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Dienslaq, den 11. August 1SS1 Nummer 184 — su. Jahrgang M ^»,1.« «mal WS»«, mit Mullr.MrallSSeXa««, H.Ima, m,l> DI. sgelpaNcn. P.IU».II- »0 4. FomM.» V.N-uuddcrM.»..dc«^e W W M W lMM S.cll.ngelu«. «tt 4- DI. PMN«N°m,z.U«. 8, m. »„»killen «I.v.mw. Wall Un!^ WWW W W W W W W bie«. 1 ,^Sr «a,ki«.a aub«!>alb d.« Nttbr.Uunz-z.bl.l., r^v.aMi». »au^au- .?!.r,«I»or^ WWW WWWWWW WW 40 4.dicpM,„IIam.zM.I.»0X. BN.,s.».g0Z. JmS-U-. Manalttchrr vk,l>n»vr.IS kialchl. VWeN,'.lk>. W W WWWWWW W W W^ HSHri.r «rwall «rUIchl !«d. B.lpsllchlun, aus Ll.s.mn, sowl, »ln..lanmm.° 10 4. S°m.ab.ad- ..S°n„Ianmaam..«U 4- W^W UL- M W W M.W AL-M W WW^ »„üllua, d. Unj.Ig.n. Uu!^«.n u. L.Illun, d. Lq°d.N,k(^ H-upNchrlstleli.r. L». «. L«I«»t»k, Dr«»dm. W W W W «„»cmin-ec LM: Vrra, ««,„«», »«Idin. Volksseilnn I».l»<tstSfi.»., Dran u. Verla, - «ermiiKi «.-< iür«er!aauni>Dr<i<kerei.ZtNaIe vreldeu. vr««»e-i»?6l. PaUkrllmI,.!?. Zemriv ZI0I3. üo!II»e<ria-iio Dresden c»"L Ämikkoaia Seadtban« Dr«1»e-I «r INI» Für christliche Politik und Kultur Dce»d«a-ilUIla»l t. DoUerNr<che II. Haiönm «Ml und IIVIL Aiederkage der Opposition In preusten noch nicht 38 proz.nt Ia-E>ttmin«n sür Sen Volksentscheid Der Landtag bleibt Berlin, 10. August. Der Amtlich« Preuhische Pressedienst meldet, das, die bis herige Zählung 9 7 93 693 Ja-Stimmen in ganz Preu- s,e« ergeben hat Wetter wurde,, 362 885 Nein-Stimme,, und 181143 ungäliige Stimmen abgegeben, zusammen also 19 349 356 Stimmen. Die Zahl der Stimmberechtigten betrug 26 459 175 Cs haben also r»nd 38 Prozent siir die Auslösung des Preutzischen Landtages gestimmt, während zur Annahme des Volksentscheids 59 Prozent notwendig gewesen wären. Das bleich zur Auslösung des Landtages Ist also durch »en Volksentscheid abgelehnt worden. Die theoretisch errechnete Zahl der bei der Reichslagswahl vom September hinter den Parteien des Volksentscheids stehen den Anhänger hätte bei einer unveränderten Beteiligung dieser Wähler ein Ergebnis von 47.7 Prozent Ja-Stimmen erbracht. Dalnu ivaren in 10 von den 23 Stinnnkreisen Mehrheiten der Volksenricheiösparteien, die sich zwilchen 50,2 und 64 Prozent der Skmmberechtigten bcivegten. Das vorliegende Ergebnis zeigt, das- diesmal In keinem einzigen Kreise dieses theoretisch« Abstimmungsergebnis erreicht worden Ist. und auch nur in zivei von den 23 Stimmkreisen, Pom mern und 'Merseburg, die Mehrheit der Stimmberechtigten eine Ja-Stimme abgab. Besonders stark bleibt das Ergebnis hinter dem der Reichs- tagsivah! vom 14. September errechneten in den westlichen überwiegend katholischen Stimm Kreisen zurück: In Westfalen-Nord mit 100 773 gegen 606 626 um mehr als ein Drittel, in Westlalen-Süd mit 551217 gegen 749 032, in Hessen- Nassau mit 554 557 gegen 764 376 und besonders in Köln Aachen mit 245 442 gegen 541233 um weit mehr als die Hülste Auch in Diisseloorf-Ost mit 531055 gegen 803 771 und in Diisseldors- West mit 401 847 gegen 557 059, ferner in Siidhannover mit 346178 gegen 445 310 sind auherordentlich starke Abweichungen Revoler-Attenkale Berlin, 16 August. Im Lause des gestrigen Abstimmungssonntagcs ist es in der Neich-.hauplstaüt zu einer Reihe von Z w i s che n s ä l le n gekommen. Insgesamt würden 164 Personen verhaftet, von denen 125 als Kommunisten, 20 als Nationalsozialisten und 10 als Iungstahlhelmer scstgestellt wurden. — BonKo m m u niste n niedergeschlagen wurden die beiden englischen Iaurnalisten Delmcr und Nicholscl, als sie vor einem Ab- stimmungslokal in der Kösliner Strahe photographische Aus- nahmen machen wollten. Eine schwere Bluttat ereignete sich abends kurz nach 8 Uhr vor dem Gebäude der Noten Fahne auf dem Bülow- plah. Die Polize>hauptl«ute Anlauf und Lenk wurden von einem Unbekannten, der Ihnen aus dem Eingang eines Kinos heraus plötzlich entgegentrat, nledergeschossen. In dem Tumult ist der Täter entkommen. Der Bülow- platz mutzte mit blanker Masse gesäubert werden. Dabei wurden zivei Polizeiwachtmeister verletzt und ein Kommunist erschossen. Mehrere Verwundete mutzten in Krankenhäuser gebracht werden. Anschliessend wurde das Gebäude der Noten Jahne durchsucht und mehrere Verhaftung«,, vorgcnoinmen. Auch in anderen preutzisäM Städten ist es zu Zwischen süllen gekommen, so In Breslau, wo sechs Kommunisten verhaftet wurden und in Duisburg, wo bei einem Zusam- menslotz zwischen Nationalsozialisten und Kommunisten drei gegenüber de» Stimmenzahlen der Neichstagswahl zu ungunsten der BolksentscheidSparole zu verzeichnen. Das zeigte sich schon bei den ersten einlanfenden Ergeb nissen. die antzer aus einzelnen Grotzstädten vorwiegend aus dem Westen kamen und bei den ersten Zählungen nur ein knappes Drittel der Srimmbercchtigten für die Parole des Volksentsch'eids answiesen. Die erwartete Verschiebung des Re sultats bei Eingang der östlichen Stimmkreisergebnissc ist zivar eingelreten, aber nur in Form einer verhältnismätzig unwesent lichen Erhöhung der Durchschnittszahl für den Volksentscheid, die 38 Prozent der Stimmberechtigten knapp erreicht. Verhältnismätzig viel ungültige und Nein-Stim- m e n sind in ö st l i ch e n S t i in m k r e i s e n zu verzeichnen, so in Ostpreussen mit rund 57 000 etwa 8 Prozent, in Pommern mit rund 51 000 etwa 7 Prozent, in Breslau mit 43 000 etwa 9 Prozent, in Licgnitz mit 32 500 über 9 Prozent, in Oppeln mit über 29 000 genau 10 Prozent der abgegebenen Ja-Stimmen, während sich im Westen die ungültige,, und Nein-Stimmen in der Regel um 5 Prozent herum bewegen oder darunter bleiben Mau wird wohl nicht fehlgehcn, datz diese zahlreichen ungül tigen und Nein-Stimmen in den östlichen Bezirken von Wäh lern stammen, die aus Gründen wirtschaftlicher Abhängigkeit gezwungen ivaren, entgegen ihrer politischen Ucberzcugung zum Volksentscheid zu gehen. Die Grotzstädte haben fast im ganzen Reich einen noch unter dem Durchschnitt des Gesamtergebnisses bez. ihrer Stimm kreise liegenden Ertrag an Ja Stimmen geliefert, so die Stad! Berlin mit wenig über 1 Million Ja-Stimmen von 3 315 Mil lionen Wahlberechtigten. (Die Stadt Berlin umlatzt grotze Teile der Stimmkrcise Potsdam 4 und II anher dem eigentliche» Stimmkreis Berlin) so Hannover mit rund 80 000 Ja Stimmen von 323 579 Stimmberechtigten, so auch Königsberg mit 79 365 von 220183 Stimmberechtigten und 124 775 Stimmen für die Volkscntfcheidsparteicn bei der Reichstagswahl. Besonders stark bleibt Frankfurt a. M. mit 94 472 von 431617 Stimm berechtigten hinter dem September-Ergebnis zurück, das fast die doppelte Zahl, 183679 Stimmen siir die Bolksentscheids- partcien ergeben hatte. Personen durch Schüsse verletzt wurden. In Köln wurde der Gaugeschästssiihrer des Stahlhelm, Albert Heister, von Kommu- niste« vor seiner Wohnung meuchlings erschossen. Anschlag auf einen O-Zug Berlin, 10, August. Aus den Schnellzug Basel-Frankjur« a. M.—Berlin wurde Sonnabend, 21.55 Uhr, bei Jüterbog ein Sprengstoss- anfchlag verübt. Wie die Untersuchung ergeben hat, handelt es sich dabet um ei„ Attentat radikaler Elemente. Aus der Schicncnstrcck« war kurz hinter Jüterbog ein Stück aus der rechten Schiene herausgesprengt worden. Durch die Sprengung wurden neun Wagen des Zuges zum Entgleisen gebracht. Ter Zugführer hat den Knall der Sprengung gehört und sofort die Bremsen gezogen. Dadurch ist ein schivercs Un. glück verhütet worden. Zivei Reisende sind schwer, drei Rei sende nicht unerheblich verletzt worden. Der Sachschaden wird auf mehr als eine Million Mark gcscl-ätzt Auf die Ergreifung der Attentäter ist eine Belohnung von 20 000 Mari, gesetzt worden. Die Reichsbahn hat sofort aus allen Strecken verstärkte Bewachung angeordnet. Brüning wieder in Berlin Berlin, 10. August. Mit dem fakrplanmätzigen Zuge trafen 7.36 Uhr der Reichs. Kanzler Dr. Brüning und Reichsautzenminister Dr. Curtius In Begleitung des Italienischen Botschafters Orsini Baroni aus dem Anhalter Bahnhof ein. Was zu erwarlen war - Der Sturm auf Prentzen, den unter Führung des Stahlhelms die Rechtsparteien mit dankbar begrüßter Unterstützung der Kommunisten unternommen hatten, ist erfolglos geblieben. Die Anzahl der Ja-Stimmen, die am Sonntag für die Auslösung des Preussischen Land tags abgegeben worden sind, ist geringer, als selbst die Gegner des Volksentscheids angenommen hatten. 12,4 Mil lionen Wähler hatten sich am 14. September 1930 in Prcutzcn zu den Parteien bekannt, die jetzt für den Volks entscheid eintraten. Davon hat die seit etwa einem halben Jahr ununterbrochen geführte Agitation nur 9,7 Millionen zum Volksentscheid mit einer Ja-Stimme an die Wahl urne bringen können. Zur Annahme des Volksentscheids wären 13,4 Millionen Ja-Stimmen notwendig gewesen, cs fehlen demnach fast 4 Millionen Stimmen. Der Prcutzische Landtag wird also nicht aufgelöst werden. Er wird ordnungsgemäss im nächsten Frühjahr seine Arbeiten beenden und die Neuwahl wird im Mai — also nur ein Vierteljahr später, als die Parteien des Volksentscheids es gewünscht hatten — stattfinden. Wie das von vornherein geplant war. Die ehrenwerten Alliier ten von Eeldte bis Thälmann hätten sich die Mühe sparen können * Jedem vernünftig Urteilenden, der noch einige Kennt, nissc aus dem Nechcnunterricht der ersten drei Voltsschul tlassen bewahrt hatte, ist von vornherein klar gewesen, datz es auch bei diesem Volksentscheid nicht gelingen würde, mehr als 50 Prozent Ja-Stimmen zu erzielen. Der Stahl helm »nd die hinter ihm stehenden Parteien haben trotzdem ihr unsinniges Beginnen bis zu Ende geführt. Sie haben nichts erreicht. Es sei denn, datz sie als Erfolg buchen wollen, datz sie wochenlang den so nötigen Burgfrieden in Deutschland gestört, die politische Atmosphäre vergiftet und im Ausland die Befürchtung geweckt haben, in Deutschland könnten Unruhen entstehen. Al- weiteren Erfolg können die Parteien des Volksentscheids buchen, datz recht erhebliche Summen siir diesen unproduktiven Zweck verschwendet worden sind: neben den Agitationskosten die zur Durchführung der Wahl nötigen Summen, die aus de» Steuergeldern des Landes Preutzen bezahlt werden müssen. Wie nach jedem verlorenen Krieg wird nun der Schuldige an der Niederlage gesucht. Und die Rechtspresse hat auch bereits herausgcsunden, wer dieser Schuldige ist, nämlich die Kommunisten. Ncchtsblätter wollen ausrech- ncn, datz nicht viel mehr als eine halbe Million Kommu nisten sich für den Volksentscheid eingesetzt haben. Das ist eine Behauptung, für die auch nicht die Spur eines Beweises zu erbringen ist. Wenn in einer stark industriellen Provinz wie Oberschlesien 30 Prozent Ja-Stimmen erzielt worden sind, dann ist das nur auf die Wahlhilfe der Kommunisten zurükkzusühren. Ebensp dürften die Ja- Stimmen im katholischen Westen mit in erster Linie ans den Kreisen der Kommunisten gekommen sein, da dort unter dem Druck der dort einheitlichen öffentlichen Mei» nung sich wohl sehr viele Anhänger der Rechtsparteien gescheut haben werden, zum Volksentscheid zu gehen. Es gibt sogar Zeitungen, die aus dem kläglichen Ergebnisse des 9. August einen Erfolg der Opposition machen wollen. So säbeln die Dresdner Nachrichten (Nr. 371) von einem Anwachsen der oppositionellen Stimmen im Westen, obwohl in allen Wahlkreisen des Westens die Stimmen siir den Volksentscheid weit hinter den Ziffern vom 14. September 1930 zurückgeblieben sind. Das gleiche Blatt regt sich darüber auf, datz für den 9. August die gesamte Preutzische Schutzpolizei höchste Alarmbereitschaft hatte, also ein Schutzpolizist nicht ohne weiteres zum Volksentscheid gehen konnte. Wie nötig diese Alarmbereit schaft war, haben in trauriger Weise die Ausschreitungen in Berlin bewiesen. Wenn das Blatt im Anschlutz daran behauptet: „Aehnlich gelagert waren auch die Verhältnisse für die übrigen preutzischen Beamten", so stellt es eine Behauptung auf, die es nicht beweisen kann. Der am Freitag veröffentlichte Aufruf der Preutzischen S t a a t s r e g i c r u n g wird natürlich von der Oppositionspresse als einer der wichtigsten Gründe für das Scheitern des Volksentscheids angegeben. Vor dem Polksentschcid hat allerdings der erste Bundcssührer des Stahlhelms, Franz Seldte, der Ueberzcugung Ausdruck ge geben, datz dieser Aufruf eine Steigerung der Ja-Stim men zur Folge haben werde. Die gleiche Meinung haben wir in Nr. 182, ehe uns Seldtes Rede bekannt war, ver treten und wir halten auch jetzt daran fest. Ohne den Sie wittern Morgenluft Gewalttaten -er Kommunisten am Tage -es Vottsentschei-s