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Illustriertes Fachjournal für die Woll-, tjaumwoll-, Seiden-, feinen-, ganf- und Jute-3ndustrie sowie für öen Textil-JVtaschinenbau; Spinnerei, Weberei, Wirkerei, Stickerei, Färberei, Druckerei, Bleicherei unö Appretur. Redaktion, Expedition u. Verlag: Leipzig, Brommestraße 9, Ecke Johannis-Allee. Chefredakteur und Eigentümer: Theodor Martin. Fernsprech-Anschluß: No. 1058 Telegramm-Adresse: Textilmartin Leipzig. Organ der Organ der Sächsischen Textil-Berufsgenossenschaft. Norddeutschen Textil-Berufsgenossenschaft. Organ der Vereinigung Sächsischer Spinnerei-Besitzer. M 3. Nachdruck, soweit nicht untersagt, ist nur mit vollständiger Leipzig, XXV. Jahrgang. Quellenangabe gestattet. RedaktionsschluB: 31. März 1910. Beiträge zur frage der Euftbefeuchtung in Spinnereien und Webereien. (Von Dr.-Ing. Otto Willkomm, Privatdozent a. d. Kgl. Techn. Hochschule zu Hannover.) [Nachdruck und Übersetzung verboten.] (Fortsetzung.) Kap. III. Die technischen Einrichtungen zur Luft befeuchtung. Seitdem zum ersten Male der Technik das Problem vorgelegt wurde, Mittel für die künst liche Luftbefeuchtung in den Spinnereien und Webereien zu schaffen, sind Erfindungen und Konstruktionen zur Lösung dieses Problems in überaus großer Zahl aufgetaucht. Ein großer Teil davon ist freilich wieder verschwunden, doch ein recht beträchtlicher Prozentsatz hat sich erhalten und in die Praxis eingeführt. Und zwar sind die Apparate etc., ihre Anordnung und Kombination so zahlreich und vielgestaltig, daß es unmöglich erscheint, eine lückenlose Zusammenstellung und Beschreibung des Vor handenen in dem vorliegenden Rahmen zu geben. Weit fruchtbarer ist es und führt eher zu dem gewünschten Ziele, ein Urteil über die ver schiedenen Systeme zu gewinnen, wenn man diese nach den Methoden, auf denen ihre Wirkungsweise beruht,zusammenfaßt und einzelne typische Beispiele ihrem Wesen nach darstellt, wobei einzelne Abänderungen verwandter Kon struktionen nötigenfalls auch zu ihrem Rechte kommen können. Diese Erwägungen führen von selbst dazu, den Stoff so anzuordnen, wie es Kap. II für die Methoden der Luftbefeuchtung vorsieht. Ich werde also behandeln: A. Einrichtungen für die Befeuchtung mit Wasserdampf. B. Einrichtungen für die Befeuchtung mit Wasser, woran sich mit Rücksicht auf die Verhältnisse der Praxis noch eine Betrachtung schließen wird über: V Luftbefeuchtung mit Einzelapparaten, Zentralbefeuchtung, Lüftung. A. Einrichtungen für die Befeuchtung mit Wasserdampf. Die hier in Frage kommenden Einrichtungen sind im Vergleich zu denen, die später be sprochen werden sollen, denkbar einfach. Einem Dampfkessel, der entweder eigens dafür aufge stellt ist oder auch in der Hauptsache als Liefe rant für die Betriebsmaschine dient, wird der Dampf entnommen und, je nach Bedarf vorher gereinigt, durch eine Rohrleitung den betr. Sälen zugeführt. Dort verzweigt sich die Leitung und entläßt den Dampf durch besondere auf ihr ver teilte Düsen. Diese Mundstücke zeigen keine besonderen Eigentümlichkeiten weiter, höchstens eine Vorrichtung, um etwaiges Ausspritzen von Kondenswasser zu verhindern, zu dessen Ab führung in der Regel eine besondere Leitung angeordnet ist. Man hört und liest häufig etwas von „Dampf zerstäubung“, wodurch zweifellos die Vorstellung erweckt wird, daß hierbei, etwa durch eine be sondere Düsenausbildung, irgend etwas zerstäubt würde. Die Auffassung wäre richtig, wenn z. B. das Kondenswasser, das sich in der Nähe der Mündung bildet, durch den Dampfstrom mitge rissen und fein verteilt, „zerstäubt“ würde. Aber diese Erscheinung wird ja in der Aus führung gerade durch besondere Anordnung der Dampfzuführung zu vermeiden gesucht. Aller dings tritt ein Teil des Dampfes in Form sehr kleiner Wasserbläschen aus. Diese entstehen aber hier nicht dadurch, daß Wasser zerteilt, zertrümmert wird, vielmehr gerade durch das Gegenteil, nämlich dadurch daß, wie früher schon bemerkt, der Dampf partikelweise kondensiert, um dann freilich ebenso rasch wieder in Dampf überzugehen. Fig. 24 gibt die Einrichtung*) eines solchen *) 8. a. D. R.-P. Kl. 20 N. 95400, 88734. Mundstückes wieder, wie sie vielfach in Anwen dung ist. In dem durchlaufenden Dampfrohr D befinden sich in bestimmten Abständen von ein ¬ ander Bohrungen; und jeweils dort sind die Mundstücke mit tels Rohrschellen angesetzt. Der Dampf strömt durch einen Rohr stutzen R r und die kleine Boh rung O nach der Kammer K und von dort durch das Rohr stück R ins Freie. Die Kam mer K ist vorgesehen, damit sich dort etwaiges Kondens wasser absetzen kann, das dann in der Leitung IV entfernt wird. Die Menge des zuströmenden Dam pfes wird durch dieStellschraubeS geregelt, die auch zugleich dazu dient, für diese Düse den Dampf ganz abzusperren. Auf diese Weise ist ein genaues Einstellen für eine bestimmte Dampf- Fig. 24. Dampfbefeuchter (Bruno Griep) menge ermöglicht und zugleich auch dafür ge sorgt, daß nicht durch einen zu starken Dampf strom Kondenswasser durch das Rohr R mitge rissen wird um! als Tropfenfall Unheil stiftet. Über die Höhe der Dampfspannung ist dabei nichts bestimmtes vorgeschrieben, höchstens inso fern natürlich, als einmal eingerichtete Anlagen bei einer bestimmten Spannung am günstigsten arbeiten. Für Neuanlagen ist die zur Verfügung stehende Dampfspannung insoweit von Einfluß, als ihr entsprechend die Rohrquerschnitte zu wählen sind; denn einer bestimmten Spannung des Dampfes entspricht bei demselben Leitungs querschnitt auch eine bestimmte Dampfgeschwin digkeit oder auch eine bestimmte in der Zeit einheit ausströmende Dampfmenge. Um nun die Anlagekosten möglichst niedrig zu halten, tut man gut daran, die Querschnitte so zu wählen,