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Aummer 2L — 29. Jahrgang »rich«m> s ma> wö»e,,tl. mit den tlllitlr. «raN»d»clagen ,Dt« v«Ittund derAtnderdetlage „sirohmcct". >ow,e den recibeUagen ,«>. Venno-Bl-Uc- .Unierkalninci und Willen» .DI» Welt der pran» .Aerzilichm Rataeier» .Da» aut» Bucki» .Ntlmncnl». s»a„». Monatlicher «e,ua»vr»I« N Ml. «Inlchi. sceliellcield. A»«elnummer N» » Gonnabend- ». Tonntaannmmer »O H-uvtlSriltletter l D».«. Lelezvk. Dre»l>en. SächMe Dienstag, -en 28. Januar 19L- lilt«»laa»oet, Deeiidr» Anzeteenvrett», Die >ae«valten» Be»li,eile »<> » NcrmIIt«« anzetzen u.Ttellenaeiiich» »N». Di» Vetitrenameteil«. 80n«j »re». l «l Nör Slnreiaen mctcerbolb de» PerbreiiunpSgeblete» diePeMreN-cmetkiie l.!«»-». ?ir>emeb.!N»z HSderer «ewa» erliichi lebe BervlilchNina a»l Lteterccn« >oi»I«' Ertlillnna v. Anreiaen-Anilrliaen n. »»illnnq n. kchadenerlatz^ «eichliltlicher Teil Iran, Bungartt, Dr»»d«n> ««rlchätt-ftrlle. Den» ».Arela»: «ermanio lür Nerla« „nl> Drilikerei,Filiale Dr»»d»n. Dresden.«. 1. PolterllrccheN. ,z»riiru>210>2. PollicheMonio Dre?l>rn in'' >>n"ffa„»i' Ltadtban- Dresden Nr 8>7t« Für christliche Politik und Kultur Redaktion der EittdNItben VolkSzritnn Dre-den-Mlstadi PoUerstiahr N. ,md ^Ot2. i^enlru' im« Die Krise in Spanien Primo -e Rivera verlangt ein Vertrauensvotum von Armee UN- F'olte Seltsame Wege der Diktatur Madrid, 27. Januar. In einem der Press« übermittelten Kommunique erklärt General Primo de Rivera, er wünsch« zu wissen, ob das Regime der Diktatur noch immer aus das Vertrauen und die Unter, stützung der Armee und des Volkes rechnen könne. Da es un möglich sei, sich aus direktem und zuverlässigem Wege darüber zu unterrichten, s!s so ermächtige die Regierung die zehn Gene- ralkapitäne, die an der Spitze der Militärbezirke stehen sowie den Höchstkominandierenden der ln Marokko stehenden Trup pen. die drei Generaikapltiine der Flotte u»d die komman dierenden Generale der Gendarmerie, sich mit den Führern der Ihnen unterstellten Truppeneinheiten zu besprechen und sowohl aus schriftlichem Weg als auch bei Gelegenheit einer Zusammen- kunit, die in Madrid unter dem Vorsitz einer maßgeblichen Per sönlichkeit stattfinden soll, darüber Bericht zu erstatten, ob die Diktatur noch das Vertrauen der Armee und der Flotte besitze. Falls dies verneint werde, würden Primo de Rivera und die übrigen Mitglieder des Kabinetts sofort dem Köni» ihre Demission elnreichen. Zum Schluss des Kummuniqiu'-s heißt cs. daß die Generale, die um ihre Ansicht angegangen worden seien, angesichts der heiklen und ernsten Lage gebeten würden, sich sobald wie möglich zu äußern. Paris. 27. Januar. Journal berichtet aus Madrid, daß die Antwort des Gene- ralkapitäns des Militärbezirks von Saragossa ans die non Primo de Rivera gestellte Umfrage bereits bekannt sei. Diese Antwort laute, daß die Garnisonen der Provinz Saragossa der gegenwärtigen oder jeder zukünftigen Regierung gehorchen werden unter der Bedingung, dah diese Regierungen die Unter stützung d«r Krone besäßen. Der Wog. mit dem di« snaniscl-e Diktatur sich ein Vertrauens votum verdrossen will, ist in mehr als einer Hinsicht merk- , , würdig. Primo de Rivera, der die Kammer ousgelöst und di« ^ parlamentarische Kontrolle gewaltsam abgcschafft hat. erklärt. es sei unmöglich, sich auf direktem Wege darüber zu unterichten, ob dis Regierung noch das Vertrauen der Armee und des Volkes besitze. Mit dem Ausdruck ..aus direktem Wege" können nur Wahlen gemeint sein, die eben durch die Militärdiktatur Primo de Riveras verhindert werden. An Stelle der Wahlen tritt nrin eine Besragung der höch sten Ossiziere der Arme« Etivas derartiges ivar seii dem Ver fall des Römerrcicl>es. wo die Prätorianer (Horden die Herrscher erhoben und stürzten, nicht mehr da. Primo verlangt e i n Vertrauensvotum der Armee — rvenn er die Armee in der Haird Hot, meint er wohl, ergibt sich das Vertrauen des Volkes von selbst. Die Ursache der ganzen Krise der stxinischen Dikialur ist offenbar die Tatsache, daß sich Vrimo de Rivera des Machtinstruments der Armee nicht mehr siclier fühlt. Viel leicht auch nicht mehr der Unterstützung des Königs: die Befragung der Gcneralkavitäne würde dann einen Versuch dar stellen. die Armee gegen die Krone onsiuspielen. Dieser Ver such dürste aber sdie Antwort des Generatkapitäns von Sara gossa zeigt das) mißlinaen. Trotzdem wäre die Vermutung, daß die gegenwärtige Krise zum Ende der Diktatur in Spanien führe» wird verfrüht. Die Diktatur Primo de Riveras. dessen größte. Kunst es ist. entstehende Gefahren rechtzeitig adzu- biegen, hat schon manche andere Krise überdauert. Bolivien an -en Dölkerbun- Der Konflikt mit Paraguay. La Paz, 2Ü. Januar. In seinem Antmorttelegramm an den Völkerbund macht das bolivianische auswärtige Amt Paraguay verantwortlich für den bekannten Zwischenfall an der balinianischgxiraguananischen Grenze, wo nach Angabe Boli viens eine bolivianische Patrouille von voragnayanischen Streit- Kräften angegriffen worden sei In dem Telegramm des Außenministers heikt es. daß Bolivien trotz des Angriffes seitens paragnaynischer Trurwea nur diejenigen militärischen Maßnahmen ergriffen habe, die zur Behauptung der für seine Sicherheit notwendigen Stellungen erforderlich seien. 4^ Entschließungen -es Zentrums Zum Kaager Ergebnis, zur Grenzla«-- un- Saarfraae Berlin, 27 Januar. Der ReichSparteivorstand d«S Zentrums hal gestern unter dem Vorsitz des Prälaten Kaas eine den ganzen Tag andauernde Sitzung abgehalten. I>„> der Vormittagssttzung wur. den lediglich organisatorische Fragen erörtert. In der Nachmittags, sitzung erstattete NeichSminifter Dr. Wtrth ein eingehendes Re ferat über die Haager Ergebnisse. Nach kurzer Aussprache, an der sich mich ReichsoerkebrSminister Dr. Stcgerwald und der FraklionSvorsttzende Dr. N r !i n i n g be teiligten. ivnvde folgende Entschließung angenommen. „Der Rrichsparteivorstand der Deutschen Zentnimspartci nabi» in seiner heutigen Sitzung den Bericht drS RrichsministerS Dr. Wirth über das Ergebnis der Haager Verhandlungen ent- ' «tgen. Er sprach dem Herrn Minister Dr. Wirth und de» andere» > Minister,, der Zentrumsparte» den Dank der Partei aus für ihre nn ermüd lichtn Versucht. eine den politische» Auffassungen itz-r Zentrumspartei rntsprcä>ende. den Lebens notwendigkeiten des deutschen Volkes Rech nung tragende Lösung der im Haag zur Beratung ftiheii- dcn Frage,, zu finden. Ter Rrichsparteivorstand bat volles Vertraue», daß di« Zcn- trumSfraktiou deS Reichstages, von den gleichen Boraussetzuuge» ausgehend, unter Berücksichtigung der gesamtpolitischen §,g« ihre Entscheidung treffen wird." Im iveitercn Verlause der Aussprache wurden dann haupt sächlich die wirtsclmfllichen und finanziellen inncnpoliüschen Aus wirkungen der Haager Beschlüsse erörtert. Eine Entschließung lenkt die Aufmerksamkeit ans die schwierigen Verhältnisse in den Grenzbezirkcn Westen und Oslo, und fordert «ine tatkräftige, syst«- niatische Grenziandförderunn. Zur Saarfrage wurde folgende Entschließung angenommen: „Der Vorstand der Deutschen ZentrmnSpartei begrüßt die Fortsetzung der Pariser Berliandlungen zwecks Rückgliede rung des Saargebiet L. Er erwartet dl« restlose politisch« und wirtscl-aftlichc Wiedervereinigung o«S Gebiets in den Verband des Reichs, Preußens und Basterns. .Diese Rückgliederung ist eine wesentliche Voraussetzung für eine wahrlmste Verständigung zwi schen Deutschland »nd Frankreich. Entsprechend dem Willen der gesamten Saarbevölkerung und de» wiederholt«» Erklärung««! des Reichs und der Länder Preußen und Badern sind die Vertändlun gen über die Zukunft des SaarbergbauS so zu führe.», daß die Gruben einschließlich aller erschlossenen und nichtevschlossenon Koh- lensekder ln den nnetiigeschränkten Besitz des preußischen und bade. rische» Slaals gelanoe» Bei der Regelung der zlckünftinen Ha», delsbeziebungen müssen die Lebensinteressen des SaargebielS und her benachbarten deutschen Gebiete aus der Grundlage völliger Gleichderechiimino gewahrt werden" Weiter beschloß der Pnrteivorstaiid, Ende Februar oder An fang März eine Sitzung des Reichsparteiauöschus« seS einzuberufen. Die Verhandlungen in Preußen Aus der Zentrumsfraktion des Landtages wird uns ge schrieben: Am Freitag hat die Zentrumsfraktion des Preußischen Landtages sich mit der erneuten Jnangrifsnahmc der Wieder herstellung der Großen Koalition in Preußen eingehend besaßt. Sie hat den Gedanken ans das lebhafteste begrüßt und den ein mütigen Wunsch ausgesprochen, daß die Erweiterung der preußi schen Regierungsbasi» mit größter Beschleunigung durch den Herrn Ministerpräsidenten herbeigcsührt werden möge. In mehreren der demokratischen Partei angehorigen oder nahe stehenden Blättern ist darüber Beschwerde geführt worden, daß in dieser Frage bereits Abmachungen zwischen dein Zent,um und den Sozialdemokraten getroffen worden seien, ohne daß man die demokratische Landtagssiaktion zuge,zogen habe. Das «st vollkommen unrichtig. Die Dinge liegen vielmehr folgendermaßen: Auch das Zentrum hatte am Ausgang der vorigen Woche davon Kenntnis bekommen, daß seitens der Deutschen Volkspartci die Geneigt heit geäußert worden sei. sich an der preußischen Regierung wieder zu beteilige». Als der Ministerpräsident am M. Januar nach Berlin zurückgekehrt war, hat sich das Zentrum mit ihm in Verbindung gesetzt und gefragt, ob das richtig sei. und was er zu tun gedenke Herr Dr. Braun erklärte, daß er sich zu nächst mit der denwkratischen Landtagssiaktion benehmen wolle, um diese zu fragen, ob sie bereit sei, den für die Deutsch« Volks- Partei in Frage kommenden Posten des Handelsministers srei- zumachcn. Da» hat er getan, die demokratische Landtags« ftnktion hat sich mit der Frage besciMigt. und iyr Vorsitzender hat sich dann mit dem von der Zentrumsfraktion beauftragten Verhandlungsführer unterhalten. Es wurde ihm dabei gesagt, daß die Zentrumssraktion die Wiederherstellung der Großen Koalition unter de» inzwischen bekanntgewordenen Voraus setzungen dringend wünsche. Von vorhergehenden Abmachungen zwischen dem Zentrum und den Sozialdemokraten über den Kopf der Demokraten hinweg könne also gar keine Rede sein. Zweikampf und Mensuren Aus parlamentarisch)«» Krcüsen,schreibt man uns: Aus Kreisen, die zu den Waffenstudenten gehören ode< ihren Bestrebungen nahe stehen, ist mit besonderer Schürf« in der Preise Stellung genommen worden gegen die von» Strafrechtsciusschujse des Reichstags über Zweikampf und Bestimniungsinensulen in erster Lesung gesagten Beschlüsse. Diese Kritik spitzt sich dahin zu, daß die mit erhebliche» Mehrheit gefächen Ausjchustbeschlüsje mit drakonische» Schnrse durch entehrende Strasvorschriften weit über da» geltende Recht hinausginge» und zugleich unter Berken« nung des rcu..n Sportcharakters der Bestimmungs» Mensuren in altp.udentische Sitten und traditionelle Ge« brauche einbrc-ch.m. Ter Appell an die Sessentlichkeit geht dahin, zum Schuhe der deutschen Ltudentenichast die au» Feindseligkeit .jegen das Akademikertuni diktierten Be« ichlüsse zu besr...acn. Den Kritikern muß der Borwurf cntgegengehalleit werden, daß i'ren öffentlichen Erörterungen die erforder liche Sachkenntnis nicht zu Grunde gelegt ist, da sie bei Kenntnis der einschlägigen Rechtsmaterie und bei Ver gleich zwischen geltendem Recht und Strafrechtsentwurf >omie Ausschuß'.»schlössen sich vor solch unangebrachten Schlußfolgerungen und maßlosen rlebertreibungen gegen über der Defsentlichkeit wohl gehütet hätten. Besonder» bedauerlich ist, daß diese öffentliche Diskreditierung de» Strasrechtsausschusies durch Kreise des Wafsenstudenten« tums nicht in allen Teilen des katbolischen Lagers die ge« botene Ausklä'''.>ng und Zurückweisung gesunden hat, In München hat aus dem Kommers der katholische» farbeiitrageild,!! Studenten-Berbindungen der derzeitig» Rektor der U> ioecsität, (vebeimrat E i ch >» ann , Uni- vrrsitätsprofessa: der katholischen Theologie, über di» Studenteiimeitz'.l.e.i gesprochen. U. a. jagte er nach dem Bericht der bayerischen Staatszeitung folgendes: ..Was dir Mensur betrifft so setze ich voraus, daß si« nicht zum Austraq von Ehrenhändeln Verwender wird, ion, der» als die iG'stiminungsmensur eine rein sportliche Be tätigung sinn wist Sie ist zwar mcines Erachtens auch a!» solche nicht ohne Bedeute», aber ich l^nn nnjere Kommili tonen vom Wastenstudentum verstehen, wenn sie gegen vi» geradezu exorv.laute» und ausgesucht drakonischen Straf- vestimmunge."., die von der Mehrheit des Strasrechtsaus« schusses des Reichstags in Aussicht genommen worden sind, sich sehr beunruhigt nilsten. Scheint hier nicht ei» Grund satz >eder Gcsetzgebungspolitik verletzt zu sein, daß die Straf« der Tat anc. nicsien sei» müsse? Die Strafverschärsunge» stehen in einem seltsamen Widerspruch zu dein, was bei Be ginn der Tä:-,p.eit des Ausschußes in Aussicht gestellt worden war, daß man nämlich durchweg die Strafen gegen srüber mildern wolle: das tat man bisher nur bei gewissen Ver gehen gegen c.e Sittlichkeit. Da ist man sehr lar und scho nend: hwr aber wird sur einen doch nicht unehrenhaften Sport entehrende Strafe wie Gefängnis und Amtsuiisähig- keit angekällöigt! Ich betone nochm ^ s. daß ich persönlich die Mensur vom religiös-kirchlichen Standpunkt aus und auch sonst ablehnen muß. und auch für die ursprünglich im Ent wurf vorgesehene völlig« Straffreiheit aus diesen Er wägungen heraus mich nicht gerade ereifern könnt«, obwohl ich wünschte, daß man dann auch aiideren zum mindesten ebenso gesährlichen Sportarten zu Leib« rücken möchte Aber aus den in Aussicht genommenen aus gesucht schweren und entehrenden Straren spricht eine gat zu deutliche Arsicht: es geht gegen den aonöomic»» als solchen, gcgc» das studenlische Korporationswesen über haupt als den vermeintlichen Herd der Reaktion, zunächst gegen die Wassenstudenlen, dann aber wird um so lentner gegen die andere» Sturm, gelaufen werden können. Wir vom C B. haken keinen Grund, hier mitzutun und linier eigenes Giab vorzubereiien Lassen wir uns nicht täuschen, wenn oder weil es gegen eine Einrichtung geht, die auch wir bekämpfen. Diese Methoden und Absichten machen wir nicht mit." Ist also Seine Magnifizenz der Herr Rektor der Uni versität München selbst Gegner der Beslimniungsmensureir und hält er ivre Bestrafung für geboten, d- m hätte Um ausreichende Feststellung der Rechtslage und der Rechts« Vorgänge im Strafrechtsausschusse zu einer wesentlich anderen Stellungnahme führen müssen. Denn seine Aui- fassung, der Ausschuß bade aus Abneigung gegen das Akademikertnm das geltende Recht in unerträglicher Weise durch drakonische Strafvorschristen ersetzt, ltzilt gerechter Kritik in keiner Weise stand. Nach 8 2t>ö des geltenden Strafrechts wird der Zwei kampf mit Fe?u»gsha>t von drei Monaten bis zu fünf Jahren bestraft. Unter den „Zweikampf" fallen nach der ständigen Rechtsprechung des Reichsgerichts, die bereits seit Jahrzehnten sestgelegt ist, auch die Schlägermensuren. Ob gleich also deren Strafbarkeit seststeht und anerkannten Rechts ist. hat sich erfahrungsgemäß die Praxis darüber in einem Ausmaß hinweggesetzt, daß das Zudrücken beider Augen durch die Strafvcrfolgungsbehörden. wenn es sich um offenkundige Lchlägermensuren handelte, da» Rechtsbewußtsetn breitester Schichten tief erschüttert. Dah ein solcher „Rechtszustand" und da« Metten mit zweierlei Maß einem nntraabaren Unrecht»,