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Jxsek»ten.«nn,«me <u,»< «irt«: S»»«,»t,I, »»L V«»I« tn Himdurg. Ber lin, «len, Leipzig, »aül, Breilou, Frankfurt » M. — IlnL ««»»« m Berlin, «en. — v»ni>» t L«. tn granifurt n, M. — kr. Voigt tn «hem»«». — »»- M>,lgL>tt«. «nlll,r id Ca. tn Vartt. Druck und Sigenthum der Herausgeber: Liepsch <r Neichardt in Dresden. Verantwortl. Redakteur.- SnIivL Neichar-t. «WD« Eine »aranti« ivn »n, »tchVttgtae Irtjei. «en «er Inserate wird nicht,«,«»««. »utwitrtig« «nnoneen» PnstrLa, »an UN» UN»«. rannt-N Mrmen » . Oer. sanen tnlertren wir nur -egen Prlnumer-«»»» 8»hlan» durch Brief marken oder Bolteinaah- lung. » Bilden kosten >>/, gigr. ilutwartige könne« die Zahlung «ut eine LreidnerMrma anwetfen. Dt« ltzp. Är^LWT^chtzehvter Jahrgang. Mttredäcteur: vr. kl«»tl stör daS Feuilleton: Lnelvl« Nrartu»»»»». Dresden» Donnerstag, 14. UWifi 18-3 Politischer. Welche Tragweite für die öffentliche Meinung in Frankreich rer Unterwerfung des Hauses Orleans unter die ältere Aourbonen- ünie innewohnt, läßt sich zunächst nur an einigen Journalartikeln untersuchen. Zu einem durch seine Stärke bedeutungsvollen Aus druck ist der Wille der französischen Nation noch nicht gekommen. Ls will nicht allzuviel heißen, wenn einige republikanische Blätter über „die charakterlosen Burschen, welche sich die Prinzen von Or leans nennen" schimpfen. Auch der Ingrimm, mit dem die bona- partistischen Zeitungen den Grafen von Paris zerfleischen, der vor dem Grafen von Chambord für die Sünden seiner Ahnen Buße ge- than habe, läßt keine Rückschlüsse auf die künftige Politik der Bona- partisten zu. Die Exkaiserin Eugenie ist von Aargau in der Schweiz rasch nach Chiselhurst aufgebrochen, um daselbst an der Seite ihres Sohne« am 15. August das Napoleonsfest zu feiern und Familien rath mit ihren Getreuen zu halten. WgS aber die Zeitungen der siegitimisten und Orleans über die Versöhnungsscene in Froh sdorf, die durch kein gespensterhafteS Dazwischentreten zürnender Ahnen gestört wurde, schreiben,, das beruht zum guten Theil auf Selbst täuschung und Artbildung; namentlich, wenn sie versichern, daß die fremden Mächte und Höfe auf das Herzlichste Antheil an der Fa milienscene genommen hätten. Gem glauben wir, daß die Wieder aufrichtung einer legitimen Monarchie in Frankreich an den euro päischen Höfen vieler Sympathieen gewiß wäre ; aber man wird sich hüten, den Herzenswünschen Ausdruck zu verleihen, bevor das fran zösisch« Volk seine Willensmeinung zu erkennen gegeben hat. Und daS ist noch nirgends geschehen. Vielleicht, daß die Wallfahrt der versöhnten Bourbonen nach Paray-le-Monial im September sich zu einer Volksdemonstration für oder auch gegen die Monarchie ge stalten wird — zunächst verharrt Frankreich noch in unerschütter licher Ruhe. Von Bismarck wußten die den Orleans nahestehenden Corre spondenten zu berichten, daß er sich dem Frohsdorfer Ereigniß gegen über sehr nihl verhalte. Wir glauben das gem. Bismarck wird gewiß nicht unnüthigerweise sich in die inneren Verhältnisse Frank reichs mischen, sondern zunächst abwarten, wie Frankreichs Volk die neueste Wendung seiner Geschicke aufnimmt. Die deutschen Altkatholiken besitzen nun einen feierlich geweih ten Bischof tn dem bisherigen Bre-lau« Professor ReuüenS. Für den festeren Zusammenhalt unter den Altkatholiken ist diese Tat sache wichtig; der Hirtenbrief, den Reinkens erlassen, athmet die Gesinnungen, die wir bei dem römischen Clerus so selten finden: daS Streben, die Kirche in ein friedliches Verhältniß zum Staate zu setzen. Di« Wuth der Jesuiten über die Bischofsweihe Reinkens' ist nicht gering; die Berliner „Germania" hat denn auch glücklich her- auSgefunden, daß Reinkens sich unter den deutschen Bettelpatriotsn befunden hat, deren devote Briefe an Napoleon unter denTuilerien- papieren aufgefunden wurden. Reinkens hatte nämlich 'Napoleon Mehrere wissenschaftliche Werke übersendet. Die „Germania" stellt einige nicht mißzuverstehende Betrachtungen über unbewußte und bewußte Bedientenhaftigkeit an — dasselbe Blatt, das die Knecht schaft Unter ein widersinniges Dogma nicht müde wird anzupreisen. — Der Bischof von Fulda hat auf den Act der preußischen Regier ung, durch welchen dem bischöflichen Seminar zu Fulda die staatliche Anerkennung entzogen wurde, durch die Erklärung geantwortet, keinen auf emer Universität gebildeten Theologen ordiniren zu wol len, so daß die katholischen Theologen der Diöcese jetzt in dem Di lemma sich befinden, je nach ihrem Bildungsgänge entweder vom Staate oder von ihrem Bischof ihre Anerkennung versagt zu sehen. Auf die Dauer muß dieser Zustand zu Konsequenzen führen, bei denen es „biegen oder brechen" heißen wird. Von der nordamerikanischen Regierung hat die preußische einen sanften Rippenstoß erhallen. Preußen erhebt bekanntlich von aus wärtigen Zeitungen ebenfalls eine Stempelsteuer. Die Vereinigten Staaten erblicken darin eine Verletzung des deutsch-amerikanischen Postvertrags und verlangen die Beseitigung dieses ebenso lästigen als häßlichen Uebelstandes. Aus der Fluth sich widersprechender Nieldungen aus Spanien erscheint uns als wichtigste die, daß Don Carlos mit den Social- demokraten, welche in Cartagena ihr letztes Bollwerk vertheidigen, in Unterhandlungen steht. Er sucht ihnen begreiflich zu machen, daß sie Stadt und Festung doch nicht halten können, daß sie am besten thäten, sie ihm zu überliefern. Die Extreme berühren sich — und nicht immer feindlich. Rochefort, der berühmt-berüchtigte Laternenmann, segelt am Bord der „Dirginie" nach Neucaledonien. So lange Thiers am Ruder war, erkannten die Aerzte seinen Zustand für einen solchen, der eine weite Seereise nicht aushielte; das Doctorencollegium, das unter der Präsidentschaft Mac Mahons Rochefort untersuchte, kam zu dem entgegengesetzten Resultat und so hinderte nichts mehr den Trankport de« genialen Gamin, der die erste Fensterscheibe in den Tuilerien einwarf, nach der fernen Strafkolonie. Wir sind nicht blind gegen die Schwächen de» Pamphletisten mit dem Zwickelbarte und dem Mephistophelesgesicht, aber wir erinnern uns auch, daß er es zuerst wagte, mit großem Muthe und einer ganz Europa electri- sirenden Kraft dem faulenden Kaiserreich die Maske abzurcißen. Und in den Pontons am Canal war Rachefort ebenso unschädlich, wie in Caledonien. Allein die Rache ist unerbittlich und der gebrochcneLeib und di« geknickte Seele des Laternenmannes ließen keine Stimme der Menschlichkeit bei den Siegern aufkommen. Der letzte Sonntag war ein bedeutungsvoller Tag in den An nalen der Wiener Weltausstellung, denn ihm war es Vorbehalten, die längsterwartct erste Million in die Kassen des WeltansstellungS- fonds zu bringen. Spät, aber doch! kann man hier ausrufen, denn nach dem ursprünglichen Präliminare hoffte man diese erste Million schon im Monate Mai beisammen zu haben. Seit der Eröffnung bis ^Sonntag betrug die Gesammteinnahme mit Ausschluß der Saison-, Abonnements-, Offiziers-und Studentenkarten 1,001,860Fl. 50 Kr. österr. Währ. . LocaleS und Sächsisches. — Wie dem „Dr. I." aus Pillnitz mitgetheilt wird, ist das Befinden Sr. Majestät des Königs fortdauernd befriedigend. Se. Majestät haben in den letzten drei Tagen mit Ihrer Ma jestät der Königin täglich Promenaden zu Wagen gemacht und regelmäßig einen Theil des Tages im Garten zugebracht. — An die durch den Tod des ersten Hofpredigers vr. Lang bein erledigte Stelle wird der zweite Hofprediger vr. Rühling auf rücken. Wer des Letzteren Stelle ausfüllen wird, entzieht sich zu nächst noch jeder Vermuthung, namentlich weiß man noch nicht, ob sich ausländische Theologen um diesen wichtigen Posten bewerben werden. DaS Absehen ist dem Vernehmen nach auf die Erlangung einer Persönlichkeit gerichtet, die zugleich als Consistorialrath die höheren Prüfungen der Theologen vornehmen kann, also eine wissen schaftliche Capacität und des Lateinsprechens vollständig mächtig ist. Hoffentlich übersieht man auch die Seite der nöthigen Qualitäten eines HofpredigerS nicht, daß er eine Kanzel zu betreten hat, die einen Reinhard, einen Ammon, einen Franke, einen Käuffer und andere milddenkende Theologen zu ihren Zierden zählt. — Gestern Mittag 1 Uhr 10 Min. langten auf dem hiesigen Leipziger Bahnhof, von der Festung Belfort kommend, ca. 600Mann preußische Artillerie an, die nach einstündiger Rast 2 Uhr 15 Min. mit der Görlitzer Bahn nach der Festung Glogau weiter fuh ren. Zur Begrüßung der deutschen Kameraden war eine Anzahl sächsischer Chargirter und Offiziere, unter ihnen die Herren Oberst v. Schimpfs, Generalmajor v. Abendroth und Oberst v. Funcke, auf dem Perron erschienen, ebenso die Musikchöre von Trenkler und Erdmann eingetroffen, die mit feurigen Märschen Namens ihrer Re gimenter grüßten. Während des einstündigen Aufenthaltes fanden die Preußen allseitige freundliche Aufnahme und wurden die Mann schaften gespeist. Die Offiziere vereinten sich zu einem Diner in der Restauration des Leipziger Bahnhofs. Ein etwaiger Geschütz-Trans port war im Gefolge der Mannschaften nicht zu bemerken. — Endlich — dem Himmel sei Dank — vermindern sich die Cholerafälle in unserer Stadt; es wurden die Tage daher immer weniger und von vorgestern bis gestern Mittag sind nur 3 neue Er- krankuugS- und 2 Todesfälle vermeldet worden, wogegen 3 Cholera- kranke genesen sind. E« mären bi» gestern M Erkrankte vorhanden, von denen sich 13 in der Cholerastatio» des Stadtkrankenhauses und 7 in Ptivatpflege befinden. — Bei dem allgemeinen Gulden-Hephep! kann man weder dem BundeSrath noch unserer Negierung einen Vorwurf ersparen. Pflicht des elfteren wäre es wohl gewesen, durch Stellung einer Präclusivfrist dem Publikum Zeit zu gewähren, sich der österreichi schen Gulden in Ruhe und mit mäßigeren Verlusten zu entledige^, als es jetzt bei der planmäßig betriebenen Entwertung dieser Münze möglich ist. Der Bundesrath durfte ferner die Regierungen nicht früher veranlassen, ihre Kassen dem Gulden zu verschließen, bevor er nicht auf den deutschen Münzstätten durch Prägung von 1- und 2- Markstücken Ersatz für das mangelnde Kleingeld geschaffen. Es fragt sich auch sehr, ob nicht der offenkundig betriebenen Einfuhr von Millionen einer unterwerthig gewordenen Münze mittelst eines Ein fuhrverbots hätte gesteuert werden können. Der Bundesrath mußte wissen, in wie spekulativer Weise die Herren Bleichröder in Berlin, Plaut in Leipzig u. s. w. die deutsche Bevölkerung mit Gulden über schwemmten, und da der Staat das Münz- und Prägemonopol hat und Jeden, der Münzen schlüge, als Falschmünzer beim Kragen zu nehmen sofort bereit wäre, so komme man nicht mit dem nicht stich haltigen Einwande der Freiheit des Verkehrs! Der Staat mußte als Münzmonopolist das Volk vor Ueberschwemmung von Münzen schützen, die er sehr bald von den Staatskassen znrückweist. Was aber die sächsische Regierung anlangt, so fragt man sich vergebens, wie diese das fast wie schlaue Spekulation aussehende Geschäft machen kann, ihre Beamten, Soldaten und, wie der Freiberger Fall lehrt, ihre Lohnarbeiter in einer Münze auszuzahlen, deren baldige Entwerthung ihr, der Regierung, doch kein Geheimnrß sein konnte! Da wir keine böse Absicht, auf Kosten des armen Mannes die Staatskaffe zu bereichern, annehmen können, so bleibt nur die Er klärung übrig, daß unsere Regierung entweder sehr harmlos und unbekümmert gewesen ist, oder daß sie von der Absicht des Reichs, mit dem Guldenverbote vorzugehen, nicht unterrichtet gewesen ist. Beides wäre ein übles Zeichen. Charakteristisch ist es, daß es vor zugsweise nationalliberale Blätter, die mit den Börsenkreisen, welche den Guldenschacher so schwunghaft betreiben, eng zusammenhängen, sind, die freundlich zu dieser Guldenmisere schmunzeln. Die sächsi schen Landtagswähler mögen sich das merken. — Das Geschäft kn österreichischen Silbergulden hat an der Berliner Börse eine ganz immense Ausdehnung angenommen. Es kommen namentlich von Sachsen her, wo das Bodenbacher Zollamt als Hauptabgeber zu fungiren scheint, sehr große Summen dort an den Markt. Es wird dies erklärlich, da bei einem CourS von 106 für Silber und von 111 für London in Wien diese Silbergulden bei directer Remission nach Wien nur zu 95^ brutto auskommen. — Großer Unmuth herrscht unter den Besitzern und Pächtern von öffentlichen Sälen in Folge des denselben zugegangenen Verbots der Abhaltung öffentlicher Belustigungen. Das ärztliche Gutachten, auf welches sich diese Maßnahme Angesichts einiger in Dresden vor gekommener Cholerafälle basirt, ist jedenfalls recht wohlgemeint und nicht unbegründet; es geht dasselbe aber, ebenso wie die dadurch ver- anlaßten Maßnahmen des Stadtraths, west über das vor AuKN zu habende Ziel hinaus. Ganz abgesehen davon, daß diese Auffassung der einer Wohlfahrtspolizcibehörde obliegenden Verpflichtungen nicht geeignet ist die verödeten Hotels und Kaufläden der Stadt wieder ! zu füllen und den gänzlich gehemmten Fremdenverkehr zu beleben— ' es leiden unter diesem Verbot eine gllzugroße Anzahl von hiesigen Betheiligten abfällig zu bescheiden Bewohnern und werden namentlich viele Musiker und Lohnkellner mit ihren Familien gänzlich brodloS. Dieser letztere Uebelstand steht zu dem ohnedies immerhin zweifelhaften Erfolge der vom Stadtrath verfügten Präventivmaßregeln in keinem richtigen Verhältniß und wäre es sehr wünschenswerth, daß das harte Verbot der Abhaltung öffentlicher Belustigungen, vielleicht bis auf eine beizubehaltende Be schränkung in der Dauer derselben, sofort und unverzüglich Mieder aufgehoben werden. — Gestern Vormittag in der 12. Stunde ist ein« Locomotive, welche im Begriff war, nach dem Pieschner Maschinenhause zu fahren, bei Vorstadt Neudorf an die Maschine eines gleichfalls auS- laufenden RangirzugS angefahren, hat diese aus ihrem Gleis ge worfen, so daß dieselbe solche Beschädigungen davon getragen hat, daß sie einige Zeit für den Fahrdienst unbrauchbar geworden ist. Mit dem Einrichten des defect gewordenen Bahngleises und dem Ausrichten der in den Sand emgewühlten Maschine „Breslau" waren noch Abends viele Hände beschäftigt, um die Bahnstrecke wieder frei zu machen. Menschen sind, wie man hört, bei diesem Unfälle nicht mit beschädigt worden. Ob «in Maschinenführer oder ein Weichensteller die Schuld trägt, konnte bis jetzt nicht in Erfahr» ung gebracht werden. — In der Chocoladenfabrik von Jordan und Timäu» sind drei Arbeiter seit 49, 48 und 46 Jahren beschäftigt; es sind die« die Herren Carl Wagner, Carl August Wilhelm Ahl und Friedrich August Kreuz. In Anerkennung der langjährigen treuen Arbeit in einem und demselben Etablissement ist jedem der Genannten vom königl. Ministerium des Innern am 11. d. M, die große silberne Preismedaille mit der Aufschrift: „Zur Belohnung des Fleißes", durch den Stadtrath ausgehändigt worden. — Ein Herr aus der Provinz, der am vergangenen Sonntage hierher auf Besuch gekommen war, hatte hier gelegentlich die Bekannt schaft eines ihm bis dahin unbekannten Soldaten'gemacht. Mit diesem war er durch verschiedene Wirthschaften gezogen, bis endlich der Genuß vieler geistiger Getränke ihn bestimmt hatte, ein Gasthaus aufzu suchen, um sich dort auszuruhen. Vorher hatte er seinem Begleiter seine Uhr nebst goldener Kette zur Aufbewahrung anvertraut, leider aber gar nicht daran gedacht, sich zuvor über den Namen dessAben und seine sonstigen Verhältnisse zu vergewissern. Er wartet ncch jetzt auf die Rückgabe der Uhr — der Soldat, der ihn damals ver» lassen, als er in das Gasthaus gegangen, soll ihm noch jetzt seine Uhr nur »och SOf-und Kette «iederivinßm. — Die O. H. Ullmann'sche Lotterie-Coll«tion erhielt vor gestern in der 3. Classe auf Nr. 34,036 den Gewinn von 15,000 Thalem. - , ' S Eine am Neumarkt wohnhafte HandarboiterSfrau vermiß! fest einigen Tagen ihren 10 Jahre alten Knaben. Derselbe hat in seinem bisher unbezwinglichen Hange zum liederlichen Herumtreiben schon mehrfach die Wohnung seiner Mutter heimlich verlassen und sich Tage lang und Nächte hindurch in hiefigerStadt und Umgegend umhergetrieben, bis er endlich aufgegriffen und der Mutter wieder zugeführt worden ist. Er trägt grauen Anzug und blaue Mütze. — Einem Droschkenkutscher lag in diesen Tagen nach Ankunft eines Leipziger Abendzuges ob, einen Herrn, der mit diesem Zuge hier angekommen, bis zum Löbtauer Chausseehause zu fahren. Dort angelangt, stieg der Herr schnell aus der Droschke auS; der Kutscher blieb auf dem Bocke sitzen und fuhr zurück nach dem Leip ziger Bahnhofe. Zu seinem nicht geringen Schrecken mußte er hier entdecken, daß in seiner Droschke die Sitze und das Tuch, womit die Seitenwände darin überzogen sind, total zerschnitten war««. Nie mand außer jenem Fremden konnte diesen Frevel verübt haben, und wahrscheinlich hatte er dies aus Rache dafür gethan, daß sich der Kutscher vor Ausführung der Fahrt bis an das Löbtauer Chaussee- Haus die ihm gebührende, von seinem Fahrgast aber anfänglich ver weigerte Pränumerando-Zahlung für die Tour mit Hilfe eines Gensd'armen erzwungen hatte. — Morgen, Freitag, findet in der neu restaurirten Localität des Salon varietö die Wiedereröffnung der Vorstellungen statt. Der Jesuiten-Tingel-Tangel und die Ausweisung der schwarzen Gesellen werden jedenfalls auch jetzt nicht ihre Anziehungskraft ver loren haben. — Die famose Straßenaufreißung wegen des Wasserwerkes hat doch etwas bewirkt, woran der löbliche Stadtrath gewiß nicht gedacht hat; er hat dem Dresdner Witz Bahn gebrochen. Uns liegt ein Brief vor, in welchem der Schreiber in äußerst ironischem Tone anfragt, wo Alpenstöcke zu haben seien, um über die Klüfte und Sandhaufen hinweg zu kommen, welche jetzt in den lebhaftesten Stra ßen die Passage verderben. Wir können dem Alpenstockbedürftigen weiter nichts rathen, als mit dem hiesigen Alpenverein in Verbindung zu treten; am Ende bringt er es doch so weit, daß die Berge und Abgründe auf dem Neumarkt u. s. w. nivellirt, resp. ausgefüllt werden. — Laut statistischer Notizen beginnt der Fremdenverkehr hier sich etwas zu heben ; die Zahl derselben hat nun glücklich die Summe von 380, wie ungefähr der variirende Satz war, wieder überschritten, nur fehlen noch die sogenannten feinen Fremden, auf welche Dresden eigentlich mit angewiesen ist. — Vorgestern Nachmittag wurde in der großen Ziegelstraße durch einen einspännigen EiSw/gen ein 3 ^jähriges Mädchen über fahren, zum Glück aber dadurch nicht schwer verletzt. — Verschiedene Einwohner Dresdens haben beim hiesigen Stadtrath — wie wir überdies schon einmal erwähnten — gegen diese und jene Vorkehrung, die derselbe Angesichts der Cholera angeordnet hatte und noch hat, protestirt; unter Anderem hatten aber auch Einige die Erhebung von Schädenansprüchen wegen Beeinträchtigung im Gewerbebetriebe in Aussicht gestellt oder auch schon angeblichen Schaden beziffert und sofortige Vergütung desselben verlangt. Der Rath hat aber darauf beschaffen, die