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Abend-Ausaabe ,«»v«r«n« ,w«im«i «i,Nch H«»t,«drachl,s»»nl>>,« «I»AI»rg,nau»iaI»» »„»tl. M. lu. -. »I«r<«l S» s» Ädd»l«r »«»all. -iN. »ba. Vr,kß«»-A»<j»d« «I«l» M. 7,^0 »«»atllch, ^dand.Äatgad« «U«l» M L— »«»«llich. L,,ch ,»I«k« au.wl'il-«» 8>"al«, ,», H«»» «lacht ««»«Ntch M. IO.—, »l»,l,llSdiltch -M. ; duich tl« 1 oft Inairdal» lv«»l>chl,od» Volamk-Bitaad« moaalllch M. 7A>, ,I«rle>1«br. ltch «N. Ll.LV <a,t!chU«b>Ich Paftd,fl«IIz«dl>dk>. ÄotlaadlKilon»« »»natllch M. lv.— ,»» Dkacklachia-Prkl«. L>«„ o»»m«r»: Mor«'». A»«,ad« I» P>, »d«ad A»«,«d« -0 p>. S,ni>ta,«.P»«,-d« « Pt. Nr. 807 Da» Lripztnrr L>zrvkatt nttvSlt dir emtlilden vrr.,nn»michnnarn de- Rate» und del Polt.eiamleZ der Stadt Lctp»tq, te- Amtftaericht» Lripzi«, iowtt »trschikoc>»er anderer ivrhördrn. 114. Jahrgang Anzeigenpreis: 4N. r r>: Anzetgan »»»«adirda» imamtUch«, Leit »i« V»a»al«lI«,«Ul M.LLL ».»»«». M.L.— ; »l,ln« A,z,lg«, »i« VoaparelUazaU« M t.«a »»» aalwäett Mk I.SN, DeichSillanzelgan ml« pla«o»richrt>t«» «» Pull» »roidl. Platz and Dale»-orichill« odn» Derdindilchtiell. Delia,«»prell« flr »i« »eiamlaasiag, ^Ntz. 12 — »ell«, str lellaatiag« Md IS — »««« »r» M ll«, P»st»»Ila-e Postgebühr eslr». !>«r»i»r»ch-»»lch>»it Ae. t««N»L l««»«. -P»st>ch«a,b,»l«rrl> .. echritlieila», »ad »eichütlüileü«.- kelpjlg. 2,tza»»lü,atz« *«. ». Derla, vr. Delnhoi» ft L». t.«I„>«. 1920 Freitag, den 29. Oktober Das heilige Cyr Den preußischen Leutnant macht uns keiner nach! Ich glaube, es war gar Bismarck, der das gesagt hat. Er meinte damit den Leutnant aus der altpreußiscyen Schule, der in Pflicht erfüllung, Dienstfreudigkeit, Einfachheit, Sorglosigkeit und Forschheit ausging. Die Feinde des deutschen Militärs — und sie brauchten durchaus nicht jenseits der Grenzen zu wohnen — sahen besagten Leutnant anders: dumm, stolz, brutal, geckenhaf und degeneriert, — Len Iardeleutnant, wie ihn Witzblätter und Varietes als Regel zeichneten, wie er als Ausnahme uns auch wirklich begegnet G. Nur diesen preußischen Leutnant kannte das Ausland; er war ihm die Versinnbildlichung des deutschen Militarismus. Der deutsche Militarismus ist tot, der verzerrte und auch der kraftvolle. Dafür ist in den feindlichen Ländern der Militaris mus zu einer Stärke angewachsen lausgestanden kann man nicht sagen, denn er war schon immer vorhanden), die die des deutschen aus der Vorkriegszeit weit übertrifft. Und besonders das Land hat ihn mit allen seinen Auswüchsen sich zugelegt, das vordem am . meisten über ihn zeterte: Frankreich. Der Militarismus regiert dort Kabinett und Volk; er ist nicht bloß als Geistesrichtung vor handen, er zeigt sich nicht nur in der Politik und in den öffent lichen Erörterungen, er protzt auf allen Straßen und Plätzen als - übergroße Heeresmacht. Während die Verbündeten Larangehen, ihre Armeen wenigstens etwas abzubauen, sinnt Frankreich darauf, sein Heer zu verstärken oder doch zu erhalten. Aber es ist nicht nur ein kraftvoller Militarismus, den die Grande Nation sich zugelegt hat, es ist jener militaristische Geist in Frankreich auferstanden, den die Pariser Presse in Gefolg schaft unserer Witzblätter srüher im preußischen Leutnant sah. - Noch ini Kriege brachten die französischen Zeitungen Zeichnungen, die den deutschen Offizier stets als blöden, brutalen Fatzken dar- stellten. Und gerade diesen preußischen Leutnant haben sie uns nKchgemacht! ' Militärische Gecken gibt es bei allen Völkern; wir sahen sie in Friedenszeiten so in Wien, wie in Stockholm, Petersburg, , Brüssel und selbst in London. Mit der längeren Dauer des KUeges hatte diese Art Mitmenschen starken Zuzug bekommen aus den Kreisen jener jungen Leute, die weniger in der Dater- landsverteidigung und mehr im Tragen von Epauletten den Zweck ihres Daseins sahen. Das Monocle und der Reitstock blieben nicht die Attribute Potsdamer Gardeleuknants; man sehe die illustrierten Pariser Journale von 1916 an durch und staune. Der eine oder andere hat wohl auch die Herren Feinde in den Ge fangenenlagern gesehen, wo ihm das dumme, herausfordernde Betragen gerade der jüngeren polnischen und französischen Offiziere aufgefallen sein wird. Was Wunder, daß die Affen Europas, wie Schopenhauer die Franzosen nannte, in dem Sieges wahn, der sie berauscht, jetzt immer grotesker werden? Mehr als alles Lernen und Arbeiten befriedigt den jungen Fant doch die Rolle des glänzenden Offiziers: jeder, der die Uniform trägt, Monocle und Reitpeitsche, kann verlangen, vom Bürger als Besieger des furchtbaren Weltungeheuers, des deutschen Milita rismus, angesehen zu werden. Das ist schon ein Los. das lockt; noch dazu, wo es heute nicht mehr mit Lebensgefahr verbunden ist, dafür aber mit der Möglichkeit, allerhand Gelüste an den verdammten Allemands zu befriedigen. Viele der Attaches, Adjutanten und Kommissionsmitglieder, die heute Deutschland be reisen, ähneln ihren Kameraden aus dem besetzten Gebiet. Wer sie die Straßen einherstolzieren steht, die Heldenbrust mit Hilfe eines guten Korsetts geschwellt, Monocle und Zigarette als her vorragendste Gesichtsmerkmale, den Reitstock wirbelnd, die Frauen taxierend, der sage, daß man uns den preußischen Leutnant trübster Observanz nicht nachgemacht habe. Und es sind wirklich nicht einige mißratene Treibhauspflanzen, -le wir zu sehen bekommen. Ein durch den Siegerwahn über mäßig geschwollener Mi itarismus muß, genährt durch das Gift her nationalistischen Pre se, ditz Jugend eines Poseur-Volkes auf riese Bahnen lenken. Und während Barbusse und seine Mit- treiler für ihre Claris an den Universitäten werben, wirbt wirk- amer Fach für St. Cyr. Neben dem Streit mit England über ras britische Entgegenkommen an Deutschland in Sachen der Br- chlagnahme deutscher Guthaben, füllen die Erörterungen über die militärische Dienstzeit die französischen Blätter. Ja, das englische Entgegenkommen (wir wollen es so nennen, obwohl es nur im Interesse des englischen Handels erfolgte) muß noch herbalten, die Forderung nach einer starken Armee zu begründen. England schlägt Bresche in den Vertrag von Versailles! schreien die Pariser Zeitungen, wir müssen nötigenfalls auch gegen Englands Willen unsere Rechte durchsetzen! Und .Motin", .Echo dp Paris' und .Temps" beschreiben die Art dieses Durchsetzens: Frank reich müsse genügend Truppen haben, um allein die Besetzung des Rheingebiekes aufrechkerhalten und dazu daS Ruhrrevler besetzen zu können. In den Zielen und Zwecken einer starken und agressiven Militärmacht sind sie sich einig, auch -ie weniger chauvinistischen; nur streiten sie flcy darum, ob drei- oder zweijährige Dienstzeit genüge. Volkswirtschaftler streuten Bedenken in diese Erörterungen: sie sagten sehr richtig, daß Frank reich seine Jugend, die durch den Krieg nicht bloß an Zahl ge schwächt, auch in ihrer Weiterbildung stark zurückgeblieben sei, nicht gut auf so lange Zeit den bürgerlichen Aufgaben entziehen könne ohne Gefahr für die Volkswirtschaft, für die Wissenschaft; von den ungeheuren Kosten abgesehen. Aber der Rausch über den Sieg und der Wahn eines Europa beherrschenden Frankreich ist stärker, wie aus -en Entgegnungen hervorgeht. Da hat dann der Krlegsminister Lef-vre die Lösung gefunden: das Heer will er ein- fchränken, ober .das Volk in Waffen müsse bleiben". Wörtlich: das Volk in Waffen! So glaubt er mit zweiiähriaer Dienstzeit, Helllicht sogar mit einsähriger auszukommen. Die Maste müsse eS bringen, und waS die Kosten anlangt: man leat das stehende Heer ins besetzte Gebiet und lätzt es von den Deutschen erhalten! Un- Herr Lef-vre veröffentlicht als Beweis für Frankreichs Geist die Eingabe von 1500 Studenten, die sogar eine dreijährige Dienstzeit wollen; zwei Jahre möchten sie in ihrer Universitätsstadt dienen, das dritte Jahr Reserveoffizier sein. Nehmt eine Feder wie Goyas Riesenpinsel und schreibt eine Meltsatire! Aber wird die Welt lachen über den Witz und wird das Lachen die Gefahr töten? Der Aeserveleulnantskoller hat die studierende Jugend Frankreichs erfaßt und ihr ganzes Sehnen ist St. Cyr. Das Iungfernstist der seligen Mainlenon ist seit 1806 Frankreichs vornehmste Mililärschule; seine ehemaligen Zögling« sind Lieblinge der .exklusiven Gesellschaft. Und wer nun nich^ aktiver Offizier werden kann, der will doch wenigstens als Reserve offizier etwas von der Ehre genießen, mit der eine vom Militaris' mus benebelte Nation den Epauletlenträger behandelt. Die Eov banne als einst vic'gepriesener Tempel des französischen Geistes ifi verdunkelt von dem neuen Bildungsinstitut der französischen Jugend, vom strahlenden St. Cyr am Rand« des Parks von Versailles. - Lrv. Simons über die Vertragserfüllung Die „Methode" der Neichsregierung Rede des Außenministers im Reichstag. (Drahtbericht unserer Berliner Schriftlettung.) Berlin, 29. Oktober. In der heutigen Sitzung beS Reichstages gab der Reichsminister Dr. Simons die erwarteten Darlegungen über die auswärtige Polit'ik. Er sagte u. a.: D e Ausführungen mehrerer Redner, ins- beiondere des Grafen Westarp, und die eingebrachte Interpellation über die Dieselmotoren veranlaßt mich, schon jetzt das Wort zu er greifen. Der Standpunkt des Grafen Westarp, daß der Friedens - vertrag von Versailles unter falschen Voraussetzungen er schlichen sei und infolgedessen von uns als nicht existierend zu selten habe, kann von der deutschen Regierung unmöglich akzeptiert werden, denn die Vorgängerin der jetzigen Regierung hat diesen Vertrag unter schrieben unter Zustimmung der weit überwiegenden Mehrzahl der Nationalversammlung. Infolgedessen müssen wir die eingegangenen Verpflichtungen einhalten und nach Möglichkeit ausführen. (Sehr richtig! links.) Während bisher vielfach die Meinung vorherrschte, daß der Frledensvertraq nicht ernst zu nehmen sei, beginn jetzt allmählich in der Bevölkerung die Erkenntnis aufzudämmer, welche schwere Ver pflichtungen dem deutschen Volke auserleqt worden sind. (Lebhafte Zu stimmung.) Wollten wir uns der Erfüllung widersetzen, so werde ein neuer Krieg unvermeidlich sein, während die Methode der Regierung die Hoffnung gibt, daß wir in friedlicher Arbeit unseren Ver pflichtungen nachkommen. Es gibt nur zweierlei: entweder die Kuh melken oder die Kuh schlachten. Mer die Kuh melken will, d. h. wer von den Alliierten aus Deutschland die auserlegten Verpflichtungen herausholen wll, der muß sich mit uns über die Einzelheiten verständigen. Wer freilich jeden einzelnen Artikel d«S Friedensvertrages bis zum letzten i-Punkt durchgeführt wissen möchte, der muß hinter jeden Artikel die gewaltsame, zwangsweise Durchführung stellen. Wir haben den ehrlichen Willen zur Leistung. Was wir leisten müssen, ist eine Act Wiederherstellung der zerstörten Gebiete, e.ne Heilung der immer noch offenen Wunde am politischen Leibe Europas. Es liegt in unserem eigenen Interesse, daß wir alles tun, damit sich diese Wunde sobald wie möglich schließt. D e andere Seite will jeden einzelnen Artikel des Fr.eüensverlrages durchgeführt wissen und stellt sich damit also auf die gewaltsame, zwangsweise Durchführung des Frledensvertrages ein. Die deutsche Politik muß daher mit allen Mitteln versuchen, eine Ver- ständtguna über ihre Leistungsfähigkeit zu erzielen. Ilm dies zu erreichen, muß sie vor allem versuchen, volles V'e rtrauen für die Ausführung des Friedensvertrages bet den Gegnern zu erreichen. (Der Redner spricht weiter.) Ersatzforderung für Leapa Flow Nachlieferung von 83 000 Tonnen Schiffsraum. (Eigener Drahtbericht.) Pari-, 29. Oktober. Die WiedergulmachungSkommlsslon hat di« Er- gänzungSziffer za den bereits geforderten 180 000 Tonnen, die als Ent schädigung für die Versenkung der Flotte bei Scapa Flow zu liefern sind, auf 8 Z 0 0 0 Tonnen festgesetzt. Die Wiedergutmachungskommisflon ist das Organ, ln dem die französischen Chauvinisten und Deutschlandfeinde sich aus toben. Alle Proben ihrer Tätigkeit waren bisher fo absurd, daß die Ausführung der Beschlüße meist eine Unmöglichkeit war. Die Ablieferung von 83 000 Kriegstonnage gehört auch dazu: wir haben an kleinen Kreuzern und Torpedobooten kaum soviel, wie hier gefordert wird. Wahrscheinlich sott wieder die Ummünzung in Docks und Bagger versucht werden, von denen man uns auch nur das AllernotwSAdigste gelassen hat. Die Habgier der Franzosen wird nur noch von ihrem Haß und ihrer Angst über- troffen. - Ä ,,P '>* r . >,» , > -.1 > - V Wem gehört die Parteikaffe? (Drahtbericht unserer Berliner Schriftlettung.) Berlin, 29 Oktober. Das Amtsgericht Berlin I soll sich heute vormittag mit der Frage beschäftigen, wem das VerfügungSrecht über die Parteiinstitutionen und die Parteikast« der U. S. P. D. zusteht. Die Kommunisten haben bereiiS versucht, in den Besitz -er Partelgelder zu kommen, aber ihre Begrün dungen waren dazu nicht ausreichend. Dl« .Internationale', d:e sich zum Aerger der .Freiheit' nun auch daS Zentralorgan der U. S. P. D. ne^nt, bringt auf Grund einer Be- sprechung, di« am 28. Oktober ln Berlin stattqelunden hat. ein Gesamt bild über dir Scheidung innerhalb der U S P D. Danach steht ln Berlin die Mehrheit der Parteigenossen links, während sich d»r Porteiapyarat und die Zeitung .Freiheit' in den Händen des rechten Flügels befinden. Die Fraktion Eichhorn Hot deshalb «ine pro - risorisch« Zentrale eingesetzt. Hall« ist mit wenigen Aus nahmen links. Die Halleschen Genosten haben die Bearbeitung von Sachsen übernommen Sie geben ein Blatt für Leipzig und ein weiteret für Kassel heraus und unterstützen ebenso Magdeburg und Hannover. In Suhl und Schmalkalden wird «tu n«ue§ Uaktunabhängiges Blatt erscheinen. . , Krisenstimmung im sächsischen Kabinett (Drahtbericht unserer Dresdner Schriftlettung.) Dresden, 29. Oktober. In den letzten Tagen hat in Sachsen «in« Kabinettskrise bestanden, di« noch nicht ganz behoben ist. Grund dazu war di« Frage des 9. November als NevolStionsfeiertag. Di« sozial- demokratischen Mitglieder des Kabinetts bestehen unter allen Um ständen darauf, daß der 9. November als Revolutionsfeiertag ge feiert werde. Die demokratischen Minister waren damit durchaus nicht «inverstand-eu und drohten di« KabinettSsrage zu stellen. Jetzt hat sich die demokratische Fraktion der Sächsischen Volkskammer mit der Angelegenheit be faßt und ist zu dem Entschluß gekommen, daß die beiden demo kratischen Minister zunächst noch davon adsehen sollen, aus der Regierung auszutrelen; jedoch wird demnächst eine Erklärung veröffentlicht werden, worin der Tatbestand feflgestellt und vor alle» Dingen betont wird, daß dl« demokratischen Minister sich gegen drn 9. November als Revolutionsseiertag erklärt Haden. Die kehlen Handlungen der sozialistischen Mitglieder des sächsischen Kabinetts stehen sichtbar unter dem Zeichen der nahen Wahl. Deutlich wurde dieses schon durch die überraschende Er klärung des Ministers Kühn in der noch ziemlich dunklen Orgesch- angelegenheit. Auch bei der Frage, ob der Revolutionstag gefeiert werden soll oder nicht, spielen solche Erwägungen hinein. Für die demokratischen Minister war es selbstverständlich, daß sie den 9. November als Feiertag ablehnen, denn erstens haben wir in einer Zeit, die nur Arbeit erfordert, gerade Feiertage genug, und dann weckt der Tag auch so viel bittere und schmerzliche Gefühle, daß er selbst für diejenigen, die mit der Beseitigung der inner politischen Hemmungen einverstanden sind, kaum ein .Feiertag", also ein Tag der Freude, ist. Die kopflose Revolution hat nur so nebenher in das Sklaoenjoch der rücksichtslosen .Sieger" geführt. Der 9. November wird aber nie von der Gesamtheit des deutschen Volkes als .Feiertag' anerkannt werden, er unr ein sozialistischer Agitationstag bleiben und den können die So zialisten unter sich feiern. Wenn sie nun darauf bestehen, daß et ein allgemeiner und öffentlicher Feiertag sein soll, so verleugnen sie damit wo sie die Macht in Händen haben, alle Grundsätze, die sie früher verfochten haben. Die demokratischen Minister sind aber für solche Machtsprüche nicht zu haben und deshalb drohten sie mit dem Austritt. Aber es ist wohl anzunehmen, daß sie sich den taktischen Erwägungen der demokratischen Fraktion opfern, die dahin gehen, daß es nicht im Interesse des gesamten Bür gertums ist, wenn der amtliche Mahlapparat jetzt restlos den Sozialdemokraten überlasten bleibt. Für die 8. Arbeitsstunde im Bergbau Ein verständiger Beschluß sächsischer Bergarbeiter. 1 (Drahtbericht unserer Dresdner Schriftlettung.) />. Dresden, 29. Oktober. Die Nachrichtenstelle der Skaatskanzlei teilt mit: In der ersten der neun Bergarbeit«''versammlungen, die das Arbeits ministerium im sächsischen Skeinkoh'enbergbau veranstaltete, wurde nach Vorträgen des Landeskohlenkommissars und eines Regierungs vertreters folgende Resolution mit großer Mehrheit anqenommen: Die am 27. Oktober in Vielau tagende öff»ntl che Bergarbeiter versammlung erkennt die Richtigkeit -er Ausführungen der Regierungs vertreter an. Dl« Bergarbeiter sind überzeugt, daß Deutschlands Wiederaufbau nur möglich ist bei vermehrter Kohlenförderung. An- gesichtS der wirtschaft!.chen Nöte unseres engeren Vaterlandes erklären sich die Anwesenden im Prinzip bereit, sobald wie möglich die acht« Stunde zu verfahren. Die Anwesenden sind überzeugt, damit nicht nur der Regierung und dem sächsischen Wirtschaftsleben zu dienen, sondern auch den Interessen der gesamten Arbeiterschaft, deren berufene Vertreter die Bergarbeiter dringend gebeten haben, mehr Kohlen zu fördern, damit das Elend der Erwecbslosenfürsorge gemildert werden kann. Allerdings erwarten die Bergarbeiter, daß die Förderung der achten Stunde in erster Linie dem sächsischen Volke zugute komme. Die Anwesenden versprachen, auf den Gruben für daS Ver fahren vonlleberschichten einzukreten, damit die bevorstehend« Abstimmung ein gutes Resultat ergibt. Die Mittellandkanalfrage vor der preußische« Landesversammlurrq Berlin, 29. Oktober. Der Aeltestenrat der preußischen Landesver sammlung bat beschlossen, Montag bis Mittwoch sihungssrei sein zu lasten. Nach der Beendigung der zweiten Lesung der Verfassung soll als erster Gegenstand d»e Mittellandkanalfrage verabschiedet werd«». . . . —