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tt« Wstn-Ausvabe ««.Ach«««, «r. ror VtenAa», 2« oktober «AI neltt-x I Uk- kN 1» Das franzWche Kabinett geftttrzt Smraut «ter LtilmUmrs RaMIgei Saiatiett >»> > Edouard Daladier Die MWeitente Sikung ter Kammer Beria» mit der »elbttcnizlindliidcn Niiiitgkett 8/ »n»«r,enprelse: ia mm brevc «rund« eile S5 Psg^ auslvLrt« «o Plg. Ablchlag und NabaNe nach Larg. SamIIIenonjelgen und Llellengeluchr er- müßlgte Preise. VII.-Bebüdr S0Psg.— Nachdruck nur mit Quellenangabe Dresdner Nachrichlen. Unverlangle Lchrillslückc werden nichi aulbewahrt »e,«g»<,etühr iei UgNch ««eimoNger 8» Ilellung monalllch «M. ,.»0 lelnlchlledlich 70 Big. lür Drigerlodn», durch Postbe»us «« s.eo ein>»lie»lich 6« P,g. Posigebül,, lohne Pasl»ullellun««gedühr> bei siebenmal wdchenilichem Beriand <Nn»elnummer lo Psg. !k - Dar Paris, 24. Oktober. Bei der entscheidenden Abstimmung über den Artikel 37 der Alnanzvorlage ist dos Kabinett Dal ad ler gestürzt worden. Der Sturz ersolgte mit 32S gegen 241 Stimmen. Von den Sozialisten haben 2S für die Regierung gestimmt. SS gegen, und S haben sich der Stimme enthalten. Vie Mitglieder de» scheidenden Kabinett» begaben sich um ^4 Uhr Pariser Zeit (2,30 Uhr INEI.) in» Elysee zum Präsidenten der Republik, Lebrun, um sich von ihm zu verabschieden. Dienstag vormittag wird der Präsident der Republik sodann die Präsidenten de» Senats und der Kammer und die Vorsitzenden der großen Ausfchüsse von Kammer und Senat empfangen, um mit ihnen die parlamentarische Lage zu beraten. Als aussichtsreichste Kandidaten für die Rachfolge Daladiers werden der bisherige Solonialmlnister Sarraul sowie der bisherige Innenminister Lhautemps genannt. Dalad ier soll große Aussichten für das Außenministerium haben. Aus alle Fälle rechnet man damit, daß Paul-Voncourim nächsten Kabinett nicht mehr als Außenminister vertreten sein wird. zu müssen. Dann sollten vier Milliarden durch Steigerung der Einnahmen, d. h. neue Steuern oder Steuererhöhungen, aufgebracht werden und zwei Milliarden durch Abstriche im Staatshaushalt. SS zeigte sich, daß niemand die Opfer der Finanz, santernng tragen wollte. Die Beamten widersetzten sich mit grober Energie einer Kürzung ihrer Bezüge. Aber auch die Wirtschafts« M-Mohns. > II. MV«»». », Svitenindtk. kreise waren nicht bereit, irgendwelche neue Belastungen zu übernehmen. I» Genf dürsten nach dem Stnrz Daladiers die Ber« tagnngsgelüste «och wachsen. Die Engländer hatten ohnehin die Absicht, übermorgen, bet Beginn der Abrllstnngsverhandlungen, einen Ver« tagungöantrag zu stellen. Auch die Italiener waren für die Beringung, während dte Franzosen ein Weiterarbeiten in Genf wünschten. Durch den Rücktritt Daladiers dürste auch hier ein Wandel eingctreten sein, da selbstverständlich einige Tage vergehen werden, bis ein neues französisches Kabinett gebildet worden ist, und da dieses wiederum einige Zeit benötigen dürfte, um sich in die groben Probleme völlig cinzuarbeiten. v'Äig Wris-Sbrrboma entalrtst - 4» Tetr Paris, 24. Oktober. Ein schweres Eisenbahn unglück, da» nach den ersten Rachrlchlen 40 Tole ge fordert hat, hat sich auf der Strecke Cherbourg — Parisam Dienstagvormittag bei S t. Ellier, in der Röhe von La Bonneville, ereignet. Der Zug befand sich aus einer Eisenbahnbrücke, die in zehn Meter höhe den Fluß Roulolr überquert, als die Lokomotive, der Tender, der Packwagen und drei Personenwagen aus den Schienen sprangen und in den Fluß stürzten. Vis zur Stunde sind von den Vergungsmannschasten, die sofort an den Unfallsorl entsandt wurden, zehn Leichen gefunden worden. Unter den Toten find der Lokomotiv führer und der Heizer festgestellt worden. war vorauSzuschen, dab die Linksmehrheit Daladiers bei den Abstimmungen über die Finanzvorlage auseinander fallen würde. DaS Kabinett sah sich vor der recht schwie rigen Ausgabe, im Staatshaushalt einen Fehlbetrag von sechs Milliarden, also rund eine Milliarde Mark, ausgleichen 81>ion ». 0. 0»I»en ». 0. üsn«e Mixenm zvvkeli» 8e,Ie« N,rlN » U. 8ckippel innrer 1VN<Ici»!ni» 8e,Iker» p-cklet l kett, und zwar besonders, um den Mittelstand sichern. In Italien und Deutschland habe es sich erwiesen, dab ein anderes Regime anstauche, sobald der Mittel, stand nicht mehr gesund sei. Daher fordere dte Regierung diese Steuern als ein« Tat der französischen Brüderlichkeit und der nationalen Solidarität. Wenn diese Opfer nicht genehmigt werden ollten, würden schwerere Opfer nötig werden. AIS Beispiel ührte Daladier an, das, die Beamtcngehälter in Deutfchland Gegrünöet 18L6 Druck u. Verlas r Ltepsch ck Reichard», Dresden A. l, Marien- straßr Fernruf 25241. Postscheckkonto 10öS Vresden Die» Blatt «ntdäl» bi» amtlichen Bekanntmachungen der Amtrhauptmannschaft Dresden und de» Schiedsamte» beim Vberversicherungsamt Dresden Paris, 24. Oktober. Gleich nach Beginn der auf 21,30 Uhr sPariser Zeit) angcsetzten Aben-sitzung widmete sich die Kam mer dem schwierigsten Artikel der ganzen Borlage, ber die Kürzung der B c a m t e n g e h ä l t e r vorsieht. Bon sozialistischer Seite wurde ein Gegenvorschlag ver treten, der letzten Endes daraus hinauölief, diesen Artikel 37 fallen zu lassen und statt besten die Amortisa- tionS lasse mit 1,5 Milliarden Franken zu belasten und in diesem Fahre die sonst übliche Tilgung der öffentlichen Schulden dafür auözusetzen. Der F i n a n z m i n i st e r lehnte diesen Vorschlag aus technischen Gründen ab, da die Amorti sierung ohnehin nur -um Schein vorgcnommen werde. Der Antrag der Sozialisten wurde daraus mit 420 gegen 178 Stimme« abgelehnt. Wit fast ebenso grober Mehrheit wurde auch ei« Antrag des rechtsgerichteten Abgeordneten Marin zurllckgewiesen. Darauf crgrifs der Ministerpräsident das Wort, um den Standpunkt zu vertreten, dal, der Artikel 37 an- -«nehmen sei. Er wandte sich ferner gegen übertrieben« Ge rüchte Uber Gefahren, die dem Franken drohten. Der Franken sei und werde die sicherste Währung bleiben, wenn die Kammer das wolle. Wenn die Negierung stür-en sollte, so werde das Problem dadurch noch nicht gelöst sein. Der Ministerpräsident gab zu, das, die vorgesehenen Massnahmen hart seien, unterstrich aber nochmals ihre Notwendig keit, und zwar besonders, um den Mittelstand zu tsUrvrttar mecdl 8 v»d» uns ckl« »r»to NIuder »oo tob eUeer 8Nie>per Itss» i-vz, IM.ick 8Skm« tieUer 8«km-In-uer » U»eem»n, Sckeliendei- Ll-iikiea Xiemeil Kot Nsdirck legea V.I I vkt 8. »I-«0 t4LI-l«M XI. Vie e, vo. UnNmene» »eo, l>. D« Mino, lidck. ver u».8m.'rm,nck<>t >» l-umockot entzündliche Flüssigkeit, deren Name geheimgchalten wird, in einem Zeitraum von 0 bis 10 Minuten Feuer fängt. Es ist aber möglich, diese Flüssigkeit in verschiedene« Lösungen herzuftclle« und danach die Zeitdauer bis z« ihrer Selbstentzündung vorher zu bestimme«. Nach der Pause wird der Sachverständige Dr. Schatz auch als Zeuge vereidigt. Er erklärt, er habe nach dem Brand- experimcnt die selbstentzündlichc Flüssigkeit und Petroleum auf seine Hände gerieben. Er habe gleich darauf zwei Schupo beamte gefragt, ob sie an Ihm einen bestimmten Geruch wahrnähmen. Beide Beamte hätten das verneint. Zwei RetchStagSbeamtc, die er aber nicht vorher aufmerk sam gemacht habe, hätten an ihm keinen Geruch wahrgenommcn, ob wohl er seine Hände nahe an das Gesicht ber Be amten herangebracht habe. Dr. Schatz Hubert sich ferner über die Brandspnre« an dem weggeworsenen Mantel van der Lübbes. Die Spuren seien so eigenartig, dab sich die Vermutung ausdränge, van der Lubbe habe ein mit der ZünbslUssigkeit getränktes Stück Kohlenanzünder in ber Tasche gehabt. Dieser Kohlenanzün der habe sich daun selbst eutzündet und im Mantel gebrannt. Van der Lubbe habe daraus den Mantel abgeworscn. Es sei auch möglich, daß ber Brand ans die anderen Kleidungs stück« übergesprungen sei. Ban d«r Lubbe, fuhr Dr. Schatz fort, soll auch Brandwunden gehabt haben. Leider habe ich sie nicht gesehen, sonst hätte mau daraus wichtige Schlüffe ziehen können. Die durch solch« Nündstosse er^en^ten Brandwunden haben nämlich typische Eigentüm« ES werden hierauf die beiden Reich StagSbeamten vernommen, mit denen Dr. Schatz kur- zuvor gesprochen hatte. Beide sind völlig ahnungslos, worüber sie vernommen werden sollen. Beide bestätigen dann, bah sie keinerlei Ge ruch an Dr. Schatz wahrgenommen hätten. Als Zeuge wird sodann der Verkäufer Möller aus KarlShorst vernommen, der Sohn ber zuerst vernommenen Zeugin Pretzsch. Er bestätigt die Angaben seiner Mutter und erklärt auf dte Frage des Vorsitzenden, ob er gemeint habe, dab ber Inhalt der Taschen Torgler» mit dem Reichstagsbrand in Zusammenhang stehe, «r habe da» ge^ meint, wolle e» aber nicht behaupten. Delaftungsmomente für Torgler Berlin, 24. Oktober. Zu Beginn der heutigen Ver handlung teilt der Vorsitzende mit, das, Rechtsanwalt Dr. Sack wegen eines schweren Katarrhs zunächst an der Ver handlung nicht werde tetluchmen können. Er werde durch seinen Sozius, Rechtsanwalt Dr. Pelkmann, vertreten. Der Sachverständige BetriebSingenicur Dr. Werner er klärt, dab er dem Gutachten Professor IosseS nichts htnzu- zufitgen habe. Der Vorsitzende bittet dann den Sachver ständigen Dr. Schatz, das Brandexpertment mit der un genannten Flüssigkeit dem Gericht im Lause der Verhand lung vorznslihren. An dem Experiment dürfen jedoch nur dte Prozcbbeteiligten teilnchmen Der Vorsitzende ruft nunmehr dte für heute geladenen Zeugen auf. Dabei stellt sich heraus, dab der kom munistische Schriftsteller Birken Hauer fehlt. Der Ober- retchSanwalt teilt dazu mit, dab Birkenhauer seine Adresse mit Berlin, Rostocker Strabe, angegeben hat. Daraufhtn ist dte Ladung dorthin gegangen. Sie ist aber als unbestell bar zurückgekommen. Die ganze Sache steht wie eine Irre führung des Gerichtes aus. Als erste Zeugin wird bann die Ehefrau Pretzsch a«S KarlShorst vernommen, deren Wohnung der Wohnung TorglerS gegeuüberliegt. Dte Zeugin bekundet, sie habe am 27. Februar, vormittags in der elften Stunde, zusammen mit ihrem Sohne den Ab geordneten Torgler getroffen, der zwei schwere Taschen trug. Er habe sie etwa» scheu angesehen, als er haarscharf an ihnen vorttberging. Als sie am nächsten Morgen vom Reichstagsbrand erfuhren habe ihr Sohn gesagt, nun wisse er auch, warum Torgler dte schweren Taschen getragen habe. Auf verschiedene Vorhalte bekundet die Zeugin weiter, dab die Mappen gröber al» gewöhnliche Aktentaschen gewesen seien. Nack Ansicht der Zeugin konnten selbst grobe ZeitungSstöbe nicht so schwer sein wie die Taschen, die Torgler bei der Begegnung ge tragen habe. Der Zeugin wird dann die mit Zeitungen gefüllte Aktentasche TorglerS vorgeleg«. Sie erklärt jedoch, dab die vorgezctgte Mappe damals nicht dabei gewesen sei. ES tritt dann eine Pause ein, um das Experiment mit der selbstentzündltchen Flüssigkeit zu machen. Das Gericht und die Prozebbeteiligten begeben sich zu diesem Zweck in den Plenarsaal. Dte Durchführung de» Experiments fand an der Stelle statt, an der früher die Tribüne de» Reichs- rat» stand. E» wurde der Beweis geführt, daß dte selvft- Regierung stimmten, bei der kommenden Kabinettsbildung berücksichtigt werden müssen. Die Avisen für Genf vralltmolcknu» «uiorar vorUaor Sodrlttloltnn» Berit«, 24. Okt. Der Sturz des Kabinetts Daladier hat Berlin nicht überrascht, denn schon seit einigen Tagen !n<I, >,,II Mn . 8. omi-sim rooci-roim -esro «>» k«n„en N» sie »Nein »ut In»« »In»»me» Ineei Ne -VN z. Itebner «. It-Ipk 8en»IrI<f I Luc.» - 0. 81-KIKere tV.ii «elcker U,N»INI Nieder Nck-N 1VN<Iel«m» vlirlck »!e !I> I. Kokelt de>U» NN Sixt, >/,II vkr -zu «Ur »Ilem »ol er Iln»»men Insel p«kw»l» uns Ui« Nu»»r tteron- Orünre-i-1 . brN» l^kner-veü» rl» Perry > 8»n tt« remo kimel-lek «1r er dor»« ' knS« II Uki o. 8. socn-Mo le»cIiIo--.Vor»te>lin>e Miv.I.».t«»alilion«lI. D«.A.i»jntsche». d»»j » o. «nielarni « NetntM«. Dr«-d. ltl»da,<kkiit>«ln»nd«e mg Nitolo« bökrrrt all. BeNltd-llöruna, ck. Au-lvenun» °dr» !M»M saniita. Grund« lallck »lkp. Kai de« »Ker tnm.Anwrurda. >Il«t«runa od«r Hück« »er -nieckl »» Leden,l» 7>»urn lei neck c-Ickeroe keim eon Lcdol, c: ckitkar ciul, l>"U» i><! Slemddc» tzeiaer» 0" «oNenll-mp vlelrlc» Nol>m»ni >pl«»aa l'o»r« xl, V.II vki a»»i xi. o», ein Iteum. vo. ns, kr. r<xi li 8d«t. eorlvl-var, ort In Oenl, X». 0», NInv »vckl»ntz»u» I»d1>»d«r«ke-l»r imSrlle In Z -Kien a Oerkeril ktcnrrl eit 1930 um 18 v. H. gekürzt worden seien. Im Anschlub an die Rede Daladiers fand innerhalb der sozialistischen Fraktion eine Abstimmung über den Vermitt, lungsvorschlag eines Radtkalsozialisten, mit dem sich die Re gierung mehr oder weniger einverstanden erklärt hatte, patt. Mit 55 gegen 45 Stimmen bei 8 Enthaltungen «urde dieser Vermittlungsvorschlag von der Fraktion abgelehnt. Da mit waren die Aussichten der Regierung für eine ver. abschiednng d«s entscheidenden Artikels geschwunden. Die Kammer hat gegen Mitternacht «Ine neue kurze Unterbrechung eintretcu lassen. Anschliesicnd erfolgte die entscheidende Abstimmung über den Artikel 37. Mit dem Sturze des Kabinetts hat es sich zum dritten Mal« seit den Maiwahlen 1932 erwiesen, daß eine Links regierung, di« nnr aus die wohlwollende Unterstützung der Sozialisten angewiesen ist, nicht regierungsfähig ist. Das Kabinett Daladier hat vom 81. Januar bis 24. Oktober, also insgesamt nenn Monate gedauert, eine Zeitspanne, die nach Ansicht Daladiers sür sra«- zvstsche Berhältniff« schon recht beachtlich ist. Die nun folgend« Regierung wirb kaum aus «ine längere LebenSdaner rechnen können, wenn sie sich nickt von vornherein von der llmllammerun« der Sozialisten srei- macht und versucht, sich aus eine nach rechts erweiterte Grundlage,n stellen. Die Erweiterung der Regierungsmehrheit nach recht» wird um so schwieriger sein, al» diesmal auch dte Neu- sozial ist en, die unter der Führung Renaudel» sür di« tv-e :KI» k V. 8m-!ümjl ckl Doknkk^ ek«» zp-I « :KM l^nn-N- ock 0e I^vtf 8ckiai«e