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VoiglläMcher Anzeiger. für das Königliche Bezirksgericht zu Plauen, sowie für die Königlichen Gerichtsämter und Stadtrathe zu Plauen, Pausa, Elsterberg, Schöneck und Mühltroff. funfundfrebenzigster Jahrgang. Verantwortliche Redaction, Druck und Verlag von Moritz Wieprecht in Plauen. DicstS Blatt erscheint wöchentlich viermal, und zwar Dienstags, Mittwochs, Donnerstags und Sonnabends. Jährlicher Adonnemenispreis, welcher r»n<Io zu entrichten lst, auch bei Beziehung durch die Post, 1 Thlr. 26 Ngr. - Annoncen, die bis Bormittags 11 Uhr eingehen, werden in die Tags darauf erscheinende Nummer ausgenommen, später eingehende Annoncen finden in der nächstfolgenden Nnmmer Aufnabmc. — Inserate werden mit 1 Ngr. für die gespaltene Eorpus-Zeile berechnet. Einzeilige mit 2 Ngr. Für die auswärtigen König!. Gerichlsämter und Stadtrathe, für welche der Loigtländische Anzeiger Amtsblatt ist, bestehen die Geschäftsstellen in Pausa bei Herrn Rathslellerpackter A. Oscbüp, in Elsterberg bei Herrn F. W. Feustel, in Schöneck bei Herrn Eduard Mcver, in Mühltroff bei Herrn Ehausseegelder Einnehmer Holzmüller. Dienstag. «Ho MO« 19* Januar 1864. —----- - - »> - — »> Am vorigen Donnerstage ist also der österreichisch - preußische Antrag, eine Aufforderung an Dänemark zur endgiltigen Wiederaufhebung des dänischen Grundgesetzes vom 18. November 1863, (durch welches Schleswig Dänemark einverleibt wurde) zu richten, und wenn dieß die Dänen verweigerten, Schleswig militärisch zu besetzen — mit großer Mehrheit — 1 l gegen 5 Stimmen — vom Bundestage in Frankfurt abgelehnt worden. Dieß Ergebniß war voraus zu sehen. Die Mittel- und Kleinstaaten, welche sich bei der Abstimmung am 7. Dezember 1863 durch die Versicherung der undeutschcn Großen hatten leimen lasten, vor allen Dingen müßte Exekution nach Holstein, um die Dänen hinaus zu bringen, und die Erbfolgefrage würde ja durch die Exekution nicht entschieden — diesen Mittel- und Kleinstaaten ist es seitdem klar geworden, (Sachsen, Baiern und andere ließen sich schon früher, am 7. Dezember, nicht täuschen) daß die undeutschen Großen nur die Absicht haben, um jeden Preis das Lon doner Raubprotokoll zur Geltung zu bringen, und daß das Versprechen, vie Erb folgefrage sollte osten gehalten werden, nur blauer Dunst ist. Es wird sich nun zeigen, ob die Dänen klug genug sind und ihr König Macht genug hat, der Aufforderung der beiden undeutschen Großen nachzugeben und die Verfassung vom 18. November 1863 aufzuheben. Geschieht dieß, oder ziehen auch nur die Dänen unter Protest ihre Truppen aus Schleswig, so haben die undeutschen Großen ihre Absicht erreicht. Nur wenn die Dänen Widerstand leisten, könnte die Sache eine andere Wendung bekommen. Indeß sind Oesterreich und Preußen allein nicht berufen, die Sache in die Hand zu nehmen. Der Antrag von Heffen-Dermstadt muß erst noch zur Abstimmung kommen, und fällt der Beschluß des Bundestages so aus, wie am vorigen Donnerstag, so wird die Bundes mehrheit eben so berechtigt sein, einen solchen Bundesbeschluß auszuführen, wie Oesterreich und Preußen nicht berechtigt sind, ohne Zustimmung des Bundes in Holstein einzurücken, nachdem der Gesammtbund abgelehnt hat, das Londoner Raubprotokoll zu befestigen, das er eben verwerfen will. In allen Fällen steht es traurig, daß die beiden undeutschen Großen das BiSmarksche: Gewalt geht vor Recht, geltend machen wollen. Der deutsche Bund hat einen argen Stoß erlitten, ja er ist thatsächlich gesprengt. Die Mittel- und Kleinstaaten werden besser als wir wissen, was sie unter solchen Umständen zu thun haben. Protestirt ist ihrerseits, ein engerer Anschluß der selben unter sich ergiebt sich von selbst, ist Werk der Nothwendigkeit und Selbst- erhaltung gegen Vergewaltigung. Zeitungen. Sachsen. In der 2. K. kam am 15. gelegentlich der Berathung des Etats der Bauverwaltung die Genehmigung einer Summe von 2 Mill. 333,400 Thlr. zur Vollendung der Annaberger und voigtländischen Eisenbahn zur Sprache. Da daS bewegliche StaatSvermvgen 17 Mill. Thlr. beträgt, so hoffte die Re gierung, diese Summe ohne Anleihe aus den Kassenbeständen zu decken. Da bei gab eine Petition des StadtratHS zu Lengenfeld, den Bahnhof zu Lengenfeld näher an die Stadt zu legen, dem Abgeordneten Mammen zur Erklärung Anlaß, daß er die Richtung der voigtländischen Bahn in finanzieller und volk-- tyirthschaftlicher Beziehung für höchst unglücklich gewählt halte und daß er nur der vollendeten Thatsache gegenüber die geforderte Summe bewillige, zur Beruhigung des eigenen Gewissens aber diesen Vorwurf aussprechen müsse. Die Abg. Lang u. Günther sprechen sich im gleichen Sinne aus. Finanz minister v. Friesen weist darauf hin, daß in den Kammern viel darüber ver handelt worden; zwei Interessen haben sich gegenüber gestanden, natürlich hätte das eine weichen müssen. Seiler und Georgi (die Väter der HerlaSgrüner Linie), vertheidigen diese und wollen von der Zukunft erwarten, ob sie sich als die bestgewählte nicht herausstellen würde. Abg. Ploß trägt auf nochmalige technische Untersuchung an, ob nicht der Lengenfelder Bahnhof näher an die Stadt gebracht werden könne; der Herr Finanzminister erklärt aber, daß wieder holte technische Untersuchungen die Unmöglichkeit größerer Annäherung dargethan hätten. Die Position wurde schließlich bewilligt. Die Linie der voigtländischen Bahn erfordert ein um 1,589,300 Thlr. erhöhtes Baucapital, so daß diese Linie bis in die Nähe der sächsisch-böhmischen Grenze 6,089,300 Thlr., statt ursprünglich 4,500,000 Thlr. kosten sollte. In der ständischen Schrift vom 23. Juni 1862, über eine in geheimer Sitzung verhandelte Mittheilung der Ministerien des Innern und der Finanzen erhielt jedoch die Regierung die fernerweite Ermächtigung, erforderlichen Falls auch die auf die Stadt Eger fallende Bahnstrecke auf Kosten der sächsischen Staatskasse zu bauen, und die Regierung hat sich genöthigt gesehen, von dieser Ermächtigung Gebrauch zu machen. Diese Strecke erfordert einen weitern Bauaufwand von 1,397,951 Thlr., so daß nunmehr die ganze Bahnlinie von HerlaSgrün bis Eger 7,486,951 Thlr. oder in runder Summe 7,500,000 Thlr. bei einer Gesammtlänge von 13,ig Meilen kosten wird. Leipzig, 15. Januar. In dem vorgestern hierher gelangten Briefe eines sächsischen, bei der Executionsarmee in Holstein (jetzt in Neumünster) stehenden Soldaten heißt es wörtlich: „Neumünster, 10. Januar. Seit einigen Tagen fahren unsere Soldaten mit den dänischen auf der Eider gemeinschaftlich Schlitt schuh. Ein drolliges Kriegsbild, doch wahrheitsgetreu." In Beiersdorf (Lausitz) sind wieder zwei Personen, der 25jähr. Ritter gutspachter Golle und die 40jährige Haushälterin Schuster an Kohlendämpfen erstickt, die sich im Krankenzimmer entwickelt hatten, weil die Klappe im Ofen rohr geschlossen war. „Infolge des eingetretenen außerordentlichen Wassermangels" müsse» laut Bekanntmachung des StadttatHS zu Glauchau Brunnenständer mehrerer Straßen abgesperrt werden. Den Einwohnern wird die größtmöglichste Sparsamkeit beim Wafferverbrauche zur Pflicht gemacht. Schöneck, 11. Januar. Bei der heute hier stattgefundenen Wahl eiue- Stellvertreters für den Landtag-abgeordneten im XVII. bäuerlichen Wahlbezirke wurde Hr. Fabrikbesitzer Kessel in Tannenbergsthal ewählt. L a i e r n. In Nürnberg erlassen 62 Arbeiter einen Aufruf an alle deutschen Arbeiter, mit allen Kräften für die schleswig-holsteinsche Sache thätig zu fein. Oesterreich. Die „O. D. P." bemerkt zu der ausgesprochenen Absicht Oesterreich- mit Preußen, den Bund vollständig bei Seite zu schieben und selbstwillig al- Groß mächte in Schleswig zu thun, wa- der Bund nicht will: „Die österreichisch« Truppen müßt« jedmfall- deutsche- Bundesgebiet pasfirrn. Hab« sie da- Durchzug-recht in einem Momente, wo sie gegen die Beschlüsse de- Bunde handeln ? Ja, wo mit diesem Durchmärsche gerade der Bunde-beschkiß ver-