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Dresdner Journal : 03.06.1869
- Erscheinungsdatum
- 1869-06-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186906037
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18690603
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18690603
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1869
-
Monat
1869-06
- Tag 1869-06-03
-
Monat
1869-06
-
Jahr
1869
- Titel
- Dresdner Journal : 03.06.1869
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M 1SS ' V - - - — — «—' ' ^Wmmr»r»l,prr1se: l» lor^. tritt )>kiNoü ^»drlioü. S'rklr. — kixr S rklr. 8t«»>p«>L«bUt>r, ^jitkriicd I „ ib ,, > »u»icrk»Ib a«» Kordit. S1oo»tIiLÜ:— » 1b „ I Noiiä«» ?v»t »»ä Ll-relo« dituomero: 1 „ l Stviup«Ir»»cki»xüi»»tt rascralrapretse: kür <1«L k»iuo «ioer x« spalt« ne» Lei!»: 1 Li^r ttotsr „Lioxe»»llüt" äi« 2«il«: i Li^r. erscheint»: IN^Ucd, wit L»m»dm« ü«r 8<roa noä k«i«rt»U*, ^k«vä, kür äs» kolx«oä«o 1°»k Donnerstag, den 3. Juni . — . - - . ^--- ' ' Dt-es-nerIonrnal. Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. 1868. »»straienannahme auswSns. k» ö^»i»r»rr»», CoMinii-Ioiilc äe» Vr«»6n«r ^oncoal-z «denäa».: 8. K»»»»«, 1'ioxx k»«t ; S»md<ir^-I«rUi» Vi«»-I.»ip»ix-N»i»I-kraolikart » U.: ll»»»LX6ri!lN äe Voai.»», Nvriul, Ororil>»'»ci,v Itu.1,1,., ILanaac a » Nur«»», Iinour.ru blo--»: brsmeo: II. Leuruirut v, Lr^iroux'l Xuu»uce»L»r««u, a> xx», >>:-L iS kuivill; kr^nSturt ». bl.: I»'^eü« liuclltl.; Lul»7 ^v. Nävi»,«. karr»: llar-s, i-ar» irx, Uvr-i-ix« L Oo., (8, kl»c» ä« I» üour»v)i Vr»^: k». Luxuiuu » I!u»ült.r Vi«o: >0». ver-ltt.!«. Hcrausgrder: LSoixl. Lipsäitioa ä«i vre»üii»r ^oursnt». vc„ä«o, L1»ri«o»tr»»»» Lio. 7. Amtlicher Theil. Bekanntmachung, die AuSloosung königlich sächsischer Staatspapiere betreffend. Die öffentliche Verloosnng ») der in den Jahren 1852, 1855, 1858, 1859 und 1862creirten4procentig,nStaatsschuldenkaffcnscheine und b) der im Jahre 1868 vom Staate übernommenen 4procenttgen Albertseisenbahn Actirn, deren Auszahlung planmäßig zu Neuiahr 1870 er folgt, soll den 14. dieses Monat- und folgende Tage, Vormittags von 10 Uhr an, im hiesigen Landhaus« I. Etage vorgenommen werden, was hierdurch bekannt gewacht wird. Zugleich wird mit zur öffentlichen Kenutniß ge bracht, daß nicht allein die den 1. Juli beziehendlich 30. Juni d. I. zahlbaren Kapitalien nebst Zinsen resp. Prämien der besage Ziehungsliste vom 18. December 1868 aus- acloosten Scheine der 4A> vereinigten Anleihe vom Jahre 1852/62, besage Ziehungsliste vom 17. März 1869 ausge- lovstcn 4"v sächsisch-schlesischen Eisenbahnacticn und der besage Ziehungsliste vrm 15. Januar 1869 aus- geloosten Obligationen der vom Staate übernomme nen AlbcrtSeisrvbahn-Prioritätsschulden lil. 4. und k., sondern auch die sälligen Zinsen von den aus die Zins te, mine 30. Juni und 1. Juli lautenden königlich sächsischen Staatspapieren, nämlich: der 4H> von den Anleihen 1852/1868, - 4H> - - sächsisch - schlesischen biscnbahn- actien, - 5H> - der Anleihe vom Jahre 1867, - 4H> - den Rlbcrtseisenbahnaciien, - 4^^- - Albertseisenbahnpiivrität n lil. 4. und k. und - 4H> , der Anleihe vom Jahre 1869 bereits vom 15. Juni d. I. an, gegen Rückgabe der betreffenden Kapitaldckumente und Zinkceupons bei der hiesigen Stoatsschuldenkasse, als auch bei der königlichen Lotterie-Darlehnt kaffe in Leipzig in Empfang genommen werden können. Dresden, den 1. Juni 1869. Der Landtagsausschuß zu Verwaltung der Staats schulden. Pfotenhauer. Nichtamtlicher Theil. Telegraphische Nachrichten. Berlin, Mittwoch, 2. Juni, Vormittags. (Tel. d. Trcsdn. Jour:.) Eine soeben im Reichstage ver- theilte Interpellation des Abg. Schulze monirt dir Widersprüche zwischen dem Bundesgesetze über die Genossenschaften und dem sächsischen Gesetze über die juristischen Personen und interpellirt den Bundeskanzler, welche Schritte er zu thun gedenke gegenüber dem, dem Artikel 2 der Bundesverfas sung zuwiderlaufenden Vorgehen der königlich säch sischen Regierung? In der morgenden Sitzung des Reichstags wird die Beantwortung der Inter- pellation erfolgen. Berlin, Mittwoch, 2. Juni, Nachmittag-. (Tel. d. T.csdn.Journ.) In der heutigen Sitzung des Reichstags beantragte der Atm. Stephani: über eine nachträgliche Petition aus Weimar gegen die Befreiung des Militärs von den Communalabgabcn zur Tagesordnung überzugehen. Abg. Fries (Wci- mar) beantragt Berücksichtigung und Urbrrweisung an den Bundeskanzler, da durch die betreffende Präsidialverordnung der preußisch - weimarische Staatvvertrag,in welchem dieCommunalbestruerung deS Militärs garanlirt ist, verletzt sei. Der Reichs- tag beschließt Urbrrweisung an den Bundeskanzler. Berlin, Mittwoch, 2. Juni, Nachmittag-. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung deS Reichs tag- wurde eine Petition der Mennoniten um Wie derbewilligung der frühern Wedrfreiheit durch Ueber- gang zur Tagesordnung erledigt. Der Anttag des Abg. Kratz in Betreff der Rayongesetzgedung wurde durch Annahme der von der Commission vorgeschlagenen Resolution er ledigt. Annahme fand ein Antrag des Abg. Braun (Hersfcld), den Erlaß von Normativbestimmunge« über Ausgabe norddeutscher Staatskassensckeine betreffend. Ebenso wurde ein Antrag des Abg. WiggerS (Berlin), welcher bürgerliche Gleichst«!- lung der Confesfionen im Norddeutschen Bunde verfangt, angenommen. Hierauf folgt die zweite Berathung des recti- strikten Budgets Der Reichstag bewilligte die Vorlage. Die „ Prov.-Corresp." führt unter den dem Zollparlamente zugehenden Vorlagen auf: De» Zolltarif, die Zuckerbtsteuerung, eine Zollordnung und die Handelsverträge mit der Schweiz und Ja pan. Die Eröffnung des ZollparlamentS würde morgen bei eventueller Behinderung des Grafen v. Bismarck durch den Präsidenten Delbrück er- folgen. Der Schluß des Reichstags erfolgt vermuthlich noch im Laufe dieser Woche. DaS Unwohlsein Sr. Majestät deS Königs ist vollständig gehoben. Krakau, DienStag, 1. Juni. (Tel. d. D. b ) Ministerpräsident Graf Taaffe ertbeilte dem Statt- haltereileiter Posfinger die Instruction, daß die Regierung mit den in Galizien auSgestreuten Ge rüchten von socialen Agitationen (unter den Bauern) nichts gemein habe und den Beamten jede derartige Agitation strengsten- verbiete. Pesth, Dienstag, I.Juni, Abends. (W. TB.) In der heutigen Sitzung des Unterhauses wurde die Adreßdebatte fortgesetzt. Nack der Rede Deak't verzichteten sämmtlicke Redner der Deakpartei und rin Theil der Oppositionsredner auf daS Wort. Morgen findet die Abstimmung über die Adresse statt. Dem Unterhause wurden Gesetzentwürfe wegen Prägung neuer Goldmünzen und bezüglich der Recrutenaushebung für 1869 vorgelegt. Madrid, DienStag, 1. Juni, Nachmittags. (W L. B) Für daS neue Ministerium wird die nachstehende Liste in unterrichteten Kreisen al- wahrscheinlich bezeichnet: Prim Ministerpräsident und Krieg; Olozaga oder Vega Armijo Auswär tiges; Topete Marine; Rios RosaS Justiz; Santa Cruz oder Madoz Finanzen; Rivero Inneres; Echeagaray Handel; Ulloa Colonien. London, Mittwoch, 2. Juni. (W. T. B.) Die Regierung hat die gesammte Correspondenz bezüg lich der Verhandlungen mit Nordamerika über die Naturalisation-- und die Alabamafrage veröffent licht. Die Correspondenz beweist durchgängig das Ausaleichsbestreben deS frühern Staatssekretärs des Aeußern, Lord Stanley, und des gegenwärti- aen Leiters der auswärtigen Angelegenheiten, Earl Clarendon. Tagesgeschichte. k Berlin, 1. Juni. Die heutige Neichstags- fitzung brachte die Stcucrfragen zu einer für Vicle überraschenden Lösung. Nachdem nämlich die Wechsel- sicmpclstcuer im Wescntlichcn nach dcr Fassung der Commission augcnvmmcn worden war, stellt, man nach kurzer Debatte über die Börsensicuer auf der linken Seite cincn Cchlußantrag und lehnte mit großer Mehr heit den 8 1 des Börjcnstenergesktzis ab. Man erin nerte sich sodann eines Paragraphen der Geschäftsord nung, wonach, wenn eine Verlage in allen ihren Thei len in zweiter Lesun„ abgelchnt worden sei, dann eine dritte Lesung überhaupt nicht stattfudcn dürfe. In ¬ folge dessen lehnte man alle Paragraphen, Ueberschrift und Eingang des Börsensteuergesetzes und ebenso des Bicrstcucrgrsctzes ab, so daß diese Steuern als vom Reichstage definitiv beseitigt zu betrachten sind. Be merkt mag noch werden, daß die Biersteuer mit einer viel größern Mehrheit fi l, als die Börsensteuer. Ganz zum Schluß gab der Abg. v. Blanckenburg, ein Führer der konservativen, einige Andeutungen über einen Finanzplan, den er bei dcr dritten Lesung der Brannt weinsteuer entwickeln werde. Man ist hierauf nicht wenig gespannt. — Nach Eröffnung der Sitzung wurde zunächst die Literarconvention mit Italien in zweiter Lesung debattelos angenommen. — Hierauf finden die Ktz 9 bis 20 dcö Wechselst? mpelsteuer- gesctzes ohne Bemerkung Annahme. Bei §21, wel cher festsitzt, daß Notare, Gerichtspersonen und andere Beamte bei einer Ordnungsstrafe angchalten sein sollen, Steupclsteuerbintcrziehnngcn anzuzeigen, beantragt Abg. Russel den Wegfall dicscr Ordnungsstrafe als einer überflüssigen und die Beamten kränkenden Maßregel. Aba. v. Luck tritt diesem Antrag« nicht gerade entgegen, hält diese Strafen aber nicht für überflüssig. Abg. Ackermann: Ich habe eine Petition der Dresdner Handelskammer zu befürworten. Drei der Anträge derselben hat die Commission berücksichtigt, der vierte bezog sich auf die Herabsetzung der sür die ContravenUonen angedrodlen Strafe. Hierüber Hal der Reichstag entschieden, ein sünster Antrag ist dahin gerichtet, daß Anzeigen über Wechselstemvelhinterziehungen bei den zunächstbelegenen Zollbehörden eingereicht werden sollen. Das Besetz sagt „zuständige" Behörde. Ost ist es aber sehr schwer, die kompetente Behöide zu ermitteln. Wenn ein iu einem kleinen sächsischen Gebirasdorse ausgestellter, mit vielen Giros versehener Wechsel, z. B. in Schleswig - Holstein wegen maugelhaflen Stempels bei einem der Giros prolestirt wird, wie soll der schlcSwigsche Notar ermiltcln, wie das zuständige sächsische Gericht heißt? Die Verpflichtung zum Denuncircu, die an sich schon lästig ist, darf man nicht durch Erschwerungen noch lästiger machen. Wenn Las sächsische Wechsclstempelgesetz für den kleine» Umfang des Königreichs den Notaren gestattet, Anzeigen bei der zunächstbelegenen Zollbehörde zu erstatten, so ist dies für das Bundesgebiet noch nolhwendrgcr, da hier das Herausfinden des compeleutcn Gerichts noch viel schwieriger ist. Außerdem beantrage ich im Interesse des Verkehrs, daß den Notaren anheimgestellt wird, entweder das Original eines Wechsel-, oder dessen beglaubigte Abschrift einzureichen; natür lich setze ich hierbei Stempelsreiheit voraus. Er beantragt daher: iu der Fassung, wie solche dcr Abg. Ruffel vorschlägt (s. un ten), statt ter Worte: „bei der nach L 18 zuständigen Be hörde" zu setzen: „bei der zunächst gelegenen Zoll- oder Steuerbehörde, und zwar unter Beifügung des Originals oder anstatt des Origi nals einer von ihnen beglaubigten Abschrift des Wechsels bez. der Anweisung; Abg. Har nier bittet den Abg. Ackermann um Streichung der Worte „des Originals oder anstatt des Originals". Bundescommlssar Burghardt: Die Ausnahme der Ordnungsstrafen beruht keineswegs aus einem besoudero Miß trauen gegen die Beamten, sondern hat darin ihren Gruud, daß diese Bestimmung im preußischen Gesetze seit länger als einem Jahrhundert besteht. Gegen Ackermann: Der Ausdruck „zu ständige" Behörde soll nur Heiken „Zollbehörde", und zwar versteht man da. unter keine andere, als die zunächstgelegene Zoll behörde. Die Worte „oder Steuerbehörde" k nuten auch aus Coinmunal- oder StaatSsteuerdehörden hindeuten. Inzwischen herrscht zwischen der Vorlage und dem Vorschläge des Abg. Ackermann vollständig materielle llebereinstimmung. Der Vor schlag Ackermanns, in das Belieben des Notars zu setzen, ent weder das Original eines Wechsels oder dessen beglaubigte Ab schrift einzureichen, gehl zu weit. Natürlich ist aber die be glaubigte Abschrift stempelsrei, wenigstens in Preußen. Abg. Ackermann streicht, diesen Einwendungen Rechnung tragend, die Worte „oder Steuer-" und „des Originals oder anstatt des Originals"; er hält aber dafür, daß die Worte „zu- nächstgclegene" Behörde im Gesetze stehen müssen. Ab. Russel weift aus den Übeln Eindruck hin, den diese Strafbestimmungen deS Bundesgesetzes in denjenigen Bundes ländern machen würden, wo mau diese'nicht wie in Preußen kenne. In der Abstimmung lehnt dcr Reichstag den Acker- mann'fchen Antrag ab, genehmigt aber die Rusiel'sche Fassung, die nun so lautet: „Außer den Steuerbehörden haben alle diejeuigev Staats oder Communalbehördeu und Beamten, denen eiue richterliche oder Polizeigewalt anvertraut ist, sowie die Notare und andere Beamte, welche Wechselproteste aussertigeu, die Verpflichtung, die Besteuerung der bei ihuen vorkommeoden Wechsel und An weisungen von Amtswegen zu prüfen und die zu ihre, Keunt- niß kommenden Zuw.de>Handlungen gegen diefeS Gesetz bei der nach 8 le« zuständigen Behöide zur Anzeige zu bringen. No tare. GerichlSpersvnen und andere Beamte, welche Wechselpro teste aussertigeu, sind verbunden, sowohl in dem Proiefle, als in dem über die Protcslatiou etwa auszunchmenLen Protokolle ausdrücklich zu bemerke», mit welchem Stempel die protestirte Urkunde versehen, oder daß sie mit eiuem Buodesslempel a cht versehen ist." Im Verlaufe der weitern DiScusston befürwortet bei Mihrern Paragraphen der Abg. Hinrichsen (Ham burg) eine Anzahl von ihm und keoi Abg. v. Roth schild gestellter Anträge im Jntercsse Hamburgs. Er setzt jedoch keinen,einzig! n Antrag durch. Finanziell wichtig für die einzelnen Bundesstaaten ist 8 27: „Jedem Bundesstaate wird vou der jährlichen Einnahme sür die iu seinem Gebiete debitirten Wcch elftempelmaiken und gestempelten Blaukets b s zum Schluffe des Jatres t8N der Betrag vou Procent, bis zum Sästusse des Jahres 1813 der Betrag vou 24 Proceut, bis zum Schluffe des Jahns 187» der Betrag von >2 Proceut und von da ab dauernd der Betrag vou 2 Piocent aus der Baudeskaffe gewährt." Abg. Hinrichsen hofft, daß dieser Paragraph umsomehr angenommen werde, da iu der That durch d^s vorliegende Sleuergejetz eiozelnen Staaten wcrthvollc Einnahmequellen ent zogen werden, obwohl er nicht von der Annahme auSgehe, daß Preußen die Absicht habe, sich zu bereichern. Abg. v. Benda: Nur sehr ungern habe er sich für diesen Paragraph entschieden, weil dieser die so wünschen-welchen Bundes sleuern nur hinausschiebe. Lediglich, weil eS sich um eine Uebergauasbestimmuug handle, st mme er sür diesen Para graph. Mit seinem Widerstreben gegen Bundessteuern befinde sich Hinrichsen gewiß nicht in Uedereinstlmmung mit senea Wählern. Abg. Hiurichsen: So lauge ich nichts we-ter als tue Ge rechtigkeit austrebe, befinde ich mich in voller Harmonie mit meinen Wählern. Bct der Abstimmung wird 8 27 angenommen; ebenso werden alle folgenden Paragraphen angenommen. Man kommt zur Berathung des Gesetzes, betreffend die Besteuerung der Schlutzscheine u. s. w. (Börsen- steucr). Abg. vr. Friedenthal erklärt namens der frei onserva- tivea Fraktion, daß seine Partei die Besteuerung von Lombard- daileheu, ausländischen Werthpapieren und der U>belliaguug inländischer Aktien ablehnen, dagegen die Steuer aus Schtuß- noten und Rechnungen bew lligen werde. Diese Steuer wirke durchaus nicht schädigend aus den Verkehr, die Stcmpelmarke sei leicht ausgeklebt, tue Steuer sei nur gerecht, einzelne Steuern müßten zur Deckung des Deficits bewilligt werden. Abg. ttr. Braun (Wiesbaden): Er werde gegen das ganze Gesetz stimmen, denn es sei durchaus unnöthia, daß Alles mit einen, Stempel versehen sein muffe. Schließlich käme mau vielleicht auch noch darauf, Men chen uud Thiere mit einem Stempel zu versehen, was der Siandpunft des Fürsten von Monaco sei, wo auch die Maulesel gestempelt seien. (Heiter keit.) Daher komme eS auch, daß in Monaco über die Maul esel CivilstandSregister geführt werden, sür die Menschen aber nicht. (Schalleudes Gelächter.) Die Stempelsteuer muffe aller- dings resormirt werden, aber dann radical; man muffe von Grund aus und nicht aus Ruinen bauen. Die Bezugnahme auf den Umstand, daß m Oesterreich eme Börsensteuee bestehe, paffe uicht. (Beifall links.) Bundescommissar Burghardt berichtet über die Ge nesis der Börseusteuer, die seit Jahren schon ins Auge gcsaßt geweseu ei. Diese Vorlage sei durchaus nicht imprvrnsilt, noch viel weniger sei sie eine Satisfaction oder ein Coriclat zu der Branntweinsteuer. Keine Steuer, von diele, Branntwe »steuer bis zu dcr noch in der Luft schwebenden EllenbahnsahikaUen- steuer (Heiterkeit), stehe mit dcr andern in Zusammenhang. Wünschenswelth wäre gerade eine Commission zur Piüfung dieser Steuer gewesen. Redner ko nmt nun aus das Deficit zurück und betont die Nothwendigkeit, ein dauerndes Drficit durch dauernde Steuern zn decken. (Die Linke »st währen-- die- ser ganzen Rede sehr unruhig, mau rast mitunter ironisch „Bravo!" oder „Sehr gu'!", man lacht und plaudert. Bei Lem Zurückgreiseu des Comnüffars auf die Generaldebatte ruft man wiederholt: „Geueraldebaitel") Präsident Simson: Ich habe zwar nicht die Macht, den BnndeSrommissar Kieran zu hindern, aber die Consequenz wird sein, daß dies auch Andere thun dürfen. Der Bundescommissar entschuldigt seine Abschweifung und verspricht, seine AuSsührnngeti möglichst »inschränken zu wollen. (Man lacht laut) Er empfiehlt zum Schluffe, wenig- steus die Steuer auf Schlußscheine anzunehmen. (Brifall r.chts.) Es geht von der linken Seite ein Antrag auf Schluß der Debatte ein. Dies wird gegen die Stimmen der Rechten beschlossen. Hierauf wird § 1 in namentlicher Abstimmung ab gelehnt und zwar mit 128 gegen 73 Stimmen, welche fast ausschließlich den Streng- und einigen Frcicvnservativcn angehören. Bei der wcitrrn Debatte, was nun zu geschehen habe, da sich ein Theil der nächsten Paragraphen auf dell abgelchnten Para graphen bezieht, crinnrrt Abg. Dr. Ha.ui r an eine Bestimmung der Geschäftsordnung, daß, wenn < in Ge setz in allen seinen Theilen in dcr zweiten Lesung ab- gclehnt worben ist, dann eine dritte Lesung übcrhanpt nicht stattfinden dürfe. Infolge dessen werken alle Feuilleton. K- Hoftheater. Dienstag, 1. Juni, wurde Boiel- dteu's komische Oper: »Die weiße Dame" unter Mitwirkung zweier Gäste gegeben: dcSHerrn Lederer als George und des Hcrrn Reichardt, ebenfalls vom aroßherzvglichcn Hcftheatcr in Darmstadt, als Dickson. Herrn Lcdercr's Leistung war eine bessere, als in sei nen bisher gcg^bcncn Partien. Seine Tongebung war maßvoller, Intonation und Ansprache der Stimme er wiesen sich rcin und lricht, und manche Einzelheiten gelangen technisch lvbcnswerth. Dcr Gast besitzt zu einer trefflichen Ausführung dieser Rolle sehr wohl die geeigneten Mittel, und umsomehr bedauert man den Mangel ihrer musikalisch geschulten, geschmackvollen Aus bildung, die Ungleichheit seiner Technik, die Unfertig keit in Rhythmik und Phrasirung. Lcidcr vermißt man auch ein natürliches He,vertreten warmen Gefühls, und umsomehr blieb Boicldicu's vcllrndetes liebenswürdi ges Bild dieses franzöfisch-chcvaleresken dv» evknt da von entfernt, mit Grazie, Jovialität und poetisch em pfundener Belebung von Herrn Lederer wiedergegrben zu werden. Obcrflächlichkcit der Auffassung zeigte sich auck auffällig in dem eilig hingcsprcchenen Dialog. Herr Reichardt, dcr zweite Gaff, machte weder durch seine Stimme, noch durch die Ausführung des Dickson einen vorthcilhaften Eindruck. Sein Tenor bat einen etwas dumpfen, unNarru Ton, c>nrn gleich sam in sich gekehrten Klang; seine Gesang-weise und seine Darstellung dcs Pachter- — ohne Natürlichkeit, Humor und ansprechende Lebenswahrhett — stehen zu wett hinter dcr bisher hier gegebenen Leistung in die ser Rolle zurück, um befriedigen zu können. DaS musikalisch Bessere der Vorstellung genährte onmenUich der zweite Act dadurch, daß in ihm Krau Otto-Alvsleben (Anna), HerrScaria (Gavcston) und Fräul. Nanttz (Margarethe) zur Mitwirkung ein- tratcn. E. Banck. Theater und Musik. Am 21. v. Mts. beging ein von Jugcnd auf mit der Buhne cug verbundener Dichter sein 50jährigcs Jubiläum. Karl v. Holtet, dlsscn Lustspiel „Tic Farbcn" am 21. Mai 1819 auf dem Thcatcr zu Brcslau die erste Ausführung erlebte, feierte dcn schlichen Tag in dieser srinrr Vatcrstadt zwar in stiller Zurückgezogenheit, aber turch Beweise herzlicher Thrilnahme von Freunden uud Verehrern vielfach auSgezeichuct. — Ter in Dresden lebende Dichter Richard Weiland hat ein neues Drama „Des LandstürmerS Tochter" vollendet, welches im Jahre 1809 spielt und eine Episode aus dem muthigcn Kampfe der Tiroler gegen die aufgezwungene französische Fremd herrschaft zum Inhalte hat. Tas Geschichtliche bildet jedoch nur den Hintergrund, und die Handlung bewegt sich im engern Kreise dcr Familie. — Verschiedene Blätter meldeten neulich, an den Kapcllmr ster Karl Reinecke in Leipzig sei ter Ruf als Tirigcnt der Gürzenich-Crncrrte in Köln au Stelle Ferdinand Hil- lrr's ergangen. Wie die ,L. Ncchr." hören, hat Herr Reinecke jcdcch diesen Ruf abgclehnt und wird dem Leipziger Gcwankhausc und bonservatvrium erhalten bleiben Ferner entnehmen wir der neuesten Nummer der „Köln. Ztg ", daß die gegründetste Aussicht vor handen ist, Ferdinand Hiller werde den musikalischen Instituten der Stadt Köln seine Kräfte ar ch noch fernerhin leihen. — Ein Leipziger Korrespondent der Augsb. „Allg. Ztg." hatte berschtet: „Hofra'b vr. Rudolph Gottschall Hot die ihm durch Laubers Vermittelung anglttagcne Stelle eine- artistischen Tirectrrs dcs k. Hostheafirs in Stuttgart angenommen," Darüber schreibt vr. Laube an tie „Allg. Ztg.": „Dies ist ein Jrrlhum; dcnn ich habe nichts anzutragen, H.frath Gottschall nichts anzunchmcn gehabt. Die Wahrheit ist wohl, daß Gottschall sich beworben und daß ich prr- vatim diese Bewerbung zu unterstützen gesucht habe." — Fräul. Mühle, eine Schülerin der Frau Börner- Sandrini in Dresden, ist vom 1. d. Mts. an auf drei Jahre mit steigender Gage für das Fach der Opern- soubretten am Leipziger Stadtthcater engagirt worden. — Aus- Berlin meldet die „N. A. Z.", daß Kapell meister Erkvrt bereits kurz nach seinem Antritte als Dirigent der k. Oper die Anordnung traf, die früher zerstreut sitzenden Bläser neben cinander zu placiren. Neuerdings ist er versuchsweise in dem Arrangement des Lrch.stcrs noch weiter gegangen, indem er sämmt- liche Conttabässc und Celli dcr Bühne zunächst und zwar mit dem Nückcn nach derselben gefitzt hat; die andern Instrumente sind dem entsprechend dislvcirt, und das Tirigcnt.npult ist von der bisherigen Stelle fort nach dem Zuschaurrraum gerückt worden, so daß der Kapellmeister mit der Bühne zugleich das Orchester überblickt, dessen Mitglieder ihrerseits auch den Diri genten bequem sehen können. Die bevorstehcnden Ferien sollen dazu benutzt werden, den Orchester raum um 9 Zoll zu erhöhen, wodurch man die Klang wirkung der Instrumente zu verstärken gedenkt. — — AuS Königsberg i. Pr. geht dcr „Allg. Thea- terchronik" rin Bericht dcs vr. A. Münchenderg über ein Gastspiel der Frau Otto-Alvsleben an der dor tigen Bühne (eS war dics übrrhauzr das erste grö ßere Gastspiel unser- hochgeschätzten Opernmitglicde-) zu, dcm wir folgende Stellen rntnchmen: „Eine ein nehmende Persönlichkeit, hohe weibliche Anmuth, be zaubernde Grazie, ein metallreincs, vollsaftiges, sym pathisches Organ, yylltndrte Technik und edle Aus sprache bilden bei ihr ein Ensemble, dessen sich wohl nur wenige Sängerinnen zu erfreuen haben. Den höchsten Triumph fei.rte sie in Haydn's „Schöpfung", worin sic dcn Gabriel und die Eva mit solcher Mei sterschaft durchsührte, daß sie das kirchlich andächtige Auditorium zu den lautesten Beifallsbezeigungen en- thusiasmirte. Aehnliche Erfolge erzielte sie auch mit ihrer Rosine im „Barbier von Lcvilla", mit ihrer Con stanze in „Bclmvntc und Constanze", mit ihrer Anna in „Hans Hciling", mit ihrer Agathe im „Freischütz", mit ihrer Königin der Nach* in dcr „Zauberflöte", mit ihrer Alice in „Robert dcr Teufel", mit Martha in „Martha" rc. Jede dieser Schöpfungen war mit einem so jungfräulichen Nimbus umflossen und durch eine so echt weibliche Poesie verklärt, daß die Bilder davon einen wundersüßcn Eindruck in der Phantasie zurück- ließen. In ihrem Genre ist Melita Otto-Aloslcvcn unumstößlich eine höchst bedeutende Capacität." — Am 23. v. Mts. gelangte am Hof- und Nationalthcater zu München cine Oper des bereits vortheilhaft bekann ten Componisten Joseph Rheinberger „Die sieben Raben" (Text, nach dem bekannten Märchenstoff, von Franz Bonn) mit günstigem Erfolge zum ersten Male in Scene. W. H. Niehl schreibt übrr die Noviiät in der „Allg. Ztg." u. A. Folgende-: „Rheinberger über rascht uns mit einer echt lyrischen Oper; während sei ner Musik sonst etwas Sprödes und Herbes besonder- eignete, wirkt hier zumeist die warme Innigkeit des Ausdrucks; während Rheinberger sonst überwiegend instrumental erfand und auSführte (auch iu seinen Lie beln), find in der Oper die rein instrumentalen Num mern (Ouvertüre, zwei Märsche und Ballet) weniger gelungen, als die Gesangsstücke, und diese zeichnen sich wiederum aus durch echt sangbaren Fluß der Melodie. Rheinberger lernte zuerst setzen und dann fingen- Ein
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