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Nummer 8l — 27. Jahrgang §r,che,m «mal «üchenit. m» den illuslr. «ratt-beitagen .Di» i>„>- und .Für untere ttemen Leutes sowie den Teubeitagrn xenno-Blall' .Unterhaltung und Wifieu-. .Die «e» der rra»' .Aerztlicher Ratgeber- .Da« gute Buch- .FUmriuid- !«°u'. Monatlicher Bezugspreis 3 MI. einlchl. Beltellgeld. kluzkliuimincr N» -s. Sonnabend- u. Sonntagnummer Li» Sauvttchrtttletter, D». t«. DeSczp». Dresden. SüchMe Sonnlag, den ».April lS28 VerlagSor», Dresden Anzeigenpreis«, Die tgetpattene PeMjctte »<» ^.Familien anzeigen und Etellengeluche L0 Die Petürettamezeil«. 68 Millimeter breit. 1 Offcrtengebühr Lv Z. Im Falle höherer Gewalt eriiichl ,cde Verpflichtung aus Lieferung sowie Erfüllung v. Anzeigen-Aufträgen u. Leislung v. Schadenerlab. Gelchüsllichei leis Artur Lenz, Dresden. voirssottunli Geschaftsslelle, Drutt » Bertag: Germania. A.-G ilr Verlag nnd Trnlkerci. Filiale Dresden. Dresden.A. 1. Volierllrntzell. Fernru>8ioi2. Voslscheiklonlo Dresden tVni Vnnktvniv Siadtbant DrcSden Ar. 6I7I8 Fiir christliche Politik und Kultur Nedaktion der Sächsische» BolkSzeitung Tresden-AItsladl l Polierslrage >7. Fernrnt Ml und rioi>. Das Kreuz in Mexiko Gedanken am Ende der Karwoche Das Geheimnis -es Osterfestes Erleben wir wirklich »och dos W u » d er des Oster festes? Der Großstadtii'eiPfh unserer ^e>k aho>'kckni>tcn von der Gottesnaiur, eingespannt i» die Aiechanik eines unbarmherzigen Existenzkampfes — ihi» sind die Quellen se.sl verschüttet, aus denen Urchristentum und Mittelalter ihren freudigen Osterglnuben schöpften. Er nimmt nur dankbar die zivei Tage der Ruhe an. Aber in der Stille dieser Tape rauschen vielleicht doch wieder die Quellen des ewigen Lebens in ihm empor, der Lärm und die Wichtigkeiten des Alltags versinken, und er ahnt voll Ehrfurcht oder Angst ein (Geheimnis, das hinter den sichtbaren Dingen dieser Welt steht. Vielleicht muß man heute zu den Kindern oder zu den alten Leuten gehen, um das Geheimnis des Oster- seslcs noch ganz rein zu erleben. Sie empfinden die Erneuerung des Lebens, die sich während der Tage lim Ostern in der ganzen Ratur vollzieht, als ein erschütterndes Ereignis großartigster Art. Diese Kraft, die unsere Mutter Erde aus der Todesstarre des Winters löst, die die Bäume zwingt, Knospen zu treiben, die den letzten Schnee aus den Bergtälern und die letzten Winter wölken vom Himmel fegt — diese Kraft einpfinden sie n!s unmittelbare Äußerung einer höheren Macht, die die sichtbaren Dinge dieser Welt nach einem weisen Plane lenkt. Der Wechsel der Jahreszeiten, der dein mechani sierten Gehirn eine Selbstverständlichkeit ist, bedeutet üir den ursprünglich empfindenden Menschen einen Plan von unendlicher Genialität, eine gewaltige Willens äußerung, durch die sich uns eine höhere Vernunft kund- gibt. Dieses Wunder der Osterzeit ist der Beweis dafür, daß hinter den sichtbaren Dingen dieser Welt eine un sichtbare Macht regiert, daß die Materie vom Geiste be herrscht wird. Gegenüber diesem erschütternden Erlebiris der macht vollen Erneuerung der Welt erscheinen alle gelehrten und populären Erklärungen bedeutungslos. Welchen Wert hat schließlich die Darlegung, daß veränderte Stel lung der Gestirne zueinander den Wechsel der Jahres zeiten auslöst? Wer bewirkt diese Veränderung der vcrnunstlosen Materie, die ein vernünftiges Geschehen zur Folge hat? Diese Frage nach dem ersten Be weger hat noch kein Gottesleugner aus der Welt schaffen können. Mit prunkvoll klingenden Fachaus- drucken kommt man über diese Schwierigkeit nicht hin weg. Kepler, der Entdecker der für die Planetenbewe gung gültigen Gesetze war weiser als mancher moderne Gelehrte, er rief aus: „O Unendliche Gerechtigkeit vor Ge Urheber aller Bewegung!" Feinstes und tiefstes Wissen führte diesen großen Astronomen empor zur Höhe eines unerschütterlichen Glaubens. Auch dem Menschen der Gegenwart steht kein anderer Weg offen. Alle Wissenschaft klingt aus in Religion, und keine gül tigere Form ist für das Erlebnis der Osterzeit gefunden worden als die Botschaft von der Auferstehung des Gottessohnes, die allen Christgläubigen an diesem hohen Feste verkündet wird. Das Evangelium von der Auferstehung Christi vermittelt uns dieses Erlebnis in der höchsten und ein prägsamsten Form. Vor dem Ostertage steht der Karfrei tag. vor dem Triumph des göttlichen Geistes der schein bare Sieg der materiellen Mächte. Im Kerker des Herodes und unter den Henkersknechten des Pilatus, endlich am Galgen — denn das Kreuz ist die Galgenstrnse derNömer- zeit — scheint der Erlöser nur als leidende Kreatur, so wie Demut und Gottergebenheit, seine erhabene Geduld scheinen ein verlorenes Werk in dem Augenblick, als er sein Haupt neigt und stirbt. Erleben wir das nicht täglich, diesen Untergang des Guten, dieses Obliegen des Gemeinen über das Edle, diesen ewigen Karfreitag unserer unvoll kommenen Welt? Aber alles wahrhaft Edle, alles vom Geist Gottes Erfüllte kann man nicht zerstören und be graben. unvernichtbar erhebt es sich aus den Gräbern. Ter Glaube an die Auferstehung, das ist die Überzeugung Keule: Die Welt (Illustrierte Wochenbeilagc Christ i st erstanden (Osterbcilnge) Für unsere kleinen Leute Auch die heutige Nummer der S. V. muß infolge des Dresdner Buchdruckerstreiks in verkürzter Form erscheinen. Als der spanische Eroberer Fernando Cortez im Jahre lölü mit einer nicht eben großen Schar von Kriegern, aber mH uw,so größerem Akute seine Fahrzeuge am Strande des heidnischen Mexikos angelegt halte, drang er ohne Rast sofort in das Innere des Landes ein. Aus einer Anhöhe der Landschaft Tlaskala errichtete er. wie Glaubwürdige Schriftsteller erzählen, ein Kreuz, zum Zeichen, daß er die bis dahin noch dem Heidentum angehörcude Bevölke rung für das C h r i st e n t u m gewinnen wollte. Haufen weise sah man bald die Tlaskalaner zu dem Kreuz aus den Berg eilen, um dort »ach ihrer Art zu beten. So bereiteten sie sich, von der Gnade Gottes geführt, aus erfolgreiche Weise für die Annahme des Christentums vor. Das Kreuz Christi feierte seinen ersten Triumph in Mittelamcrika. Heute, nach vierhundert Jahren, müht sich der frei maurerisch-heidnische Gewalthaber der Republik Mexiko Calles, in dem Wahn, die Wohlfahrt und das Glück des Landes auf moderne, heidnische Weise am besten fördern zu l'.»nen, ab, das Kreuz, das einstmals auf dem Tlaskala berge aufgerichtet wurde, und in dessen Schatten sich die Mexikaner zu ihrem größten Teile geborgen und zufrieden fühlten, niederzureißen. In diesem Zwecke gehen seine und seiner Helfershelfer Maßnahmen, denen man den Namen Schutz der republikanischen Staatsordnung gibt, bis zum Aeußersten und erneuern die Verfolgungen der ersten christ lichen Jahrhunderte. Was am ersten Karfreitag im Prä- torium des Pilatus in Jerusalem sich zugeträgen. als Christus zum Tode verurteill war. das scheint sich in Mexiko zu wiederholen. Ats die Hohenpriester und Phari säer bei der Vorbereitung des Todesganges Christi der Kreuzesinschrift ansichtig wurden, und sie lasen, da waren sie der Meinung, es sei ein unzutreffender und verkehrter Titel, der an das Kreuz angeheftct werde. Daher begehr ten sie stürmisch seine Abänderung. Genau so pharisäisch stürmisch ist das Begehren des mexikanischen Machthabers, und sein Begehren wird Befehl und Tat. Während in Jerusalem der Repräsentant der römischen Knlturwelt dem Pharisöerbegehren, nachdem er sich zuvor bei der Ver hängung des Todesurteils über Christus sehr schwach ge zeigt hatte, auffallend entschieden entgegentrat mit dem Worte: „Was geschrieben ist, bleibt geschrieben", Joh. 19, 22, erhebt sich heute in der gesamten Knlturwelt, ab gesehen von den Katholiken, keine Stimme gegen das Trei ben eines Calles. Wie kommt das? Der Titel, der seit neunzehnhundcrt Jahren das Kreuz Christi ziert, gibt, seinem Verbalsinne nach erklärt und auf das Karsreitagsgeheimnis ange wandt, die Erklärung. „Jesus der Nazarener, König der Juden", so lautet der Titel (Joh. 19, 19). Der Name „Jesus", von Ewigkeit vorhcrbestimmt, heißt Retter oder Erlöser und zeigt des Kreuzes und des Christentums hohe, himmlische Kraft. „Nazarener", gleich Blüte oder Sprosse, bezeichnet des Kreuzes und des Christentums lebendige ausgedehnte Wirksamkeit, durch die alle Menschenschuld gebüßt und hingenommen wird, und der Baum gepflanzt ist, dessen Schatten alle Völker birgt. „König" weist auf die Herrlichkeit und Göttlich keit dessen hin, der am Kreuze starb, dem alle Gewalt ge geben ist, im Himmel und auf Erden (Bk. 28, 18), und an dessen Herrschaft die von ihm gestiftete Kirche teil nimmt. Der Zusatz der „Juden", d. i. der Bekenner und Verehrer Gottes, erklärt die Gottgewolltheit und die W a h r h e i t des Kreuzes und des Christentums. Zwar sollte der Inhalt der Kreuzesüberschrift nach der Absicht des römischen Statthalters, nicht so säst dem Gekreuzigten gelten, als vielmehr der Abweisung der gegen ihn selbst gedrohten Anklage beim Kaiser und damit der Demütigung und höhnischen Kränkung des ganzen Judenvolkes und zumal der frech-übermütigen Pharisäer, allein in Gottes Ratschluß hatte auch diese Tatsache bei Christi Leiden eine höhere, heilige Vorbedeutung. Lie Änlcbrist wurde »um von der Unvernichtbarkeit des Guten, der Glaube an den ewigen Triumph des göttlichen Geistes über die materiellen Mächte. Dieser Glaube schließt in sich die Hoffnung auf unsere eigene Erlösung, auf unsere eigene Heiligung. Auch in den Menschenherzen kann der Geist Gottes auf die Dauer nicht vernichtet werden. Jahrelang mag cs so scheinen, als versänken wir ganz lm Alltäglichen oder gar Ge wöhnlichen, als seien uns alle Organe abgestorben, um höheres Leben zu empfinden. Aber für Jeden kommt einmal der Ostertag. an dem wie auf ein Zauberwort die verschütteten und erstarrten Quellen fick regen, an dem die toten Zweige plötzlich wieder Knospen treiben, an dem wir den Willen des unendlichen und ewigen Geistes wieder in uns fühlen. Wer dann den Willen Gottes aufnimmt in seinen Willen, wer der Gnade ent- V e r v c> m m u n g s u r l e i I über die treulose Synagoge und zur Siegesbotschaft für die christliche Kirche. Verkündet doch wie in prophetischen Schriftzügen die drei sprachige Aufschrift die nahende N e i ch s h e r r l i ch k c i t des Erlösers über alle Völker und Sprachen der Welt. Sie ist der Anfang des seinem Inhalte nach stets einen und überall gleichen Lobpreises des Gekreuzigten und des Bekenntnisses jenes Glaubens, der zuerst in Jerusalem gepredigt und dann nach Rom und Hellas gebracht wurde, und der sich mittels der drei großen Kirchen sprachen, der syrisch-orientalischen, der griechischen und lakei Nischen in Ritus und Wissenschaft durch alle Jahrhunderte des Christentums hindurch in unvergleichlicher Kraft und Schönheit ausgeprägt und erhalten hat. Um nichts geringeres handelt cs sich in Mexiko als um die Wiederholung der gottesmörderischen Tat des ersten Karfreitags an der Kirche, um die Vernichtung der Wirk samkeit, der Kraft, der Göttlichkeit und der Wahrheit des Christentums in dem unglücklichen Lande. Menschenrechte und göttliches Gesetz werden daher geknebelt wie einstens am Karfreitag des Jahres !!!!. Die mexikanische Ver fassung bestimmt: Die Kirche ist aus der Schute verbannt. Orden uns Ordens- gelübde sind verboten. Das Kirchcngut. selbst das in Zukunil erworbene, das Gotteshaus eingeschlossen, ist Eigentum des Staates. Der Kirche ist verboten, Kranke,.-, Waisen- and Armenhäuser zu leiten. Die Einzelstaaten bestimmen die Höchst- zay, c>er Geistlichen. Die Prienoc vauen weder das aktive noch das passive Wahlrecht. Den Piiester» ist die Kritik au der Ver fassung. an Einzelbehvrden, an der Regierung verboten. Reli giöse Blätter, die Politik treiben, politische Parteien, die sich religiös einstellcn, sind verboten. Wer sieht da nicht das wüste Treibe» der ersten Kar woche, angesnngcn aus dem Oelberg und beendigt durch Christi Tod auf Golgatha? Und der Sinn dieses Treibens ist der: Alle Einrichtungen des katholischen Christentums, sein ganzes Wesen und sein Dasein, ist der Entfaltung der modernen ^taatsidee, die in ihrem Grunde heidnisch ist. hinderlich daher muß radikal vorgegangen werden. Man muß die ganze christliche Ver gangenheit mit brutaler Gewalt zerstören und die Grund jage dieser Vergangenheit, die ch r i st l i ch e Welt anschauung vernichten mitsamt dem Besitz der .Kirche an beweglichen und unbeweglichen Gütern. Eine Nivellierung muß geschaffen werden, auf der kein Platz mehr ist für Kreuz und Kirche, die dafür die Tummelstätte reiner Diesseitswejcn wird. — Sehr bezeichnend für die Kulturgesinnung unseres Jahrhunderts ist es, daß solche Dinae geschehen können unter dem Stillschweigen des größeren Teiles der Kulturmenschheit, die vom Christen- ium nur noch das übrig zu haben scheint, daß sie die Jahre nach Christi'Geburt zählt. Ist etwa Nietzsches Ausspruch zur allgemeinen Tatsache geworen: „Die. Gestalt des Kreuzes inmitten einer Zeit, welche die Bestimmung und die Schmach des Kreuzes nicht mehr kennt —. wie schauer lich weht uns dies alles an, wie aus dem Grabe uralter Vergangenheit."? Eine Antiquität wie die Skulpturcntorsos der klassischen Römer- und Ericchenzeit, — daß ist die Lehre des Karsreitagsproblems in Mexiko —, darf und wird das Kreuz und mit ihm die Kirche, die es hütet, n i e m a l s werden. Ob sich die Wege der Welt auch am Kreuze schei den, ob die einen es verehren, die andern es hassen.» ob cs die einen mit Rührung erfüllt, die andern mit Wut, das ändert an der Welt- und Ewigkeitsbedcutung des Kreuzes nichts, das soll vielmehr das Apostclwort zur Erfüllung und Bestätigung bringen, bei allen denen, die an den Ge kreuzigten glauben: „Wir aber verkündigen Christus, den Gekreuzigten, den Juden ein Anstoß, den Heiden aber eine Torheit, den Berchenen dagegen Christus, Gottes Krast und Gotteswcisheit" 1 Kor. 1, 23 s. gegenkommt durch eigenes Werk, der geht dein unend lichen und ewigen Leben, zu dem wir uns im Credo bekennen, nicht verloren. In diesem Glauben wagen wir zu hoffen nicht nur auf das eigene Heil, sondern auch auf ein großes Ostern für unser Volk, für die Kultur, der wir angehören. Nur die Gnade Gottes kann die Erstarrung durchbrechen, die sich über unsere ganze Welt gelegt hat. die religiös-sitt liche Not. das geistige Wirrsal, die materielle Katastrophe. Daß der Allmächtige uns nach dieser grauenvollen Passion unser Geschlecht einst eine Auferstehung erleben lasse, daß ist unser Wunsch am Osterfeste. Nicht nur unser Wunsch, sondern unser Glaube, in dem wir trotz aller Karfreitags visionen der Gegenwart ankämpsen gegen die materielle Welt, deren Ueberwindung durch den Glauben uns der Auferstandene verbeißen hat. vvk