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! . . !l ««Mer. * Amtsbl ett des Königl. Bezirksgerichts und des Raths der Stadt Leipzig. cve 183. Sonnabend den 2 Juli. 1859. Sihunx der Stadtverordneten vom 29. Juni 1859. In Folge einer Anzeige de- Rache-, daß mit Ende de- lau fenden Jahre- die Herren Stadträthe Fleischer, vr. Lippert der Aeltere, vr. Gaudlih, so wie Reichenbach, die ersteren Drei in Folge de- Abläufe- der Zeit, der Auletztgenannte dagegen in Folge veranstalteter Au-loosung au- dem StadtrathS-Collegium auSschriden «erde«, wurde die Vorwahl von vier Stadträthe» aus eine der künft. Tagesordnungen gescht. Herr Stadtr. Fleischer ist seit 1881, Herr vr. Lippert der Aeltere feit 1848, Herr vr. Gau blitz seit Der. 1855 und Herr Reichenbach seit Ans. 1856 dem Rath-collegium angehörig. — Ge. Majestät der König hat an de- verstorbenen Herrn Stadtgericht-rach- Klemm Grelle den zeitherigen Gericht-amt-verweser »u Radeberg, Herrn Earl Theodor Wichman« ernannt. Au de- Letzteren Einweisung in die Rath-stelle beim königl Bezirksgericht am 2. Juli Vorm. 9 Uhr waren vom Direktorium desselben Rath und Stadtverord nete eingeladen. Der Vorsteher erklärte, daß er für Vertretung der Stadtverordneten bei dieser Solennitökt besorgt sein werde. — Eine weiter« Mittheilung de- Rach-, nach welcher eine Abschlagunader Pleiße vom Kirschwehre bi- zur Gohliser Grenze wegm de- Neu baues der Brücke an der Frankfurter Straße und die Rachthrile einer solchen durch eine Abdämmung der Brückenpfeiler vermiede« «erden sollen, dadurch aber di« Baukosten um 566 Lhlr, bei eine» unerwartet starken Audrange de- Wasser- au- dem Boden um 800 Lhlr , in-aesammt also um 1800 Lhlr. sich erhöhen, wurde zur sofortigen Beschlußfassung gebracht und die Nachbewilligung einstimmig ausgesprochen. Ein« Mittheilung de- Rath- wegen Ordnung der Gehalte der unteren Kirchendiener an der Nirolaikirche war dem Au-schuffe zu den Kirchen zugewiesen worden. (Die Einnahme de- Kuster- famulu- beträgt dermalen 274 Thlr. 2 Ngr. 1 Pf., de- Kirchen- aufwärter- 438 Lhlr. 17 Ngr. 1 Pf. Mit Rücksicht darauf, daß die Leistungen de- Kirchendiener- nur mechanischer Natur sind und eine höhere Bildung nicht erfordern, während dem Famulus viele schriftliche, eine gewisse Bildung vorau-setzende Arbeiten ob liegen, hat der Rath vorgeschlagen, den Gehalt de- Famulu- auf 864 Lhlr. 2 Ngr. 1 Pf. und den de- Aufwärter- auf 271 Thlr. 7 Ngr. 1 Pf. festzusetzen, aber auch einen zweiten Kirchendiener wegen sich immer mehr sühtbar machenden Bedürfnisse- eine- solchen mit einem Wochenlohn von 3 Thlr. anzustellen. — Eine fernere Anschrift de- RatheS betraf die beabsichtigte Errichtung eine- Waaaegebäude- für die anderweit« Unterbringung der städtischen Brückenwage. Der Rath hat hierzu da- Areal de- Lagerhofes gewählt; die Kosten sind auf 2126 Thlr. 17 Ngr. 6 Pf. veran schlagt. Diese Angelegenheit war dem Bauau-schusse uberwiesen. Unter den Gegenständen der Registrande kam auch eine Ein gabe de- vr. Utgenannt au- Querfurt vor. Derselbe führte an: eine hiesige Witwe I. D. W sei vom Adv ge täuscht, zur Lüge und deren Geschwister verführt und durch falsche Eintragungen von Hypotheken und darauf basirte Eessionen an seine Verwandte zur Bettlerin herabgestoßen worden. Er sei der von der Betrogenen gefundene Freund und Helfer mit Gott in der Noth Wie nun sein Dienst gegen einen Betrüger ein „Gottes dienst" sei, so könne er nicht glauben, daß an solchem „Gottes dienste" ihn ein evangelisch-lutherische-Polizeiamt hindere. Er bat „um huldvolle Kenntnißnahme der Noihlaae der genannten Witwe, so wie um Verfügung über feinen Dienst für sie". Da er in einer Beilage sich dagegen verwahrt, daß er Winkelfchreiber sei. vielmehr versicherte, daß er unter Direktion de- Adv. Herrn Vr. A. V. Schmidt arbeite, auch in einer andern Beilage versicherte, daß er da-ftir die zu Besorgende nur al- Freund rc. arati- besorge, 1. Tim. 5, 3, so schien hervorzugehen, daß e- sich um eine Ausweisung durch da- Polizeiamt handele; diese Schriften waren daher, als zur Competenz der Stadtverordneten keim-fall- gehörig, zurückzulegen. Als erster Gegenstand der TageSordnurw wurde hervorgehoben der Bericht de- Bauau-schusse- über den Verkauf de- Areal- am Moritzdamme an eine Aktiengesellschaft. Da- Projekt ist in seinen Grundzügen schon in einem früheren Berichte mitgetheilt. Der Bericht (Berichterstatter der St.-V. Herr vr. Vogel) sprach sich dahin au-: E- ist vorau-zuschicken, daß e- sich hier nicht um den Ab schluß eine- definitiven Kauf-, sondern nur um ein vorläusige- Abkommen für den Fall handelt, daß die projectirte Aktiengesell schaft zusammenkommt. Der gebotene Kaufpreis von 10 Thlr. pro m Elle schien dem Ausschuß, besonders unter gegenwärtigen Aeitverhältniffen, an nehmbar, die Berzichtleistung auf da- Kündigung-recht innerhalb 10 Jahren nicht verfänglich, die Unverzin-lichkeit de- Capital- währvNd zweier Jahre aber insofern zur Gewährung geeignet, als, abgesehen von der vom Rache hervorgehobenen Beschäftigung Ar beitsloser, in der nächsten Ankunft die Aussichten gering sein möch ten, diese- bedeutende Areal schnell, gut und unter besseren Be dingungen zu verkaufen. Hatte sonach der Ausschuß gegen da mit dem Eomitö verhandelte Abkommen an sich nicht- zu erinnern, so schien e- ihm doch nöthig, gegenüber den gemachten Zugeständ nissen auch die Stadtgemeinde dahin sicher zu stellen, daß die Bebauung de- Areal- in gewisser Zeit in Angriff genommen werde, well erst damit vermehrte Sicherheit für den restirenden Kaufprei- geschafftn wird. Der Ausschuß beschloß daher einstimmig: 1) dem Collegium die Ertheilung seiner Zustimmung zu den Rath-deschlüssen, ingleichen zu der nachgesuchten Er mächtigung de- Stadtrath- zwar zu empfehlen, jedoch nur unter der au-orücklichen Bedingung, daß 2) die künftige Aktiengesellschaft im Voraus verpflichtet werde, binnen zwei Jahren nach Vollziehung de- Kauf- die Bebauung de- Areal- in Angriff zu nehmen und zwar bei Verlust de- Contract-, der angezahlten 10,000 Thaler — und der inzwischen etwa bezahlten Zinsen de- Kaufgelder reste-. / Alle diese Anträge wurden von der Versammlung einstimmig angenommen. E- erfolgte nun der Bericht de- Au-schuffe- zu den Finanzen über die noch unberathenen Theile de- diesjährigen Hau-Halt- planeS. Dieser, der Bericht und da- Protokoll über die Bera thungen darüber wird seiner Zeit veröffentlicht werden. Ueber aUgemcinc 0egrä1i»ißcassrn*). Rentenanstalten und Leben-versicheruflgen sind im Allgemeinen Nicht- für den kleinen Gewerbetreibenden, noch weniger für dm Fabrik- und Handarbeiter, sie sehen Ersparnisse voraus und zwar nicht von Pfennigen oder Groschen, sondern von Thalern, von solchen Summm, die nur ausnahmsweise erspart werden können und einmal gewonnen, weit zweckmäßiger zur Au-dehnung de- Geschäft-betrlebe- al- zum Einkauf in eine Rentenanstalt oder Lebensversicherung verwendet werden. Unbedingt jedoch glaubm wir von diesem Urthelle die in der Ueberschrift bezeichneten Anstalten au-nehmen zu müssen; ihre Bedeutung für den kleinern Gewerbe treibenden namentlich, ihr sittlicher Werth springt so sehr in die Augen, daß wir e- kaum verantworten könnten, an diesem Orte auf dieselben aufmerksam zu machen, wenn nicht in neuerer Zeit durch Schöpfungen anderer gewerblicher Genossenschaften zu sehr die Auftnerksamkit von ihnen abgelenkt wäre. Weiß doch Jedermann, wie bitter, wie groß die Noth im klei- *) Aus der „Innung der Zukunft", welche einen Theil der wohlbe kannten „Deutschen Gewerbezeituna" von Wieck bildet und von der Ver sammlung der Vorschußvereine in Weimar zu deren osficieüem Organ ges Wählt worden ist. D. Red,