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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.09.1891
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1891-09-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18910925022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1891092502
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1891092502
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1891
-
Monat
1891-09
- Tag 1891-09-25
-
Monat
1891-09
-
Jahr
1891
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Expedition ist ununterbrochen g«. öffnet von früh 8 b!« Abend« 7 Uhr. Filialen: vtt« >le«m'ö Sartim. (Alsreb Hahn). Universität-strotze 1, Louis Löschr, Aaihartanistr. 1t, part. und Künig-pla- ?. Druck uud Uerkag von E. Polz in Leipzig. np'.igtrTagclilatt Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- und GeschLftsvcrkchr. Insertion-Preis Viergen-Aurgob«: di« 6gespaltene PotN» »eile 20 N e c l a m e n unter dem Redactiont» strich (tgespaiteni 50>^, vor den Familien» nochrichten (6 gespalten) 40 zl. Abend-Au«gabe: die 6gespaltene Petitzeil. «0^. Reklamen unter dem Redaction-strtch l4 gespalten) I 21, Fainiliennacheichtea und Anzeigen verlorener Gegenständ« (Ogespotte») 20->L Größere Schriften laut unserem Preis- verzeichnlß. Tabellarischer uud Ziffrrnsatz nach höherem Tarif. Gxtv«-Vetla,en (gefalzt), nur mit der Morgen-AuSgabe, ohne PostbrsSrderung 2t W.—, mit Pustbesürderuug 2l 70.—. Ännahmeschluß für Inserate: Abend-AuSgabe: Vormittags 10 Uhr. Morge n-Au-gab«: Nachmittag« 1 Uhr. Sonn- und Festtags früh 9 Uhr Bei den Filialen und Annahmestellen je ein« halbe Stunde früher. Inserate sind stet- an die Expedition zn richten. 289. Hreita^ den 25. September 1891. 85. Jahrgang. Leipzig, 25. September. * Der Kaiser gedenkt bi« Ende dieses Monalö im Jagd schloß Rominten zu verbleiben. DaS Befinden des hoben Herrn ist fortdauernd ein ganz vorzügliches. * Nach einem bei dem Auswärtigen Amte in Berlin cin- gegangcncn Telegramm de« Gouverneurs von Deutsch- Ost asrika befindet sich der Hauplniann der Schutztruppe Krenzier in Dar-eS-Salaani, um mit dem Freiherr» v. Soden zu berathen. Der Lieutenant Prince ist belmfs Recognos- cirung nach Condoa marschirt und der Lieutenant Stenzler bält in Bondei friedliche „SchauriS" mit eingeborenen Häupt lingen ab. * Der preußische Handelsminister v. Berlepsch besuchte gestern in Franfurt a. M. in Begleitung des Regierungs präsidenten v. Tepper-Latki sowie der Spitzen der übrigen Behörden die Börse. * Während der Reichstag bekanntlich am 10. November oder in den nächst folgenden Tagen seine vertagte Session wieder aufnimmt, liegt es, wie wir zuverlässig hören, nicht in der Absicht, den preußischen Landtag vor dem auch in früheren Jahren üblichen Termin, gegen Mitte Januar 1892, einzuberufen. * Hinsichtlich der Art der Berichterstattung übejr die Vorgänge in unfern ostafrikanischen Colonien sinken wir eine treffend« Bemerkung im „Deutschen Wochen blatt". „Wa- di« Beurtheilung der Verhältnisse in der Colouie so außerordentlich erschwert, ist der gänzliche Mangel einer genügenden Berichterstattung. Die deutsche Presse konnte sich wirklich kein größeres ArmuthSzeumnß ausstellen, als durch die Thatsache, daß e« allein das „Berliner Tage blatt" gewesen ist, welche« eme telegraphische Benachrichtigung über da« Unglück der ZelewSki'schen Expedition gehabt hat, und da- allein geaenwärtigDepeschrn über die Lage in Ostafrika erhält. Ein solcher Zustand ist unsere- Erachten- unhaltbar. Wäre e- nicht Pflicht de- Wolsfschen Telegraphenburkau-, eine telegraphische Berichterstattung au- der Colonie eiuzu- richten, und lst in der Tage-presse kein einzige- Organ, da- dasselbe für Depeschen auszugeben vermag, wie da- „Berliner Tageblatt"? ES könnte sich ia leicht eine Vereinigung von Zeitungen bilden, tvelche die Kabeldepeschen gleichzeitig ver öffentlichte». An geeigneten Persönlichkeiten, welche die tele graphisch« Berichterstattung übernehme» würden, fehlt es drüben nicht, unsere großen Zeitungen aber sollten e« doch als ihrer unwürdig betrachten, lediglich auf Depeschen de- „Berliner Tageblatte-" über Ergebnisse angewiesen zu sein, auf welche ganz Deutschland mit Spannung sieht." * Uebrr die Landtag-Wahl im Wahlkreise Lingen Bentheim, in welcher unerwarteter Weise der bisherige Vertreter, der frriconservalive Regierungspräsident Stüve, mit 104 Stimmen gegen einen Lekonom Damink „von un bekannter Partcistellung" mit 118 Stimmen unterlegen ist, erfahren wir Folgende-: Dir Wahl Stüve'S war bekanntlich in der vorigen Session de- Abgeordnetenhäuser für unwillig erklärt worden wegen einiger dabei voraekommenen Wakl- beeinfluffungen, und eine Reibe von Wahlmänncrwahlen, darunter auch die der Stadt Bingen, war ebenfalls cassirt worden. Herr Damink ist conservativ, bat aber die nickt unbeträchtlicke Stimmenzahl des CentrumS erhallen und durch diese Unterstützung und die Absplitterung conservativer Wähler hat er einen knappen Sieg davongetragen. * Die deutsche Arbeiterversicherung feiert auf der soeben in Bern stattfiudenden internationalen Un fallversicherung« conferenz einen Triumph, auf den wir mit großer Genugthuung blicken dürfen. Erst jetzt wird cs klarer und klarer, welch' große Culturthat das mit der kaiserlichen Botschaft vom 17. November 1851 begonnene Werk bedeutet. Damal«, al« bei seinen Anfängen die größten Schwierigkeiten zu überwinden waren, konnte man von seinen grundsätzlichen Gegnern oftmals die Versicherung hören, daß daS Ausland kopfschüttelnd oder gar voll Holmes diesem „Rückfall in die Praktiken dcö überlebten Polizeistaates" gegen- übcrstehe. Heute seben wir, wie die übrigen europäischen Staaten nach und nach sich anschicken, unserm Beispiele zu folgen. Wcnn man jemals von einem Staate hat behaupten können, daß er an der Spitze der Civilisation cinbcrschreite, so wird man es in dieser großen Frage von Deutschland sagen dürfen: „EincS schickt sich nicht für Alle", eS ist nur natürlich, daß man im Auslande hier gegen diese, dort gegen jene der deutschen Ein richtungen Bedenken trägt; aber wenn man siebt, wie der Präsident unseres ReichSversicherungSamIS, Herr Bödiker, in den Berner Lerathungcn allerlei theoretische Vorurtheile mit seiner auf einer reichen praktischen Erfahrung beruhenden Kenntniß der Dinge zu widerlegen vermag, so erkennt man, in wie hohem Maße Deutschland auf diesem Gebiete zur Lehrmeisterin für die Andern geworden ist. Je klarer aber der gewaltige Vorsprung in die Augen fällt, den wir vor den übrigen Culturländern im Pnncte der staatlichen Fürsorge für das Wohl der Arbeiter gewonnen habe», um so berechtigter erscheint auch der Wunsch, rer u A ans dem Delegirtentage der nationalliberalen Partei im Friibsabre laut zum Ausdruck gekommen ist, der Wunsch nämlich, daß die hier in Rede stehende Gesetzgebung einstweilen als ab geschlossen zu betrachten sein möge. In der Presse Wirt die von Herrn Bödiker in Bern gelhane Aeußerung erörtert, daß die gegenwärtige Generation den Abschluß der Vcr- sicherniigsgeschgebung zu Gunsten der Bedrängten »ickt er leben werde. Dieser Ansicht sind auch wir: noch ist viel sociales Elend vorhanden, gegen welches di« Form der Versicherung als mit Erfolg wirksam gedacht werden kann. Aber daS bindert nicht, anzuerkennen, daß unsere bereits bestellende Versicherungsgesetzgebung bei denienigen BevölkeruiiaSschichten, aus deren Mitwirkung sie begründet ist, den Bogen der Leistungsfähigkeit einstweilen bis aufs Alleräußerste an gespannt bat, und zwar nickt allein bei den Arbeitgebern, sondern ganz besonders auch bei den anSsübrenden Beamten. Wir bedürfen einer Reibe von Jabre», »m das i^roße, was wir geschaffen, in Rübe sich einleben ;» lassen, >i»d alles Ge schrei der Socialdemokratic, welche» über diese Rnbepansc schon beute erhoben wird, vermag dieselbe nicht zu Verbindern * Zur socialdemokra tisckc ii Bewegung wird der „Kreuzzeitung" geschrieben: Tie Socialtcuiokraleii habe» eine ganz eigenartige „Methode" entdeckt, sich die „Liebe" der Bevölkerung zu gewinnen. In der Umgegend von Biele feld trieben sie cS so arg, baß die Bauern zur Selbsthilfe griffen und ihnen die „Schlackt bei Spenge" lieferten, und letzt hört man von einer Btuttbat von Buer (in West falen), bei der das socialdcmekratischc Messer eine ent setzliche Rolle gespielt bat. Ganz neuerdings wird noch ei» zweiter ähnlicher Vorfall gemeldet, der sich gleich falls in Westfale» zngerrage» bat. Wir glauben natür lich nicht, daß Vorkommnisse dieser Art, selbst wcnn sie noch bänsigcr wären, als sie sind, ans de» Fort gang der soeialvemokratischen Bewegung von wesentlicher Be deutung sei» könnten: dazu sind die Verbättnisie. um die cS sich bei dieser Bewegung bandelt, zu groß. Glcichwobt aber läßt sich nickt verkennen, daß diese Tinge, wcnn man sie mit vielem Andern zusanimcnbält, was das letzte Jabr seit dem Parteitage ans Lickt gebracht hat. das Jbrige dazu thnn, daS Bild, welches sich die Massen von „der Partei des vierten Standes" gemackk, seiner „Idealität" erheblich z» entkleiden. Die zersetzende Wirkung der Aushebung des Socialistcn- gcseyeö tritt eben immer stärlcr hervor, je weiter wir den 1. Oktober 1890 binler uns lassen. Daran vermag leine Mahnung zur „Einigkeil" und „Brüderlichkeit" etwas zu ändern. Eine Partei, d>e nach außen den Haß zu.ihrem Grundgedanken erklärt, kann nach innen keine Liebe üben. * Die „National-Zeitung" »iinmt Notiz davon, daß in einem Tbeile der Preise bezüglich des verdienten Berwingers de« vstafrikanischeu Aufstandes, Herr» Major v. Wissmann, angctcutel werde, es könnten Enthüllungen erfolgen, welche für Wissmann unangenehm wären. Das Blatt wendet sich wie folgt gegen diese bedauerlichen Versuche: „Wißmann bat sich als Organisator und Führer der Schutz- truppe, sowie i» der Behandlung der Eingeborenen glänzend be währt; woran er es sehlen ließ, daS war die Ordnung de» Ber- waltungsbeamlen und dies ist kein Vorwurf für ihn, denn Niemand ist verpflichtet, die verschiedensten Eigenschaften in sich zu vereinigen. ES war nach seiner Rückkehr nach Deutschland erforderlich, einige RcchnungSbeainte nach Ostawika zu senden, uin nachträglich die ver mißte Ordnung in Rechnungen und Belegen zu schassen. Diese Thatsache berechtigt nicht zu Basilio-Andeulunqen der erwähnten Art, mit denen man einen Mann ansällt, aus den Deuijchiaiid stolz zn sein Ursache hat." * Von vr. Peter« sind Nachrichten au« Maranga vom 8. August ringegangen. Wie die „Norddeutsche All gemeine Zeitung" mittheilt, schreibt er, daß er sich im beste* Wohlsein befinde. „Da« Land hier an der Siidostseitr de« Kilimandscharo ist herrlich, gesund und fruchtbar. Kriege giebt eS hier nicht mehr; ich habe Alle- so gefunden, wie ich cS in dieser Beziebung erwartete, und macke mich an heischig, mein Gebiet mit 40 Mann Soldaten spielend in Lucht und Gehorsam zu erhalten Ich baue hier an einem Hause; die ganze Umgegend ist ausgebote», Hol; und Steine zu liefern. Einen Sultan, der seine Leute nickt rechtzeitig schickte, Fumba von Kilema, habe ich sofort in Strafe genommen, die ihre Wirkung nickt verfehlte. Ich habe alle Hände voll zn lbun und fühle mich frisch und wokl. Wcnn ick die mir gestellten Ausgaben durchfübren will, wozu ich in erster Linie die Ver besserung der VerkcbrSverbältnisse rechne, werde ich viel zwilchen der Küste und hier sein müssen." * ES war leicht voranSzusehen, daß, so wird au- Berlin geschrieben, die Beseitigung des Paßzwanges an der deutsch-französischen Grenze in Frankreich im Allge meinen eine» guten Eindruck macken, daß eS aber auch kört nicht an Stimmen fehlen würde, dir in einem solchen Schrill nur eine Folge der angeblich wiederbergestellten Machtstellung Frankreichs erblickten. Diese merkwürdige Auffassung entspricht ganz dem neuerdings gesteigerten Selbstgefühl und der nun einmal vorhandene» Verblendung der Franzosen. Hier wird man daran um so weniger Anstoß nebmen, als es unumstößlich fest steht, daß diese Maßregel ohne jede Rücksicht ans die internationale Lage, insbesondere aus unser Berbältniß zu Frankreich, viel mehr lediglich unter Berücksichtigung des deutschen, ins besondere vcs elsaß-Iotbriiigischen Interesses, beschlossen und auSgesiibrt worden ist. Man ist diesseits längst von der Vorstellung zuriickgekomnien, daß eS gelingen könnte, durch irgend ein Entgegenkommen die Franzosen zu unseren Gunsten uiiiziistinimtn, ibrcn Dentschcnbaß zu besiegen. Jetzt rechnet man darauf weniger als je. Weiß man dock, daß seit den Tagen von Kronstadt unser Verhältniß zur französischen Republik wesentlich von der Stellung de« Zaren zu Deutschland be stimmt wird. Es ist für die Gestaltung der internationalen Lage sehr gleickgiltig, ob unsere Beziehungen zu Frankreich etwa« mehr oder weniger freundlich sind. Entscheidend bteibcn allein unsere Beziehungen zn Rußland, und diese hängen wiederum ganz von den mebr oder weniger friedlichen oder kriegerischen Absichten des Kaisers von Rußland ab. In dessen Hände hat sich die sranzösischc Republik so vollständig geliefert, daß die Entscheidung über Krieg oder Frieden auSschlicsrli b bei ibm liegt. TeSbalb hat man sich diesseits durch verschiedene antideutsche Vorgänge in Pari« schlechterdings nickt beein flussen lasse», sondern bat den Paßzwana in dem Augenblick ausgekobcn, als sich dessen Entbehrlichkeit infolge anderer Maßregel» mit Sicherheit erkennen ließ Noch am Anfang dieses Jahres glaubte die deutsche Regierung den Paßzwang als eine Waffe oder dock als ein wirksames Mittel zur Be strafung gegenüber französischen Ausschreitungen benutzen zu können. Jetzt ist sic von dieser Anschauung ^urückgekommen und verzichtet freiwillig daraus, durch ein Strafmittel auf die hkigblütigcn, ;n Unbesonnenbeite» neigenden Franzosen einzuwirkc». Die „Hamburger Nachrichten" ihrerseits stehe» diesen, abermaligen Acte der „VersöhnungSpolitik" kübl und skeptisch gegenüber »nt können im Interesse Deutschlands nur wünsche», daß der Erfolg, den man sich davon verspricht, auch erreicht werde: Unser Glaube daran ist", so bemerkt da« Blatt weiter, „trotz der allgemeine» Zuversicht, die von Berlin, Paris und sogar St. Petersburg aus kundgegeben wird, kein sehr fester. Tie Franzosen sind wie die Socialdemokraten: Zugeständnisse werden von ibnen leicht für Schwäche genommen und steigern die An sprüche. Wenn die getroffene Matzregei mit drr europäischen Lage in Zusammenhang gebracht und geltend gemacht wird, daß sie das in de» maßgebenden deutschen Kreisen herrschende Sicherheit-«» gesüht zum Ausdruck dringe, so sürchlen wir. daß «S nicht an Stimme» fehlen wird, welche aus dem Bedürfnis, Frankreich zu verlohnen, Schlüsse ziehe», die von der osficiösen Behauptung einiger- maße» adweiche». Wir Hallen uns an die Geschichte der deut ch- franzSsischen Beziehungen in den letzten 300 Jahren und schöpfen a„« ihr die llcderzeugung. daß e- unn.Sgll« ist- d>' Fran zosen ander- als ourchFurcht vor Deutschland n» schach "" *°AnS Meiningen wird unS vom 2l. Sepien,ber ge schrieben: Die Nachrichten über den AuSsall »nscrcr Lanb- tagswablen geben langsani ei», so daß ein sicheres Oe- sanimturtbeil nock nickt gefällt werte» ta»»- In viele» Ortschaften ist die Betbeilignng an der Wal l eine ,e»r ge ringe gewesen, in andere», besonders da. wo rar »icbren Eaiididatei, agitirt wurde, wieder eine lel-battere gegen Msver. I», diesigen Wahlkreis ist die Wahl de« Braue,eibellyers Nart Zeitz gesichert, trotzdem sich die Freisinnige» »ickt enlblodcic». ans die Wähler durch folgenden Anschlag am Lage vor der Wahl Einfluß zu gewinnen: „Geehrte Wähler! Wählt, wen Ihr wollt, mir keine» Eartelbruder und keine», der uns das Brod vcrtkcncrtc! Wähl» Her,» Rentier Keiner!" B,- letzt baden im Ganzen Brauercibesitzer Zeitz 527 und Rentier Keiner 233 Stimme» erhalten. — In Salzungen bat »ach den vorläufigen Zählungen der de»,schfrc>si>»"ge -Lck» - dircctor Ullrich vor dem nalionalliberalen iVlaalsanwall vr. Höfling einen Vorsprung von ca. loo Stimme». * Ans München gebt unS folgendes Privaltelegrami» zu: Vor 4500 Socialdemokrale» sprach Liebknecht, lebhaft begrüßt, über das neue Parteiprogramm in sehr weitschwcisiger Weise, »»d zwar ebne Ausfälle aus Vollmar. Der Vor sitzende kritisiere scharf die Polizei, welche die Auswahl eines größeren LoealeS vereitelte. Liebknecht »nt Vollmar begrüßte» sich durch Händedruck, blieben aber auffallend kühl- Vollmar, stürmisch »mjubell, will in daS Parteiprogramm den Satz „Religion ist Privatsache" mit Rücksicht aus die bayerische Agitation ausgenommen wissen, auch müsse die Abschaffung der Todesstrafe, Entschädigung unschuldig Verurlhellter, progressive Einkommensteuer, höbe Erbschaftssteuer, Haftbarkeit der Beamten für ihre Dicnsthandlungen Privaten gegenüber, Beschränkung der Testirsreiheit neu in« Programm ausge- »ommen werden. Uebcr die Differenzen zwischen Berlin und München siel kein Wort. * Der Eentralausschuß des süddeutschen GastwirthSver- bandeS ladet zu einem allgemeinen deutschen Wirthe- Congreß am 7. Lctober in Stuttgart ein behuf- Stellung, nähme gegen den Trunksucht-Gcsetzentwurf. Von dieser Seite ist wohl kaum etwa« Anderes erwartet worden. * Bei den Wahlmänncrwahlen in Mannheim zum badischen Landtag siegten die Socialdemokraten mit großer Majorität. * DaS Fest, welche« die deutsche Partei in Württem berg zur Erinnerung an ibrc Gründung vor 25 Jahren feiern wird, ist dem „Schwäbischen Merkur" zufolge nunmehr auf den l l. Lctober festgesetzt. Hervorragende Parteifreunde werden zu demselben auch auS den Nachbarländern erwartet. Die Festschrift ist bereits im Druck. Vormittags 1l Uhr findet eine Versammlung, Mittags Festmahl >m Festsaale der Licderhalle slalt. Die Parleivcrcine des ganze» Landes er scheinen lhcil« vollzählig, theils vertreten durch Abordnungen. -» 4 » * In Graz wurde die Absenkung des Huldigungstele granimS, welche« der Germanenbund bei der von ihm veranstalteten Körner-Feier an den Fürsten Bismarck schicken wollte, vom Polizeicommissar verboten. * Durch die Pariser Presse macht der Bericht eine- Interviews die Runde, welches der deutsche Militair- attache Rittmeister v. Funcke einem Redakteur des „XIX. Siöcle" bewilligt hat, demgegenüber der deutsche Lssi- cier sich sehr anerkennend über die diesjährigen Manöver leistungen des französischen HeercS aussprach. DaS Lob deö BeurlhcilcrS galt insbesondere der guten MarschdiSciplin, sowie der Ausdauer und Ruhe der Truppen im Ge sichtsfelde; kritischer äußerte er sich über den neuesten französischen Jnfanterieangriff, der die Methode befolgt, auf 1200 Meter das Feuer zu eröffnen, dann um 500 Meter vorzngchen und dann nach einem Halt den Rest der Ent fernung bis zum Feind in Laufschritt zuriickzulcgen. Dieses Vcrfakren macht sich in der Theorie recht hiibich, dünkt Herrn von Funcke in der Praxis aber absolut unmöglich. Der Ein wand, daß von 100 000 Mann immerhin 50 000 fallen möchten, der Rest aber ans Ziel kommen würde, sei nicht stichhaltig: auch die mustergiltigste Truppe werde dem moralischen Eindrücke eines solchen Massenmordes erliegen. Diese Taktik würde schon am ersten Kriegslage prciSgcgcbcn werden. Befragt, ob er an einen dcmnächstigen Kriegs ausbruch glaube, antwortete Herr von Funcke: „Ick glaube nicht, daß wir sobald berufen sein werden, uns zu messen. Tic Ofsiciere zwar wollen Krieg, weil das ihr Handwerk ist, zum Glück aber schenkt man ihnen kein Gehör. Wo fände sich ,edock die Regierung, welche den Sprung in ein solches Dunkel wagen möchte! Alles zu seiner Zeit. Heute ist man sich klar, daß die socialen Fragen die wichtigsten sind, und ich glaube eher a» Rasse. Italien Huldigungen darbringen, heißt eine der nothwendlgen Kräfte des Freisinnes ehre». Niemand mehr als wir französischen Preßten!« wünscht die lange Fortdauer deS Friedens und der Freundschaft zwischen den zwei Schwestervölkern und die Vererbung ber gegenseitigen Liebe unserer Väter auf die nachfolgenden Ge schlechter." * Aus Rom wird angeblich auö zuverlässiger Quelle gemeldet: Die Frage des Ortes, wo die Rede Rudini's gehalten werden soll, sei dabin gelöst worden, daß die Rede in Rom bei einem zn diesem Zwecke von einem eigenen, unter Vorsitz des SydicuS gebildeten Eomitö veranstalteten Essen gckatlkn wird. Der Grund, daß man von dem hierzu in Aussicht genommenen Mailand absicht, sei, wie verschiedene Blätter melden, darin zu suchen, daß, da Rudini unbedingt die Nevisivn einiger Steuern ankündigen wird, die Ausnahme in Mailand nicht sehr günstig gewesen wäre. Die Bewegung gegen die neuen Stenern breitet sich auch in Oberitalien aus. In einer in Vicenza abgehaltencn Versammlung von 5000 Steuer trägern, welcher der Syndicus und Abgeordnete des Wahl kreises beiwohnten, wurde ei» Protest gegen irgendwelche Er- höbliiig der Einkommenstclier und der Widerstand dagegen votirt. Auch in Rom und andere» Städten sind Prolest- veisammlungen zu gleichem Zwecke in Vorbereitung. * lieber die vaticanische Presse, welche neuerdings durch ihre Streiszüge aus daS Gebiet der auswärtigen Politik, bczw. ihre Ausfälle gegen den Dreibund unliebsames Aus sehen erregt hat, entnehmen wir einem römischen Briefe der klerikalen „Köln. VolkSztg." folgende Mittheilungen: „Wenn der „Osscrvatore Romano" daS ossiciellstc Blatt des Vatikan« genannt wird, so ist eine solche Bezeick Der Vatican, oder besser officielles Preßorgan mehr, am 20. September 1870, also vor gerade 21 Jahren, zu er scheinen aushörte. Der „Osscrvatore" ist nur dasjenige Blatt, welches gelegentlich benutzt wird, um Kundgebungen de« h. Stuhl- an die Oeffentlichkeit zu bringen, wofür es, wie fast alle anderen katholischen Zeitungen Italiens, nur in reicherem Maße, mit Geld unterstützt wird. Die auS höherem solche Bezeichnung durchaus falsch: r gesagt der h. Stuhl besitzt kein r, seitdem das „Giornale bi Roma" Abrüstung als an einen allgemeinen Zusammenstoß. Deutsch land, darauf können Sie sich verlassen, will de» Frieden." „Frankreich anck." „Ja, so sagen Sie fortwährend. Sie setzen aber gleich hinzu, daß Sic Elsaß-Lothringen zurück- erobern wollen. Gestehen Sie, daß darin ein ziemlicher Widerspruch liegt. Ich weiß wohl, daß viel Schuld a» den Zeitungen liegt. Schade." Der „Figaro" bemerkt hierzu, daß mehrere Prcßredacteure sich auf der deutschen Botschaft einfanden, um die amtliche Beglaubigung dieses Interviews zu erhalten. Man habe ibnen geantwortet, daß die Unter redung völlig getreu berichtet worden sei. * In Frankreich werden große Anstrengungen gemacht, um die Italiener, die der EntbüllungSfeier de« Garibaldi-Denkmals in Nizza ziemlich lau gegcnllber- stchcn, für eine bei dieser Gelegenheit in Scene zu setzende französisch-italienische VerbrüderungSkundgebung zu erwärmen. Man meldet der „Äossischen Zeitung": Pari-, 24. September. Für die Enlhüllungsseier de? Garibaldi- Denkmals in Nizza hat sich ein Ausschuß von Vertretern fast aller republikanischen Blätter Frankreichs gebildet, dem sich eine Anzabl hervorragender Senatoren und Abgeordneter zugesellt hat ^er Ausschuß erläßt an die italienische Presse und Bolkrvertretung einen BethetligungSausrus, in welchem »S heißt: „Die Feier, die wir vorbereiten, wird eine wahre Huldigung für die Fortschritte Italien?, die Bedeutung seiner politische» Ltelluna, die Entwickelung seiner endgiltig bergestellten Nationaleinheit darstellen. Italien ist uns die heilige Städte der größten Erinnerungen der lateinischen Auftrag gemachten Mittheilungen erscheinen im „Osscrvatore" stets an hervorragender Stelle und sind für jeden Kundigen auch durch ihre AuSdruckSwcise sofort kenntlich. Der ganze übrige Inhalt des Blattes hat nur den Werth von Tages leistungen der Redacteure, denen man im Vatican nur inso fern Beachtung schenkt, al« man darüber wacht, daß sie in Form und Ton keinen Anlaß geben, ihnen einen höher« Ur sprung beizulegen." Wir sollten doch meinen, dem Vatican könnte eS nicht schwer fallen, Blätter, zu denen er notorische BeziebunHen unterhält, die er materiell unterstützt und die seine Absichten wiederrugebcn wenigsten- glauben, vor solchen rollcnwibrigen Seitensprüngen zu bewahren. * Der bisherige Unter-StaatSsecretair im Foreign Office, Sir James Fergusson, ist, wie gemeldet, an Stelle des verstorbenen Mr. RaikeS als General-Postmeister in das Eabinet eingetretcn. Der neue General-Postmeister erhielt seine Bildung in Rugby und auf der Universität Oxford. Er diente als Officier der Garde-Grenadiere in der Krim und wurde in diesem Feldzüge verwundet. Im Jahre 1851 wurde er zuerst ins Parlament gewählt und 1800 zum Unter-StaalSsecretair für Indien ernannt. Im Jahre 1807 erfolgte seine Versetzung in daS Ministerium deS Innern, und in den Jahren von l8K8 bis 1873 fungirte er als Gouverneur der Colonie Süd Australien. Später war Sir JameS Fergusson zwei Jahre Gouverneur von Neuseeland und fünf Jahre Gouverneur von Bombay. Seit 1880 hatte er die Stellung eines Untcr-StaatSsecretairS des Acußern inne. Mit der Ernennung Fergusson'S zum Postminister ist dessen Unterhausmandat für Manchester erloschen. Die Er satzwahl dürfte frühestens am 9. Oktober zu erwarten sein. * Auf Grund eines soeben auSgcarbeiteten Gcsetzenlwurf- dcS russischen Ministeriums deS Innern werden fortan aus der russischen Untcrthanenschaft ausgeschlossen: l) diejenigen Russen, welche ohne Genehmigung der Regie rung in einen ausländischen Untertbanenvervand eingetrclen sind; 2) diejenigen, welche ohne Genehmigung der Regierung in den Militair- und Civildienst eines ausländischen Staates cingetreten sind; 3) diejenigen, welche der Aufforderung zur Rückkehr nach Rußland zu einer bestimmtcnFrist nicht gefolgt sind und 4) die eines CriminalvergebenS Angeklagten, welche sich nickt zur festgesetzten Frist vor Gericht cinfinden. Ferner ist de stimmt, daß Frauen, welche Ausländer beiratben, ohne Weiteres daS Recht der russischen Untertkanenschaft verlieren, und daß Frauen aus dem russischen Unterthanenverbande AuSzetretencr nicht ohne eigene Zustimmung entlassen werden dürfen. * Die großen Truppenübungen im Militairbezirk Warschau haben kürzlich ihr Ende erreicht. Sie wurden mit solcher Heimlichkeit betrieben, wie niemals früher, und gaben darum wohl auch den Anlaß zu den Gerüchten llbcr bedeutende Truppenverschicbungen nach der westlichen Grenze zu. Letztere haben übrigen- in Wirklichkeit auch stattgcsiindc», wcnn vielleicht auch nickt in solchem Maße, wie sie namentlich österreichische Blätter schilderten. General Gurko leitete selbst die Hebungen, zu denen 85 Bataillone, 00 Schwadronen und 221 Geschütze, etwa 72 000 Mann, vereinigt waren. Die beider seitigcn Führer waren die Generale Krschiwoblozki, Befehls daher deS I I. Armeecorps (Lublin), und Mirkowitsch, dcs 15. ArmeccorpS (Warschau). Beidc Gcncralc hatten nur im Friede» größere Abtbeilungcn bcfcbliHt; an einem Kriege balle keiner thcilgenommcn. Die Aufgabe der schwächeren 'Armee war, einen Wcichselübcrgaiiz zu verlbeitigen, der stär keren, denselben unter allen Umständen zu erzwinge». Ein langer halbamtlicher Bericht im „Rußki Invalid" schildert reckt cingebcnd den Verlaus der Uebungen, bei denen alle Hilfsmittel ker Neuzeit, Telephone, Luftschifffabrt u. s. w. an gewandt wurden, vermeidet aber — ein kennzeichnendes Bei lpicl der russischen Gcheimnißkrämerci — irgend einen Ortsnamen zu nennen, so daß es völlig verschwiegen bleibt, wo diese lehrreiche und großartige Uebuna stattfand. Ta solches in Wirklichkeit natürlich nicht verschwiegen bleiben kann — denn e« ist doch für Jeden, dem e« wissenSwertb, leicht zu ersal>ren,wo 70 000 Mann im Grenzgebiet kämpften —, so erscheint eine derartige amtliche Grbeimnißkrämerei nickt frei von einer z»m Spott reizenden Komik * Die Großfürstin Alexandra, Gemahlin des Groß fürsten Paul, ist, wie schon gemeldet, in JlinSkojr be-
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