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Weiheritz-Zeitung Tageszeitung uns Anzeiger für Dip-oMswal-e, Schmiedeberg mA« Vezugtprel«: Klr «Inen Monat L Relchtmor» «» Zutrauen, einzeln« Nunnnen, 1» Ueich«- pfennlge. Gemein»« - Verdon»». Girokonto Mommer » Fernlprecher: Amt Dtppolbtß- mal»« Nr. » Vostlcherkkonto Dresden 17»«. Netteste Zettnng »es Bezirk« Liese» Lia« enihS« die amlltchrn Bekauulmachung ter Amishaüvimmmschast» -es Amlsgerichi» uut te» Sta-lral» V» Lippoitiswalte — ,»«,,«»«»»»»««»»»»> A»,eI,en»reUr Di« « Millimeter »rette DeNtM« 7» Nelchtpfenni-e. Uin,el«n»t no» »eklamen I» »eichspfennt,«. Deraniworllich« «e-akleur; SeNr Sehne. - Druck und Verlag: Sari Sehne i« Divvol-iswal-e. Nr. 76 Donnerstag, am 29. März 1928 94. Jahrgang In dem Konkursverfahren über das Vermögen des früheren Bankkassierers Johann Georg Willkomm wird Termin zur Ab haltung einer Gläubigerversammlung zwecks der Anhörung bei Festsetzung des Honorars eines Gläubigerausschuhmitglisdes auf den 20. April 1928 vorm. 10 Uhr festgesetzt. Amtsgericht Mppoldiswalde, am 28. Mörz 1928. ÜH"^ ' OertttMes nnv Sächsisches Dippoldiswalde. Am vergangenen 10. März jährle es sich zum 152. Male, daß in Hannover die spätere Preußen- Königin Luise geboren wurde. Zur Nachfeier ihres Geburts tages hatte die hiesige Ortsgruppe Les Lu is en - Bu nd e s Sachsen für gestern abend nach der Aeichskrone eingeladen. Die veranstaltungsreiche Zeit wirkte sich auch hier aus. Der Saal war zwar ganz hübsch besetzt, in der Hauptsache waren es aber doch nur Lem Bunde Angehörende oder Stahlhelm- Kameraden, Gäste^sah man nur wenig. Mit gemeinsamem Gesang des Luisenliedes begann die Feier, dann richtete die Führerin Ler Ortsgruppe, Frau Amtsgerichksdirektor Förster, herzlich marine Begrüßungsworte an die Erschienenen, hieß insbesondere Lie Landesführerin Frau Bültmann willkom men und mahnte zu treuer Arbeit fürs Vaterland. Nach dem dann Frl. Edith Reichel Les Gedicht Heinrich v. Kleists „An Königin Luise" in packender Weise vorgetragen hatte, nahm die Bundesführerin das Wort zu ihrem Vortrag über „Königin Luise". Drei Gedenktage, so führte sie aus, durf ten mir diesen Monat begehen. Zunächst Sonntag Reminis- ccre den Gedenktag an Lie Gefallenen Les Weltkrieges, einen Tag Ler Mahnung für Lie Lebenden. Uebermensch- lrches haben sie vollbracht, nicht umsonst find sie gefallen, eine Saat, die unverwelklich ruht, bis die Zeit kommt, in Ler aus ihr Segen kommen wird. Ein zweiter Gedenktag war der 9. März. Vor 40 Zähren schloß an ihm Ler greise Kaiser Wilhelm I. die Augen für immer, Ler Las gewaltige deutsche Reich schuf, vor Lem die Welt Achtung hatte und dessen Kaiser sie in Ehrfurcht grüßte, lind am 10. März der Ge burtstag Ler Königin Luise. Noch ist die Forschung über ihr Leben nicht beendet, ihren ganzen Wert können wir noch nicht erfassen, aber ihr glückliches Familienleben, ihre Liebe zu ihrem Volke kennen wir ganz. Zn lebhaften Strichen ließ Lie Rednerin dann das Leben der Königin und Lie preußische Geschichte ihrer Zeit vorüberziehen, den langen Leidensweg nach 1806, den Frieden von Tilsit, die Unter redung mit Napoleon usw. und schilderte, wie sie die Zdeal- geskalt wurde, nach Ler man sich sehnte. Der Königin war klar, welche Aufgabe sie zu erfüllen hatte; sie griff sie mutig an und wurde so zum Genius der Befreiung. Auch für un sere Zeit werde Ler Tag kommen, wo sie wieder zum guten Engel Deutschlands wird. Alle möchten sich unter ihr Wort stellen „ich dien'" und sich Lessen Verantwortung bewußt werden. Die Lan-esführerin streifte dann die vor kurzem voll zogene Trennung Sachsens vom preußischen Luisenbunde in folge verschiedener Vorkommnisse und mahnte, wieder mehr den Mut eigner Ueberzeugung zu suchen. Einigkeit ist die Vorbedingung des eignen und nationalen Aufstiegs. Nur ein kleiner Teil Frauen wirkt in der Politik Mit, aber ein heute geschlossener Vertrag ist in wenigen Tagen deutsche Ge schichte. Aus diesem Grunde muh sich auch Lie Frau mit der Gegenwarksgeschichte befassen. Auch Len Frauen sind jetzt Aufgaben gestellt, sie können wählen, sie sollen aber auch misten, warum sie wählen. Die Frau soll aber auch Füh rerin sein. Sie fördert den wirtschaftlichen Wohlstand Deutsch lands; sie ist auch Schöpferin eines glücklichen Familien lebens. Sie soll wachen über die Sittlichkeit und Volksge sundheit, Ueberliefcrin geschichtlicher Tradition soll sie sein. Es ist verantwortungslos, der Jugend die Geschichte des Vaterlandes vorzuenthaltcn oder sie umzumodeln nach Ler Ansicht unsrer Zeit. Wir müssen der Zugend Lie geschicht liche Entwicklung zeigen, Ler geschichtliche Werdegang eines Volkes muß ihm immer heilig sein; denn in ihm sind Lie Spuren Gottes zu finden. Nach seinem Willen ist das Schick sal jedem Volke vorgeschrieben. Ein Volk, wie Las unsre, Las in Fesseln geschlagen ist. Las unter der Regentschaft eines Parker Gilbert steht, sollte sich nicht noch in pazi fistische Gedanken einhüllen. Kein andres Volk träumt noch von ewigem Frieden. Unsere Zugend soll verstehen lernen, die nationale Ehre zu schützen, dazu müssen wir sie wehrhaft machen, auch seelisch. Wir können keinen Krieg anfangen, aber unser Schicksal liegt in andrer Hand. Ein Volk, Las seelisch wehrhaft ist, eine Zugend, Lie sich sicher fühlt, wird , immer siegen. Ein Volk, das Lie Schule versäumt, muß sie i nachholen. Die Lüge von der Kriegsschuld, der Vertrag von i Versailles, Ler DaweSplan müssen Gegenstände sein, Lie be sprochen werden, müssen Lehrmittel sein. Deutsch zu bleiben, mutz unsere Zugend heranwachscn, wert ihrer Ahnen. Wir aber stellen uns weiter unter die schwarz-weiß-rote Flagge, das Symbol Les Wiederaufstiegs. Unter ihr wollen wir Las ganze deutsche Volk sammeln, an diesen wollen wir glau ben, dafür eintreten. Die Fernstehenden werden zurück kommen, wenn wir rechte Kraft haben, sie zurückzuholen. Frau Bültmann schloß ihre Ausführungen mit Len Morten Les Altreichskanzlers Fürsten Bismarck, Lessen Geburtstag wir in kurzer Zeit wieder feiern können: „Zch habe Ver trauen, daß Gott dieses deutsche Reich niemals wird zer reißen lassen, sondern auch für alle ferneren Zeiten zusam- j men halten." Lebhafter Beifall war der Dank für Lie innigen, j überzeugenden Worte der fesselnden Rede. Mit Gesang eines Terzetts (Frauen Förster, Wunderlich, Gönner, Gott schalk, Frls. Buckel und Stephans schloß der erste Teil, mit einem weiteren gleichen Terzett begann der zweite. Beide Lieder wurden klangrein und tonschön vorgetragen. Dann folgte noch ein Einakter „Die Bäckerin von Minstein" von ! Friedrich Lienhard. Er spielt im Elsaß zur Zeit Ludwigs XIV., nach dem Raube Straßburgs. Das flotte Spiel aller Mit wirkenden (Frls. Donner, Happatsch, Feind und Gerhard Reichel) sicherte Lem Stück einen vollen Erfolg, dazu wur den auch Lie heiteren Episoden des Stückes gern belacht. Mit dem Gesang Les Bundesliedes schloß der Abend. — Der Saal war mit Standarten geschmückt, auf Len Tischen lagen Bänder in schwarz-weiß-rot und blau-weiß, auf Ler Bühne war von Pflanzen umgeben Las Bild Ler Königin aufge stellt, Schneeglöckchen-Sträuße schmückten Rednerpult und Tische. Ein frischer, frühlingsfroher Anblick. Dippoldiswalde. Zn Ler gestrigen, nichtöffentlichen Kirch- gemeindevertretersitzung sand die Wahl derjenigen statt, Lie seinerzeit zur Kirchgemeindevertretung berufen worden wa ren unL nach Ablauf ihrer Mahlzeit auszuscheiden hatten. Diese Wahl wurde schriftlich vorgenommen. Einstimmig sind die bisherigen Kirchgemeindevertreter, FabrikLirektor Gräfe, Wohlfahrtspflegerin Hellriegel, Lohgerbermeister Karl Straß berger und Oberlehrer Unger, wiedergewählt worden. Eben falls einstimmig geschah Lie Wiederwahl Les stellvertreten den Vorsitzenden sowie Ler einzelnen Ausschüsse-und ihrer Vorsitzenden. Die feierliche Einweisung Ler Wiedergewähl- ten soll im Vormittagsgottesdienste des 2. Osterfeiertages er folgen. — Millöckers Operette „Der Bettelstudent" mit ihrer feinen anschmiegenden Musik, mit ihren netten Liedern ist ja bekannt, wie selten eine andere. Sie ist verfilmt worden. Am Freitag bis Sonntag wir- Lieser Film in denAr - Ni - Lichkspielen laufen. Zn der Hauptrolle spielt Harry Liedtke. Die Rolle Les Bettelstudenten Simon ist ihm ge radezu auf den Leib geschrieben: verliebt, gutmütig, schwere nöterhast, wie er von Natur ist, kann er als Künstler hier sein, so lesen wir in einem Berichte Les „Dresdner Anzeiger". Die Ausstattung und Regie des Films ist fabelhaft. Präch tige russische Kostüme sieht man; Faschingstreiben rauscht über die verschneiten Straßen fremdländischer Städte; Freuüenflimmer, Küsse, Beleidigungen, Tändeleien gehen hindurch. Ein Lachen und Freuen ohne Ende. Reichstädt. Wegen Les Verdachtes der widernatürlichen Unzucht und Kuppelei ist heute Ler Gutsbesitzer Max Zimmer mann von hier verhaftet und Lem Amtsgericht Dippoldis walde zugeführt worden. Dresden, 28. März. Zm Grundstück Kleine Plauensche Gasse 42 erfolgte heute früh gegen 2,30 Uhr eine heftige Ex plosion. Durch Len lauten Knall aus dem Schlafe geweckt, eilten die Bewohner, nur notdürftig bekleidet, auf Lie Straße. Die Kriminalpolizei stellte fest, daß nur Kurzschluß der elek trischen Starkstromleitung vorlag. Personen sind nicht ver letzt worden. Dresden, 28. März. Heuke früh wurden Lie Bewohner der 4. Etage Les Grundstückes An der Frauenkirche 14 durch lautes Stöhnen aus ihrem Schlafe geweckt. Als sie nach dem Korridor eilten, kam ihnen die 30 Zahre alte Arbeiterin Gläser blutüberströmt entgegen. Sie gab an, Laß sie kurz zu vor mit ihrem Liebhaber, Lem 53 Zahre alten Glasmacher Braun, mit dem sie seit 11 Zähren zusammen lebe, in Streit > geraten sei. Zn -essen Verlaufe habe Ihr Braun, der sie l schon mehrmals mit Erschlagen bedroht habe, währen- sie noch im Bett lag, mit den Worten „Zch schlage dich tot" mehrere wuchtige Schläge auf den Kopf versetzt. Sie habe noch -ie Kraft besessen, aufzuspringen, Braun den Hammer zu ent reißen und diesen durch das Fenster auf den Hof zu werfen. Der Täter, -er sofort die Flucht ergriffen hat, konnte noch nicht erlangt werden. Dresden, 28. März. Zn den heutigen Verhandlungen Les Rechtsausschusses wurde ein Versuch der Sozialdemokraten, die Beratung über ihren Antrag zur Abänderung des Wahl gesetzes zur Verhandlung zu bringen, abgelehnl; desgleichen auch nach kurzer Verhandlung der Antrag der Linksparteien auf Aushebung der Mietlockerungsverordnung für ganz Sachsen. Die Regierung teilte mit, daß ihre Untersuchungen über Lie Auswirkungen Ler Verordnung, abgesehen von der Stadt Lhemnitz, nennenswerte Mißstände nicht ergeben ha ben. Abg. Dr. Bünger (DVP.) wies daraushin, -ah -ie Ko alitionsparteien sich darüber einig seien, daß außer für Chem nitz eine Aufhebung Ler LockerungsverorLnung nicht erfolgen solle. Bad Schandau. Am Montag vormittag wurde beim Großen Dom im Schrammsteingebiete ein junger Mann auf- gesunden, der Lie ganze Nacht über Lort gelegen hatte. Die ser, der Dekorateur Walker Karies aus Dresden, war in Ge sellschaft eines Freundes am Sonntag nachmittag bei einer Wanderung ausgeglitten und am Großen Dom hilflos liegen geblieben. Der „Freund" versprach wohl, Hilfe zu holen, hielt aber sein Versprechen nicht. Znfolgedesfen mußte Ka ries Lie Nacht im Freien zubringen. Er wurde nach seiner Auffindung nach dem StaLtkrankenhause Bad Schandau ge bracht. Freiberg. Das erweiterte Schöffengericht verhandelte am Montag gegen einen Kaufmann und Gasthofsbesitzer aus Lem hiesigen Landgerichtsbezirk, der wegen betrügerischen Bankerotts unter Anklage stand. Er hatte mit seinen An gehörigen, um seine Gläubiger zu benachrichtigen, Schen kungsurkunden abgeschlossen, und so fast feinen gesamten Besitz dem Zugriff entzogen. Das Gericht verurteilte ihn unter Zubilligung mildernder Umstände zu einem Zahr Ge- fängnis. Leipzig- Während Lie Mutter Milch einholte, suchte sich ein 3V- jähriger Knabe in L.-Reudnitz eine Kerze, die er am Ofen anzuzünden versuchte. Hierbei geriet das Nachthemd des Kindes in Brand. Mit schweren Brandwunden be-eckt, sand ihn die Mutter aus. Zm Krankenhause starb das Kind bald nach seiner Einlieferung. Chemnitz, 28. März. Zn Ler vergangenen Nacht fuhr anr Gasthaus zur Wafserschänke in Röhrsdorf infolge des herr schenden Nebels Ler 25 Zahre alte Motorradfahrer Meier aus Limbach mit voller Wucht gegen das Gebäude. Meier erlitt durch den heftigen Anprall einen Schädelbruch und war sofort tot. Der mitsahrende 25 Zahre alte Max Löbel auS Limbach wurde schwer verletzt in das Krankenhaus gebracht. — Am Dienstag abend ereignete sich an Ler gleichen Stelle dadurch ein schweres Unglück, Laß beim Nachfüllen von Ben zin in sein Auto der Chauffeur unvorsichtig mit einem Lichte umging. Der Benzinbehälter des Autos explodierte und Ler Chauffeur erlitt lebensgefährliche Brandwunden. Harthau. Große Aufregung verursacht hier das Ver schwinden eines 18jährigen Mädchens, Las am letztenSonn- abend mit seiner Schwester ein Chemnitzer Lokal besuchte, von einem Unbekannten angesprochen und zum Besuch eines Kaffeehauses eingeladen wurde. Das Mädchen folgte -er Einladung, verließ Lie Schwester und ist seither verschwunden. Alle Nachforschungen blieben bisher ergebnislos. Rochlitz. Zwischen Schlettau und Harthau geriet aus -er Staatsstraße das Auto des hiesigen Zahnarztes Dr. Michels ins Schleudern. Das kleine Töchterchen Les Besitzer wurde aus dem Wagen geschleudert, kam unter den Wagen zu lie gen und erlitt einen Schädelbruch, dem es sofort erlag. Die übrigen Znfassen trugen leichtere Verletzungen davon. Gersdorf. Zn Karoline Lindner, der fast 90 jährigen Boten frau, ist eine bekannte Persönlichkeit gestorben, die seit 60 Zähren regelmäßig zwischen Gersdorf und Leisnig Boten gänge besorgte. Sie war in Leisnig wohl bei allen Geschäfts leuten bekannt. Glauchau. Die unterirdischen Gänge in unserer Stadt sollen dazu benutzt werden, um zum Heimatfest einen unter irdischen Ratskeller zu schaffen. Zwei unterirdische Räume am Markt und in der Marktstrahe scheinen für Liesen-Zweck besonders geeignet zu sein. . Zwickau. Zu Lem Unfall, den Fabrikbesitzer Friemann uni Schuldirektor i. R. Vorwerk am Brennerpaß erlitten, verlautet, daß die Verletzungen der beiden Herren erfreu licherweise weit geringer sind, als zuerst angenommen war. Zhr Zustand gibt zu Besorgnissen keinerlei Anlaß. Reichenbach, 28. März. Ein 18 jähriger Fabrikarbeiter drang gestern nachmittag in eine Fabrik ein und bedrohte Len Besitzer mit Erschießen. Als man den Eindringling aus -cm Gebäude entfernt hatte, schoß er in die Wohnung -es Fabrik besitzers, ohne jemand zu treffen. Als er hierauf festgcsteltt werden sollte, zog er vor -er Polizeiwache die Waffe und legte aus Len Beamten an. Dadurch gelang es ihm, die Flucht zu ergreifen. Ein Radfahrer, Ler Lie Verfolgung auf- nahm, konnte den Täter ergreifen. Auch seine Angehörigen hatte er schon wiederholt mit Erschießen bedroht.