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70. S<rhrga«g. 420 Abenö-Ausgabe Dtenatag, 7. September lS2S Gegrün-el 18SS Draklanlchrifli Aachrichl»» sterniprecher-Sammeinummee, 20 241. Mur Iltr Nachlgelpräche, 20 011. °om I. dt» lS. Seplemder IV2« oei täql. iwetmuUaerJuftelluns Irrt Sau» I.dü «Id. ' VLellllljt Poftd»jug»pret» >Ur Monat September 3 Mord »kn« Post,ugellun,gebühr. Ui»,el,»»»rr.>» Ps»,»I,. Dt« Anzeigen worden nach Sotdmord berechnete dt» »lnipaMg» SV mm drett, " " - - - - -- und SüUengeiuch» odne Redlamezeile ISV Psa., Auttritg» araen Rornu»d»zant. L>t» tllnzetaen wervrn naa> «atomar» oerewnei: 01» »t Anzeigenpreise: aukerdatd 200 Pia. Ofiertenoedtldr lv Psg. Au»w. Auttrt SchrMettunq und Houpta»tcha>l»lt»l'r. w,r!»»llral,e SS 42. Druck u. Rertaa von Uleplck » R»tch«rdl «n Dresden. PoMcheck.Aonla 10SS Dredden. Machdnick nur mit deutlicher Vuellennnaad, »Dresdner Nachr " »ittiltta. Unoerlanatr EchrUistsicke werden nicht auldewadrt. Sie Attentöter von Leiferde gefaßt. Zwei neue EisenbahnanschlSge. — Verstärkte Konlrollmahnahmen -er Reichsbahn. Deutschlands Tribut an die Wettsinanz im zweiten Dawes-Iahr. - Aichtssagenbe Dementis -es polnisch-rumänischen Geheimverkrags. Das Geständnis. Berlin. 7. Sept. Wie die T.-U. ersährt. hat heute früh einer der wegen dringenden Bcrdachtes. das Visenbahn attentat in Lciscrdc bei Hannover begangen zu haben. Fest genommenen, der stellungslose 21jährige Musiker Otti Schlesinger, ein Geständnis abgelegt. Nach seiner Aus sage traf er sich durch Zufall mit dem stellungslosen LLsährigen Kansmann Milli Weber, nnd da beide über keine Bar mittel verfügten, beschlossen sic das Attentat aus den Zug. um sich dnrch Rand Geldmittel zu vcrschassen. Schlesinger gab bei seiner ersten Vernehmung an, gemein sam mit Weber, den er im Asyl in FricdrichShasen kennen gelernt habe, durch die Schweiz und Deutschland gewandert zu sein. Als ihnen das Geld ausging, planten sie. sich Geld dnrch Gewalttaten zn vcrschassen. Ob sie diese Pläne ausgcfnhrt haben, werden erst die weiteren Vernehmungen ergeben. An der Eisenbahn cntlanggchcnd, fanden sie in der Nähe des Tat ortes bei Leiferde einen Schicncnschltissel, einen zweiten Schlüssel stahlen sie auS einer Wärtcrbude. Bei den wetteren Vernehmungen Schlesingers ans dem Polizeipräsidium gab dieser an. das, sie schon am Tage vor dem Attentat einen Anschlag auf den Amsterdamer Schnellzug versuchten, indem sie einen Hemmschuh aufs Gleis legten. Die Lokomotive schob aber das Hindernis bei seite. Am folgenden Abend gelang ihnen der Anschlag, ohne das, die Täter den beabsichtigten Raub auöflihrcn konnten. In Ergänzung des amtlichen Berichts wird mitgetcilt, das; die Vernehmung Webers noch zu keinem Ergebnis geführt hat, da dieser immer noch auf das entschiedenste leugnet, bei der Ausführung des Attentats beteiligt gewesen zu sein. Er gibt allerdings an. in Gemeinschaft mit Schlesinger gewandert zu sein und verschiedentlich auf den Feldern übernachtet zu habe». Während dieser Wanderschaft seien beide sehr her untergekommen und hätten oft nichts anderes als Feldsrüchte zn essen gehabt. Schlesinger dagegen Mt sein Geständnis aufrecht und gibt an, daß beide nach der Ausführung des Attentats von der Ungliicksstätte geflohen seien. Ihnen sei bei der Ausführung des Anschlages aus den V-Zug nicht der Gedanke gekommen, das; dadurch Menschenleben gefährdet werden könnten. (!) Uebcr die Verhaftung der beiden Verbrecher wird fol gcndeS gemeldet: Berlin, 7. Scpt. Wie W. T. B. hört, sind gestern abend hier zwei junge Leute Otto Schlesinger und Willi Weber im städtischen Asnl für Obdachlose im Zusammenhang mit dem Attentat aus den l)-Zug bei Leiferde verhaftet worden Der Nr » derdes Willi Weber war in Hannover bereits am Sonntag festgenommcn morden, der im Verdacht stand das Attentat von Leiferde begangen zn haben. Dieser Mann nun sagte bet seiner Vernehmung aus, daß lein Bruder ihm an der Grabstätte seines Vaters gestanden habe, im jugend lichen Leichtsinn gemeinsam mit seinem Freunde Schlesinger das Attentat verübt zu haben. Neide hielten sich in Berlin ans. Beamte der Hannover schen Kriminalpolizei begaben sich im Flugzeug nach Berlin. Gemeinsam mit Berliner Beamten nahmen sie eine Durch suchung des Asyls für Obdachlose vor. wo die beiden Verbrecher aufgefnndcn wurden. Nach den bisherigen Ermittelungen soll Schlesinger der Hauptschuldige sein nnd Weber verführt haben. Beide Verhafteten hatten zuerst behauptet, mit dem Eisen bahnaltcntat nichts zu tun zu haben. Ein dreimal wiederholtes Eisenbahnallenlal! Osnabrück, 7. September. Ans der Kleinbahn Pi-S» berg-Rhcine wnrdc zwischen Wersen und EvcrSburg am Sonntag früh aus einen Pcrsonenzug ein Anschlag verübt. Der Zug konnte aber noch srüh genug zum Halten gebracht werden. Die über die Schienen gelegten Rahnschwcllen wurden beseitigt. Bei der Rückkehr des Zuges sand man wieder die doppelte Zahl Schwelle« über die Schienen gelegt. Auch diesmal konnte der Zug rechtzeitig znm Halten gebracht werben. Kurz darauf sandcnLandwirte auf den Schienen 18 neue Hindernisse vor AlS Täter wurde nachmittags ein arbeitsloser Malergeselle aus Osnabrück scstgenommcn. (WTN.j Schüsse aus Den Zu«, Dresden—Berlin. Halle, 7. September. Am Sonntag abend wurde der Zug Dresden —Berlin zwischc« den Bahnhöfe« Grüna nnd Luckenwalde beschossen. Ein Fensterrahmen und eine Fensterscheibe wurden beschädigt. Personen wurdcn nicht verlest«. (W. T. B.) Eine Skellmlynahme -er Reichsbahn. Rechtfertigung gegen Ncrbächtigungen der Nahnvrrwaltung. Berlin, 7. September. Die Nachrichtenstelle der Deut schen Reich Sbahngesellfchaft veröffentlicht zu der nunmehrigen Aufklärung der Etsenbahnkatastrophe von Leiferde folgende Erklärung: Als am IN. Angust d. I. der Unfall bei Leiferde passierte, begab sich der Generaldirektor der Deutschen Reichsbahn- gcsellschaft. Dr. Dorpmttller. sofort an die Unglücksstclle und nahm Gelegenheit, noch an demselben Abend in Anbetracht des ungewöhnlichen Ereignisses seine Eindrücke als Fachmann der Presse persönlich zu übermitteln. Nach der Untersuchung an Ort und Stelle war von allen Eisenbahnsachlcuten sest- gestcllt worden, daß es sich um ein Atte ntat handelte. Trotz dem wurde mit aller Entschiedenheit von einem Teil der Presse dagegen Sturm gelaufen und ohne sachliche Beweise die Be Häuptling ausgestellt, das, cs sich um gar kein Attentat handelte, sondern um eine Vernachlässigung der Strecken durch die Reichsbahn. Diese Behauptung wurde von einem kleinen Teil der Presse sogar in außerordentlich scharfer Form ins persönliche Gebiet durch Angriffe gegen den General direktor der Deutschen Reichsbahn hinübcrgespielt. Es mußte daher bei den Lesern dieser Presse der Eindruck entstehen, daß die Reichsbahn bewußt die Gründe des Unglücks auf ein Ge biet hinüberspiele, für das sic keine Verantwortung trage. Es ist bedauerlich, daß dadurch, ohne daß sachliche Gründe vor lagen, eine Irreführung der Oesfeutlichkeit erfolgte. Wie wir von der Rclchsbahngescllschaft erfahren, hat sich der Standpunkt der Rcichsbahnvcrwaltung bezüglich der Ent schädigungssrage in keiner Weise geändert, nachdem jetzt durch das Geständnis Schlesingers scststcht, daß cs sich bei der Etsenbahnkatastrophe bei Leiferde um ein Attentat handle. Es wird betont, daß die Deutsche Neichsbahngescllschaft in diesem Falle nicht nach fiskalischen und rein rechtlichen Gründen Vor gehen wolle, nach denen der Neichsbahngescllschaft bei Atten taten keine Enischädigungspflicht auferlcgt ist, sondern daß sich die Verwaltung von menschlichen Erwägungen leiten lasse, mid die Opfer und Hinterbliebenen so entschädigen werbe, als ob die Dcntsche Rcichobahngcscllschast für das Unglück verantwort lich wäre. Ueber die aus Anlaß der in letzter Zeit häufig aus getretenen Eisenbahnunfälle von der Hauptverwaltung der Deutschen Reichsbähngescllschast getroffenen Maßnahmen teilt diese mit: Für die Reichsbahn gilt ebenso wie für jede andere Verkchrsvcrwaltung als Richtschnur, daß die Wahrung der Betriebssicherheit hinter allen finan ziellen Bedenken znrückstchcn muß. Die Reichsbahn ist sich ihrer Verantwortung voll bewußt, daß sic kein frevelhaftes Spiel mit Menschenleben treiben darf. Alle menschenmöglichen Mittel müssen für eine sichere Trans portführung angewandt werden. Nun mußte während der Krtegszeit Raubbau an Gleisen, an Brücken und am Wagenpark, wie überhaupt an allen Bahnanlagen, getrieben werden. Diese Schäden sollen erst in ernster langwieriger Arbeit auSgemerzt werden. Um trotzdem die Betriebssiche- rung zu wahren, mußte die Geschwindigkeit der Züge tark verringert werden. Mit dem Umbau des Obcr- iaucs geht cS rüstig voran, so daß bald wieder der Friedens tand erreicht ist und auch die Geschwindigkeit der Züge auf Friedcnsstaiid gebracht werden kann. Zwar sind durch stän dige Mechanisierung der Arbeit Köpfe erspart worden. Jedoch ist der Personalstand heute noch trotz geringeren Verkehr- höher als im Jahre 161.4. Die Hauptverwaltung hat sich nun zu folgenden Maß nahmen entschlossen: 1. Der Streifdienst ist in starkem Maß« auf den strecken von Bahnhöfen auch bet Nacht zu verstärken.. Ist es doch eine alte Erfahrung, daß einmal verübte An schläge in der ersten Zeit zu Wiederholungen Anreiz geben. 2. Die besten Praktiker der Reichsbahnverwaltung treten sofort mit Vertretern des. Neichsvcrkehrsministeriums und fachkundigen Vertretern des Beamten- und Arbeiterpersonals »u Kommissionen zusammen, die das gesamt« Neichsbahngebict zur Kontrolle bereisen. Sic sollen fcststellen den Zustand des Oberbaues, den Zustand des rollen, den Materials, die Handhabung des Betriebsdienstes, die Beanspruchung des Personals. Tie Kommissionen begebe» sich bereits heute auf den Weg und werden die ersten Berichte über die Hauptstrecken schon in der nächsten Woche erstatte«. SchireUere Justiz für -ie Eisenbahn- attentSter! Zu den neuen Eisenbahnattentaten wirb uns aus Richter kreisen geschrieben: Das ungeheure Ucberhandnehmen der Eisenbabnattentate. die nach alter Erfahrung geradezu epidemisch anwachseu, ist eine Mahnung, derartige Verbrechen gegen baS Allgemein wohl, ans andere Art und Weise zu sühnen, als es der nor male Gang einer gerichtlichen Untersuchung und eines gericht lichen Urteils ermöglicht. An der Mehrzahl dieser Eisenbahn- attcntate hat die Leichtfertigkeit der unbewachten Jugend Schuld, die sich bemüßigt fühlt, bas aufsehen erregende Verbrechen noch einmal nachzuahmen. Die einzig« Hemmung gegen derartige Rnbcnstreiche wäre ein sehe schnelles Gerichtsurteil, das den attentatslüsterne« Iüng» lingen die furchtbaren Folgen ihres Unternehmens vor Auge« führen soll. In Amerika werden derartige Verbrechen binnen kürzeste« Zeit gesühnt, so daß dem Publikum kaum Zeit dazu bleibt, ähnliche Pläne zn ersiiknen. Auch bei nuS gab cS in der Nach- kriegSzcit beim Wuchcrgcricht sehr schnelle Urteile, die mit Recht hart gcniig waren, und dadurch auf andere Mensche» abschreckend wirkten. Wenn ein Verbrechen «egen die all gemeine Sicherheit binnen wenigen Tagen so ge. sühnt werden würde, wie es das Gesetz zuläßt, würden sich ganz bestimmt sehr viele der attcntatslüsternen Jünglinge stark besinnen, bevor sie eine ähnliche Strafe aus sich nehmen würden. Alle derartigen Verbrechen, die auS Leichtsinn ober Niedertracht begangen werden, würden sicherlich dadurch ver hütet werden, denn der Schimmer der Romantik, der für un reife Burschen mit diesen Verbrechen verbunden ist. würde durch die schwere Strafe vollkommen verschwinden Beginnende Beruhigung in Spanien? Optimismus -es spanischen Kriegsminislers. (Durch Funksproch.) Madrid, 7. September. ES herrscht vollkommene Ruhe. Bis gestern abend ist kein Zwischenfall gemeldet worden. Barcelona wurden die Artillerlekascrncn von den Offizieren in voller Ruhe verlassen. Infanterie, und Kavallerie abteilungen besetzten diese Kasernen. Der Kriegsminister äußerte gestern spät abends, der Artilleriekonslikt sei völlig beendet. <W. T. B.) , « Die Madrider Artillerie ergibt sich. Paris. 7. September. „New Park Hcrald" meldet anS Madrid: Gestern um 7 Uhr hat sich die gesamte Artillerie, garntson von Madrid, bestehend ans vier Regimentern, ohne einen Schutz den Regiernngstruppe« er. geben. (WTB.) * Paris, 7. September. Havaö meldet aus Cervere: Nach Mitteilungen von Reisenden, die aus Spanien kommen, ist Bilbao der Haupthcrd -er militärischen Bewegung. I« Madrid halten sich die Negicrungstruppcn für jeden Fall bc- reit. DaS spanische Volk scheint dieser Slcwegnng feind- i ch gegcnübcrznstchen. Prtmo de Rivcra soll dem König einen Rücktritt als Ministerpräsident angcvotcn haben, den »er König jedoch abgclehnt habe. General Prim» de Rivera cheint von der groben Mehrheit des spanischen Volkes «ntcr- tützt zu werden. General Primo de Rivera hatte eine lange Unterredung mit dem Kricgsmintster und suchte darauf den englischen Bot schafter auf. Französische und andere ausländische Zeitungen werden an der Grenz« beschlagnahmt. (WTB.) Offener Ungehorsam der Offiziere in Algeeiras. Paris, 7. September. Die Untersuchung, die durch ein königliches Dekret gegen die Schuldigen angeordnet wor- den ist, wird durch einen Kriegs- und Marinerat gemeinsam durchgeführt. Die Unruhen scheinen in den nördlichen Pro vinzen des Landes besonders groß zu sein. In Madrid da- gegen soll die Ruhe kaum gesti'rt worden sein. Wie die Tribüne" ans Gibraltar meldet, haben sämt liche r/rtillcrieoMzicrc von Nlgcciras entgegen dem Befehl der Regierung ihre Uniformen sowohl in den Kasernen, wie ans der Strotze weiter getragen, ohne baß sie von den Be hörden deswegen belästigt wurden. Ein Gewallplan gegen König Alsons vereitelt. Paris, 7. September. Wie die Pariser Ausgabe der „Daily Mail" meldet, wird behauptet, daß durch die über stürzte Abreise des Königs Alfons ans San Sebastian di« Ausführung eines Planes der spanischen Republikaner, di« sich in großer Zahl in Daint Jean de L»z ansgehalten, ver eitelt worden sei. Diese Kreise hatten die Absicht gehabt, sich der Person -es Königs zu bemächtigen, um ihn zur Ab dankung zu zwingen. (WTB.) ; Spaniens AlickzugspISne in Marokko. Frankreich gegen eine Abtretung des Riss an Italien. Paris, 7. September. Die Gerüchte, das; Spanten cnk» schlossen sei, seine Mnrvkkozonc zn räumen, um sie an Italien abzu treten, werden in maßgebenden fran zösischen Kreisen als absurd bezeichnet. ES wirb darauf hin- gewiesen, daß Spanten auf Grund des AlgcciraS-Ab- kommenS mit der Ausübung des Mandats über Spanisch- Marokko beauftragt worden sei und daß Spanien daher nicht besngt sei, diese Zone an Italien abzutreten. Eine Aende» rnng in dem genannten Statut könne nur anf Grund eines Beschlusses einer Konferenz -er Signatarmächtc von AlgeciraS geschehen. Anderseits werde iedocb zugegeben, bas; der Ein druck bestehe, Italien habe tatsächlich Aspirationen auf daß Rifgcbiet, nnd man macht keinen Hehl daraus, daß Frankreich weder ln Tanger noch ln Tunis zu Kon. zcssioncn bereit wäre. Im übrigen weist man darauf hin. daß sich gnch Englgnd einer Abtrettma der Etvslnßzone i« Marokko an Italien widersetzen würde. <T. U)