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Mittwoch. Di« er scheint t»glich zwei m«l un» wir» a»«^geben in Leip>tU Vormittag« l l Uhr, Abend« » Uhr i in »re*»«« Abend« b Uhr, Vormittag« 8 Uhr. Preil für da« Vierteljahr I THlr.; jede einzelne Rüm mer » «gr Erste Ausgabe. Bormittags II Uhr. s. Juli 18SL. - Nr. 347. Deutsche Mgeuiciuc Zeitung. -Wahrheit und Recht, Freiheit und Tesch I» Zu beziehen durch alle Vofi> Smter de« In- und Au«lande«, sowie durch die ijrpeditionen in Leipzig (Querstraße Nr. 8) und »»»«den (bei L. Höckner, Neustadt, An der Brücke, Nr. ü). Insertion-ge-ahr für den Raum einer Zeile I Ngr. ES ist allerdings richtig, daß an betreffender Stelle von der Auf hebung mehrer bei der Armee eingeführten Neuerungen die Rede ist, doch dürfte dieselbe unserS Wissens erst bei Rückkunft des KriegS- ministerS v. Stockhausen erfolgen; Hr. v. Stockhausen dürfte allerdings von der Zeit seines Urlaubes nicht vollen Gebrauch machen. (Corr.-B.) — Zum Zwecke gegenseitiger Mittheilungen über die Zahlungsunfä higkeit der verschiedenen Buchhändler in Deutschland besteht hier ein so genannter Verlegerveretn. ES liegt sehr nahe, daß dieser Verein seine Zusammenkünfte, in welchen ost das kaufmännische Renommee der bekanntesten Buchhändler einer scharfen Feuerprobe unterworfen wird, nicht öffentlich abhalten kann. DieS mag die Veranlassung gewesen sein, den Verein für einen politischen zu denunciren; wenigstens wurde er heute Vormittag in Happold'S Hotel in der Grünstraße polizeilich auf gelöst und die Namen der Anwesenden — meistens angesehene Ver- lagöbuchhändler — notirt. Zwei der Herren suchten sofort diese Maß regeln beim Polizeipräsidium rückgängig zu machen; wie wir hören, ohne Erfolg. (Urw.-Z.) — Die Reise des hiesigen Stadtgerichtsrathö Mayet zu dem großen londoner Schachturnier, von wo er, wie gemeldet, kürzlich zurück gekehrt ist, hat, wie man hört, zu einer Erörterung Anlaß gegeben, in dem der Justizminister eS mit der richterlichen Würde nicht vereinbar ge funden haben soll, daß ein Richter lediglich behufs einer Spielpartie be urlaubt werde. ES hat sich übrigens herausgestellt, daß Hr. Mayet in allen Formen von dem KammergerichtSprästdenten, Hrn. v. Strampff, beurlaubt worden. (Nat.-Z.) — Der Oberpostamtö-Zeitung schreibt man aus Breslau: Jetzt ist die Denkschrift des Prof. NeeS v. Esenbeck über die „Vergangenheit und Zukunft der kaiserlich Leopoldinisch-Carolinischen Akademie der Naturforscher" erschienen, deren Präsident er ist. Er beweist darin, daß diese Akademie dem gesammten Deutschland und nicht Preußen al lein angehört. Er stellt sie daher dem factisch wieder vorhandenen Bun destage zur Verfügung, da ihr Sitz lediglich an den zufälligen Wohnort des jedesmaligen Präsidenten gebunden und er gesonnen ist, Preußen zu verlassen. Diese Denkschrift beleuchtet das letzte politische Verfahren sehr freisinnig, und versucht den Beweis, daß Deutschland jetzt mehr von dem fortschreitenden Oesterreich als von Preußen zu hoffen hat. — DaS Heilbronner Neckardampfschiff bringt heute folgenden Aufsehen erregenden Artikel: Den neuesten Gegenstand der Tagesordnung bildet eine Enthüllung finanzieller Art, welche ein Handlungshaus, I. G. Keller in Cannstadt, betrifft. Infolge der Nichteinhaltung einer Vertragsbestimmung soll dieses Haus sich genöthigt gesehen und noch weitere Aussicht haben, an die Staatsfinanzverwaltung nachträglich be deutende Summen zurückzuzahlen. Daö HauS hatte die Salzfuhr für den Staat übernommen in der Weise, daß die Höhe der Fracht nach dem jeweiligen Haferpreise stieg oder fiel. Diese Vertragsbestimmung soll nichts weniger als pünktlich eingehalten worden sein. Ein Revisor beim Bergrath (dessen Mitglieder auch nicht unangefochten durchkommen sollen) soll der Sache auf die Spur gekommen sein, die vom Finanzmi nister v. Knapp gleich energisch ungefaßt wurde. Man sagt, er habe die Herausbezahlung von 21,286 Fl. 26 Kr. zu viel eingenommenen FuhrlohnS für Salz von den HH. Keller innerhalb zwei mal 24 Stun den verlangt und — erhalten. Diese Summe soll aber nur die Zuviel- etnnahme der letzten drei Jahre ersetzen. Die Untersuchung soll nun auch auf die frühern Jahre sich auSdehnen und bereits Resultate gelie fert haben, die in Ziffern bis zu 80,000 W., die wiederzuerstatten wären, bezeichnet werden. — AuS Tuttlingen vom 30. Juni schreibt der Beobachter: Gestern rettete S. L. Kapff, »Buchhändler dahier, einen jungen Mann vom Tode des Ertrinkens in der Donau; erst nach vieler Mühe konnte dem Erstarrten das Leben wiedergegeben werden. Fünf Menschen hat Kapff im Laufe einiger Jahre das Leben gerettet, und bei vielen gefährlichen Bränden war er der Erste, der zum Löschen eilte, und auch mit Ge fahr für seine Gesundheit hierzu am meisten beitrug. Frankfurt a. M., 7. Juli. DaS von dem hiesigen neuen und dem sachsenhäuser Bürgervereine veranstaltete große Waldfest hat ge stern, vom schönsten Wetter begünstigt, stattgefunden. Von oberhalb der alten Mainbrücke setzte sich die aus etwa 30 Nachen und 10 größern Schiffen bestehende Flottille, nachdem die verschiedenen zum Feste einge- ladenen Vereine aus Offenbach und Hanau auf zwei großen, schön de- corirten Schiffe angelangt waren, unter dem Donner der Salutschüsse in Da utschksieH. Die Neue Preußische Zeitung schreibt: DaS in verschiedenen Zei tungen circulirende Gerücht, eS stoße der Antrag Preußens, betreffend den Wiederaustritt der Provinzen Preußen »nd Posen auS dem Deutschen Bunde, ans den Widerstand Oesterreichs, weil dieses in diesem Anträge einen Act zur Verhinderung deS Eintritts des österrei chischen GesammtstaatS zu erblicken glaube, entbehrt jeder Begründung. In derselben Nummer berichtet das gedachte Blatt auS Frank furt a. M.: Wenn die Freimüthige Sachsen-Zeitung sich unter dem 30. Juni melden läßt, die Nachricht vom Austritte der Provinzen Preußen und Posen auS dem Deutschen Bunde entbehre alles Grundes, so kann ich Sie dagegen auf das bestimmteste versichern, daß die be reit- früher in der Neuen Preußischen Zeitung enthaltene Notiz über eine Aenderung des jetzt bestehenden Bundesverhältnisses jener Provin zen vollkommen richtig ist: der Austritt von Preußen und Posen auS dem Deutschen Bunde wird erfolgen, wogegen von dem Eintritt der ge sammten österreichischen Monarchie in den Deutschen Bund augenblick lich keine Rede ist. Die Beschwerde der osnabrücker Ritterschaft gegen das hanno versche Ministerium wegen Beeinträchtigung ihrer landständischen Rechte ist vom Bundestage angenommen. Daö dresdener Conferenzma- terial wurde von Seiten der Bundesprästdialgesandtschaft noch nicht vorgelegt, ebenso wenig ist die Aufmerksamkeit der Bundesversammlung bisher durch die bei dem Schneidergesellen Nothjung in Leipzig vor gefundenen demokratischen Papiere in Anspruch genommen. — WaS man dem Bundestage nicht Alles aufbürdet: So schreibt man wieder der Schlesischen Zeitung auS Wien: Dem Vernehmen nach wird von Seiten aller deutschen Regierungen ein Leitfaden für die Borträge auS der vaterländ.ischen Geschichte vorgezeichnet. Der Grundgedanke desselben besteht darin, die Idee deS großen unzerstückelten Deutschlands festzuhalten. DaS Uebrige wird sich aus den theilweise gefaßten Beschlüssen deS Bundes ergeben. — Die OberpostamtS-Zeitung berichtet auS Wien: Die kurhesstsche Regierung steht mit dem preußischen Cabinet wegen Regelung deS Etappenstraßenwesens in Verhandlungen. Wie man hört, will auch Oesterreich im Namen deS Bundes eine Etappenstraße nach Schles wig-Holstein durch Kurheffen offen gehalten wissen. § Berlin, 8. Juli. Wie dann und wann angedeutet wird, geht der Bundestag mit besondern Maßregeln gegen die Freien Gemeinden um. WaS Preußen belangt, so dürften solche, nach dem Erlaß deö evangelischen OberkirchenratHS an die Consistorien vom 10. Juni (Nr. 313) überflüssig sein, indem neben diesem Erlaß ei» Superlativ von Maßregeln nicht wo! denkbar ist. Nimmt man dem Erlaß seine theo logische Hülle, so zeigen sich die inS bürgerliche Leben eingreifenden Be stimmungen von bedenklicher Tragweite. Die Erklärung, daß alle in den Kreisen der Freien Gemeinden vollzogenen Acte ungültig und unwirk sam find, hat zur Folge, daß der Geistliche der Freien Gemeinde auch keine Trauung vornehmen kann; die evangelische Kirche verweigert na türlich den Dissidenten die Trauung auch, die Civilehe ist noch nicht «ingeführt; wo also ist die Möglichkeit für Angehörige der Freien Ge meinden, eine legale Ehe einzugehen? Oder sind deren Ehen als Con- «ubinate zu betrachten? Weiter werden den Freien Gemeinden die evan gelischen Gottesäcker zur Bestattung ihrer Leichen versagt. Wo sollen nun die Freien Gemeinden, welche keine eigenen Gottesäcker haben, ihre Leichen bestatten? Und wenn eS den Verwandten nicht erlaubt wird, dieselben in Gärten zu begraben, wird etwa der Gestorbene von Ma- gistratSwegen verscharrt werden müssen? DaS sind Fragen, welche schnell eine Lösung verlangen, und zum letzten Probirstein werden, ob eö dem Staate mit seiner ausgesprochenen Duldsamkeit in Sachen deS GlaubenS' ernst seh — Unsere gestrige Mittheilung über die von Seiten des Ministers deS Innern erfolgte Wahlausschreibung zu den Provinztalland lagen vervollständigen wir heute durch folgende speciellere Angaben. In Posen werden keine Wahlen stattfinden, indem sich das Ministerium deS Innern auf die Artikel 73 und 67 der Kreis-, Bezirks- und Pro vinzialordnung stützt. In Pommern und der Provinz Brandenburg wer den gleichfalls keine Wahlen stattfinden, da die Provinzialstände durch die fortwährend vorgenommenen Wahlen zu den Coinmunallandständen vollständig sind. In den übrigen Provinzen finden die Wahlen nach dem Wahlreglement von 1842 statt, dessen Bestimmungen möglichst und soweit nicht andere Gründe dagegen vorliegen, beobachtet werden sollen.