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Dresdner Journal : 24.03.1906
- Erscheinungsdatum
- 1906-03-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-190603240
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19060324
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19060324
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1906
-
Monat
1906-03
- Tag 1906-03-24
-
Monat
1906-03
-
Jahr
1906
- Titel
- Dresdner Journal : 24.03.1906
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vezu,«pret«: Geim Bezüge durch die Geschäftsstelle inneres» Dresden» 2,so M. (einschl- Zuiragung^, durch die im Deutschen Reiche 3 M. (ausschließlich Bestellgeld) vierteljährlich. Einzelne Nummern 10 Pf. Wird Zurücksendung der für die Schriftleitung bestimnuru, aber von dieser nicht een» oesorderten Beiträge bean sprucht, so ist das Postgeld beizusügen. Dresdner Zoumal Herausgegeben von der Königl. Expedition des Dresdner Journals, Dresden, Große Zwingcrstraße 20. — Fernspr.-Anschluß Nr. 1295. Erscheinen: Werktag- nachm. S Uhr. — Originalberichte und Mitteilungen dürfe» nur mit voller Quellenangabe nachgedruckt werden. Die Zeile kleiner Schrift der 7 mal gespaltenen Ankündi gung«-seile oder deren Raum 20 Ps Bei Tabellen- und Zissernsad b Ps Ausschlag für die Zelle Unterm Re- daltiontstrich (Eingesandt) Sie Textzeile mittler Schrift oder deren Raum so Pf. Gebühren - Ermäßigung bei öfterer Wiederholung. Annahme der Anzeigen bi- mittags 12 Uhr für die nach mittag- erscheinende Nummer. .1- «9. Sonnabend, den 24. März nachmittags. ISO«. ÄmNiaer TtN. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Friseur JnnungS- obermeister Eduard Werner in Dresden den ihm von Ihrer Hoheit der Prinzessin Eduard von Anhalt, Herzogin zu Sachsen, verliehenen Titel Hof friseur annehme und führe. <?r*e««vnge«, Versetzungen re. tm öffent liche« Dienste. I« «eschäsldderetche Ve» Ministeriums der Justiz. Das von dem Rechtsanwalt Wilhelm Christer, bisher in Schöneck, bekleidete Amt eines Notar- ist durch Niederlegung und Feststellung gemäß K 92 des Gesetzes vom 1S. Juni 1900 erloschen Im Geschäftsbereiche drS Ministeriums »eS Inner«. Landes-Versicherungsanstalt Königreich Lachsen. Angestellt: die Milttäranwärter Lamprecht, Garten und Bode al- Expedienten. (Behördl. Bekanntmachungen erscheinen auch im Anzeigenteile. liichtümUicher Teil. Lagesgeschichte. Dresden, 24. März. Bei Sr. Majestät dem Könige fand gestern abend im Marmorsaale des Residenzschlosses ein Hofkonzert statt, das von Mitgliedern der Königl Hofoper und der Königl. musikalischen Kapelle unter Leitung des General musikdirektors Geh Hofrat v. Schuch ausgeführt wurde Neben Sr. Majestät dem Könige wohnten dem Konzert Ihre Königl. Hoheiten der Prinz Johann Georg und die Prinzessin Mathilde und Se. Hoheit der Herzog Karl Borwin zu Mecklen- burg-Strelitz mit den Damen und Herren der Hof- und Militärstaaten bei. Mit Einladungen zu demselben waren ferner ausgezeichnet worden die Damen und Herren vom Oorps äiplomutil^ue, Mitglieder des Hauses Schön burg und des Hauses Solms-Wildenfels, die Herren Staatsminister mit Gemahlinnen, die Präsidien der beiden Hohen Ständekammern, sowie eine größere Anzahl Generale, Offiziere und höhere Zivilbeamte. Die Gäste versammelten sich von Uhr ab im Stucksaale der zweiten Etage und wurden dann in den Marmorsaal eingeführt, wo Se. Majestät der König mit den Hohen Prinzlichen Herrschaften gegen 9 Uhr erschien. Das Konzertprogramm lautete: 1. .Xäaxio vou troppo au- der Sonate für Pianoforte und Violine, op. 19 ^-woli . A. Rubinstein. (Herren Bachmann und Bürtich.) 2. Lieder: ») Daheim . . . Hugo Kaun. b) Der Nöck. . . Karl Löwe. (Hr Scheidemantel.) 3 Klaviersoli: a) Etüde k-moll F. Mendel-sohn- Bariholdy. b) DeS Abends R. Schumann e) Mazurka . B Godard (Hr. Bachmann.) 4. Lieder: ») Nicht so traurig IS Bach b) Mondnacht R. Schumann e) Pastorale G. Bizet. (Frau Abendrold) Kunst und Wissenschaft. Königl. Opernhaus. — Am 23. d. M: Sechstes Symphoniekonzert der Generaldirektion der Königl. musikalischen Kapelle und der Hof theater (Serie v.) Mit dieser Veranstaltung schloß nunmehr die Gesamt folge unserer vornehmsten Lichesterveranstaltungen ab, und das in würdigster Weise. Wäre manchem auch vielleicht ein Klassiker oder sonst ein der Parteien Gunst und Haß Entrückter als Schlußwortsprecher willkommener gewesen, als gerade der modernste der Modernen, so ließ sich doch sonst gegen die Wahl von Richard Strauß' „Ein Helden- leben" nichts einwenden. Dem Musikfreund mußte schon willkommen sein, das Werk wieder hören zu können, das, beiläufig erwähnt, am 29 Dezember 1899 im gleichen Rahmen seine Erstaufführung erlebte Wie man sich zu dem neuzeitlichen Meister auch stellen mag, eine fesselnde Erscheinung, eine starte künstlerische Persönlichkeit ist er doch. Wer vermag heute ein Tonstück von solcher packenden Gewalt zu schaffen, wie den „Des Helden Wahlstatt" betitelten Abschnitt dieses Werkes Und auch sonst, wenn den Komponisten nicht seine Sucht, alles mögliche auLdrücken und veranschaulichen zu wollen, über kommt, wenn er einmal den Gesetzen der musikalischen Logik folgt, wie weiß er mit an sich fast geringfügig er scheinendem Material zu schaffen und zu gestalten ' Aber immer fahren dann eben gewiß seine Aspirationen als „Programmusiker" störend dazwischen. Man soll,dir „nör gelnden Kritiker" in „Des Helden Widersacher" erblicken, >n „De« Helden Gefährtin" soll beileibe nicht bloß ein liebendes Weib erkannt werden, es soll ausgedrückt werden, daß sie auch lustig, leichtfertig, sentimental und wa» noch alles ist. Kurz, das Sichklammern an ö. Romanze sür Violine F RieS Hr. Bärtich) S Duette: a) Wanderers Nachtlied A. Rubinstein. b) Estudiantina Lacome. (Frau Abendroth, Hr. Scheidemantel.) Nach den Aufführungen hielt Se. Majestät in der Versammlung Cercle und zeichnete dabei auch die vorgenannten Künstler mit Ansprachen aus. Dem Konzert folgte ein Souper an Büfetts im Stuck und großen Speisesaal, das 1l Uhr beendet war. An dem Hoffeste hatten 160 Personen teil genommen. Heute vormittag wohnte Se Majestät der König der Reitbesichtigung der 2. Eskadron des Gardereiter- regiments bei. Mittags nahm Allerhöchstderselbe die Vorstellung der in die Sächsische Armee und in die Kaiserliche Marine übertretenden Kadetten durch den Kommandeur des Kadettenkorps, Oberstleutnant Wilsdorf entgegen und empfing hierauf die De partementschefs der Königl Hofstaaten zum Vortrag. Von nachmittags 4 Uhr ab wird Se. Majestät das Etablissement der Dresdner Molkerei Gebrüder Pfund in der Bautzner Straße und die SocietätL- brauerei Waldschlößchen besichtigen. — Aus Arco wird mitgeteilt, daß das Be finden Ihrer Majestät der Königin-Witwe ein recht gutes ist. Das Wetter ist leider ungünstig geworden, am Montag, den l9. regnete es den ganzen Tag, seitdem ist, da alle Berge tief hinunter mit Schnee bedeckt sind, Kälte eingetreten. Am 18. machte Ihre Majestät bei herrlichstem Sonnenschein eine Partie nach Castel Toblino. Am 21. empfing Ihre Majestät den Besuch Sr. K. u. K. Hoheit des Erzherzogs Eugen von Österreich, der zu einer Inspizierung nach Riva gekommen war. Am Montag, den 26. d. M. gedenkt Ihre Majestät über Verona — Mailand nach Lugano zu reisen und dort noch etwa 8 Tage mit Ihrer Kgl Hoheit der Frau Gräfin von Flandern zu verweilen Dresden, 24 März Zur heutigen Mittags täfel bei Ihrer Königl Hoheit der Prinzessin Mathilde ist der Oberstmarschall, Präsident der Ersten Kammer Graf Vitzthum v. Eckstädt und dessen Gemahlin mit Einladung ausgezeichnet worden Deutsche- Reich. Berlin Gestern morgen unternahmen Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin einen Spazier gang im Tiergarten Der Kaiser hatte sodann eine Unterredung mit dem Reichskanzler und empfing später im Königl. Schloß den Geh Regierungsrat vr. Bode. Abends nahm der Monarch an dem Tiner beim Reichstagspräsidentcn Grasen Ballestrem ttil — Se. Majestät der Kaiser soll nach einer Meldung der „Frkf Ztg." beabsichtigen, in diesem Jahre in EmS eine Badekur durchzumachen und während dieser Zeit in Koblenz längeren Aufenthalt zu nehmen — Der Bundesrat überwies die Novelle zum Vogelschutzgesetz und die Vorlagen betreffend Aus prägung von Einpfennigstücken an die zuständigen Aus schüsse. — Ter Sohn des noch in Haft behaltenen King Akwa hat sich an den Erbprinzen zu Hohenlohe mit der Bitte um eine Unterredung gewandt, um so Gelegenheit zu finden, dem stellvertretenden Kolonial- direktor eine Schilderung der Verhältnisse in Kamerun zu geben. Der Erbprinz hat das Gesuch bewilligt, und der junge Akwa wird in diesen Tagen Gelegenheit haben, im Auswärtigen Amte empfangen zu werden. Der juna: Akwa fpiicht fließend deulich, weiß, um was es sich handelt, und ist gut deutsch gesinnt Der junge Akwa hat sich in seinem an den Erbprinzen zu Hohen lohe gerichteten Audienzgesuch vorzugsweise auf katholische Edelleute als Referenzen berufen, zum Teil Mitglieder derjenigen Reichstagsfraktion, die in erster Reihe dem Erbprinzen zu Hohenlohe Opposition macht — 27 Professoren an deutschen Hochschulen, sämtlich Namen von gutem Klang, erlassen soeben eine Protesterklärung gegen die preußische Schulvor- lage, da sie es, wie sie ausführen, als ihre Pflicht betrachten, gegen die die konfessionellen Verhält nisse der Volksschule betreffenden Bestimmungen deS Entwurfs noch in letzter Stunde öffentlich und ent schieden Einspruch zu erheben. In der Erklärung heißt eS: „Der Grundsatz, von dem die Vorlage ausgeht, daß die Kinder in den öffentlichen Volksschulen in allen Unterrichtsfächern nur von Lehrern ihres Bekenntnisses unterrichtet werden sollen, ist nicht nur praktisch in Orten mit konfessionell gemischter Bevölkerung gar nicht durch führbar, wie die schroffen Widersprüche gegen dies Prinzip in der Vorlage selbst beweisen, sondern er ist als Prinzip zu verwerfen Im Unterricht jedes Faches sollte das Recht der Sache allein walten, jeder Einfluß partikular-religiöser Tendenzen grundsätzlich ferngehalten werden." Weiter wird bemerkt, daß aus die religiöse Stimmung der Be völkerung durch die Konfessionalisierung der Volksschule keine Rücksicht genommen wurde, „sondern es soll der „historische" Anspruch der einen oder anderen Konfession auf eine jede Schule schlechthin entscheiden; ein Anspruch, der zum „historischen" erst geworden ist durch eine auf kein Gesetz gestützte Praxi« der Verwaltung, die gegen den Ansturm des Klerikalismus die staatliche Autonomie in der Schule nicht zu behaupten gewußt hat. Zugleich soll dabei die Leistungsfähigkeit der Schule überhaupt nicht mitsprechen: eS darf nicht nur, sondern muß, bei beträchtlicher Erhöhung der Schullasten, das bessere dem schlechteren Schulsystem weichen, bloß damit die konfessionelle Trennung allgemein durchgeführt wird." Die Eingabe stellt fest, daß in dieser durchgehenden Tendenz der Konfessionalisierung der Volksschule ohne Rücksicht auf die Wünsche und die finanzielle Leistungskraft der Bevölkerung wie auf die Qualität der Schulen die jetzige Vorlage völlig eins ist mit dem Zedlitzschen Schulgesetzentwurf. Der Simultan schule bleibe nur der Charakter der geduldeten Ausnahme. „Grundsätzlich soll nicht etwa die Religion, sondern der religiöse Partikularismus in der Schule herrschen Das ist eS, weshalb gegen diese Vorlage ein jeder den schärfsten Einspruch erheben muß, dem die Einheit und Freiheit des Volkes höher steht als die Verewigung und wie ge- fliffentliche Verschärfung des konfessionellen Gegensätze«, der seit Jahrhunderten am Marke unseres Volke« zehrt lind die Einheit und Kraft der Nation untergräbt. „Wir betrachten eben deshalb die Frage nicht als eine bloß preußische Es kann bei dem allgemeinen Vordrängen des Konfessionalismus keinem freiheitlich gesinnten Manne im deutschen Vaterlande gleichgültig sein, daß gerade Preußen die besseren Überlieferungen des fridernianischen Zeitalters und der Ära des Frhrn. v Stein hinter sich wirft und dem längst schon bedrohlichen Einfluß des klerikalen Geistes auf den größten und grundlegenden Teil seines Bildungswesens zum erstenmal eine gesetzliche Handhabe bietet Und so halten wir es für eine Ehren sache, in diesem kritischen Augenblick unsere Stimme zu erheben und von den preußischen Volksvertretern die be dingungslose Ablehnung der konfessionellen Bestimmungen der Schulvorlage zu fordern " Der Protest ist von fol genden Lehrern der Universität Leipzig mitunterzeichnet: vr Karl Bindina, Königl Sächs. Geh Rat, ord Prof., vr Karl Lamprecht, Geh Hofrat, ord Prof, vr Wilhelm Wundt, König. Sächs. Geh. Rat, ord Prof. Beuthen Hier steht abermals ein großer pol nischer Geheimbundprozeß bevor Die Träger der Propaganda sind diesmal bauptsächlich Sokoliften, deren Haupthcrd in Rosdzin, Schoppinitz und Burowietz liegt. Wilhelmshaven. Die Meldung, die olden burgische Regierung habe dem Landtage einen Gesetzentwurf über die Einführung des direkten Wahlrechts vorgelegt, ist irrtümlich Der Landtag wird um 10 April geicki lassen Österreich - Ungar«. Wien Entgegen auswärts verbreiteten Gerüchten wird von maßgebender Stelle erklärt, daß Kaiser Franz Joseph sich des besten Wohlseins erfreut — Bei dem Abschlusse der ersten Lesung der Wahl reformvorlagen im Abgeordnetenhause bekämpfte gestern der Generalredner gegen Graf Stürgkh die Vor lage, welche die dauernde Unterjochung der Deutschen unter die slawischradikale Mehrheit bedeute, und betonte, daß die von der Regierung hervoraehobenen Grundsätze der Gerechtigkeit und Billigkeit in der Vorlage nicht zu finden seien. Redner schloß mit der an den 'Minister des Äußeren gerichteten Anfrage, wie er sich die Kon stellation der äußeren Politik nach der Einführung de» allgemeinen Stimmrechts vorstelle. — Die Ausführungen des Redners wurden wiederholt von stürmischen Protest« rufen unterbrochen Das Haus beschloß mit überwiegen der Mehrheit, die beiden Wahlreformvorlagen sowie da» Gesetz betreffend den Schutz der Wahlfrciheit an einen Wahlreformausschuß von 49 Mitgliedern, das Gesetz betreffend die Immunität an den VerfaffungsauSschuß, sowie das Gesetz über die Reform der Geschäftsordnung an den Gefchäftsordnungsausschuß zu verweisen — (Lok.-Anz) Der amerikanische Botschafts träger benachrichtigte das hiesige Auswärtige Amt, er habe die telegraphische Mitteilung erhalten, daß vom 19. März jede Beziehung des bisherigen Botschafter» Storers zur hiesigen Botschaft aufgehört habe. Da» Auswärtige Amt erwiderte, dies wäre ganz gegen die Gepflogenheiten Storer müsse als Botschafter betrachtet werden, bis er oder sein Nachfolger das Abberufungs schreiben überreicht hat. Frankreich. Paris. Der frühere Ministerpräsident Combes hielt gestern abend auf einem ihm zu Ehren veranstalteten Festessen eine Rede, in der er ansührte, wenn man unter seinem Ministerium nicht zunächst an die Frage der sozialen Reformen herangetreten sei, so sei das des halb nicht geschehen, weil erst der KlerikaliSmuS habe besiegt und die religiöse Gewalt aus dem bürgerlichen Leben auSaeschaltet werden müssen. Er glaube, daß diese» Gesetz noch zu Zwischenfällen Anlaß geben werde Die Frage der Trennung von Staat und Kirche werde die Grundlage sein, auf der die nächsten Parlamentswahlen sich vollziehen werden, und auf dieser Grundlage wird von den vereinigten Parteien der Rechten ein Block gebildet werden. Die Republikaner würden also einen Block gegen die Reaktion bilden. Combes trank schließ lich auf eine vergrößerte Majorität, vergrößert aber nach links hin durch die neuen Rekruten, die das allgemeine Stimmrecht ihr bringen werde. — Das mit der Organisation der Maßnahmen für die Unterstützung und Hilfeleistung für die Hinterbliebenen der Opfer des Grubenunglücks von CourrisreS beauftragte Komitee ist gestern vormittag im Arbeits ministerium zusammengetreten Bei dieser Gelegenheit hielt Minister Barthou eine Ansprache, in der er sein Bedauern über dieses schreckliche Unglück zum Ausdruck brachte und erklärte, daß bei der Untersuchung nach den Ursachen dieses Unglücks mit strengster Unparteilichkeit verfahren «erden würde Der Minister erwähnte ferner die Bewegung der einmütigen Hilfe als ein ehrendes Zeichen der Zeit und fügte hinzu, daß die Unterschriften so bedeutender Männer ihm eine Bürgschaft für die Kon trolle seien Barthou sprach dann dem früheren Präsi denten Loubet seinen Dank dafür aus, daß er den Vorsitz in dem Komitee übernommen habe und schloß seine Aus führungen mit der Bemerkung, daß man auch die belgischen Familien, von denen Mitglieder neben ihren französischen Arbeilsgefährten auf dem Grunde der Grube ruhen, nicht vergessen werde, und daß die Pflicht der Menschlichkeit nicht vor Grenzen Halt mache. — Bei der fortgesetzten Beratung des Finanz- qesetzes in der Deputiertenkammer sprach gestern Bouhcy-Aller über das Flottenprogramm und fragte, ob man bedacht habe, welche Folgen die Vermehrung der französischen Seestreitkräfte haben werde. Bouheu- Aller sagte: Ein Hauch des Wahnsinns geht durch die Kammer Wenn mir Defizit« baben, so baben wir sie, den Emzelsall, das ja auch im movernen Drama seine Rolle spielt, in dem Falle noch dazu an das liebe kleine Ich, läßt die Phantasie Strauß' keinen höheren Flug nehmen. Er kommt von sich selber nicht los und denkt ja auch in der „Tomestica" nicht an die Häus lichkeit und das eheliche Glück, sondern an seine Häus lichkeit und sein eheliches Glück. Mit anderen Worten, er gewinnt zum allgemein Menschlichen keinen Stand punkt Dem anderen symphonischen Werk uns zuwcndend, das die Vortragsordnung uns bescherte, so wurde es allerdings nur in Teilen geboten. Man hörte zwei Sätze einer Symphonie in O-ckur unseres einheimischen Kompo nisten Reinhold Becker, über die nur Gutes zu sagen ist. Uns sprach vornehmlich das Scherzo (dritter Satz) an, das in seinem Idyll - Charakter jenen lyrischen Grundton am meisten anklmgen ließ, aus den nun einmal Beckers Leier vornehmlich gestimmt ist Dem ersten Satz, der zwar etwas unter dem Einflüsse Wagners steht, aber gleicherweise vornehm empfundene Musik bietet und in prächtigen Steigerungen zu Ende geführt wird, fehlt das kräftigere Betonen der Gegcnsäklichkeit, welche die Vor aussetzung jeder stärkeren Wirkung ist. Als Solistin des Abends stellte sich uns in Miß Mary Hall eine junge Violinvirtuosin vor Tschaikowskys väur-Konzert bot ihr Gelegenheit, zu zeigen, daß sie über eine nicht un fehlbare, aber hochentwickelte Technik und jenen süßen, geschmeidigen, weichen Ton, der eines der Kennzeichen der Sevcikschcn Schule ist, verfügt. Letzterer, charak teristisch sür slawisches Musikempfindcn, war bei dem Konzert, das die Geigerin spielte, schließlich am Platze, wenn stellenweise doch auch etwas Größe ver mißt wurde. Daß wir uns aber gegenwärtig manchmal nach einem markigeren Geigenton sehnen, als wie man ihn jetzt zumeist hört, das möchten wir doch erwähnen Mehr Joachim! So könnte man seinen Wunsch zu sammenfassen. In die Leitung des Konzerts teilten sich Hr. v. Schuch, der die symphonftchen Werle, uno Hr. Kutzs chbach, der das Violinkonzert leitete. Hr. Petri fand am Konzertmeisterpulte sowohl in den Sätzen Reinh Beckers, wie in dem Werke Strauß' Gelegenheit, sich solistisch rühmlichst hervorzutun. O S Sächsischer Kunstvcrcin. IX In dem jüngst an dieser Stelle veröffentlichten Auf satz über Constantin Meunier ist versucht worden, sein künstlerisches Bildnis in großen, allgemeinen Zügen festzuhalten. Die Aufgabe dieses zweiten Aufsatzes ist, feinere Einzelzüge nachzutragen, an Arbeiten von ihm sein bildnerisches Wesen, sein künstlerisches Können zu betrachten Das Denkmal der Arbeit sollte, worüber schon im ersten Aufsatze gesprochen wurde, der krönende Abschluß seines Lebenswerks werden Das Wer! blieb ein Torso, Torso, weil cs so, wie wir es in der Ausstellung vor uns sehen, nicht gedacht war, weil zu ihm gehören füllte, was jetzt nicht bei ihm gesunden wird, weil, was wir jetzt bei ihm sehen, nicht eigentlich zu ihm gehört oder wenigstens in anderer äußerer Anordnung sich befinden müßte Es wurde schon darauf hingewiesen, daß die vier lebensgroßen Relief» ursprünglich als die Außenseiten eines gewaltigen Sockels gedacht waren, den der jetzt in den Mittelpunkt der Anlage gerückte Säemann krönte. Als diese Gestalt sich in den Maßen nicht aus reichend erwies gegenüber den Maßen des Unterbaues, kam Meunier von diesem Plane ab und zu dem Ent- schlusse, die Gruppe Mutterschaft, das Symbol der Fruchtbarkeit, den Abschluß des Werkes nach der Höhe hin werden zu lassen Aber auch Vieser Plan erwies sich als nicht durchführbar. Die Gruppe schließt jetzt die Tenkmalsanlage auf der rechten Seite ab. Ihr Gegen ¬ stück nach lmks vitvet ver Hammermeister, eine der besten Figuren, die Meunier geschaffen hat Bestünde zwischen den fünf Gruppen vor den Reliefs derselbe geistige Zu sammenhang wie zwischen diesen selbst, so müßte die Gruppe Mutterschaft, die allegorische Verkörperung de« „Werdens", den Abschluß des Monuments nach link» darstcllen, die Gestalt des Ahnen, die Verkörperung de» „Vergehens", denjenigen nach rechts; der Säemann, die Verkörperung der segenspendenden Kraft der Arbeit, be hielte den Platz in der Mitte, den sie hat, und links und rechts von ihr erhöben sich zwei weitere allegorische Dar stellungen an Stelle des „Hammermeisters" und de» „Bergmanns". Man wird zugeben muffen, daß eine solche Anordnung zu größerer Einheitlichkeit des Ein drucks geführt haben würde, zu harmonischerer Wirkung der gesamten Tenkmalsanlage. Die Figuren des Hammer meisters und des Bergmanns schmälern fraglos die Größe der Schilderung, wenn diese Schilderung im letzten und höchsten Sinne eine symbolische Verherrlichung der Arbeit sein will. Und das will sie sein und ist sie in ihren vier Reliefs, welche die macht vollste bildnerische Glorifizierung der Arbeit darstellen, die je erschaffen worden ist, sie ist es auch in dem gewaltig wirkenden Bildnisse der Frau mit dem Säug ling an der Brust, in der Gestalt de» Ahnen und der deS Säemann« überall in diesen sieben Teilen de» Denkmals derselbe monumentale Charakter, dieselbe heroische Größe, kurz, die volle Harmonie des Eindrucks, die unumstößliche Gewißheit künstlerischer Notwendigkeit. Wie schön, als Einzelkunstwcrk betrachtet, immer auch der Hammermeister und der Bergmann sein mögen, wie innig ihre Zugehörigkeit zu den Reliefdarstellungen auch sein mag — zu der Idee des Ganzen sind ihre Be ziehungen nicht so sinnfällig, daß der Beschauer sich sagen muß: diese und nur diese Figuren gehören in die Darstellung, e» will vielmehr scheinen, als habe Meunier
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