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Wochenblatt für » Fernsprecher: Amt Siegmar Nr. 244. Reichenbrand, Siegmar, Neustadt, Rabenstein nnd Rottluff. ZL L4 Sonnabend, den 17. Juni 1V11. Erscheint jeden Sonnabend nachmittag». Anzeigen «erden in der Expedition (Aeichevbravd. Nevoigtstraße 11), sowie von den Herren Friseur Weber in Reichenbrand, Kaufmann Emil Winter in Rabenstein und Friieur Thiem in Rottluff entgegen- genommen und pro Ispaltige Petitzeile Mt 1b Psg. berechnet. Für Inserate größere» Umfang» und bei öfteren Wiederholungen wird entsprechender Rabatt, jedoch nur nach vorheriger Vereinbarung, bewilligt. Anzeigeu-Anuahme in der Expedition bi» spätesten» Freitag» nachmittag» « Uhr, bei den Annahmestelle« bi» nachmittag» 2 Uhr. Verein-inferate müssen bi» Freitags nachmittag» L Uhr eingegangen sein und können «icht dnrch Telephon aufgegeben werden. Mittwoch, den 21. Juni 19N, abend« 8 Uhr findet im Saale des Klobe'fchen Gasthof»» hier, ein öffentlicher Srperlmental-Vortrag über „Das Gas und seine Verwendung" statt. 1. Teil: Das Gas und seine Verwendung unter Vorführung der verschiedenen Lampenatten von 16 bis 1000 Kerzen mit und ohne Fernzündung durch Herrn Ingenieur Kütt von der Firma August Löffler, G. m. b. H. in Freiberg. 2. Teil: Die Verwendung des Gases in Küche und Haushalt, verbunden mit praktischen Vor führungen in Braten, Sterilisieren. Backen u.s.w., durch Fräulein Steyerthal von der Zentrale für Gasverwettung e. D. in Berlin auf Veranlassung der Firma August Löffler. G. m. b. H. in Freiberg. Die hiesigen Einwohner, insbesondere auch die Damen, werden zu recht zahlreichem Besuche dieses Vortrages hiermit eingeladen. Reichenbrand, am 17. Zuni 1911. Der Gcmeindevorstand. Bekanntmachung. Es ist wahrzunehmen gewesen, daß die Senk- «nd Schlammgrnben der hiesigen Hausgrund stücke vielfach nicht regelrecht und ordnungsmäßig geräumt werden. Da hierdurch der Zweck dieser Gruben nicht erfüllt wird, indem der Ausfluß der Abwässer einer Klärung nicht unterliegen kann, so werden die hiesigen Hausbesitzer zur Vermeidung von Strafen aufgrfordert. ihre Senk- und Schlamm- gruben regelmäßig einer Räumung zu unterziehen. Line Revision dieser Senk- und Schlammgruben wird im Zull d. I. vorgenommen werden und haben die Säumigen unnachsichtlich Bestrafung zu gewärtigen. Der Gemeindcvorstaud zu Rabenstein, am 16. Juni 1911. Meldungen im Fundamt Rabenstein. ».fanden: I Handwagen. D» »emelndmwrltand,n Siabenlt^n, am 16. Juni IS1I. Vogel. Ortsaefetz, Sie Herstellung von Strcheo u. betr. Nachdem zu dem U. Nachttage, die Herstellung von. Straßen, Fußwegen und Schleusen für die Gemeinde Rottluff betr., die oberbehärdliche Genehmigung erteilt wordm ist. liegt derselbe vom 19. Juni or. ab 14 Tage lang zur Einsichtnahme im hiesigen Gemeindeamte — Kassenzimmer — während der ge- wohniichm^^chäfwM a^,ni ISII. Der Gemcindevorstanb. Bekanntmachung. Am 15. Juni 1911 war der II. Termin Rente fällig und ist spätestens bi» 25. Juni 1911 zur Vermeidung der zwangsweisen Beitreibung an die hiesige Ottssteuereinnahme zu bezahlen. Der Gemeindevorstand zu Rabenstein, am 1k. Juni ISIl. Reichenbrand, 17. Juni. Nachträglich sind zu der morgen, den 18. Juni, in Limbach anläßlich des Gustav - Adolf - Festes zu überreichenden Ehrengabe bei dem Unterzeichneten noch folgende Spenden etngegangen: Aadlerklub „Blitz" in Neichenbrand 3 M.. Zitherverein „Edelweiß" in Reichenbrand 2 M.. Fabrikant Gustav Richter in Siegmar 3 M., Kaufmann Bernhard Reichel in Rei chenbrand 3 M. Den freundlichen Gebern wird hierdurch bester Dank ausgesprochen. Gleichzeitig wird nochmals hierdurch herzlich gebeten, an der Feier des Gustav - Adolf - Festes in Limbach teilnehmen zu wollen. Die beiden Festgottesdienste, der eine in der Kirche, der Sonntag vorm. Vsll Ilhr. Auch wird an dieser Stelle besonders darauf aufmerksam gemacht, daß morgen, den 18. Juni, der Gottes dienst in Reichenbrand bereits vorm. S Uhr seinen Anfang nimmt. Die Predigt wird ein Geistlicher aus der Diaspora, Herr Pfarrer Penzholz aus Weipert, halten. Nach dem Gottesdienste soll eine Kollekte für den Gustav. Adolf - Verein gesammelt werden. Möchte der Gottesdienst recht zahlreich besucht werden, die Kollekte aber einen ansehnlichen Bettag ergeben. Rein, Pf. Reichenbrand. Der hiesige Radler-Klub „Blitz" feiert am 25. u. 26. Juni c. sein 3. Stiftungsfest und Bannerweihe, verbunden mit Gala-Saalfest. Der verhältnismäßig noch sehr junge Klub hat sich bisher an allen größeren Konkurrenzen beteiligt und ist noch nicht mit leeren Händen ausgegangen. 2m Vorjahre war es ihm vergönnt, den Ehrenpreis der Stadt Augustusburg zu erringen. Das von dem Klub veranstaltete Fest wird voraussichtlich ein großartiges und imposantes werden; sind doch für die stattfindenden Konkurrenzen weit über 400 Mark als Preise ausgesetzt worden. Es kann erwartet werden, daß sämtliche Darbietungen alles in unserem Orte bisher Gesehene übertteffen. Wir wünschen dem Klub ein gutes Gelingen seines Festes und ist zu hoffen, daß die geehrte Einwohners unseres Ortes durch Schmückung und Beflaggen der Häuser zur schönerung desselben beitragen wird. — Die geehrten Bewohner von Rabenstein und Rottluff, vor allem die ordentlichen und unterstützenden Mitglieder des Stenographenvereins werden hierdurch nochmals auf die in dieser Zeitung angekündigte öffentliche Versammlung aufmerksam gemacht. Herr Lehrer R. Arnold von der Höheren Knabenschule in Chemnitz, ein ausgezeichneter Kenner der Gadelsbergerschen Kurzschrift und ein vorzüglicher Redner wird einen sehr interessanten Dorttag über den Entwickelungsgang der deutschen Kurzschrift bieten. Der Besuch der Versammlung ist also sehr zu empfehlen. «onderzug anläßlich der »Internationale Hygiene-Anostellung* in Dresden. Am 21. Juni 1911 verkehrt von Zwickau nach Dresden und zurück ein Sonderzug, der auch in Siegmar hält. Zu diesem werden besondere Fahrkarten, getrennt für Hin- und Rückfahrt, zum Preise von 2,50 Mark für 2. Klasse, 1,65 Mark für 3. Klasse ausgegeben. Die Sonderzugkarlen gellen nur zu einer Fahrt im Sonderzug. Reisende, die den Sonderzug zur Rückfahrt benutzen wollen, haben hierzu mit den Karlen zur Hinfahrt noch besondere Karlen, die den Aufdruck „(Rückfahrt)" tragen, zu lösen; letztere Karlen berechtigen, wenn sie zur Rückfahrt am ersten Tage im Sonderzug nicht benutzt werden sollten, vom zweiten bis zum vierten Tage zur Rückfahrt in fahrplanmäßigen Eil. oder Personenzügen gegen Zulösung einer halben gewöhnlichen Fahrkarte derselben Klasse, gegen Lösung von Echnellzugzuschlagkarten auch in Schnellzügen. Der Fahrkarten- verkauf beginnt Sonnabend, den 17. Juni, und wird Dienstag, dm 20. Zuni, abends 8 Uhr geschlossen. Abfahrt von Siegmar 6.°« vorm. Abfahrt in Dresden (Rückfahrt) 11,"> nachts. Ankunft in Siegmar 1.^ (22. Zuni). Iugendfreundschaft. Roman von G. v. Schlippenbach. (Fortsetzung.) Nachdruck --rd°»u. Thekla beugte sich über Suchen und küßte sie; eine Träne fiel auf die Stirn des jungen Mädchens, sie schlug die Augen auf. „Mutting", lispelte sie und schlang den Arm um Frau Grotenbachs Nacken. Im Nebenzimmer rief ein schwaches Stimmchen; Irma saß im Bett und verlangte nach der Mutter; lauschend hielt sie den Kopf vorgestreckt. „Warum schläfst du nicht, Jrmchen?" fragte Frau Grotenbach. „Ich höre die Sterne miteinander reden, das Fenster ist offen, nicht wahr? Es ist so still und feierlich draußen, die Engel fliegen hin und her." „Und was sagen sie dir, Liebling?" „Sic sagen mir, daß ich sehen werde", versetzte das nd leise. — ... „Wie bald werde ich dich hingebcn muffen", dachte die Mutter und ihre Seele rang mit Gott: „Herr, laß diesen Kelch an mir vorübergehen — aber nicht wie ich will, sondern wie du willst." Zwei Tage später kam Herr Grotcnbach an. „Da seid ihr ja alle", sagte er mit der leisen, müden Stimme, die sorgenvollen Lebenskämpfern oft eigen ist. „Ihr seht ja prächtig aus." Er dankte Frau Haideck in warmen Worte». „Dies ist wohl Ihr Töchterchen, nicht wahr?" „Ja, Eva und sie sind unzertrennlich." „Evchen darf nie mehr fort!" rief Karla. Die Jugendfreundinnen sahen sich an, nun nahte die Entscheidung. „Ihre älteste Tochter hat sich meines Haushalts an genommen", sagte Frau Haideck, „cs geht alles so glatt unter ihrer Leitung." „Lina soll auch bei uns bleiben", warf Karla ein. Am Abend teilte Thekla ihrem Mann den Plan bezüglich Evas mit. „Es wäre von uns ein Unrecht, aus Selbstsucht „nein" zu sagen, Mutting", versetzte Grotenbach ernst, „wir können unserem talentvollen Kinde doch keine so gründliche Ausbildung in der Musik bieten. Eva muß einst auf eigenen Füßen stehen wie alle unsere Kinder. Ich habe nur einen Einwand: wird sie sich nicht zu sehr an Reichtum und Wohlleben gewöhnen?" „Ich habe schon dasselbe erwogen, aber Evas Karakter ist ein so liebenswürdiger, fügsamer, sie wird immer mit derselben Liebe an ihrem schlichten Vaterhaus hängen." „So gebe Gott seinen Segen", sagte Grotenbach bewegt und zog sein treues Weib an sich. Am andern Tage wurde das wichtige Ereignis Eva mitgeteilt. Karla war selig, Eva geteilten Herzens; sie freute sich aus Berlin, auf die Mustkstunden, aber die Trennung von Eltern und Geschwistern fiel ihr schwer. Noch ein zweites Familienglied sollte in Strandhof bleiben. Da die bisherige Hausdame zu krank war, um Wim Mel mi> MW. HelMM MMM tlWltW0i>l-ü.Lichrbei>. Pinsel. Bronee re. Kausen Sie vorteilhaft in der Drogerie Siegmar -ch --- «vlml-e. die Stelle wieder anzutretcn, so erbot sich Lina, die Nach folgerin zu werden, worüber Frau Haideck sehr froh war und bestimmte gleich das Gehalt. „Warum so viel?" sagte Thekla Grotenbach. „Lina ist unschätzbar, laß mir doch den Willen", cnt- gegnete Frau Haideck, „ich freue mich besonders für Evchen, daß die Schwester bei uns bleibt, vertraue mir deine beiden Töchter an. Liebste." Die letzten vierzehn Tage waren die schönsten; war doch bis aus Alfred die ganze glückliche Familie vereint, eine leise Wehmut mischte sich nur zuweilen in die Freude ein, rückte doch der Abschied immer näher. Es regnete in Strömen, als die Abreise erfolgte, noch ein letztes Grüßen hin »nd wieder, Evas Augen standen voll Tränen, als die geliebten Gesichter verschwanden. 3. Kapitel. Wieder daheim. Grotenbachs waren nun wieder daheim und die Reise erschien ihnen oft wie ein schöner Traum. Wie es oft nach solchen Ferienzeiten geht, dauerte es einige Zeit, bis sie sich an das tägliche Leben mit seinen Sorgen gewöhnten. Eines Tages kam eine Geldanweisung an; Alfred schickte den Eltern dreihundert Mark. „Der gute Junge", sagte die Mutter, „wie glücklich schreibt er über sein großes Geschenk." Das so unerwartete Geld wurde für Extrafällc aufbewahrt. Es war gut, daß es da war, denn trübe Zeiten kamen über die Familie; eine Scharlachcpidemie zog durch die Stadt, Frau Sorge schlich über die Schwelle und trat auch in das Grotcnbachsche Haus. Klara, die schon früher die Krankheit gehabt hatte, half bei der Pflege der drei Jüngsten. Besonders der kleine Kurt war übel daran und schwebte in Lebensgefahr, Irma und Adam hatten den Scharlach leichter. Krankheiten haben immer viele Ausgaben im Gefolge, da war es gut, daß der älteste Sohn und Bruder die 300 Mark geschickt hatte. Der Weihnachtsbaum sah die zusammen geschmolzene Familie unter seinen Zweigen versammelt und noch bescheidener als sonst war die Bescherung; trotzdem sangen sie die alten Weihnachtslicdcr mit Heller Stimme und waren in ihrer Einigkeit glücklich. Klara hatte sich sehr herausgemacht, seit die ältesten Schwestern fort waren; sie war die rechte Hand der Mutter geworden und überwand ihre Trägheit. Wie es Lina und Eva erging, erfahren wir durch die Briese, die am Weihnachtsabend ankamen und am besten die Eigenart beider schilderten. Linas Brief mit der festen, steilen Schrift lautete: Berlin, Tiergartenstr. 103. Meine liebe Mutter! Gott Lob, daß es nun bester bei Euch geht und die Kinder hergestellt sind. Ich dachte mit grober Sorge an Euch und hätte gern bei der Pflege geholfen; es ist gut, daß Klara dir geholfen hat und sie ihre Trägheit all mählich ablegt. Seit Anfang Dezember sind wir hier, Evchen und Karla nehmen Musikstunden, es kommen auch Lehrer her, die sie in Kunstgeschichte und Sprachen unterrichten. Tante Anna meint, daß ich hier einen Kursus in einem Krankenhaus durchmachen sollte, um später das Stift in Rügen zu leiten. Ich trete in diesen Tagen in das hiesige Elisabethkrankenhans ein und hoffe recht viel zu lernen. Du weißt, Mutter, ich führe das durch, was ich will, von jeher habe ich Sinn für