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Voigtlandischer Anzeiger. s. Stück- Mitten, Sonnabends den 19. Februar 1831. Zeitungsberichte. Preussen. Hier finden, obgleich bei übrigens friedlicher Stimmung, doch große Rüstungen statt. (Nothwcndig, da Frank reich den Kricgsruf immer lauter werden läßt.) Auf den ersten Ruf wird, eine imposante Macht dastehcn, welche durch das 1. und 2. Aufgebot bis auf 500000 Mann erhöhet wer den kann. Da cs an Offieieren dazu fehlt, so ist bereits an die Freiwilligen der Jahre 1813—1815 die Aufforderung zur Wicder- anstcllung crgangm (werden viele kommen ?) und den Familienvätern ist Fürsorge für die Ihrigen zugcsagt, so daß die Familien der Staatsdiener die Besoldungen fortbezichcn, für die unbemittelten Familien der übrigen aber die Gemeinden sorgen sollen. Baiern. Von denen zur Ständever- sammlung erwählten Personen find mehrere vom Könige, ohne Anführung der Gründe, zurückgew cscn worden, worunter besonders Hofrath Beer, Justizratb v. Hornthal, welche früher sehr frei und kräftig gesprochen hatten, desgleichen Sen. Bestelmener, Freiherr v. Closcn und Graf v. Tauf kirchen. Auch von den Advokaten soll dies mal zu dem Eintritt in die Kammer eine aller höchste Bewilligung gefordert werden. (Son derbar!) — Am 17. Jan. wurde die Bun- dcsfestung Landau im beßten Zustande den Kommifsaricn des tcutschcn Bundes unter Abfencrung von 101 Kanonenschüssen über geben. Der Mißbrauch der Presse von In- und selbst Ausländern, welche sich selbst die papiernc Ständcvcrsammlung und die Minister der öffentlichen Meinung nannten/ hat für Zeitschriften polit. und statist. Inhalt- ein neues, jedoch mildes Ccnsurgesetz erzeugt. Frankfurt a. M. Hier haben franz. Kommissorien 10000 Stück Gewehre von franz.-Kaliber, die früher für i fl. 45 Kr. feilgcboten wurden, das Stück mit 8 fl. be zahlt, so daß das Handelshaus damit einen schnellen Gewinn von 55000 st. gemacht hat. Auch in Branntwein wurden starke Einkäufe gemacht und zwar zum dreifachen Preise. Schweiz. Hier ist es noch immer un ruhig und besonders setzt sich Basel eifrig in Vertheidigungsstand, da cs die aufrührischen Landbewohner mit neuen Verstärkungen auS andern Kantonen zurückcrwartct. Der Be richt von dort her schließt so: Wir wollen Freiheit und nicht Sanseulotismus, Gesetz lichkeit und nicht Anarchie. Im äußersten Falle bleibt uns nicht anders übrig, als eine einstweilige Trennung von einem Lande, wo Pöbclhaufen die Regierungen einschüchtern. (Die Tagsatzung ist nehmlich ganz unent schlossen und unthätig.) Belgien. In Gent erschienen der Oberst Gregoire, ein Franzose, und der Hauptmann de Bast, ein Orangist, an der Spitze eines Bataillons, um den Gouverneur zu zwingen, den Prinzen von Oranicn zu proklamiren. Alsbald erschienen die Pompiers mit einigen Kanonen, ein Gefecht begann, cs gab auf beiden Seiten Todtc und Verwundete, aber das Bataillon wurde endlich besiegt, 100 M. ergaben sich zu Gefangenen, worunter Bast, und Gregoire floh mit 150 nach Brügge bin, ist aber, ehe er nach Frankreich fliehen konnte, entdeckt und ergriffen worden.— Die (erste?) Kömgswahl ist endlich wirklich erfolgt;