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Dresdner Journal : 05.03.1867
- Erscheinungsdatum
- 1867-03-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186703055
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18670305
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18670305
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1867
-
Monat
1867-03
- Tag 1867-03-05
-
Monat
1867-03
-
Jahr
1867
- Titel
- Dresdner Journal : 05.03.1867
- Autor
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Dienstag, den 5. März. LbommneMopretsr: MvrUod^ "«rbtt.' —a»^—-0 HMrlioo: 1 „ IP „ tritt ?<>»»- » St«wp«I- >to»»tllr:li:— „ IS „ ,u»cki»^ dioru. Lu»H«lo« kiLwmrrll! I „ Dttrratnrprrisr: kttr 6«a 8»nm «ill«r xesp»It«nen 2«il«: 1 kixr. Vater „Ltage-aaät" ai« 2eile: S tixr. erscheinen: Tklglleti, wit ^aooakia» 6er 8uaa- ua6 kel-rtag«, a.d«a6, tUr 6eo tolxeaäeu r»x. Drrs-ilkr Journal. Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. -> ^! - V—IV — -sssv - ! !»y, 18«7 »asrralrnaan»!)»» a»,«art, L«lP«iU. kn La^nvorar^a», 6omwi,^l«,»Ir äe» vreeäuer 0onr»»I^, ,d«o6»«.r H Laar.«», Lva», k'o»,! N»»dv, >,rN» HNt«»-»r»»ile»rt ». M.: L Vooi.»,; L,r>t»> üaorive'oad« Vaebt»., It«r»M«r»»'» Lureaa; Nrew»»; L 8v»l.orr»; Ireelaa: L>. 8r-»»»»',Xuu<»ae«ot>ur<-»a, 0»»» L 8L»»lo»tv»an; Rr»a»^art».>l.:6^»oa»',<:k? Vaobk.; LSI»: ^o. 8Ll>»«r»;r»ri»: Hern, Va»»ir», Vvar.i»a t Oo., t>, ?I»e« 6« I« lloar^); kr»U: k>, It»»r.>o»'o LaoU».; wie»: Al.. Orr»l.t« Hernnogebrrr LSalgl Lepeäittoa 6», Qreeäoer ckonrnal», vr«»6«ll, 1t»rt«ll»tr»»»« tio 7 Amtlicher Weil. Dresden, 25. Februar. Se. Königliche Majestät haben zu genehmigen geruht, daß Frau Hedwig Fröh lich geb. von Zedtwitz zu Dresden das von de- Kai sers von Oesterreich Majestät ihr verliehene goldene Verdienstkreuz mit der Krone annehme und trage. Dresden, 28. Februar. Seine Königliche Majestät haben den Assessor beim Gerichtsamte Reichenbach Mo ritz Ferdinand Döring zum GerichtSrathe bei dem Be zirksgericht Chemnitz zu ernennen in Gnaden geruht. Dresden, 3. März. Se. Majestät der König ha ben allergnädigst geruht, dem Assistenzarzt a. D- l)r. Hugo Pleißner nachträglich die Erlaubniß zum Tra gen der Armeeuniform zu ertheilen. Nichtamtlicher Theit. 0-d«>fi»< LelegriHhische Nachrichten. Dagr»grschichic. Dresdner Nachrichten. Erndinzialnochrichtr«. (Leipzig. Königswartha.) Statistik und Lolk-wirthschnst. Feuilleton. Inserate. Lagrskalender. vörsennach» richte». Telegraphische Nachrichten. Berlin, Montag, 4. Marz, Nachmitt. ^4 Uhr. (W. T. B.) In der heutigen ReichStaaSfidung, welcher vr. Simson präfidirte, legte der Minrstrrprafidrat Gros ». vi-morck de« Entwarf der Verfassung de» Norddeutschen Bunde» aedst den demselben vorau»- gegangenen Bundnißverträgen und Conferenzproto- kollen vor. Graf v. Bismarck äußerte, er wolle hierbei, unter Verweisung auf die königliche Thronrede, nur Eines hinzufügen: nämlich, daß da» auf die Dauer eine- Jahre» festgesetzte Bündniß am 18. August abläuft. CS sei nicht abzusehen, in welche Situation Deutschland grrathen würde, wenn bi» zum 18. August da» Der- fassungSwerk, besten Prüfung mehrere Landtage sich aus drücklich Vorbehalten, nicht abgeschlossen würde. Nach dem Schluss« des Reichstage» würden voraussichtlich die Landtage der 22Bundesstaaten schleunigst berufen werden? WünschenSwerth sei rS, daß auch diese» noch vor dem 18. August möglich werde. Ebenso würden durch rasche, entschiedene Beschlußnahmen in Norddeutschland unsre Beziehungen zu Süddeutschland gefördert werden. I« unserm Nationalcharakter liegt zweifel»ohne Et wa», was der Vereinigung von ganz Deutschland wi derstrebe; wir hätten sie sonst nicht verloren, oder bald zurückgewonnen. Blicken wir in die Zeit der deutschen Größe zurück, in die Kaiserzeit, so finden wir, daß kein andere» eu ropäische» Land so viel Wahrscheinlichkeit hatte, sich eine mächtige nationale Einheit zu erhalten, wie Deutschland. Der Grund, daß die Einigkeit verloren ging, ist, glaube ich, dieser Ueberschnß von männlicher Selbstständigkeit und von Unabhängigkeit»gefühl, welcher in Deutschland den Einzelnen, die Gemeinde, den Stamm veranlaßt, sich mehr auf eigne Kraft, al» auf die Gesammtheit zu verlassen. Die Gefügigkeit Einzelner zu Gunsten de» Gemein wesen» hat unfern Nachbarn schon früh Wohllhaten ge sichert, welche wir jetzt anftreben. Die Regierungen haben jetzt rin gute» Beispiel ge geben; Alle haben Opfer gebracht. Liefern auch wir den Beweis, daß wir au» der 60vjährigen Leidens geschichte Deutschland» Erfahrungen gemacht haben. Be herzigen wir, daß daS Mißlingen de» Werke» in Frank furt und Erfurt eine 16jährige Unsicherheit und Un zufriedenheit herbrigeführt hat, welche schließlich durch die Katastrophe de- vorigen Jahre» ihren Abschluß fin den mußte. Da» deutsche Volk hat da» Recht, von unS zu erwarten, daß wir einer Wiederkehr dieser Kata strophe vorbeugen. Da» Hau» vertagt die geschäftliche Behandlung über die Barlagra di» nach Druck derselben und be schließt, auf Schwerin » Antrag, die Schlußberathnng Feuilleton. K. Hasthratrr. Sonnabend, den 2. März ging „Der Liebestrank" von Donizetti neu einstudirt in Scene und fand feiten de- reich besetzten Hauses eine außerordentlich günstige Aufnahme, so daß diese komische Oper de», wenn auch Rossini keineswegs ebenbürtigen, aber immerhin rrspectabeln Maestro dem Repertoire für einige Zeit wiedergewonnen sein dürfte. Zwar hat die Behauptung de» alten G. W. Fink, daß HeSperien» Opernruhm nach Rossini'» geschlossener Zuckerbäckerei an mißgerathenem Zuckerbrode wie Grefset'S Papagei verblichen sei, ihre volle Berechtigung; jedoch läßt sich nicht läugnrn, daß jene populäre Melodik, welche die Grundlage der Oper Donizettt'S bildet, noch heute dem Geschmacke de» größer» Publjcum» in hohem Grade zusagt und ihrer Wirkung auf dasselbe sicher ist. Bei der Absicht de» blosrn Amüsement» vermißt man eben weniger die Klarheit und Prägnanz deS Ausdruck» so wie jene anmuthende Grazie, die wir in Mozart'» „Figaro", in Rossini'» „Barbier" bewundern und welche un» in eine erhöhte Stimmung versetzt, so daß die ganze Welt in einem etgenthümlichrn Lichte erscheint. Um dies« nach Rosflnt'schem Rerepte verfertigten italie nischen Operngerichte — wir wollen damit durchaus nicht sagen, daß Donizrtti und Bellini im Geiste und im Stil« ihre» Borbtlde» geschaffen haben — genießbar zu machen, ist e» freilich erforderlich, den Ttoff mate riell völlig zu beherrschen und den Inhalt zu beseelen. Scherz und Witz müssen, lustig sprudelnd, einander jagen, «nd nirgend» darf sich die Arbeit berechneter Lombtiration »errathen. Wa» in dieser Hinficht der Dirigent von seinem Pult« au» zu ermöglichen im Stande ist, war ohne Zweifel vom Herrn Kapellmeister über die eingebrachten beiden Geschöft«ordnung»antrage. Sodon« folgen Wahlprüfnagen. München, Montag, 4. März. (W. T. B.) Dir amtliche „Bayer. Ztg." publirirt einen königlichen Erlaß vom gestrigen Lage, welcher die SitznngSdaurr de« gegenwärtigen Landtag» bi» zum 13. April ver längert. London, Montag, 4. März. (W. T. B.) Der Gtaat»serretär de» Krieg», Generalleutnant Perl, der Staat»srkrrtär für Indien, Lord Cranbornr, und der Staatssekretär der Colonien, Lord Carnarvon, find zu- rückgrtrrten. Der erste Lord der Admiralität, Paking- ton, übernimmt da« Kriegeministerium, der Präsident de« Handelsamte«, Northeotr, den der Bieepräsident diese» Departement«, Cave, ersetzt, da« Staat»serre- tariat für Indien und der Herzog von Richmond oder der Lordpräfident de» geheimen Rath», Herzog von Buckingham dasjenige der Colonien. (Vergl. unter TageSgrschichle.) Stockholm, Montag, 4. März. (W. T. B.) Au- zuverlässigster Quelle verlautet, daß dir angeblichen Aeußrrungen de« König» bei einer, von der Königin- Witwe dem regierenden König-Paare gegebenen Soiree, welche derselbe (laut einer, unter der Ueberschrtft „Fürst liche Worte" von der Wiener „Presse" mitgetheillen Originalcorrespondenz aus Stockholm vom 14. Februar) in Beantwortung eine« aus ihn auSgetrachten Toaste« gethan und in welchen er über da« LegitimitätSprineip und dessen neueste Anwendung sich au»grspr»chrn haben soll, vollständig erfunden sind. St. Petersburg, Sonntag, 3. März, Abend«. (W T. B.) Bei einem gestern stattgehabten Banket brachte Großfürst Nikolai einen Toast auf die tapfer« griechischen Freiwilligen au», welche gegenwärtig so viel leiden, so heroisch kämpfen und sterben, und de ren Brüder während de» Krimkrirge» die einzigen Ver bündeten Rußland« gewesen find. Durch kaiserlichen Ukas ist nunmehr die Aufhe bung der Leibeigenschaft auch auf die Bauern in Min- grrlien ausgedehnt worden. New-Park, Sonnabend, 2. März. sW.T.B.) Eia Zproeentigr« Certifiratanlrhrn in der Höhe von 50 Mil lionen ist angenommen worden. Ferner hat der Con- greß die erneute ReeonstruetionSbill (ogl. Nr. 47) an- gruommen. Au» Mexico wird gemeldet, daß Kaiser Maxi milian autgeriickt ist und am IS. Februar den Disfi- dentengrueral Carvajal geschlagen hat. Tagesgeschichte. b. Berlin, 2. März. Nachdem gestern Abend in den Fractionssitzungen über die Kandidaturen zu den Prästdialstellcn des Reichstags vielfach diScutirt, insbesondere ein von der Lin'en ungebetenes Compro- miß, al- ersten Präsidenten vr. Simson, als zweiten den Herzog ». U>est zu wählen, von den Conservativen mit überwiegender Mehrheit abgelehnt worden war, fand heute der Wahlkamps statt. D 'ß eS sich um eine wich tige Entscheidung handle, sah man an der ziemlich auf geregten Physiognomie des Hauses. Die ReichStagS- abgeordneten bildeten in den Gängen deS Saale-, in den Korridoren und dem Büffet lebhafte unterhandelnde Gruppen; die Diplomatenloge war ziemlich vollständig beseht, an den Mintstertischcn Graf Bismarck, v. d. Heydt, v. Roon, wirk!. Geh. Raih v. Savigny und mehrere Bun- deSrrgierung-commiffare. DerAlterSpräsident v.Francken- berg thrilt mit, daß von 297 Abgeordneten 244 in» Haus eingetreten sind. Daffelbe geht zur Tagesordnung: der Wahl des Präsidiums, zunächst der de» ersten Prä sidenten über. Die Mitglieder werden dem Alphabete nach ausgerufen, antworten mit Hier! und Wersen den Stimmzettel, auf welchen sie den Namen des Präsident- schaftscandidaten ausgeschrieben, in eine Urne, welche auf dem Stenographcntische steht und bei welcher ein Schriftführer des Hauses die Controle auSübt. Die Stimmzettel werden hierauf gezählt und die darauf be- vr. Rietz geschehen. Die Aufführung machte denn auch in der That, im Großen und Ganzen betrachtet, einen wahrhaft wohlthuenden Eindruck und zeigte die Befähigung unsrrs Opernpersonalbestandes für die Pflege der Spieloper im glänzendsten Lichte. Während die letztere fast an allen deutschen Theatern brach liegt, scheinen an unsrer Hofbühne die Lebensbedingungen dieses Genre- in reichlichem Maße vorhanden zu sein. Berechtigte zu dieser Annahme bereit- eine Reihe von früher», der betreffenden Operngattung angrhörenden Ausführungen, so bestätigte die Neuetnstudirung de» „LiebeStrankS" diese Meinung auf da» Evidenteste. Frau Jauner-Krall, welche dir Adina sang, über wand ihre augenblickliche Indisposition mit einer nicht genug zu rühmenden fenrrgie, so daß da- musikalische Kolorit dieser reizenden, naiv-coketten weiblichen Figur kaum wesentlich beeinträchtigt wurde, während ihr Spiel in ungelähmter Frische und Munterkeit sich entfaltete. Fräulein Weber (Jeanetta) bekundet sich stet- al» ein ebenso fleißige- wie brauchbare» Mitglied unser» Hof theater». In noch höherm Grade gilt letztere» von Herrn Rudolph, dessen Nemorino eine gesanglich und mimisch gleich vortreffliche Leistung war. Sein Organ zeichnet sich durch eine wohlthuende Noblesse de- Ton» und einen lyrischen Schmelz au», welche beiden Eigen schaften durch «ine stet« maßvolle Darstellung noch ge hoben werden. Mit Vergnügen registrier« wir übri gen», daß der verdienstvolle Künstler die»«al in schau spielerischer Hinficht ein« größere Lebhaftigkeit entwickelte und von einer gewissen Befangenheit völlig frei war, die vielleicht weniger in dem Mangel an Routine, al» in der Scheu vor einem möglichen Zuviel ihren Grund haben mag. Dagegen möchten derarig« Brde,ken bei Herrn Degale ganz am rechten Platze sein deffea Belcore weder mufikaltsch, »och dramatisch in de» Rah- findlichen Namen in der Art verlesen, daß ein Schrift führer den Namen liest, rin zweiter zählt, so daß man im Laufe ter Wahl fortwährend da» Slimmenverhält- niß der concurrirrnden Candidaten verfolgen kann. E» warcn zur ersten Wahl 239 nach der ersten Zählung, nach der zweiten aber 240 Zettel abgegeben, die ab solute Majorität ist demnach 121. Sehr bald stellte sich «in bedeutender Vorsprung heraus, den vr. Simson vor dem Grafen Eberhard Stolberg-Wernigerode hatte. Zeit weilig unterbrochen von Stimmen, die auf den Herzog v. Ujest und Geh. Rath v. Wächter fielen, schien zwar Graf Eberhard Stolberg den vr. Simson in etwas rin- zuholen, sehr bald aber stellte sich eine unzweifelhafte Majorität für Vr. Simson heraus, und nur die Frage hielt die Reich-tag-mitglieder und die Tribünen in leb hafter Aufregung, ob vr. Simson die absolute Majori tät haben werde. Als für vr. Simson 100 und einige Stimmen gezählt wurden, war derselbe mit dem Hrn. Ministerpräsidenten Grafen Bismarck in lebhaftem Ge spräch begriffen. Bei Len Zahlen 116, 117, 118 stieg die Spannung aufs Höchste und da nach der ersten An gabe des Alterspräsidenten nur 239 Zettel abgegeben, 120 daher die absolute Majorität waren, so war, bis der 119. Zettel für vr. Simson verlesen wurde, die Er wartung allgemein, daß mit dem 120. für vr. Simson die absolute Majorität sich ergeben würde. Aber um sonst, e» war der letzte Stimmzettel gewesen. Als die Versammlung inne wurde, daß nur 1 Stimme gefehlt habe, brach im Saale ein allgemeiner Sturm de- Er staunens, der Ausrufe und, wie eS schien, auch des Aergers aus. Es dauerte lange, ehe sich die Versamm lung mit ihren verschiedenen Gefühlen beruhigte. End lich erklärte der Präsident, daß von 240 Stimmen vr. Sim son 119, und wenn man einen Zettel mit Vr. Simpson ihm zurechnen wolle, 120, Graf Eberhard Stolberg- Wernigerode 72, der Herzog v. Ujest 34, Geh. Rath v. Wächter 17, v. Errleben 3, Graf Schwerin 2, Prinz Friedrich Karl 1 Stimme erhallen habe. Ehe zur engern Wahl übergegangen wird, an welcher alle Candidaten mit Ausnahme der beiden Letzter» Theil nehmen können, herrscht im Saale zwischen den Führern der Fractionen ziemlich lebhafte Berathung. Bei der engern Wahl erhalten von 240 abgegebenen Zetteln ve. Simson 127, Graf Eberhard Stolberg 95, Geh. Rath v. Wächter 12, Herzog v. Ujest 5 Stimmen (1 Zettel ist ungiltig). Sowie die 12l. Stimme für vr. Slmson verlesen wurde, ging ein Ah! durch den Saal. Alterspräsident: Abg. 1>r. Simson ist erwählt! (Bravo und Zischen.) Der selbe besteigt den Präsidentenstuhl, während der bis herige Alterspräsident der Versammlung dankt. Prä sident vr. Simson: „Meine Herren! Sie berufen mich durch die eben vollzogene Wahl für die nächsten 4 Wo chen zur formellen Leitung Ihrer Verhandlungen. In der Ueberzeugung, dieser hohen Versammlung für ihren großen Zweck, der nicht unerreicht bleiben darf (diese Worte mit erhobener Stimme), an der Stelle auch mit meinen bescheidenen Kräften dienen zu müssen, die Sie mir anweisen, und dem vollen Gefühle der Ehre und Auszeichnung, die Sie mir dadurch haben zu Theil werden lassen, nehnte ich die auf mich gefallene Wahl an und danke für dieselbe in wahrhafter Ehrerbietung." Redner verspricht, da» Vertrauen des Hauses zu recht fertigen, bittet um Wohlwollen uüd Nachsicht bei seiner Amtsführung und fordert das Haus auf, dem Alters präsidenten für seine bisherige Leitung der Geschäfte zu danken. Die- geschieht durch Erhebung von den Plätzen. Man geht zur Wahl deS ersten Viceprästdenten über, wobei 239 Stimmzettel abgegeben werden. Auch hier liefert der erste Wahlgang kein Ergebniß, denn eS er hält v. Bennigsen 95, Graf Eberhard Stolberg 64, Herzog v. Ujest 56, Vr. v. Wächter 23, v. Watzdorf (Weimar) 1 Stimme. Von 234 in der engern Wahl abgegebenen Stimmen erhält der Herzog v. Ujest 119 Stimmen, ist hiermit als erster Vicepräsident gewählt und nimmt dankend die Wahl an. ES waren außer dem auf v. Bennigsen 94, vr. v. Wächter 17, Graf Eberhard Stolberg 4 Stimmen gefallen. Es folgt die Wahl eine- zweiten Viceprästdenten. Zu derselben wer den 227 Zettel abgegeben, 5 davon sind ungiltig, ab solute Majorität 112. Letztere erreicht v. Bennigsen mit 114 Stimmen, Haberkorn erhält 97, v. Wächter 8; die übrigen haben sich gänzlich zersplittert, v. Bennig sen nimmt unter Dank die Wahl an. Zu bemerken ist, daß da- nunmehr gewählte Präsidium nur auf 4 Wo chen zu fungiren hat, nach deren Verlauf da» definitive Präsidium gewählt wird. Zur Wahl der 8 Schrift führer werden die Stimmen gesammelt, das Resultat wird vom Präsidium nach Schluß der öffentlichen Sitz ung erörtert, und bei der Anzeige von der Constituirung des Präsidium-, die an da- Bundespräsidium zu er statten ist, mitgetheilt werden. Nächste Sitzung Mon tag, Tagesordnung: Entgegennahme der Vorlagen der Bundesregierungen, Berathung über die Behandlung der zwei Vorlagen über Geschäftsordnungen; Wahlprü- fungen. Schluß der heutigen Sitzung A5 Uhr. b Berlin, 3. März. Meine Mittheilungen über die Thätigkeit einiger sächsischer Parlamentsmitglie der haben in sächsischen Blättern leider die Auslegung erfahren, als ob es in der Absicht dieser Herren läge, einen separatistisch-sächsischen Club für die ganze Dauer der Session zu gründen Dies ist jedoch keineswegs der Fall. Die sächs. Abgeordneten, die erst im rhei nischen, jetzt in „Lamprecht's Hotel" zusammenkommcn, haben, wie ich Ihnen zuerst schrieb, beschlossen, eine zuwartende Stellung einzunehmen, hielten es aber für angemessen, bei der Zerfahrenheit der Parteien vor der Hand einen festen Kern zu bilden, um derjenigen Fraktion, der sie sich anschließen würden, nicht verein zelte, sondern geschlossene Kräfte zumführen. Die Zeit bis dahin benutzten sie zunächst zum Studium des Ter rains und der verschiedenen Parteien und zu einem tie- fern, gemeinschaftlichen Eindringen in den Verfassungs entwurf. Wie in dieser sorgsamen Thätigkeit, in die ser gewissenhaften Pflichterfüllung jener Herren eine sächsiiche Conderpolitik gefunden werden kann, bleibe der „Deutschen Allgemeinen Zeitung" überlassen. WaS insbesondere den Abg. Sachßc anlangt, dessen Name in meiner Correspondenz bei seinen College« fehlte, so lag wohl nichts näher, als da- Wegbleiben seine- Na mens in einem Versehen zu finden, und nichts ferner, als es in einer Marotte zu suchen, die Jedermann, der die politische Thätigkeit Sachße's kennt, sofort als eine übelwollende Erdichtung erkennt. Die Linke arbeitet immer entschiedener auf einen Einheitsstaat hin Na mentlich gellen die ruhelosen Bestrebungen Schulze'- (Berlin) diesem Ziele Man würde aber den sächs. Liberalen Unrecht thun, wenn man sie hieran betheiligt glaubte. Insbesondere erstrebt Professor Wigard einen föderativen Aufbau der Verfassung. Die sächs. Liberalen nehmen zwar an den Sitzungen der Linken Theil, beobachten jedoch eine zuwartende Stellung, um zu sehen, wie sich schließlich das noch nicht festgrstellte Programm der Linken gestalten wird. Aus den An- nerionsbestrebungen der Linken ergiebt sich auch der Grund, warum die sächsischen Conservativen viel mehr nach Berührungspunkten suchen, welche ihnen für die Selbstständigkeit Sachsens innerhalb de» Norddeutschen Bundes eine größere Garantie bie ten, und daß sie nicht nach einer Annäherung an die immer unverhohlener »uftretenden AnnerionSabsich- ten Schulze s und Genossen verlangen. — Der Aus» gang der Präsidentenwahl wird von der Linken als ein großer Sieg betrachtet. Sie hat nicht nur ihren Candidaten auf den ersten Präsidentenstuhl erho ben, sondern auch, nachdem sie allerdings bei der Wahl des ersten Vicepräsidenten den vereinigten Consrrvati- ven, Altliberalen, Sachsen, Polen u. A. unterlegen, ihren zweiten Candidaten durchgesetzt. Da- Präsidium besteht nunmehr aus drei preußischen Abgeordneten. Wie eine jede Partei in jedem Falle gestimmt hat, ent zieht sich freilich der genauen Berechnung; man wird wohl aber das Richtige treffen mit der Annahme, daß in der engern Wahl des ersten Präsidenten die ent scheidenden Stimmen für vr. Simson durch den Ab fall einiger Altliberalen, -die zuerst für den Herzog v. Ujest gestimmt hatten und denen Graf Stolberg zu men diese- Abends passen wollte. Mit der Rolle des Dulcamara machte Herr Ecaria unsers Wissen- den ersten Versuch im Fache der BuffoS. Derselbe hatte auf diese- Debüt nicht nur den ersichtlichsten Fleiß ver wendet, sondern führte eS auch mit glücklichstem Ge lingen durch. Wenn sein Organ der Behandlung solcher Partien, in denen wir ihm nun öfter zu begegnen hof fen, nicht sogleich vollkommen gefügig sich erweist, so möge ihn die» nicht abschrecken. Dieser Dulcamara war eine Leistung, welche dem Können de- Herrn Scaria zur höchsten Ehre gereicht; namentlich gilt die- auch von seinem Parlando. Wer, wie wir, Gelegenheit hatte, die Thätigkeit de» Künstler« vom Beginne seiner thea tralischen Laufbahn an zu verfolgen, wird dem Streben desselben die wärmste Anerkennung zu versagen nicht im Stande sein. Al» eia wahrlich nicht geringe» Ver dienst und al» einen Beweis echt künstlerischer Gesinnung rechnen wir rS ihm ferner an, daß er den Wunderdoktor al» Da» hinstellte, wa- er ist: ein Charlatan mit ele ganten Manieren, und nicht ein gewöhnlicher Possenreißer. Der ihm gespendete Beifall constatirtr zur Genüge, daß auch der Humor, wenn er nur kein erkünstelter ist, seine Wirkung nicht verfehlt. Ebenso wurden die übri gen Mitwirken-«» von dem «nimirten Publicum zu wiederholten Malen durch Applau« und Hervorruf aus gezeichnet. Wenn wir schließlich noch der Chöre, welche mit großer Präctfion au-grführt wurden, «nd de» Or chester« ehrend gedenken, so erfüllen wir nur eine Pflicht der Gerechtigkeit. Literntnr. Professor vr. Pfnhl, Laut« und Formenlehre der oberlansttz - wendischen Sprache. Mit besonderer Rücksicht ans da» Altslawische. Bauherr, Schmaler »nd Pech 18S7. in 8. (VI «. 1,4 SS.) Der gelehrte Verfasser de» in diesen Blättern neuer dings besprochenen Wendischen Wörterbuches hat in dem vorliegenden Werke ein dringende» Bedürfniß erfüllt. ES schließt sich dasselbe an die in demselben Berlage erschienene kurzgefaßte wendische Grammatik von A. Seiler, dem Mitarbeiter Herrn Pfuhl'« an dem eben genannten Wörterbuche an. Damit ist nun die ober- lausitzer Mundart für das Selbststudium vollständig ver treten, während der niederlausitzer Dialekt bi- jetzt nur ein Wörterbuch von I. G Awahr erhalten hatte, und die dazu gehörige Grammatik de» Herrn Diakonu» Ebert erst im Erscheinen begriffen ist. Ueber dir zwischen bei den Dialekten in der Mitte stehende Grrnzmundart der in der Umgegend von Muskau wohnenden Wenden liegt noch keine specieller« Arbeit vor, ist auch wohl nicht nothwrndig. Hinsichtlich der Orthographie ist der Herr Verfasser der sogenannten neuen wendischen Rechtschrei bung gefolgt, welche von den Begründern der wendi schen Kirchrnliteratur, dem protestantischen Pfarrer Mi chael Frencel (geb. 1628) und dem katholischen Kaplan Jakob Tictnu» aufgestellt ist. Diese letztere ist historisch die älteste und gleichzeitig auf da« universelle sprachliche Grundprincip de» Slawischen bafirt. Der Inhalt de» namentlich für die Aussprache und Conversatio« unentbehrlichen Pfuhl'schen Werke« beschäftigt sich mit der eigentlichen Lautlehre, die bekanntlich dem Nicht slawen sehr schwierig ist, aber hier nach vortrefflicher Methode gelehrt wird, dann mit der Formenlehre (Deelt- Nation) und endlich mit der Konjugation, und zeigt sich der Herr Verfasser namentlich durch stete Vergleichung de« Wendischen mit dem Russischen, Böhmischen, Polni schen, Jllyrischen und Altgriechischen al« vollständig seiner Aufgabe gewachsenen Philologen. Vr. Grüße.
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