichen Grenzen der Musik und in Hochhaltung des von den Großmeistern übernommenen Erbes Haler sein Lebenswerk auf diesen sicheren Grund gestellt und durch häufiges Zurück gehen auf ältere Anschauungen gleichsam alle Formen und Ausdrucksmittel der letzten Jahrhunderte zusammengefaßt. Schon Brahms' erste Schöpfungen enthüllen uns, ob wohl es noch stürmisch in ihnen gärt, den Kern seine« Wesens, die ernste oft rauhe Männlichkeit, die die wärmsten Gefühle gern verschleiert und im Ausdruck der Leiden schaft wild aufbraust. In der sanftesten Tonart seiner Lyrik erscheint kein weibischer, gefälliger Zug, an den innigst empfundenen Stellen verrät sich durch möglichst Lehrerftelle zu Copitz a. d Elbe. Kollator: da- König! Mi nisterium des Kultus und öffentlichen Unterrichts zu Dresden. Die Stelle gewährt incl. WohnungSgeld rin jährliches Ein kommen in HIHe von 136V M. — Pf vom 25 Lebensjahre des Lehrers an und steigt von 3 zu 3 Jahren bis mit dem erfüllten 62. Lebensjahre auf 2400 M. — Ps. Gesuche sind an den Kollator zu richten und mit den erforderlichen Beilagen bi- zum 18. April an den König! Bezirksschulinspektor Schul rat Lehmann in Pirna einzureichen. Zu besetzen: die neugegründete ständige Lehrerstelle in Mosel. Kollator: da- König! Ministeriums des Kultus und öffentlichen Unterrichts Einkommen: 1000 M. Behalt und 200 M WohnungSgeld. Gesuche sind unter Beifügung sämt licher Prüfung-- und Amt-führung-zeugnisse bis zum 20. April bei dem König!. Bezirk-schulinspektor Schulrat Lohse in Zwickau einzureichen. Im Geschäftsbereiche de- evangelisch-lutherischen LandeSconsistoriumS sind oder werden demnächst folgende Stellen erledigt, davon sind zu besetzend, nach dem Kirchengesetze vom 8. Dezember 18S6: 8 im regelmäßigen Besetzung-verfahren: da- Pfarramt zu Ditter-bach (Dippoldiswalde) — Kl. I — Collator: daS evangelisch-lutherische Landesconsistorium; da- Psarramt zu Riesa (Großenhain) — Kl III (6); Vinculation wegen Abtrennung des Filials Weida Vorbehalten — Collator: der Stadtrath zu Riesa—, das II. Diaconat an St. Nicolai in Chemnitz «Chemnitz l) — Kl II (8) — Collator: das evan gelisch-lutherische Landesconsistorium; daS Psarramt zu Rabenau (Dresden II) — Kl. III (8) — Collator: das evangelisch lutherische Landesconsistorium — Dagegen wurden angestellt, beziehentlich befördert: Hermann Gustav Högner, Hilf-geist licher in BerSdorf, als Pfarrer in Cunersdors (Annaderg', Johannes Beyer, Prediger in Berlin, als Pfarrer in Harten stein (Schneeberg), Franz Theodor Blanckmeister, Pastor am Stadtkranken- rc. Hause in Dresden, als Pfarrer der TrinitatiS- lirche daselbst (Dresden I). Nichtamtlicher Teil. Zur österreichischen Labinettskrists. Aus Wien wird uns unterm gestrigen Tage ge schrieben: Eine Betrachtung über die in Österreich ausge brochene Krisis und deren mutmaßlichen Verlauf kann heute nur den problematischen Wert eines Augen- blickebildes haben. Mit dieser Verwahrung müssen wir die Besprechung einleiten, die lediglich den momentanen Stand der Dinge wiedergeben soll. Graf Badeni hat bis zur Stunde den Versuch nicht aufgegeben, eine parlamentarische Mehrheit zu bilden, in welcher neben den Polen, Jungtschechen und Katholisch-Konservativen auch der verfassungstreue Großgrundbesitz und die deutsche Fortschrittspartei vertreten sein sollen. Die Gerüchte, nach welchen die beiden letztgenannten Gruppen die Beteiligung an der künftigen Mehrheit endgiltig abgelehnt hätten, sind vorläufig mit großer Reserve aufzunehmen. Im Schoße jener Fraktionen herrschte wohl unmittelbar vor dem Ausbruche der Krisis die Neigung zu einer solchen entschieden ablehnenden Haltung; der Gedanke, daß die Durchführung derartiger Ansichten den förm lichen Zusammenschluß aller nichtdeulschen, deutsch feindlichen und antiliberalen Elemente zur Folge haben könnte, hat aber unzweifelhaft eine gewisse Er nüchterung bewirkt. Anderseits ist es der Wunsch der höchsten Faktoren, daß eine Entwickelung, wie die hier gekennzeichnete, wennmöglich vermieden bleibe. Diesen Wunsch vertritt auch Graf Badeni, und man darf daher im deutschen und liberalen Lager auf das Entgegenkommen der Regierung in jenen Fragen rechnen, welche für die Haltung dieser Parteien maßgebend sein müssen. In erster Linie steht, wie bekannt, die Frage der Sprachenverordnung. Ein Ent gegenkommen der Regierung auf diesem Gebiete ist zwar keineswegs ausgeschlossen. Die Bewegungsfreiheit des Grafen Badeni ist aber durch die bereits mit den Jungtschechen getroffenen Vereinbarungen und auch knappe Fassung das Bestreben, den Strom des Herzens zu- rückzuhalten. DaS vielfache Zurückdrängen des melodischen Gehalts, das Überspinnen der schönen Tonweisen mit allerlei kunstvollem Satzgeflecht hat ihm von manchem eine zu geringe Abschätzung seiner melodischen Erfindungsgabe eingetragen: als ob ein Komponist, der sich darin schwach fühlte, in solchem Maße die Lyrik pflegen würde, wie es der selbstkritische Brahms gethan hat. Dennoch zeigen manche Werke ein Übergewicht der gestaltenden über die melodische Kraft, und in nicht wenigen verliert seine Leiden schaft das Maß, ergeht er sich in schroffen Gegensätzen, türmt er mit cyklopischer Lust schwere Tonblöcke aufein ander. Aber immer haben wir den ganzen Mann vor uns, die fest in sich ruhende Persönlichkeit, den wahren und vornehmen Tondichter, dessen Schöpfungen nicht immer erwärmen, aber so oft erleuchten, uns nicht selten den sinnlichen, aber fast niemals den geistigen Genuß versagen Überblickt man die lange Reihe der Brahmsschen Werke, so findet man keinen allmähjichen Aufstieg seiner Entwickelung, keine Folge fest abgrenzbarer Perioden. Nur eine kurze Zeit des Sturmes und Dranges tritt uns entgegen, die von den drei Klaviersonaten eingeleitet und unter Schumanns Zeichen stehend, noch vor dem v-ckur- Sextett (op. 18) ihren Abschluß erreicht hat Das schon in dieser Periode nahezu fertige Bild des Künstlers rundet sich rasch ab und erleidet später keine wesentliche Veränderung mehr, wenn man nicht als solche gelten lasten will, daß seine Kunst mit den Jghren noch sicherer, klarer und eingänglicher geworden ist. In dieser Fülle der Hervorbringungen die Spitzen zu bezeichnen, hält sehr schwer Unter den Liedern ist die Zahl der Perlen eine große; eine reiche Schnur davon zieht sich durch unsere Konzert programme Strophisch gebaute Lieder und große Gesänge, unter ihnen als Glanzstücke die Romanzen au- Tiecks „Magelone", Singquartette und Frauenchöre umfaßt diese Seite seine» Schaffens, die in den großen Chorwerken und inmitten dieser in dem deutschen Requiem gipfelt durch die Erwägung begrenzt, daß man die Jung tschechen selbst dann nicht mehr in die frühere Kampf position drängen will, wenn jene Vereinbarungen im Hinblick auf den formellen Rücktritt deS Kabinetts bei einer Wiederberufung derselben Re gierung als hinfällig gelten könnten. Die Art der Lösung der Krisis wird daher vor allem davon abhängen, ob bezüglich der nationalen Probleme ein Ausweg gefunden werden kann, welcher sowohl den Jungtschechen wie den deutschen Politikern als annehmbar erscheint. Das Scheitern der diesbezüg lichen Bemühungen steht bisher noch nicht fest; man behauptet vielmehr in unterrichteten Kreisen im Gegen sätze zu den Berichten der Blätter, daß die Hoffnung auf ein Gelingen des Verständignngsversuches keines wegs unbegründet sei. Sollten diese Hoffnungen sich nicht erfüllen, so wüßte sofort die Frage brennend werden, ob Graf Badeni geneigt sein würde, an die Spitze einer Regierung zu treten, die sich auf eine polnisch-tschechisch konservative Mehrheit zu stützen gezwungen wäre. In den Meldungen der Zeitungen ist diese Frage mit gleich großer Bestimmtheit in verneinendem wie in bejahendem Sinne beantwortet worden. In dieser Beziehung sei bemerkt, daß für den Grafen Badeni vor allem der Wille des Monarchen ausschlaggebend sein wird, und zur Stunde hat wohl im Publikum niemand Kenntnis davon, ob Kaisir Franz Joseph im Falle der oben berührten Entwickelung die Berufung eines anderen Kabinettschefs oder die Fortführung der Geschäfte durch seinen bisherigen Berater wünscht. Würde aber wirklich die von uns noch nicht als wahrschein lich betrachtete Eventualität eines Regierungswechsels auf Grund der Bildung einer slawisch-konservativen Mehrheit eintreien, so dürfte dabei gewiß das Be streben zur Geltung gelangen, daß die Bedeutung dieser Wandlung durch die Wahl der betreffenden Persönlichkeit! nicht ein unnötig verschärftes Gepräge erhalte. Zieht man die Möglichkeit einer die Dculschen und gemäßigt Liberalen nicht ausschließenden Mehr heitsgruppierung in Betracht, so würde eine solche Ent Wickelung zunächst ein Wiederaufleben der Verhältnisse aus der Zeit der Koalitionsregierung bedeuten. Dies gilt, wenn man die parlamentarische Konstellation lediglich an der Hand der äußeilichcn Momente, sozu sagen mit dem Rechenstifte, würdigen will. Die Er innerung an den raschen Zerjall des KoaUtions- regimes könnte aber doch keine Anhaltspunkte für die richtige Würdigung einer allerdings auch ähn lichen Grundlagen geschaffenen Neugestaltung bieten. Tie Gruppierung, auf welche sich das Ministerium Windischgrätz stützte, dürste unter einem Kabinett Ba deni ein ganz anderer politischer Faktor sein als in der rühmlosen Epoche des Koalitionsversuches. Mit dieser Gruppierung könnte Graf Badeni oder sein Nach folger immerhin das Ausgleichswerk, dessen Sicherung heute die vornehmste Aufgabe der Regierung und des Parlaments bildet, unter Dach bringen. Im Hinblicke auf die derzeit wichtigste Frage und wohl auch auf die Gesamtinteressen unseres öffentlichen Lebens wäre daher die von uns angedeutete Lösung gewiß wünschenswert. Jede Regierung, die jetzt mit der Leitung der öster reichischen Politik betraut wird, muß vor allem die parlamentarische Basis für die Lösung des Ausgleich?- Problems Herstellen; sie befindet sich dabei bis zu einem gewissen Grade in einer Zwangslage, und eine kluge und gesunde Partcipolitik, wie sie leider von den Deutschen und Liberalen nicht immer befolgt worden ist, sollte daher auf die richtige und zweckdienliche, aber nicht auf die sicherlich nur übereifrige und für die eigene Sache nachteilige Ausnutzung dieser Sach lage Hinzielen. Gerade an den lyrüchen Kompositwnen Brahms' tann man sein wirksames Zmückgreifen auf ältere Ausdrucksmittel in Melodiebildung, Harmonik und Rhythmik betrachten, wie man anderseits die Neubelebung älterer Formen, des Canon, der Passacaglia, der Chaconne und überhaupt der Variationenform, die er nahezu mit dem kombi natorischen Reichtum Bachs und mit der Freiheit Beethovens behandelt, in Klavier- und Orchester werken, in den großartigen Händel-Variationen op. 24, den Haydn-Variationen op. 56 u. a. m. antrifft Unter seinen Kammermusiken, Konzerten und vier Sym phonien große Unterschiede zu machen, ist dem persönlichen Geschmack, der individuellen Vorliebe anheimgegeben Der Beurteiler von heute steht den Erscheinungen noch zu nahe, um ihre Höhenverhältnisse genau abmessen zu können. Sicherlich sind sie nicht alle von gleichem Wert, aber kaum eines ist ohne Bedeutung. Einem Musiker wie Brahms, in dem sich Größe der Begabung mit so viel Selbstkritik paart, der von Gefallsucht vollkommen frei, für seine Werke erst auf die Höhe seines Ruhmes persönlich einge treten ist, war es gar nicht gegeben, ohne starken Antrieb und Sammlung zu produzieren Seine Hervorbringungen, voran die hohen Stils, geben uns den vollen Einsatz seiner Kraft und Persönlichkeit und zwingen uns, wo sie bei vorwiegender Reflexion nicht unser Liebe gewinnen, zur Be wunderung seiner Gedankentiefe, seiner Lust am organischen Bilden, seine strenge Logik, seine Gewalt des poiyphonen Satzes, mit welchen Eigenschaften er für die symphonische Musik der Gegenwart in Wahrheit der letzte Klassiker ge worden ist Im 64. Lebensjahre ist uns Brahms entrißen worden, zu früh für den lebensfreudigen Menschen und für die Kunst Die Jahre hatten sich in seinem Schaffen noch nicht geltend gemacht, vielmehr schien es, al» sei em neuer Frühling darin angebrochen, so drängten sich »tvkostbare Gaben seiner Muse in diesem letzten Jahrzehnt an einander. Lieder, Sonaten, Klavierstücke, daS wunderbareKlarinettenquintett und Lagesgeschichte. Dresden, 5. April. Se. Majestät der König wohnten am Sonnabend abend der Vorstellung der Gutzkowschen Lustspieles „Zopf und Schwert" im Neustädter Hoftheater bei. Am gestrigen Sonntage vormittags H,12 Uhr em pfingen Se. Majestät nach dem Besuche der Gottes dienstes die nachgenannten Herren in Audienz im Residcnzschlosse: Se. Excellenz den Wirkl. Geh. Rat v. Charpentier, den Geh. Rat vr. Freierleben, die geh. Regierungsräte Merz, vr. Kunze und AmtS- hauptmann v. Thielau, den geh. Finauzrat Schulze, den Vize-Zoll und Steuerdirektor geh. Finanzrat vr. Rudert, den Oberfinanzrat Poppe, die Oberlandes gerichtSräte vr. Nagel und Schmeil, die Bezirksschul inspektoren Schulrat Fink, Zimmler und Hartmann und den Seminaroberlehrer a. D. Ettig in Grimma. Nachmittags um 6 Uhr fand bei Sr. Majestät dem Könige Familientafel statt, an welcher Ihre Königl. Hoheiten der Prinz und die Frau Prinzessin Friedrich August und der Prinz und die Frau Prinzessin Johann Georg teilnahmen. Abends 9 Uhr 40 Min. erfolgte sodann die Ab reise Sr. Majestät nach Baden Baden. Se. Majestät benutzten bis Leipzig einen Sonder zug und von dort aus den 11 Uhr 42 Min ab gehenden Schnellzug über Frankfurt a. M. Im Aller höchsten Gefolge befinden sich: der Flügeladjutant Major v. Larisch, der Oberstabsarzt vr. Selle und der Legationssekretär v. Nostitz-Drzewecki. Se. Majestät der König werden mit Ihrer Majestät der Königin, Allerhöchstwelche, von Mentone kommend, heute gleichfalls in Baden Baden einzu treffen gedachten, daselbst im Hüte! de l'Europe Woh nnng nehmen Die Rückkehr der Allerhöchsten Herr schäften nach Dresden steht für Dienstag, den 13. April, zu erwarten. Dresden, 4. April. Bei Sr. Königl. Hoheit dem Prinzen und Ihrer Kaiser!, und Königl. Hoheit der Frau Prinzessin Friedrich August fand gestern nachmittag eine größere Tafel statt, zu welcher Ihre Exccllenzen der Königl. Bayer. Gesandte Frhr. v. Niet Hammer, die Herren Staatsminister v. Metzsch, v. d. Planitz und v. Watzdorf, die Divisionskomman deure Generallieutnants v. Minckwitz und v. Treitschke, Wirkl. Geh. Rat und Kämmerer v. Metzsch sowie eine Anzahl anderer Herren vom Civil nnd Militär mit Einladungen ausgezeichnet worden waren. Dresdeu, 5. April. Auf Allerhöchste Anordnung Sr. Majestät des Königs ist die Einberufung der auf dem letzten Landtage 1895/96 zur Feststellung der Baupläne für den Neubau eines Ständehauses und Bestimmung des Zeitpunkts für den Beginn der Baues gewählte Zwischendeputation erfolgt, worauf deren Zusammentritt heute mittag 12 Uhr im Land hause hierselbst stattgefunden hat. Deutsches Reich. * Berlin Se. Majestät der Kaiser nahmen am Sonnabend das Souper bei dem Staatssekretär Admiral Hollmann ein. — Ihre Kaiser! Majestäten besuchten gestern vormittags die Kaiser-WilhelmS-Gedächtniskirche und wohnten dem Gottesdienste in derselben bei. Um 1'^ Uhr fand im Königl. Schlöffe eine größere Früh stückstafel zu 27 Gedecken statt, zu welcher u. a. geladen waren: vr. Fridtjof Nansen, der Reichskanzler Fürst v Hohenlohe, der Staatssekretär de» Auswärtigen, StaatS- ministerFrhr Marschall» Bieberstein, Staatsminister vr. Bosse, der Oberhof- und Hausmarschall Graf zu Eulenburg, der schwedisch-norwegische Gesandte am hiesigen Hofe v. Lager heim und der schwedisch-norwegische Militärbevollmächtigte Flügeladjutant Rustad, die Kabinettchefs vr. v. Lucanus und Frhr. v. Senden-Bibran, sowie der stellvertretende Chef des Militär-KabinettS Oberst p Pillaume, der General major Baron v Korff, der Kommandant deS Kaiser!. ' die anderen Kammermusiken, welche das seelenoollste der Blas instrumente zu ungeahmen Ehren in der edelsten Gattung der Tonkunst gebracht haben, empfingen wir in dieser Zeit aus seinen Händen Zuletzt die vier ernsten Gesänge, Sprüche von Tod und Vergänglichkeit — im tiefergreifenden Präludium seines DahinscheidenS das herrliche Schlußwort des Genius! H. P Nansen in Berlin. Die Berliner Gesellschaft für Erdkunde hat für Nansen und seine Gattin alles aufs beste bereitet, der Empfang und alle Kundgebungen hielten sich vom Prunkhaften, Geräuschvollen durchaus fern; sie trugen einen warmen und herzlichen Charakter und zeugten von dem Bestreben, dem großen Forscher und seiner Gemahlin zu erkennen zu geben, daß sie nach Deutschland zu Freunden gekommen wären. Die Hauplspannung vereinigte sich natürlich auf den Verlaus der Festsitzung und des Festmahles am Abende des 3. April. Schon um '^7 Uhr war der schöne Saal des früheren Krollschen Etablissements dicht gefüllt bis auf die Galerien hinauf mit einer glänzenden Ver sammlung, für deren festliche Stimmung schon das äußere Gewand Zeugnis ablegte. Kurz vor Beginn der Sitzung betrat der Reichskanzler den Saal, außerdem waren die Minister v Boetticher und Bosse, die Generäle v Keßler und v Duillaume und viele andere hohe Beamte und Offiziere anwesend Um ^8 Uhr führte der Reichskanzler Frau Eva Nansen in den Saal, hinter ihnen folgt« vr. Nansen mit Frau v Richthosen Lauter Beifall er scholl durch den Saal, als der Gefeierte an dem Vor- standStische neben dem Vorsitzenden und dem Kultus minister Platz nahm. Dann begrüßte Hr v. Richthofen vr. Nansen, der schon 18S0 in dem Kreise derselben Gesellschaft geweilt batte, um von seiner kühnen Durch querung Grönlands Bericht abzustatten Redner erinnerte an die Entstehung des Plane« zu der letzten Expedi-
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