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DormersLag/Freitag, 12./13. Oktober 1922. 81. Jahrgang, Nr. 235 Amtlicher Teil Der Stadtrat. Wilsdruff, am 11. Oktober 1922. kW lich steigern. jeder einzeln berechtig: ist, die Gesellschaft zu vertreten. Amtsgericht Wilsdruff, am 7. Oktober 1922. (^.«.68- 127u/22.) n« Dir öittm HSWg, -MW öi; »vmiltiigr 10 Ihr mszugeßm. IIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIlMlIWN-IIIIIIIIIilllMIIIMIIIUMIIIIIIIIIttlMIIIKIIIlllllllllMItlUIIIIIIINIIIlllllllllllllllllllllllllllllllllINMIMIXIIIlllMINI Auf Blart 139 des hiesigen Handelsregisters ist eingetragen worden: Die Firma „Dampfziegelwerk Wilsdruff Sa. Breitenstein L Eo , Gesellschaft mit be schränkter Haftung' mit dem Sch in Wilsdruff. Gegenstand des Unternehmens ist d'e Herstellung und der Verkauf von Ziegelsteinen und Baumaterialien. Das Stammkapital beträgt 150 OSO Mark. Der Gesellschaftsvertrag ist am 11. September 1922 abgeschlossen worden. Zu Geschäftsführern sind bestellt: a) der Betriebsleiter Willy Breitenstein aus Wilsdruff, b) der Diplom-Ingenieur Joh. Drechsler aus Klotzsche, van denen Weiierarbeii in Mudania. Das Interesse der Großmächte. Die Verhandlungen in Mudania werden fortgesetzt, auch Kemal Pascha selbst soll bereits dort eingetroffen sein. Man ist inzwischen übereingekommen, eine ver kleinerte neutrale Zone festzusetzen, aber irgend welche entscheidenden Beschlüsse sind sonst noch nicht ge faßt worden. Italien stellt sich völlig auf die Seite Frankreichs und will von etwaigem bewaffneten Wider stand gegen die Türken nichts wissen. Es heißt jetzt, Kemal Pascha brauche keine Truppen nach Thrazien Lberzusetzen, da die 40 000 türkischen Komitadschis, die 1920 dort eins Armee bildeten, jeden Augenblick aus der Versenkung auf tauchen können, überdies hat man ernste Gründe, zu glauben, daß das türkische Problem auch die Vereinig ten Staaten zwingen wird, sich in größerem Maße als bisber an den Angelegenheiten Europas zu beteiligen. * Eine offene Rücktrittsforderung. Die englischen Arbeiterparteien haben in einer gemein samen Sitzung beschlossen, ein Manifest herauszugeben, in dem es u. a. heißt: Die Regierung sei im Auslande diskreditiert und könne dem englischen nationalen Interesse nur schaden. Diese Regierung sei auch nicht mehr in der Lage, das Land auf einer internationalen Konferenz zu vertreten. Der Rat fordere infolgedessen die sofortige Demission des eng lischen Kabinetts und die Wahl eines neuen Parla ments. Abrechnung miiLsoyd George? Ist es wirklich schon so weit, daß die Ministertage von LloydGeorge gezählt sind? Die ihn bis gestern durch dick und dünn verteidigten, schlagen sich heute plötzlich zu seinen Gegnern, und die ihn seit langem Tag für Tag in Leitartikeln befehdeten, erklären unversehens, daß man nicht unnötigerweise einen vorzeitigen Ministerwechsel her beiführen solle. Ein Stimmungswechsel, der bedenklich machen könnte, der aber doch wohl nur dem überaus wand- lungsreichen und wandlungsfähigen Naturell des briti schen Premierministers entspricht. Er ist ein Mann, dem es gar keine Beschwerde verursacht, heute zu verbrennen, was er gestern erst noch angebetet hat. Aber immerhin, zu verkennen ist nicht, daß der bisherige Verlauf der neuen Orientkrifis nun auch das innerpolitische Ansehen Lloyd Georges stark beeinträchtigt hat. PomcarS ist zwar klug genug, seine Erfolge in den schwierigen Verhandlun gen mit dem Ententegenossen über die Fragen des Nahen Orients nach außen nicht allzu stark zu betonen, und er ' läßt es sich, ohne irgendwie dagegen auszubegehren, ruhig gefallen, wenn man die letzten Pariser Abmachungen über die Fortführung der Verhandlungen in Mudania als einen ausgesprochenen Sieg des britischen Verhandlungsführers Lord Curzon ausgibt. Das alles aber kann nichts an der Tatsache ändern, daß Lloyd George sich den Ausgang dieser Verhandlungen doch ganz anders gedacht hat, und daß die getroffenen Vereinbarungen durchaus nicht der kriegerischen Geste entsprachen, die Lloyd George nach dem unerwarteten Vordringen der Türken für angebracht hielt. Was aber ein richtiger Engländer ist (er möge partei politisch rechts oder links stehen, das macht drüben in dieser Beziehung keinen Unterschied), der kann es nicht so ohne weiteres verwinden, wenn das Ansehen des britischen Namens in der Welt eine empfindliche Schlappe erfährt, zumal in einer Frage, in der es überlieferungsgemäß so ungeheuer stark engagiert erscheint wie in der Orientfrage. Dazu kommen Gegensätze anderer Art, die den Premierminister insbesondere von der englischen Arbei terschaft trennen. Er hat ihre Führer erst kürzlich wieder einmal empfangen und sich in stundenlangen Erör terungen mit ihnen auseinandergesetzt. Erst jetzt wird darüber ein amtlicher Bericht veröffentlicht, aus dem her vorzugehen scheint, daß Lloyd George diesen Gegner nicht sonderlich schwer nimmt. Dazu mag er an sich aus reichenden Grund haben, denn der politische Esnfluß der englischen Arbeiterschaft ist nichts weniger als überwälti gend, und einer überlegenen Führung haben diese Kreise sich bisher immer noch letzten Endes willig gefügt. Aber die Stimmung, die von ihnen ausgeht, hat doch mehr und mehr auch namhafte Teile der englischen Regierungs koalition ergriffen, deren Klammern sich auch aus anderen Gründen zulockern beginnen. Schon die Über zeugung, daß über kurz oder lang doch endlich wieder das britische Volk über die Grundrichtungen seiner Politik be fragt werden müsse, trägt dazu bei, die Begeisterung für Lloyd George mehr und mehr zu zerstören, so daß schließ lich, alles in allem genommen, die überwiegende Meinung der Nation augenblicklich wohl dahin gekennzeichnet werden kann, daß die Zeit dieses englischen Führers sich erfüllt hat. Ob er selbst noch den Ehrgeiz besitzt, sein Mandat von einem neuen Parlament verlängern zu lassen, steht dahin. Er würde sich gewiß nichts vergeben, wenn er nach einem an Arbeit und Erfolgen ungewöhnlich reichen Leben sich als Staatsmann nunmehr zur Ruhe setzen wollte. Doch ist seine bekannte Unberechenbarkeit ein Faktor, der alle menschlichen und parteipolitischen Erwägungen schließlich immer wieder über den Hausen Wersen kann. Seine wahren Absichten zu erkennen, ist ungemein schwer. Erst der Wiederbeginn der parlamentarischen Arbeiten wird größere Klarheit bringen über das, was werden soll in England. Politische RanMcdLo. Erhöhung der Umsatzsteuer? Dem Reichsrat liegt, dem Vernehmen nach, ein Ent wurf der Reichsregierung zur Änderung des Landes steuergesetzes vor, dessen Artikel 7 eine Erhöhung der Um satzsteuer von 2 auf 2^ Prozent vorsieht. Die Durch führung zum 1. Januar 1923 hängt von der Entscheidung des Reichsrates und des Reichstages ab. Die Demokraten und der „Sozialliberalismus": Auf dem Elberfelder Parteitag der demokratischen Partei sprach der Vorsitzende Abg. Dr. Petersen über die Wiederaufbauarbeit. Diese sei, so sagte er, weder durch den dogmatischen Materialismus der Sozialdemo kratie, noch durch den dogmatischen Konfessionalismus des Zentrums möglich. Maßgebend müsse der soziallibe rale Standpunkt der demokratischen Partei fein. Der Sozialismus sei bankerott, da er die kranke Wirtschaft ja selbst zunächst einmal kapitalistisch heilen wolle. Durch die Politik der Mitte allein könne Deutschland wie der aufgebaut werden. Politische Verhaftungen in München. Festgenommen wurden verschiedene Mitglieder der Organisation Oberland, darunter der Hauptmann Beppo Römer, Dr. Fritz Barthels, der sogenannte Hauptmann Ludwig Österreicher und der Kaufmann Friedrich Endres wegen Verdachts der Vorbereitung und Aufforderung zu Mord und zu anderem. Die Beschuldigten sollen an die Mitglieder des Bundes Oberland Aufforderungen zur Be gehung verschiedener Verbrechen und Vergehen gerichtet haben. Es soll sich um die Ermordung politisch hervor ragender Persönlichkeiten handeln. Kleine Zeitung für eilige Leser. * Das Reicifslabinett hat die Beamrenbesolvungsvorlage fertiggesteüt und wird sie dem Reichstage bis zu seinem Zu sammentritt zugeben lassen. * Wie verlautet, soll am 1. Januar die Umsatzsteuer von 2 auf 2)4 Prozent erhöht werden. * In München wurden mehrere Mitglieder der Vereinigung .Oberland' und anderer Organisationen wegen des Verdachtes gefährlicher Umtriebe verhaftet. * Di« englischen Arbeiterparteien forderten in einem gemein samen Manifest den Rücktritt der Regierung und Neuwahlen. * Die Verhandlungen in Mudania wurden fortgesetzt, ohne bisher wichtige Beschlüsse zu zeitigen. Schwindelnde Höhe des Dottarkurses 3000 erreicht! b Berlin, 10. Oktober. Auf die Nachrichten über die Verschlechterung der Mark in Newyork setzte sich an der Berliner Börse die Dollarhausse fort. Heute morgen wurde der Dollar gleich zu 3000 Mark gefragt und erreichte etwas später einen Stand von 3150. Dann trat eine geringe Abschwächung ein und hielt schließlich nach den amtlichen Feststellungen bei ungefähr 2970. Als Gründe für die abnorme Steige rung werden die Käufe von Auslandsdevisen und Ham sterei durch das gewinnsüchtige Publikum angegeben. Ver schiedentlich kam die Ansicht zum Ausdruck, daß die Kurse der Auskandsdevisen sich bald überschlagen und erheblich sinken würden. Zur Beurteilung der heutigen Übersteigerung kann die Feststellung dienen, daß der Dollar Anfang Januar etwa 180, Ende Juni 375 Mark galt, in der zweiten Hälfte des August auf über 2000 stieg, dann etwvs wich und sich jetzt auf 3000 hob. zeitigen politischen Gewinn zu machen. In diesem Zusammenhangs äußerte Tschitscherin über die Richtlinien der russischen Außenpolitik: Zwischen dem Volkskommissar des Äußern und dem Wirtschaftsrat mutz innige Verbindung bestehen. Unser Argument ist nicht nur die Rote Armee, sondern auch Naphtha, Getreide und Holz. Ganz ähnlich bemerkt das Blatt „Jswesttja", daß die Abweisung der Ratifikation des Vertrages der ganzen Kapitalistenwelt zeige, daß die Sowjetregierung nicht erlaub enwerde, Rußland als Kolonie zu betrachten. Da die Politik Englands gegen die Lebensinteressen der Sowjet republik gerichtet sei, sei die Sowjetregierung nicht in der Lage, die Förderung der englischen Interessen in Rußland durch den Urquhart-Vertrag zu dulden. Inzwischen nimmt Rußland seinen Handel wieder selbst tatkräftig in die Hand. Die sogenannte Moskauer Kooperativzentrale führte in den letzten fünf Monaten verschiedene Waren im Werte von 1082 000 Pfund Ster ling aus, und kaufte landwirtschaftliche Maschinen im Werte von 150 000 schwedischen Kronen. Die Kaufauf träge auf landwirtschaftliche Maschinen in Deutschland belaufen sich auf über eine Million Goldrubel. — Die nord westliche Außenhandelsabteilung erhielt eine Bestellung aus England auf eine große Menge Hanf. Die erste Partie von 50 000 Pud geht in den nächsten Tagen ab. Mit dieser Auswertung feiner Naturschätze wird Rußland zweifellos, wenn es versteht, die staatliche Ordnung wieder zu festigen, bald auch seine politische Weltgeltung erheb Aamienbesoldungsvorlage festig! Zustimmung des Kabinetts. Die vom Reichsfinanzministerium ausgearbeitcte neue Brsoldungsvorlage für Beamte wurde vom Kabinett nach eingehender Beratung angenommen. In der Vorlage sind die bisherigen Teuerungszulagen in die Grundgehälter und Ortszuschläge eingebaut. Die Ortszuschläge sind mit Rücksicht auf das inzwischen in Kraft getretene ReichS- mietengcsetz und als Ersatz für die bisherigen wider ruflichen Wirtschaftsbeihilfen entsprechend erhöht worden. Dem wiederholten Wunsche des Reichstages nach ver mehrter Berücksichtigung der sozialen Verhältnisse entspre chend sind die Kinderzuschläge stärker erhöht als die Grundgehälter. Außerdem ist sür die verheirateten Be amten die Gewährung eines um 3 Prozent höheren Teue- runasrusMaaes vom Grundgehalt und Ortsruschlaa in Das deutsch-russische Geschäft. Litwinow äußerte in Berlin, es ließe sich durch plan mäßige Unternehmungen für Deutschland viel mehr erreichen, als dies bereits der Fall war. Anzeichen für eine Besserung der Handelsbeziehungen liegen allerdings vor, denn in letzter Zeit hat sich die Zahl der Anfragen aus deutschen Geschäftskreisen in Rußland in bemerkenswertem Maße erhöht. Den deutschen Interessen würde es dienlich sein, wenn der Rapallo-Vertrag auf die anderen Sowjetrepubliken ausgedehnt würde. D'e Rückgabe der Brotmarken der nach der Be- s kanntmachung des Kommunalverbandes Meißen vom 5. Oktober 1922 aus der Versorgung ausscheidenden Personen hat bis ZUM 14. Oktober 1822 im Einwohnermeldeamt, Zimmer 2, zu erfolgen. Getreide und Soldaten. Die „Argumente" der russischen Politik. Rußland ist durch den Krieg und durch die Kette seiner Revolutionen ganz ungeheuerlich in seiner Gesamt entwicklung zurückgeworfen worden, aber es besinnt sich jetzt wieder auf die Kraftquellen, die ihm von Natur ge geben sind: auf seinen Reichtum an Menschen und Bodenschätzen, und stellt von dieser primitiven Basts aus seine Politik auf die starken Säulen dieser Urwerte. Mit diesen „Argumenten" reiht es sich immer fühlbarer wieder in den Ring der Großmächte ein, und hat jetzt in der Ablehnung des Urquhart-Vertrages gezeigt, daß es nicht gesonnen ist, wirtschaftliche Zugeständnisse ohne gleich Wochenblatt für Wilsdruff und Umgegend Fernsprecher Wilsdruff Nr. 6 Postscheckkonto Dresden 2640 dem Jahre 1841 Erscheint seit Dieses Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des Amtsgerichts zu Wilsdruff, des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen. Verleger und Drucker: Arthur Zschunke in Wilsdruff. Verantwortlicher Schriftleiter: Hermann Lässig, für den Inseratenteil: Arthur Zschunke, beide in Wilsdruff. Erschein! bis auf weiteres nur Montags, Mittwochs u. Freitags nachmittags 5 Ubr für den folgenden Tag. Bezugspreis bei Selbfiabholung monatlich Mk., durch unsere Austräger zugetrogen in der Gtodi monatlich Ml., auf dem Tande Ml., durch die Post bezogen vierteljährlich Ml. mit Zuftellungsgebühr. Alle Postanstalten und Postboten sowie unsere Austräger und Geschäftsstelle nehmen jederzeit Bestellungen entgegen. Im Falle höherer Gewalt, Krieg oder sonstiger Betriebsstörungen Hai der Bezieher leinen Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. Znleriionsprels Ml. für die S gespaltene Korpuszelle oder deren Raum, Reklamen, die 2 spalllge Korpuszeile Mk. Bei Wiederholung und Zahresauftrag entsprechender prelsnachlaß. Bekanntmachungen im amtlichen Teil fnur von Behörden) die r gespaltene Korpuszeile M>. Rachwelsungs-Gebühr Pfg. 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