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Druck und Verlag: Sün- O> Eule, Nmmhof bet Leipzig. Mar»' 8 AS. Jahrgang Nummer 62 Dienstag, den 22. Mai ^92S Anzeigenpreis: Di« Sgespaltevr Petitzeile SO Psg.. amtlich« SO Pfg^ Reblom«t«tl (3gksp.) 50 Pfg. Tabell. Satz LOL, Aufschlag. B«t uud«ullich g«schrt«deneu. sowie durch Fernsprecher ausgegebenen Anzeigen find wir für Irrtümer nicht haftbar. Erscheint wöchentlich Smal: Dienstag, Donnerstag, Sonnabend, nachmittag 4 Uhr; Bezugspreis: Monatlich ohne Austragen 1.S5 Mb., Post ohne Bestellgeld monatl.: 1.SS Mk. Im Falle höherer Sewall, Krieg, Streit» oder sonstiger Störungen des : Betriebes, hat der Bezieher -einen Anspruch aus Lieferung der Zeitung oder Rück- Zahlung des Bezugspreises. Fernruf: Aml Naunhof Nr. L Nachrichten für Naunhof UN- Ltmgegen- (AldrechtShaln, Ammelshain, Veocha, Vorsborf, Eicha, Erdmannshain, Zuchshain, Groß- und Minsselnbes l, Klinga, Köhra, Lindhardt, Pomßen, Staudnth, Threna afw.) Dieses Statt ist amtliches Organ -es Stadtrates zu Aaunhof; es enthält Bekanntgaben -es Seztttsverbandes, der Amtshavptmannsch t Grimma nick -es Zinanzamtes zu Grimma nach amütchen Beröfientlichunge». Oer Wahlausfall im Reich Ergebnisse des Wahlsonntags. Starke Beteiligung der Wähler. Der 20. Mai brachte nicht allein für das Reich, sondern »uch für die Landesparlamente in Preußen, Bayern, Württemberg, Oldenburg und Anhalt die Reuwahl der Abgeordneten, die in den nächsten Jahren ihres Amtes als Volksbeauftragte und Gesetzgeber walten sollen. Durchgehend war die Wahlaktion nicht von der Gunst des Wettergottes getragen, in vielen Gegenden 4römte unaufhörlicher Regen hernieder, dennoch oder vielleicht gerade deshalb wuchs das Interesse und die Anteilnahme der Wähler anscheinend. Ganz abschließend läßt sich das Endergebnis der Wahlen vor der amtlichen letzten Abrechnung natürlich nicht übersehen, doch ist soviel klar, daß die bisherige rechte Seite des Reichstages zu gunsten der Sozialdemokraten und Kommunisten ge schwächt worden ist, daß auch die Mittelparteien verloren haben, dagegen die W i r t s ch a f t s p a r t e i, die man Wohl zur Rechten rechnen darf, erheblich gewonnen hat. Abgesehen von einigen örtlichen mehr oder weniger hef tigen Zusammenstößen ist der Wahltag überall ruhig ver laufen, wozu das die Leidenschaften niederdämmenve schlechte Wetter beigetragen haben mag. Vorläufiges Ergebnis im Gleiche. Vom Neichswahlleiter wurde nach dem zunächst vor liegenden Endergebnis der Reichstagswahlen die Man- datsverteilung im Reichstag folgendermaßen angegeben: Sozialdemokraten 152, bisher 131 Deutschnationale 73, „ 1l1 Zentrum 62, „ 69 Kommunisten 54, „ 45 Deutsche Volkspartei 44, „ 51 Demokraten 25, „ 32 Bayer. Volkspartei 16, „ 19 Wirtschaftspaktes 23, „ 21 National-Soz. Partei 12, „ 14 Chriftl.-Nat. Bauernb. 13, „ — Deutsche Bauernpartei 8, „ — Landbund 5, „ — Volksrechtspartei 2, „ — Sächsisches Landvolk 2, „ — Voraussichtlich fallen die übrigen Splitterparteien aus, da sie in keinem Wahlkreis die genügende Stimmen- anzahl erhielten. Eß haben 30 592 442 Wähler abge- stinunt und 489 Abgeordnete sind gewählt. Dem Vernehmen nach wird vas endgültige amtliche Ergebnis der Wahlen erst in der ersten Juniwoche fest gestellt werden. Kurz nach Pfingsten finden in den meisten Wahlkreisen die Sitzungen der Kreiswahlausschüsse statt, vie die Ergebnisse der Kreiswahlen nach Berlin schriftlich melden. Dann tritt der Reichswahlausschuß unter Vorsitz des Professors Wagemann zu einer Sitzung zusammen, in der die letzten Feststellungen getroffen werden. Oie Wahl in Berlin. Das Straßenbild Berlins am Wahlsonntag war be sonders in den Arbeitervierteln belebt durch starke Be flaggung. Ein besonderes Merkmal des Wahltages war eine außergewöhnlich starke Beteiligung. In einzelnen Wahlbezirken in ollen Gegenden mußten die Wähler sogar Schlange stehen, um ihre Stimme abgeben zu können Der gegen 10 Uhr einsetzende Regen, der bis zum Schlüsse der Wahlzeit ununterbrochen anhielt, war wohl in erster Linie die Veranlassung, daß die Straßenpropaganda der einzelnen Parteien verhältnismäßig wenig hervortrat. Man sah nur vereinzelt Lastkraftwagen und Pferdefuhr werke mit Fahnen geschmückt durch die Straßen fahren. Hindenburg wählt. Im Ministerwahllokal in der Taubenstraße erschien kurz nach Eröffnung des Wahlaktes Reichskanzler Marr, begleitet von seiner Gemahlin. Einige Zeit später kam Reichspräsident von Hindenburg im Kraft- wagen in Begleitung des Staatssekretärs Dr. Meißner. Als der Reichspräsident das Wahllokal betrat, das mit Fliedersträußen geschmückt war, erhob sich der Wahlvor- stand zu Ehren des Reichspräsidenten von den Plätzen. Im weiteren Verlauf des Vormittags erschienen noch andere Minister, um ihrer Wahlpflicht zu genügen, so die Reichsminister Dr. Hergt und v. K e u d e l l. Reichsautzenminister Dr. Stresemann konnte an der Wahlurne nicht erscheinen, da er durch seine Erkrankung noch immer an das Bett gefesselt ist. Er war bekanntlich als Kandidat für die Deutsche Volkspartei in Bayern ausgestellt, konnte aber dort kein Mandat erringen, da die Volkspartei in beiden bayerischen Wahlkreisen (Ober- und Niederbayern) nur 44 000 Stimmen erhielt. Dr. Stresemann wird nunmehr das Mandat auf der Reichswahlliste erhalten. Regierungswechsel erst später. Reichstagszusammentrittl 0.—1 4. I u n i. Mehrfach ist die Vermutung ausgesprochen worden, datz die Reichsregierung vielleicht schon Dienstag zurück treten könnte. Demgegenüber ist darauf hinzuweisen, datz zunächst das amtliche Wahlergebnis abgewartet werden muß. Die Negierung wünscht, wie verlautet, auch durch ihren Rücktritt eine Regierungskrise nicht eher herbeizu führen, als bis die Bedingungen für den unmittelbar bevor, peyenoen ZUsammenrrrn ves Nercysrages gegeoen ,»"» Der Reichstag dürfte in den Tagen zwischen dem 10. und 14. Juni zusammentreten. Wenn die Reichsregierung lange vorher zurücktreten würde, so würde sie mit der Führung der Geschäfte beauftragt werden müssen, waS gewisse Schwierigkeiten mit sich brächte. Oie kommende Regierung. Das deutsche Volk hat gesprochen und es hat den An schein, daß dabei die Wahlbeteiligung eine recht große ge wesen ist, jedenfalls sehr viel größer, als die Versamm lungen aller Parteien darauf schließen ließen. Das Er gebnis ist ein deutlicher Ruck nach links; die Sozialdemo kratie hat eine ganze Reihe von Mandaten erobert und rückt als weitaus stärkste Partei in den neuen Reichs tag ein. Vorläufig läßt es sich allerdings noch nicht übersehen, welche Partettombination Träger der künftigen Regie rungsmehrheit sein wird, doch erscheint es nicht aus geschlossen, daß ebenso wie in Preußen die sogenannte „Weimarer Koalition", also das Zentrum, die Demokraten und die Sozialdemokraten, eine Mehrheit im kommenden Reichstag bilden und damit die Trägerin der Regierung sein wird. Ob auch andere Parteien wie die Wirtschaftspartei und die Deutsche Volkspartei hierfür herangezogen werden, steht vorläufig noch aus, doch ist damit zu rechnen, daß die Partei Stresemanns, der Wohl von allen Seiten auch künftig als Außenminister gewünscht wird, der kommenden Koalitionspartei zum mindesten eine wohlwollende Neutralität bewahren wird, wenn nicht die Große Koalition von Volkspartei bis Sozial demokraten dem neuen Reichstag und damit der Regierung ihr Gepräge geben wird. Auf der anderen Seite wird die Opposition der Deutschnationalen und der Völkischen stehen, die auf der Linken noch durch die nicht unbeträchtlich angewachsene Kommunistische Partei gestärkt sein, aber doch kaum die notwendige Kraft aufbringen wird, der Großen Koalition oder einem Zusammengehen der „Weimarer" Partei erhebliche Schwierigkeiten zu bereiten. Das gleiche gilt für Preußen. Durch die dort gleich zeitig mit den Reichstagswahlen erfolgenden Landtags wahlen hat die bisher in Preußen regierende Mehrheit eine Stärkung erfahren, die jetzt jedem Angriff der ver einigten Opposition besser standhallen wird, als das früher geschehen konnte. Natürlich wird dies auch auf das Reich abfärben und dort zu Rückwirkungen führen, die zweifel los zu einer ähnlichen Zusammensetzung der Regierung Veranlassung geben werden. Infolgedessen dürfte die j e tz t bestehende Neichsregierung sehr bald ihren Rücktritt erklären, um den Verhandlungen der Par- teien freien Naum zu geben. Selbstverständlich spielen bei der Zusammensetzung der künftigen Negierung persön liche Gründe eine große Rolle und es fragt sich infolge dessen, ob der jetzige Reichskanzler Marx, der sich bei der Linken recht unbeliebt gemacht hat, auch künftighin in seinem Amte bleiben wird. Vielleicht muß er infolgedessen den Sessel des Reichskanzlers einer Persönlichkeit räumen, die weiter links eingestellt ist; es gibt dort eine ganze Reihe von Männern, die ihn zu ersetzen, sehr gern bereit wären. Angesichts ves Wablerfolgeö der Linken dürfte der Reichspräsident nach Rücktritt der bisherigen Regierung an die stärkste Partei des neuen Reichstages, also an die Sozialdemokraten, wegen der Bildung des neuen Kabi netts herantreten. Ihr Fraktionsvorsitzender Hermann Müller (Franken) ist bereits einmal Reichskanzler ge wesen und es erscheint durchaus nicht ausgeschlossen, daß er dieses Amt von neuem übernehmen wird. Trotz des Sieges der Sozialdemokratie erscheint es aber aus geschlossen, daß etwa eine noch weiter nach links orientierte Regierung, also mit den Kommunisten zusammen, gebildet werden dürfte. Eine reine Linksregierung hat keine Mehrheit im Reichstag und infolgedessen dürften die Führer der Sozialdemokraten ihre Fühler nach rechts hin, also nach der Demokratie und dem Zentrum hin, aus strecken. So ist das Resultat des 20. Mai eine deutliche Ent- Wicklung nach links. Die bisherige Opposition hat, wenigs stens in ihrer stärksten Partei, der Sozialdemokratie, ge siegt, die Mitteiparteien aber haben nicht die Erfolge er rungen, die sie gewünscht haben, vielmehr haben sich die schärferen Betoner der rechten und der linken Richtung überraschend gut gehalten. Den Wahlkampf selbst wird man jetzt zu den Akten legen; das nüchterne Tageslicht, die nackte Wirklichkeit, wird stärker sprechen als Versamm lungsredner und Wahllautsprecher. Aeu- un- wie-ergewaytte Abgeordnete. Von den Deutschnationalen: v. v. Dryander (Wahl kreis Düsseldorf-West), Dr. Bang (Dresden-Bautzen), Dr. Everling (Mecklenburg), Dr. Oberfohren (Schleswig-Hol- stein), v. Mumm (Westfalen-Süd), Schlange-Schöningen (Pommern), Reichsminister Hergt (Liegnitz), Graf zu Eulenburg, Dr. Preger, Franz Behrens (alle Ostpreußen), Reichsminister Dr. Koch (Düsseldorf-Ost), Lettow-Vorbeck (Oberbayern-Schwaben), Walter Graf (Thüringen), Dr. Hanemann (Baden), Reichsminister Schiele (Magdeburg), Wallraf (Köln), Reichsminister Keudell (Frankfurt an der Oder), Staatspräsident Dr. Bazille (Württemberg), Graf Westarp (Potsdam), Dr. v. Freytagh - Loringhoven (Breslau). Deutsche Volkspartei: Dr. Runkel (Schleswig-Hol- stein), Freg.-Kapitän a. D. Hintzmann (Weser-Ems), Dr. Scholz, Staatssekretär Karl Schmid, Konteradmiral a. D. Brüninghaus (Chemnitz-Zwickau), Reichsminister a. D. Dr. Becker (Hessen-Darmstadt), Staatsminister Dr. Leut heußer (Thüringen), Reichswirtschaftsminister Dr. CurtiuS (Baden), v. Kardorff (Potsdam), Graf zu Stolberg. Wernigerode (Magdeburg). Zentrum: Staatsminister a. D. Bell (Düsseldorf-West). Staatsminister Dr. Bolz (Württemberg), Prälat Karl Ulitzka (Oppeln), Reichsarbeitsminister Dr. Brauns, Dr. Drees (Weser-Ems), Reichskanzler Dr. Marx, Reichs- Minister a. D. Giesberts (Düsseldorf), Reichsminister Dr. Köhler (Baden), Jmbusch (Westfalen-Süd). Sozialdemokraten: Preußischer Ministerpräsident Otto Braun (Düsseldorf-West), Fleißner und Toni Senders (Dresden-Bautzen), Wilhelm Keil (Württemberg), Stelling (Oppeln), Limbertz (Düsseldorf-Ost), Robert Schmidt (WestfatLN-Süd), Staatspräsident D. Ulrich (Hessen-Darm stadt), Wilhelm Bock (Thüringen), Geck und Schöpflin (Baden), Hermann Müller (Franken). Bayerische Volkspartei: Dr. Pfleger, Dr. BayerS- dörfer, Gerauer, Dr. Horlacher, Herbert Troßmann, Schwarzer, Loibl, Emminger, alle in Bayern. Nationalsozialisten: General Epp (an Stelle Luden dorffs in Bayern). Kommunisten: Klara Zetkin, Thälmann, Remmele, Torgler. Wirtschaftspartei: Professor Dr. Bredt (Düsseldorf- Ost), Lücke (Chemnitz-Zwickau), Drewitz. Demokraten: Georg Bernhard (Potsdam), Reichs minister a. D. Külz (Dresden-Bautzen), Dr. Ludwig Haas (Thüringen), Minister a. D. Hermann Dietrich (Baden), Koch-Weser (Berlin). Prozentuale Stimmverschiebungen. Bei der Sonntagswahl für ven Reichstag verschob sich die Stimmabgabe für die einzelnen Parteien ungefähr nach folgender Aufstellung: Sozialdemokraten 16 Prozent m e h r an Stimmen, Deutschnationale 22 Prozent weni ger, Zentrum 10 Prozent weniger, Deutsche VolkS- partei 10 Prozent weniger, Kommunisten 20 Prozent mehr, Demokraten 25 Prozent weniger, Bayerische Volkspartei 16 Prozent weniger, Wirtschaftspartei und Deutsche Bauern etwa 100 Prozent mehr, Landbund etwa 60 Prozent weniger, Nationalsozialisten 14 Pro- zent weniger. Einzelne Splitterparteien traten zum erstenmal auf. In den Mandatsziffern drücken sich die prozentualen Zu- und Abgänge nicht immer oder nicht genau aus, da viele Stimmen, namentlich bei den Splitterparteien, unter den Tisch fallen. Das Wahlergebnis in Sachsen. Wahlkreis Leipzig: Nat.-soz. 14 595, Völk.-natl. Block 2028, Deutsch-soz. Partei 325, Dnatl. 49833, Sachs. Landvolk 38187, D.Vp. 98113, Wirtschp. 53030, Deutsche Haus- u. Grundbes. 2479, Volksrechtsp. 31234, Demokr. 45227, Chr.-nat. Bauernp. 1462, Chr.-nat. Mittelstand 1722, Volksbl. d. Jnflations-Gesch. 810, Ztr. 4409, ASP. 7513, Soz. 278902, USP. 1712, Komm. 121390, Poln. Volksp. 169. Wahlkreis DreSden-Bautzen: Nat.-Soz. 19274, Völk.-nat. Block 2055, Deutsch.-soz. Partei 1556, Dnatl. 117993, Sachs. Land. Volk 61948, D.Vp. 112140, Wirtschp. 80625, Deutsche Haus- u. Grundbes. 2568, Bolksrechtp. 15363, Dem. 61564, Chr.-nat. Bauernp. 1426, Chr.-soz. Reichspartei 1982, Deutsche Bauernp. 1238, Volksbl. d. Jnfl.-Gesch 3104, Zentrum 1403, ASP. 17251, Soz. 400456, USP. 1272, Komm. 105865, Wendische Volkspartei 2733, Poln. Volksp. 157. Wahlkreis Chemnitz-Zwickau: Nat.-Soz. 41575, Völk.-nat. Block 1481, Deutsch-soz. P. 824, Dnatl. 86639, Sachs. Landvolk 26498, D.Vp. 105762, Wirtschp. 98394, Deutsche Haus- und Grundbes. 5854, Bolksrechtp. 40932, Dem. 35006, Bolksrechtp. (Höhne) 4512, Zentrum 5120, Chr.-nat. Bauernp. 13245, ASP. 10004, Soz. 319927, Komm.154949, Linkskomm. 3772.