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Dresdner Nachrichten : 14.09.1873
- Erscheinungsdatum
- 1873-09-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187309147
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18730914
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18730914
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1873
-
Monat
1873-09
- Tag 1873-09-14
-
Monat
1873-09
-
Jahr
1873
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 14.09.1873
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Unter allen Fürstenbesuchen der Neuzeit ist der des Königs von Italien bei dem Kaiser von Oesterreich der dramatisch spannendste. Es sind nahe Verwandte, die sich in der Hofburg die Hände schütteln werden; die Häuser Savoyen und Habsburg verknüpfen vielfache Familienbandc. Aber seit dem Prinzen Eugen, dem edlen Ritter, hat Keiner aus dem Hause Savoyen die Donau gesehen. Bekannt ist di« Gegnerschaft des piemontesischen Königreichs gegen den Staat der Habsburger, bekannt, daß das WachSthum des elfteren zum Kö nigreiche Italien nur durch Erwerbung der Lombardei und Venetiens durch Vertreibung der österreichischen Erzherzöge, die auf den Thro nen Toskanas, Modenas und Parmas saßen, durch Vertreibung des Königs von Neapel, des Schwagers des österreichischen Kaisers — das Alles durch den König Victor Emanuel möglich war. Mit welchen Gefühlen sich daher die beiden Fürsten — der eine, der dem Andern Staaten entriß und nahe Verwandte vertrieb, der andere, der alle diese Verluste erlitt — begrüßen werden, das bedarf keiner Ausführung. Die Peinlichkeit der Lage erhöht sich durch den Um stand, daß „Seine k. k. apostolische Majestät" (obwohl sie das Eon cordat zerriß und die freisinnigen Schulgesetze gab), immer noch als der getreue Sohn der Kirche des Segens des Papstes theilhaftig wird, während Victor Emanuel, obwohl ein gläubiger Katholik wie Einer, als „Räuber des Kirchenstaats", als „Kerkermeister" des Papstes der kleinen und großen Excommunication wiederholt ver fallen ist. Es ist kein Wunder, daß unter solchen Umständen das Blatt des Cardinal Rauscher hofft, Victor Emanuel werde noch er schrecken, wenn in den Beichtstühlen Gebete arrangirt werden, die Gott bitten, er möge Oesterreich die Schmach dieses Besuchs ersparen. DaS wird freilich wenig helfen; schon ordnet sich in KornionS der Extrazug, der den König von der italienischen Grenze über den Sem mering nach der Donaustadt führt. Auch der weitere Ausflug nach Berlin entbehrt nicht gewisser Spannungen. Soviel hat der General Lamarmora durch seine Ausplaudereicn doch erreicht, daß an Stelle der Herzlichkeit des Empfangs in Berlin eine vorsichtige Kühle treten wird, gewiß nicht gegen den König, aber sein Gefolge von Ministern, Diplomaten und Militärs. Die italienischen, österreichischen und französischen Zei tungen sind augenblicklich gefüllt mit Auszügen aus dem Lamar- moraschen Buche. Mit begreiflicher Zurückhaltung geht die preußi sche Presse hierauf ein. Wir erfüllen hiermit als loyale Reichsbürger eine Pflicht, wenn wir diese pikanten Enthüllungen über die Bis- marcksche Politik mit Schweigen übergehen. Es würde Nichts nützen, in allen Wunden zu wühlen. Wozu es auseinandersetzen, daß Bis marck 1866 ein verzweifeltes Spiel spielte, daß er den König Wilhelm zum Kriege trieb, daß er in der Wahl seiner Mittel ohne Rücksichten vorging? Wir haben kein Interesse, die Hände zu schwächen, welche jetzt das Ruder des deutschen Staatsschiffö führen. Mag Bismarck vor 1866 erklärt haben, er sei mehr Preuße als Deutscher, so sagt er damit zwar Vielen nichts Neues; wir vertrauen aber der Kraft des deutschen Neichsgedankens, daß, nachdem Bismarck nicht mehr bloßer preußischer Minister ist, sondern Kanzler des deutschen Reichs, dieser Reichsgedanke auch den ParticularismuS Bismarcks, dessen er sich noch 66 rühmte, so abklärt, daß nur soviel davon übrig bleibt, als in dem bundesstaatlichen Charakter der deutschen Nation berechtigt ist. Mit dieser Erklärung werden gewiß Die jenigen einverstanden sein, welche in dem deutschen Reich ein kräfti ges Sachsen erhallen wissen wollen — denn auf die Zustimmung derJesuiten von rechts, welche das Reich zerschlagen und den Nativ nalliberalen von links, welche jetzt Landtagscandidaten wählen wollen, die in der Ständekammer an der geräuschlosenZermahlung Sachsens arbeiten, ist uns nichts gelegen — Zeuge dessen sind wie nie selten zahlreichen anonymen Schmähbriefe von Ultramontanen und Nationalliberalen, die cs jetzt bei uns regnet. Die Bonapartisten sprengen in Frankreich aus, daß der rothe Prinz Napoleon sich die möglichste Mühe gegeben habe, seinen Schwiegervater Victor Emanuel zu bewegen, die Fahrt nach Wien und Berlin zu unterlassen. Diese Reise erhitzt allerdings die Phan tasie der Franzosen in hohem Grade; der Hirtenbrief des Erzbischof Guibert von Paris mit seinen Schmähungen des italienischen Königs ist davon der beredte Beweis. Doch ist die Sprache so leidenschaft lich, daß selbst die Negierung Frankreichs sich veranlaßt gesehen hat, den Hirtenbrief als ungeschickt zu bezeichnen und die Zügel dein klerikalen Heißsporne schärfer anzuziehen. Im Uebrigen wird seitens der Negierung in der Verfolgung der Republik fortgefahren. Der Maire von Perigneux ist in Un gnade gefallen, weil er gerufen hat: Es lebe die Republik! Republi kanern, die 'zu Ehren von Thiers ein Banket veranstalten wollten, wurde Letzteres verboten; eine dreifarbige Fahne, zu Ehren der Pro clamation zum Fenster herausgehängt, wurde entfernt; selbst das Tanzen der Farandole wurde nur mit Hilfe des Ministers den pyrenäischen Bauern wieder gestattet. Es ist eigentlich nicht recht ersichtlich, was solchenfalls in Frankreich noch von der Republik übrig bleibt. Kaum die Etiquette. Man lebt dort in einer Monarchie ohne einen Monarchen. Was es mit der Verlängerung der Ge walten des Marschall-Präsidenten auf sich hat, läßt sich bei dem Schleier, der hierüber absichtlich verbreitet wird, kauin ahnen. Die Geschäftswelt würde jedenfalls einen Zustand, der ihr Ruhe und Ordnung verbürgt, dem Wiedereinsetzungsversuche einer Monarchie, vorziehen, der nicht ohne tiefergehende politische Bewegungen vor sich gehen könnte. Berlin ist jetzt als Centrum des deutschen Reichs polltisch sehr still. Lebendig wird es erst werden, wenn sich die 60 Italiener mit ihrem König in den Schlössern des Kaisers einquartiren werden. Nur zwei aber nicht unbedeutende Personalverändcrungcn werden (wie «'s scheint, von beglaubigter Seite) vorbereitet. Einmal soll Geh. Ratk Friedberg, der berühmte Criminalist, Verfasser des Entwurfs Ministerium werden, ohne seine Eigenschaft als BundeSrathsmitglied aufzugeben. Den Posten eines Unterstaatssccrctärs im Ministerium des Auswärtigen aber soll Herr von Keudell erhalten. Dieser, wie Wenige in die tiefsten Gänge der Bismarckschen Politik eingcwcihte Diplomat, hat vor Kurzem erst als Neichsgesandter in Constantinopel viele Einzelheiten des praktischen Dienstes studirt; er ist jetzt Reichs gesandter in Italien und es scheint, daß ihn Bismarck auf diese bei den Posten nur gesendet habe, um sie als Sprossen zu der Höhe, die Keudell jetzt einnehmen soll, zu verwerthen. Locales und Sächsisches. — In der letzten Nummer der „Allgemeinen Deutschen Leh rer-Zeitung" ist ein vom hiesigen Stadtverordneten, Schuldirektor Berthelt abgefaßter offener Brief abgedruckt, welcher sich in ausführ licher Weise über die Schmähungen und Verdächtigungen verbreitet, die er — Berthelt — als Mitherausgeber von Lebensbilder III." wegen eines Versehens der Verlagsbuchhandlung dieses Buches ganz ungerechter Weise in der neuesten Zeit in der Presse erfahren hat. Dieser Brief ist aber wegen der vielen Stellen, die scharf das Thun und Treiben einer gewissen politische Partei beleuchten und Ange sichts der bevorstehenden Landtagswahlen auch von allgemeinem Interesse, und verdient alsdann auch wegen der noch von Nieman den, außer von Anhängern jener Partei, in Zweifel gezogenen Ehrenhaftigkeit, Besonnmheit und Wahrheitsliebe desVerfasscrS eine allgemeinere Beachtung, so daß wir es uns nicht versagen können, daraus unseren Lesern Einiges mitzutheilen. Nachdem u. A. gesagt worden ist, daß Herr Literat Badewitz in den „Dresdn. Nachr." sich als Denjenigen bekannt habe, dem die Anregung in Sachen des vorgekommenen geographisch-geschichtlichen Fehlers in Lebens bildern!. allein zur Last falle, daß er aber überall verkehrter Dar stellung der Sache, wie sie von national-liberaler Seite aus- gcgangen, entgegengetreten sei, heißt es in dem offenen Briefe: „Nach dieser Badewitz'schen Erklärung würde diejenige Ansicht über die Beweggründe zu der geflissentlichen Verbreitung von unwahren und schmähenden Artikeln doch die richtige sein, welche die Motive auf dem Boden — allerdings sehr schmutzigen — einer gewissen politischen Partei sucht. Es fragt sich nun, ob diejenigen Tages blätter, welche die von national-liberaler Seite, wie Badewitz vcr- räth, ausgegangene „„verkehrte Darstellung der Sache"" weiter verbreitet haben, auch so ehrlich sein werden, wie Badewitz, einen Widerruf zur Steuer der Wahrheit zu bringen. Fast möchte ich aber meinen, daß cs nicht fraglich sei; sie werden keinen Widerruf bringen. Diese Sorte freut sich so der Lüge, daß sie es nicht über sich gewinnen kann, auch nur in einem Falle die Lüge mit der Wahrheit zu vertauschen. Und wenn sie einmal Wahrheit bringt, so ist sie so in Lüge eingehüllt, wie der Nußkern in harte Schale." Nachdem nun noch gesagt, resp. auch nachgewicsen worden ist, daß Dummheit und Schlechtigkeit bei diesen Schmähartikeln die Feder geführt habe, daß er — Schuldirector Berthelt — einen abschrecken den Einblick in ein gewisses Parteitreibcn gewonnen habe, daß er zwei hiesigen Redacteuren, die vorzugsweise ihre Blätter dieser Partei geöffnet, so bekannt sei, daß sie ihm eine Verleugnung des Deutschen Reiches ganz gewiß nicht Zutrauen und dennoch die Spalten ihrer Blätter mit Unwahrheit hätten beschmutzen lassen, daß die Zusammenstellung der erschienenen Schmähartikel einen großen Blumenstrauß, zusammengesetzt aus lauter Giftblumen, deren Geruch auf gcist- und gemüthsgesunde Menschen ekelerregend wirke, abgeben würde, und daß die in vielen Zeitblättenr erschie nenen Artikelchen, welche sich auf die Herausgeber von Lebens bilder III. beziehen, eine von einer kleinen politischen Partei-Spezies ausgehende Mystification und nichts weiter als mehr oder ivenig geschickt aufgeputzte Unwahrheiten seien, schließt der Brief mit folgenden Sätzen: „Nichts kann mich mehr empören, als Lug und Trug, weil ich der Meinung bin, daß die größten Uebel in der Welt ihren Grund in der Lüge und in den Sünden haben, an die man im 8. Gebote erinnert wird. Völker und Völker würden friedlich und glücklich mit und neben einander leben, wenn sie nicht mit Lügen gegen einander aufgehetzt würden. Das große Verdumm ungsiystcm, Jesuitismus, Priesterherrschaft und Feudalwirthschast. Alles, was in diese Bereiche gehört, stützt seine Grundsäulen au die Lüge. Die glücklichsten Zustände würden sofort eintreten, wenn man der Lüge den Kopf zertreten könnte. Die Aufgabe der guten Presse kann nur die sein, wenn sie ihre höchste Aufgabe: aufklärend, sittlichend und beglückend zu wirken, lösen will, der Lüge die MaSke vom Gesichte zu reißen, wo sie sie findet und die Wahrheit bloszu- legen, wenn sie auch noch so dicht von Pfaffenlist und „P ar tei lst ug" umhüllt wäre." — Wer Ohren hat zu hören, der höre! — Achtung! Die Landtagswahl in Dresden be treffend! Stimmberechtigt ist, abgesehen von Frauensper sonen, Bevormundeten rc. Jeder, welcher 1. die Sächsische Staats angehörigkeit besitzt, 2. sein 25. Lebmsjahr erfüllt hat, 3. hiesiger Ortseinwohner, undzwar des Wahlbezirks, und auch a. entweder Eigenthümer an einem mit Wohnsitz versehenen Grundstücke im Orte ist, b. oder jährlich mindestens Einen Thaler an direkten Staatssteuern (Grundsteuern, Personalsteuern, Rentensteucrn) zusammen zahlt, vorausgesetzt, daß man ihn nicht in der Wahlliste vergessen hätte. Jeder muß aber in eigener Person abstimmcn. — Daß der Handwerkerstand von der Wiedereinführung der Arbeitsbücher einen wesentlichen Fortschritt sich für die Neugestalt ung der Gewerbe verspricht, weiß man zur Genüge. Es handelt sich nicht um das Wiederauflebenlassen polizeilicher Chicanen, Wanderbücher u. s. w, sondern nur darum, daß der Meister weiß, wen er in seine Wcrkstätte aufnimmt und wem er werthvolles Ar beitsmaterial anvertraut. Warum sind aber die nützlichen Arbeits bücher aufgehoben worden? Die Antwort giebt uns der Secretär der Handelskammer zu Zittau, vr. Roscher, in einem dem Lausitzer Gewerbeblatt entlehnten Aussatze, den unsere Sonntagsbeilage re Unschwer werden unsere Leser unter der romantischen Umhüllung den ernsten Gegenstand erkennen, um den es sich handelt; mag VW Form ein etwas drastisches Eolorit angenommen haben, man sieht: es ist vr. Roscher ernstlich um Hebung dcs Gewerbestandes zu thun. —Auch bis heute hat sich kein neuer EholeraerkrankungS- ode» Todesfall in Dresden gezeigt; nur die beiden Kranken, deren wir gestern schon erwähnten, befinden sich noch inVerpflegung im Stadt krankenhause. — Meteorologische Notizen und Andeutung de» Witterungsganges. Thau entsteht nur dann wenn die Tem peratur des Bodens niedriger ist als die Temperatur der unmittelbar über ihn lagernden Luftschicht. Diese Temperatur-Erniedrigung wird durch Ausstrahlung der Wärme aus dem Boom in die Luft hervorgebracht. Die Wärmestrahlung zur Abkühlung des Bodens bis zur Thaubildung findet aber nur bei heiterem Himmel statt; wenn der Himmel bewölkt ist, so wird die Wärme, welche aus dem Boden aufsteigt, durch die Wolkendecke wieder zu dem Boden reflectirt, und es kann die zur Thaubildung erforderliche Abkühlung desselben nicht erfolgen. An einem Aethrioskop, einem passend am Boden ange brachten Thermometer, lassen sich diese Wärme-Erscheinungen beobachten. Wie unter der Wolkendecke, so bildet sich auch unter belaubten Bäumen kein Thau, und die meisten Pflanzen können daher auch hier nicht gedeihen. Klarer Himmel allein jedoch ist zur Thaubildung noch nicht ausreichend: es muß dazu auch Windstille kommen; denn bei bewegter Luft strömt immer von neuem warme Lust zu dem Boden, und dadurch wird Abkühlung desselben bis unter den Wärmestand der Lust verhindert. Die Menge des ThaueS ist abhängig von dem Wassergehalt der Luft und von dem Temperatur unterschied zwischen Luft und Boden. — Indieser Woche wird zu nächst veränderliches Wetter statthaben, dann wird allmälig der Himmel sich mehr klären und hierauf angenehme Witterung folgen. Larowstriiw. — Das Dr. B.- u. H.-Bl. schreibt über das Fallissement des Thüringer Bankvereins und das Entweichen des Herrn Victor Blach- stein: Nach einer Erklärung des Vorstandes des Thüringer Bank vereins in Erfurt soll die vorläufige Suspendirung der Zahlungen eine „Folge des durch die Abwesenheit eines Vorstandsmitgliedes entstandenen Mißtrauens und starken Nicambios der Dresdner Filiale" sein. Einer auf Mittwoch nächster Woche festgesetzten Gläubiger-Versammlung wird der inzwischen aufzustellende Status vorgelegt, welcher, wie angenommen wird, allgemein befriedigen dürfte. Also wieder das alte Lied, welches schon in voriger Woche gesungen wurde, aber die inzwischen erfolgte Zahlungsein stellung mit sich führte. Wie jetzt, nachdem Herr Victdr Blach- stein nebst Casfirer, (nicht der Buchhalter, wie wir gestern mittheiltcn), cS vorzogen, das Weite zu suchen, von einem befriedigende Resultate die Rede sein kann, ist uns unerfindlich. Ist das Muttcrinstitut nicht einmal in der Lage, die Differenzen der hiesigen Filiale decken zu können, so muß es sehr schlecht um den ganzen Stand des Unternehmens gestellt sein. Wie man in Berlin wissen will, wäre man an der Dresdner Börse rechtzeitig vorder- drohenden Gefahr gewarnt gewesen und sei unser Platz daher bei dem Fallissement nur wenig betheiligt. Aus derselben Quelle ver lautet, daß die Aktien der Bank zum Glück nur zum kleinsten Theile in den Händen des Privatpublikums und zum weitaus großen Theile noch im Besitze der Unternehmer sich befinden. Wie hoch sich die Depositen bei der hiesigen Filiale sich belaufen, läßt sich noch nicht übersehen, jedoch spricht man von ziemlich bedeutenden Be trägen." Wir fügen dem hinzu, daß die Spareinlagen sich auf mehrere Zehntausende belaufen und daß namentlich viele kleine Leute um das Ihrige gebracht sein sollen. — Gestern früh bewegte sich ein Leichenconduct von der innern Stadt nach demAnnen-Friedhofe, bei welchem die Mannschaften der hiesigen Beerdigungsgesellschaft „Zum Frieden" zum ersten Mal in ihrer neuen Adjustirung nach Muster der Wiener Leichcnbestattungs- anstalt „Concordia" eingerichtet, auftraten. Die Kleidung ist der ernsten Thätigkeit jener Männer, die sie tragen, entsprechend. — Repertoir des König!. Hoftheaters. Sonntag: Aschenbrödel. — Montag: Die Anna-Lise. N. e. Leopold: Herr Lebrecht, a. G. — Dienstag: Der Liebestrank. N. e. Adina: Frl. Proska, a. G. — Mittwoch: Der neue Achilles. Kleine Mißver ständnisse.— Donnerstag: Lohengrin. — Freitag: Ein Sommer- nachtStraum. N. e. — Sonnabend: Der gcheiine Agent. — Zur Eröffnung des Hoftheaters in der Neustadt. Sonnabend: Prolog. Jphigenia auf Tauris. (Göthe.) — Ueber zwei Vorfälle des vorgestrigen Abends, welche, wie es scheint, dieselben Persönlichkeiten zu Urhebern haben, wird upS Folgendes mitgetheilt. Ein junger Mann, welcher in der zehnten Stunde die Maximiliansallee nach dem Pirnaischen Platze zu ging, wurde unweit der Mohrenapotheke von zweiKerlen angepackt, welche ohne weitere Veranlassung auf ihn losschlugen, ihm dabei di« Uhr nebst Kette abriffen.und nach der Richtung des Georgsplatzes ent flohen. Von diesen beiden Kerlen soll der Eine circa dreißig Jahre alt, untersetzt und kräftig, mit blondem Vollbart und mit dunklem Rock, sowie einer weit ausgeschnittenen Shawlweste bekleidet gewesen ein, der Andere, ein schmächtiger, dunkelhaariger, battloser Mann, aber grauen Anzug getragen haben. Dieselben Persönlichkeiten der Beschreibung nach haben ungefähr eine halbe Stunde nach dem eben erzählten Vorfall im englischen Viertel einen dort promenirenden Mann eine Zeit lang verfolgt und endlich an der Ecke der Christian- und Ferdinandstraße angepackt, mit der Faust auf den Kopf ge- chlagen, daß er stark zu bluten angefangen hat, ihn aber, weil er aut um Hilfe gerufen hat und in Folge dessen Leute herbrigeeilt ind, losgelassen und sind nach der Bürgerwiese zu entwichen, trotz dem aber, daß der Angefallene sie verfolgt und dem Blondbärtigen dabei mit dem Regenschirm die Mütze vom Kopfe geschlagen hat, in der Richtung nach dem Große« Garten zu glücklich entkommen. Lei des jetzigen deutschen Strafgesetzbuchs, UnterstaatSsecretär im Justiz-' producirt. Vr. Roscher wählte dabei die gefällige Form desRomans. der sollen di« beiden Strolche bi» jetzt noch nicht ermittelt machen
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