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Dienstag. ?!r. 43. 14. Juni 1870. U Weißeritz-Zeitung. H ostanstalten. ' 8 Pfg. Amts- und Anzeige-Dlatt der Königlichen Gerichts-Armier nnd Stadträthe zv Dippoldiswalde nnd /rauenstein. ! NerMimortlicher Ne-arteur: Larl Zrhne in Dippoldiswalde. Tagesgeschichte. Dippoldiswalde. Am 11. Juni ist bei hiesigem Stadtrath officiell die Anzeige der königl. Amtshaupt mannschaft eingegangen, daß der Bau der L-traße von hier über Berreuth nach Klingen berg geneh- migt ist und in nächster Zeit zur Ausführung gebracht werden wird. — Die mit dem 1. Juli einznführenden Corre- spondenz-Karten werden durchaus den Bortheil nicht gewähren, den man erwartete; denn sie kosten 1 Ngr., also gerade so viel, als ein Brief. I Altenberg. Unserm am zweiten und dritten Pfingsttage abgehaltenen Schützenfeste war die Wit terung — wie wohl auch anderwärts — nicht eben günstig und erinnerte sehr lebhaft an den April. Da bei war die Temperatur deu Graden nach eine so niedrige, daß ein von dem Restaurateur Walther pro- jectirtes Gartenconcert uns — vielleicht — für spätere Zeiten Vorbehalten bleiben konnte. Am Morgen des 2. Feiertags waren wir in so dichten Nebel eingehüllt, daß man bei der stattgefundenen Reveille Musik und Trommel zwar hörte, die Wirkenden und sie deckenden Schützen auf den «Straßen aber kaum sah. Für den Nachmittag klärte sich indeß der Himmel, so daß ebenso wie an dem folgenden Tage — der sich übrigens noch etwas günstiger anließ — der übliche Auszug ohne Störung vor sich ging, wenn auch später zeitweilig der Platz durch Regenschauer von Menschen vollständig ge räumt wurde. Der Festplatz bot nichts besonders An ziehendes. Außerdem gewöhnlichen Restaurations zelte, in welchem Hr. Ehrenreich Siegel mit der ihm eigenen Gemüthlichkeit bewirthete, rücksichtlich Küche und Keller und der gestellten Preise aber das beste Lob da vontrug, gab es für Feinschmecker ein immer gut- besuchteS Weinzelt, sowie einige Bäcker- und Würfel buden. Statt des für solche Feste fast unentbehrlich gewordenen Caroussels war eine Schaukel auf gestellt, auf der sich die Jugend erlustiren konnte. Harfenistinnen und überhaupt Musik gab es auf dem Festplatze nicht. Den Königsschuß that Herr Vorwerksbes. Büttner. Der Fremdenbesuch war, trotz der Ungunst der Witterung, ein ziemlich bedeutender, so daß es Mühe kostete, in den Gasthöfen ein Unter kommen zn finden. — In der Nacht vom 2. zum 3. Feiertage hat der Bergarbeiter Eduard Köhler von hier auf dem hiesigen Friedhöfe - auf welchem er als Gehilfe seines Vaters, des Todtengräbers Köhler, zeitweilig beschäftigt war — an einem eisernen Grabmonument sich erhängt Körperliche Leiden sollen die Veranlassung dazu sein — Wie nöthig eS ist, Kinder nicht ohne Aufsicht zu lassen, ergiebt sich wieder einmal aus folgendem Vorfälle. Vorige Mittwoch war der Schulknabe G. aus dem hiesigen Armenhause bei letzterem mit Holz hacken beschäftigt. Er verläßt seine Arbeit auf kurze Zeit, während welcher ein kleinerer Knabe aus dem Armenhause und die taubstumme Schwester des Ersteren sich mit dem zurückgelassenen Beile beschäftigen. Hier bei hackt verkleinere Knabe dem Mädchen den Zeige finger der rechten Hand ab. Dresden. Die Einstellung der in diesem Jahre ausgehobenen Rekruten erfolgt bei der Kavallerie, reitenden Artillerie nnd dem Train-Bataillon Mitte Oktober, bei den Fußtruppen am 15. December. Die Entlassung der Reserven soll nach Beendigung der Herbstübungcn, spätestens am 15. September erfolgen. Von da ab bis zu obigen Einstellungsterminen tritt gegen die Etatöstärke eine Reduktion von 40—50 Mann per Kompagnie, Schwadron und Batterie ein, was für die ganze Bundesarmee eine Ersparniß von mehreren Millionen bewirkt. — An dem zwei Millionen betragenden Schaden, der durch den Brand in Bremen entstanden, ist die Dresdner Feuerversicherungsgesellschaft mit 100000 Thlr. betheiligt. Dresden. Der am Sonnabend abgehaltene Woll - markt nahm einen sehr raschen Verlauf, denn in circa 2 Stunden war der ganze zu Markt gebrachte Vorrath verkauft. Die erzielten Preise sind pro Stein 1—1 */, Thlr. höher als voriges Jahr. — Die sächs.-böhm. Dampfschifffahrts-Gesellschaft beförderte im Geschäftsjahre 1869—70: 244,051 Ctr. Frachtgüter und 1,170,585 Personen. Die Actionäre erhielten 10°/o Dividende. — In Leipzig ist am 8. Juni der 24jährige Handarbeiter Wolf aus Taucha, der nichtswürdiger Weise an der Eilenburger Chaussee 43 junge Obstbäume um gebrochen hatte, vom Bezirksgericht zu 8 Monaten Ar beitshausstrafe verurtheilt worden. (Viel — aber immer noch nicht genug!) Der deutsche Juristentag wird in diesem Jahre vom 27.—30. August in Leipzig gehalten werden. Berlin. Als ein Resultat der Zusammenkunft deö Kaisers von Rußland mit dem König von Preußen in E mS bezeichnet man die Verlobung des Großfürsten Wladimir (geb. 1847) mit der Prinzessin Marie, Tochter des Prinzen Friedrich Carl (geb. 1855).