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Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag). Abonnementspreis beträgt vierteljährlich l Mark 20 Pf. prsenumvranäo. Ämeiger für Inserate werden bis spätesten« Mittags des vorhergehenden Tages deS Erscheinens erbeten und die Corpusspaltenzeile mit *0 Pf-, unter „Eingesandt" mit 20 Pf. berechnet. Zwönitz unv Umgegend. Organ für den Stadtgemeinderath, den Kirchen- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Redacteur: Bernhard Ott in Zwönitz. 13L Sonnabend, den 13. November 188V. 5. Jahrg. Bekanntmachung. Die am 15. November dieses Jahres fällig werdenden communlichen Anlagen pro 5. Termin sind binnen 14 Tagen und längstens bis zum 3. December a. c. abzuführen. Zwönitz, am 12. November 1880. Der Stadtgemeinderath. Schönherr, Bürgermeister. Bekanntmachung an die Gemeinden der Parochie Zwönitz, daß nach Ablauf der dreijährigen Wahlperiode eine Ergänzungswahl vorzunehmen ist, und zwar an Stelle der auszuscheidenden, aber wieder wählbaren Herren, des Stadtraths Schüller, Rentiers G. A. Richter und Schneider meisters Fr. W. Roscher s«»., sowie des Gutsbesitzers Fr. W. Hennig in Kühnhaide und des Gutsbesitzers und Richters Traug. Becher in Dittersdorf. Es haben daher alle selbstständigen Hausväter evangelisch-lutherischer Confessio», welche das 25. Lebensjahr zurückgelegt haben, sie seien verheirathet oder nicht, mit Ausnahme solcher, die durch Verachtung des göttlichen Wortes oder durch unehrbaren Lebenswandel öffentliches, nicht wieder gehobenes Aergerniß gegeben haben, oder von der Stimmberechtigung bei Wahlen der politischen Gemeinde ausgeschlossen, bez. ihrer kirchlichen Ehrenrechte enthoben worden sind, in Zwönitz auf dem Pfarramte, iu Kühnhaide und Dittersdorf bei den dortigen Herren Gemeindevorständen sich schriftlich oder mündlich anzumelden und zwar vom 11. November bis zum 20. d. M. Abends 6 Uhr, und werden nur die Stimmberechtigten, welche sich rechtzeitig angemeldet haben, zur activen Betheiligung an der Wahl — lt. Kirchen vorstandsordnung VI, II — zugelassen. Zwönitz, den 8. November 1880. Der Kirchen vorstand. Neidhardt, Pf. Tagesgeschichte. Deutschland. So sind die Menschen! Jetzt bringt die preu ßische Regierung den Abgeordneten einen Steuererlaß von 14 Mill, und nun streiten sich die Herren, ob sie ihn annehmen oder ablehnen sollen. Der Abgeordnete Richter von der Fortschrittspartei hat einen Antrag eingebracht, welcher den von der Regierung bewilligten Erlaß von drei Monatsraten der untersten Stufen der Klassensteuer uud Staatseinkommensteller auf dem Wege des Gesetzes zu einem dauern den machen will. Die Absicht des Abgeordneten mag eine recht löb liche sein, und gewiß würden die Betroffenen ihm für die Durch dringung desselben danken, wenn sich auf der anderen Seite nicht das Bedenken herausstellen würde, daß ein so weitgehender Steuer erlaß, dessen schadlose Möglichkeit sich jetzt noch nicht übersehen läßt, leicht zu Verlegenheiten in der Finanzverwaltung des Staates führen könnte. Daß die Opposition den vorgeschlagenen Steuer-Erlaß jedoch wirklich ablehnen sollte, wie von einigen Seiten angenommen wurde, wird nicht zu befürchten sein, wie es practisch auch unmög lich wäre, denn die Regierung fordert im Etat eine bestimmte Summe aus der Klassensteuer, die um 14 Millionen niedriger ist, als der Betrag im letzten Jahre. Das Abgeordnetenhans steht somit einfach vor der Frage, ob es dieser Forderung bewilligen, oder ob es sie ablehnen will, verfassungsrechtlich giebt es ein Drittes nicht. Von einer Erhöhung der Regierungsforderung durch den Landtag kann nicht die Rede sein. Oesterreich-Ungarn. Ein heftiges Erdbeben hat fast'das ganze Reich erschüttert; man spürte wiederholt Stöße und eine aufwärts und abwärts schwingende Bewegung. Zahlreiche dem meteorologischen Institute zugegangene Telegramme coustatiren, daß das Erdbeben auch iu Seräjewo, Dervent, Brood, Pola, Triest, Zelli, Klagenfurt, Fünfkirchen, Oedenburg, Marburg, Laibach und Groß-Kanisza ver spürt wurde. In Agram erfolgte außerdem ein zweiter und eine Stunde später ein dritter Erdstoß. Fast jedes Haus in Agram ist beschädigt, einige Häuser sind zusammengestürzt. Der Schaden ist sehr bedeutend; bisher sind 30 theils schwere, theils leichte Verletz ungen constatirt. Die Behörden treffen Maßnahmen, der Magistrat nimmt Delogirungen vor. Frankreich. Das französische Ministerium hat die Mönche glänzend besiegt. Mit Aexten und Beilen wurden die Klosterpforten und Mönchzellen erstürmt. So verkündeten dieser Tage die Nach richten aus Frankreich. Aber der Sieg scheint für das Ministerium ein Pyrrhussieg zu sein, denn es selbst hat gestern infolge der Haltung der Kammer seine Entlassung eingereicht. Die Aufregung, welche ohnehin im ganzen Lande herrscht, wird durch diese Minister krisis, welche unabsehbare Folgen haben kann, noch vermehrt. Das Entlassungsgesuch ist noch nicht angenommen. Grevy wird sich auch sträuben, es zu thun. Aber wenn das Ministerium auch wieder bleibt, so hat es in seiner langen Erklärung zur Eröffnung der Kammer so tiefgreifende Gesetze angekündigt, deren Berathung auch im weiteren Verlauf ihm noch manchen Stein in den Weg werfen wird. Rustland. Der große politische Proceß, welcher augenblicklich in Petersburg verhandelt wird, umfaßt nach der Anklageschrift: 1) Die Ermordung des Gouverneurs von Charkow, Fürsten Krapotkin. — 2) Das gegen den Kaiser am 2. April 1879 verübte Attentat. — 3) Die Zusammenkunft der Socialisten in Lipezik. — 4) Das Attentat gegen das Leben des Kaisers, das durch Minenlegungen unter dem Bahnkörper bei Alexandrowsk und Odessa geplant wurde. — 5) Ein ebensolches Attentat bei Moskau am 19. November 1879. — 6) Die Explosion im Winterpalais am 5. Februar. — 7) Die geheime Typographie, welche im Ssapernyj-Pereulot endeckt wurde. — 8) Den bewaffneten Widerstand, der bei Entdeckung der im vor hergehenden Punkte erwähnten Typographie geleistet wurde. — 9) Den bewaffneten Widerstand, der von einem Mord begleitet war, als im Juli 1880 auf Wassilij-Ostrow der Kleinbürger Andrej Pressu« jakow verhaftet wurde, und 10) Die Mittel, welche den Mitgliedern der socialrevolutionären Partei beschafft werden. Lokales und^ächstsches. Zwönitz. Um die hiesie erlebte Stadtcassirerstelle sind bis jetzt 40 Bewerbungen eingegangen. 1 — Mit ganz besonderem Fleiß und Ausdauer muß jetzt in den Negiments-Schuhmacher-Werkstätten «s königlich sächsischen Armee-