Volltext Seite (XML)
l is/xro h«r Her»»aß«r«: Ktrstsch ^ Nrichardt. — v«ra»tw»rtltch« N«b«ct»rr JuldlO Nrtcharbl« DreStzr«, lO, 14. August. j — Ueder die bevorstehende« NeichstagSwahlm gebm wir folgende Notizen: Für den Wahlkreis Zwickau rc. ist als Ver treter Herr Geh. Rath von Schimpfs in Aussicht genommen.' Für da« im Januar sich an den Reichstag anschließende Zoll parlament dürste eine Kraft nicht zu unterschätzen sein, die, wie Herr von Schimpft, wiederholt an früheren Zollconferenzen sich betheiligte. Bürgermeister Streit gilt als Candidat für Schnee berg rc., für Zschopau, Wokkmstein hat Gutsbesitzer Richter in Oberschlema angenommen. Da die Geh. Justizräthe Gebert und Herbig ein« Wiederwahl abgelehnt haben, ist für ersteren (Born« rc.) Herr Staatsanwalt Held in Dresden ausgestellt worden; ein Ersatzmann für letzteren ist noch nicht gefunden. Die Wähler von Frankenberg Mittweida richten ihr Augenmerk auf den dortigen Herrn Amtshauptmann von Könneritz. Herr Bürgermeister Haberkor« in Zittau, der diesen Bezirk zuletzt »ertrat, will dort nicht wieder candidiren, um sich nicht dem Vorwurf auSzusetzen, als setze er der allgemeinen Politik die städtischen Interessen hintenan; er wird daher nur für Zittau auftreten, bei welchem Wahlkreis natürlich dieser Vorwurf von selbst wegsällt. Riedel hat definitiv jede Wiederwahl abgelehnt. Die Wahlcomit'S in Löbau und Bautzen wollen trotz der Ab lehnung einer Wahl von Seiten der Herren Landesältesten von Thielau und Salza an deren Wahl festhalten. Elfterem stsht Herr Advocat Mosig von Aehrenfeld gegenüber. In Chemnitz chatte nürn von konservativer Seite erst die Wahl des Herrn Geh. Rath Wrinlig in Dresden ins Auge gefaßt, da derselbe aber als Mitglied deS norddeutschen Bundesrathcs kein Man dat annehmen darf, so reflectirt man auf Herrn Geh. Regier- unasrath vr. Hülße in Dresden, Direktor der polytechnischen Schule. Denselben unterstützt das gute Andenken, in welchem seine frühere Stellung als Director der Chemnitzer Gewerbe schule steht. Im 17. Bezirk, Glauchau rc., gilt die Wiederwahl Bebels bei der dort überw egenden Arbeiterbwölkerung für zwei fellos, doch hat derselbe früher bereits auf ein Mandat verzichtet. — Wie m«n ln österreichischen Blättern liest, hat das oberösterreichische Hilfscomitö für die k. k. Truppen am ver flossenen Sonnabend an der Capelle des Linzer Friedhofes eine Gedenktafel zur Erinnerung an jene sächsischen Soldaten an bringen lassen, welche in Folge der im letzten Kriege erhalte nen Wunden in Oberösterreich gestorben sind. Die mit einem Goldrand und Goldverzierungen versehene Marmortafel enthält die Inschrift: „Dem Andenken der Soldaten der königlich säch sischen Armee, welche im Bunde mit Oesterreichs Heere auf den Schlachtfeldern von Gitschin, Nachod und Königgrätz 1866 ge kämpft haben und gestorben find" rc. — und die Namen von ü Soldaten. — Vorgestmr ist der im vorjährigen Kriege oft genannte k. k. österreichische General Graf Clam-GallaS hier durchpassirt? Tr kam mit der schlesischen Bahn hier an und begab sich von hier nach Leipzig. — — Im Monat Juli erhielten 75 Personen daS Bürger recht der Stadt Dresden.— G — Die nach dem Großen Garten führende sogenannte Kegelbahn ist nenöchlvg» wieder mit einer Holzeinsassung ver sehen worden. Man sollte meinen, daß diese Art Umfassungen, welche die kletternde Jugend als einen ihr obrigkeitlich gewahr ten Gcatis-Turnapparat anzusehen pflegt, nach den Reparaturen, die sie kostet, allmählig einem praktischeren Dinge Platz machen würde. Am Zwinger z. B. sind Eisenstangen, in anderen Städten Eisendrathleinen gezogen ; indeß ist dies nicht der Fall gewesen. Die Folgen zeigen sich jetzt schon, indem bereits nach wenigen Tagen mehrere Verbindung« zerstört sind. — Am Sonntag, dm 11. d.M., fand in Riesa eine Zu sammenkunft mehrerer Männer statt, um über die Gründung eine« constilutionell-bundesstaatlichen WahloereinS für Sachsen zu berathen. Die Einladungen hierzu warm vom Vicepräsi- drntea der Zweiten Kammer, Rittergutsbesitzer Oehmichen auf Choren, ergangen und eS war die Versammlung unter Anderem von Herrn Geh. Rath von Wächter aus Leipzig, GeneralstaatS- anwalt vr. Schwarze au« Dresden, Advocat Müller au« Chem nitz, Hofrath Professor Schletter aus Leipzig und vielm anderm distinguirten Persönlichkeiten besucht. Zu Mitgliedern des Di rektoriums de« Vereins wurden Hofrath von Wächter aus Leip zig, Rittergutsbesitzer Oehmichen auf Choren und Advocat Müller au« Chemnitz gewählt. Die Verhandlungen leitete mit oft be währtem parlamentarischen Tact Herr Rittergutsbesitzer Oehmichen auf Shoren. Nachdem die Aufstellung geeigneter Wahlcandidaten für di« Mehrzahl der einzelnen Wahlbezirke erfolgt und das Programm des Vereins berathen worden roar, wurde beschlossen, dasselbe nächstens bekannt zu machen und zum Beitritt zum ! Verein rinzuladen. DaS Protokoll bei der Versammlung führte s mit gewandter Feder Herr Bürgermeister Advocat Schubert aus , ' Dahlen. Nach Beendigung der Verhandlung vereinigte die ver- s- sammelten Gesinnungsgenossen ein gemeinschaftliches Mahl. — ; — Das „CH. Tgbl." bringt einen ausführlichen Bericht über das vierte sächsische PreiSschießen in Chemnitz, welches am Somttag begann. ES war ein stattlicher Zug, der Nachmittags aufbrach, einige festlich beflaggte Straßen der Stadt passirte und sich dann nach dem Festplatz, dem Waldschlößchen, begab. Hier angekommen, begrüßte GerichtSamtmann Friedrich die Schützen im Namm der Gemeinde Hilbersdorf, in deren Marken daS vierte sächsische PreiSschießen gefeiert wird. — Am Montag ward da« PreiSschießen unter reger Be- theiligung der Schützen fortgesetzt. Mittag« gegen 1 Uhr vereinigten sich gegen 300 der Festgenossen an der Festtafel. Nach 3 Uhr begann das Schießen von Neuem, zu dessen Ga bentempel recht werthvolle Geschenke der privilegirten Schützen gilden von Chemnitz, Dresden, Leipzig und Zwickau gespendet worden sind. Der Auszug der versammelten sächsischen Frei handschützen, der Sängertag des erzgebirgischen Sängerbundes und die Industrie-Ausstellung hatte« eine ganz bedeutende Be suchermasse von auswärts nach Chemnitz geführt. Die Aus stellung ward von beinahe 5000 Personen in Augenschein ge nommen. — Nach einem Bericht der königl. Commission für das Veterinairwesen im Königreich Sachsen sind im Laufe des vorigen Jahres 289 wuthkranke oder der Tollwuth dringend verdächtige Hunde getödtet worden. Nach Amtshauptmannschasten vertheilt, kommen davon 38 auf die Freiberger, 36 auf die Dresdner, 30 auf die Meißner, 24 auf die Bautzner, 24 auf die Anna- berger, 23 auf die Grimmaer, 32 auf die Pirnaer, 21 auf die Löbauer, 19 auf die Döbelner, 16 auf die Chemnitzer, 15 auf die Leipziger, 8 auf die Plauensche, 6 aus die Zwickauer, 3 auf die Nochlitzer Amtshauptmannschaft, und 4 aus die Schön- burgischcn Neceß'herrschaften. Hierzu sind noch 3 Katzen, 1 Pferd, 1 Kuh und 2 Schweine zu rechnen. — Wenn Pferde beim Durchgehen Menschenleben in Ge fahr bringen, so trifft die Pferdeeigenthümer manchmal keine Schuld, stets aber der Tadel aller Derer, die Zeuge jener Fälle werden. WaS soll man aber dazu sagen, wenn eine frequente Straße zur Rennbahn gemacht wird, auf welcher wilde Pferde unter Halloh und mit der Hetzpeitsche auf und nieder gejagt werden, um sie zu zähmen? Dieses Stück, dem mehrfache ähn liche vorausgegangen waren, spielte am Montag Abend auf der Neuegasse. Ein Nenner, auf dem ein junger Mann mit flat ternden Haaren in den Steigbügeln sich zu behaupten alle Kraft anwenden mußte, wurde aus einem Stall dieser Straße geführt und raste nun die Straße auf und ab, daß Alles erschreckt in die Häuser flüchtete. Hierauf bestieg ein Pferdeknecht das Thier, der junge Mann lief, die Hetzpeitsche anwendend, dem Thiere nach, daß eS hoch aufbäumte und wild um sich schlug. Man kann sich die Scene denken: Mütter liefen, ihre Kinder vor den Hufen deS ThiereS zu bergen, daS Publikum war im höchsten Grade entrüstet. Erst nachdem die Zähmung des Pferdes voll endet war, wurde die Straße wieder pasfirbar. — Vorgestern passirte eine Abthcilung der Zöglinge au« Uhland'S Technicum zu Frankenberg bei Chemnitz unsere Stadt, welche in Begleitung ihres Direktors und einiger Lehrer auf einer Ferienreise begriffen sind. ES hatte sich vielfach die irrige Meinung verbreitet, als ob diese zu Anfang des Jahres 1865 zu Mittweida von dem Ingenieur W. Uhland nach einer neuen, ihm eigenen Idee gegründete technische Lehranstalt sich noch da selbst befände, während doch diese Anstalt zum Zwecke ihrer Vergrößerung von Ostern dieses Jahres in die Stadt Franken berg übergesiedelt ist und unter dem Namen „Uhland'S Tech nicum zu Frankenberg" in Verbindung mit technischem Bureau und Maschinenwerkstätte unter dem Patronat des Stadtraths daselbst ihre Wirksamkeit fortgesetzt hat. Die von dem Inge nieur Uhland zuerst zur Ausführung gebrachte Idee, behufs der Ausbildung junger Techniker die Theorie mit der Praxis in directe Verbindung zu setzen und mit dem Unterricht auch Er ziehung zu vereinigen, lenkte bald sowohl die Aufmerksamkeit der Fachmänner als auch des großen Publikums auf dessen Institut und verschaffte diesem eine so erfreuliche Frequenz, daß unter dm Zöglingen deS Uhland'schen Technicum sich gegen wärtig nicht allein Deutsche aller Gauen, sondern auch Ungarn, Schweizer, Russen und Amerikaner befinden. Wir wünschen diesem Institute das beste Gedeihen. — Wenn man sich nur zu helfm weiß! DaS beweist ein Seitenstück zu der neulich erzählten Milchepisode im Om nibus. Bekanntlich ist der Lößnitzgrund sehr fruchtbar in Be zug auf Erdbeeren, die in des WaldeS tiefsten Gründen und am Wege wuchern. Dort findet sich natürlich die liebe Schul jugend der Umgegend ein, um in Kannen und Krügen die Beeren zu sammeln, die dann auf unfern Speisetafeln, sei eS am tadle ä'büie, sei eS auf dem Familientilch, paradiren und dm Gaumen kitzeln sollen. So pflückte auch eines Tages ein Knabe, der gewiß noch keine Glacehandschuhe getragen und dessen Hände mit Keoss'scher Glycerinseise auch noch keine be sondere Bekanntschaft gemacht hatten, Erdbeeren im Lößnitzcr Grunde. Er hatte gute Ernte gehalten, alle seine Töpfe wa ren »oll, aber immer noch lachte« ihn die rothen Früchte zu Hunderten an. WaS thun — er hatte kein Behältniß mehr, da wußte er sich aber zu helfm — er zog die Stiefeln aus und nun machte er sich auf'S Ne« an s Werk und bald warm diese von der Sohle bis zum letzten Schastrande gefüllt. Wenn man sich nur zu helfm weiß! — Wie ein heutige« Inserat in unserm Blatt besagt, hat ein Bewohner der Christianstraße 25 Thaler Belohnung für dm Entdecker eines boShaftm Buben auSgesetzt, der das Kleid und den kostbaren Shawl seiner Frau am Montag Abend über und über mit Tinte begossen. Beide Kleidungs stücke, die als seltene Stoffe auf der Pariser Weltausstellung erst vor Kurzem angekauft warm, hatten einen Gesammtwerth von 150 Thalern. Es ist dies wieder ein Bubenstück, dem nur Rache oder Neid zu Grunde liegen kann. — Ueber dm telegraphisch berichteten Unfall des vstreichi- schen Reichskanzlers von Beust erfahren wir, daß derselbe Sorge getragen hatte, daß seine hier in Laubcgast weilende Gattin nicht durch die Zeitungstelegramme erschreckt werde. Herr v. Beust hatte bereits früher nach Laubegast telegraphirt, daß er auf seinem gewöhnlichen Spazierritt in dm Umgebungen Ga- steinS dicht neben einem jähen Abhang vom Pferd« gestürzt und dm Abhang hinunter gerollt sei. Glücklicherweise hat er sich dabei keine Verletzungen zugezogen, er erledigte, nachdem er seinen Spazierritt vollendet, seine umfassenden diplomatischer» Arbeiten ebenso als wenn nichts vorgefallen wäre. — Das Copitzer Vogelschießen am Sonntag und Montag hatte diesmal ausnahmsweise das herrlichste Wetter, da es ge wöhnlich sonst wie mit Kannen vom Himmel herab zu gießen pflegt. Wir sahen viele bekannte Gesichter, selbst die bei uns geöffnet gewesenen Schaubuden, vom ldestrv ttaoyais bis zum Casperle hinab paradirtcn dort. Mehrere Dresdner Wirthe hatten Nestaurotionszelte, ein Loschwitzer den Tanzsalon aufge schlagen, in welchem trotz der brennenden Hitze rasmd galoppirt und gcwalzert wurde. Doch lagerte eine traurige Mime in allen Physiognomien; denn die Triebfeder des Ganzen, das Bier war überall warm und daher nicht zu trinken, nur das Medingcr Zelt und das Liebe'sche machten eine Ausnahme. EiS und Schatten fehlten; denn das ganze Copitzer Plateau muß aus der afrikanischen Wüste Sahara hergeholt worden sein — eS fehlten nur noch Kameele und Beduinen. Die Ge schäfte gingen meist flau — manche Budm standen nur da, um die Reihe zu füllen. Gegm Abend erst wurde der Besuch stärker. Nächsten Sonntag wendm die VogelwieSler ihre Schritte nach Kötzschenbroda. Auch Lorenzkirchen läßt schon seine Lärm kanonen loS. — Vorgestern Vormittag war man Zeuge eines empören den Auftrittes. Vor einer Schmiede in der Antonstadt hielt ein Wagen, um eines der zwei Pferde beschlagen zu lassen, was, wie gewöhnlich, auf der Straße geschah. DaS Pferd hielt nicht still und der Kutscher zog durch seine lauten Schimpfredm die Aufmerksamkeit aller Vorübergehenden an, die noch gesteigert wurde, als er dem Pferde, da es, am ganzm Leibe zitternd, sich weigerte, mit einem Beschlaghammer, der am Boden lag, sechs bis acht tüchtige Schläge in die Rivpen versetzte. Bon» Schmiedegehilsen aufmerksam gemacht, daß er strafbar fei, zog er das Pferd unter grobm Flüchen in das Haus, wo ma« eS vollends beschlug. Beim Einspänner» bemerkte man weiße Flecke an der gezüchtigten Stelle. — Am vergangenen Montag Nachmittag war ein großer mit Sandsteinen beladener Eldkahn in der Nähe der Insel bei Pillnitz aus dem Grunde sitzen geblieben; derselbe war nur mit zwei Mann besetzt, die, um den Kahn leichter zu machen, «inen Theil der Ladung in die Schluppe werfen mußten. Als daS lim 2 Uhr von Dresden stromaufwärts fahrende Dampf boot an diese Stelle kam und ausweichen wollte, gerieth das selbe auch auf eine Sandbank, was einen Aufenthalt von ziem lich einer Stunde verursachte. DaS dabei die nach Copitz fah renden VogelwieSler wegen des Zeitverlustes böse Mimen machten, läßt sich leicht denken. Am bestm kamen diejenigen weg, die in Pillnitz aussteigen wollten; sie wurden von den dort stationirten Pontonnieren ans Land geschafft. — Bei dem hiesigen Zweigverein der Gustav-Adolph» Stiftung sind im vergangenen Jahre zwei Legate von je 500 Thlrn. und durch Sammlungen noch 1500 Thlr. eingegangm. Das Drittel, worüber er selbstständig verfügen kann, hat er theilü dem theologischen Alumneum zu Basel, theilS der deutsch evangelischen Gemeinde zu Marseille, theils der evangelischen Gemeinde in Teplitz zugewendet. — — Eine Handarbäterin, die vorgestern in einem Bictua- liengeschäst in der Wilsdruffer Vorstadt eine Kleinigkeit ein kaufen wollte, benutzte ihre dortige Anwesmheit dazu, hinter dem Rücken der Verkäuferin in die Geldkaffe in der Ladentafel zu greifen, um sich aus derselben einige Groschen herauszuholen. Zu ihre« Unglück erwischte sie aber die Verkäuferin, noch ehr. , iS rl I