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Inserate, welch« bei d« bedeutenden Auflage d«t Blatte- eine sehr «ick same Verbreitung finden, werden mit 10Psa. di« Spaltenzeile oder vere» Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Sinae- sandt, im revaktionelle« Schelle, die Gpaltenzeil« «rPfg. Mt „Wei-erih-Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 2b Pfg., zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 1V Pfg. — Alle Postan- stalten, Postboten, sowie oie Agenten nehmen Be stellungen an. Wchnitz -MW Amtsblatt für die Königliche Kmtshauptmannschafi Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein 57. Jahrgang Dienstag, dm 7. April 1891 Verantwortlicher Redacteur: Paul Ichne in Dippoldiswalde. Mit achtseitigem „Jllustrirten Unierhaltungsblatt." Mit land- und hanSwirthschaftlicher Monattbeilage. «r« LN-iS-vib Aailnnn" nehmen an: in Dippoldiswalde: die Expedition, — in Altenberg: Buchbindermstr. Schütze, — in Frauenstein: Nadlermstr. Hardt. FNstllllr sur dir „MrMtltz'LrllMA mann, —inSlaShütterBuchbindermstr.Schubert, —inKreischa: Buchbinder Berger, — in Potschappel: Kaufmann Theuerkauf. Nr. 41 Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde, 6. April. Die nächste Mittwoch bringt für manches Elternhaus das außerordentlich bedeutungsvolle Ereigniß der Zuführung eines Kindes zur Schule. Wenn die Wichtigkeit dieses Ereignisses vielfach nicht in vollem Maße erwogen wird, so dürfte es nicht überflüssig erscheinen, am Vorabende desselben in Kürze darauf Hinzumeisen. Unser neulicher Schul artikel betraf eine der beachtenswerthesten Rücksichten auf die körperliche Entwickelung und Sicherung der Schulkinder, die durch eine Anschaffung leicht zu er reichen ist; heute möchten wir einer anderen Mitwirkung des Elternhauses das Wort reden, die nicht die ge ringste Geldausgabe veranlaßt, sondern nur durch einen Entschluß herbeizuführen, dabei aber von richt ge ringerem geistigen Einflüsse ist, als die Anschaffung eines Ränzchens für das leibliche Wohl der Schul jugend. Wer sich den Zweck der Schule klar macht, daß dieselbe ergänzend, berichtigend und ordnend ein treten soll tn die Vorstellungs- und Willenswelt der Kinder, daß sie das, was das Haus begonnen, fort-, setzen, erweitern, zum Theil auch das Nichtgethane nachholen soll, der wird leicht zu der Einsicht gelangen, daß ein Erfolg nur durch ein einträchtiges Zusammen wirken beider Faktors erzielt werden kann. Mindestens aber ist zu erwarten, daß kein bewußter oder un bewußter Widerstand des Hauses gegen die Schule erfolgt. Es geschieht dies nicht gar selten, ohne daß man sich dabei etwas Böses denkt, vielmehr sogar der Schule einen Dienst geleistet zu haben meint. Es ist das die in manchen Familien vorkommende Sitte, oder vielmehr Unsitte, den jungen Schülern einen heillosen Respekt vor der Schule und dem Lehrer, leider oft nicht auf die rechte Art, und zwar dadurch beibringen zu wollen, daß man die Schule und den Lehrer als den Popanz hinstellt, der alle die Unarten, die sich bisher bei dem Kinde herausgebildet haben und wohl gar schon zur Gewohnheit geworden sind, schon aus rotten werde. „Komm du nur in die Schule!" hört man wohl die bei den Unarten ihres Kindes rathlose Mutter ausrufen, „da werden sie dir's schon aus treiben." Sollte eine solche Perspektive, die hier dem Kinde von Hause aus gestellt wird, geeignet sein, die erste Bedingung jedes Erfolges: Lust und Liebe zur Schule und zum Lehrer — zu erzeugen. Nicht minder nachtheilig auf einen rechten Erfolg dürfte es auch sein, wenn daheim vielleicht zwischen den Eltern etwa abfällige Urtheile über den zu erwartenden Lehrer ihres Kindes ausgetauscht werden sollten. Kinder haben scharfe Ohren, und jedes in dieser Hinsicht gesprochene Wort kann ein Samenkorn zu einem Unkraute werden, das das Auf kommen der edelsten Pflanze, der Liebe und des Ver trauens zum Lehrer erstickt. Vertrauen, welches das Haus der Schule entgegenbringt, ist die erste Bedingung ihrer Wirksamkeit. Dem, der es nicht hat, ist es schwer beizubringen, aber soviel Ueberlegung kann man wohl von jedem Elternpaar erwarten, daß es Alles ver meidet, was auch in ihrem Kinde die unerläßliche Grundlage der Erziehung und Bildung durch die Schule untergräbt. Beim Gange zur Schule, der an der Hand des Vaters oder der Mutter geschieht, zeige man dem Kinde Heiterkeit und Freundlichkeit, ermahne dasselbe mit kurzem Wort, gleichfalls fröhlich zu sein und den Lehrer recht freundlich anzusehen, der meine es gut mit ihm. Dem Kinde eine Rede halten zu wollen, wäre verkehrt; es versteht sie nicht, da ihm die Grund lagen, die Anschauungen fehlen; es wird schon später verstehen und fühlen, was die Schule von ihm will. Sieht das Kind dann in der Schule bei der Ausnahme, daß sein Vater oder seine Mutter mit dem Lehrer sprechen, merkt es ein freundliches Einverständniß zwischen Beiden, so ist ein guter Grund des Vertrauens gelegt, und daß dieser nicht weniger Werth hat, als auf anderer Seite das Bücherränzchen, wird man wohl zugeben. Nun, so wünschen wir denn, daß solches Vertrauen bei Eltern und Kindern Platz greife und daß auf den fröhlichen Tag der Schulaufnahme noch viel andere fröhliche Tage folgen mögen. Wird's, wie das ja im Leben nicht anders ist, auch manchmal trübe Tage geben, so mögen ganz besonders diese den Beweis liefern, daß das gefaßte Vertrauen ein echtes war. Dippoldiswalde. Vor den versammelten Mit gliedern des Ausschusses der hiesigen freiwilligen Feuer wehr und denen der 4. Sektion überreichtem gestrigen Sonntage Herr Bürgermeister Voigt unter herzlichen Dankesworten Herrn Schuhmachermeister Dörner das Ehrenzeichen für freiwillige Feuerwehren, das dem selben von Sr. Majestät dem König für seinen 25jährigen ununterbrochenen Dienst beim Korps ver liehen worden war. — In Kreischa, Lungkwitz, Oberfrauendorf trieb sich am Donnerstag ein etwa lOjähriger Knabe herum, der am Freitag endlich, da angeblich seine Großmutter hier wohnen sollte, nach Dippoldiswalde gebracht wurde. Nachdem sich alle seine Angaben als falsch erwiesen, konnte doch ermittelt werden, daß er aus Dresden stamme und wurde er auch am Sonntag von seinem Vater abgeholt. — Der diesjährige Jahrmarkt ist mit Schau stellungen reicher ausgestattet als sein letzter Vorgänger. Auf dem Oberthorplatze hat sich der „CirkuS Heppen heimer" etablirt, dessen Künstlerpersonal am Sonntag Vormittag durch einen Umzug zu Pferde sich rekomman- dirte; aus dem Markte macht ihm der „asiatische Floh circus" von 300 lebenden — Menschenflöhen — Kon kurrenz; daneben lockt die „Berbrechergallerie" Alle, denen es gern gruselt, während auf der anderen Seite ein „Kasparletheater" seinem stets sehr zahlreichen Audi torium dramatisch den Lohn des Guten und die Strafe des Bösen vor Augen stellt. In der „Leipziger Schieß halle" kann man Äug' und Hand üben fürs Vater land, in der Singspielhalle deS Herrn Frania im Gasthof zum Stern lockt ein Viktoriasalon im Kleinen, in welchem Sänger und Sängerinnen, ein Drahtseil künstler und ein Illusionist (Taschenspieler) sich produ- ciren. Also ist für Unterhaltung genügend gesorgt, wenn auch unsere Jugend das übliche Karouffell schmerzlich vermissen wird. Daß der Besuch des Jahrmarktes seitens auswärtiger Verkäufer gewaltig nachgelassen hat, ist eine bekannte nicht verwunderliche, aber keines wegs zu bedauernde Thatsache. Was an Maaren von auswärts kommt, ist meist auch hier in gleicher Güte, in gleichem Preise und bei größerer Garantie zu haben. — Zum Trost wird jetzt mitgetheilt, daß der gegen wärtige Nachwinter von Wetterkundigen als ein sehr gutes Zeichen betrachtet wird. Forstmänner, Gärtner und Landleute prohezeihen nämlich einen „zwar späten, aber herrlichen Frühling" und einen „stetigen, langen Sommer." Hermsdorf b. Kreischa. Nach einem Zeitram von gerade 25 Jahren entstand am vergangenen Sonnabend, gegen 11 Uhr Vormittags, in unserem Orte wieder ein Schadenfeuer, das durch den herrschenden Wind und den Wassermangel begünstigt, große Ausdehnung annahm. Wahrscheinlich in der Räucherkammer ent stand zur angegebenen Zeit im Gehöfte des in Rein holdshain wohnenden Gutsbesitzers Zschüttich, das gegenwärtig vom Waldarbeiter Richter bewohnt wird, ein Brand, der sich alsbald dem angrenzenden Hause des Maurers Winkler und, indem das Feuer mehrere Gehöfte mit harter Dachung übersprang, auch denen der Gutsbesitzer Weinrich und Herfurth mittheilte unk alle völlig einäscherte. Mit Ausnahme eines Schweines das wegen der erlittenen Brandwunden getödtet werden mußte, ist alles Vieh und viele Mobilien gerettet worden. Versichert hatte leider keiner der Kalamitosen, ja einer derselben soll vor einiger Zeit nach 20jähriger Versicherung aus der Gesellschaft ausgetreten sein. — Zur Hilfeleistung erschienen am Brandplatze Spritzen aus Reinberg, Hirschbach, Reinhardtsgrimma, Ober häslich, Reinholdshain, Kreischa, WendischcarSdorf und Oberfrauendorf, doch sind die beiden zuletzt genannten nicht in Thätigkeit getreten. (Verbranntes und vom Winde fortgeführtes Stroh konnte man bis in nächster Nähe von Dippoldiswalde finden. L Glashütte. Der Verkehr auf der Müglitzthal- bahn war während der Feiertage ziemlich bedeutend, bei einigen Zügen wurden sogar 2 Lokomotiven an gehängt. Durch die Zugs-Verspätigungen auf der Hauptbahn veranlaßt, verspätigten sich auch die Züge von Mügeln her um einige Minuten. — Jedes Jahr sehen die hiesigen Miether dem Ostertermine mit Bangen entgegen, ist es doch hier schon seit einigen Jahren Sitte, gewöhnlich zu dieser Zeit die Wohnungen zu steigern. Stehen hier schon seit Jahren die Miethpreise in keinem Verhältnisse zu den sonstigen Verhältnissen, so kann man jedoch immer wieder einer Miethzinssteigerung gewärtig sein. Auch diesmal ist vielfach die Miethe wieder in die Höhe.ge schraubt worden und nun soll auch noch ein Haus besitzerverein gegründet werden, der vor allen Dingen eine bessere Ausnützung der Wohnungen erzielen soll. Mittlere Wohnungen von 1 Stube und 2 Kammern oder 2 Stuben und 1 Kammer, Küche u. s. w., deren Preis hier nicht unter 150 Mark ist, sind schon gar nicht mehr zu bekommen. Für Logis von 2 Stuben, 2 Kammern und Zubehör verlangt man hier 220 bis über 300 Mark, für hiesige Verhältnisse geradezu un erschwingliche Preise. Sollte sich denn nicht ein Bauherr finden, der 1 oder 2 Zinshäuser baut, um die Woh nungskalamität wenigstens in etwas zu mindern. Dresden. König Albert hat gestattet, daß die von der deutschen Ausstellung in London engagirten sächsischen Militärkapellen in Uniform concertiren. — In der letzten Sitzung des Kreisausschusses fand das Gesuch der Stadt Riesa, eine Anleihe von 800,000 M. durch Ausgabe 3 >/» prozentiger Stadt schuldscheine mit Amortisationssrist von 44 Jahren bei jährlich 1 Prozent Tilgung und Verwendung über schüssiger Zinsen zu machen, einstimmige Genehmigung. Es gilt, einen Kasernenbau für die nach Riesa zu ver legenden zwei Abtheilungen (sechs Batterien) des 3. Feldartillerie-Regiments Nr. 32 zu errichten. — Der Stadt Schandau wurde die beschlossene Form eines Dienstabzeichens für den Bürgermeister verweigert, weil dessen Halsband Verwechslungen mit einem königlich bayerischen Ordensband herbeizuführen geeignet er scheint. — Für den Bau einer Markthalle auf dem Antonsplatze wurde von den Stadtverordneten, nach dem in Bezug auf die Planung und den Kostenanschlag noch einige Veränderungen vorgenommen worden waren, schließlich anstatt der ursprünglich eingestellten 1,124,300 M. die erhöhte Summe von 1,151,506 M. bewilligt und zugleich der Wunsch ausgesprochen, daß man noch für Oberlicht sorgen, mit dem Bau selbst aber möglichst schnell beginnen möge. Tharandt. Für die bevorstehenden Landtags- wahlen wurde in dem 16. ländlichen Wahlkreis, um fassend die Bezirke der Amtsgerichte Tharandt und Döhlen, der Produktenhändler Horn-Dresden als Kandidat aufgestellt. Gegenkandidat ist der Ritterguts besitzer v. Eeydewitz - Braunsdorf, der gegenwärtig den Sitz in der Kammer inne hat.