Volltext Seite (XML)
ItMts-AMM für HchMrs, Mich, KmÄ«s, WMkf, Zt CziRe«, Seiiriihs«!, Mtrit»»«». Mlsk». Amtsblatt für den Sisdtrat M Lichtenstein. Jahrgang. — — Mr. 37. Mittwoch, dm E Februar 1895. MesiS Blatt erscheint täglich sruher Tonn- Mrd festtags) abends für den folgenden Tag. Bierteljährlicher Bezugspreis 1 Mark 26 Pf. — Einzelne Nummer 16 Pfennige. —° sAHellnngen nehmen außer der Expedition in Lichtenstein, Markt 179, alle Kaiser!. Postanstalten, Postboten, sowie die Austräger entgegen. — Inserate werben die viergespalt» Korpuszeile oder deren Raum mit 10 Pfennige» berechnet. — Annahme der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. TagesgefchiKLe. *— Lichtenstein. Im Jahre 1894 wurden in Sachsen 3 Vereine verboten, 70 Vereine (14 politische, 20 gewerkschaftliche, 27 Gesangs- und 9 Turnvereine) aufgelöst, 91 Versammlungen und 43 Festlichkeiten ver boten, 28 Versammlungen aufgelöst, 18 Ausweisungen und 17 Haussuchungen vorgenommen, sowie gegen „Genossen" 16 Jahre 5 Monate 12 Tage Gefängnis, 1 Jahr 17 Tage Haft und 22,697 Mark Geldstrafe erkannt. — Der erste Volksmaskenball in Sachsen fand in Dresden im Hotel „Stadt Gotha" in der Schloßgasse zur Fastnachtszeit des Jahres 1838 statt. Dabei ging es — wie berichtet wird — überaus lustig und ungeniert zu. So hatte ein Herr, man sagte ein Weinreisender, sich als Maske eins Schild kröte gewählt. Er trug auf Leib und Rücken wahr haftige Panzer einer Schildkröte und sine Schild krötenlarve vor dem Gesicht. Schwerfällig kroch er im Saale herum, trank viel Wein und wurde be trunken. In diesem Zustande wurde er hinausge schleppt und zur Treppe hinuntergebracht. Dasselbe Schicksal widerfuhr zwei „wilden Schweinen". Sie konnten infolge der seltsamen Wahl ihres Kostüms keine Tänzerinnen finden und mußten, da sie unan genehm wurden, denselben Weg nehmen, auf welchem man schon die Schildkröte fortgedracht hatte. Andere Lärmmacher wurden von der Polizei auf ruhigerem Wege beseitigt, so der General Tilly, ein Krokodil, Mephistopheles, Pachter Feldkümmel, Käthchen von Heilbronn und ein Truthahn. In einem ungeheueren bespornten Stiefel stak ein Mann mit martialischem Barte und Federhut. Diese Krücken, auf denen sich der Mann fortbewegte, hatte ihm ein Hanswurst weg genommen und so mußte der arme Mann, schimpfend und raisonnierend, stundenlang unbehilslich in seinem Stiefel mitten im Saale stehen bleiben, zum Ver gnügen der ganzen Gesellschaft. In ziemlich später Morgenstunde wurde der Maskerade durch polizei liches Gebot ein Ende gemacht. — In Dresden wurde am Freitag vorm. in dem ihm zugewiesenen Fremdenzimmer eines Hotels der inneren Stadt ein aus Crimmitschau zugereister Herr Lot im Bette vorgefunden. Derselbe hat sich, ärztlichem Gutachten zufolge, vergiftet. — Leipzig. Ein Geschenk des Königs. Der ca. 11jährige Sohn Hermann des auf der Kochstr. 17 wohnhaften Hifsarbeiters beim Leihhause, Eisfeld mit Namen, wandte sich vor wenigen Wochen ohne Wissen seines Vaters in einem eigenhändigen Schrei ben an Se. Majestät König Albert mit der Bitte, ihm eine „abgelegte" Militär-Trommel zu schenken. Der Knabe hat Lust zum Militär und möchte dort später Trommler werden. Jetzt traf in der That vom Kommando des Grenadier-Regiments Nr. 100 aus Dresden ein Schreiben an den Vater desselben ein, folgenden Wortlauts: „Hiermit übersenden Ihnen auf Befehl Sr. Majestät eine Militär-Trommel, wie Ihr Sohn von Sr. Majestät erbeten." Die Freude, die des Königs Geschenk in der Familie hervorgc- rufen, läßt sich leicht denken. — Zwickau. Eine auswärtige Kellnerin, die am Freitag einen Bolksmaskenbaü besucht und nach her einem Herrn ein Portemonnaie mit 40 Mark gestohlen hatte, wurde am Sonnabend in Lichtenstein ermittelt und festgenommen. — Glauchau, 11. Febr. Bezirksausschuß- Sitzung. Tagesordnung für die Mittwoch, den 13. Februar d. I. nachmittags 3 Uhr im Verhandlungs- faale der Kgl. Amtshauptmannschaft hier stattfindende 1. BezirkSausschuß-SItzung: 1. Geschäftliche Mit teilungen. 2. Gesuch des Direktoriums der Diakonen- Bildungsanstalt mit Rettungshalls Obergorbitz um Bewilligung eines Beitrags für das Jahr 1895 aus Bezirksmitteln. 3. Günthers in Callnberg Schank- erlaubniögesuch für Ebersbach. 4. Pröger'S in GerS- dorf Schiächterei-Anlage. 5. Barth's in Leukersdorf SchankerlaubniSgesuch für Gersdorf. 6. AuSbezir- kung von Grundstücken in den Fluren von Altwal- denburg und Eichlaide. 7. Reichert's u. Genossen in Lichtenstein Gesuch um Einschränkung des Gärtuerei- Betriebes in der Bezirksauftatt Lichtenstein. 8. Geh- lert's in Mülsen St. Michela SchankerlaubniSgesuch. 9. Schreuer's in Jerisau Gesuch um Gestattung des Brauniweinschanks. 10. Haushaltpsan für die Be- zirMassen aufs Jahr 1895 11. Haushaltplan für die Bezirksanstalt Lichtenstein aufs Jahr 1895. 12. Dispsnsationsgesuch Veit's in Callnberg in Dismem brations-Sachen. 13. Kalich's in Hohndorf Schank- etlaubnisgesuch. 14. Die Wederbefttzung der 2. Aufseherstelle in der BezirksanstalS Lichtenstein. 15. Schulze's in Heinnchsort Gesuch um Gestattung des KiewhanbllS mit Spirituosen. 16. Kupfers in Mülsen St. Nillas gleiches Gesuch. 17. Böhm's in Callen berg Schankerlaubnisgesuch. — Glauchau, 11. Fsbr. Die vereinigten Bezirksvereine vom deutschen Werkmeister-Verbands (Cainsdorf-Wilkau, Crimmitschau, Glauchau, Hohen- stein-E., Kirchberg, Limbach, Lugau, Meerane, Penig, Werdau und Zwickau) hielten hier gestern in Wag ners Gastwirtschaft einen Kreistag ab, welcher nicht nur von allen beteiligten Vereinen beschickt war, son dern dem auch eine große Zahl Mitglieder der letz teren anwohnten. Nachdem die wichtigeren für die nächste Ostern in Halle a. S. stattfindende Dele giertenversammlung bestimmten Anträge durchberaten, schritt man zur Wahl von zwei Delegierten, welche insgesamt 539 Mitglieder zu vertreten haben. Ge wählt wurden C. Börke-Zw^ckau und G. May-Wilkau, als deren Stellvertreter C. Müller-Zwickau und C. Hofmann-Glauchau. Die Versammlung verlief nicht nur sachlich, sondern legte erneut Zeugnis ab von dem großen Interesse, das die einzelnen Vereine bezw. Mitglieder an dem weiteren Ausbau des nunmehr über 26 000 Mitglieder zählenden Verbandes nehmen. Den Vereinen soll übrigens ein ausführliches gedruck tes Protokoll über die gefaßten Beschlüsse übermittelt werden. — In einer der letzten Nächte ist in Herms dorf beim Restaurateur und Materialwaren händler Fritzsche ein Einbruchsdiebstahl vollführt worden, bei dem dem Dieb ziemlich erhebliche Waren in die Hände gefallen sind. Auf ganz eigentümliche Weise ist es gelungen, Verdachtsspuren zu erlangen. — Oelsnitz i. V. 10 Febr. Die Klage über ungünstige Ergebnisse der Perleufischerei in der Wei ßen Elster und in den in dieselbe mündenden Bächen ertönt auch diesmal wieder bei Erstattung des Be richts über das Jahr 1894. Während im Jahre 1893 noch fünfzig Perlen von verschiedenem Werte gefun den wurden, belief sich im verflossenen Jahre das Gesamtergebnis auf nur 13 Stück: 5 Helle, 4 halb helle und 4 verdorbene Perlen. Die Perlenfischerei, König!. Regal, ist eine alte Gerechtsame der hiesigen Familien Schmerler und Seeling, und geben diese als Grund für das spärliche Ergebnis der vorjähr. Fischerei an, baß die Muscheltiere überhaupt erschöpft sind (man findet stets eine große Anzahl unreifer Perlen, die mit den Muscheln wieder in das Wasser zurückwandern), übrigens konnten im Jahre 1894 infolge des beständig hohen Wasserstandes viele sonst ergiebig gewesene Strecken gar nicht ausgefischt werden. — Markneukirchen, 9. Febr. Der aus Prag gebürtige Greuzausseher Schmiche, der kürzlich nahe der sächsischen Grenze einen jnngen Mann na mens Fischer angeschossen hatte, wodurch der Tod desselben herbeigeführt wurde, ist auf der Flucht er griffen und ins Landgericht Eger eingeliefert worden. — Die Eisdecke des Elbstromes bei Schöna ist so fest, daß nicht bloß Personen, sondern auch Fuhrwerke ohne jede Gefahr dieselbe überschreiten können. — Lo schwitz, 11. Febr. Gestern nachmittag wurde unser Ort durch die Kunde in Aufregung versetzt, daß an einer älteren Dame ein Mord ver übt worden sei. In dec einzeln gelcgenen Villa Rißweg 133 L wohnte die in den vierziger Jahren stehende verwitwete Privat« Emma Dorothea Kobrzi- nowski, welche in guten V-rmögenSverhältniffen sich befand. Die Dame lebte gleich einer Einsiedlerin, sie bewohnte das Grundstück ganz allein, hielt sich k.ine Dienstboten und besorgte ihre Haushaltung persönlich. Dem Briefträger, der der Dame die Zeitungen brachte, fiel es dieser Tage auf, daß die z Blätter seit einiger Zeit nicht mehr aus dem Brief kasten genommen wurden. Infolge dieser Wahr nehmung wurde gestern die Wohnung der Kobrzi- nowski auf Veranlassung der Polizei durch den Kchlossermstr. Schimrohn juu. geöffnet. Ein schreck licher Anblick bot sich den Eiutreteuden. Die Dame lag im Vorsaal mit einer klaffenden Sirrnwunde tot m einer großen Blutlache. Neben der Ermordeten lag die Mordwaffe, ein Beil. Die Staatsanwalt schaft wurde sofort von dem Vorfälle benachrichtigt und das Haus Sonntag Nacht von der Polizei be wacht. Da dis gerichtliche Feststellung des That- besiandes erst heute vormittag erfolgt, ist näheres noch nicht bekannt. Anscheinend liegt Raubmord vor, der wahrscheinlich bereits am vorigen Dienstag be gangen wurde. Der noch unbekannte Thäter muß mit den Verhältnissen der Ermordeten vertraut ge wesen sein. — Im Dorfs Gohla bei Nossen explodierte im Schweinestalle eines dortigen Gutsbesitzers die Petroleumlampe und entzündete sofort das als Decke der Ställe verwendete Stroh, wodurch ein derartiger Qualm entstand, daß sämtliche 27 Schweine erstickten. — Ein schrecklicher Uvglücksfall ereignete sich am 7. d. M. in der Holzstofffabrit des Herrn Louis Gühne in Grünroda. Der 26jährige Arbeiter Ernst Zschommler war damit beschäftigt, das große Wasser rad der Fabrik vom Eise zu befreien, als sich das selbe ganz unerwartet in Bewegung setzte und der Bedauernswerte von dem Wasserrad erdrückt wurde. — Zittau, 9. Febr. lieber die Auslieferung des Raubmörders Kögler schreibt man: Sollte in dem Fremdenlegionär Gimpe thatsächlich der Raub mörder Kögler festgestellt werde«, so wird es noch gute Weile haben, bevor die heimischen Gerichte den selben werden in Empfang nehmen können. Frank reich und dessen überseeische Provinzen liefern aller dings gemeine Verbrecher aus, und es kann keinem Zweifel unterliegen, daß Kögler, wenn dessen Iden tität sichergestellt ist, ausgeliefert wird. Nach dem Auslieferungsvertrage hat jedoch ein Ausländer, wenn er sich in dem Staate, in dem er sich aufhält, eines Verbrechens schuldig macht, die ihm zudiktierte Strafe abzubüßen, bevor seine Auslieferung erfolgt. In dem gegenwärtigen Falle müßte also Kögler seine zweijährige Festungshaft zuvor abbüßen, und erst nach dieser Zeit würde er den österreichischen Behör den ausgeliesert werden. Z Der Kaiser hat sich wiederholt nach dem Schicksal des vermißten französischen Passagierdampfers „Gascogne" erkundigt und auch in der Militärischen Gesellschaft zu den anwesenden Admiralen v. d. Goltz und Karcher seine Besorgnfffe darüber geäußert. Wiederholt drückte der Kaiser die Hoffnung aus, daß das fehlende Schiff doch noch unbeschädigt in New- Jork eintreffen möge. Der Monarch hält übrigens auf Grund der eingegangenen Berichte nach wie vor an der Ueberzeugung fest, daß den Kapitän der „Chrathie" in der „Elbe"-Katastrophe die volle Schuld treffe. Sehr peinlich hat ihn die von einem großen Londoner Blatte erfundene Depesche berührt, wonach er selbst an dos kaiserliche Konsulat tele graphiert haben sollte, er sei erstaunt darüber, daß man nur eine Frau gerettet habe. Mit Recht erblickt der Kaiser darin eine Perfidie, die eigens erdacht ist, um die unglückliche Besatzung der „Elbe" zu Gunsten der englischen Schuldigen noch im Tode zu verun glimpfen. Ueber das Schicksal der „Gascogne", auf