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Wöchentlich erscheinen drei Nummern. PränumeralionS- PreiS 22^ Sgr. (P Tdlr.) vierteljährlich, Z Tdlr. für das ganze Jahr, ahne Er höhung, iy allen Theilen der Preußischen Monarchie. Magazin für die Man pränumerirt auf dieser Literatur-Blatt in Berlin in der Exvedition der Allg. Pr. Staats-Zeitung (FriedrichSstr. Rr. 72); in der Provinz so wie im AuSlande bei den Wohllöbl. Post-Aemtcrn. Literatur des Auslandes. 30. Berlin, Mittwoch den 10. März 1841. «8« Nord - Amerika. Glasunoff's Erkursion im nordwestlichen Amerika. Die Russisch-Amerikanische Compagnie hatte mit den wilden Polar-Amerikanern, deren Wohnsitze zwischen dem Golfe Kenaiski (Cook'S Jnlet) und der Bai Schaktol (Norton's Sound) sich aus dehnen, schon lange Handels-Verbindungen anzuknüpfen versucht. Eine von dem Schiffs-Fähnrich Wassiljeff kommanbirte Erpedition verließ 1828 das Fort Aleranvroff, welches am Flusse Nuschagak unter 80» 57' N- B- und 158° 25' O. L- von Greewich liegt. Im Laufe desselben Jahres «nd des Jahres 1829 versuchte Herr Waffil- jeff, mit Aleutischen Barken (Baidavs) den Fluß Kuskowim stroman zu fahrm, allem erst im Jahre 1830 erreichte er seinen Zweck. Die große Menge -older, die er in jenen Gegenden gesehen, bestimmte bald zu einer zweiten Erpedition (1832 — 1833) unter Herrn Kolma- koff, dem Kommandanten des obgenannten Forts, deren vornehmster Zweck merkantilijch war. Die Reisenden gingen zu Fuße, aber be- gleitct von )wci mit Hunden bespannten Schlitten, in denen sie ihre Tausch-Artikel tranSportirten. Etwas später beschloß man, über den südlichen Theil der Bai Schaktol bis zum Flusse Kwischpak und von da über die Berge bis zum Kuskowim einen Weg nach dem Golfe Kenaiski zu suchen und so eine Strecke zu erforschen, die bis dahin ganz unbekannt geblieben war. Die Compagnie ließ 1833 unweit Kap Stephen ein Fort Namen Fort Michailoff erhielt. Es liegt unter 7!* d- und IV1° 53' O. L. In demselben Jabre ging eine Erpedition von dort ab, mit der Ordre, über die Berge und Flüsse zu wandern, welche diesen Punkt vom Golfe Kenaiski trennen. Den Oberbefehl erhielt der Hochbootsmann Andrei Glasunoff, der als geborener und in der Kolonie ausgewachsener Kreole die unter den zu besuchenden Stämmen am meisten verbreitete Kadschak-Sprache geläufig sprechen konnte. Vier andere Russen, Wassili Donskoi, Wassili Derschawin, Jwan Balascheff und Jakoff Knagge, begleiteten ihn freiwillig. Um diefe Zeit hatte das Gerücht sich verbreitet, als ob die Anwohner des Flusses Pastol zu Feindseligkeiten schreiten wollten. Dieses Gerücht erfüllte die in der Nachbarschaft des Forts wohnen den Stämme mit solchem Schrecken, daß die Reisegesellschaft keinen Eingebornen hätte bewegen können, sie als Führer zu begleiten, wenn sie jener Richtung gefolgt wäre. Um also jeder Kollision mit den Anwohnern des Pastol auszuweichen, mußte Glasunoff viel nord westlicher sich halten. Unter dieser Bedingung schloffen sich drei In dianer der Gesellschaft an. Man nahm zwei wsn je fünf Hunden gezogene und theils mit Lebensmitteln, theils mit Tausch-Artikeln, vorzüglich Taback, beladene Schlitten mit. Außerdem trug jeder der fünf Reisenden eine Flinte, eine volle Patronentasche und einen Tornister, der Kleidungsstücke enthielt. Am 39. Dszember brach die Gesellschaft aus und gelangte nach achtstündigem Marsche über das Eis, das den Golf in nordöstlicher Richtung bedeckte, zu einem Indianer-Dorfe. Die Häuptlinge dessel ben empfingst! die Reisenden sehr freundlich; sie gaben ihnen Fische und sogar drei Hunde. Man rastete hier am anderen Tage, um Schlitten und Fußbekleidung auszubeffern. Glasunoff erfuhr, die Jnkalit's kämen jedes Jahr von den Ufern des Kwischpak an diesen Ort und brächten Biberfelle mit, die sie den auf ihrem Marsche nach Pastol hier verweilenden Asischakmut's verkauften. Nachdem die Russen die Gastfreiheit der Bewohner mit einigen Geschenken belohnt hatten, machten sie sich am 1. Januar wieder auf den Weg. Es wäre zu weitläufig und ermüdend, ihnen Schritt vor Schrill folgen zu wollen; wir verweilen daher nur bei den merkwürdigsten Erlebnissen ihrer Reise. An der Mündung des Npgwilnuk, der in den Bergen Jngischluat entspringt, liegt ein kleines Dorf, dessen Bewohner im Sommer von Fischen und im Winter von Rennthicren leben, die sic in den Wäldern mit Schlingen fangen. An den Ufern dieses Flusses ist ein «einer Tannen- und Pappelwald. Die Wanderer wollten auf dem ^-ur hinübergehen; allein cs brach, die Schlitten versanken beinahe, ""v die Leute selbst kamen bis an den Gürtel unters Wasser. Den- .gelangten sie ohne große Schwierigkeit ans jenseitige Ufer, wo 'tr^^ großes Feuer anzündeten, um ihre durchnäßten Kleider zu ... V°n hier setzten sie, anfangs über einen kahlen Hügel, dann uver die Eisdecke eines ziemlich bedcutenven Flusses der in den Anwick sich ergießt, ihre Wanderung fort. Am vierten Tage kamen sie zu dem Punkte, wo beide Flüsse sich vereinigen; sie waren in dieser ganzen Zeit zwischen steilen Hügelreihcn und Wäldern aus Birken gewandert. Am 5. und S. Januar ging es auf der Eisdecke des Anwick weiter. Beide Ufer waren hoch, steil und mit dichter Waldung bedeckt. In der Ferne bemerkte man zur Rechten und Linken sehr hohe Piks, und von Zeit zu Zeit wurden einige Biber- Hütten bemerklich. Da die Lebensmittel allmälig ausgingcn, erboten sich die Führer, eine Baraborka aufzusuchen, welche einem In dianer von ihrer Bekanntschaft gehörte und nur eine Tagereise ent fernt war. °) Man schickte sie dorthin, und sie brachten in der That einige Lebensmittel mit. Während ihrer Abwesenheit mußten Glasunoff und seine Ge fährten von einem schneidenden Froste mit Windstößen und Schnee- Wirbeln viel leiden, um so mehr, als ihre Kleider, die seit ob- crwähntem Unfälle noch nicht Zeit gehabt, zu trocknen (?), vor Kälte ganz steif geworden waren. Einem der Gesellschaft erfroren auch die Füße. Am 8ten stieg das Wasser, von der Last des gefallenen Schnees gedrückt, bis zur Oberfläche des Eises; man mußte also warten, bis eine neue Eiskruste sich gebildet hatte. Am nächsten Morgen kamen die Russen nur sehr mühselig vorwärts, erreichten aber zum Glücke eine verlassene Sommerwohnung mit einer Baraborka daneben, aus der sic fünf Lachse Mitnahmen. Sie mußten hier vier Tage ver weilen, um ihre Schneeschuhe auszubeffern. Am l3ten machte sich die Erpedition wieder auf den Weg; der Schnee fiel aber so dicht, daß sie nach dreistündigem Marsche im Walde verweilen mußten, wo sie glücklicherweise einige Baraborka's aus Baumrinde vorfanden, welche von den Indianern, die während des Sommers hier gejagt und gefischt hatten, errichtet waren. Gegen Ende Februars ziehen die Eingebornen von Anwigmut an der Mündung des Anwick diesen Fluß wieder hinan und jagen die Biber in den Bächen, die ihm zustießcn. Während des Sommers legen sie ihre Fisch-Vorrälhe an, und im Herbste, bis zum Novem ber, jagen sie Marder, Füchse, Hasen und Rcnntbiere. Die Wälder sind dicht und voll großer Bäume; besonders findet man Tannen, die zu Bauwerken aller Art dienen könnten. Die Wanderer bemerk ten viele Schneehühner und Auerhähne. Am 15. Januar versuchten sie, ihre Reise wieder anzutreten; da sie aber nicht gewöhnt waren, mit Indianischen Schneeschuhen über dichten und dabei lockeren Schnee hinwegzuschreiten, so kamen sie nur sehr langsam vorwärts. Nach einem mühseligen Marsche von nur sieben Werst, auf dem sie ihre Schneeschuhe zerbrachen, mußten sic Station machen, um günstigeres Wetter, d. h. einen Frost, der den Schnee erhärtete, abzuwarten; sie waren von Stra pazen erschöpft und hatten kaum etwas, um sich zu sättigen; denn ihr Vorrath war sehr verringert, und sic wußten nicht, wann sie hoffen konnten, auf Wohnungen zu stoßen. Während die Wan derer, um ein Feuer sitzend, einander gegenseitig Muth zusprachen, kamen zwei Schneehühner so dicht an sie heran, daß sie dieselben mit Händen greifen konnten. Diese Gabe Gottes war für sie ein großer Trost. Am folgenden Tage schickte Glamnoff zwei Jäger in den Wald, allein sie brachten keinen einzigen Vogel mit. Am I7ten nahmen die Reisenden ihre übrigen Borrathe auf den Rücken, ließen die Schlitten zurück und brachen mit einigen Hunden auf, um in forcirten Märschen bis zur nächsten Menschenwohnung zu gelangen. Erst gegen Abend erreichten sie eine Hütte, die ein Indianer mit seinem Weibe und seinen drei Kindern bewohnte. Er bcwirthete sie nach besten Kräften mit Fischen und einem Schneehuhn und erzählte ihnen, er wohne Winters und Sommers in dieser Ge gend und lebe vom Wildpret, dessen Felle er in dem Dorfe an der Mündung des Anwick verkaufe. Nach seiner Versicherung waren die Bewohner jenes Dorfes kampfgcrüstet, weil sie von den Anwohnern des Flusses Unalaklit, der nicht weit von dem Kwischpak mündet, einen Angriff erwarteten- Eine Rennthier-Jagd, auf welcher die Anwikmut's glücklicher gewesen, als ihre Nachbarn, hatte die beiden Stämme entzweit. »1 TueBaraborka S find Magazine, die man im Sommer mit Fischen, Kaviar und anderen Vorrathen füllt. Man läßt sie ganz ohne Schutz, über zeugt, dal; Niemand es wagen werde, sie zu berühren, außer etwa ein naher Verwandler des Eigenthumers, und auch ein solcher nur. wenn er in großer Nort) ist- ^dgleiai eine Baraborka mitunter 12 — 14 Tagereisen von der Wohnung ihres E'getllhumers entfernt liegt, reist er doch von Zeit zu Zet dahin, um dre Vonathe deren er benöthige, ru holen.