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Blatt Amts und des StadLraLhes des Königl. Amtsgerichts Anrsnih Erscheint: Mittwoch und Sonnabend. Inserate sind bis Dienstag u. Freitag, Vorm. 9 Uhr aufzugeben Preis für die einspaltige Cor- puszeile (oder deren Raum) 10 Pfennige. Geschäftsstellen bei Herrn Buchdruckereibes. Pabst in Königsbrück, in den Nn- noncen-Bureaus von Haas'n- stein -d Vogler u. „Invalid' n- dank" in Dresden, Rudolph Moste in Leipzig. Als Beiblätter: l. Illnstr. Sonntags- ölatt ^wöchentlich), 2. Eine tandwirth- schasttich« Weitage (monatlich). Abonnements - Preis: Vierteljährl. 1 M. 25 Pf. Aas Wunsch unentgeltliche Zusendung. E. L. Förster's Erben Druck und Verlag von in Pulsnitz. Sonnabend Awciundvierzigster Jahrgang. Verantwortlicher Redakteur Gustav Häberlein in Pulsnitz. Nr. 26. 2S. März I8S0. Am Tage der Konfirmation. SLSW Nun komm', mein Kind, reich' mir die Hände Und schau' mir offen ins Gesicht; Wahr' es gleich einem Testamente, Was jetzt dein Vater zu dir spricht. Nur wenig Worte will ich sagen Zu dir, mein heißgeliebtes Kind, Mvg'st du sie treu im Herzen tragen, Auch wenn wir längst geschieden sind! Du mußt nun von der Schule scheiden Und von der Spielgenossen Schaar; Die theure Stätte wirst du meideu, Die Deine Welt im Kleinen war. Du trittst hinaus jetzt in das Leben, Zu Ende ist das Kinderspiel; Nun gilt es einem ernsten Streben: Nur rüst'ges Schaffen führt zum Ziel! Was dir an Glück bisher beschieden, Was du verlierst, du ahnst es kaum! O möge dir der Herzensfrieden Ersetzen deiner Kindheit Traum! Noch liegt dein Ziel in weiter Ferne, Getrost! Du stehst in Gottes Hut! Trau' gläubig deinem gutem Sterne, Sei auch in Zukunft brav und gut! Acht' auf die Reinheit deiner Seele Und fliehe der Versuchung List; Sieh' duldsam Andrer Schuld und Fehle, Weil du ja selbst nicht fehllos bist. Naht Armuth sich auf deinen Wegen, Da sei zu helfen gern bereit, Und wirke du — es bringt dir Segen! — Im Dienst der edlen Menschlichkeit. Abonuements-Einladung. Für das am 1. April beginnende zweite Quar tal erlauben wir uns zum Abonnement auf das Puls nitzer „Amts- u. Wochenblatt" ergcbenst einzuladen u. bitten die Bestellung der durch die Post bezogenen Exemplare rechtzeitig aufgeben zu wollen, damit pünktliche Zustellung erfolgen kann. Bestellungen werden in unserer Expedition, von unseren Zeitungsträgern, sowie von allen Post anstalten und Landbriefträgern entgegengenommen- Achtuugsvollst Gxpeöitiorr öes Pulsnitzer: Amts- und Woctzenblutte . Noch etwas zum Rücktritt Binnarck's. Dem Rücktritte des Fürsten Bismarck folgt ein nicht gerade angenehmes Nachspiel, das besonders dem deut schen Nanien vor dem Auslande keine Ehre bereitet. Eine Anzahl von Zeitungen gefällt sich darin, entweder den bisherigen Reichskanzler gegen den Kaiser, oder aber den Kaiser gegen den Fürsten Bismarck auszuspielen, und die Dinge so darznstellen, als ob Kader und Kanzler nach manchem heftigen Wort in bittrer Feindschaft von einander geschieden wären. Manches Bruchstück ist vielleicl t wahr, denn bei einem solchen weltgeschichtlichen Ereigniß, wie es sich in der vorigen Woche vollzogen hat, geht es ohne sehr gründliches Aussprechen zwischen den betheiligten Personen nicht ab. Aber ganz sicher sind neun Zehutheile direct unwahr oder sehr stark übertrieben. Man erlebt hier die alte Erfahrung, daß, wenn zwei sich trennen aus ver schiedenen Gründen, unter denen vielleicht eine Meinungs verschiedenheit nur eine untergeordnete Rolle spielt, die böse Welt sofort von schweren Confliktcu spricht. Ins besondere die Zeitungen sind sofort dabei, aus solchen Ereignissen möglichst viel Material zu schlagen. Vom Kaiser und Bismarck; wie von den übrigen hohen maß gebenden Persönlichkeiten ist keine Silbe über einen Conflikt verlautbart, sondern nur das Gegentheil und der Verlacht, daß die herzlichen Worte Heuchelei seien, ist unstatthaft. Welchen Nutzen hat es, alle die Dinge anzuführen, um eine unbehagliche Stimmung he vorzurufen! Gar Keinen! Jedermann weiß, daß der erste und oberste Grund für Fürst Bismarck's Abdankung der war, daß er recht gut einsah, es werde auch ohne ihm gehen. Fürst Bismarck hat sehr viel von dem Kaiser gehalten, Kaiser Wilhelm ll. schützte Niemand höher, als den Reichskanzler, und so liegen die Dinge heute noch. Es kann uns nicht nützen in den Augen der gesammten Welt, wenn die Dinge anders dar- gestellt werden. Daß ein leitender Staatsmann seinen Willen surchzusetzen bemüht ist, gilt überall als selbstver ständlich, und ebenso, daß er geht, wenn ihm dies nicht gelingt. Aber daß darum zwischen Monarch und Minister ein Zerwürfniß entsteht, daß ist nirgends Brauch. Po itifche Ansichten und persönliche Freundschaft haben in solchen Kreisen nichts mit einander zu thun, am allerwenigsten im vorliegenden Falle, wo Kaiser Wilhel n II. und Fürst Bismarck in Frage kommen. Jedes Ding in der Welt ist dem Wechsel unterworfen; heute geht Fürst Bismarck nach dem stillen Friedrichsruh, und der Kaiser wird gern in Zukunft seinen Rath einhole». Wer kann aeer sagen, was noch Alles in der Zeiten Hint rgruude schlummert. Das deutsche Volk hat die feste Zuversicht, daß auch in Zukunft die Entwickelung des Reiches sicher und unbeeinflußt von allen Störungen sich weiter entwickeln wird. Aber dies kann um so leichter geschehen, wenn Alles vermieden wird, was Zwietracht säen kann. Und das gegenwärtige Ge bühren ist nicht geeignet, Einigkeit zu fördern. Fürst Bismarck's Entlassungsgesuch ist vom Kaiser genehmigt, sein Entschluß wird lebhaft in den weitesten Volksschichten beklagt; man würde ihn wenigstens gern an der Spitze der Auswärtigen Geschäfte weiter amtiren gesehen haben. Aber die Thatsache ist da, daran ist nichts zu ändern, und darum ist alles nachträgliche Streiten direct von Schaden für die deutsche Politik, wie für das Volk. Oertliche und sächsische Angelegenheiten. Pulsnitz. Für unsere Kleinen sind niit heute die manches Herzchen bänglich schlagen machenden Examen vorbei. Wenn sie dem Erwachsenen auch nur einen kleinen Einblick in die Schulthätigkeit gestatten, wie es nicht anders sein kann, io hat sich doch der alte gute Ruf unserer Schule von Neuem bewährt. Die Zahl der Besucher entsprach freilich noch immer nicht den, Interesse, das Eltern an der Erziehung und geistigen Ausbildung ihrer Kinder doch haben müssen. Und auch für andere nicht so nahe Berührte muß es doch immer interessant sein zu ver gleichen, wie der Schulunterricht seinem Ziele und seiner Ausübung nach ein ganz anderer geworden ist, als er cor 50 und noch vor 20 Jahren war. Es werden eben durch das Leben und im Einklänge damit dnrch die Schulbehörde ganz andere Anforderungen an Lehrer und Schüler gestellt als früher. Trotzdem kann von einer Ueberbürdung der Kinder, wie man sie in größeren Städten häufig findet, glücklicherweise bei uns kaum die Rede sein; es wird nichts Unnölhiges, aber im Röthigen das Möglichste geleistet. Möge es so bleiben ! Eines Umstandes sei noch Erwägung aethan: Den ausgestellten Arbeiten der Schüler und Schülerinnen wird seilen der Besucher noch nicht die Auf merksamkeit zugewendet, die sie verdienen. Dürfte es sich aber auch nicht empfehlen, die Zeichnungen und Hand- Sei arbeitsam, und kühn vertraue Dir selbst und deiner eignen Kraft; Nicht auf die Worte Andrer baue, Nur vorwärts kommt, wer selber schafft! Zn hoch hinaus lenk' nicht dein Sinnen Und meide äußern Glanz «nd Schein; Du wirst an inner'm Werth gewinnen Und mit dir selbst zufrieden sein! — Dies mein Vermächtniß! Wirst du wahren, Was deines Vaters Herz bewegt? Wirst du es halten, wenn nach Jahren Das Herz des Vaters nicht mehr schlägt? Ich bau' auf dich! Du wirst es halten Und fernhin bleiben brav gesinnt! Mög' über dir ein Glückstern walten — Gott sei mit dir, mein theures Kind! schriften der Knaben und namentlich die Näh- und Strick arbeiten der Mädchen in einem besonderen Zimmer auszu stellen, um diese oft mit vieler Mühe angefertigten Arbeiten besser, eingehender und bequemer in Augenschein nehmen zu können? Diese Sachen würden dann während der ganzen Dauer des Examens zur Ansicht bereit liegen, besser zu gänglich sein und einen Vergleich in den steigenden Leistungen und Anforderungen bez. der einzelnen Klassen zulassen. Pulsnitz. Der am Dienstag Abend vom Herrn Lehrer Graßmann mit den Schülern und Schülerinnen der II. und III. Klasse der Schule zu Pulsnitz M. S. veranstal tete Schulabend hatte den Saal des Hotel „grauer Wolf" schon lange vor Beginn der Festlichkeit mit Be suchern, die zum großen Theile Angehörige der kleinen Darsteller waren, dicht gefüllt. Nach vorausgegangener, leider aber namentlich im Anfänge durch Geräusch für die entfernt Sitzenden, schwer zu verstehende Ansprache des Herrn Veranstalters „Die Erziehung durch das Haus" folgten Gesänge und Gedichtsvorträge der Kinder in wechsel voller Reihe mit gegen Ende des zweiten Theiles sich immer steigernder Wirkung. So brachte der kleine Deklamator des Gedichtes „De Aeberlausitz" dasselbe urkomisch zum Vor trag. Der 3. Theil des Abends wurde durch das Singspiel „Äie Köhler" ausgesüllt. Dasselbe behandelte den sächsischen Prinzenraub und die dabei mit in Thätigkeit getretenen Kohlenbrenner. Hieran schloß sich das lebende Bild „Huldigung unseres Königshaufes" unter Begleitung des Gesanges „Den König segne Gott". Zu bedauern aber ist, daß bei solchem Schulabend die Betheiligung der betreffenden Schule eine so einseitige war. Denn abgesehen davon, daß von der 1. Klasse, die gar nicht mit wirkte, naturgemäß vollkommenere Leistungen erwartet werden können, als von Klasse II und III liegt die Gefahr sehr nahe, daß einer Spaltung zwischen betheiligten und nicht betheiligten Klassen und Lehrern Vorschub geleistet werde und in solchem Falle wäre ohne Zweifel der Nutzen derartiger Veranstaltungen geringer als der Schaden. Hoffen wir, daß, wenn sich die Schule zu Pulsnitz M. S. wieder einmal öffentlich in unserer Stadt zeigt, dieselbe auch nach dieser Seite hin ein harmonischeres Bild biete. — Mit Befremdung ist die Mittheilung ausgenommen worden, daß die bei der König!. Staatsbahnverwaltung angestellten Invaliden an den Lohnerhöhungen der letzten Jahre und auch an der neuerdings vom Landtag bewilligten Theucrungszulage nicht theilnehmen. Nicht nur die beim Militär invalid gewordenen Arbeiter der Bahnverwaltung befinden sich m dieser Lac,e, sondern auch diejenigen Ar beiter, die sich die Invalidität erst im Dienste der Staats bahnen zugezogen haben, die also keine Pension erhalten und ihren Dienst noch verrichten können, wie jeder andere Arbeiter! Als Grund für die Verweigerung der nachge suchten Aufbesserung hat man ihnen gerade ihre „Inva lidität" bezeichnet. Hoffentlich handelt es sich hierbei nicht um einen von der Staatsbahnverwaltung allgemein ange nommenen Grundsatz!