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Riesaer O Tageblatt «rrd A«rrigrr MckM mü> Zkyelgeq. Amisökatt sür die König!. AmtShaupLmMnschaft Großenhain, das König!. Amtsgericht und dm Rat der Stadt Riesa, sowie dm Gemeinderat Gröba. 276 DieuSta-, 29. November 1616, abends. 63. Jahr-. Da« Riesaer Tageblatt erscheint je»« Le, abend« mtt «»«nahm« der «en» und Festtage, vierteljährlich« bet «Lhotmig in der Expedition in Riesa 1 «art 00 Psg, durch unser« Träger frei in» Hau» 1 Mark SV Psg, bei Abholung am Schalter der kaiserl. Postanstatt« I Mark « ipsg, durch d« »rirftttlger frei tu« Hau» 2 Mark 7 Psg. «uch Monavtabonnanent» «erd« angenommen. «»zeizeMSnnahWe sitr die Rmmner de» «urgabetage» bi» vom»«»- » Uhr ohne »««Ihr. Notation»druck und «erlag von Langer L «interli» in Riesa. — «es»aft»stelle: «oeth,straffe 5». — Für die Redaktion verantwortlich: Arthur Hähnel in «lei». r 11/10. str de» prunkmden Dy: VergletchSvorschlag u»d die Erklärung de» GläubtgerauSschuffe« find auf der Gerichtsschreiberei de» KonkrrrSgerichl« zur Einsicht der BeteUigteu niedergelegt. Rt»s«, den 28. November 1V10. a-Ri-ltche» »richt. -Vergnügungen, i, wa» von den ver Bauernsohn, :ste Stamm der »veutgev pW 416 Metern überwinden — durch den saft 8000 Mieter? kaufen Mdulatnnuel deut iOber^knFtchtiu End« gegen. Bor dem Eintritt in das Jnntal ab« »eß der Bav» tragende Halt machen- um in <Äinn«ung daran, daß «U ihm veogblmt wvr- eine« Dell d« Alpen auch au» d« i8oge!pet^pektkdeh dom Ballon au», K» fchauen, mit den neuen Aufnahmen bekannt gu «dachen, die Fr bet ver schiedenen Aveiballon fahrten Kusirrrüx drachte. Waren Äst fchon ^pritchkige Bilder» die vion dem enarnven siiari- schritt »engten- den die Photographie vom Ballon au» in den letzt»» fAchren gemacht hat- so interessierten! doch »och wett mchr die großartig gelungenen Aufnah men, die dar Bortragende vvu seinen Fahrten mit einem! Parseval-Lenkballo« aufweisen konnte. Mit welcher Deut lichkeit erschienen da Leipzig, Dresden und andere Orte und Hegenden- von oben herab gesehen! Wie eigenartig «ahmen sich die Menschenansammlungen auf den Stra ße« und Plätzen- auf den Dächern und Kirchtürmen au», deren Enthusiasmus üb« das erste Erscheinen eine« kParfeval" sich deutlich in frohem Dücherschwenken kenn- zeichnete. Vorzüglich gelungen Maren auch Vie Aufnah me» vvn Wollemnassen nut« dem Ballon- und die Auf nahme «in« Llpeupartie nvibt ihren schroffen Graten und wilden Abstürzen wirkte geradezu parkend. Aber dann er schlossen sich dem Auge und Ohr die Wunder de» Ober- Eugadiu. ghr scharf« SüdwestwLrtS-Wendung geht «ist mit einem Prachtblick auf die weißschimmernde Bernina^ grupp« üb« Sarnaden St. Mvritz Ku. Die» Dorado für Naturschwörmer zeigt unS der Vortragende zunächst tu einem prächtigen Wandelpanorajma- in dem Dorf und Bad St. Moritz mit dem wunderbar klaren St. Moritz« See au uns vorüberziehen mit all ihren NaturschSnhetteu, denen die Bergrieseu eine» so wirksamen Hintergrund bieten- und mit all ihren Prachtbauten. Dan» löst sich da« Gesamtbild in Einzelaufnahmen auf, die uns St« Moritz im Sommer und im Wirrt« zeigen. Dem Be schau« wird es zweifelhaft- in welch« Jahreszeit dieses herrliche Fleckchen Erde schön« ist, im Frühling, wen» die Matten grünen und die Berglandschaft sich in dem klaren See spiegelt- oder im Winter, wenn der Schnee die Hänge und das Dal überzieht, der bis auf den Grund gefrorene See eine ideale Eisfläche bildet und strahlender Sonnenschein den Sommer in den Wint« hineinzaubert. T« Vortragende führte uns mit Wort und Bild durch St. Moritz und seine Umgebung, in das Segantini-Mu- seum und zu dem einsamen Grabhügel des Malers, d« wie kein anderer der: Ort und seine Schönheiten mit dem Pinsel verherrlichte, er ließ uns teilnehmen an den Mw» tervergnügen der. Glücklichen- die hi« aus aller Welk zusammenkommen — denn St. Moritz ist ein Platz für Gesunde und Erholungsbedürftige, nicht für wirklich Kranke —- am Skiläufen, am Bobsleigh-Fahren und am Eishockey. Ueberall strahlt Lust und Leben in St. Moritz. Und weiter führte er uns das setzt auch von einer kühn gebauten Bahn durchzogene Dal aufwärts nach Sil- vaplana, nach Sils-Maria und nach Maloja; vorüber an den eine fast ununterbrochene kette bildenden herr schen Hochgebirgsseen. In Maloja zeigte er unS das sinnreich-schöne Denkmal für Segantini. Und dann über das vornehme Pontresina zum Bernina-Paß und »veiler mit der elektrisch betriebenen Bernina-Bahn nach Lirano. Eine Fülle von landschaftlicher Schönheit entfaltete sich vor unseren Augen, hier und da unterbrochen durch in time Einzelheiten, tvie Bilder von den die Schneedecke sprengenden Alpenblumen, oder durch Darstellungen grandioser Jngenieurwerke, wie die Elektrizitäts-Anlage« für den Betrieb der Berninabahn. Ten Glanzpunkt d« imaginären Fahrt aber bildete doch die nichtige Bernina gruppe mit dem Morteratsch-Gletscher, da» Kiel Äller Wünsche und des Ehrgeizes aller Ober-Lngadin-Pllger. Mit dem durch diese Darstellung erzielten sesselnde» Ein druck schloß der Dortrag «»gemein wirksam ad.- Mit langanhaltendcm Beifall dankten die Erschienene» Hem» Hauptmann Härtel für das Gebotene u:rd der Vorsitzende der Abteilung unterließ nicht, dies« DankekbeAeuWWst In dem Konkursverfahren über da» Vermögen de» Kanftmmn» Gnsintz GAuartz Adolf Viehhaeuser in Riesa, Inhaber» der Firma »Gustav Biehhaeuser, Reinhold Pohl Nachf. daselbst- ist infolge «ine» von dem Eemelnschuldner gemachten Vorschlag» zu einem Zwangsvergleiche DergleichStermIn auf -e« 12. Dezember 1S10, vormittag» U Uhr vor dem hiesigen Königlichen Amtsgerichte anberaumt worden. Landwirtschaft. Günstiger« Ernährung und weniger Arbeit an frischer Lust und da» Festhalt«« an dem, Vätern brr al« ehrbar gilt, da« alle« bewirkt, daß l der LanowirtSgehilfe der bessere Soldat, der bej Armee bleiben wird. So kommen jetzt, zum Glück ««», «4-/, Rekruten vom Land«, SS-/, au« ver Landstadt oder Klein stadt und nur je 7»/. an« der Mittel, und der Großstadt. Da« mächtig« Römerreich brach zusammen, al« an« seinen krieo«tüch» tigen Bauern ein großstädtische« Proletariat wurde, verhüte e« Gott, daß e« uns nicht ebenso geht! Endlich ist christlich« Denk art, ohne die gleichfalls Deutschland« Volk vergehe« n«ß,^b«ft» Bauern am besten zu H< ' sein hat im Dorfkirchletn Kirche» der Großstadt. Unsre gewaltig aufsteigend« Industrie und Handel darf nicht zurückgehen, aber neben ihnen brauchen wir mrbehir vorwärtskommend«!«, zahlreiche« Bauerntum und müssen e« schützen «nd fördern mit aller Kraft Sie, der Bund der Landwirte, und wir, die Konservativen, Schulter an Schulter! In solchem Sinn« reichen wir Ihnen die Bruderhand. Lassen Sie mich im Anklang an ein Dtchteruwrt schließen: Auch Deutschland» Größe sprießet au» Bauernmark hervor, der Bauer ist Lein Spielzeug, da sei «nS Gott davor! Such diese Ansprache lohnte der Beifall d« Versamm lung. Von den Gegnern meldet« sich niemand znm Wort«. So forderte Herr Jenke nochmals z« treuem Ansaun»en- hallen der Landwirte und zur Wahrung der nationalen und christlichen Güter, zur Förderung all« ehrlichen Arbeit, besonders auch de« Handwerk» auf dem L<mde gegenüber de« Zug in die Großstadt auf, und e» schloß dann der Vorsitzende die Versammlung mit einem allseitig begeistert aufgenommenen Hoch auf unfern König. Di« harmonisch und schön verlaufene verfammlung wird den Teilnehmern immer in guter Erinnerung sein. —* D« gestern abend im Saale der ^Elbtttvasse" von der Abteilung Riesa d« ^Deutschen Kolonialgesell- schast" veranstaltete Vortragsabend fand eine überaus zahlreiche und auserlesene Zuhörerschaft. Bei der gro ßen Beliebtheit und Wertschätzung, der sich der Vortra gende des Abends, Herr Hauptmann E. Härtel- als Redner und Künstler hi« erfreut, war dies ja auch gar nicht anders zu erwarten. Die Erschienenen waren sich gewiß schon vvn vornherein bewußt- daß ihnen ein genußreicher Abend bevorstand, ab« doch glauben wir sagen Ku können, daß die gehegten Erwartungen noch bei weitem übertroffen worden sind. Sowohl die künst lerisch auSgesührten Bilder- als auch die poesievollen Erklärungen des Redners, hoben den Vortrag weit über den Rahmen der üblichen Lichtbildervorträge hinaus. „Im Firnenglanz des Ober-Engadin" (Eine Sommer- und Mnterstudie), lautete das Thema des Bor trages. Ter Vortragende leitete seine Ausführungen mit einem kurzen Hinweis daraus ein, daß seit einer Reihe von Jahren die Sehnsucht nach Sonnenglanz viele Menschen veranlaßt, mit Eintritt der Winterszeit die schützenden Hochtäler der Alpen aufzusuchen. Tas Ziel vieler sei besonders das Davos« Tal, ganz besonders ab« jetzt das Dal des Engadin. Hieraus führte der Vortragende seine Zuhörer „vom Bodensee aus mit Wort und Bild zunächst über Chur und Thusis, an dem romantischen Tiefenkastell vorbei in das Davoser Tal und nach Davos. Er zeigte die Herrlichkeiten dieses berühmten Kurortes, ließ aber auch einen Blick tun auf die Kehrseite des Bildes, die vielen Kranken, die hier in wunderbar reiner Lust Heilung suchen für ihre ange griffenen Lungen. Tann ging cs von Filisur aus auf der vielgewundcnen, in langen Kohrtunnels und schwindeln den Viadukten wahre Triumphe der Jugenieurllinst auf weisenden Albula-Dahn mit mächtiger Steigung über das liebliche Bergün und über das großartig gelegene Preda — zunschcn den beiden Orten muß die Bahn auf nur 12 Kilometer langem Wege eine Steigung von nicht Oertliches und Sächsisches. Riesa, 29. November ISIS. —* Am 26. November sand im Straßbergerfchen Saal zu Weida ein« stark besuchte Versammlung der Bunde« der Landwirte statt, die von Herrn Gutsbesitzer Mann geleitet wurde. G» sprach in etwa rineinhalbstündiger, höchst beifällig ausgenommen« Rede Herr Clemens Jenke, Dresden, der die Geschichte de» Bundes, sein Entstehen au» der Not der Zett, seine Kämpfe gegen das Frethändlertum und seine Erfolge für dar Bauerntum trefflich beleuchtete. Er widerlegt« schlagend die Einwände der Gegner, al« habe nur der Großgrund besitz Nutzen vom Bund, bewies, daß nach Zahl und ve- deuiung der mittlere und kleine Besitz in ihm auf das stärkste, mit über dreihunderttausend Mitgliedern vertreten sei, und daß insbesondere der von den Großbanken geführte Hansabund und sein Ableger, der linkSliberale Bauernbund, nur zum Schaden der Landwirte diese in zwei Teile spalten wolle, und mahnte, unter Darlegung der Stellungnahme der einzelnen Parteien, zum Anschluß an die rechtsstehenden Parteien. Die Rede klang au« in einen Sammelruf an das deutsche Bauerntum und den gesamten gewerbtätigen Mittelstand, in eine» Weckruf zur Wahrung der nationalen Güter. Sie fand reichen Beifall. Darauf hielt Herr AmtS- richter Dr. Jauck, Riesa, folgende Ansprache: Meine Herren vom Bund der Landwirte! Der Vorstand de» Konservativen Vereins von Riesa und Umgegend, darunter meine Wenigkeit, wir sind gekommen, um Ihnen zu versichern, daß wir uns offen zu Ihnen bekennen, und im politischen Kampfe Schulter an Schulter wie ein Mann zu Ihnen stehen. ES ist Ihr gute», unantastbares Recht, als Standcsvertretung in erster Linie den bäuerlichen Interessen zu dienen, diesen zur Anerkennung zu ver helfen, und-erst in zweiter Linie danach zu fragen, ob da» auch den anderen Ständen recht sei. Aber «S ist ebenso selbstverständlich, daß eine große politische Partei, wie die Konservative, ihren Boden hat und haben muß m allen ehrlichen Erwerbsständen, daß siede», halb nicht reine Agrarpolitik treiben kann. Das haben wir Sächsi schen Konservativen, wiewohl der Vorwurf immer wieder austaucht, nicht getan und das werden wir nicht tun. Wir müssen immer auf einer Mittellinie suchen, was allen Ständen dient, dort aber, wo starke Interessengegensätze sind, müssen wir un» fragen, ob wir einzelnen Ständen für die andern Opfer auferlegen dürfen und bis zu welcher Höhe. Was wollen aber diese selbstverständlichen Gegen sätze zwischen Ihrem Bund und unsrer Partei, gegenüber dem wett Größeren bedeuten, was uns eint. Geeint weroen wir durch unsre gemeinsamen Feinde. Viel Feind, viel Ehr gilt für un» beide! Zuerst die Sozialdemokratie. Ihre ZukunftSpläne: Vergesellschaf tung der Produktionsmittel, des größeren Privateigentums, schon für die andern Stände völlig undurchführbar, sind sie für den Bauernstand ein handgreiflicher Unsinn, ein Wahn unv nicht «in- mal ein schöner, sondern ein häßlicher. Denn der, der eine Scholle besitzt, würde ihrer beraubt, wer aber jetzt keine hat, würde nur aus einem freien Arbeiter einer von denen, die ihm seine Arbeit zuteilten, knechtisch abhängiger Kommunarbciter. Und um solcher Truggebilde willen soll bei un», sobald die Sozialdemokratie den Augenblick für gekommen hält, das Banner einer Revolution ent faltet werden, so blutig, wie die Geschichte der Welt nie eine ge sehen hat. Denn unser König und Kaiser sind keine Könige von Portugal, die geben, wenn die Zeit gekommen ist, und die wir vor beiden stehen, wir sind keine portugiesischen Soldaten, die ihren Treueid vergessen. Die von der roten Partei verlangte Republik aber müßte bei der Vielgestaltigkeit und Eigenart der deutschen Stämme notwendig ein ohnmächtiges Gebilde werden; Hohn und Spott für die Völker, wie wirs vor der Einigung Deutschlands waren I Sie aber, die Bauern, trifft die sozialistische Feinoschaft am grimmigsten, weil Sie da» stärkste Bollwerk dagegen sind. Der. zweite unS und Ihnen gemeinsame Feind ist das internattonale, wesentlich jüdische, mobile Großkapital, die bloßen Börseninteres- scntcn, die vom redlichen und notwendigen Handel wohl zu trennen sind. Ihre Anwälte aber und somit Gegner de« gesamten ehr lichen Mittelstandes sind die linksliberalen Parteien. Seien Sie einig gegenüber den: Hansabund mit seiner gewaltigen Geldmacht und seinem Schoßkind, dem Bauernbund, der einen Keil in ihre Reihen treibt. Für den Bauern, der bei den jüdischen Schreibern und Treibern gewisser Berliner Blätter seine Freunde sucht, für den habe ich nur nach ein Gefühl, das des Erbarmens! Aber auch dort, wo priesterliche Herrschsucht, jesuitisches Wesen regiert, kann der Bauer nicht gedeihen, das lehrt die Geschichte der süoeuropäischen Länder. Auch im römischen Wesen steht un» ein Feind entgegen. Unsre evangelische Freiheit ist un« um keinerlei Konzessionen der Welt seil, mlt ihr treiben wir leinen Handel, heute nicht und niemals! Mit unfern katholischen Mitchristen wollen wir in Frieden leben, aber ultramontan«« Wesen ist unser Feind! Drei gemeinsame Gegner also einen un«. Darüber aber auch di« Ueberzeugung vou brr gewamgen Bedeutung der Landwirtschaft.