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Wchmh-ZeitW Verantwortlicher Redacteur: Psul Ithne in Dippoldiswalde Nr. 34. Donnerstag, den 20. März 1890. 56. Jahrgang Inserate, »Sh* bedeutenden Auflage des Blatte« ein« sehr verbleibt. Das Vermögen der Kaffe betrug ins- gesammt M. 639,12 inkl. einer Forderung von M. 79 an einen Arbeitgeber. Die Mitgliederzahl betrug am 31. Dezember 1889 242 männliche und 110 weibliche. Die größte Mitgliederzahl war am 1. November 1889 und zwar 315 männliche, 107 weibliche. Außer der Ortskrankenkaffe bestehen hier noch zwei freie Hilfs kaffen, eine für Uhrmacher und Mechaniker, die zweite für die Seelhammer'sche Holzwaarenfabrik. Letztere zählt ca. 70 Mitglieder und arbeitete im verflossenen Jahre mit einem Ueberschuß von ca. 250 M. — Seit Montag ist der Buchhalter der hiesigen Bahnbauunternehmer verschwunden und mit ihm eine Summe von 800 M. Ob ein Verbrechen, ein Un glücksfall oder sonst etwas anderes vorliegt, ist noch nicht aufgeklärt. Dresden. Die Zweite Kammer erledigte am 17. März zunächst die Kapitel 20, 21 und 104 des ordentlichen Staatshaushaltsetats: direkte Steuern, Zölle und Verbrauchssteuern und Matrikularbeiträge. Die Finanzdeputation L. (Berichterstatter: Abgeordneter Steyer-Reinholdshain) beantragte die Bewilligung der genannten Kapitel nach der Regierungs-Vorlage mit Ausnahme des Kap. 104, das Nach dem festgestellten Reichshaushaltsetat eine kleine Ermäßigung erfährt; außerdem hatte die Deputation mit Ausnahme des Abg. Uhlemann (Görlitz) den Antrag gestellt, der Staatsregierung zur Erwägung zu geben» ob nicht dem nächsten Landtage eine abgeänderte Einkommen steuerskala im Sinne einer Entlastung der unteren und mittleren Einkommensteuerstufen vorzulegen fei, und die gesammte Deputation beantragte weiter, der Staats regierung zur Erwägung anheimzugeben, ob nicht von der nächsten Finanzperiode ab die Schlachtsteuer auf Schweine in Wegfall kommen könne, die Anträge der Abgg. Bebel, bez. Philipp aber auf Abänderung des Einkommensteuergesetzes, bez. Aufhebung der Schlacht steuer, soweit sie sich durch die vorstehenden Anträge nicht erledigen, abzulehnen. Die Priorität solle nach Anschauung der Deputationsmehrheit dem auf die Schlachtsteuer bezüglichen Anträge zukommen. Eine durch den Abg. Kirbach vertretene Minderheit wollte die Entlastung der mittleren Einkommensteuerklaffen nicht, dagegen eine Erhöhung der Prozession in den oberen Klaffen in Betracht gezogen wissen. Die Kammer lehnte alle auf die Änderung der Einkommen steuer bezüglichen Anträge mit Mehrheit ab, ließ auch Petitionen um Beseitigung, bezw. Ermäßigung der Grundsteuer einstimmig auf sich beruhen und nahm nun gegen 2 Stimmen den Antrag auf Beseitigung der Schweineschlachtsteuer an. Die Kapitel selbst wur den nach den Anträgen der Deputation bewilligt. Am 18. März gelangte in der Kammer die Eisen bahnpetitionen zur Schlußberathung und wurden in 5 stündiger Sitzung 33 derselben, allenthalben nach den Deputalionsanträgen erledigt. — Bei der Berathung der Petition Kipsdors-Landesgrenze beantragte Abg. Ackermann das Gesuch der Regierung zur Kenntniß- nahme zu überweisen, welchem Gesuche sich Steyer- Reinholdshain allenthalben «»schloß; der Antrag wurde aber leider mit 31 gegen 29 Stimmen abgelehnt. — Geheimrath Julius Hans von Thümmel, bisher Direktor der dritten Abtheilung im Finanz ministerium, ist zum Finanzminister ernannt worden. — Ueber die weitere Reise des Prinzen Friedrich August wird aus Port Said, geschrieben, daß der selbe am 15. Januar in Kairo eintraf, im Hotel du Nil Quartier nahm und daselbst bis zum 24. Januar verweilte, die Hauptsehenswürdigkeiten Kairo's und der Umgegend in Augenschein nahm und einer Einladung des Khedive zu einer größeren Ballfestlichkeit Folge leistete. Am 25. Januar trat er von Sint aus in eigener Dahabije die Reise nach dem oberen Nil an. Am 8. Februar in Assuan eintreffend und dort bis 10. verweilend, nahm der Prinz auf der vom schönsten. fast sommerlichen Wetter begünstigten Rückfahrt eine» viertägigen Aufenthalt in Luxor. Am 2. März traf er wieder in Kairo ein und reiste am 16. März über Jsmaila nach Port Said, wo er sich Tags darauf auf einem russischen Dampfer nach Beirut einschtffte. — Bischof vr. Franz Bernert ist am 18. März früh in seiner Wohnung auf der Schloßstraße an den Folgen der Influenza gestorben, vr. tkool. Franz Bernert, Tit.-Bischof von AzotuS, HauSprälat und Thronassistent des Papstes, römischer Graf, apostolischer Vikar im Königreich Sachsen und Domdechant von Bautzen, Komthur 1. Kl. des Sächs. Verdienstordens, Oesterreichisches Franz Joseph-Großkreuz, war geboren den 4. April 1811 zu Grafenstein in Böhmen, wurde zum Priester geweiht am 4. August 1834, zum Dom dechant von Bautzen gewählt den 28. Juli 1875 und zum Bischof konsekrirt den 19. März 1876. Das von ihm am 4. August 1884 gefeierte 50 jährige Priester jubiläum gab von der ihm gezollten Verehrung glän zendes Zeugniß. Sein Hinscheiden wird in weiten Kreisen tief beklagt. — Schon seit vielen langen Jahren herrscht im Bolksmunde der Glaube, daß der korsische Empor kömmling Napoleon I. während der Schlacht bei Dres den 1813 die große französische Kriegskasse in der Nähe des jetzigen Haideschlößchens vergraben ließ, Mele Leute bezeichnen sogar M Minne, unter denen der Schatz schlummern soll. Ein Herr Professor Gräfe suchte diese Behauptung, angeblich durch authentische Quellen gestärkt, aufrecht zu erhalten und war be müht, das betreffende Stück Land käuflich zu erwerben. Nach vielen Bemühungen und langem Warten gelang es ihm, diesen Wunsch erfüllt zu sehen. Er wurde nunmehr Herr des Bodens und angeblichen Kriegs schatzes der Franzosen. Unter seiner Führung sollte die Suche und Ausgrabung stattfinden, verschwiegene Leute wurden zu diesem Zwecke angenommen. Ist eS nun Absicht oder sonst irgend ein Umstand gewesen — die Schatzgräberei unterblieb und scheint wohl auch bis zur Stunde noch nicht ausgeführt worden zu sein! Gräfe entschloß sich, das Stück Land wieder zu ver äußern und fand später in der Person des Baumeister Junker einen Käufer. Beim Abschluß dieses Geschäfts wurde vereinbart, daß der Inhalt der Kriegskaffe — wenn sie aufgefunden sei — in zwei gleiche Hälften getheilt werden sollte. Es wurde im Hypothekenbuche unter Rubrik II auch die entsprechende Dispositions beschränkung eingetragen, welche bei einem kürzlich stattgefundenen Besitzwechsel besprochen, bezweifelt und als Kuriosität belächelt wurde. Ob nun der jetzige Besitzer, ein Baumeister auf der Florastraße in Dres den, den Schatz zu heben bemüht sein wird, gelangte bis jetzt nicht in die Oeffentlichkeit. Originell wäre es, wenn derselbe nach 80jährigem Schlummer wieder in die Wirklichkeit versetzt würde. — Das kgl. Landgericht Dresden verhandelte am 17. März gegen den am 6. März 1860 zu Fries« im Fürstenthum Neuß ä. L. geborenen Schieferdecker gesellen Christian Ferdinand Dittmar wegen wieder holten Rückfallbetrugs. Der bis zum Herbst vorigen Jahres in Brüx wohnende Angeklagte ist bereits zwölf Mal, darunter sieben Mal wegen Betrügereien bestraft. Dittmar erhielt am 5. Dezember v. I. vom kgl. Land gericht Chemnitz wegen desselben Verbrechens 1 Jahr 3 Monate Zuchthaus, 150 M. Geldstrafe, eventuell noch 20 Tage Zuchthaus, auch 5jährigen Ehrenrechts verlust, sowie am 2. v. M. vom Landgericht Greiz ebenfalls wegen wiederholten Rückfallbetrugs, unter Jnwegfallstellung der ihm in Chemnitz zuerkannten Strafe, insgesammt 2 Jahr 3 Monate Zuchthaus und eine Geldstrafe von 450 M., an deren Stelle im Falle der Uneinbringlichkeit noch weitere 60 Tage Zuchthaus zu treten haben. Der Angeklagte, welcher diese Strafe gegenwärtig in Waldheim verbüßt, kam am 20. Sep tember v. I. nach Glashütte und nahm daselbst an Raum berechnet. — Ta bellarische und complicietr Inserate mit entsprechen» bem Aufschlag.—Sina»» sankt, jm redaktionelle« »heile, die Spaltens« LOPsg. Amtsblatt für die Königliche Umtshauptmarmschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Am Charfreitag wird Herr Kantor Hellriegel sein 21. Kirchenconcert geben und dabei das Oratorium „Die Schöpfung" von Haydn zur Aufführung bringen. Dies ist eines der schönsten und verständlichsten unter den größeren, kirchlichen Musikwerken, voll der ergreifendsten Melo diengänge. Für die Sopransolis ist eine gut empfohlene Dresdner Sängerin geworben worden, sowie auch das Musikchor Verstärkung erfahren muß und die Ein übung der Chöre hat durch die Bemühung seines Dirigenten schon sehr gute Fortschritte gemacht, so daß uns ein erbaulicher, des Tages würdiger, erhebender Genuß bevorsteht. Dabei ist durch verständnißvolles Entgegenkommen des Kirchenvorstandes auch diesmal freier Eintritt ermöglicht, so daß sich Jeder, auch der Unbemitteltste, an der edlen Musik erfreuen kann. Der Aufwand für das Concert ist aber ein bedeuten der, und freiwillige Beiträge der Zuhörer werden zur Deckung desselben gewiß erwünscht sein. — „Glück zu!" Die zwei letzten Vorträge im verflossenen Semester wurden von den Herren Stadt rath Bucher und Brandversicherungsinspektor Treitschke gehalten. Ersterer sprach über die Diamanten und erwähnte dabei als besonders interessant, daß bei Durchbohrung des Mont-Cenis-Tunnels Bohrer mit Dtamantspitzen mit großem Vortheile, «»gewendet wurden. Letzterer erklärte den Grundriß eines alt römischen Hauses, dabei die Bedürfnisse, Sitten und Gebräuche der Römer bezüglich ihrer Wohnung be sprechend. — Jm Monat Februar ist innerhalb der Amts hauptmannschaft Dippoldiswalde von ansteckenden Thierkrankheiten nur der Milzbrand und zwar er freulicherweise auch nur in einem Orte, in Höckendorf aufgetreten. Hier war ein Thierbestand von 11 Rin dern gefährdet, von denen ein Stück erkrankte und vom Besitzer getödtet wurde. — Jm gesummten Königreich trat der Milzbrand in 30 Orten, die Toll- wuth der Hunde in 2 Orten, die Rotzkrankheit der Pferde in 1 Orte, die Maul- und Klauenseuche in 9 Orten und der Bläschenausschlag des Rindes in 3 Orten auf. Schellerbau. In der Nacht zum 16. März , wurden hier beim Gutsbesitzer Ernst durch gewaltsamen Einbruch 2 Zwanztgmarkstücke, 3 Dreimarkstücke und 1 Zweimarkstück gestohlen. Der Dieb hatte eine Leiter angelegt, war eingestigen und hatte eine große Holz axt am Thatorte zurückgelassen. Die Gendarmerie ist dem Diebe bereits auf die Spur. Geising. Die der Zwitterstocksgewerkschaft ge hörige sogen. Ledermühle dicht vor dem hiesigen Bahnhofsplatze ist vom Staatsfiskus angekauft worden und wird abgetragen werden, wodurch der Bahnhof ein besseres Ansehen erhalten und der Platz bc^rt be deutend vergrößert wird. S Glashütte. Die hiesige Ortskrankenkasse weist seit Auflösung des allgemeinen Ortskranken- kaflenverbandes stets recht günstige Resultate auf. Der Ueberschuß des Jahres 1888 betrug (neben einer Ausgabe von circa 400 M. für Drucksachen) noch 53 M. 76 Pf. Die Einnahme für 1889 gestaltet sich folgendermaßen: Baarbestand von M. 53,76, Zinsen von Kapitalien M. 15,55, Mitgliederbeiträge M. 3321,07, Ersatzleistung Dritter M. 268,50, sonstige Einnahmen M. 38,30. Ausgaben: Aerztliche Be handlung M. 1196,05, Arzenei und sonstige Heil mittel M. 504,55, Krankengelder M. 729,35, Unter stützung an Wöchnerinnen M. 9,60, Sterbegelder M. 72, Verpflegungskosten an Krankenanstalten M. 118, zurückgezahlte Beiträge M. 2,14, Spareinlagen M. 505,31, Verwaltungskosten, Drucksachen M. 494,77, sonstige Ausgaben M. 10,60. Die Gesammteinnahmen betragen demnach M. 3697,18, die GesammtauSgaben M. 3642,37, so daß ein Kaffenbestand von M. 54,86 Me „WriSeritz-Zritung" rrscheint wöchentlich drei« mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 W. 28 Pfg-, zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Pfa. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan fialten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an.