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Blatt Amts und des Stadtrathes des Königl. Amtsgerichts Inserate sind bis Dienstag u. Freitag, Vorm. S Uhr aufzugeben. Preis für die einspaltige Cor» Puszeile (oder deren Raum) 10 Pfennige. Geschäftsstellen bei Herrn Buchdruckereibes. Pabst in Königsbrück, in den An» noncen-Bureaus von Haas, n- stein <L Vogler u. „Jnvalidcn- dank" in Dresden, Rudolph Mosse in Leipzig. Erscheint: Mittwoch und Sonnabend. zu Wutsnih Als Beiblätter: 1. Illitstr. Sonntcrgs- blatt (wöchentlich), 2. Kine t'andwirth- schastsiche Weitage (monatlich). Abonnements -Preis: Vierteljährl. 1 M. 25 Pf. Aus Wunsch unentgeltliche Zusendung. Druck und Verlag von E. L. Först er's Erben in Pulsnitz. MvmundviMzigstM Jahrgang. Verantwortlicher Redakteur Gustav Häberlein in Pulsnitz. Sonnabend. 6. September 1890. B e l a n » t m a ch « » g, Spritzenprobe der städtischen Pflichtfeuerwehr betreffend. Mittwoch, den 10. September 1890 soll eine Spritzenprobe mit den Spritzen I. 2. 3. 4. und 7., sowie der neuen Feuerwehrspritze veranstaltet werden. Zu diesem Zwecke werden die Mannschaften der Spritzen 1. 2. und 4. geladen, sich obengenannten Tags Nachmittags 4 Uhr am Spritzenhaus- an der Kirche und die Mannschaften der Spritzen 3 und 7 Nachmittags 5 Uhr am Spritzenhause an der Kamenzerstraße einzufindcn. Unentschuldigtcs und nicht genügend entschuldigtes Außenbleiben wird mit 1 Mark bestraft. Pulsnitz, den 2. September 1890. Der Stadtrat h. Schubert, Brgrmstr. Bekan n t machung. Amtstag wird in Königsbrück Sonnabend, den 13. dieses Monats, von Vormittags 9 bis 12 Uhr in dem bekannten Lokale abgehalten. Kamenz, am 1. September 1890. Königliche Amtshauptmannschaft. von Zezschwitz. Sonnabend, den 6. September 1890, Abends V-8 Uhr öffentliche Stadtverordneten fitz«ng im Sitzungssaal. Die Tagesordnung hängt in der Rathhausflur aus. Pulsnitz, am 4. September 1890. Der Stadtverordneten vor st eher. Richard Borkhardt. Bekanntmachung. Die Stempelimposteinnahme zu Königsbrück ist aus Anlaß der Versetzung des zeitherigen Inhabers, dem Herrn Amtsgerichtskontroleur Kirch stützet daselbst, übertragen worden. B a u tz e n, am 2. September 1890. Königlicher Kreissteuerrath des IV. Steuerkreises. Roßbach. Schg. Ersprießliche Neuerungen. Die Neuerung des Einjährig-Freiwilligenwesens, die im Princip ja definitiv feststeht, wenn auch die Einzelheiten noch näher erörtert werden, wird für die gesammte Er ziehung im Deutschen Reiche und damit auch für das soziale Leben von gewaltigem Einfluß sein. Schon oft ist nachdrücklich betont worden, daß der Gymnasialbrsuch Wenig geeignet ist für solche junge Leute, die nicht die Universität besuchen wollen, sondern sich einem praktischen Berufe zuwenden müssen. Wer einmal Griechisch und Lateinisch geschmeckt hat, der ist besonders meist für den Handwerkerstand verloren, und doch ist es nur angemessen, daß auch Handwerker auf eine gute Schulbildung für ihre Söhne halten. Der Gymnasialbesuch war vor Allem um deswillen ein so reger, weil das Einjährig-Freiwilligen- Zeugniß erstrebt wurde. Auch Schüler, die für ein Uni versitätsstudium keine Veranlagung hatten, quälten sich bis zur Prima durch und gingen dann mit dem Zeugniß für den einjährigen Dienst ab. Ihnen hat der Schulbesuch nicht den Nutzen gebracht, den er bringen sollte, und die jungen Leute vergessen häufig genug hinterher schnell das, Was ihnen eben erst mit aller Mühe eingepaukl wurde, und auch die Lehrer haben an diesem Unterricht keine Freude gehabt. Zwei eingreifende Maßregeln sollen nun mit einem Schlage hier Aenderung schaffen: Auch der Be such der lateinlosen höheren Bürgerschule soll die Berech tigung zum Einjährig-Freiwilligen-Dienst geben, und auf der anderen Seite erhalten Gymnasiasten das Zeugniß erst dann, wenn sie das ganze Gymnasium bis zum Schluß absolvirt haben. Zweierlei wird damit erreicht: Das müh same Erreichen des Zeugnisses seitens nicht sehr befähigter Schüler nimmt ein Ende, und alle diejenigen jungen Leute, die sich nicht dem Universitätsstudium widmen wollen, werden mehr und mehr auf den Gymnasialbesuch verzichten. Der Besuch von lateinlosen Bürgerschulen sichert ihnen nicht nur schnellere Erreichung des Einjährig-Freiwilligen- Zeugnisses, sondern auch höhere Kenntnisse für das prak tische Leben zu. Deutschland hat im Verhältniß zu der Zahl der Gymnasien zu wenig höhere Schulen für gewerbliches und praktisches Leben. Daraus erklärt sich der starke Andrang zu den Lateinschulen, dadurch die Ueberfüllung in den wissenschaftlichen Berufen, die auf allen Seiten sich be merkbar macht. Und was die Folge des Gelehrten-Prole- tariats ist, das sehen wir heute sehr deutlich. Hingegen fehlt es im gewerblichen und kaufmännischen Leben noch recht oft an wirklich zeitgemäßen Kenntnissen in Folge des Mangels an entsprechenden Schulen oder aber der ge ringeren Rechte, welche diese Schulen besaßen. Die neuen Bestimmungen über das Einjährig - Freiwilligen - Wesen werden hierin eine Aenderung bewirken, und auf der neuen Grundlage muß dann weiter gebaut werden. Eingehende und nicht bloß oberflächliche Kenntnisse sind gerade heute in der allgemein bewegten Zeit für den künftigen Gewerb- treibenden, Geschäftsmann und Handwerker nöthiger als je, und diese Kenntnisse müssen auf dem Boden des Prak tischen, modernen Lebens stehen. Darin waren wir gegen andere Industriestaaten noch zurück, und der ideale Schwung, welchen die Gymnasialbildung wohl verleiht, reicht im Sturme des Alltagslebens für Den, welcher mitten in demselben steht, nicht aus. Vor Allem aber dürften die Neuerungen für viele Eltern den Anlaß bieten, nun nicht mehr, wie früher so oft, zu sagen: „Mein Sohn muß studrren!" Es giebt auch andere Wege, auf denen ein tüchtiger Mann das Ansehen seiner Mitbürger erwerben kann, und einen höheren Lohn für sein Streben giebt es ja nicht. Unwillkürlich gedenken wir dabei des Wortes, das dem alten Krupp in Essen in den Mund gelegt wird, als ihm die Erhebung in den Adelstand angeboten wurde: „Es giebt viele Grafen und Freiherren in Deutschland, aber nur einen einzigen Krupp!" Oertliche und sächsische Angelegenheiten. — Von der Fleischtheuerung ist natürlich derjenige Theil der Bevölkerung unberührt geblieben, der Fleisch grundsätzlich nicht ißt, das sind die Vegetarianer. Diesen sind die hohen Fleischpreise nicht blos höchst gleichgültig, sondern sogar in gewissem Sinne erwünscht, weil sie die Aermeren von der Fleischnahrung entwöhnen und zur Pflanzenkost zwingen. In den „Dr. Nachr." empfiehlt nun ein Vegetarier, Dr. Alanus, als passenden Ersatz von Fleischnahrung, Speisen aus Hafermehl. Dr. Alauns rathet allen Schwächlingen, täglich Haferbrei und Hafer schleim zu genießen. Hagere und ausgemergelte Personen kann man mit dieser Kost binnen kurzer Zeit herausfüttern. Bleichsüchtige junge Mädchen und Wöchnerinnen, die bei Beefsteaks, Bouillon, Wein und Eisenpräparaten zusehends elender werden, blühen förmlich auf, sobald sie sich mit Haferbrei und Hafersuppen nähren. Kindern ist Hafer ein unvergleichliches Stärkungsmittel. Leider sind die aus Hafer bereiteten Speisen halb vergessen und aus der Mode gekommen; nur wenige Kochbücher thun ihrer über haupt Erwähnung. — Diejenigen Ersatz-Reservisten, welche im Jahre 1885 der Ersatzreserve überwiesen worden sind und weder Uebungen abgeleistet haben, noch mit Nachdienst bestraft worden sind, scheiden am 1. Oktober dieses Jahres zum Landsturm 1. Aufgebots aus. Dieselben haben ihren Er- satzreserve-Paß behufs Eintragung des Uebertrittsvermerks bis zuni 15. September dieses Jahres dem betreffenden Bezirksfeldwebel einzureichen. — Die landwrrthschaftliche Lehranstalt zu Bautzen eröffnet am 20. October a. e. wieder ein neues Schulhalb jahr. Diese Anstalt, welche sich vor nunmehr 15 Jahren aus kleinen Anfängen entwickelte, erfreut sich einer sehr vollkommenen Einrichtung, vermöge welcher sie in der Lage ist, den jungen Landwirthen, die sie behufs Erwerbung beruflicher Kenntnisse aufsuchen, vieles zu bieten. Der Besuch dieser Anstalt ist stets ein sehr starker gewesen und die Besucher gehörten nicht nur der Oberlausitz an, für welche sie zunächst geschaffen wurde, sondern zum Theil viel weiteren Kreisen. Zunächst erstrebt die Schule die Fortbildung ihrer Schüler in den allgemein bildenden Fächern, wie deutsche Sprache, Schriftwechsel, Rechnen, Feldmessen, Schreiben und Zeichnen. Ueberdies werden die dem landwirthschaftlichen Fachunterricht begründenden Ge genstände: Physik, Witterungskunde, Chemie, Gesteins-, Pflanzen- und Thierkunde ganz hervorragend berücksichtigt. Endlich aber wird auf die rein landwirthschaftlichen Fächer, allgemeiner und besonderer Acker- und Pflanzenbau, all gemeine und besondere Thierzucht, Thierheilkunde, land-