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(MMall und Anzeiger. Amtsötatt für die Königlichen GerichMniler sowie die Stadtrathe zu Riesa nnd Strehla. Redaktion und Verlag von E. F. Grellmann in Riesa. 60. Freitag, den 28. Juli 1871. Dich« Matt „Libcdintt und A»,<igrr-' erscheint in Niksa wöchentlich zweimal, Dienstags und Kreilag«, und kostet vierteljährlich IS Ngr. — Mstcllungm werden bei jeder PostanftM in unjerer iixpcdiiione» in Stteja und Strehla, sowie von alle» unser» Bolen entgegen genommen. — Zu Annahme von Annoncen sind seiner bevollmächtigt Haasenftein und Vogler in Hamburg-Altona, Leipzig und tzranksurt a. M., H. Engler in Leipzig, 8. W. Saalbach in Dresden und Eugen Kort in Leipzig. Bekanntmachung. Der 3. Termin der Grundsteuer ist mit 2 Pfennigen von der Steuereinheit bis spätestens den 10. August d. I. an den Stadtkassirer Herrn Wachs abzuentrichten. Strehla, am 26. Juli 1871. Der Stadtrath. Schreiber, Brgrmstr. Welche Lehrmittel sind in jeder Schule nothwendig? Keine Arbeit ohne die nöthigen Hilfsmittel. Ja, je manchsacher und bester die Hilfsmittel, desto gediegner und gründlicher die Arbeit. — Der Zimmermann mit stumpfer Axt wird schwerlich den Baustamm zu recht zu hauen vermögen, wäre er sonst noch so geschickt und thätig. Der Land mann mit schlechtem Ackerzeuge wird nie seinen Acker gut bestellen, auch wenn Mann und Zug vieh sich noch so sehr abmühten und plagten: der rechte Erfolg wird doch ausbleiben. So in jeder Werkstatt, von der kleinsten bis zur größten. Je intelligenter, je rationeller eine Sache betrieben Werden soll, desto bester und manchsacher müssen die Mittel sein. Auch die Schule kann nicht ohne Hilssmittel sein, d. h. der Lehrer kann ohne die nöthigen Lehrmittel keinen faßlichen und gründlichen Un terricht ertheilen. Hat er doch nicht blos eine todte Maste zu formen, sondern ihm fällt die hohe, wichtige und schwere Aufgabe zu, den kindlichen Geist mit seinen Anlagen und Kräften zu wecken und zu bilden, mit einem Worte, den Menschen zum Menschen zu machen. — Fordert man nun auf der einen Seite mit vollem Rechte immer mehr und mehr geistweckenden, gründlichen und nachhaltigen Unterricht, so verabsäume man aber auch auf der andern Seite nicht, jeder Schule, auch der einfachsten Dorfschule, die nöthigen Lehr mittel zu beschaffen. Ist ein Lehrer dazu verur- theilt, ohne, oder nur mit geringen Lehrmitteln zu unterrichten, — und deren giebt es leider Gottes heut zu Tage noch viele, da ja häufig Aeltem und Schulvorstände die dazu nöthigen Ausgaben scheuen, — so ist seine saure Arbeit nur ein Abplagen, Martern und Quälen der armen kleinen Kindesnatur und der Erfolg ein geringer. — Aller Unterricht beruht auf Anschauung. Je mehr nun Mttel zur Anschauung in einer Schule vorhanden, desto klarer und faßlicher kann der Unterricht sein. Was das Kind hundert Mal in noch so gelungener Rede gehört, hat es nicht so klar begriffen, als was ihm durch Anschauen ein Mal zur Kenntniß gebracht worden. Erzähle dem Kinde von einem Vogel, einer Blume rc., nur unklar, dunkel und vorübergehend wird di« Auf fassung sein; zeige ihm aber dm Gegenstand in natur, oder im Bilde, sofort wird klar, deutlich und bleibend di« Vorstellung in der Seele der Kinder Wurzel fasten. Kommt der kleine Rekrut zur Schul«, so ist sein erste» Schulzeug Schiefertafel und Schieferstift. Beide müssen gut sein: die Tafel uwß aus seinem, reinem Schiefer und der Stift au» weichem Schiefer bestehen, auch muß der Stift jeden Tag gut gespitzt mft zur Schule gebracht werden, da unmöglich der Lehrer wäh rend der Schul« Zeit dazu hat. Fängt da» Kind an mit Febet mid Linke za schreiben, so muß, soll andrrswte »ine gut« Handschrift erzielt werden, die Feder ein« approbirt« Schulsäer, nicht aber jede beliebig^ oder wohl gar verrostrke Stahlfeder sein und die Dinte muß fließend und von guter Schwärze sein. Jedes Kind muß stets die nöthigen Schreibehcfte mit gutem Papier und die in jeder Elaste eingesührten Bücher, als: Lesebuch, Ausgabenbuch zum Rechnen, Ausgabenbuch zu stplistischen Arbeiten, Handatlas, Biblische Geschichte, Kate chismus, Gesangbuch und Bibel für sich haben, so daß Keins genöthigt ist, mit dem Schulzeuge eines Andern sich zu behelfen. Soll nun jeder Schüler schon so ausgerüstet zur Schule kommen, so muß auch die Schule ausgerüstet sein mit den nöthigen Lehrmit teln, soll der Unterricht faßlich, gründlich und nachhaltig geschehen, soll anch der Geist der Schwachen allseitig erfaßt und gebildet werden. Es müffen aber diese Lehrmittel folgende sein: Mehrere große schwarze Wandta feln zum Vorschreiben und Vorzeichnen, sowie Vorlegeblätter zum Nachschreiben und Nach zeichnen ; eine Lesemaschine zur Veranschaulichung der Elemente beim Lesenlernen; eine Rechenmaschine zur Einübung der Zahlen zu den vier Grundrechnungsarten und ein Theilwürfelkasten zur Darstellung der Bruchrechnung; ein Tellurium, ein Globus und Pla- niglobus, Wandkarten von Europa, Deutschland, Sachsen und Palästina für den geographischen Unterricht; gute Abbildungen über den Bau des menschlichen Körpers, über Thiere und Pflanzen sowie ein Mikroskop bei Ertheilung des natur geschichtlichen Unterrichts; ein physikalischer Apparat, ohne wel chem der Unterricht in der Raturlehre ein Un ding ist, da ohne physikalische Experimente der Lehrer gar nicht verstanden werden kann; gute Bilder für Bibl. Geschichts- und Re ligionsunterricht. Das ist Viel! wird mancher Vater, manch« Mutter, mancher Schulvorstand denken und doch ist's nur das Nöthigste. Ja, Mancher dürfte auch in seiner Einfalt sagen: „Das Alles haben wir sonst in den Schulen nicht gehabt und es ist auch gegangen; di« Lehrer wollens sich jetzt recht leicht machen." — Er möchte wohl recht haben, wenn da» Leichtmachen nicht ganz und gar den Kindern zu Gute käme und der Lehrer nur den Vortheil hat, zu wissen, daß die Kinder den Un terricht gefaßt, verstanden, begriffen haben. Ein Anderer steht die» «in; wenn aber nur nicht die ungemüthliche Geldausgabe damit verbunden wäre. Doch die» ist nicht so bedeutend, als daß darüber hinwegzukommen unmöglich sei. Di« Herren Schulvorstände einer jeden Schule mö gen nur alljährlich 5-10 Thlr. au» der Schul- caffe dazu verwilligen und in einigen Jahren find alle diese Lehrmittel 4um Nutzen und zur Freud« der Kinder Geschasst. Und so soll es seinl — TageSgeschichte. Riesa, 27. Juli. Auch wir wollen der Lei stungen der Schauspielergesellschast des hier wei lenden Herrn Dir. Zirkel noch einmal gedenken, und hervorheben, daß von den gegebenen Vor stellungen das am Donnerstag, den 20. Juli, in Scene gegangene Stück „Eine Braut aus Liefer ung", sowie am Montag, 24. Juli „Landwehr manns Christfest", „Der Gasthof zum grünen Esel", „Bei Wasser und Brod" und am 26. Juli „Das Erntefest" jedenfalls die Glanzvorstellungen bildeten. Hier vergaß man den kleinen Raum des Theaters, hier klappte sozusagen Alles! Die Stücke waren Prächtig studirt, rapid den Cha- racteren urd Scenen angemessen ging das Zu sammenspiel, es war wirklich eine Freude den kunstgerechten Gang der Stücke zu verfolgen. Der Beifall des Publikums gab sich in zahlreichen Vcifallsspenden kund, und der täglich sich steigernde Besuch zeigt das nicht zu verkennende Interesse an den Leistungen der Gesellschaft. Schließlich verfehlen wir nicht, auf die, heute, Freitag, den 28. Juli stattfindende Vorstellung aufmerksam zu machen. Zur Aufführung wird zum 3. Male: „Eine Braut aus Lieferung" gelangen und glaub« wir im Voraus einen seltenen Genuß versprechen zu können (vergl. Ins.). Strehla, 18. Juli. Gestern feierte die hie sige Schützengilde ihr diesjähriges Schützenfest. Da dasselbe vom schönsten Wetter begünstigt war, so hatte sich an beiden Tagen ein recht zahlrei ches Publikum eingesunden. In Folge des besten Schusses nach der Königsscheibe wurde Fähr meister Kunze Schützenkönig. War die Stadt schon an beiden Tagen festlich geschmückt mit Kränzen, Guirlanden und Flaggen, so wurde die ser Schmuck aber noch übertroffen durch die beim Einzug« Abends stattgefundene Illumination. Meißen, 25. Juli. Ein gestern Nachmittag unter der alten Brücke am Heger festgefahrener beladener Kohlenkahn, welcher heute gegen Mor gen durch einige Zoll Wasserwuchs wieder flott geworden war, ist bei der Bemühung, ins richtige Fahrwasser zu kommen, kurz vor den Dammbau ten wiederum aufgefahren. Der Versuch, denselbm mittelst Dampsboot flott zu machen, gelang nicht und hat der Kahn selbst bei diesem Versuch einen Leck bekommen. — Dresden, 25. Juli. Se. Excellenz Herr Staatsminister l>r. Schneider hat einen Urlaub von mehrer» Wochen zum Zweck einer Brunnen- cur und einer Erholungsreise am 24. d. M. an getreten. Dresden, vom 25. Juli. Mit dem heutig« Lage endet di« Thätigkeit der Etappe am Leip ziger Bahnhofe, welche von morgen an ausgelöst ist. Leipzig, 24. Juli. Von unterrichteter Sette geht dem ,A Tgbl." folgende Mitthelluna «: „Im vergangenen" Jahr« gab bekanntlich die Sr- höhung de« Kaffeezoll» in Deutschland um Sü Gr»- schm pro Lentner manch« Leut« Anlaß zu W> ßer Aufregung. Dieselbe ist längst wiäer da» geffen, und mü vollem Recht, dmn wie glücklich wtx andern Ländern gegenüber daran flfld, veAech