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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 10.06.1912
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1912-06-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19120610022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1912061002
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1912061002
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1912
-
Monat
1912-06
- Tag 1912-06-10
-
Monat
1912-06
-
Jahr
1912
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Abend Ausgabe Anzeigen-Preis Be^ngS-Prris MipMerTlUMM er. Handelszeitung Lankkonto: l06. Ishrgsng Nr. 292 Montag, üen l0. 3uni ISIS Die vorliegende Ausgabe umfaßt 10 Selten. iernber^ »4»7 agdad 33t tste Georg, dass er mrwill- die cL. fen een Baron nun — hp — etwas für mich Nm Postscheckkonto Leipzig 8U8. ;en ns- Preis«. r. : große Postscheckkonto Leip»ig 8S8. s 14 «82 l«»»ta»Ichl»tz, Tel..Anscht.^ 14 «83 t14K34 lerdevg. rra». die ts- nit rch bei k«, er» Ule !tt^ er- er» sich der iell „Bei Ahnen? Nein. Ich danke." Georgs Rechte zuckle. Aber nun fürchtete er fich schon vor diesem hämischen Gesicht. „Weshalb bei mir nicht?" fragte er, während seine Augenbrauen unruhig zu zittern begannen. „Nun'". . . Brand warf den Kopf trotzig in den Nacken — „man wird sich seinen Herrn ja wohl noch aussuchen können. Schade, daß Herr von Warnow so plötzlich sterben mutzte!" Seine Augen funkelten heimtückisch. „Was wollen Sie damit sagen?" Georg verlor plötzlich die Selbstbeherrschung. »Das ist doch sehr einfach," entgegnete Brandt um so gelassener, „weil ich «inen sehr guten Herrn an ihm hatte. Was sollt« ich sonst damit sagen wollen?" Georg besann sich wieder. „So — ja. Nun, wie Sie wollen." Damit wandte er sich kurz um und ging, während Brandl grinsend das Wirtshaus aufsuchte. Das war am Vormittage geschehen. Und nun erschrak Georg geradezu, als ihm jetzt, drei Stunden später, während er noch über diese Be gegnung nachdachte, gemeldet wurde, datz Förster Brandl ihn zu sprechen wünscht«. Er ließ ihn j^och bei sich erntreten und versuchte möglichst gleichgültig und unbefangen zu sein. „Nun, Herr Brandt — Sie wollten mich sprechen? Haben Eie sich eines anderen besonnen?" Brand erhob den Kopf. Und nun sah Georg «rst, datz er betrunken war. Der Förster drehte di« Mütze in der Hand und machte ein paar unsichere Be wegungen; dann lehnte er sich gegen den Türpfosten und schnappte nach Luft, so datz der widerliche Alkoholdunst aus seinem Mund« bis zu Georg hinüberwehte. „Ja — ich — ich habe inich besonnen," begann Brandt nun mit dem Lallen, dem Lächeln und dem wiederholten Ausstößen des Betrunkenen — „ich l Allgemeine Deutsch« Tiedit- . l Anstalt Brühl H/77. -1 D«ursche Bank, Filiale Leipzig l Dep.-Lass« Grimm. Steinweg L Amtsblatt des Nates und des Notizeiamtes der Ltadt Leipzig Fernstug Berlin-Mien Zelmut Sirlh als Erster in Wien geisnüct. :i«. »rvald. :au. schall. !dmv. ew etter. rrtS. i«f dem rwart. Ihr. Ihriurg: »«. - «narrt-, rlvfttt. Exalrays und Vrramanns 2>kark. Breslau, lO. Juni. Czakay, der heute morgen 3 Uhr 9 Min. aufgestiegen war. mutzte wegen M o - tordcfekts wieder landen. Die Maschine wurde bei der Landung beschädigt. Der Flieger er wartet Ersatzteile aus Johannistlzal. nach deren Eintreffen er weiterfliegen will. Bergmann ist um 3 Uhr 50 Min. abgeflogen. Breslau, 10. Juni. Oberleutnant Bergmann mutzte bei Plohe in der Nähe von Strehlen lan den. Er bestellte von Breslau telegraphisch Mon teure und Werkzeug. Von anderer Seite wird uns noch gemeldet: Breslau, 10. Juni. Auf dem Gandauer Flugplatz herrschte während der Nacht «in reges Treiben. Dem regenorol)«nden Vormittag war ein schöner Nachmit tag gefolgt und hatte Tausende verlockt, die sommer warme Nacht im Freien zu verbringen, um beim Start zur zweiten Etappe des Fernflugs Berlin- Wien rechtzeitig zur Stelle zu sein. Das Wetter lietz sich vortrefflich an. Es weht kaum ein leises Lüftchen, und auch von dem alten Fliegerfeinde, dem Revel, ist nichts zu sehen. Die Nachrichten aus Wien lau ten günstig. Nach dem gestrigen Unwetter war ore Sonne bald wieder zum Vorschein gekommen und hatte den überschwemmten Flugplatz in Aspern völlig ausgetrocknet. Nach sein offiziellen Start um drer Uhr steigt Helmut Hirth um 3 Uhr 7 Min. auf und ist bald den Blicken der begeisterten Zuschauer ent schwunden. Um 3 Uhr 10 Mm. folgt ibm Blaschke (Czakay), dessen Start ebenfalls glatt vonstarten geht, während Bergmann, der um 3 Uhr 5 Min. abslog, nach kurzer Zeit wegen Motordefekts lanoen muhte. Beim Riedergehen wurde Bergmanns Renu- eindecker leicht beschädigt, doch besteht die Aussicht, daß auch er den Fkvg bald wieder fortsetzen wird. Die drei Flieger gedenken trotz Meldungen von star kem Gewitter und Nobel den kürzeren Weg über den 1190 Meter hohen Altvater eiuzufchltrgen und, falls nicht unvorhergesehene Zwischenfälle eintreten, um 6 Uhr morgens in Men einzutreffen. Selmut MM Sieger. Flugplatz Aspern, LN. Juni. Der Flieger Hirth hat mit Leutnant Keller heute früh 6 Uhr 1 Mi«, die Ziellinie passiert und ist um 1t Uhr 3 Minuten glatt gelandet. Weiter wird gemeldet: Wien, 18. Juni. Bei der Landung Hirth« mit seinem Passagier Leutnant Keller waren außer Ka pitänleutnant Kayser und dem offiziellen Zeit nehmer nur sehr wenige Personen zugegen, da die Ankunft nicht so zeitig erwartet wurde. Knapp vor K Uhr wurde ein Sausen in der Lust in nördlicher Richtung vernehmbar. Punkt K Uhr erblickte man in einer Höh« »on 3VV Metern über dem Dorfe Aspern den Flieger. Um 8 Uhr 1 Min. passierte er die Ziel linie und ging hierauf in elegantem Bogen unter ruhigem Gleitflng knapp hundert Met« vor dem Zielbaud nieder. Ueber ihre Fahrt erzählen die beiden Flieg«, es fei ihr Bestreben ge wesen, sich möglichst hoch üb« den Wolken zu halten, um so von allen Mudströmuirgeu und andere« Zu fälligkeiten unabhängig zu sein. Sie flogen deshalb im allgemeine« in ein« Höh« von 2100 Meter. Hi«- Georg mit ihm vor dem Dorfkrug zusaurmenge- troffen. Der Mann hatte ihm frech ins Auge gesehen und war oorübergegangem, ohne zu gvühen. Georg war stehen gckblioben; di« Zornesröte war ihm ins Gesicht gestiegen: und dann hatte er, ohne jede UÜberlegung, etwas Törichtes getan: er war ihm nochgegangen und hatte ihn angerufen: — „Herr Brandt!" Der Först« drehte sich um und sah ihn von oben bis unten an. Endlich bequemte er sich zu einer Entgegnung. „Wollten Sie mich sprechen?" Georg bih sich auf die Lippen: die Zornesader schwoll wied« an auf sein« Stirn. Aber er hatte nicht den Mut, ihn zurechtzuweisen. „<Ae kennen mich doch noch?" fragt« er nur. Der Först« nickte ein paarmal langsam mit dem Kopfe. „Sie sind ohne Stellung?" fragte Georg weiter und begriff mm selbst nicht, weshalb er de« Menschen überhaupt angeredet hatte. „Za. Ts läht fich auch so leben, wie Sie sehen. Od« — wollten Sie mir zu einer Stellung ver helfen?" Georg überlegte, ob er ihn ins Gesicht schlagen od« durch eine aufgezwungene Wohltat unschäd lich machen sollte. Er begriff plötzlich, datz dieser Mensch der ihn schon zu Lebzeiten Warnows um lauert hatte, zu allem fähig sein würde. So wählte « denn das letztere. „Wenn ich Ihnen einen Gefallen damit tun kann," sagte er, obwohl er einen geradezu körper lichen Ekel bei dieser Unterredung empfand — „wes halb nicht? Ich selbst könnte vielleicht einen zweiten Fürst« gebrauchen. Ich Hobe Neuonpflanzunqen vor, nach Gatow zu." Brandt sah ihn von unten her an: dann schüttelte « den Kopf. Der gl-sse ocutsch österreichisch.' Mitwettflug von Reichshu ipfti-adt zu Neichsyauptsradl beider Lander, der vonl Reichsflugverein und L«m K. uno K. Oester rcichischen Aeroklub zu Wien so glänzend organisiert worden war und dem das Publikum ein überaus reges Interesse entgcgenbrrngt, was der Riesen andrang am Sonntag friib in Johannisthal auf dem Flugplatz bewies — man hat die Besucherzahl aus 300 000 Menschen geschätzt —, hat dem deutschen Flug wesen einen glänzenden Erfolg gebracht. Helmuth Hirth ist als Sieger aus der schweren Prüfung hervor gegangen. lieber den bisherigen Verlauf des Fern- ftuges liegen nachstehende Meldungen vor: Neber den Flug Hirths von Berlin nach Breslau ist noch folgendes zu'berichten: Er erhob sich in Johannisthal 4 Nhr 22 Min. in die Luft und war bald darauf in dem Nebel, der immer noch auf dem Flugplatz lagerte, verschwun den. Der kühne Pilot überflog Storkow um 4 Uhr 30 Akin, in 1000 Meter Höhe, in Beeskow wurde er um 4 Uhr 53 Min. in 600 Meter Höhe ge sichtet, wenige Minuten daraus, uni 4 Uhr 57 Min., überflog er in Lindenberg mit grotzer Geschwindigkeit das dortige Observatorium, und um 5 Uhr 20 Min. passierte seine Taube die Stadt Guben in bedeutender Höhe. Bei Starzettel in der Nähe von Döbern mutzte Hirth um 7 Uhr 45 Min. die gemeldete Notlan dung vornehmen, da eine Zündkerze verölt war. Um ^9 Uhr erhob sich dann die Taube wieder und verschwand in der Richtung auf Sommerfeld. Ein neuer Zeitverlust erwartete Hirth aber noch vor dem Etappenziel Breslau. Dort mutzten die Herren längere Zeit kreuzen, weil sie den Flugplatz nicht finden konnten, und erst um 3 Uhr 50 Min. erfolgte die glatte Landung in Anwesenheit einer vieltausend köpfigen Menge. Nus dem Breslauer Flugplatz. Ueber die Ankunft non Hirth, Lzatay und Berg mann in Breslau, die wir bereits mitteilten, geht uns aus Breslau noch folgender ausführlicher Be richt zu: Auf dem hiesigen Flugplatz hatten fich trotz des nebligen, regendrohenden Wetters etwa 50 000 Zu schauer eingefunden, die schon seit Len frühesten Mor genstunden Las Flugfeld umsäumten. Die hi« be kanntgegebene Nachricht von der Landung Hirths rief lebhafte Enttäuschung hervor, doch harrte die Menge geduldig aus, in der sicheren Erwartung, datz es wenigstens einem b« in Berlin aufgeskicgenen Pi loten gelingen werde, Breslau zu erreichen. Sie sahen sich denn auch in ihrer Annahme nicht getäuscht, denn gegen 8,50 Uhr wurde am Horizont der erste Flugapparat gesichtet, der sich näherkommend zur all gemeinen Ueberraschung als die Taube Hirths ent puppte. Dem glücklichen und energischen Piloten wurden lebhafte Ovationen bereitet und die Auf regung hatte sich noch nicht gelegt, als bereits die Ankunft eines zweiten Aeroplans signalisiert wurde. Genau 10 Minuten spät«, Punkt 9 Uhr, überflog der Oesterreicher Czakay mit feinem Lohner-Zwei- deck« lPfeil) das Flugfeld und landete glatt. Mitt lerweile wurde der Himmel immer trüber, und schon hatte man die Hoffnung aufgegeben, noch weitere Teilnehm« auf dem Breslauer Flugplatz glücklich landen zu sehen, als um 9,52 Uhr d« schlanke Etrich- renneindecker Bergmanns am Horizont sichtbar wurde und in steilem Elertfluge aus dem Flugplatz niederging. Die anfänglicye Absicht der Flreger, insbesondere Hirths, sofort den Weiterflug nach Wien aufzunehmen, wurde schlietzlich wieder infolge des undurchdringlichen Nebels und der bestehenden Gewitterneigung aufgegeben. der Dardanellen, und alles weist darauf hin, datz neuerdings ein russiscycs Vordringen in der Richtung des Aegäischen Meeres beabsichtigt ist. Ein solches Vorgehen richtet sich aber naturnotwendjg auch gegen die Bagdadbahn. In der marokkanischen Sache habe Oesterreich gegen Deutschland entschreoen. Ich glaube, datz hier der Autor sich etwas zu sehr auf die „Wiener Sonn- und Montagszeitung" verlätzt, deren deutschfeindlicher Husarenrrtt vom Mai 1911 noch in frischer Erinne rung ist. Die Zeitung ist nämlich durchaus nicht „offiziös", sondern steht französischen Inter essen nahe. Auch ob die Nibelungentreue ein gro ßer Fehler war, mag man dahingestellt sein lassen. Mit Recht dagegen wendet sich der Autor gegen Aehrenthal, der wirklich viel mehr gelobt worden ist, als « »«diente. Seine ganze türkisck)« Politik ist eigentlich nur eine Kette von Mitzgrifsen und Mrss- ersolgen gewesen. Uebrigens hat die Mobilisierung wegen Bosniens nicht völlig „eine halbe Milliarde" gekostet, sondern nur 300 Millionen. Nun arbeitet die britische Politik auf eine russisch österreichische Verständigung hin. Der Donaustaat könnte dann den Westbalkan besetzen, ohne gegen Rutzlano zum Schwerte zu greifen. Bei ein« solche» Verständigung wäre die Hilfe Deutschlands unnötig: automatisch würde mithin die Freundschaft zwischen Berlin und Wien geschwächt. Am bedeutendsten sind die Bemerkun gen überden Islam, die ich hier einfach ohne Kommentar wiedergsben möchte. Für die deutschen Gemüter spielt die mohammedanische Welt die Nolle einer ungeheuren, geradezu mystischen Macht. Diese Macht wird sich schon in allernächster Zeit in gran dioser Weise betätigen, und zwar zrrgunsten ihres ein zigen, uneigennützigen Freundes, nämlich Deutsch lands. Die anderen indes, insonderheit die bösen Engländer, Franzosen und Italiener werden wegen ihrer Sünden in Aegypten, Marokko und Tripolis dann gebührend gezüchtigt. Der Fehler hierbei ist folgender: Die islamische Welt wird hier als ein einheitliches zusammenhängendes Ganzes angesehen, das sich als solches auf religiösem und politischem Ge biete bewutzt empfindet. Auch wird sich diese Emp- findung sehr bald in die Tat umsetzen. So die Mei nung in Deutschland. Demgegenüber erklärt unser Autor, datz es nicht angehe, eine kaum geborene Idee schon als gewichtigen weltpolitischen Faktor zu werten. Schon jetzt läht das Schicksal von Marokko und Tripolis über die Ohnmacht der Mohammedaner keinen Zweifell Für England sind vollends die Jün ger des Propheten sogar ein Schutz gewesen, denn sie fühlen sich als Mohammedaner, machen infolgedessen mit den Christen nicht gemeinsame Sache. Allerdings würde «in Erstarken des Islam den Engländern recht unangenehm sein. Gerade deshalb sind sie denn auch gegen eine Stärkung, ja schon gegen einen Fortbe stand der Türkei, die nicht zu einem festen Kristalkisa- tionspunkt für den Islam werden darf. Im Lichte dieser Betrachtungen müsse man sagen, dah die neudeutschen Orientideen zu den unglücklich sten der rvachbismarrkischen Politik gehörten. Schliess lich empfiehlt der Autor eine enge Anschlie- tzung Deutschlands an Russland. Zur Kritik seiner sicherlich höchst beachtenswerten Aus führungen möchte ich dreierlei sagen: Einmal steht uns Oesterreich doch noch näher als der Zarenstaat, schon allein deshalb, weil es 12 Millionen Deutsche birgt, dagegen Russland nur zwei. Sodann ist d« ruchlose Optimismus in Ansehung auswärtiger Angelegenheiten doch wohl bei uns nicht mehr so Ver breitet, wie« es noch vor einem Jahr war. Endlich halte ich die Möglichkeit, dah China in Einflusskreise avfgeteilt werde, für ausgeschlossen. Nur das eine ist deiMar, dass nichtchinesische Gebiete, dass Tibet und die Mongolei verloren gehen. Heimliche Liebe. Roman von Kourad Remling. -Nachdruck »ervvtnrz Sechzehntes Kapitel. Georg von Helldorf sah allein in seinem Zimm« und grübelte. Er sah jetzt oft allein und mied Hannas Gesellschaft — unter allerlei Vorwänden. Nicht, weil er seine Frau vielleicht weniger geliebt Hütte als alle die Tage zuvor. Aber wenn sie bei ihm war, dann musst« er ein ruhiges, unbefangenes Gesicht machen, musste lächeln und heiter plaudern, im sie nicht merken zu lassen, wie weh ihm sein Herz rat, und wie hoffnungslos er war. Er dacht« an allerlet Unerfreuliches. Äusser Herrn von Hakbach war niemand aNf Hell dorf gewesen seit jenem Gesellschaftabend. Und darüber waren nun schon drei Wochen »«gangen. Einmal hatte « den Rittmeister Degenhardt ge troffen, der ihm vom Sattel aus einen kurze« Gruss .«gewinkt hatte und weitergeritton war. Im Dorf« war ein« der ärmsten Bauern erkrankt, ftanna hatte ihn, auf Georgs Bitt«, besucht und kam achselzuckend zurück: der Mann hatte sich aufs ent- hiedenste geweigert, einen Platz und die anyebotene kostenlose Pflege im Krankenhause anzunehmen. Künde hatte er nicht angegeben: er wollte einfach nicht. Vielleicht war es nur die typische Furcht des uigebildcien Menschen vor dem Worte „Kranken sinus" gewesen. Aber Georg in seiner trüben, miss trauischen Stimmung sah mehr darin: seNyt die Leut« fingen an, sich von ihm zurückssuziehen. Das Aergste von dieser Seite war ihm jedoch erst ute begegnet. Der ehemalige Denziuer Förster Brandt, den Degenhardt bei Uebernahme des Gutes entlassen hatte, trieb sich seit einiger Zeit stellungs los in der Gegend umher. Am Bormittage war WeilMlMches. (Von Dr. Albrecht Wirth-München.) Seit Agadir und Tripolis rst ohne Zweifel der Anteil des grossen deutschen Publikums an den Wand langen der l>ohen Politik ungemein rege geworoen, unvergleichlich viel lebhafter als zu irgenoeiner Zeit fett dem ersten Aufflackern der Koloniulbegetstcrung. Äusser der Zunahme von Vorträgen, die zur Erhel lung auswärtiger Fragen Veranstalter werden, be weist diesen Anteil die rvachsende Zahl von Schrif ten, die sich eine weltpolitische Untersuchung zur Ausgabe gemacht haben. Ich nenne nur die Bro schüren von Hartmann, Frymann, Rudolf, Nathan, dem Admiral Valois und von verschiedenen Anonymi, wie den Vergleich deutscher und französischer Heeres- macht von einem ungenannten Offizier. Einen her vorragenden Platz unter dieser Wolle von meist stark polemisch gefärbten Schriften nimmt eine Monogra phie zur Zeitgeschichte ein, die „von einem deutsch freundlichen russiichen Politiker" veröffentlicht rvor den ist. Das Heft betitelt sich: „Olmütz oder Jena. Wie lange noch?" Während andere Völker und sogar viel schwächere, die schon im Rückgang begriffen, neue Kolonien er werben und grosse reiche Länder erobern, geht zur Verwunderung unseres russischen Autors das Deutsche Reich imm« le« aus. Das wird sich jedoch, so behauptet dieser Autor, stets wiederholen — solange die deutsche Politik die gleiche bleibt. Denn auch das mächtigste Reich der Welt kann sich nicht Jahr für Jahr die zweckwidrigste Politik ge statten. Bei uns sei man immer hochgemut, voll naiven Vertrauens, voller Unterschätzung der Nachbarn, wogegen England und die englische Presse beständig wachsam und miss trauisch seien und unaufhörlich von wirklicher oder vermeintlich« Bedrohung Englands reden, immerzu feindliche Ränke und bedeutsame Erfolge der Gegner wittern. Weit entfernt, fich auf ihre eigene, doch wahr haftig bedeutende Kraft zu verlassen, haben die Bri- ren nichts Wichtigeres zu tun, als immer grössere und grössere Opfer für ihre Flotte zu bringen, und alte, eingewurzelte Mihhelligdeiten vergessend, Bündnisse mit all« Welt alMschneetzn. Deutschland, so meint unser Warn«, lebt in » koois paruäiss: es wähnt, die britische Elnkrer- sungspolitik sei gescheitert. Russland könne keinen Krieg führen, da sonst gleich wieder die Revolution losgehe. Ueberhaupt s« das russische He« nicht ge fährlich. Lauter verhängnisvolle Irr tümer! In diesem Zusammenhänge ist besonders be inerkenswert, was der Autor über die persischen Zustände sagt. Man wiegt fich in der Tat bei rrns in den Glauben, als ob die persischen Wirren der englischen Diplomatie Sorge bereiteten; man oer- stergt sich bis zu der Hoffnung, dass es infolge ihrer zu Reibereien zwischen England und Russland kom men würde. Das ist aber nur Spiegelfechterei. Eng land stellt sich nurso, als ob ihm die Wirren unmrgenehm wären: und di« Deutschen sind ihm auf den Leim gegangen. Tatsächlich ist durch den August vertrag von 1907 der Russe zum Wächter des eng lischen Besitzes in Indien gegen den Deutschen be stellt worden. Unserer Orientpolitik, dem Glanzpunkte und Parädcgaul unserer ganzen Staats kunst, sollen russisck)« Operationen, die zugunsten Grossbritanniens wären, entgegengeworfeu werden. „Mit Hilfe der persischen Wirren soll das nach den ost-asiatischen Abenteuern sich jetzt zurückhaltende Russ land nach Nordwestpersien und Kleinasien gerichtet uiro veranlasst werden, von Norden nach Süden dem deutschen Vordringen sich breit in den Weg zu lege«. Das Weitere soll sich dann allmählich «geben." Ein stens galt ja Kleinasien als russischer Einfl usskreis. Selbst in Syrien war der Rubel ordentlich gerollt. In den jüngsten Tagen drückt Russland wie ein Mauerbrecher gegen den Verschluss sbr Inserat« an» Leh>»tg und Umgebung vie tspakttge Petit,eile 25 Pf., die Reklame- zeile 1 ML von auswätt» N Ps. Reklamen U2V Mk. Inserate van Behörden im «nt- lichen Teil die PetttzeUe 50 Pf. Seschästsan,eigen mit Platzvorschttsten im Preis« erhöht. Rabatt »och Tarif. Betlagegebuhr Gesamt« auslag« 5 MI. p. Tausend ettl. Postgebühr. Teilbcilag, Höher. Feftetteilt, Austräae tönnen nicht »urück- gezogen werden. Für da» Erscheine» an bestimmten Tagen und Plötzen wird kern« Garantie übernommen. Anzeigen - Annahme: I»ba»»i»g»sse 8, dei sämtlichen Filialen u. allen Annoncen- Erpedittonen de» In- and Ausland«». Druck uub Verla« »o» Fischer L Littst«» Inhaber: Paul Lürsten. «edattion »nd Geschält,stell«: Iohannisgasse 8. Haupt»Filiale Dre»d«»: Eeestraq« 4, l (Telephon 4621 i. hätte nämlich — hp — doch ein« Bitte an den Herrn Baron — wenn der He« absolut — ja — absolut wollen" . . . Die Äusserungen fern« abstossend und widerlich für kürlich zurücktvat und sogar den" Kopf Mr Sette wandte, um möglichst wenig von der verpesteten Luft einzuatmen. „Absolut?" entgegnete er gereizt — „Za, hören Sie mal, Mann, was bilden Sie sich denn eigentlich ein?" „Na — machen wir es doch kurz, Herr Baron. Ich — hp — ich will nämlich — das mit d« An stellung bei Ihnen hat ja doch keinen Zweck — Sie denken sich bloss, ich würde dann — ich müsste — Sehen Sie mal — ich will nämlich selbst fort aus der Gegend — ganz und gar — jo! Meinetwegen bis nach Amerika — Sie waren ja wohl auch dort? — Schönes Land? — Was? Und Geld zu ver dienen — Also: je weit«, desto besser. Nicht wahr? Das ist Ihnen doch auch das liebste?" „Ich verstehe nicht, was Sie damit sagen wollen!" Georg zitterte bereits vor innerer Erregung und ohnmächtigem Zorn — um so mehr, da er recht gut wusste, wo Brandt hinauswollte — „so kommen Sie doch endlich zu Ende! Was wollen Sie denn also?" Aber d« Betrunken« liess fich nicht einschüchtern: „Sie — Cie verstehen mich nicht? Na — ich dächte — Also gut. Ich sage Ihne" ja. dass ich schon von selbst gehen würde — so weit, wie Sie wollen — Ja — hp — Aber Sie wissen ja" — er machte in plumper Weife mit seinen roten, aufgedunsenen Fingern die Bewegung des Geldzählns — „dazu gehört Draht — 'ne ganze Menge, wenn man gar nach Amrika will Sind Sie „ahne" gegangen? Nein. Auch nicht. Was?" . (Schluss in der Morgenausgabe.) sür Leipzig und Boron« durch unsere Trager und Spediteur« 2mal täglich in» »aus gebracht: SÜPs. »onatl., 2.70 Mk. vieneliährl. Bei unser» Filialen u. An- ^ahmeslellen abaeholt: 7S Ps. monatt. L2S Mk. vierteljührt. Durch die P»lt: innerhalb Deutschland, und der deutschen Kolonien vierteliährl. 5.SU Mk., monati. 1.20 Mk. ausfchÜ Postdestellaeld. Ferner in Belgien, Dänemark, den Donaustaaten, Italien, Luiembura, Niederlande, Ror- wegeck, Oesterreich-Ungarn, Rußland, Schweden und Schwei». In allen übrigen Staaten nur direkt durch die Eeschä>ts- ftelle des Blattes erhältlich. Das Leipziger Tageblatt erscheint 2mal täglich. 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