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PoiglliinWtr Aiytigtr. Amtsblatt für das Köniqlichc B^irfgacricht ;u Platten, sowie für die Königlichen Gerichtsämter und Stadträtbe zu Planen, Pausa, Elsterberg, Schöneck und Mühltroff. 3nu'imMMnzüMr Jahrgang. Verantwortliche Redacticn, Druck und Verlag von Moritz Wieprecht in Plauen. Dieses Blatt erscheint wöchentlich dreimal, und zwar Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. Jährlicher 'Abonnementspreis, welcher pi-Lanmei-aado zu entrichten ist, auch bei Beziehung durch die Post, 1 Th!r. 10 Ngr. — 'Annoncen, die bis Bormittags 11 Uhr eingehcn, werden in die Tags darauf erscheinende Nummer ausgenommen, später eingehende Annoncen finden in der nächstfolgenden Nummer 'Aufnahme. — Inserate werden mit 1 Ngr. für die gespaltene Corpus-Zeile berechnet. Einzeilige mit 2 Ngr. — Für die auswärtigen ötvnigl. Gerichtsämler und Sradträthc, für welche der Boigtländische 'Anzeiger Amtsblatt ist, bestehen die Geschäftsstellen in Pausa bei Herrn Bürgermeister Leh» mann, in Elsterberg bei Herrn E. A. Diezel, in Schöneck bei Herrn Eduard Meyer, in Mühltroff bei Herrn Ehausseegelder-Einnchmer Holzmüller. 4« 2». April 1WI. Sonnabend. Zeitungen. Suchten. Dresden, 10. April. (Landtag.) In beiden Kammern ist heute die ständische Schrift über das Gewerbegcsetz vorgetragen und genehmigt worden. Die erste Kämmer hat die Berathung des Ausgabebudgets für das Iustizdepartement begonnen und heute die allgemeine Debatte beendigt. Die zweite Kämmer bewilligte heute ohne Debatte 30,000 Thlr. zur Her stellung eines Schießplatzes für die gezogenen Kanonen und beschäftigte sich dann mit Petitionen. Dresden, 17. April. Die zweite Kammer hat in ihrer heutigen Sitzung nach Erledigung der bei der Elbstrvmregulirung entstandenen Differenzen mit den Beschlüssen der ersten Kammer das Budget des Departements der Finanzen durchberathen und dasselbe allenthalben in der postulirten Höhe be willigt. Zwickau hat an Communanlageu dieses Jahr nur aufzubringen.: 3601 Thlr. für die Armenkasse, 1563 Thlr. zur Tilgung und Verzinsung der Kirchen- bauschulden und 2122 Thlr. desgleichen in Betreff der Schulbauschnlden. Die Pflichtigen zahlen dazu von jeder Grundstcuereinheit Pfennig uns von jedem Ncngroschen ihrer Gewerbe- und Personalsteuer 3'/z Pfennig. In Chcm- nitz müssen manche Leute auf den Neugroschen Gewerbesteuer über 2'/z Ngr. Commun- und Parochialanlagen zahlen. (Wir in Plauen machen in dieser Beziehung Ehemnitz Concurrenz.) Der noch ganz rüstige, 82jährige Pachter der Walkmühle zu Zwickau, Tuchmachermeisier Apel iu Werdau, ist zum Ehrenmeister der Zwickauer Tuch macherinnung ernannt worden. Der Ehrengreis hat 11 Kinder, 00 Enkel, aber nur 35 Urenkel am Leben. Frankfurt, 12. April. Wohl in keiner Stadt ist man so splendid gegen den Lchrerstand, als bei uns, und derselbe würde sich überall glücklich schätzen, brächte er cS zu solchen Besoldungen, wie hier. Die Elasseulehrer an den Volksschnlcn haben ihre Gehalte auf 1200 bis 1400 fl. (800 Thlr.) normirt erhalten und nur uoch über daS eine zu klagen, daß sie noch nicht zu gleich mit ihrer Anstellung auch das Bürgerrecht erhalten, wodurch die Abnor mität entsteht, daß Nichtbürger und sogenannte Permissionisten die hiesigen Bür ger erziehen müssen. Für das Gymnasium, dessen Direetor 4000 fl. bezieht, ist ferner bestimmt worden, daß der Normalgehalt der Elasfenlchrer auf 2400 fl. erhöht wurde, ebenfalls eine recht erhebliche Summe. Baiern. Die Abgeordneten des Wahlbezirks Nürnberg (Brater, Crämer und Längenfelder) haben folgenden Antrag eingebracht: „Die Unterzeichneten beantragen, die allerehrerbietigste Bitte an Se. Maj. den König zu beschließen: es möchte 1) dem Landtag mit thunlichster Beschleunigung der Entwurf einer Gewerbeordnung vorgelegt werden, welcher den in der Rheinprovinz gesetzlich geltenden Grundsatz der Gewerbefreiheit auf das ganze Königreich ausdehnt, und wolle 2) zugleich auf die einem Theil der Realberechtigten infolge dieser Maßregel bevorstehenden Verluste billiger Bedacht genommen werden." Oesterreich. Wien, 16. April. Die kriegerischen und friedlichen Ge rüchte wechseln fortwährend ab und es wird dadurch nothwendigerweise ein Zu stand der Spannung erzeugt, der wahrhaft drückend ist und auf allen Verhält nissen mit gleicher Schwere lastet. Aus Paris wird neuerdings gemeldet, daß der Kaiser der Franzosen ernstlich bestrebt sei, den Frieden für dieses Jahr zu erhalten und es an Rathschlägen zur Mäßigung nach allen Seiten hin nickt fehlen laste. Abgesehen aber davon, daß dies nur ein schwacher Trost ist, da dadurch im besten Falle nur ein kurzer Aufschub gewonnen wäre, so deuten anderseits eine Menge Anzeichen darauf hin, daß wichtige Ereignisse auf der appenninischen Halbinsel im Anzuge sind. In Frankreich werden die Rüstungen in kolossalem Umfange fortgesetzt, und offen sprechen es bereits die bonapar- tistischen Blätter aus, daß Frankreich angesichts der unaufhaltsamen Einheits bestrebungen Italiens auf Annexionen und Compensationen nach anderer Seite hin denken müsse. Dazu kommen die Exzesse in Marschall und die aufrühreri schen Bewegungen in den slawischen Provinzen der Türkei, welche ebenfalls nur Glieder der großen Kette sind, die von Paris aus um ganz Europa ge schlungen wurde. Daß man unter solchen Verhältnissen den friedlichen Versiche- ruugen, die von Paris und Turin auS in die Welt gesendet werden, keinen Glauben beimißt, liegt auf der Hand; weit begreiflicher ist es, daß man in ihnen vielmehr eine neue Bestätigung der kriegerischen Absichten Frankreichs und des nrit ihm verbundenen Italiens erblickt. Italien. Rom, 6. April. Die Osterfeierlichkeiten sind hinter uns; die wenigen Fremden, welche dazu eingetroffen waren, baben die Stadt wieder verlassen und Nom ist todtenstill. Der Papst siel vor einigen Tagen in der sixtinischen Kapelle in Ohnmacht; man fürchtete und fürchtet für ihn ; indeß er hat sich erholt und fungirt wieder. Der neapolitanische KönigShef war ent schlossen, nach Ostern Rom zu verlassen, um nack Baiern überzusiedeln; jetzt ist dieser Plan aufgegeven; die Agenten Franz des Zweiten in Neapel haben ihn ans Grund der unsicher» Lage Süditaltens bestimmt, in Rom zu verbleiben, und gewisse Ereignisse abzuwarten, die wir nicht kennen. Nack Pontecorvo sind die Franzosen nicht gegangen; dieses ehemalige päpstlicke Enclave ist nach wie vor von Eivilgarden besetzt. Die französische Occupationsarmee ist bis jetzt nicht verstärkt worden; sie beträgt nach wie vor 20,000 Mann. — Die Unionspartei in Rom ist niedergeschlagen; zwar hat sic die Tagesordnung Buoncompagni und die Sicherheit, womit Cavour in seiner Rede sick über die Gewißheit aussprach, daß Rom die Hauptstadt des Reichs sein werde, mit Freude begrüßt, aber diese Lösung bleibt im Ungewissen nnd die gegenwärtige Spannung ermüdend und auszehrend, wie vorher. Wann, so fragt man sich, wird der Moment cintreten, wo sich die katholische Welt, ihre politischen Mächte, der Episcopat, und etwa 20 Millionen völlig papistisch gesinnter Katholiken un ter den 200 Millionen dieses Glaubens davon überzeugen, daß das weltliche Dominium die Unabhängigkeit des Papstes nicht sichere, daß die „freie Kirche im freien Staat", und Papst und König in Rom einträchtig neben einander bestehen können? Durch welche Mittel wird diese Ueberzeugung gewonnen werden? Werden die 6 Monate hinreichen, welche Napoleon als Frist dem Papstthum bewilligt zu haben scheint? — Die italienische Bewegung hat ein klares Resultat geliefert: Die Unmöglichkeit des Fortbestandes eines Kirchen staats; die Verwandlung Roms aber in die königliche Residenz ist bis heute eher als Nvthwendigkeit, denn als Möglichkeit demonstrirt — ein Fall, der zu den seltensten in der Geschichte gehören dürfte. Azeglio, Welcker Nom kennt und nicht daran glaubt, daß diese Stadt die Hauptstadt eines Königreichs sein werde, ist von Cavour getadelt worden, welcher Rom nicht kennt. Die Zeit wird lehren, welche Ansicht die richtige sei. Wer aber Rom kennt, darf dreist behaupten, daß kein verhängnißvolleres Local für die Aufnahme der Residenz Italiens gefunden werden könne, als diese schwermüthige, finstere und ernste