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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.10.1891
- Erscheinungsdatum
- 1891-10-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189110258
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18911025
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18911025
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1891
-
Monat
1891-10
- Tag 1891-10-25
-
Monat
1891-10
-
Jahr
1891
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.10.1891
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Abonnementspreis tu der Hauptexpedition oder den im Stadt bezirk und den Bororten errichteten Aus gabestellen abgehott: vierteljährlich X 4.50, ei zweimaliger täglicher Zustellung in» au» X 5.50. Durch die Post bezogen sür eutschlaud und Oesterreich: viertel>ährlich 6.—. Direkte tägliche Kreuzbandsendung in» Ausland: monatlich 9.—. Die Morgen-Au-gabe erscheint täglich'/,? Uhr, die Abend-Ausgabe Wochentag- 5 Uhr. VeLacliou und Lrpedition: 2»tzanneS«afle 8. Di» Expedition ist ununterbrochen g> SHiet X» früh 8 bis Abend« 7 Uhr. Filialen: vtt« Me»m« S-rttm. (Alfred HshnX Universitätsslraß« I, Lsni« Löscht. Kathariurnstr. 14, part. und Königsplatz 7. Druck und Berlag von E. Polz in Leipzig. UchMrTaMalt Anzeiger^ Organ für Politik, Localgeschichte, ßandclsUcschiistsvcrkehr. ^°34t. Amtliche Bekanntmachungen. Oeffentliche Sitzung der Stadtverordneten Mtttwvch, den 28. October 1891, Abends «'/, Uhr <« SttznngSsaale am Naschmarkie. Tagesordnung: I. Reklamation gegen eine Wahl in den gemischten Wahlaus schuß für di« diesjährige Stadtverordnetenwahl und eveut. Ersatzwahl. es über: n) Auf- Stadtbezirk am lllltgen Schlacht. , . au Frau verw. Faulmanu in Letpzig- jiindenan. m. Bericht de- BersassuugSausschusses über Festlegung de- Oster festes. IV. Bericht des Verfassung«, und BauausschusseS über Anstellung eine- Hausmannes für di« städtisch« Hallt auf dem Plauenscheu Platze rc. V. Bericht des Finanz- und OekonomieanSschusses über die Abrechnung über Herstellung der Fahr-, Reit- und Fußwege im Connewitzer und Nonnenholze sammt Umgebung. VI. Bericht des Finanzausschusses über: ». Gewährung eines Betrages für Aussetzung von Ehrenpreisen bei der inter- nationalen Ausstellung für das Rothe Kreuz, Armeebedarf, Hygieine, Lolksernährung und Kochkunst; d. Mitvollziehung einer Schulurkunde des Kirchenvorstandes zu L.-Lindenau; e. Nachverwilligung von Besoldungen für Leichenschauärzte zu Conto 10 Pos. 16 des diesjährigen Haushaltungsplanes: <1. Nachverwilligung zu Pos. 22 und 131 in Conto 1 des diesjährigen Haushaltplanes, bez. des Nachtrages zu dem- selben; e. verschiedene nachträgliche Einstellungen rc. in den Haushaltplan auf La» Jahr 1891. VH. Bericht des Gas- und Ockonomieausschusses über: Neulegung der Gasleitung in die von der Gemeind« Stötteritz zu er- bauend« Straße nach der neu errichteten Büterhaltestell« daselbst — Günzstraß« —. VUl. Bericht de- OekonoinieouSschnsses über Herstellung drei neuer Ablagerungsplätz« für Straßenbaumaterial. IX. Bericht des Bau-, Oekonomie- und Finanzausschusses über: n. Aufhebung der Bedingung wegen Bebauung von Bau plätzen innerhalb dreier Jahre vom Datum der betr. Kauf verträge ab gerechnet; b. Ankauf d«S an der Reitzenbainer ^ ' Leipzig-Thonberg unter Nr. 132 und 134 ge- c. regulativmäßige Entschädigung Straße in de- von dem Dietzjchold'fchen Grundstück an der Hohen Straße in " ' ' ' legenen HauSarundslücks von dem Dietzjchold'l Leipzig.Lindcnau zur Straße abzutretendcn Areales; ck. Verkauf des an der Beethovenstraße gelegenen Bauplatzes Nr. 1; e. Arealabtretung von dem Winkler'schen Grundstücke zur Verbreiterung der Wintergarten-, Georgen., Schützen st ' ' ' ' " ,ur Verbreiterung der 'traße und des Bahnhossgäßchens. Bekanntmachung. Die Herstellung der Fußwege längs der XIV. Bezirksschule am Tänbchenwege und in der Heinrichstrabe in Leipzig-Rcudniy mit Granii-Schwellen-Platten und Mosaikpflafter soll an einen Unter nehmer in Accord verdungen werden. Die Bedingungen und Zeichnung für diese Arbeiten liegen in unserer Tiefbau-Berwaltung, Rathhaus, 2. Stockwerk, Zimmer 9tr. 14, aus und können daselbst eingesehen oder gegen Entrichtung der Gebühren im Betrage von 50 welche event. in Briefmarken einzusenden sind, entnommen werden. Bezügliche Angebote sind versiegelt und mit der Ausschrift: „Fußwege an der XIV. Bezirksschule" dersehen ebendaselbst, und zwar bis zum 3. November d. I., Nach- mittag» 5 Uhr einzurcichen. Ter Rath behält sich das Recht vor, sämmtliche Angebot« ab- zulehnen. Leipzig, den 23. Oktober 1891. Der Rath der Stadt Leipzig. Id. 4918. vr. Georgt. iohse. Bekanntmachung. Für die Tiesbauverwaltunq unsere- BauamteS wird zum Ein tritte am 1. Januar 1892 ein Ingenieur gesucht, welcher mindestens di« Bauführerprüfung oder eine dieser gleich zu rechnende Prüfung an einer technischen Hochschule bestanden haben muß. Da- mit dieser Stellung verbundene Anfangsgehalt beträgt 3000 und die Anstellung erfolgt unter dem Vorbehalte gegen- fettiger dreimonatiger Kündigung. Die Stellung ist vorläufig nicht pensionSberechtigt, doch ist später feste Anstellung nicht ausgeschlossen. Bewerber wollen ihre Meldungen mit einem Ltbenslaufe und Zeugnißabschristeo spätestens bis und mit 15. November l. I. bet uns einreichen. Leipzig, am 22. Oktober 1891. 1°. 5616. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Rüting. Äuctions-Lekanntmachung. Mittwoch, den 28. d». Monat«, vormittags von 9 Uhr an, sollen im Ttadthause, Eingang Mühlgasse Nr. I, verschiedene Wirthschaftsgegenstände, Kleidungsstücke, Taschen- uhren, eine Wringmaschine, 8 Flaschen Ldampagner-Wein, eine Ladentasel mit Waarcn-Regal, eine Schneider-Nahmaschine und verschiedene andere Gegenständ« an den Meistbietenden «egen sofortig« haare Bezahlung Ssfeut- lich versteigert werden. Leipzig, den 21. Oktober 1891. Der Rath der Stadt Leipzig. Ick. 0. 7526 rc. vr. Georgi. Hübschmann. Di« Inhaber der als verloren, vernichtet oder sonst als abhan- den aekommen anaezeiaten Pfandscheine Nr. 2518. Vit. lt Nr. 274S4 47124 5288« 62299 «2514 «8922 71a76 79912 7S9I4 79915 79916 79917 81742 »1417 »1628 »9285, Vit. 6 Nr 5151 12274 I7S28 22244 22942 26448 28181 28522 28551 49291 4541» 45998 46949 48226 48778 56685 57226 «9667 «988» «797» 71924 78222 7847» 78827 81459 82V25 84864 85291 87914 87927 89656 »9121 »9292 »9476 92491 »711« »7145. Vit. II Nr. 1182 2147 2»V4 4»42 5»72, werden hierdurch auf- gefordert, sich damit unverzüglich und längstens bis zum Ablauf von 30 lagen nach der aus ltdem der Schein» bemerkten Verfall- zeit bei unterzeichnrter Anstalt »u melden, um ihr Recht daran zu l eweiien oder dieselben gegen Belohnung zurückzugeben, widrigen- falls der LrihhauS-Ordnung gemäß den Anzeigern die Pfänder auS- geliefert und die Inhaber der Schein« ihrer etwaigen Ansprüche daran« verlustig gehen werden. Leipzig, den Ü. Oktober 1891. Eit« ««»Olt»», »e« LetHHonse« «n» der Lpareaß«. Sonntag den 25. Oktober 1891. Vermiethung. In den nachgenannten, der Stodtgemeinde Leipzig gehörigen Grundstücken sind folgende Miethräume gegen viertel- bez. halb jährige Kündigung anderweit zu vermietheil: 1) Markt Nr. 1 — Rathhaus — das nach dem Markte heraus gelegene Berkaufogrwülbe Nr. 5. 2) Markt Nr. 1 — RalhhauS — das nach dem Naschmarkt zu gelegene Vcrkaussgcwölbe Sir. 25. 3) Markt Nr. 1 — NaihhaiiS — das an der Ecke deS Salz, gäßchens und dem Naschmarkte gelegene Bcrkaufsgewölbe Nr.30. 4) Najchmarkt Nr. 4 — Altes Vörscngcbäudc — das nach dem Salzgäßchen herauSgelegene Verkaussgewölbe Nr. II mit Niedcriagsraum. 5) Salzgäßchrit Nr. 2 eine in der 1. Etage gelegene geräumige Wohnung nlit Zubehör. 6) Neichsftraßc Nr. 1 eine in der 3. Etage gelegene größere Wohnung mit Zubehör. 7) NcichSstraßc Nr. 9 ein Hausstand mit angrenzender Kammer. 8) NcichSstraste Nr. 9 eiae in der 3. Etage gelegene kleine Wohnung niit Zubehör. 9) UitivcrsitätSstrakk Nr. 22 eine in der 3. Etage des Hinter- gebäudcs gelegene kleine Wohnung. 10) Marschallstraste Nr. 2 in Leipzig-Reudnitz die in der 3. Etage links gelegene, neu vorgerichtete Wohnung. 11) Marschallstraste Nr. 2 in Leipzig-Reudnitz eine in der 4. Etage gelegene Wohnung. 12) Schulstraße Nr. 11 in Leipzig-Thonberg eine im Par- terre gelegene, besonders für einen Tischler oder Glaser passende Werkstatt mit Lagerplatz. 13) Alte Vornaischc Straße Nr. 5 in Leipzig-Lößnig eine Parterrewohnung mit Zubehör, Werkstatt und Garten. 14) Hauptstraße Nr. 68 — Alte Schule — in Lripzig- Kleinzschochcr die in der 1. Etage rechts gelegene Wohnung. Die Miethräume unter Nr. 5, 8—12 und 14 sind sofort, die- jenigen unter 13 vom 1. Januar k. I. und all« übrigen vom 1. April k. IS. ab zu vermietheu. Miethgesuche werden aut dem Rathhause, 1. Etage, Zimmer Nr. 8, entgegengenommcn. Leipzig, den 16. Oktober 1891. Der Rath der Stadt Leipzig. In. 4651. vr. Georgt. Krumbiegel. Bekanntmachung. Degen Einführung der Wasserleitung wird das Naundörfchen hier von Montag den 26. dieses Monats ab auf die Dauer der Arbeiten sür alle» Fährverkehr gesperrt. Leipzig, den 23. October 1891. Der Rath der Stadt Leipzig. IX. 12511.Vr. Georgi. Leistner. Gefunden wurden in den hiesigen Stadtlhcatern während der Monate Februar, April, Juni, August und September dieses Jahres ei» Loraiioii. 2 verschiedene Armbänder, ein Fächer n»d 2 Operngläser. was zur Ermittelung der Eigenthümer hierdurch bekannt gemacht wird. Leipzig, am 21. October 1891. m. 4481. Das Pottzeiauit der Stadt Leipzig. Brrtschneider. Ml. Bekanntmachung. Infolge gestellter Anträge aus Uebcrlassung von Bauplätzen setzen wir hiermit auf Montag, den 16. November er., Vormittags L9 Uhr, Termin zur Abgabe von Saufgeboten auf dem Rathhaust, Zimmer Nr. 1, an. Ausgeboten sollen werden: 1) vin grösterrr Bauplatz an der südöstlichen Ecke -er neuen Bahnhof- und der Kaiscrstratzc, welcher sich in- folge seiner bevorzugten Lage auch zu einem Hotel, Restau rant oder Geschäftshaus jeder Art eignet. Die Frequenz dieser Straße wird sich nach Fertigstellung der neuen Eisenbahnlinie Eaalfeld-Arnstadt noch erheblich steigern. 2) Ein oder zwei Baustellen in der Vreitenstratze am Tchictzteich. welcher letztere in der Ausfüllung begriffen ist und voraussichtlich im Jahre 1892 seiner Bestimmung, als Viehmarkt und Platz zu Aus- und Schaustellungen zu dienen, übergeben werden wird. Die fragliche Stelle ist vorzüglich geeignet zur Etablirung einer Gast- oder Schankwirthschaft für den dicht daran zu legenden Bichmarkt. Kausliebhaber können vorher jede gewünschte AuSkunst erhalten und werden ersucht, sich wegen der Größe der abzugebeudeu Bau stellen mit un- in Verbindung zu setzen. Saalfeld a/S., de» 15. October 1891. Der Magistrat, gez. Lieb scher. Verkauf einer amerikanifchen Windmühle. Eine zur Wasserhebung in Rochsburg (Station der Muldenthal- eisenbahn) in Betrieb gewesene amerikanische Windmühle mit eisernem Thurm, aus der Fabrik Karl Reinsch in Dresden, welche durch Herstellung einer Wasserleitung entbehrlich geworden, ist zu »erkaufen. Wegen Besichtigung der Windmühle wolle man sich au Herrn Förster Weg elvitz in Rochsburg wenden. Gräflich Schöudurgische« Rentamt Hinter-Glauchan. am 20. October 1891. Schmidt. Bekanntmachung. DoS Reinigen der Schornsteine der Gebäude de- Königlichen GarntsoniazarethS soll unter den hier onsliegeadeu Bedingungen an den Mindestsordrrnden vergeben werden. Verschlossene, mit der Aufschrift: „Schornsteinreintgung" ver sehene Offerten sind bis zum EroffnungStermine, den 29. dsS. MtS., Bonn. 19 Uhr, portofrei hierher einzuretchen. Leipzig, den 24. October 1891. Königliche» Garnisonlazareth. Vas neue Programm der Socialdemokratie. Das in Erfurt angenommene neue Programm der Social demokratie läßt den ZukunslSstaat vollständig außc, Betracht und stellt sich auf den Boden de- bestehenden Staate-, den es nicht umstürzt, sondern nur von Grund auS umändert. Die durchgreifendste Veränderung enthält Punkt 2, wrlchcr lautet: .Direkte Gesetzgebung durch da» Volk vermittelst de« VorschlagS- und VerwersungSrechte«, Selbstbestimmung und Selbstverwaltung de« Volkes im Reich. Staat, Provinz. Ge- meinde, Wahl der Behörden durch da- Volk, Verantwortlich keit und Haftbarkeit desselben. Jährliche Steurrbewillgung." Hier Hab«» »ir also einen Staat vor un«, welcher genau auf mit dem Unterschiede, dav -s ke.ne Cre ^ die gesetzgebende Gewalt dem Selbitbe,k,m»ni g u ^ verwaltungsrecht des Volkes „nd überwachen streckung richterlicher Urtbeile zu lttorg , - denken Der u, is? nickt gesagt. d^niUll man s^Lu^ benken^^^^ ganze Apparat von ^ieichsvertre g ^ „^en slaaien, der Provinzen und Gemeinde Ganzen Programm bestehen, aber die bisher g V P^^innt ÄLL «SÄ wessen Weisungen leisten sie Folge, wer hall das ganz -'Vr''wu!d- ft->- di- »..st-».-- d°ö d-r socialdrmokratische Staat überhaupt kein Staat ,n geltenden S.nne sein solle, sondern daß G-^.nde bre Aiiaeleaenbciteli selbst besorgen wurde. Jetzt heißt es mop lick? daß auch der socialdeinokratische Staat ^niciniame A LAi.,» da° -- -uch "»D-" 7«, R' ch geben solle, in welchen, gemeinsame Gesetze ,geUen m.d m welchem Steuern erhoben werden, welches rine Volkswehr bat und Kriege führen kann, obwohl alle .nterna w. al n Streitigkeiten auf schiedsrichterlichem Wege entschiede werden sollen. Ja es wird in dem Zukunstsstaate sogar Arbeitgeby: und Arbeiter geben, deren CoalitionSrecht sicher acMt ist. Man wird also auch streiken. Wo bleibt denn da die Auflösung der bestehenden Staats-und Gesell schaftsordnung , vor allen Dingen die Beseitigung deS Gegensatzes zwischen Capital und Arbeit ? DaS Programm enthält auch nicht ein Wort über die Neuregelung de« Ver hältnisse- zwischen.Arbeitgeber und Arbeiter. . H'A/s daß im socialdemokratlschen Staate nur "" vorhanden sein werde, nämlich der Staat, oder sammtheit der Genossen? Mit der eigentlichen social,,tischen Theorie hat das neue Programm gebrochen, der Zukunft«, staat soll demnach nur ein durch und durch demokratisches Gepräge tragen, Alle- soll mit und durch das Volk geschehen, aber ,n da- Privatleben greift der neue Staat nicht mehr ein als der bestehende. Auch im socialdemokratlschen Staat giebt cs allgemeine Wehrpflicht, allgemeine Schulpflicht, za sogar eine Erbschaftssteuer wird erwähnt und von Erbgut ist die Rede, also wird es auch in Zukunft Capitalansamm- lung geben. Von Gemeinsamkeit des Grundbesttzes schweigt das Programm wie von der Organisation der Arbeit, und das war cs doch, worüber man Aufschluß erwartete. Endlich ist die Religion für Privatsache erklärt. Man wäre hiernach zu der Annahme berechtigt, daß daS Erfurter Programm die Forderungen der Socialdemokratie garnickt enthält, sondern lediglich ein Trugbild ist, welches an Stelle des geheimen Programms veröffentlicht ist, um die öffentliche Meinung irre ru leiten. DaS Erfurter Programm enthält zwar sehr'weitgehende Forderungen, aber über die meisten läßt sich wenigstens eine theoretische Erörterung führen. Aus dieser Calcgorie würde nur die Gesetzgebung »nd die Wahl der Behörden durch da« Volk auSscheiden. Auch den internationalen Charakter der Socialdemokratie vermissen wir in dem Programm, denn cS ist ja darin von Krieg und Frieden und von internationalen Streitigkeiten die Rede, die durch Schiedsgerichte entschieden werden sollen. Wenn man damit die Rede vergleicht, welche Liebknecht einst ge halten hat, und in welcher die Vertheilung der Wohnungen an die Genoffen erwähnt ist, dann findet sich gar kein Anknüpfungspunct in dem Programm für die Möglichkeit einer solchen Handlungsweise. Hier giebt es nur zwei Dinge: Entweder haben die Socialdemokraten eingesehen, daß der socialistische Staat ein Unsinn ist, der niemals Gestalt ge winnen kann, oder da« Erfurter Programm ist ein Sckcin- programm zu dem Zweck, den übrigen Parteien den Mund zu verschließen. Leute, die ein solches Programm aufstellcn, sind nicht gefährlich, denn ihre Forderungen unterliegen der Prüfung der Reichövertretung, welche den größten Theil des Programms einfach als unannehmbar erklären wird. Uebcr diese Dinge wird man nickt so leicht zur Klarheit gelangen, aber es wäre auch denkbar» daß da- Erfurter Programm eine indirecte Ohnmachtskundgebung für die That- sache enthielte, daß ein socialistischeS Programm nicht aus- gestellt werden konnte. Es scheinen darüber im Kreise der Führer ernste Verhandlungen gepflogen worden zu sein, aber je näher die Notbwcndigkcit an sie herantrat, Farbe zu bekennen, desto bestimmter trat die Unmöglichkeit hervor, diese Farbe zu wählen. Die socialdemokratische Partei hat seit dem Jahre 1868, in welchem sie zuerst im Norddeutschen Reichstage vertreten war, sehr erhebliche Veränderungen erlitten, sie ist von einer himmelstürmendcn Partei allmälig zu den bestehenden Ver hältnissen berabgcstiegen und hat es versucht, darauf Einfluß zu gewinnen. Sie hat es erreicht, daß man sie mit allen ru Gebote stehenden Mitteln bekämpft, aber zugleich den Bedürfnissen der gewerblichen Arbeiter eine erhöhte Auf merksamkeit zugewandt hat. Die Führer der Socialdemo- kratir haben die Sache immer so dargestellt, daß sie die eigent lichen Vertreter der Arbeiter seien. Da« ist aber nicht wahr, denn das Verhältniß zwischen Arbeitgeber und Arbeiter ist unabhängig von der Socialdemokratie und sogar in stetem Kamps mit dieser Partei geregelt worden. Die Social demokraten haben sich den Anschein gegeben, daß sie die Eocialpolitik de« Reiches nur deshalb verwerfen, weil sie ihnen nicht weit genug gehe, und jetzt kommt es heraus, daß der Erfurter Parteitag die socialpolitischen Ziele des Reiches einfach annimmt. Sie fordert eine wirksam- nationale und internationale Arbeiterschutzgcsetzgebung genau auf derselben Grundlage, welche die Arbritcrschutzconfercnz in Berlin als °ufg-st-llt hat. Eine offene Frage bleibt nur der achtstündige Normalarbeitstag, dessen Annahme von vorläufig unerfüllbaren Voraussetzungen abhängt. " Alu"" Programm zeigt mit unwiderlegbarer Beweiskraft, daß die socialdemokratie eingesehen hat, man Aue d.e bestehenden Verhältnisse nicht aus Grund von Arorien weder gesetzlich noch gewaltsam beseitigen. Der Schritt vom bestehenden zum socialistischcn Staate ist nicht nur riesengroß, sondern er ist überhaupt nicht zurückzulegen 7^7 Ä 2'nb.ldung. aber nicht auf areisbaren Thalsachen' beruht. Wenn irgend Etwa« geeignet sti dr» gvche« Massen Jnsertiorrsprei- Moraen-Ausqab«: die 6gespaltene Petfl- »eile 20^, Reclamen unter dein Redactions- ftrtch («gespalten) 50^j, vor den Famütra- Abend «O^Recl <4 gespalten) 1 ^!, Familieanachrichten und Anzeigen verlorener Gegenstände (6 gespalten) 20^. Größere Schriften laut nuserem Preis- vrrzeichntb. Tabellarischer und Zisserujatz nach höherem Tarif. Ertrn-Beilage« (gesalzt), nur Mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbesörderuun 80.—, »tt Hoftdesörderung 70.—. A»uah«eschluß für Zaserair: Ab«ad-Ausgabe: Vormittags 10 Uhr. Marge »-Ausgabe: Nachmittag« 4 Uhr. Sonn- und Festtag- früh 9 Uhr. Bet dr» Filialen und Annahmestellen je eina halb« Stunde früher. Inserat« sind stets an dir Erprötttao zu richten. 85. Jahrgang. über da- Wesen der Socialdemokratie die Augen zu öffnen, so ist es daS Erfurter Programm, denn dieses Programm ist die Erklärung, daß die Socialdemokratie unvermögend ist, ihre seit zwanzig Jahren verkündeten Lehren ins praktische Leben überzuführeil. Die socialdcmokratischen Wahlaufrufe vom Jahre 1890 waren svcialistisch, das Erfurter Programm ist lediglich demokratisch. Die Kluft, welche zwischen beiden Zielen liegt, ist nicht auSzufüllcn, das lehrt daS Erfurter rogramm. * P Leipzig, 25. October. * Der Colonialrath berieth in seiner gestrigen Plenar sitzung die Zollordnung sür Deutschostasrika und nahm eine Resolution über die den Colvnialcrzeugnifsen seiten« deS Mutterlandes zu gewährenden Zollvergünstigungen an. Die Anträge der Commission über die den MissionSgcsellschaftcn einzuraumcnden Bevorzugungen wurden angenommen. * Die gegenwärtig zur Uebung einberufenen Ersatz» reservisten sind während derselben zum Garnisonwacht- dienst nur einmal heranzuziehen. Da die Ersatz-Reservisten zu selbstständigen Truppcnkörpern nickt zusammengezogcn werden, so ist eS ihre Ausgabe, im Rahmen eines durch- gebildctcn Truppentheils ihren Dienst zu erfüllen: bei ihrer Ausbildung ist daher der Hauptwertb auf ihre Einzel-Aus bildung zu legen. Ba^onetlfechtcn ist überhaupt nicht, Turnen nur insoweit zu betreiben, als cS die seldmäßige Durchbildung erfordert; eine Uebung deS nur Parademäßigen ist aus geschlossen. Bei der Infanterie und den Jägern ist auf die Gefechtsausbildung besonderer Werth zu legen. Im fiebrige» müssen am Schluß der ersten Uebung die Ersatzrcservislcn der Infanterie und Jäger befähigt sein, im Zuge zu exer- cirrn, und in diesem Rahmen Verwendung finden. Bei der zweiten und dritten Uebung sind die Compagnieschule und die verschiedenen Zweige des FelddienstcS mit ihnen durch- zuuehmen. * In der diesjährigen Vorstands-Versammlung de- Central- verbandcS der preußischen Dampfkessel-Ucker» wachungSvereine ist die Frage erörtert worden, ob ein Ingenieur, welcher die Berechtigungen zweiten Grades — zur Vornahme der ersten Wasserdruckprobe und ConstructionS- prüfuna — erhalten habe, dadurch auch zur Endabnahme einer Locomobile befugt sei oder ob e« hierzu der Be rechtigung dritten Grade» — zur baupolizeilichen Abnahme — bedürfe. Die Auffassungen der Vertreter der einzelnen Vereine über diesen Punct waren getheilt, und auch in der Praxis wird von verschiedenen Vereinen verschieden verfahre». Der Minister für Handel und Gewerbe hat deshalb zur Be seitigung der Zweifel bestimmt, daß alle diejenigen Ingenieure der Revisionsvcrcine, welchen die Berechtigung zweiten Grades verliehen ist, auch befugt sein sollen, die Abnahme-Unter suchungen beweglicher Dampfkessel zu bewirken und eine ent sprechende Bescheinigung auszustellen, daß hingegen die bau polizeiliche Abnahme von feststehenden und von Schiffs-Dampf kesseln nur durch diejenigen Ingenieure erfolgen darf, welchen die Berechtigung zur baupolizeilichen Abnahme — dritten Grades — verliehen worden ist. * Der für die Wahl des zweiten Bürgermeisters von Berlin niedergesetzte StadtverordnctcnauSschuß bat ein stimmig die Wahl des StadtsyndicuS Zelle vorgeschlagen. * Die „Kreuzzeitung" erfährt über die Reisedisposition deS Kaisers und der Kaiserin von Rußland aus zuver lässiger Quelle, daß dieselben mit dem dänische» KönigSpaare und der Prinzessin von Wales am 29. oder 30. October bei Neufahrwasser landen und sodann mit dem russischen Hofzuge über Wirrballen nach Moskau abreisen würden. Die ofstciellen Empfangsmaßregeln wurden mit ausgesuchtester Courtoisie getroffen. * Bei der LandtagScrsatzwahl sür den 7. Wahlbezirk des Regierungsbezirkes Potsdam (Westhavelland, Stadtkreis Brandenburg, Zauch) wurde Rittergutsbesitzer v. Bredow mit 32t Stimmen gewählt. Der Gegencandidat Hugo Hinze, deutschfreisinnig, auS Berlin erhielt 189 Stimme». * Der „Kreuzzeitung" zufolge ist der Zusammentritt der preußischen Generalsynode auf den 10. November festgesetzt. * Die Anwesenheit de« Geheimen Rathes Gumbert in Rom bängt mit der Frage des deutschen Hospitals in Rom, bez. mit der Errichtung eines Künstlerhauses auf dem dem Reiche gehörigen Terrain zusammen. * Der württembrrgische Kriegsminister von Stein beil ist zum General der Infanterie ernannt worden. Der Oberstkammerherr Oberst Thumb von Neuburg ist unter Anerkennung seiner Verdienste seiner Stellung enthoben worden. — Der Herzog Albrecht ist gestern im Aufträge des König« nach Berlin, Petersburg und Wien abgereist, um den dortigen Regierungen das NotisiactionSschreiben über den Regierungsantritt König Wilhelm s II. ru überreichen. Der König empfing gestern den Herzog von Ujest. » * * * DaS Schweizer Schiedsgericht, daS den Streit zwischen England und Portugal umdieDelagoabai zu schlichten berufen ist, hat seine Thätigkeit begonnen. Uebcr die Grundsätze, nach denen da- Schiedsgericht verfahren wird, ist bis auf nebensächliche Fragen Einigkeit erzielt worden. Ob durch die Entscheidung selbst der Streitpunct aus der Welt geschafft wird, ist freilich eine andere Frage. Vorläufig werden jedenfalls die beiden vetheiligtcn Mächte Alle« lhun, ihre Ansprüche vor dem Schiedsgerichte zu begründen und zu vertheidigen. E« wird hierzu gemeldet: Bern, 23. October. In Sachen de« Streites um die D «la ll oabai haben die beiden Parteien ihre Einwendungen und Be merkungen zu den Grundsätzen de- ProceßverfahrenS, welche durch das Schiedsgericht vorläufig sestgestellt worden waren, eingeschickt. Diese Einwendungen beziehen sich auf Aeußerlichkriten und neben sächlich« Dinge; immerhin wird das Gericht dieselben in einer be sonderen Sitzung erledigen. Di« Hauptgrundzüge des Verfahrens sind gut geheißen worden und da« Gericht erwartet. Laß beide Parteien Darlegungen über den Streitgegenstand innerhalb zweier Monate schriftlich einreichen. Wahrscheinlich werden mündliche EchlußplaidoyrrS gehalten werden. * Die Frage von der Entstaatlichung der schottischen Kirche, welche schon seit 20 Jabren viele Streitereien in geistlichen Kreisen hervorgerufrn hat, nimmt eine immer ernster« Gestalt «u». Gl«dstor>«, d«r lang« ein« ungewiss«^
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