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Wöchentlich erscheine» drei Nummern. Pränunxrations- Prei« 22j Szr. (t T»Ir.) vierteijädrNch, !i Tbtr. für das gan>e Jahr, ohne Er- hsbung, in allen Theilen der Preuknchen Monarchie. a g a für die Man priinumerirt aus dieses Literatur.Kla« in Berlin in der Expedition der Allg, Pr. Staats-Zeitung (Friedrichtstr. Nr. 72); in der Provinz so wie im Auslände bei den Wohllidl. Pog-Aemlern. Literatur des Auslandes. 157 Berlin, Frei lag Len 31. Dezember 1841. Griechenland. Der Landbau im 5rö»igreich Griechenland. (Aus Lem nächstens erscheinenden Handduchc siir Reisende in Griechenland, von dem Geheimen Instizraih vr Neige bnur-i In dem Lande, wo Triptolem den Ackerbau gelehrt, wo die Eleusinischen Geheimnisse zum Andenkkii an diese Wohtthat dc« Menschengeschlechtes gefeiert wurden, ist der Landbau mit Recht einer der wichtigsten Gegenstände der Betriebsamkeit der Bewohner, und er ist bei der großen Fruchlbarkeit des BodcnS, Ler großen Mannigfaltigkeit der Erzeugnisse und der trefflichen Lage zum Absatz in hohem Grave belohnend. Rach Pouqueville behaupteten die Griechen während der höchsten Stufe ihrer Kultur einen entschiedenen Hang zum Landleben. Dieser Nationalgeschmack trieb sie stets zur Berschonerung des Innern dcS Landes, das sie bewohnten. In Attika machten sie die unfruchtbar sten Theile anbaufähig, schafften Erde herbei, säetcn Getraibe und Pflanzten Bäume. So besonders in der Gegend dcS Suniichen Vor gebirges und aus den sogenannten Phclleischen Felkern. Nordwärts von Athen sand man eine reiche Landschaft in üppigem Grün, mit Weingärten bedeckt und Olivenwälvern. Die jetzt nackten Berge, wie der Parnaß und der BrelesiS, waren beschattet von mächtigen Eichen, Cyprcffen und Fichten, die cmporragten wie Ppramiven oder Sonnenschirme. Die scheinbar dürrsten Ebenen bildeten zu Herodol'S Zeit und bis ii.S Zeitalter Plutarch'S das Revier der Ziegcnhirtcn und ihrer Heerden. Unter den Sennen dieser Hirten, auf künstlichen Terrassen dieser Berge halte der vom Bevürsniß getriebene Fleiß Pflanzungen und Gärten angelegt. Die Erdlagen schützte man durch Mauern gegen die Wegschwemmungen der Regendäche. Lurch künst liche Wässerung entwickelte mau das WachSlhum. Dieser Anbau erforderte die Thätigkelt zahlreicher Sklaven und Tagelöhner. Mit dieser Beschäftigung vtrbienle der Philosoph Lleanlh sein Brod, ehrenvoller jedenfalls als der Cpnlker Diogenes durch Betteln und Aristipp durch Schmarotze» an den Tafeln der Könige. Um die Ländereien möglichst nutzbar zu machen, vervielfältigte Solon die Brunnen und Eistcrnen zum Behuf der Wässerung. Seine Gesetze sind ein rühmliches Zeugniß seiner landwirthschafiliche» Einsichten. Diese Wohllhat erstreckte sich aut ganz Griechenland, wo die Bauern der WäfferungS-Arbeiten noch völlig kund sind. Der weise Gesetz, grbcr hatte die Liefe bestimmt, bis zu welcher gegraben werten durfte, weil man sonst aus die Wasserbehälter stieß, die siL unter' dem Attischen Boden hinziehen. Auch jetzt findet man häufig noch wvhlerhaltenc Wasserleitungen unter der Oberfläche, und es ist nicht zu verwundern, daß die Befruchtung des BodenS durch daS Wasser «ine so bedeutende Rolle in der Griechischen Mythologie spielt, wie der geistreiche Forchhammer durch seine gründlichen Forschungen an Ort und Stelle dargelhan hat. So wie im Allerthum, beschäftigt auch jetzt noch der Ackerbau die meisten Hände in Griechenland, mit Ausschluß der kleinen Inseln. Man bedient sich zum Bau des Landes zweier Paar Ochsen, die ge. wechselt werden. Während die Hälfte deS Tages daS eine Paar pflügt, sucht daS andere sich durch eine kümmerliche Weibe Nahrung. Der Pflug, oder vielmehr ein Haken, wie ihn Hesiod schon beschrie ben hat, ist ohne Räber; der Baum des Pfluges bildet bis zum Kopfe der Ochsen eine Stange, ist unbeweglich, und dadurch, daß er zwei ganz kleine Streichbretter hat, wirft er die Ackerkrume links und rechts in die Höhe, kehrt somit nicht das ganze Felo uin, und kömmt diese PflügungSart der gleich, welche in Deutschland mit dem Rührhaken geschieht- Der hiesige Pflug geht nur auf eine Tiefe, welche 6 — 8 Zoll beträgt, und kann durch seine Construclion auch nicht anders gestellt werden; gewöhnlich wird da« Land zweimal ge pflügt und zwar über Kreuz; da« Eggen ist unbekannt. Vermittelst eines Brette«, welche« durch Ochsen gezogen wird und worauf der Führer der Ochsen steht, wird der Boden fcstgetrcten. Die Saatzeit ist bei Eintritt de« ersten Regen«, Anfangs November, und dauert bis Ende Dezember; nach dieser Zeit ist die Einsaat ungewiß. Einen Unterschied zwischen Sommer- und Winter-Getraide in Ansehung der Bestellung kennt man nicht. Nach Beschaffenheit des Bodens kann man 2Z —Sz Strcmmen täglich ackern; die Einsaat ist verschieden nach Beschaffenheit und Lage deck Feldes; im Gebirge muß mehr, im Thal weniger gcsäet werben; Gerste IS—2i>Okka auf die Stremma, Weizen >2-18 Okka. Die Aerndte ist nach ter Güte deck Boden« vom 2ten dick löten Korn. Die Düngung war bisher unbekannt; auch Fruchtwechsel, Felder-Spstem, überhaupt rationelle Landwirih. schäft kennt man nicht. Da man keine Futterkräuter säet, so benutzt man al« Grünsutter die Gerste, ehe sie Aehren treibt; sie wird auf dem Felde abgeweidet, weiche« im Monat März bi« April stattfindet, und wird dies zugleich als Kur für die Pferde betrachtet. Man nennt diese Weibe Arasidi. Geordnete Rindviehzucht kennt man ebenfalls nicht, besonder« in Beziehung auf Milchvieh. Die Ochsen werben bloß zur Arbeit benutzt, und sind sie dazu unfähig, dann werden sie geschlachtet. Die Kühe dienen bloß zur Zucht dec Kälber; die Kälber werben nicht geschlachtet, indem man keinen Gebrauch von Kalbfleisch macht: gewöhnlich saugt das Kalb ein Jahr. Während de« ersten Jahre« heißt da« Kalb: Mocharis, da« weibliche: Mochita; im zweiten heißt das Kalb: DamaliS, welche Benennung eS bis zum vierten Jahre erhält; alSbann heißt cS erst Stier. Die Kühe bleiben daS ganze Jahr hindurch im Walde oder auf unangebautcn Plätzen, und sobald die Ochsen ihre Arbeit vollendet habe», werben sie ebenfalls zur Weivc getrieben. StaUschwememastung kennt nian ebenfalls nicht; die Schweine werden aus die Weide getrieben, dann in Eichen- und Kastanlen- Walcungen, wo sie vorzüglich fett werden. Die Aerndte ist AuSgangS Mai und Anfangs Juni; man schneidet die Frucht mit der Sichel, läßt aber in manchen Gegenden die Hälsic de« Strohe« stehen, weniger in der Nähe der Städte, wo dasselbe verkauft werden kann; in manchen Gegenden wird bloß die Achrc abgcschnitten. DaS Land bleibt alSbann bis zur nächsten Aerndte liegen, daS übrig gebliebene Stroh wird vom Vieh abgeweidet und, wä« noch stehen bleibt, vee- bräunt. Ein Mann kann an einem Tage eine Stremma schneiden. Die Frucht wirb sogleich auf Eseln zur Dreschstclle gebracht. Ge wöhnlich ist die Dreschtenne auf dem Felde gemeinschaftlich, indem daselbst, nachdem die Frucht gereinigt ist, die Zehntabgabe für den Staal genommen wird Das Getraibe wird übrigens nicht auSge- droschen, sondern durch Ochsen und Pferde ausgetreten. ES wird aus der geebneten Erve (in den meisten Ortschaften ist dieser Ort gepflastert) ein starker Pfahl cingerammt, woran sich ein starker Strick befindet. An diesen werden mehrere Thiere angebunden, und so treibt man sie über da« auf dein Boden au«gebrcitetc Getraibe im Kreise umher; indem sich nun der Strick um den Pfahl windet, beschreiben die Thiere immer engere Kreise und kommen zuletzt bi« an den Pfahl. Hierauf werden sie nach der entgegengesetzten Richtung getrieben, so daß sich der Strick wicver abwickelt und nach und nach alles Getraibe ausgetreten wirb; ist dies geschehen, so stellt der Bauer sich auf ein Brett, welche« unten mit scharfen Eisen versehen ist, und läßt sich von dem vorgespannten Vieh über da« Stroh wegziehen, auf welche Art dasjenige Stroh, welche« von dem Vieh noch nicht ganz klein getreten ist, zerschnitte» wird, indem lange« Stroh dem Bauer keine» Nutzen gewährt, da er kein Strohdach kennt, sondern die flachen Dächer mit Estrich versehen sind und er da« Stroh nur zum Füttern gebraucht, er daher auf diese Weise am leichtesten seinen Zweck erreicht. Ist die Frucht auf diese Art ausgetreten, so wirb sie vermittelst de« Winde«, welcher regelmäßig des Nachmittags weht, gereinigt und, je nachdem die Wohnung geräumig ist, aus- geschüttet oder in großen geflochtenen Körben aufbcwahrt. Zur Aufbewahrung der verschiedenen Getraidearten bedarf es nicht der Sorgfalt wie in nördlichen Gegenden; man schüttet solche manchmal 10 bis 12 Fuß auf einander, ohne sie umzuwenben, da dies der Frucht hier durchaus keine» Nachtheil bringt, welches hauptsächlich daher rührt, weil das Getraibe stet« sehr trocken eingeärndtet wird. Der Staat erhält vom Bauer von der reinen Frucht als Steuer den zehnten Theil: hat der Bauer die Frucht auf Staatsländereien ge. ärndtet, so zahlt er außer dem Zehnten noch IS Prozent; Hal er solche auf gepachtetem, fremden Eigcnthum bezogen, so zahlt er bem Eizenthümer al« Pacht in den meisten Gegenden das Drittel, giebt aber der Eizenthümer dem Bauer da« Saatkorn und die Ochsen zum Pflügen, so bekommt er die Hälfte. Da daS Land sehr eut. völkert ist, daher nicht Alles angebaut werden kann, so beackert ge wöhnlich der Bauer einen Theil daS eine Jahr und benutzt den anderen Theil zur Viehweide. Am meisten baut man Weizen, Gerste, Hirse, Türkische« Korn oder Mai«. Letztere« kann aber nur an Orten gebaut werden, die sich bewässern lassen; NeiS darf, wie bereit« oben erwähnt ist, nur in gewissen Entfernungen von den Ort schaften gebaut werben. Rogge» wirv bloß gebaut, uni Danostroh zum Binven der Garben zu haben; Hafer äußerst wenig, indem die Pferve nur mit Gerste gefüttert wcrven. Der Futlerkcäuterbau ist sehr beschränkt, besonder« wegen Mangel an gehöriger Bewäffcruug