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MiMMMWM Wochen- und Nachrichtsblatt zugleich 8esWs-AWM für SohnSorf, Mülih, BerMorf, üiüsüarf, St. KBit», tzeinrichÄrt, Mmem und MLlse«. Amtsblatt für den Stadtrat zu Lichtenstein. —— 4«. Jahrgang. Nr. 50, Sonnabend, den 1. Mürz 1890. Dieses Blatt erscheint täglich (außer Sonn- und Festtags) abends für den folgenden Tag. Vierteljährlicher Bezugspreis 1 Mark 25 Pf. — Einzelne Nummer 10 Pfennige. — Bestellungen nehmen außer der Expedition in Lichtenstein, Markt 179, alle Kaiser!. Postanstalten, Postboten, sowie die Ansträger entgegen. — Inserate werden die viergespaltent Korpuszeile oder deren Raum mit 10 Pfennigen berechnet. — Annahme der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. Nachbestellungen auf das Lkchtenstein-Callnberger Tageblatt für den Monat März werden zum Preise von 4S Pfg. in unserer Expe dition, von den Austrägern, sowie von sämt lichen Postanistalten und Briefträgern ent gegengenommen. Inserate finden infolge der großen, stetig wachsenden Auflage erfolgreiche Ver breitung. Die Expedition des Tageblattes. Carl Matthes Markt 179. Tagesgeschichte. — Militärisches. Gleich den zweiten Tressen um die Waffenrockärmel oberhalb des Aufschlags für ctatsmäßige Feldwebel sind kürzlich nachstehende weitere Neuerungen in der König!. Preuß. Armee und durch Beschluß des Königs auch bei unserer Sächs. Armee zur Einführung gelangt: 1) Ein neues Schützen- bez. Schießabzeichen, bei 4 bez. 8 und 12 maliger Aus zeichnung, bestehend aus einer silbernen Tresse mit grünen Streifen in der Mitte, welches an Stelle der bei den vorgenannten Auszeichnungen bisher getragenen breiten grünweißen Borte zu treten hat; 2) Abzeichen für die besten Fechter zu Pferde. Dieselben sind auf dem rechten Oberärmel zu tragen und bestehen für die Gardereiter, Karabiniers und Ulanen in Sparren (/>) aus grünweißer Borte, für die Husaren — je nach der Farbe des Attilabesatzes — in Sparren aus gelber oder weißer Plattschnure. Bei wiederholter Auszeichnung werden analog des Schießabzeichens bei jeder viermaligen Auszeichnung von den ersteren Truppenteilen Sparren aus silberner Tresse mit grünen Streifen in der Mitte, von dem letzteren Truppenteile solche aus goldener bez. silberner Tresse angelegt. —- Das neueste Postamtsblatt enthält eine An sprache des Staatssekretärs Or. v.^ Stephan, worin den Beamten der Reichspost und Telegraphie warme Anerkennung für die Pflichttreue im Dienst und Opfer Willigkeit für das öffentliche Interesse ausgesprochen wird, die vom Personal in der Zeit der Influenzen krankheit in hervor tretender Weise gezeigt worden ist. Im Besonderen wird darin der Zeil „Weihnachten und Neujahr" gedacht, wo zahlreiche Beamte und Unter beamte trotz eingetretener Erkrankung, unter Hintan setzung der Rücksichten für die eigene Gesundheitz ihren Dienst ohne Unterbrechung mutvoll weitergesührt haben! Die Ansprache schließt mit den Worten: „Möge der alte bewährte Geist freudiger Pflichterfüllung auch für alle Zukunft in dem Personal der Reichspost- und Telegraphen-Verwaltung lebendig bleiben!" — Dresden. Im September v. I. war, wie man sich wohl erinnern wird, der russische Lieute nant a. D. Sawin, ein berüchtigter Hochstabler, auf dem Transporte von Berlin nach der russischen Grenze aus dem Eisenbahnzug entsprungen, schließ lich aber in Genf wieder dingfest gemacht worden. Er hatte damals ans seiner Flucht auch Dresden berührt und kurze Zeit in einem Hotel in der Neu stadt unter dem Namen Graf Lampert gewohnt. Durch den Umstand, daß man hier ermittelt hatte, unter welchem Namen er auf der Flucht reiste, war seine Verhaftung in Genf hauptsächlich ermöglicht worden. Auf Sawins Ergreifung war eine beträcht liche Belohnung ausgesetzt worden. In diesen Tagen ist nun ein Teil dieser Belohnung hier zur Ver teilung gekommen. Außer einigen Polizeibeamten sind auch der Oberkellner und ein Zimmermädchen in dem betreffenden Hotel hier bedacht worden. Die Letztere, welche zuerst gegen den angeblichen Graf Lampert Verdacht geschöpft und ihn dann scharf beobachtet hatte, erhielt 100 M. ausgezahlt. — D r esden, 27. Febr. Die Zweite Kam mer erteilte in Anwesenheit des Staatsministers v. Nostitz-Wallwitz und Ur. v. Gerber, der Geh. Räte v. Charpentier und Häpe, des geh. Schulrats Kockel und des Regierungsrats Ur. Apelt dem Gesetzent würfe betr. die Pensionsberechtigung der berufsmä ßigen Gemeindebeamten in den Städten mit der Städteordnung für mittlere und kleine Städte, sowie in den Landgemeinden, auf Antrag der Gesetzgebungs deputation (Berichterstatter: Abg. v. Bosse) in der von der ersten Kammer beschlossenen Fassung ihre Zustimmung, nachdem infolge von Anfragen des Abg. Ur. Schill festgestellt worden war, daß den Gemeinden freistehe, durch Ortsstatut auch die Er reichung einer gewissen Altersgrenze als Voraussetz ung für die Pensionierung zu bestimmen, und daß die nach dem Entwürfe nicht wiedergewählten G e- meindevorständen rc. zu gewährende Unterstützung rechtlich der Pension gleichftehe. Eine längere De batte veranlaßte der Bericht derselben Deputation (Berichterstatter: Abg. Preibisch) über den von der Ersten Kammer unverändert angenommenen Gesetz entwurf, betreffend die Abänderung mehrerer Be stimmungen der Armenorduung. Zu Abschnitt I dieses Entwurfs, welcher die an einzelnen Orten auf Grund von Herkommen erhobenen Erbschaftsabgaben beseitigen will, hatte eine Minderheit der Deputation die Ablehnung beantragt, zugleich aber den Antrag gestellt, die Regierung um Erwägung zu ersuchen, unter welchen Bedingungen und Beschränkungen den Ortsarmenverbünden nachzulassen sein würde, unter Anlehnung an die staatliche Erbschaftssteuer eine Erbschaftsabgabe zur Ortsarmenkasse zu erheben. Nachdem dieser Antrag von mehreren Rednern be kämpft, von anderen aber befürwortet worden war, erklärte Staatsminister v. Nostitz-Wallwitz, daß die Aufhebung der in hohem Grade ungerecht wirkenden Erbschaftsabgabe, wie sie jetzt bestehe, dringend wün schenswert sei, daß aber die Frage der Einführung einer kommunalen Erbschaftssteuer, die bisher noch von keiner Seite au die Regierung gebracht worden sei, von der letzteren in Erwägung würde gezogen werden, sofern dies von den Kammern ge wünscht werden sollte. Nach dieser Erklärung einigte man sich dahin, dem Abschnitt I des Entwurfs zn- zustimmeu, andrerseits aber auch den von der Min derheit gestellten Erwäguugsantrag anzunehmen. Ab schnitt II, welcher den Gemeinden die Ausgestaltung einer für die Armenkasse zu erhebenden Vergnügungs steuer überläßt, wurde mit einigen von der Depu tation bez. der Minderheit derselben gestellten Ab änderungsanträgen angenommen. Zum Schluß wurde auf Antrag der Beschwerde- und Petitionsdeputation (Berichterstatter: Abg. Schill) eine Petition des Vorstandes des deutschen Vereins für Knabenhand arbeit und des Vorstandes des Landesverbandes zur Förderung des Handfertigkeit sunterrichts im König reich Sachsen um Unterstützung der Lehrerbildungs anstalt des erstgedachten Vereins in Leipzig der Staatsregierung zur Erwägung überwiesen unter gleichzeitiger Ermächtigung derselben, die Anstalt mit einem Beitrage von jährlich 3000 M. zu unterstützen. — Nächste Sitzung Montag. — Der Antrag des Abg. Streit und Gen. auf Revision der Gesindeordnung ist in der Gesetzgebungs- Deputation zur Beratung gelangt. Die Regierung hat sich hierbei folgendermaßen geäußert: Sie er achte das Gesetz im Ganzen als ein gutes und werde nur schwer an eine Aenderung gehen. Schon vor 16 Jahren sii man in Erwägung wegen einer Abänderung der Gesindeordnung getreten, sei aber dazu gelangt, daß von einer solchen abzusehen sei. Ob die Sache jetzt anders liegen werde, wenn ein Antrag seitens der Kammer an die Regierung gelangte, bedürfe reiflicher Erwägung. Eine Einigung ist in der De- putation nicht erzielt worden. Die Frage, ob die Gesindeorduung einer Revision zu unterziehen sei, wurde mit 4 Stimmen (der Abgg. Bretschneider, Or. Minckwitz, Streit und Wehner) gegen 3 Stimmen (Ackermann, v. Bosse und Speck) bejaht und mit demselben Stimmenverhältnis die Regierung aufge fordert, einen dem Ergebnisse der Revision entspre chenden Gesetzentwurf dem nächsten Landtage vorzu legen. Als einer Abänderung bedürftig, bez. als zu streichen wurden bezeichnet die Paragraphen 51, 52, 97 und 105, sowie 31, 32, 45 und 46. Den Dep.- Bericht erstattete Abg. vr. Minckwitz. — Die Petitions-Deputation der zweiten Kam mer hat die bei derselben eingegangenen 12 Petitionen um Herabsetzung der Fortbildungsschulpflicht auf zwei Jahre auch in diesem Jahre einer eingehenden Erör terung unterzogen. Die Majorität der Deputation ist der Ansicht, daß es im Interesse des Gedeihens der Fortbildungsschule dringend notwendig ist, die gegen dieselbe gerichteten Bestrebung» n nicht durch Fallenlassen des dritten Jahres weiter zu ermutigen, und beantragt deshalb, die Petitionen auf sich be ruhen zu lassen. Die Minderheit der Deputation macht dagegen geltend, das dritte Jahr der Fort bildungsschule sei überflüssig, die Schüler zeigten in dem vorgeschrittenen Alter keine Lust zum Lernen und wirkten im dritten Jahre nachteilig auf die Schüler der ersten beiden J rhrgänge ein. Aus diesen Gründen beantragt die Minderheit, die Petitionen der Regierung zur Erwägung zu überweisen. Das Ministerium hat in dieser Angelegenheit ein Gut achten der Schulinspektoren eingeholt, welches aus zugsweise dem Deputations-Bericht beigegeben ist und zu Gunsten des dritten Jahres lautet. — Bei den Verhandlungen unserer zweiten Kammer über die Staatseisenbahnen ist es aufgefallen, daß von keiner Seite ein Antrag auf Einführung des Zonentarifs oder auf anderweite Ermäßigung der Preise für Fahrkarten gestellt worden ist. Das ist unter blieben einzig aus dem Grunde, weil dieStaatsregierung selbst mit einer Herabsetzung des Personentarifs vor gehen will. Die Pcrsonentarife sollen nicht blos ver einfacht, sondern auch ermäßigt werden. Das Publikum wird also künftig auf den sächsischen Eisenbahnen billiger fahren. Diese Herabsetzung des Personentarifs wird einen Ausfall von 2 bis 3 Millionen bewirken, doch wahrscheinlich aber nur in der ersten Zeit. Der Personenverkehr wird sich später gerade infolge seiner Verwohlfeilerung so heben, daß der Ausfall wieder eingebracht wird. Bemerkenswert war es außerdem bei der Eisenbahndebatte, daß sich die Abgg. Ahnert, Schillert, Müller-Colditz und Bramsch mit großer Wärme der Eisenbahubeamten und -Arbeiter aunahmen. Abg. Ahnert gedachte namentlich der Schaffner. Abg. Schillert verwendete sich für rascheres Aufrücken der Expeditionehilfsarbeiter und Bureau-Assistenten, die Abg. Müller und Bramsch nahmen sich besonders der Eisenbahnarbeiter an. Letzterer verlangte, daß die Löhne derselben auf mindestens 2 M. 50 Pf. erhöht würden, dann werde bald ein guter Stamm von Eisen bahnarbeitern vorhanden sein. — Leipzig. Demnächst wird Leipzig um eine Sehenswürdigkeit reicher sein. Die Teilnahme an der dauernden Gewerbe-Ausstellung ist eine überaus rege, es haben sich 132 Aussteller gemeldet und wird in folgedessen die Ausstellung sich sehr interessant ge stalten, zumal darauf hin gewirkt ist, daß gleichartige Gegenstände von gleicher Ausführung nnr durch eine beschränkte Zahl Äussteller gleichzeitig vertreten sein werden. Der Zutritt zur Ausstellung wird unent- geldlich sein und deshalb vonJeden, der nach Leipzig kommt, gern besucht werden. — Leipzig, 27. Febr. Am gestrigen Nach mittage sprach em hiesiger Handarbeiter in einer Restauration um etwas Mittagsessen an. Kaum hatte