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I Nationale Tageszeitung für Landwirtschaft und Lak „Wilsdruffer Tageblatt" erscheint werktags nachm. 4 Uhr. Bezugspr. monatl. 2RM. frei HauS, bei Postbestellung l,S0 RM. zuzügl. Bestellgeld. Einzelnummer l» Rps. All- Postanstalten, Postboten, unsere Austräger u. Geschäftsstelle Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend gen besteht kein Anspruch auf Lieferung der Hei- tuns oder Kürzung des Bezugspreises. Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Rückporto bcilicgt. alle anderen Stände des Wilsdruffer Bezirks Anzeigenpreise laut ausliegender Preisliste Ar. 5. — Ziffer. Gebühr: 20 Rpfg. — Dorgeschrie- b-ne Erschcinungstage und Platzwünsche werden nach Möglichkeit berücksichtigt. — Anzeigen-Annahme bis bormittags Ist Uhr Für die Richtigkeit der durch Fernruf übermit. F 0 k N s p I 0 lh k kl Amt WllsdkUff 296 teilen Anzeigen ubernch- men wir keine Gewähr. — Bei Konkurs und Zwangsvcrglcich erlischt jeder Anspruch auf Nachlaß Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meißen, des Stadt rats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behcrslicherseits bestimmte Blatt Nr. 273 — 94. Jahrgang Drahtanschrift: „Tageblatt" Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Sonnabend, den 23. November 1935 AW, ,.0WWW Währungssorgen der anderen. In einer seiner großen programmatischen Reden auf dem Nürnberger Parteitag erklärte der Führer, daß die Weltwirtschaft nur dann gesunden könne, wenn sie sich aus gekräftigte starke Volkswirtschaft stützen könnte. Ge kräftigte Volkswirtschaften sind aber nur da möglich, wo die Innen- und Wirtschaftspolitik aus lange Sicht fest gelegt werden kann, weil der Staat das Vertrauen des ganzen Volkes hat. Deutschland ist in diesem Sinne eine einzige glückliche Insel mit gesicherten Ver hältnissen und ruhiger Ordnung. Daß man auch im Ausland die gefestigten inneren Verhältnisse Deutsch lands mehr und mehr anzuerkennen beginnt, beweist ein wandfrei die feste Bewertung unserer deut schen Mark an den internationalen Börsen. Anders sieht es in anderen Ländern aus. Nehmen wir beispielsweise das goldgesegnete Frankreich, das Jahre hindurch neben den Vereinigten Staaten die führende Finanzmacht der Welt gewesen ist. Frankreich -hat heute wiederum ernstliche Währungssorgen. An einem einzigen Tage zu Beginn dieser Woche hatte die Bank von Frankreich einen Goldverlust von 200 Mil lionen Franken. Ziveimal seit dem 15. November hat sie die Diskontschraube wieder anziehen und den Diskontsatz jedesmal um ein Prozenr erhöhen müssen. Eine gewisse Unruhewelle macht sich überall bemerkbar. Große Sorge bereitet weiterhin allgemein der unausgeglichene Staats haushalt, zu dessen Fchlbetragsausgleich nun auch die Steuerschraube erneut angezogen werden muß. Daneben beherrscht eine sogenannte Sanktionspsychose einen großen Teil des französischen Polkes. Die jährlichen Verluste, die sich aus der Unterbrechung des italienisch französischen Warenaustausches durch die Einführung der Sanktionen ergibt, werden auf eine Milliarde Franken geschätzt. Man fürchtet, daß ein Teil der Maschinen-, Auto- nnd Scidcnindnstrien stillgclegt werden muß, wenn die Auswirkung der italienischen Kaufausfälle erst voll spürbar geworden ist. Um so verwunderlicher wirkt die Tatsache, daß sich die Sowjetunion mit ihrer Währung neuerdings an die französische Währung anhängen Wilt. Nach einer Bestimmung des Rates der Volkskommissare soll ab 1. Januar 1936 der Wert des Sowjetrubels gleich drei französischen Franken sein. Man fragt sich, ob politische Beweggründe oder ausschließlich die Suche nach finan zieller Hilfe Rußlands bei Frankreich für diesen Schritt in der Währungspolitik maßgebend gewesen sind. Noch sind diese letzten Gründe undurchsichtig, zumal die Sowjet union sich seit einigen Wochen angestrengt bemüht, auch von England durch eine Anleihe finanziell gestützt zu werden. Nicht ohne Ironie ist es jedenfalls, daß in dem Augenblick die Sowjetunion ihre Währung nm rund 75 Prozent entwertet und damit die Entwertung, die sie bisher stets abgestritten hat, offen zugibt. Welche Ent wicklung hat nun der Rubel in den letzten Jahren gehabt? „Offiziell" war sein Wert auf 2,18 Mark festgesetzt, d. h. dieser Wert stand geduldig auf dem Papier, und wurde nur arn russischen Binnenmarkt vertreten, denn an inter- Uatioualcn Börsen ist er seit Jahr nnd Tag nicht mehr Notiert worden. Nach der für das kommende Jahr vor gesehenen Stabilisierung stellt der Rubel einen Wert von 50 Pfennig dar. Allerdings ergibt sich auch bei Zu grundelegung dieses verringerten Wertes immer noch ein enorm hohes Preisniveau. Rach diesem Rubelsatz kostet in Moskau das Pfund Tafelbutter immer noch etwa 4,80 Mark, ein Pfund seines Weißbrot 1,35 Mark, ein Pfund Zucker 1,12, ein Pfund Margarine 2,65 Mark. Großes Aufsehen erregt allgemein das Abgehen Chinas von der dnrch 2000 Jahre üblichen Silber- Wahrung zur Papierwährung. Auch hier sind politische Gründe maßgebend. Mit dem Verlassen der Silber- Währung, die infolge des stark gestiegenen Silberpreises nicht mehr zu halten war, ergibt sich die Frage, an welche Landeswährung China seine Währung angliedern wird, an England oder an Japan. Mit größtem Verdruß sehen we Japaner die englischen Angebote einer Finanzhilfe Mr China an, denn nichts kann ihrer Politik der Erobe rung Chinas mehr zuwider laufen, als ein durch Eng land gestütztes China. Auf der arideren Seite sind die Japaner irn Augenblick infolge ihrer starken Kapitalein lagen in Mandschukuo nicht in der Lage, China die er forderliche Finanzhilfe zu leisten. Der Kampf um China geht mithin weiter. Die großzügige Währungsreform, die jetzt in die Wege geleitet wurde und eine Abwertung der chinesischen Währung um etwa 40 Prozent mit sich bringt, wird freilich nicht fo einfach durchznführen sein. Jede Provinz und jede Stadt hat heute noch in China wre besondere Bewertung für die umlaufenden Münzen >n Kupfer, die sogenannten Kupfcrkaeschs, und die Silber- wünzcn, die sogenannten Silberschnhe. Diese Verschieden artigkeit der Bewertung der chinesischen Münzen erklärt uch daraus, daß dort noch nach Art unserer mittelaltcr- uchen Gcldwirtschast eine ausgesprochene Stadtwirtschaft besteht. Wenn jetzt der Versuch einer allgemeinen Wäh- Ningsreform gemacht wird, so bedeutet das zunächst das Bestreben, diese Form des Geldwesens aufzugcben, und wenigstens für die Haupthaudelsstädtc des Landes eine einheitliche Währung einzufübren. Sie AMO Mr Plmet. Erörterungen über die Möglichkeit einer deutsch-französischen Verständigung in London und Prris. Die Unterredung, die in Berlin zwischen dem Führer und Reichskanzler, Reichsaußenministcr Frei herr» von Neurath und dem französischen Botschafter Franyois-Poncet stattgefunden hat, hat im Auslande Aufsehen erregt. Die Unterredung ist als ein neuer Beweis der deutschen Friedensliebe und Berständigunqsbereit schäft anzuschen. Sic ist wohl auch ein Beweis dafür, daß die Fühlungnahme zwischen beiden Völkern sich so weit entwickelt hat, daß man über Ziel und Gründe des politischen Handelns offen sprechen kann. Nachdem die territorialen Fragen zwischen Frankreich und Deutschland bereinigt sind, kommt der stimmungsmäßigen Annäherung der beiden Länder wachsende Bedeutung zu. Natürlich sind noch mancherlei diplomatische Schwierigkeiten zu überwinden, aber die Hände sind beiderseits aus- gestreckt, um in den Bemühungen um eine wachsende Verständigung vorwärtszukommen. Das „Klima der deutsch-französischen Veziehungen" gebessert. Es interessiert selbstverständlich in erster Linie, was in Paris zu der Entwicklung, die sich jetzt angebahnt hat, gesagt wird. Das halbamtliche französische Nach richtenbüro „Havas" spricht von einer „freundschaft lichen Atmosphäre und dem beiderseitigen guten Willen". Gewiß könne man der Besprechung keine autzergcwöhn- liche Bedeutung beimessen. Aber da Fran?ois-Poncet bei seinem kürzlichen Besuch in Paris mit dem Leiter der französischen Politik, Laval, gründlichst gesprochen habe, so werde diese Aussprache dazu beitragen, eine günsti gere Atmosphäre in den deutsch-französischen Be ziehungen zu schaffen, die nicht dazu bestimmt seien, für alle Zeit feindlich bleiben zu müssen. Der versöhnliche Geist, der die Unterredung zwischen Hitler und dem französischen Botschafter ausgezeichnet habe, werde dazu dienen, das „Klima der deutsch-fran zösischen Beziehungen" zu verbessern. Die Aussprache sei ganz gewiß kein schlechtes Vorzeichen. Es wird in der französischen Presse betont, daß die Anregung zu der Unterhaltung vonLaval ausgegangen sei. Paris sagt: Der erste Schritt. Obwohl der innerpolitische Horizont Frankreichs von drohenden Wolken beschattet ist, befaßt sich die franzö - fische Öffentlichkeit ausgiebig mit der auf getauchten Frage einer deutsch-französischen Verständi gung. Die Aufnahme der Nachricht ist f a st a l l g e m e i n freundlich. Der dem französischen Auswärtigen Amt nahestehende „Petit Parisien" stellt fest, daß die Aussprache Hitler—Poncet keineswegs einen der üblichen Besuche purgestellt habe, die die Diplomaten gewohn heitsmäßig den fremden Staatsoberhäuptern abzustatten pflegen. Sie haben im Gegenteil das Kennzeichen eines wichtigen diplomatischen Meinungsaustausches getragen. Der rechtsstehende „Matin" beurteilt die lange Unter redung als einen ersten Schritt zu unmittelbaren deutsch-französischen Besprechungen. Auch die Rechts zeitung „Jour" beachtet den Geist der Entspannung, von dem die Unterhaltung erfüllt gewesen sei. Am Vor abend der Matifizierung des französisch-sowjetrussischen Paktes dürfte die Meinung Deutschlands zu dieser schwie rigen Frage nicht unbeachtet bleiben. Das „Petit Journal" will wissen, daß die Aussprache dnrch den günstigen Eindruck erleichtert worden sei, den die Ver söhnungspolitik Frankreichs im ostafrikanischen Konflikt in Deutschland erzeugt habe. London: Es war der Wunsch Lavals. In der englischen Hauptstadt bemerkt man zu der Unterredung, daß man in Paris mit Befriedigung eine Entspannung zwischen Deutschland und Frankreich bestätigt habe. Weitere Besprechungen dürften folgen. Man betont auch, daß die Unterredung zu greif baren Ergebnissen noch nicht geführt habe. Hitler be trachte den Pakt Frankreichs mit Sowjetrußland nach wie vor als ein unüberwindliches Hindernis auf dem Wege zu besseren deutsch-französischen Beziehungen. Unter anderen sei die Unterredung der Auswirkung des italie nisch-abessinischen Streits auf die internationale Lage ge widmet gewesen. „Daily Telegraph" glaubt aus gut unterrichteten Kreisen zu wissen, daß die Besprechung auf den dringenden Wunsch L avals zurück- zuführen lei, direkte Besprechungen mit Deutschland zu eröffnen. Deutschland seinerseits sei wegen der franzö sischen Beziehungen zu Sowjetrußland und wegen der zu erwartenden Ratifizierung des französisch-sowjetrusstschen Paktes besorgt. Hierüber sei wahrscheinlich sehr ausführ lich gesprochen worden. „News Chronicle" nennt die zweistündige Be sprechung zwischen Hitler und dem französischen Bot schafter den ersten Schritt zu einem neuen Einvernehmen zwischen Deutschland und Frankreich und sagt, es ver laute, daß der Botschafter von Laval die Wei- s ing erhalten habe, eine vorbehaltlose Anstrengung zur Beseitigung der sranzöfisch-deutschen Spannungen zu unternehmen. Es sei bekannt, daß die britische Diplomatie in Berlin und anderswo auf eine deutsch-französische An näherung hinarbeite. „Daily Herald" und „Daily Mail* erinnern daran, daß General Göring in zwei kürzlich gehaltenen Reden freundliche Wendungen gegenüber Frankreich gebraucht habe. Rom sagt: Politik besserer orMnlsleruug ber europäischen Staatengemeinschaft. Die Unterredung des Führers mit dem französischen Botschafter Francois-Poncet findet in der italieni schen Öffentlichkeit allgemein lebhafteste Beach tung. In autorisierten politischen Kreisen der italienischen Hauptstadt wird dazu erklärt, die Regierung sehe mit Ge- nugtuung die Wiederaufnahme der deutsch-französischen Fühlung, die nur zu einer weiteren Entspannung der europäischen Lage beitragen könnte. Eine solche Entwick lung habe immer auf der Linie der italienischen Politik für eine bessere Organisierung der europäi sch enStaatengemeinschaft gelegen und könne da her von der italienischen Regierung nur begrüßt werden. , Kommunisten Hetzen gegen die Verständigung. Unter dem Vorsitz von Professor Langevin fand in Paris eine Kundgebung gegen eine deutsch-franzö sisch e A n n ä h e r u n g statt. Laut „Oeuvre" sollen hier bei der Berichterstatter des Heeresausschusses der Kammer, der Abgeordnete Archimbaud, der kommunistische Abgeord nete Port und der ehemalige marxistische Abgeordnete Grumbach gesprochen haben Die „Humanits" erklärt, die Versammlung sei vom „Thälmann-Ausschuß* ausgezogen worden. Langevin habe in seiner Rede dsS „friedliche Deutschland Thälmanns" (!) dem national sozialistischen Deutschland gegcnübergestellt, das den Krieg vorbereite (!). Grumbach habe sich gegen die „zweifel haften Unterredungen" gewandt, die gewisse Abgesandte i Lavals mit der Reichsregierung gehabt hätten, und habe > ferner gegen die Judengegnerschaft in Deutschland Stel- I lung genommen. Peri schließlich habe über die „Frie denspolitik S o w j e t r u ß l a n d s" gesprochen und gegen das neue Deutschland einen „neuen Kreuzzug" ge predigt, wenn er auch an die „verbrecherische Politik der Siegerstaaten" erinnert habe, die dem deutschen Volke einen vernichtenden Vertrag aufgezwungcn hätten. Der Abgeordnete PSri kennzeichnet die von ihm ge priesene „Friedenspolitik" der Sowjets selbst am besten, wenn er im gleichen Atemzuge einen „Kreuzzug" gegen Deutschland predigt. Daß die marxistischen „Friedens freunde" in dem Augenblick mit einer verstärkten Hetze gegen eine deutsch-französische Annäherung einsetzen, wo Anzeichen einer Entspannungfe st gestellt werden, wird niemand überraschen. Und daß der Abgeord nete Archimbaud sich daran beteiligt, ist ebenfalls nicht ver wunderlich. Seine guten Beziehungen zur Pariser Sowjetbotschaft sind bekannt, und seine Unbelehr- barheit hat er erst kürzlich wieder bewiesen, als er in einem Kammerbericht ungeachtet des mehrfach vor aller Welt bekundeten Verständigungswillens Deutschlands für Deutschland kurzerhand die Bezeichnung „Frankreichs Gegner im Osten" verwandte. Englische und französische Antwort an Italien. Der britische Außenminister Hoare hat dem ita lienischen Botschafter in London, Grandi, die britische Antwort aus die italienische Pr otcstnv 1 e gegen die Sanktionen ausaehändigt.