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Mittwoch, IV. Juli 1S11 Ilstu -t000 nkluki ttmntii Nr. 165. Sechster Jehrganß. Ku er Tageblatt und Anzeiger Mr das Erzgebirge o«°nw^ttch« mit -er wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: Huer Sonntagsblatt. _ vruck «d vM-g,, Für die Inserate verantwort»»: ^^^*«0»«'» Mal»«,- Nean». Sprechstunde der Redaktion mit Aaenahm, der Sonntag» nachmittag» von «—s Uhr. — Lelegramm-Ndreffe; Tagetlatt Naeerzgebirge. — Ferrchnech« ». tn Noe i. Lrzged. Beide in Au« t. Erzgeb. Für unverlangt eingefandt« Manuskripte kann Gewähr nicht geleistet werden. Bezugspreis: Durch unsere Boten frei ins Haus monatlich so pfg. Lei der Geschäftsstelle abgebolt monatlich 40pfg. und wöchentlich 10 pfg.— Bei der Post bestellt und selbst abgeholt vierteljährlich t.ro mk., monatlich SO pfg.— Durch den Briefträger frei in» Haus vierteljährlich i.zr Mk-monatlich pfg. — Einzelne Nummer »0 pfg. — vrwlschrr Postzeitungskatalog. — Erscheint täglich in den Mittagestunden, mit Ausnahme von Sonn- und Feiertagen. 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Die R c b e l lt 0 n in P erst en, an dere" Spitz« der Prinz Salar ed Dauleh steht, nimmt immer weiteren Umpfang an. UM» Mutmaßliche Witter««« am 20. Juli: SüdweftVtud, heiter, warm, «eiter trocken, Gewitterneigung. -Wc «ompeusatioueu, die keine find. Die Köln. Ztg. hat in Sachen Agadir» «inen Artikel, un» zweifelhaft offiziösen Ursprungs veröffentlicht, der geeignet ist, die nationale Öffentlichkeit auf da» schwerste zu beunruhigen. Wir begegnen in der Tägl. Rundschau zwar der Annahme, dies« Auslassung sei auf Herrn von Ktderlen-Wächter nicht zurückzu- führen, sondern spiegelt« nur «ine kleinmütig« Strömung inner, halb des Auswärtigen Amte» wieder. Aber wir verstehen nicht, was damit gesagt sein soll. Es ist doch nicht gut anzunehme^ daß das Auswärtig« Amt in die al» offiziös bekannte Presse Auf fassungen lancieren wird, die denen seine» eigen«» Ressortchef», des Staatssekretär» von Kiderkn-Wächter, zuwiderlausen. Man wird bi» zum Newe-» de» Gegenteil» darauf vertrauen dürfen, daß diese Auffassungen sich decke», und datz die genannte Behörde den ihr zur Verfügung stehenden Blättern andere Informationen, als solche, welche die direkte Billigung de« allein verantwortlichen Staatssekretärs gefunden haben, nicht zugehen läßt. In jedem Falle steht der offiziöse Charakter de» Eingang» erwähnten Ar tikel» außer Zweifel. Und wer diplomatische Noten zu lesen ver. steh', dem 'agt diese Auslassung nicht» andere, und nicht» gerin geres, als daß wir wieder einmal im Begriffe stehen, ein wert, volles Faustpfand gegen Kompensationen au» der Hand zu ge ben, die keine sind. Di« Kölnische Zeitung setzt sich ohne jede Frage m't den be rechtigten Hoffnungen und Erwartungen d« deutschen Volke, in schärfsten Gegensatz, wenn st« meint: 00 diejenige Stell«, an der wir Kompensationen erhalten, dem eigentlichen Entschädigung,gebiet nahe oder fern liegt, sei ein« Frage, di« nur nebensächlich sein könnel Di« Hauptsache sei und bleib«, datz man für da», wa, man auf. gibt, einen wirklichen vegenwertbekomme und nicht, w 0 dteser Gegenwert gefunden werden könne. Welch«, die Gegenwerte sein sollen, darauf soll« man sich nicht festleg«», schon deshalb nicht, weil Nichterfüllung etwaiger b«. londerer Wünsch« nachher immer so g«dr«ht werden könne, al-ob'in ihr «in Zurückw«ich«n Deutschland« zu erblicken sei. Au» dem offiziösen in gemeinschaftlich« Deutsch übersetzt, b«. deutet da, di» Aufforderung an die deutsch« Oeffentlichkett, «ich gefälligst -nit dem Gedanken vertraut zu machen, datz auf «ine Schadloshaltung in unserem marokkanisch«» Int«, ressengebtet v«r,1cht«t «erden müsse, und datz dies« veqicht durch wirklich, Gegenwert, anderwfitt» kompensiert w«. den würde. He» von KtderlewMächter wird sich, so will un, schein«,, daraus gefaßt machen mwftn, für dich« Politik der fta«. ken Hand in den Nationalen Kreisen kein v,rftLnd. nt, zu finden. Hier hat die UeLerzeugung ständig an »-den gewönne, datz da, Gewtcht uns«« -andel-poltttscken «ch indu. strtillen Jnttressm in Agadir und im «u,lande tteat. danken ab« auch, nenn,» wir « trotzder Ham». Nachr.rHtg: di, in Marokko engagiert« national, GH», nach dm wiederholten v«. Köln. Ztg. hat auch selbst durchaus das Empfinden, eine Sache zu verirrten, di« schwer vertretbar ist. Wenn er von dem ei» gentlichen Entschädtgungsgebtet spricht, so liegt darin da» Anerkenntnis, datz die natürlich« und selbstverständliche, sich aus den Vorgängen direkt ergebende Kompensation «igentlich i n Mar 0 kk 0 zu erstreben ist. Und wenn er von dem schreibt, wa« man aufgtbt, so liegt auf der Hand, daß man nur etwas auf. geben kann, worauf man Anspruch hatte und erhob. Es st«ht nach alledem fast so au», al» ständ«» wir genau, wie nach dem Katserbesuch in Tanger, vor der schwer enttäuschenden Entwick. lung einer nachdrucksvoll und dräuend eingele teten Aktion. Allerding, werden wir aufgefordert, von einem Zurückweichen Deutschlands nicht «her zu sprechen, al» wir nicht die wirklichen Gegenwerte für das Aufgegebene kennen. Wir stehen allerdings auf d«m Standpunkt«, datz wirkliche Gegenwette in diesem Fall schwer denkbar stnd und datz Marokko nur durch und in Marokko selbst kompensiert werden kann. Un» mit einer Gebietserweiterung im —. Hinterlande von Kamerun und am Tschadsee abfinden zu wollen, kann doch nur al» ein schlechter und b«i dem Ernst der Situation ungehöriger Scherz gelten. Aber dem Verlangen, zunächst einmal Ort und Umfang der anderweiten Entschädigung abzuwarten, kann die Berechtig gung nicht abgesprochen werden. Wappnen wir un» also mit Ge duld. Wir find die Letzten, ein Vergnüg«» darin zu finden, wenn wieder einmal ein deutsche» Zurückwetchen den Respeikt vor un» mindert. Indessen hat Herr von Kiderl-en die M-ttel an der Hand, «» dazu nicht kommen zu lassen. Generalversammlung der Ortsgruppe Aue im Verdaude sächsischer Industrieller Unter lebhafter Beteiligung ihrer Mitglieder hielt die Ortsgruppe Aue des Verbandes sächsischer Industrieller ge stern nachmittag von 5 Uhr an im Saal« des Hotels Viktoria eine Generalversammlung ab, zu der der Syndikus des Verbän de», Herr Reichstagsabgeordneter Dr. Str «semann al» Red ner gewonnen worden war. Der Vorfitzende der Ortsgruppe, Herr Kommerzienrat Stadtrat Bauer, begrüßt« di« Erschie nenen und gab anknüpfend daran ein Bild von der Entwicklung de» verband«». Diesem gehören heute rund 4SS0 Mitglieder an, da» ist «twa Hst d«r gesamten sächsischen Industriellen, und dank dieser hohen Mitglied«rzahl ist e» erklärlich, wenn der Verband immer mehr und mehr an Einfluß gewinnt. Herr Kommerzienrat Bauer erinnerte an di« Gründung de» Verbände», zu der di« Re gierung einen Geheimrat entsandt hatte, heut«, wo er mächtig und imponierend da steht, nahmen an den Verbandsversammlun gen drei Minister teil. Daraus ist zu erkennen, welchen Wett ma.r dem verband« beilegt. Trotzdem aber mutz es dessen Bestreben sein, seinen Einfluß immer m«hr zu vergrößern, auch auf die Gesetzgebung, damit dies« nicht einseitig zugunsten eines «'m- zelnen Berufsstand«« ausfällt. In Sachsen hat die Industrie die sen Einfluß, trotzdem aber konnte noch ein Gesetz zustande kom men, wie da» Etempelsteuergesetz, das sich in allen Jndustrie- und Handelskreilen sehr lästig bemerkbar macht. H«rr Kammer, ztenrat Bauer hat sich nach Kräften bemüht, eine Mehrheit gegen dies«, Gesetz zustande zu bringen, wa» ihm leider nicht gelun gen ist. Außerordentlich wichtig aber ist es, den Einfluß der Industrie aus die Reich,gesetzgrbung zu stärken. Herr Dr. Stosse- mann hat -mar in vielen Fällen im Reichstag« se n« ganze Per. sönlichkeit zugunsten der sächsischen Industrie eingesetzt, ein« allein kann indessen nicht so «folgreich dabet wirken, wie da» zu wünschen wär«. Um diesen Einfluß der Industrie auf di« Reichsgesetzg«. bungzu stärken, ist der K a n s a d u n d in» Leben gerufen worden, au» dem jetzt allerdtng» di« Herren d« Schwerindustrie wted« au»getreten find. Wer di« Verhältnisse kannte, hat da« von vorn, -««in kommen sehen, di« Zollpolitik dies« Herren ist »ine an. den«, al, di« der übrig«» Industriellen, denn di« schwer« In. dustrt» verlangt im Berein mit dem Lund d« Landwirt, hohe Zölle, Schlichlich betonte Herr Kommerzienrat van«, dich di« Orttgruppe Au» d«, verband« sächsischer Industriell« fest zu sammen -alten müßt«, auch in sozialpolitisch« Hinsicht. E, sft nötig, datz di« Arbeitgeber sich fest zusammenschltetzen, um «in. and« betzustehen. Er «innert« im Anschluß Hieran an de» Deutschen Industriefchutznerband im verdandd sächsischer Industrieller, der rund 2400 Mitglieder zählt und sehr zum Besten der Arbeitgeber «iE. Bei 1« Streik» hat « 4 aurgqahlt und 1V1 Streike stich durch sein« vermtt- telung Leig,legt ««den. Mit de« nochmaligen Mahnung festen Zusammenhalten, und dem Wunsch» immer weit«« Stär kung de» Einfluss«, de, verband« sächsisch« Industriell« schlitz Herr Kommerzienrat Bau« sein, Ansprache, worauf nach vor. »ah«, der Vorstand,«ahl>»n, (die Wiedewoahl dtzr alte» Vorstandsmitglieder und Zuwahlen ergaben) Herr Dr.Strese- mann da» Wort ergriff zu seinem Vortrag über: Wirtschafttpolitischr Tagwfrag«. Dem Sinne nach führte Redn« etwa folgende» au»: Eine ganze Reihe von Fragen beschäftigt gegenwörtig die Industrie, während sonst um dies« Zeit sommerliche Stille zu herrschen pflegt. Zwei Ding« find «» vor allem, di« zu lebhafter Aus sprache Anlaß geben: Di» Vorgänge im -ansabund« und die große Frage der industriellen Organ tfatton, die sich durch di« Wort« charakterisieren läßt: Z«ntralv«r. band deutscher Industrieller und Lund der In. dust, irll« ». Im Reichstage haben wir in diesen Tagen zwei HandelsvertrLg« gehabt, den mit Schweden, der durch den Reichs tag selb« bearbeitet wurde, und den mit Japan, diesen in d«r Weise, daß der Reichstag der Regierung cutte dluncde gab, den Vertrag abzuschlteßen. Ferner haben wir ein« Zoll, tartfrevision in Holland. Dies« Verträge haben alle eine» Grundcharakter: Di« auswärtigen Staaten er höhen ihr« Zölle in exorbianter Weise. Wie das Amer'ka tut, so wollen auch die kleineren Staaten sich ihren Markt sichern und da» hat sein« Spitze gegen da» Deutsche Reich. Wohin soll da» einmal sichren? Da» Jahr 1S11 wird un« rott- ter« große Handelsverträge bring«», mit Oesterreich-Ungarn, Rußland und Italien. E» ist nicht anzunehmen, daß diese Ver trag« besser s«in werden, al» die anderen, da dies« Länder un« nur Konzessionen für die Einfuhr unser« Jndustrieprodukte ge- ben würden, wenn wir ihnen bessere B«dtngung«n für di« Einfuhr ihr« agrarischen Erzeugnisse gewähren würden. In der letzte» Nummer unsere» Verband»organe» ist ein Aufsatz von Dr. Dtet- rtch in Leipz g enthalten über di« Lage der Spitzen, und Stickerei- Industrie. Diese, Artikel zeigt, wie seh, diese ganz« Industrie auf den Export angewi«s«n ist. Demgegenüber wird heute viel fach eine extreme Schutzzollpolitik entstehen mit der Parole: Schutz der nationalen Arbe'tl Da» ist ein« Phrase! Wer mit seinen Produkten hinaus muß in« Ausland, für den ist die Er schließung de» Weltmarkt«» Schutz seiner nationalen Arbeit. In zollpolitischen Dingen gibt e» «Len -wei Gruppen. D e eine umfaßt die große, di« Schwerindustrie, die «in Monopol auf dem deutschen Markt« hat. Das ist in «st« Linie die Rohstofstndu» stri«. Eine Monopolstellung hat auch die Kohlenindusttt«, ähn lich ist es mit dem Stahlwettsoerband und mit der Eisenindu strie. Dieser Jndüstriegruppe liegt an der Aufrechterhaltung ein«, so hohen Schutzzoll«», daß sie von jeder Konkurrenz befreit ist. Wie kommt es, daß beispielsweise der Schiffsbau immer mehr u. m«hr nach Holland geht? Sind un» die Holländer darin technisch über legen .' Keineswegs, aber di« Holländer bekommen da» Material billig« al» die deutsche Industrie, von deutschen Firmen, und da» ist kein Schutz, sondern eine Schädigung nationaler Arbeit! D'« englischen Konservativen begründen ihre Schutzzollfordermrgen politisch damit: Di« deutschen Syndikat« liefern di« Maren so billig hinüber, daß w'r nicht damit konkurrieren können. Die Syndikate find hauptsächlich im Zentralverband Deutscher Indu- strieller vertreten. Demgegenüber vertritt der Bund der Indu striellen die verarbeitende Industrie und tritt siü, eine maßvoll« Zollpolitik ein, während der Handelsvertrag«^» mehr di« nur auf den Expor; angews«s«nen Kreise umfaßt und daher-oll- politisch weiter link» steht. Nach diesen Ausführungen, die al, Einleitung zu den vor. gäng«n im Hansabund anzusehen find, ging Herr Dr. Etrese- mann auf diese üb«. Wa» ist — so frug er — im Hansabund eigentlich vorgegangen? In Berlin wurde «in großer Hansa- tag abgehalt«», «ine imposante versmmnkung im größten Saale Deutschland». Sr fand in der Press« ein« verschiedenartig, Be urteilung. Di« Gegner de» Hansabund«» hatten fich vorher über ihr« Angriff-weise nicht geeinigt, und so kamen Kritiken h«au», di« sich gegenseitig direkt widersprachen. So schrieb -um Vei. spiel di« Deutsch« Tageazeitung: Der Saal war gefüllt mit zur Versammlung abkommand>«tt«n Bankbeamten, Di« Kreuzzeitung «ar der Meinung, daß es «ii» Stelldichein von Millionäre» ge wesen sei, di« in etg«n«n Aut«, vorfubren, in solch« Füll«, daß der vrrkehr auf d«r Potsdam«, Straß« stockte. Di« R«de de» Herrn Dr. Strefemann auf dem Hansatage -«zeichnete di« Deut, sch, Lage-eettung al, raffiniert, al, di« von Bedenken steift«, demagogischst« Ansprache. Di« Konsevatioe Korrespondenz wie derum bezeichnet, dttftlbe Red« de, Herrn Dr. Sttesemann al, «in« Ansprache, di« «uh feder konservative Mann hätte unter, schreiben können. Kun: dm» Hauptvortrag hat Herr Geheimrat Ktetzer -Halten, und dieser «mich, «ach -wei Sette« hin ana» grifft«, ««mal w«f man ihm vor, der Hansabund hätte «eine Stellung zur Goziald«makati« genommen, zum andere«, der Bund ftt fieihändl«rifch Leid«, ist nicht wahr. Ktetzer hatte g^agt: Un, trennt eine wett von den Zielen der Soz'aldemokra. ti, — und fernerhin: Der heft« weg Ü»r Bekämpfung der Goztal. dmnokratt, ist tt« gerecht, wirtfchaftäpolitU, die ftdem «tande