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Momer» Tageblatt «nd Anzeiger 28. N»»»«,!»»« 193H U«. 278 Eine ungeyeuerliGe Veleibigung Landesverräter Ssfietzky erhielt den Friebens-NoveßpreiS ma s erhalten. * .Berlingske Tidende Slym wieher DeutscheMrWuM i« der EvwietaaU Konferenz bei Sinlin Bergingenieur Stickling, Maße eine historische Fälschung". Die Abendausgabe der dänischen , Das Nobelpreislomitce des Norwegischen Storting hat den Friedens-Nobelpreis für 1935 dem unter Hinden burg wegen Landesverrats verurteilten Karl von Os sietzky zugeteilt. Den Friedens-Nobelpreis für 1936 hat der argentinische Außenminister Carlos Saavedra La Da« „Zschopauer Tageblatt und Anzeiger, erschettttwerktäglich N'onatl Bezugspreis 1.7>>RM.ZÜiiellaeb. LuPsg Bestellung-» werden iu uns. GeschästSsi.,von den Bolen, sowievon all enPostanslalten angenommen komitee sich entschlossen habe, dem umstrittenen Karl von Ossietzky den Preis zu verleihen und damit den Haß des ganzen nationalsozialistischen Deutschland hervorzurufen, so sei dies ein Beweis für eine starke Radikalisierung der ganzen Einstellung des Komitees. Wie das Londoner Blatt „Daily Expreß" wissen will, fand in Moskau eine Sitzung der Sowjctregicrung unter Vorsitz Stalins statt, die sich mit dem deutschen Protest gegen die Verurteilung des deutschen Ingenieurs Stick- liug befaßte. Die Sitzung habe keine Einstimmigkeit ge bracht. Eine Gruppe, die aus Gemäßigteren und vor allem Beamten des Autzcnkommifsariats bestand, habe sich im Hinblick auf die in Deutschland herrschende Erregung für die „Begnadigung" Sticklings ausgesprochen. Die andere Gruppe dagegen habe um so entschiedener die Vollstreckung des Todesurteils gefordert mit dem Hinweis auf Hun derte von Telegrammen, die von Organisationen der Kom munistischen Partei „spontan" cingesandt worden seiet und in denen der Tod des „Faschistenhundes" und die so svrtige Vollstreckung des Urteils gefordert wird. Stalin wurde aufs dringlichste ersucht, jetzt ein „Excmpel zu statu icren", um den „Terrorismus in den USSR." zu vcr uichtcn. Eine Stunde vor Beginn dieser sehr stürmisch ver laufenen Sitzung, über deren Ausgang das Blatt nichts berichten kann, habe der deutsche Botschafter Graf von der Schulenburg abermals dem Außcnkom- mifsariat einen Besuch abgcstattct und, wie „Daily Telegraph" meint, in noch sehr vie> ernsterer Form als bisher vor der V o l l st r e ci u u desTodesnrieilsge warnt. Das Blatt fügt hinzu, der Fall Stickling müsse zr ernsten Besorgnissen auch für die übrigen Mächte Anlaß geben. Stickling wäre der erste fremde Staatsangehörige, der in Sowjetrußland unter derartigen Beschuldigungen hingerichtet würde. Er sei „mit Sowjetmethoden" dazu gebracht worden, „zu gestehen", daß ein bestimmter Per- treter einer auswärtigen Macht ihn veranlaßt habe, Berg- schreibt: Wenn das norwegische Nobel Anzeigenpreise: Die 46 mm breiie Millimeterzeile 7 Pfg.; die V3 mm breiie Milttmeierzeile im Textteil 25, Pig.; Nnchlaßüafi?l Z Ziffer- und Nachweisgebühr 26 Pfg zuzügl. Porlr -i- Es scheint sich also zu bestätigen, was wir schon bei den früheren Verhaftungen annahmen: die Sowjets wollen provozieren! Die Absehen, die das Mord urteil von Nowosibirsk in der Welt ausgelöst bat, scheint ihnen geradezu Anreiz zu sein, die Empörung weiter zu steigern. Hier zeig, sich die bolschewistische Fratze in ihrer ganzen Gemeinheit. Blinde, niedrige Rache gegen den Nationalsozialismus lobt sich aus, ohnmächtige W u l Aber die Mißerfolge des Bolschewismus in Spa nien. Ganz offensichtlich will der Bolschewismus ein sehr gefährliches Spiel wagen, um die Mißerfolge seiner Diplo matie zu vertuschen und seinen Anhängern zu imponieren. Das System will sich reiten, und wenn darüber der Frieden In die Brüche geht! Wann wird die Welt erwachen? Will sie sich durch ihr Ausweichen vor der bolschewistischen Gefahr mitschuldig machen am Zusammenbruch des Friedens? DaS „Zschopauer Tageblatt und Anzeiger" ist das zur Veröffentlichung der amilicben Bekanntmachungen der Amishauptmannschast Flöha und des Stadlrats zu Zft-rpor bebördlicheisebs b-üimmte Blatt und enthält die amtlichen Bekanntmachungen des Finanzamtes Zschopau — Bankkonten: Erzgebirgische Handelsbank e G. m. b H.Zschopau Gemeindegirokonto: Zschopau Nr. 4l: Pvnichechlvmo: Leipzig Nr. 428s4 - Fernsprecher Nr. 7iL Zeitung für die Orte: Krumhermersdors, Waldkirchen, Börnichen, Hohndors, Wilischthal, Weißbach, Dittersdorf, Gornau, Dittmannsdorf, Witzschdors, Scharsenstein, Schlößchen Porschendors Grund: „Konterrevolution zugunsten Deutschlands" Nach einer Mitteilung der Agentur des Außcnkom missariats in Charkow sind am 21. November drei weitcrc Reichsangehürigc verhaftet worden, nämlich der Monteur Friedrich Bösherz der Zschocka-Werke Kaistrslautern, Reinhold Schindle aus Jena, beide in Mariupol, und Hermann Stammer. Elektromonteur, gebürtig und wohnhaft in Charkow. Der ehemalige Kriegsgefangene Betriebsleiter Hein rich Schäfer aus Tschumysch sKasakstan) wurde am 21. Oktober auf seiner Arbeitsstelle bet Frunse ohne Angabe eines Grundes verhaftet. Er befindet sich in Scmipala- 1insk und war am il. November noch nicht verhört. Wie verlautet, wird er der „Konterrevolution zu- gunsten Deutschlands" beschuldigt. Die deutsche Botschaft iu Moskau ist bemüht, die Fälle aufzuklüren. Der deutsche Botschafter in Moskau, Grafvon der Schulenburg, der mehrfach bei der Sowjclregierung entschiedenen Einspruch gegen das Todes urteil gegen Stickling erhob. lDeutsches Preye-Pholo-Archiv.) einige Dutzend „Trotzkisten" eingeliefcrl. Nach kurzem Auf enthalt werde« die Gefangenen in der Regel für fünf Jahre in die Zwangsarbeitslager verschickt. Die Zahl der politischen Gefangenen, die in diesem Jahr allein durch dieses eine Moskauer Gefängnis gegangen sind, beläuft sich, wie sich auf Grund der Nummern der letzten Gefangenen leicht feststellen läßt, aus etwa 80 000. Unter den in letzter Zeit in das Buwrkigesänguis cin- gelieferten „Trotzkisten" befinde, sich auch e i n e r der höchsten A r m e c f ü h r c r, Marschall Gainernik, der unlängst mit 64 Generalstabsofiizieren verhaftet wurde. Die meisten politischen Gefangenen kommen in das so genannte „Bamlagcr", das an der „Baikal-Amursk- Magistrale" in O st s i b i r i e n lieg, und in dem sich nach den vorliegnden Berichten mindestens 8 60 000 bis 900000 politische Gefangene und Ver brecher befinden. Ein zweites großes Zwangsarbeus- lagcr befindet sich in der westlich des nördlichen Ural ge legenen Tajga mit der Zentrale Tschibjn an der Pjetschura. In diesem Lager, iu dem im vorigen Winter bis 54 Grad Kälte gemessen wurden, befinden sich etwa 50 000 Gefangene. Es gibt heute, so wird immer wieder versichert, in der ganzen Sowjetunion wahrscheinlich nie mand, der nicht wenigstens einen Angehörigen in einem Zwangsarbestslager oder in einem Gesängnis hat. - Deutsche Botschaft am Aufklärung bemüht Kommunisten, die aus der Sowjetunion ausgewiesen wurden und jetzt über Warschau in ihre Heimat zurück- reiscn, berichten über den Umfang der Vcrhafmngcn der GPU. unter der sogenannten Opposition. Allein in das Moskauer Butyrkigefängnis, das besonders für politische Gcsanacne bestimmt ist. werden seit einiger Zeit täglich Mit Karl von Ossietzky ist der Friedensnobelpreis zum erstenmal an einen von dem höchsten Gericht seiner Heimat verurteilten Landesverräter gefallen. Karl von Ossietzky wurde am 23. November 1931, also in der Zeit der Novemberrepublik, vom 4. Strafsenat -es Reichsgerichts wegen Landesverrats zu einer Strafe von eineinhalb Jahren Gefängnis verurteilt. Er hat diese Strafe im Mai >932 angetreten. Ein Gnadengesuch an den Reichspräsidenten, Generalfeldmarschall von Hinden burg, wurde von diesem abgelehnt. Ossietzky ist Weihnachten 1932 auf Grund einer all gemeinen Amnestie in Freiheit gesetzt worden. Im Gegen satz zum Sowjetstaat, der jeden politischen Gegner an die Wand stellen läßt, hat sich das nationalsozialistische Deutschland darauf beschränkt, Ossietzky am 28. Februar 1933 in Sicherheitsverwahrung nehmen zu lassen Ossietzky ist vor längerer Zeit aus dieser Haft entlassen worden und befindet sich in Freiheit. Die Verleihung des Nobelpreises an einen notorischen Landesverräter ist eine derart unverschämte Hcrandfordc rung und Beleidigung des neuen Deutschland, daß darauf eine entsprechend deutliche Antwort erfolgen wird. Die Wett zu dem Stand«! Zu der Verleihung des Friedensnobelpreises an den Landesverräter Karl von Ossietzky liegen bisher noch «ich, viel ausländische Pressestimmen vor. Es kann jedoch schon jetzt gesagt werden, daß weite Kreise des Auslandes die unerhörte Fehlentscheidung von Oslo ebenfalls scharf ab lehnen und die Entrüstung, die ganz Deutschland über Diese Provokation empfindet, durchaus teilen. llever eine Million politischer Gefangener in der Sowjetunion Täglich neue Verhaftungen von Trotzkisten — Auch ein Sowjetmarschall und 64 Gencralftabsofsizicre im Gefängnis Frühere österreichische Schutzbündler und ehemalige Der älteste Nachkomme des Preisstisters, Ingenieur Ludwig Nobel, hat im schwedischen „Aftonbladet" eine Erklärung veröffentlicht, die an Deutlichkeit nichts zu wünschen übriglätzt: „Ich bin vollends derselben Mei nung wie der Stortingpräsident Hambro, daß es unglück lich ist, wenn der Friedenspreis zu parteipolitischen oder überhaupt zu Zwecken benutzt wird, die Streitigkeiten Hervorrufen könnten. Nichts könnte mehr dem Wunsch Alfred Nobels zuwiderlauscn; dies geht schon aus dem bloßen Namen des Preises her vor. Ich will mich nicht über die Personenwahl als solche äußern, aber der Preis soll nicht den Zweck haben, Streit zu entfachen. Eine solche Sache ist selbstverständlich." Das Blau selbst nimm, an leitender Stelle unter der Ueber- schrift „Trotz allem — Ossietzky" eine ähnliche abweisende Stellung zu der Osloer Entgleisung ein. Es sei wahr haftig nicht die Meinung Nobels gewesen, daß der Frie denspreis dazu benutzt wird, die herrschenden Reibungen hcrvorzuheben und zu verschärfen. „N y a Dag light Alle. Han da" erklärt in einer Stellungnahme u. a.^ „Der Friedenspreis Nobels für Ossietzky ist als eine reine Kundgebung zu be trachten, eine Kundgebung in dem Maße, als sie einen Prozeß gegen den Nationalsozialismus bezweckt." Das Blatt gibt der Auffassung Ausdruck, daß „der Träger des Friedenspreises sicherlich kein welthistorisches Format be sitze. Ihn darum als ein pazifistisches Opfer des kriege rischen Hitler-Regimes zu betrachten, bedeute im hohen werksunsälle zu verursache«. Der berufche Geuerallousul i« Kiew habe dagege« Protest eingelegt. Wie das Blatt weiter bemerkt, seien ungefähr 30 weitere deutsche Stnntsa»gehörige unier ähnlichen Beschuldigungen zur Zeit in Moskau, Leningrad und Kiew im Gefängnis. Wenn die deutsche Negierung mit ihren Protesten nicht Er folg habe, würde auch gegen diese 30 ein ähnliches Ver fahren eröffnet werden. Möglicherweise, so vermutet «ran in anderen englischen Blättern, würde« diesem ci«e« Todesurteil noch ciue Anzahl weiterer Nachfolgen.