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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 12.08.1906
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1906-08-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19060812026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1906081202
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1906081202
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1906
-
Monat
1906-08
- Tag 1906-08-12
-
Monat
1906-08
-
Jahr
1906
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Lkss» Blatt wird da» Lesen, von Dresden imd Uwgeduvg am Lage vorher bereit» als Abend-Ausgabe zugestrllt, während eS die Post-Abonnenten am Morgen in einer Gesamtausgabe erhalten. verugsgedW: «krtErli» «-»»«»>« »ei ttiall« Mimaiiier Zutrasuna d»rib unser, «ölen »»»"* m>» —v»». an Lon»< und Ronta«, nur etnmav »VN. »O V. dur» autwürti«? Som- mNIi-nür« » VN. der» Mi »0 «f. v«i »inniaNier Zullelluno dun» die Voll »Mi. Iobn«v«<iell,elb>. im«u». lond mit entsprechendem ZuILlaae. Nachdruck aller Nriilrl«. Onatnal- Miileilunakn nur «tt deutlicher v u e, l e» a » a a »e i.Dredd. Nachrl »ILIfti. SiachtrüeNche Lonorar- «ntvrüche dletben unberückgchtiit: «tverlanate Manuskrivte werden nicht ausdewabrt. rekearamm-Sdresl«: «achrtch,«» 18KH Druck und Verlag von Lievsch L Reichardt in Dresden. Ilnreigen-carsf. »niiadme von llnkündl,u«ie» »i» nachmltiaa» » Ukr Sonn- m» veirrtao» nur Marienmahe » vo» » bi» '/a Ubr Die l ivaltiae Brund- »Ue <ca. s Silben) »> Pf,. An- tüudiaunqen aul brr Vrivatieiie Zell« 2» Pia ! die rivaiti,« Zeile aus Tert- ietie so Ma., als Sinaeiandt Zeiie « PH. Sn «,ch Sonn, und Feiert»»«« I ivaliiee Krundikile ro P>«.. aui Vrivatieite »o Ps,.. rlvaltiae Zeile aus Lertleire und al« EinaclandtsoPfa. Auswärtige Aus. träge nur gegen Vorausbezahlung velegdlStler kosten io Psennige. Fernsprecher: Kr. U und SOtzlll HauplgeschMsielle: MarirnstrSL Ms» Nriiesie Drnbtberichte. Hofnachttchten, Zu den Tnplillserkrankuiiaeii in D>eSde». Staubsceic Straßen, Buchdrucker- I 1s) dDlnedStk» M » «4« «-^Ix» Tolrlrl. tartf, Sch»ridtri»»ungs0erba»d, Genchtsverhandliiiigen. Lage i» Rnßlniid. Aus Dresdens Schulvergaiigenheit. I VUIIIIIIIU, "lIIANfs K«)V1)» Neueste Drahtmeldungeu vom 11. August. Zur Kolonial-Untersuchung. Köln. (Priv.-Tel.) In einer gestern abend in Düsseldorf pattgehabten Versammlung erhob der Avg. Erzberger, der „Köln. Ztg. zufolge, neue Anschuldigungen. Er erklärte, am schlimmsten sei. dag ein preußischer Minister am Gewinn bei Ttppelskirch beteiligt gewesen sei. Im Jahre 1897 sei Podblelski Staatssekre tär geworden und erst 1900 habe er eine Gütertrennung vom Vermögen seiner Frau durchgrsührt. Erzberaer erklärte ferner, er babe seinerzeit einen Brief an den Reichskanzler gerichtet und darin gesagt. eS handle sich bei anderen Verträgen noch um ganz aiidere Summen als bet Tippelslirch. Es müsse die soforlige Kündigung dieser Verträge verlangt und mit allen Mitteln vom nächsten Reichstage herbeigesührt werden. Wenn der Reichstag vielleicht beim Zusammentritt 100 Millionen für Südwcstasrika bewilligen solle, dürfe dies nicht für Ttppelskirch und Wörmann geschehen. Die Abgeordneten wären sonst nicht wert, Vertreter oeS deutschen Volkes zu heißen. Berlin. (Priv.-Tel.) Die „Berl. Ztg.' schreibt: Die Tarifsätze, die die W ö r m a n n- L in te dem Reiche in Rechnung gestellt habe, seien um viele Prozente höher als die Sätze, die sonst berechnet zu werden pflegten. Ein Konlortium englischer Nerderfirmen habe der Reichsregiernng ein Angebot gemacht, das ungefähr um die Hälfte niedriger sei, als dicienigen Preise, die die Wörmann-Linie verlange. Nus dieses Augeliol habe aber das Konsortium bisher noch keine Antwort erhalten, obwohl seit dem Eingänge des Schreibens bereits viele Monate ins Land gegangen seien. Abstürze in de» Alpen. Zermatt. Drei Touristen aus Berlin, Dr. Zeller, Leutnant Erler und Oberleutnant der Landwehr La Quiante. die einen Ausstieg aus das 4512 Meter Hobe Weihhorn über den Schalligrat unternommen hatten und seit Dienstag ver mißt wurden, sind gestern wieder aufgcsnnden worden. Leut nant Erler hat infolge eines Absturzes einen Beinbruch erlitten, während die beiden anderen wohlbehalten sind. Bozen. In der Rosengartengruppe in den Dolomiten ist der Kaufmann Hermann Ziegler aus Stuttgart abge- stür-t. Er wurde tot ausgesunden. Zur Lage in Rnstland. Frankfurt (Mains. Die „Franks. Ztg." meldet aus Odessa vom 10.: Tie Tochter eines Generalleutnants, Barbara Prinke, traf heute hier ein und wurde, da sic ein« Freundin der Töchter des Generals Kaulbar 3 ist, von diesem im Hotel besucht und in das Haus des Generals zu Mittag eingcladen. Als sie mit den Kaulbarsschen Damen das Hotel verließ, entfiel ihrem Strickbeutel eine Bombe, die aber nicht explodierte. Gleich darauf ergriff sic aus ihrer Tasche einen Revolver und erschoß sich, nachdem sie erklärt hatte, sie sei aus Petersburg gekommen, um das auf den Tod des Generals Kaulbars lautende Urteil der Petersburger Kampfes organisation zu vollstrecken. Petersburg. Heute erscheint in der „Nowoje Wremja" «ine Zuschrift des Grasen Heyden bezüglich des Coinmuniquös der „P. T.-A." über die Weigerung mehrerer Poli tiker, in das Kabinett Stolypin einzutrcten. Heyden erklärt: Der Präsident des Miiiistcrrates verhandelte mit Lwow, Gutschkow uno mir über die Aufforderung von Politikern zum Eintritt in das Kabinett. Wir erklärten sofort, zwei Minlsterporteseuillcs seien ungenügend. Es müßten wenigstens fünf sein, deren Programm im Namen des Mini- sleriums zu veröffentlichen wäre als Grundlage für die Bildung einer einheitlichen Partei bei den Duma - Neuwahlen. Der Ministerpräsident erhob anfangs keinen Widerspruch: später erklärte man, daß gegenwärtig nur zwei Minijterportcfeuillcs mit Politikern beseht werden könnten. Allmählich könnten später andere herangezogen werden. Die Negierung könne das Programm in derart jetzt nicht annehmen: sie sei aber ent- schlosse», den Weg der Reform mit Entschiedenheit zu betreten. Diese Bedingungen waren unannehmbar. Die Hindernisse lagen außerhalb unseres Willens. Wir hatten einen Mißerfolg, weil es uns nicht gelang, die Negierung zu überzeugen, doch es keinen Sinn habe, uns zu bureäukratischcn Ministern zu machen. «Lehe. Zu dem Unfälle auf Lem Weser-Fort B r i n kh a m m c rh o s I kann noch mitgeteilt werden, daß die Kartusche beim Einfuhren in das Rohr explodierte, in dem noch glimmende Rückstände von dein vorher abgegebenen Schüsse ge- legen haben müssen. Diese hat der Geschützführer nicht bemerkt, weil der Geschützlauf in Pulvcrdampf gehüllt war. Ter Ein jährig-Freiwillige Licbaum hatte gerade den Arm erhoben zum Zeichen, daß der Verschluß geschlossen werden könne, als die Katastrophe eintrat. Dem Ei»jährige» wurden die Arme und der Kopf abgerissen. Tie andere» Leute erlitten, wie schon ge- meldet, schwerere und leichtere Brandwunden. Ein Mann hat beide Augen verloren. Die Schießübung wurde abgebrochen und erft heute wieder ausgenommen. Der »weite getötete Matrosenartillerist beißt richtig Sevfsarth, nich't Seiffert. Köln. (Priv.-Tel.) Die Jubiläums-Ausstellung des B ien enz ü cd terv ereins Köln und Umgegend ist heute durch den Oberregicrnngsrat Fink namens des Rcgierunnspräsi- denten feierlich eröffnet worden. Die Ausstellung ist ans allen Teilen des RheinlandeS zahlreich beschickt. Der Regierniigs- vertretrr erklärte, die Regierung werde auch fernerhin den Be strebungen des Bienenzüchtervereins vollste Unterstützung an gedeihen lassen. Kob-lenz. (Priv.-Tel.) Der Oberkonsistorialrat Grund- schoettel, von 1892 bis 1904 Präsident des Konsistoriums der Nheinvwvliiz, ist in der verflossenen Nacht im Alter von 68 Jahren gestorben. Bochum. (Priv.-Tel.) Belgische Agenten bereisen das Ruhrgcbiet, um 650 westfälische Bergarbeiter rn das belgische Streikrevier zn dirigieren, woselbst in de» letzten Tage» eine Anzahl westfälischer Bergarbeiter eingetrossen sind und. von Gendarmen begleitet, die Gruben des Eharleroi-BezlrkS aussuchte». Die Bergarbeiterverbände warne» die westfälischen Arbeiter davor, den belgischen verlockenden Anpreisungen Folge zn geben. Hof. Dem „Hofer Anz". zufolge wurden heute vormittag im StemLruch zu Steinoühl der Schwarzenbach am Walde drei Arbeiter von h^reinstürzenden Erbmassen verschüttet und sofort getötet. München. In der kleinen Kirche von Rieden bei Leut stetten fand heute vormittag die Beisetzung der Prinzessin Mathilde von Sachsen-Coburg und Gotha in Gegenwart zahlreicher Mitglieder der verwandten Fürstenfamilien statt. Budapest. Zwischen den Mühlenarbcitern und dem Mühlenverbande ist es zu einer Einigung gekommen. Die Arbeiter nahmen die von den Arbeitgebern vorgeschlagcncn Bedingungen an. Nur soll die Umfrage betr. die Sonntags ruhe nicht in acht Tagen, sondern in einem Monat erledigt werden. Die Wiederausnahme der Arbeit erfolgt am kommen den Montag. Paris. Der persische Gesandte in Paris erhielt, den Blättern zufolge, von dem neuernanntcn Großwesir eine tele graphische Anzeige, daß der Schah in Ausführung seines Ver sprechens zur Einführung konstitutioneller Zu stände in Persien ein Parlament einberufen habe, an dem auch eine Gruppe der breiten Schichten der Bevölkerung te:I- nimmt. Paris. Im Fort Vincennes sind in letzter Zeit mehrfach Diebstähle vorgekommen; wie die „Pellte Nepu- blique" meldet, hat die Untersuchung jetzt ergeben, das; es sich dabei »m eine aus Militär- und Zivilpersonen bestehende gut- organisierte Diebesbande handelt, die nicht nur Kriegsmaterial und Proviant, sondern auch wertvolle Modelle gestohlen l)at, so daß unter Umständen auch Landesverrat in Betracht kommt. Konstantin opel. (Priv.-Tel.) Das Befinden des Sultans bat sich erheblich verschlimmert und gibt zu ernsten Besorgnissen Veranlassung. K o n st a n t i n op e l. Ein amtliches Eommuniauß über die Krankheit desSultans ist nicht veröffentlicht, was als Zeichen der Verschlimmerung angesehen wird. Ein Gerücht, daß der Sultan im Sterben liege, bestätigt sich nicht. Auch die Todesnachricht ist falsch. Die Krankheit ist angeblich Urämie. Tokio. Allgemein wird angenommen, daß Dr. Gyto, der durch seine Verwaltung auf Formosa bekannt ist, die Prä- sidentenftelle bei der südmandichuri scheu Eisenbahn aiinehmcn werde. Man glaubt, durch feine Verwaltung?- sichrung zu der Annahme berechtigt zu sein, daß er Japaner und fremde nicht unterschiedlich behandeln werde. Die Re gierung hat ausführliche Jwstriiktioncn an die Südmandschu- rische Eifcnbahugesellschait erteilt. Diese besagen, daß das Ge- sellschastSkapital aus 200 Millionen Uen festgesetzt wird. Die Hälfte davon wird der japanischen Regierung, die andere Hälfte japani'cheii und chinesischen 'Staatsangehörigen überlassen. Die bisherige Spurweite der Bahn soll binnen drei Jahren in Normalspurwei'.e umgewandelt werden. Die Linie wird zwei gleisig aus der Strecke z«-vsi'ch«n Tairen und Suchiatum. Ein Zuschuß von 6 Prozent wird für 15 Jahre garantiert unter dem Vorbehalt der Rückzahlung, sobald die Eisenbahn sich rentiert. Die Regierung erhält das Recht einer Herabsetzung der Fracht sätze für gewisse Güter und erhält das Recht ausschließlicher Benutzung der Bahn in Fällen dringender Gefahr. Die Linien Antung und Mukdcn werden an das Netz der Gesellschaft an- gcschlossen. Teheran. Ter Schah bewilligte endgültig die For derungen des Volkes. Die Flüchtlinge, welche in der eng- li'chen Botschaft Schuh gesucht hatten, haben mit Ausnahme von 200, welche persönliche Forderungen haben, die Gesandtschaft verlassen. Die Priester, welche aus Teheran flohen, kehren zurück. Illuminationen sind im ganzen Lande angeordnet. Hongkong. Ein englisches Dampfboot wurde gestern abend in der Nähe von Wuchow von Seeräubern über- sollen. Ein Mann wurde getötet, drei verwundet. Die Räuber entkamen mit 500 Taels und einer Kiste Opium. OertlicheS nnv Sächsisches. Dresden. 11 August. —* Zur heuiiäen K S tt i g li ch en M iktaaStafel im Schlöffe Moritzburg war Forstmeister Schmidb-Kreyern mit Einladung ausgezeichnet worden. —* Ter Königl. sächsische Kammerherr und Ober- ccremonienmeistcr a. D. Freiherr Alfred v. Miltitz auf Schloß Sicbeneichen begeht heute seinen 7 0. Geburtstag. Freiherr Alfred v. Miltitz ist am 11. Aiwust 1836 in Constappel bei Meißen geboren und besuchte die Schule des Blochmannsche» Instituts, welches später mit dem Vitzthumschen Gymnasium vereinigt wurde. Im Jahre 1951 trat er, in die österreichische Marine ein, da es zu jener Zeit eine deutsche Kriegsflotte nicht gab. Infolge der eintretendcn politischen Verhältnisse guittierte Freiherr v. Miltitz aber im Jahre 1866 den österreichüschen Dienst und ging nach Sachsen zurück, um einige Jahre später unter König Mvert in den sächsischen Hofdienst zu treten, den er im Anfang der 90cr Jahre als Oberzeremonienmcister ver ließ. Im Jahre 1667 hatte sich Freiherr v. Miltitz mit der Gräfin v. Vitzthum, der Schwester des Präsidenten der Ersten Kammer und des Majoratshcrrn auf Lichtenwalde, vermählt. Im Jahre 1880 kam Freiherr v. Miltitz durch Erbschaft in den Besitz des Schlosses Siebeneichen, wo die Familie seit dieser Zeit ihren ständigen Wohnsitz hat. König Friedrich August verlieh ihm vaS Komturkreuz 1. Klaffe vom Mbrechtsorden. —* Der deutsche Botschafter in Tokio. Freiherr Mumm v. S ch w a r z e n st e i n, traf hier ein und stieg im „Europä ischen Hos" ab. —* Laiidtagsabgeordiietcr Eisenwerksbesiker Hans Edler v. Querfurth und Horst Edler v. Ouersurth in Schönheide kamen von de» Jagd, als die Pferde infolge Blitzschlages scheu Kunst und Wissenschaft. ch* Mitteilung aus dem Bureau der Königlichen Hos- theater. Im Overnhause wird Mittwoch, den 15. August, das einaktige musikalische Lustspiel „Flauto solo" von Hans Herr Rüdiger, Emanuele — Herr Erwin, Pepusch — Herr scheidemantel, Peppina — Frau Wedekind, Ordonnanz — Herr Bussel. Aus Dresdens Schulvernangenheit.*) 6 247119 Mark beträgt der Voranschlag für den Dresdner Volksschuletat auü das Jahr 1906 Noch im ersten Drittel des vorigen Jahrhunderts wurde das Stadtfäckcl mit Ausgaben für die Volksschule nicht belastet: ein Volksschuletat existierte in Dresden bis 1635 nicht: die Armenlschulen — unsere heutigen Volksschulen — «fristeten ihre Existenz aus Stiftungsgeldern: die von der überwiegenden Mehrheit von Kindern besuchte Privatschule, die «oliola eolleeta, mußte sich durch das ein gehende Schulgeld erhalten. Heute zählt Dresden 16 evangelische und 2 katholische Bürgerschulen, sowie 42 evanaelische und 5 katholische Bezirksschulen mit eigenen Schulgebäuden: bis in die dreißiger Jahre des vorigen Jahrbunderts existierte eigentlich nur ein Schulgebäude, wenn wir das Haus, in welchem sich die Trievsche Mädchenschule auf der Naseugasse, der jetzigen Großen Kirchgaffe, befand und das dem Rate aetzörte. so nennen wollen. Der Königl. Polnische und Chursürstl. Sächf. Hoff- und Iu'stiticnrath Herr Johann Friedrich Trier hatte „aus christlicher lBsweguilg »mb armer Leuthc Kinder zur Erkändtnus Gottes und Christenthumbs bcpufflich anznsühren". 1708 daS Haus neben der Badelstube auf der Nasenaffe gelaust und dem Rate zu Schulzwecken .überwiesen. 'Das ^chulzimmer kam in daS Erdgeschoß zu liegen, ,-damit täglich das publicum oder die Borbeigehenden sehen und hören können, daß die Schul« fleißig gehalten und darinnen keinerlei Ueppigkeit den Kindern gestatiet werde". Dem Informator wird als Besoldung freie Wohnung im ersten Stockwerk, der Mietertrag des zweiten Stockwerkes und di« Erlaubnis, Privatjchnler anzunehmen, zu- gäbilligt; der Mietertrag des drüten Stockwerkes soll für die notwendigen Reparaturkostcn des Hauses dienen. Ter Rat ') D«< Dresdner VolkSschulwesen im l«. Jahrhundert. Natb den Quellen de» Dresdner NatSar»tvS beardeitet von Paul Schulze, Schul- dtiMor <n Disidsn. Verlag von O- » ff- Lecker in Dresden IS«. stürzt sich also bei Ucbernahme des ersten öffentliche» Volksschul- gcbäudes in keinerlei Unkosten. Der Schulgeldsatz ist in der scbola collccta und deren oft ungesetzlicher Abart, der Winkelschule, sowie für Privatinsormation der Armenschullehrer das ganze 18. Jahr-. hundert hindurch derselbe. Es ist zu zahlen für Kinder, welche lesen, 6 Pfennige wöchentlich' für solche, welche lesen und schreiben, 1 Groschen und für solche, welche lesen, schreiben und rechnen, 1 Groschen 6 Pfennige. Dazu kommt noch wöchentlich je 1 Pfennig für Papier. Tinte und FeLcrspule. Für eine kinderreiche Familie ergibt sich ein immerhin Hohes Schulgeld. Erst 1805 findet sich ein erhöhter Schulgeldsatz: erster Unterricht 1 Groichen, für die das Lesen begriffen habenden Kinder 1 Groschen 6 Pfennige: für größere, die schreiben und rechnen, 2 «Groschen. Heute zahlt ein Kind in der Bürgerschule jährlich 48 Mark, in der Bezirks«chule 7,20 Mark Schulgeld: dabci ist in Bezirksschiilen das dritte, vierte Mo. Kind einer Familie schiilgeidfrci. Das Schulgeld ist für die große Menge also billiger geworden. Das Alter der in die «Schule ausgcnommencn Kinder schwankt zwischen 4 und 16 Jahren. In einem Schülcr- verzeichnis von 1710 wird die Anna Magdalena Jerwitzin mit 4 Jahren, die Elise Lchmannin mit 16 Jahren aufgcführt. Heute muß ein Kind, das Ostern in die -Schule ausgenommen sein will, bis zum 30. Juni das 6. Lebensjahr erreichen. Die Schule war einklassig, d. h. sie hatte nur eine einzige Klaffe, die die Schiffer während ihrer gesamten Schulzeit besuchten. Die Zabl der Schüler — Knaben »nd Mädchen waren nicht actrennt — erreichte selten die 40: diese wurden meist in drei Abteilungen unterrichtet. Erst im 19. Jahrhundert, als der gesetzliche Schulzwang eintrat, stieg die «Schülcrzabl in den einzelnen Klassen bis weit über 100. Die Dauer des Schulbesuches er- streckte sich auf 5 Jahre: doch konnte ein Kind auch früher ent lassen werden, „so es ein Dienstgen bei frommen Leuten fand". Eine amtliche Schulentlassung fand nicht statt und siel nicht Mammen mit der Konfirmation. Die Konsirmation, soweit man von einer solchen im heutigen «Zinne sprechen kann, war noch nicht für sämtliche Kinder der Stadt ans einen bestimmten Zeitpunkt festgelegt, «andern siel zusammen mit dem erstmaligen Gange zum heiligen Abendmahle, der Kinder verschiedenen Alters zu verschiedenen Zeitpunkten znsammensührte. Der Schulbesuch war ein außerordentlich unregel mäßiger, da «der gesetzliche Schulzwang fehlte. Die Jnsorma- toren klagen, daß die Kinder zu jeder Jahreszeit Gründe fänden, wegzubleiben. „Ist es Winter, so können solche fast nackende Kinder wegen großer Kälte nicht dauren: in Frühling und Herbst aber «wogen großen Koch und Regen ausf der Gatzen nicht fort kommen: auch im Sommer gehen Sie mit deren Eltern in der Erndtc, Aehrcn losen und deß Sonntags aufs denen Schenken betteln oder setzen Kegel aufs und hüten die Kühe." «Wenn die Informatoren der Kinder Roheit steuern wollten, so nahmen sie die Eltern einfach aus der Schule. Doch findet sich in den Schulakten damaliger Zeit nirgends eine Klage wegen Ueber- jchreitung des Züchtigungsrcchtcs. Der Bakel, der dem Rektor der Krcuzschule bei seiner Einweisung von Amts wegen feier lich überreicht wurde, regierte auch in der Volksschule. Ein „Zuviel" war jedenfalls nicht eine Sache, die es wert war, akten- kundig gemacht zu werden. Mit Lehrstunden waren die Kinder nicht gerade über lastet. Es «waren ihrer wöchentlich 20. nämlich 12 Religions- itunden, 4 Lese-, 2 Schreib- und 2 Nechenftulldeu. Dazu wurde» die Kinder jeden Sonntag um 11 Uhr zu dem Katechismus- Exaüien in die Kirche geführt, woselbst sie vom Geistlichen in ihre» Religionskcnittnisscn geprüft wurden. Damit nun die Kinder gut bestünden, wurden die wenigen wöchentlichen Lese-, Schreib- und Rechcnstunden oft auch zu Reiigionsstunden ver wendet. Die Unterrichtsstunden lagen zu je 2 aus dem Vor- mittag und zu je 2 auf dem Nachmittag, Mittwoch und Sonn- abend waren frei. Der Unterricht sollte im Sommer um 7 Uhr, im Winter um 8 Uhr beginnen, bl. Heße, der Waisenhaus- prödiger, der 1735 im Auftrag des Rates die Armentchulen inspizierte, klagte aber: „Ein jeder Urseceptor hat die Schiff- Stunden nach seiner Willkühr angeictzet, so daß einer um 7. der andere um 8, der dritte um 9 zu informieren onfängl. Was insonderheit die Information selbst anlanget, so hat ein jeder Uimcccpsor selbige nach seinen Einfällen eingerichtet, und die meisten haben Allotria getrieben, hingegen das Hauptwerk, inwndcrhcit den Unterricht >m Chriftcnthum, sehr bep Seite gesetzet." Das klingt allerdings nicht sehr erbaulich. Di« Ferien «waren kurz bemessen. An den drei hohe» Festen L stcrn. Psingsten und Weihnachten waren die drei Feier tage und der darauffolgende Tag schulfrei, dann gab es zu den drei Jahrmärkicii nach Jnvocavit. Johannis und Lucae zwei freie Tage und endlich traten in den Hundstaoen, zwischen Margarethen (20. Juli) und Laurentius (10. August) „nach uhr alter Gewohnheit z» den «halben Mitwochen und Sonnabend noch zwei halbe freie Tage, damit die Schüler etwas rspclircn oder sonst lesen oder sie zu einer zusätzlichen rocrotron ge brauchen möchten". Wenn sich heule ein Kind die Bücher, di« es während stincr acht Schuljahre gebraucht hat. oufhebt. «so ist es im Besitze einer kleinen Bibliothek. Im 18. Jahrhundert gelangte das Kind nach und »ach in den Besitz einer Fibel, des Katechismus, des Gesangbuches und der Bibel. Ost waren die
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