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—^7—' 6. 8« rzt. -U/H M E Erscheint jeden Wochentag Nachmitt. b Uhr sür den .HÜ /1 /» . andern Tag. Preis vierteljährlich 2 Mark 2S Ps., f zweimsnatuch 1 M. dv Pf. und einmonatlich 7d Pf. k. 1l Md r« ;od. Hesse, Zvervalter, 19,-» S. 11,-« S. 16,s « 8, wurde uns« von seiilti» Mber 1M : Familie t. äag Nach«. z. littbeilimg, der, guter tor, «8888, 0, r ist. Kathschluß intag sch us unsere ranzisk« s hierdurch »firne«, ch Nachul. aus nach »8 »8 122. snlesn 62 tslsn, rums, Lttsn, to. 8 V Aahrgaog — Mittwoch, de« 15 September den Volksmenge mit jubelnden Zurufen begrüßt. Gestern Vormittag 10 Uhr fuhr der greise Monarch mittelst Sonder« zugcs bis zu dem festlich geschmückten Stephansfeld, woselbst der Kaiser von einer nach Tausenden zählenden Volksmenge jubelnd begrüßt wurde. Dort bestieg der Kaiser den Wagen und fuhr durch das von der Gemeinde reich dekorirte Dorf Brumath nach Weitbruch, woselbst der Bürgermeister und die Beigeordneten des Dorfes, sowie die Geistlichkeit und der Lehrer des Landkreises Straßburg versammelt waren, deren Begrüßung Se. Majestät sichtlich erfreut entgegennahm. Der Kaiser be obachtete auf der Straße nach Putbrich, im Wagen stehend, längere Zeit die Vorbereitung des Angriffs des 15. Armee korps aus die Stellung der Nordarmee bei Krieg-Heim und Weitbruch. Sodann fuhr der Monarch zu der vor Weitbruch errichteten Ehrenpforte, woselbst der Bürgermeister des Ortes, sowie die Geistlichkeit und die Lehrer des Kreise- Hagenau versammelt waren. Eine Schaar weißgekleideter Mädchen aus den angesessenen Familien des Kreises überreichte Blumen sträuße. Der Kaiser fuhr durch den festlich geschmückten Ort bis zur Kirche und von da auf der Höhe westlich von Weit bruch zur Beobachtung der letzten Gefechtsmomente in unmittel barer Nähe der Truppen. Das Gefecht endete mit dem all gemeinen Vorgehen der Infanterie des 15. Armeekorps und mit kräftigen Gegenstößen der Infanterie und Kavallerie der markirten Nordarmee. Um 12 Uhr 1S Minuten wurde „das Ganze Halt' geblasen und die Truppen falutirten. Der Kaiser > berief die Generalität und die Kommandeure zur Kritik und fuhr sodann über Brumath nach Stephansdorf und von da mittelst Extrazuges nach Straßburg zurück. Auf der ganzen Fahrt auf dem Manöverfelde wurde Se. Majestät von der überall zusanimengeströmten Landbevölkerung herzlichst begrüßt. Heute Vormittag beabsichtigte der Kaiser den Straßburger Münster zu besuchen, Mittag- die Behörden und Körperschaften der Stadt zu empfangen und Nachmittags die Huldigung der Landleute aus der Umgegend von Straßburg entgegen zu nehmen. Für halb 6 Uhr war eine große Festtafel in Aus sicht genommen, an welcher die Zivilbehörden, der LandeSauS« schuß und der Gemeinderath theilnehmen sollten. Bei dem jetzigen herrlichen Spätsommer bezweifelt man vielfach, daß der deutsche Reichstag, welcher bekanntlich auf den 16. d. M. einberufen ist, beschlußfähig sein werde. Wenn von dem deutschen Reichskanzler Erklärungen über die bulgarische Angelegenheit zu erhoffen wären, so würde sich zuverlässig eine hinreichende Anzahl von Abgeordneten pünktlich in Berlin einfinden. Nach dem, was über das Befinden des Fürsten Bismarck verlautet, ist aber auf eine Theilnahme des selben an den bevorstehenden Reichstag-Verhandlungen nicht zu rechnen; der Kanzler muß sich in Varzin erholen, trotz der eingetrctenen Besserung, und es ist nach der Ansicht des Arztes ausgeschlossen, daß er am 16. oder den folgenden Tagen im Reichstag erscheinen könnte. Gleich wohl sollte das Pflichtgefühl der Abgeordneten für eine doch wohl nur sehr kurze Zeit dauernde Session die Beschlußfähig keit des Reichstages sichern. Wie man auch über die Dringlich keit der Genehmigung des deutsch-spanischen Handelsvertrages denken mag; jedenfalls muß die deutsche Volksvertretung dem Rufe des deutschen Kaisers folgen, sobald ein solcher an sie ergeht. Die „National-Ztg.' sagt sehr richtig: „Ob der Reichstag, wenn er zu einer monatlangen Session zusammen tritt, sofort oder erst einige Tage später beschlußfähig ist, das macht wenig auS. Wäre er aber, wenn außerordentlicher Weise nur für wenige Tage einberufen, wegen Beschluß unfähigkeit außer Stande, seiner Aufgabe zu genügm, so würde dies den Eindruck machen, daß der Reichstag der Auf forderung des Kaisers zur Erfüllung einer seiner Pflichten nicht Folge geleistet habe. Die europäische Lage ist nicht darnach angethan, daß man dem Auslande ohne moralischen Schaden für das Reich ein derartiges zweifelhaftes Schauspiel bereiten könnte.' — Gestern wurde inBerlin der „allgemeine deutsche Kongreß zur Förderung der überseeischen Interessen' durch Dr. PeterS eröffnet. Panaff bezeichnete als Zweck des Kongresses die Bildung einer starken kolonialpolitischen Richtung, welche gewillt sei, die kolonialen Bestrebungen der Reichsregierung zu unter« tützen. Den Vorsitz führten neben dm Genannten Graf Behr- Bandelin, Vizeadmiral Livonius, Knoll-Prag, Wolff-Sieben- bürgcn, Koscritz-Porto-Allegre. Es wurdm 4 Sektionen gebildet für praktische Kolonisation, für deutsche Auswanderung, ür deutsche Missionen, wie sür Erhaltung der deutschen Sprache und Art in der Fremde. — Gleichzeitig ist gestern in Breslau die 13. Generalversammlung des deutschen Vereins sür öffentliche Gesundheitspflege eröffnet und Namens der Stadt und der Behörden von dem Oberbürgermeister der schlesischen Hauptstadt begrüßt worden. — Wie man aus iS. gebens. mm und beträgt der Prns für die gespaltene Zeile I loo V' und TtWdlM. Amtsblatt für die königlichen und städtischen Behörden zn Freiberg nnd Brand. Verantwortlicher Redakteur: Julius Braun in Freiberg. hältnisse doch insofern eine diesem Ziele zuneigende Rich tung genommen, als gleichzeitig mik einer Vertheuerung der Arbeit eine Entwerthung des Kapitals eintrat. Dadurch, daß der Arbeitslohn mit geringen Ausnahmen auf der Höhe bleibt, welche er in der günstigsten Geschäftszeit er reichte, die fertige Waare aber mehr und mehr im Preise sinkt, arbeiten viele industrielle Unternehmer jetzt mit sehr geringem Gewinn oder sogar mit Schaden. Findet der Arbeitslohn, der den größten Theil der Erzeugungskosten ausmacht, keine genügende Deckung im Waarenpreise, so verringert sich die Nutzleistung des von dem Fabrikanten zu seinem Betrieb geliehenen Baarvermögens. Mit dem sinkenden Gebrauchswerth des Geldes fällt auch der Preis des Darlehns, der Zinsfuß, wodurch sich allmählich unsere ganzen Erwerbs- und Besitzverhältnisse verschieben. Alle Diejenigen, welche nur von dem Zinserträge ihres Ver mögens leben, sehen durch diese Wandlung ihr Einkommen empfindlich geschmälert. Der Rentier, der bei einer fünf prozentigen Verzinsung seines Vermögens ohne weiteren Erwerb bequem leben konnte, sieht sich bei dem jetzigen Zinsfuß von nur drei Prozent zu großen Einschränkungen oder gar zur Wiederaufnahme einer Arbeit gezwungen, die er nicht mehr nöthig zu haben glaubte. Das Sinken des Zinsfußes vermehrt die Zahl der Arbeiter, denn heute muß man fast das doppelte Vermögen wie vor fünfzehn Jahren besitzen, w:nn man sich zur Ruhe setzen will. Die in Rede stehende volkswirthschaftluhr Erscheinung ist sür den Ver brauch zahlreicher Luxusartikel von großem Nachthell, doch schädigt im Allgemeinen die Verminderung der Zahl der kleinen Rentner die Volkswohlfahrt deshalb nicht besonders, well diese im Müßiggang verharren, aber nur geringe Be dürfnisse haben, während der besitzlose aber erwerbende Arbeiter den gewonnenen Lohn meistens sofort wieder voll ständig unter die Leute bringt. Für die Geschäftsleute ist dieser letztere Umstand sehr vortheilhaft, doch würden die Arbeiter im eigenen Interesse gut thun, von den jetzt im Verhältniß zu dem Unternehmergewinn nach hohen Löhnen immer einen Sparpfennig für die Zukunft zurückzulegen, da der Vorsprung, den der Besitzende im Erwerb allemal vor dem Nichtbesitzenden hat, auch wieder größer werden kann als jetzt. Die in dem letzten Jahrzehnt vollzogene großartige Vermehrung der Geldwerthe und die durch einen längeren Frieden vermehrte Sicherheit für den Ausleiher, nach der bedungenen Zeit wieder zu seinem Gelbe zu kommen, haben den Zinsfuß ungewöhnlich wett herabgedrückt. Es ist aber nicht unmöglich, daß auch wieder eine Kapitalknappheit ein tritt, daß in kriegerischen und vertrauensarmen Zeiten die im Zins bezahlte Risiko-Prämie wieder bedeutend wächst. Wenn die rechtliche und wirthschaftliche Sicherheit der ein gegangenen oder einzugehenden Verpflichtungen sich plötzlich vermindern sollte, dann dürfte nicht nur das jetzige reich liche Angebot des Anlage suchenden Kapitals sich schnell verringern, sondern auch die bisherige Höhe der Arbeits löhne nicht aufrecht zu halten sein. Man darf den jetzigen ungewöhnlich niedrigen Zinsfuß durchaus für keine dauernde Erscheinung erhalten; wohl kann derselbe bei aus dauerndem Frieden sogar noch etwas weiter herabgehen, es ist aber auch denkbar, daß durch politische Ereignisse Ver hältnisse eintreten, welche das Kapitalangebot auf ein ver schwindendes Maß herabdrücken und den Zinsfuß wieder in die Höhe treiben. Tagesschau. Freiberg, den 15. September. Bei dem großen Paradediner, welches am Sonnabend in Straßburg stattfand, brachte im Namen des deutschen Kaisers der deutsche Kronprinz einen Trinkspruch auf das 15. Armeekorps, das sich bei der Parade die allerhöchste Anerkennung in gewohnter Weise erworben habe, aus. Der kommandirende General von Heuduck, welcher dem Danke des Armeekorps beredten Ausdruck gab, schloß mit einem Hoch auf den Kaiser, in welches die Theilnehmer an dem Diner begeistert einstimmten. Die Kaiserin ertheilte Sonntag Mittag einige Audienzen und empfing am Montag die Vorstände der Straßburger Wohlthätigkeitsvereine. Am Sonntag Nachmittag wohnten der Kronprinz, die übrigen Fürstlichkeiten und der Statthalter Fürst Hohenlohe dem Offizier-Wettreiten auf der Sporeninscl bei Kehl bei. Abends 7^ Uhr begab sich der deutsche Kronprinz nach der Freimaurerloge. Der Kaiser unternahm am Sonntag Nachmittag eine Spazierfahrt und verweilte nach der Tafel einige Zeit auf dem Balkon des Statthalterpalais und wurde von der auf der Straße harrcn- Das Sinken des Zinsfußes. Es ist noch gar nicht so lange her, daß der sächsische Staat eine fünfprozentige Anleihe aufnahm und daß das Königreich Preußen eine drei und einhalbprozentige Prämien- Anleihe machte, bei welcher den Darleihern als Ent schädigung für den verhältnißmäßig niedrigen Zinsfuß Loosgewinne in Aussicht gestellt wurden. Heute stehen vierprozentige sichere Staatspapiere weit über Pari und kann ein finanziell gut geregelter Staat große Summen ohne Müye zu einem Zinsfuß von etwa 3^/» Prozent erhallen. Die neue dreiprozentige Anleihe der Stadt Hamburg wurde im Betrage von 40 Millionen Mark zum Kourse von 94 ohne jede Schwierigkeit angebracht. Da bei dem erwähnten Kourse genau 37 600 000 Mark baar eingingen, stellte sich der eigentliche Zinsfuß der neuen Hamburger Anleihe auf etwa 3,2 Prozent. Wir sind damit wieder auf den alten Zinsfuß der ersten sächsischen Steuerscheine angelangt, die den Gläubigern auch nur eine dreiprozentige Verzinsung brachten, was in einer Zeit, wo die Industrie noch ganz darniederlag, als völlig hinreichend angesehen wurde. Die Unlust an industriellen Unternehmungen ist heute wieder so groß, daß der Kapitalist sroh ist, bei einer sicheren Kapitalanlage, für welche jederzeit baans Geld wieder zu beschaffen ist, irgend eine wenn auch niedrige Rente zu genießen. Bei der Aussicht, daß in unfeiner Zeit die Orientfrage doch noch auf kriegerische Weise zum Austrage gebracht wird, mag Niemand Ver pflichtungen auf Jahre hinaus eingehen und weitaussehende Unternehmungen in Angriff nehmen. Das Geld strömt den Sparkassen zu, deren Verwaltungen in d« größte Verlegenheit kommen, dafürHypotheken von mündelmäßiger Sicherheit zu beschaffen oder Papiere anzukaufen, die, ohne den Koursschwankungen unterworfen zu sein, eine Rente gewähren, von der die Einleger nach Abzug der unver meidlichen Verwaltungskosten ihre Zinsen erhalten können. Wenn die Sparkassen sichere Papiere nicht günstiger laufen könnten als z. B. die erwähnte Hamburger drei prozentige Stadtanleihe zu 94, dann wären dieselben nicht mehr im Stande, den Einlegern drei Prozent Zinsen zu zahlen. Der Zinsfuß für erste Hypotheken wird vielleicht schon in allernächster Zeit auf drei Prozent herabgehen und viele Kreditinstitute zwingen, den Einlegern die Wahl zu stellen, ihr Geld zurückzunehmen oder ihre Ersparnisse nur mit 2'/, Prozent verzinsen zu lassen. Eine derartige Veränderung des Kapitalertrages, der einen der wichtigsten Faktoren des Volkswohlstandes dar stellt, hat natürlich die tiefgehendsten, in allen Volkskreisen fühlbaren Folgen. Diese Wirkungen sind ebenso wie die Ursachen des vorliegenden volkswirthschaftlichen Phänomens schwer zu erklären; man fühlt nur, daß dieses Sinken des Zinsfußes, nachdem besonders die Grundbesitzer so lange seufzten, in Wirklichkeit gar kein Glück und nur zu sehr geeignet ist, bedenkliche Umwälzungen an dem sozialen Körper hervorzurufen. Einigermaßen erklärt sich die vor liegende Erscheinung, wenn man den eigentlichen Grund des Kapitalzinses in's Auge faßt, der doch nichts anderes m, als der Gebrauchswerth des Baarvermögens. Der Werth der auf eine bestimmte Zeit dem Darlehnsempfänger emgeräumten Nutzleistung des Kapitals findet seinen Aus guck in der dafür geleisteten mehr oder minder hohen baaren Entschädigung, dem Zinsfuß. Je mehr Gewinn der Darlehnsempfänger mit dem erhaltenen Kapital zu erzielen Stande ist, desto größer wird die Nachfrage nach Kapital zu neuen Unternehmungen und steigt demgemäß ^ Zinsfuß. Der Letztere bedeutet also den Antheil des Besitzers von Baarvermögen an dem von den industriellen Unternehmern erzielten Gewinn. Sinkt der Zinsfuß so allgemein, wie dies jetzt der Fall ist, so deutet das einfach aarauf, daß das Geld einen Theil seiner werbenden Kraft Mel>üßt hat, daß der Unternehmergewinn eine starke Schmälerung erfuhr. Der jetzige Zinsrückgang trifft weite -kreise von kleinen Rentnern ziemlich hart, doch ist er des wegen minder zu beklagen, weil er weniger das Ergebniß unes volkswirthschaftlichen Niederganges, als eine Folge °er anderweiten Vertheilung des Ertrages für die bei der Nation betheiligten Personen zu sein scheint. In Wirklich- k Mchülerte sich der Gewinn der Unternehmer und der Kapitalisten zu Gunsten der auf die Arbeitslöhne ange- »wsenen Bevölkerung. /benn auch der Satz der Sozialisten, daß die Arbeit die einige Quelle des Werthes der Güter sei, bisher keine «ttnnnung fand und finden konnte, so haben die Ver-