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Die Mrlberitz - Zeitung- ^scheint täglich mit Aus« der Sonn» und wird am EpStirachnu^»^ ausge» geben. Preis vierteljähr- Uch 1 M. 80 Pf., zwei« monatlich 1 Mark, ein monatlich 50 Pf. Ein zelne Nummern 10 Pf. Alle Postanstalten,Post- Loten, sowie unsere Aus träger Vestel- WHentz-Mulig TaMtW «s Alizeign ftr HMM, 8-Mekrg ull. Inserat« werden «U 15 Pf., solche aus unserer Amtshanutmannschaft mit 12Pf. die Spaltzeil« oder deren Naum berech net. Bekanntmachungen auf der ersten Seite (nur von Behörden) die zwei gespaltene Zeile 85 bez. 30 Pf. — Tabellarische undkomplizierteJnserate Nlit entsprechendem Auf schlag. — Eingesandt, im redaktionellen Teile, dir Spaltenzeile 30 Pf. Amtsblatt Mr die Kön^ Amtshauptmannschaft, das Königliche Amtsgericht und den Etadtrat zu Dippoldiswalde MU K^fet». LM Illustrierten UnterhattungsUatt" und LSqlicher Unterhaltungsbeilage. Wv bl« Aufnahme eii s Inserat «« b-ttt«rmter Stelle und «r bestimmten Lagen wird kein» Garantie übernommen. Verantwo kicher Redaneur: Pau, Iehne. — Druck und Verlag von Carl Jehne in DippoldiswaM. Mittwoch dm 1. März 1916 abends 82. Jahrgang Nr. 50 Frmziisischcr Hilfskreuzer gesuukeu. Köln. Die „Kölnische Volkszeitung" meldet aus Amsterdam: Wie aus Paris amtlich gemel det wird, ist der Hilfskreuzer „Provenc II" der mit einem Truppentransport nach Saloniki unterwegs war, am 26. Februar im Mittelländischen Meer gesunken. Von 1800 Mann wurden 696 ge rettet. _ AMles Md Sächsisches. Dippoldiswalde. Geradezu als Befriedigung eines öffenilichcn Bedürfnisses kann man bezeichnen, was der Gewerbeverein gesiern abend mit seinem 3. ösfentiichen Kriegsvortrag durch Herrn Or. Ludwig Darmstadter aus Clevesand in Nordamerika bot. Dem Gewerbcverein gebührt — cs ist bas nicht unangebrachte Schmeichelei — Dank, daß er Gelegenheit gab, über eine jeden Deutschen in der Heimat tiesbewegende Fruge Ausschluß aus beru- senstcm Munde zu erhalten. „Die Deulsch-AmerikanerMd der Krieg" lautete das Thema. Der Redner führte unter anderem folgendes aus: Schwer litten die Deutsch-Ameri- kaner, als der elektrische Funke die Nachricht vom Kriens- ausbruch zu uns brachte. Halten wir doch zum Beispiel eine ganz andere Vorstellung von der Macht der eng lischen Flotte. Am meisten aber litten wir unter dem plötzlich ausbrrchenden Hasse der Angio Amerikaner. „Wie kommt da-?' haben wir ihnen gesagt, „verdankt Ihr nicht den Deutschen so viel von dem Befreiungskriege und dem Kriege mit den Südstaatsn an bis heute? Was verdankt Amerika den deutschen Kolonisten und Hand werkern? den deutschen Künstlern und Dichtern? Hat Euch nicht Deutschland di- Poesie des Weihnacht-festes, non dem viele von Euch vor 30—40 Jahren noch nichts wußten, und das Weihnachtsgeschäft gebracht? Und alles das habt Ihr auch anerkannt! Und jetzt auf ein mal sollen diese selben Deutschen, die Euch stets Beweise höchster Kultur gaben, in der Heimat Hunnen und Bar baren sein?" Es half alles nichts. Böses Blut hat zu nächst drr Einmarsch in Belgien gemacht. Der Ameri kaner mag nicht leiden, daß ein Riese über e>nen Zwerg hersällt und ist viel zu ungebildet, um die europäische Diplomatie zu verstehen. Als dann die Aufklärung kam, welche Rolle Belgien schon lange gespielt hatte, war es zu spät. Das Unglück war geschehen dank der in ihrer Ungeheuerlichkeit jeder Beschreibung spottenden englischen Lügenmeldungen, auf die Amerika nach dem Durchschneiden des deutschen Kabels allein angewiesen war. Der Herr Vortragende bringt verschiedene Beispiele hierfür und schildert weiter die großen Anstrengungen, die die Deutsch- Amerikaner machten, um mit Hilfe der Presse der Wahr- heit zum Recht zu verhelfen, und ihre bald einsetzende und bi» heute noch nicht erlahmende, fast beispiellose Opfer willigkeit für die alte Heimat. Die oft gehörte Frage, wie es komme, daß die Deutschen in Amerika die Muni tionsherstellung nicht verhindern konnten, sei dahin zu beantworten, daß ihnen der politische Einfluß bisher überhaupt fehlte. Der Deutsche lege dort aber nicht etwa die Hände in den Schoß, kämpfe in Amerika für viel mehr, als man hier ahnt, für die persönliche Freiheit, gegen die unvernünftigsten Gesetze, wie sie die Tempercnz- bewegung schasse, und deren unheilvolle Folgen, für seine schwer bedrängte Muttersprache, gegen das Frauen- stimmrecht, das sich als Unglück erwiesen hat, usw. Daß die Alliierten ihre Anleihe nicht annähernd in der ge- wünschten Höhe erhielten, sei nicht zuletzt das Werk der Deutsch-Amerikaner. So paradox es klingt: Dieser Welt- krieg ist sür tas Deutschtum in Amerika ein Glück. Sein Einfluß wird wieder viel größer werden, wenn Deutsch land siegt. Der Durchschnittsamerikaner ist zivilisiert, aber nicht gebildet. Daher kommt es, daß er die unmög lichsten Meldungen glaubt. So brachte z. B. noch im November die angesehenste Fachschrift der Stahl branche in vollem Ernste die Mitteilung, daß täglich Eifenbahnzüge mit Leichen aus Belgien nach dem westfälischen Industrie-Gebiet gehen, wo diese Fracht als Heiz-Material für di« Hochöfen ver- wendet werde, da es an Kohlen sehle. Die deutschen Siege schassten schließlich eine andere Ansicht, eine bessere Meinung. Da kam der „Lusitania". Fall und entsachte von neuem den Haß, drr aber auch wieder abslautr. Und heute würde kaum noch jemand an diesen Fall denken, Ehrentafel M -Mtmd Tme. Aus der Verlustliste Nr. 250 der König!. Sachs. Armee. 12. Infanterie-Regiment Nr. 177. 5. Kompanie. Weißbach, Hans, Unteroffizier aus Kreischa, leicht verwundet. 7. Kompanie. Tränkner, Hermann, aus Fürstenwalde, schwer verwundet. 1. Ersatz-Bataillon. I. Ersatz-Kompanie. Lange, Mar, aus Höckendorf, infolge Krankheit im Bereinslazarett Stadtkrankenhaus Dresden- Johannstadt s. Reserve-Jager-Bataillon Nr. 12. 2. Kompanie. Kirsten, Richard, aus Hirschsprung, verletzt. 3. Kompanie. Schubert, Otto, Gefr. aus Glashütte, leicht verletzt. 1. Feldartillsrie-Regiment Nr. 12. I. Batterie. Eichler, Oskar, aus Luchau, durch Unfall schwer verletzt. 2. Batterie. F'eischer, Max, Gefr. aus Reichsiüdt, durch Unfall ^ schwer verletzt. hätte Präsident Wilson ihn nicht wieder heroorgezerrt, weil er etwas nötig habe für die Wahlagitation, um die Massen aufzuregen, de^n jeder wisse drüben, daß sür seine Partei nichts gefährlicher sei als die Gleichgültigkeit der Massen. Deshalb habe er, Redner, die in den letzten Wochen hier herrschende Aengstlichkeit nicht geteilt. Der Amerikaner wolle nichts vom Krieg wissen, umso weniger, je weiter man nach Westen komme. Der Spektakel gehe von Neuyork aus mit seiner Presse und seinen Ftnanzleuten. Was die Munitionslieferungen an- belange, so sei ein gewisses legales Recht vorhanden. Der Amerikaner stehe auf dem Standpunkte, er liefere auch an Deutschland, es müsse aber zukehen, wie es die Ware er- halte. Wenn einer etwas dagegen hätte tun können, so wäre es Carnegie gewesen, der Präsident der Friedens- bestrebungen (Haag), der Freund des deutschen Kaisers. Aber er stecke den Prosit auch ein. Dieselben Leute, die den deutschen Kaiser zu seinem 25 jährigen Regietungs- jubiläum als den personifizierten Frieden priesen, sie schmähen ihn heute nach jeder Richtung; ihn, der den Amerikanern so viel gutes erwies. Wir hier zu Haute müßten In dieser Hinsicht umlernen und einsehen, daß Amerika solche Liebenswürdigkeiten nicht verdiene. Die Befürchtung, daß der amerikanische Markt für Deutschland verloren fei, brauche man nicht zu haben. Der erste Dampfer, der wieder nach Deutschland komme, bringe tausend Einkäufer. Es fehle brühen an so außerordentlich vielem, was nur Deutschland liefere. Ebensowenig brauche man zu befürchten, daß Amerika nun alles das selbst her- stellen werde. Auch den südamertkanischen Markt könnten die Vereinigten Staaten nicht an sich ziehen. Zu alledem fehlen dem Amerikaner die intensiven Kenntnisse. Wenn erst die Friedensglocken läuten und die Friedensseuer blinken von Bagdad bis Helgoland, dann werden auch die Deutschen in Amerika aus tiefstem Herzen sich mitfreuen. Und der Anglo-Amerikaner wird einschen, daß er dem Deutschen Unrecht tat; und er wird es auch etnsehen, dazu hat er den Mut. Glückliches Deutschland, wo das Volk so zu seinem Fürsten steht, wo sich immer zur rechten Zeit di- rechten Männer sinden, wo auch der letzte Soldat «in Held ist, da« solche Frauen, «ine solche Jugend hat! Damit schloß Herr Redner seine hochinteressanten Aussührungen, die manchen Aufschluß brachten, manch schiefes Urteil korri gierten, die zeigten, daß der deutsche Kern unsern Lands- leuten auch im fernen Lande blieb, und die zu den besten Hoffnungen für die Zukunft de» Deutschtums in Amerika berechtigen, zum Wohle auch des deutschen Vaterlandes Lauter Beifall und Dankesworte des Vorstandes des Ge werbeoereins sagten Herrn Darmstadter, wie er die Herzen der zahlreichen Zuhörer gefunden. — Die freiwilligen Gaben, die unverkürzt dem Kriegshilssausschuß zufließen, erbrachten 51,29 M. — Der nächste Vortrag findet vor aussichtlich am 4, April statt und zwar mit Lichtbildern aus der Champagne. Dippoldiswalde. Bei der hiesigen Sparkasse erfolgten im Monat Februar ds. Js. 909 Einzahlungen im Be trage von 135371 Mork 74 Pf., dagegen wurden 529 Rückzahlungen im Betrage von 52 396 Mark 27 Pf. geleistet. — Auszug aus den Niederschriften über die 5. Sitzung des Stadtrot» zu Dippoldiswalde am 28. Februar 1916. An wesend die Siadträte Liebel, stellvertretender Bürgermeister, Gietzolt, Süß, Thorning. Die Tagesordnung enthält 12 Be ratungsgegenstände mit insgesamt 27 Vorlagen. Kennt nis genommen wird von drei Dankschreiben, von einer Einladung und von einer Mitteilung des Kirchenvorstan des, wonach die Kirchenanlagen auch für das Jahr 1916 in der bisherigen Höhe forterhoben werden. Die abge legte und geprüfte Kiebsch-Stistungs Rechnung aus das Jahr 1915 wurde richtig gesprochen und beschlossen, die ablau sende Hafipflichtoersicherungsurkunde der Ctadtgemeinde auf weitere 10 Jahre zu verlängern, verschiedene bauliche Herstellungen in der Unterrichlsmühle zur Vermeidung er höhter Brandkassenbeittäge bewirken zu lassen, dem Gesuche um Annahme eines Kriegsbeschädigten zu entsprechen und weitere Schritte aus eine Verordnung des Königlichen Ministeriums des Innern, das Bedürfnis nach Kleinwoh nungen betreffend, nicht zu unternehmen. Entschließung grsaßt wurde zu sechs Steuererlaß- und Ermäßigungsge- suchen, zu vier Sparkassen-Angelegenheiten und zu einer Verordnung über die hiesige Gemeindesteuerordnung. — Der „Scheckkunde" die neueste Verdeutschung. Im Schriftwechsel der Postscheckämter heißt es fortan statt Konto inhaber „Lcheükunde", statt Konto „Rechnung", statt Konto auszug „Auszug oder Rechnungsauszug" und statt Konto- slelte „Buchhalterei". — Turnen und Krieg. Ein glänzendes Zeugnis für ihre vaterländische gemeinnützige Arbeit hat der säch sische Kultusmirister l)r. Beck jüngst im sächsischen Landtag der Deutschen Turnerschaft ausgestellt, als er mit ehrenden Worten ihres dahingegangenen Führers gedachte. Und in der Tat hat sich das Turnen in diesem Kriege vor trefflich bewährt. Stehen doch insgesamt gegen 800000 Turner der deutschen und deutsch-österreichischen Turnver bände unter den Waffen. Viele Tausende haben aber das Eiserne Kreuz errungen, etwa 400 das Eiserne Kreuz erster Klasse erworben. Dabei wird in mehr als 5000 Turnvereinen unter den schwierigsten Verhältnissen der junge Nachwuchs daheim von älteren Mitglied««, und ehe maligen Vorturnern fortgebildet und wehrkräftig gemacht. Ueber all die turnerijch-vaterländische Arbeit gibt auch in diesem Jahre ein Kriegsjahrbuch der Deutschen Turner- schäft Auskunft, das herauagegeben von Prof. Or. Gasch in Dresden, im Verlag von E. Stock, Zwenkau bei Leipzig, erschienen ist. Wir können das mit 100 schönen Augen blicksausnahmen geschmückte, billige Büchlein (Preis 80 Pfennig) allen Freunden der Wehrbarmachung un serer Jugend nur aufs beste empfehlen. Für Turner an der Front ist es eine viel begehrte und stets willkom mene Gabe. — Warnung vor einem Schwindelunternehmen. Die Firma Syndikat Surinam in Basel (Schweiz) entfal tete eine lebhafte Werbetätigkeit durch Veröffentlichungen von Anzeigen in deutschen Zeitungen, in denen sie ge- wöhnlich folgende, ankündet: „Wie sein Vermögen auch trotz Kriegslage zu verzehnfachen — wird sud Chiffre... seriösen Interessenten mitgeteilt." Den sich Meldenden werden Druckschriften de» Syndikat» übersandt, in denen darauf hingewicsen wird, daß die Firma an söliden, gut fundierten Quecksilber, und Goldminen-Unternehmungen in Surinam (Holländisch-Guayana) beteiligt ist, ferner wird zur Zeichnung von Anteilen etngeladen. — Nach amtlich angestellten Ermittlungen kann mit Rücksicht auf den Ruf der Firma vor einer Beteiligung an den Unternehmungen nur dringend gewarnt werden. Röthenbach. Im März sind 50 Jahre vergangen, seitdem unser Schulbau ausgeschrieben wurde. Am 9. Oktober wurde die Schule geweiht.