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A-en-AuSga-e «SW«««. Sir.«» Mittwoch, »l. Dezember isso »k«tt«nlckiriit; RachrtAte» »re«I>n, Aernivicch.-r-Tommklnummer: e»S4l Nur ul «achlüks. 'öchk: Nr. !001, Gchrtitleftung u. Haudlge Echiiftilellc: »leide»-«, l. M-rienlir-t, »«/«» Gegrünöet 18S6 »«tusl-etttr »et Uigttch ,w» malige, Lusteüuog monatltch I.«o IM. «einickillei»» «> Isg. flk »rtgelwkn», durch Vaslbe,ug 5.40 vft. rtnschlieiilich »« »lg. »oftgebühe «ahne Vol>«uslellu„g«gebLhr) bet Ima, mbchenUtchem Beriand. tkti>,elnumme, lv Big. Anzetgenvreile: Lte rintpalitge 30 mm beeile geile «» Big., iür auswüci« 4» Big. ftamilienanzeigen und Siellengeiuch» ohne Rabatt >b BI»., «uberbalb iS Big-, die so mm breite Reklamezeile soo Big., außerhalb rso Big. Liierten- gebübr »0 Big. RugwLrttge Aufträge gegen Vorausbezahlung Druck «. Berkagr LIepich » Reichaed», Dresden. Boilicheli-»to. 10 8 Dresden, Rackidrult nur m» deutt.Oueltenangabe iDresdn. Rache.» zulSIiig. Unverlangt« Schriftstücke werden nichi »uibewahr« EngM - französischer Gchul-enkonM England serber» AnIeWtlgm« ln «»Wanken Paris, 81. Dez. Wie erst seht bekannt wird, hat der englische Schahkanzler a»> 24. Dezember eine neue Note «n die französische Regierung gesandt, n der er noch einmal darauf hinwctst. daft dte englischen Zeichner der französischen Anleihen darauf beständen, in Golbfranken aus gezahlt zu werden. Der Schatzkanzler unterstreicht hierbei, daß die sranzSsische Regierung den englischen Zeichnern gegenüber die «er. pslichtung übernommen habe, sie in Goldsranken auszn» zahlen. In verschiedenen gleichartigen Prozessen, die vor französi schen und ausländischen Gerichten sowie vor den» tnkrr- nationalen Schiedsgericht im Haag stattgcsnnden Wien, hätten die Zeichner von Anleihen stets ihr Recht durchgeseht. tn Gold ausgezahlt zu werden. Sollte die englische Forderung angenommen werden, so würde dies eine jährliche Ausgabe von 166 Millionen Papiersranke« für Frankreich bedeuten. Gegenüber dem französischen Standpunkt bezüglich der Frankcnentwertung betont die Berlin, 81. Dez. Zum Jahreswechsel erlös,t der Reichsprösident folgenden au die Wehrmacht gerichteten Snfrns: An die Wehrmacht! Am 1. Januar 1881 besteht die Reichswehr ein Jahrzehnt in der Form, die ihr der Vertrag »on Versailles bestimmte. In Zeiten tiefer vaterländischer Rot wurde fie unter meinem Amtsvorgänger geschaffen. Trog aller ihr anferlegten Fesseln hat sich die Wehrmacht alS Hort des änderen nnd inneren Friedens, als eiserne Klammer des Reiches und als feste Stütze des Staates erwiesen. DaS ihr zu treuen Händen übergebene Erbe der alte« Armee und Marine hat Ne gut verwaltet. Ich danke der Wehrmacht sür die Arbeit dieses Jahrzehnts und entbiete ihr meine herz lichsten Wünsche zum Neue» Jahre. Möge sic weiterhin ihre Ehre darein setzen, in Gehorsam und treuer Pflichterfüllung de« Vaterlande zu dienen. Verl in, den 81. Dezember 1988. — Der Reichs» gräsident: gez. v. Hindenbnrg. Der Neichswchrministcr: gez. Grüner. Ainöenbmo an öen Reichskanzler englische Regierung, dast cs sich hierbei um eine rein inner- französische Angelegenheit handele, dte das Ausland nichts angehe. I» der Pariser Presse wird dieser neue Schritt der englischen Negierung lebhaft besprochen. Das „Journal" bedauert vor allem, das; England durch seine Haltung die französisch-englische Ver ständigung im Augenblick der bevorstehenden Abrüstungs konferenz in Zweifel stelle. Dies sei um so bedauerlicher, als der Schritt Macdonalds niemals zu einem Ergebnis führen könne. Mit der Zeichnung der französischen Anleihen hätten die Engländer gleichzeitig alle Risiken übernommen, vor denen in der heutigen Zeit der Krisen kein Land sicher sei. Es sei unverständlich, wie England von Frankreich ein Vor recht zu seinen- Gunsten und zum Schaden der Franzosen verlangen könne. Der englische Standpunkt sei nur dann haltbar, wenn die Anleihen in England aufgelegt morden mären, und auch nur dann, wenn zu gleicher Zeit eine Gold- garantte von Frankreich übernommen worden wäre. Wappnen wir uns für das Jahr 1631 mit Gottvertrauen, mlt zähem Mut und unbeugsamem Willen, mit starkem Trotz und noch viel stärkerer Hoffnung!" Kein Verzicht auf -as Ratsprasi-ium Vrsdlmvlckung unsorvr vvrUuor SvdrUtlvtluu« Rcrlin, 81. Dez. In der Wilhclmstraße werden dte aus Genf vorliegenden Meldungen, dast ctn Verzicht -es ReichSaußenmtnisters Dr. Curtius aus das Rats- präsidtum bei der kommenden Januartagung bereits aus gesprochen sei, energisch in Abrede gestellt. Es wird daraus verwiesen, das, cs sich überhaupt nicht um einen Ver zicht handeln könne, sondern dast, wenn Deutschland schliess lich aus eine derartige Regelung zukäme, lediglich ein Tausch in Frage käme. Im übrigen sei die Frage noch gar nicht entschieden und werde vor Anfang Januar auch nicht entschieden werden. SieMMullrieoorschwmnArbMkSmvstii? Essen, 31. Dez. Die vier Bergarbeiterverbände, der Freigcwerkschastliche Verband, der Gewcrkverein christlicher Bergarbeiter Deutschlands, der Gewcrkverein der Hirsch» Duncker und die Polnische Bergarbeitcrocreinignng, haben zum Scheitern der Lohnverhandlungen im Ruhrbergba« und zu der Ankündigung des Zechcnverbanües, den Bekegschafte« zur Durchführung einer angemessenen Lohnsenkung zum 15. Januar 1SS1 zu kündigen, einen gemeinsamen Ausruf a» die Ruhrbergarbciterschaft gerichtet, in dem die Bergarbeiter aufgesordert werden, keine neuen ArbeitSverträge mit ge» kürzten Löhnen abznschlicsten und nur den Anordnungen der Bergarbeiterverbände Folge zu leisten. Wie unsere Berliner Schristleitung drahtet, wird in unterrichteten Kreisen die Lage sür keineswegs so ernst gehalten, wie dies in gewissen Linksblättern hingestcllt wird. Mau glaubt nicht, dast es zu irgendeiner Streik, bewegung oder zu einer Aussperrung kommen wird. Der zuständige Schlichter, Pros. Brahn, wird vielmehr erneut Verhandlungen ansetzen, nnd es steht, wie i» Arbeitsministerium behauptet wird, antzer Frage, dast es da bei zu einer Einigung kommt. Die Lohnkürzung dürste, unseren Informationen nach, etwa k Proz. betragen. Vom Zechenverband wird mitgeteilt: In den Zechen des Ruhrgebicts wird am 3. Januar 1631 die Kündigung der Belegschaften durch folgenden Anschlag bekanntgegeben werben: Die Schlichtungsverhandlungen über dte Neugestaltung der Hohnordnung, dte durch die Verschlechterung der Marktlage und die bereits erfolgte Kohlenprcisscnkung not wendig geworden ist, haben z» keinem Ergebnis geführt. Wir sind daher gezwungen, zum Zwecke einer angemessene« Senkung der Löhne den Belegschaften hiermit zum 15. Januar 1631 zu kündigen. — lieber das Ausmaß der erforderlichen Senkung der Gedinge und Schichtlöhne wird rechtzeitig Näheres bckanntgegebcn werden. Jeder einzelne kann sich also seinen Arbeitsplatz erhalten, wenn er sich bereit erklär^ mit verkürzte» Löhnen weiterzuarbeitcn. Schiedsspruch sür den mitteldeutsche« Brannkohlenberg, bau sür verbindlich erklärt. Der Rcichsarbeitsmtnister hat den Mehrarbeltöschicdsspruch für den mitteldeutschen Braun« kohlenbergbau sür verbindlich erklärt. RcujalMttalikrii des ReMkamkrs Liiidknbukgs RciMrsttlaß an dir Wednimibt Berlin, 91. Dez. Reichspräsident v. Htndenburg hat an den ans kurzen Urlaub i» Badenmeiler weilenden Reichs kanzler Dr. Brüning nachstehendes Telegramm gerichtet: „Im treuen Gedenken spreche ich Ihnen meine herzlichsten Glückwünsche für erfolgreiche Arbeit und persönliches Wohl ergehen im neuen Jahre aus. Mit freundlichen Grüßen sgez.l ». Htndenburg." Emltus an die Grenzmark Schneidemühl, 91. Dez. NetchSaußenmtntster Dr. Curtius hat an die Provinz Grenzmark Posen-Wcstpreußen folgenden NenIahrSglückwunsch gesandt: „Dte öffentliche Meinung Deutschlands wendet sich je länger se mehr der bedrohlichen Lage des Ostens zu. Auch die ernste Sorge der Netchsregie- rung gilt dem deutschen Osten und seiner Not. Meine kürzlichen Fahrten nach Ostpreußen und Schlesien entsprangen dem Gedanken, nicht nur aus Berichten und Schilderungen, sondern auch aus eigener Anschauung ein lebendiges Bild von der Lage der Dinge an Ort und Stelle zu gewinnen. Ich freue mich, daß die Ausführung dieses Gedankens so großes Verständnis und ko warme Zustimmung gesunden hat. Meine schwierige Aufgabe in Gens wird mir durch die wertvollen Eindrücke und Informationen, die ich von den bewährtesten Sachkennern tn reichem Maße erhalten habe, wesentlich erleichtert Ich hoffe aufrichtig, daß das neue Jahre der Grenzmark Posen-Westprenßcn sowie dem deutschen Osten überhaupt mit dem wachsenden Verständnis für seine Leiden und Sorgen Erleichterung und Besserung bringt." VberprSsident Dr. h. c. von Vülow hat eine NeuIahrSknndgebung hcrauSgegcben. in der eS unter anderem heißt: „Vom Frtedcnsdiktat so schwer betroffen, wie kann, ein anderer Fleck deutscher Erbe, wirtschaftlich das schwächste Glied tn der Kette preußischer Provinzen und beut- scher Länder, so steht dte Grenzmark Posen-Westprcußen heute an der Spitze aller deutschen Not. Sehen wir ihr ent schlossen ins Auge. Alte Preußenar« trögt baS Haupt im Unglück hoch und weiß aus der Rot heraus die Abwehrkräste zu gewinnen» die sie zerbrechen. Das neue Jahr führt als ersten Gast den R e i ch S k a n z l e r > »« '.'"s- Willkommen ihm! Wir sehen in dem Besuch ein starkes Zeichen treuer Hilfsbereitschaft der ReichSregteruug.! Gin Rückblick Dr. Brünings auf -ie Politik -es Aahres 1S3« Zum Jahreswechsel veröffentlicht Reichskanzler Dr. Brüning die folgenden Betrachtungen: Das Jahr 1636 werden Millionen und aber Millionen unseres Volkes mit einem gewissen Aufatmen scheiden sehen; gut, baß wir es hinter uns haben! Denn cs war ein schweres Jahr, ein Jahr, das uns viel zu schassen machte. Dte Kon junktur von 1627/28 setzte ihren Abstieg von 1626 bis in das Tal einer tiefen Depression sort und machte Mil lionen deutscher Volksgenossen erwerbslos. Die Ftnanzverhältnisse des Reiches, der Länder und Gemeinden wurden kritisch, Depression und Krisis der Finanzen nährten baS Mißtrauen in unserem Volke, ob das Leben und das Wachstum unserer Nation mit der gegebenen verfassungs mäßigen Ordnung der politischen Kräfte am besten gewähr leistet seien. Es wurden Bewegungen groß, die über dieses Mißtrauen hinaus die gegenwärtige Ordnung unserer poli tischen Verhältnisse als des Ruins des Staates und der Nation Schuldige anklagten und sich anheischig machten. Volk, Staat und Kultur aus ihren Grundsätzen, ihrem Blute und ihrer Tatkraft erneuern zu können. Von außen fanden die innerpolltlschen Erregungen Zündstoff an der all gemeinen politischen Unrast tn der Welt, sowie an der Ab neigung der Mächte, in den Fragen der Abrüstung der deutschen Tributverpslichtung sowie der Souveränt- tätsvcrhältnisse tm Osten eine schöpferische, d. h. die Völker beruhigende, Gegner versöhnende, dte Kultur der Menschheit fördernde Politik zu aktivieren. Politischer Verstand oder Unverstand sind bet unS wahr- schelnltch noch weniger als bei anbcren Völkern das Reservat bestimmter sozialer Schichten oder Berufe. Im Gegenteil finden wir überall beides tn hohen Graden. Dasselbe läßt sich auch sagen von der praktisch-politischen Betätigung. So kommt eS. daß unser politisches Leben so mannigfaltig Ist. daß cs darin quirlt und braust, baß «immer etwas los ist", daß eS aber auch so schwer ist. eine sachliche, d. h. wirkliche Politik nach wohlüberlegten Richtlinien auf Jahre oder gar Jahrzehnte berechnet zu betreiben, wie eS doch eigentlich sein muß. Dennoch aber hat sich tm abgelausencn Jahre so viel politisches Verständnis äußern und durchsetzen können, daß wir den Finanzen wieder — trotz der fortschreitenden Depression — eine festere Grundlage geben konnten. Und was geordnete Finanzen «ach de« verschiedenen Rtch. tungcn hin bedeuten, sollte allgemein bekannt sein. Wir haben sodann manches tun können, um den Ablauf der Kon junktur zu erleichtern. Die Arbcttsloienverstche- rung — dte weit mehr ist. als thr Name betagt — konnte besonders dank der Arbeitnehmerschaft selbst tn ihren Leistun gen gesichert werden. Wie denn überhaupt unser ganzes staat- licheS, soziales und wirtschaftliches Leben glücklicherweise, und ich sage es ausdrücklich dabei, keineswegs nur durch die Tätigkctt der politischen Organe, sondern mindestens ebenso sehr durch dte Tätigkeit und Ordnungötreuc aller Vernünf tigen in Stadt und Land, vor d c n Katastrophen bewahrt geblieben ist, die zeitweilig ernsthaft drohten. Wenn es aber Leute gibt, die da meinen und ausrusen, wir steckten sa schon mitten tn der großen Katastrophe brtn, so kann man dem gegenüber nur sagen: Sie wissen nicht, waö sie reden. So stehen wir an der Schwelle zwischen dem alten und dem neuen Jahre wie Männer, die von schwerer, gar nicht ästhetischer Arbeit kommen und die Spuren davon an sich tragen, und die wissen, daß sie morgen wieder so Herangehen müssen, weil das Werk ja noch längst nicht fertig ist. ja, die wissen, daß es überhaupt nie fertig wird, weil dte Politik eine Seite des Lebens Ist, und also auch dauert, solange es Leben gtbt. Aber wie echte Werklcute, dte einmal ein Werk begonnen haben. eS freiwillig nicht bet der halben Sache bewenden lassen, so werde» auch wir von der Gestaltung unserer Verhältnisse zum Besseren, zum Höheren nicht ab- lassen, solange Leben und Kraft in uns sitzt. Leben und Kraft aber haben wir, das hat uns das Ringen des Volkes im ab laufenden Jahre bewiesen. Freilich muß dte Kraft diszipliniert sein, soll sie aufbauen und nicht zerstören. Das gilt überall von thr. aber wenn ich an der Schwelle zum neuen Jahre uns allen und mir polt- ttschetwas ganzTteses und Großes wünschen darf, dann ist es diese»: Möge unser Volk in seiner Gesamtheit, also in allen Schichten, Berufen und Ständen und Lebens- altern, zunehmen tn der Fähtgkett und Geschicktheit, seine große» Anlagen und unerschöpflichen Kräfte richtig zu behan deln und etnzusetzcn — besonders tm Politischen —, möge cö also einsehcn. daß alle praktische Politik Ausbau ist. daß aber alles Aufbauen nicht darin besteht, daß alles zu gleich getan wird, sondern daß ein Stein sich auf den anberu fügt. Zerstöre» geht »lel rascher als Lusbauen, geht — so«