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s«. g«hr>»n>. S22 Mittwoch, 12. Juli 1222 «whtimtchr», vw»Ipr»ch«r.«amm»lnumm«r »»«»1 «ur «vr v,»I,,IprL<-«: «0011. in Dresden d«t «glich »w»imaitg,r gutragung monatlich w. W,—, »dar durch di« «glich zweimaligem Derland monalllch M. 35,-. N.—. gamllie». . .. j« Nn» und Der» gluawilrti», Siuiiriig, gegen t Ipallig» 32 mm dretl, geil» w. S.—, auberbald Sachsm» ». l> ,ia»n. «»»eigen unler Slelien- und Wvenunasmarlil, l ipallig« k — "orzugspliide laut Tarii. Luswilrtlg« S Anzeigen.Pre!se. D,rau,d„adlung. Sinzelnummer M. 2,—. Sinnlagaauigad» W. 2^0 Schri>I>«it>«- und Lauptgelchltslifti»«: »««»»Nr,», SS/40. Druck ». Verl», von 2I«psch ck Drichardl in Dn«»w. D»lischeck»Aonlo 10SS Dre«»«N. Nachdruck nur mll deulUcher 0u»ll»nan,ad« (»Dwodner Aachr."» «ulilllig. - Unverlangt« Schriftstück» werden ulchl auldewadr». OakH Hülkerl krALvr 8traü«, Leks 8t6on1va8tr»üe. Lslvsclsis Eklllilsclis Iskkssss X I » I n I« u n »1 d ü n n s '4 Ufte INg»«-» Stifte ge,»« kId»e-Oecft,»t»e-ftonr,e1« ölsscli 4-7 Ufte unv S-ISUfte, Konnsi-ts Wsiru-ssisursnt — Bsr l^i-llttstücksstubs 5pielreu§ S. «HUIlEr, prssor 81r. 32. Deginnenöe Mätzigung in Frankreich? Aonserenzen -er Finanzminisler und -es Odersien Haies. Sonst»«. 11. Juli. I« diplomatische» Speisen ein» nettcosfeue Pariser Berichte besage», daß Frankreichs Haltnng gegenüber -er Politik Großbritanniens und der .OMtik dar Bankiers, die für eine Unterstützung Deutsch land- bei seine» Reparationszahlungen eintreteu. eine ge» »W« Mäßigung erfahre« habe. Mau glaube, das, der Konferenz des britische« und französischen Premierministers eine Konferenz deralliierte» Finanz mini st er ck«d Sachverständigen folge» werde, aus der auch die deutsche Finonzlage im allgemeinen uud die Frage vo« Anleihe« «ist Ostligationeu und die Möglichkeit eines Moratoriums «rstrtert »»erde« sollen. sW. T. B.s London. 11. Juli. Reuter erführt aus RcgiernngS» kreise«, daß Ministerpräsident Poincar» mit Rücksicht auf die gegenwärtige Lage in Deutschland cingelade» wer den wird, nicht erst Ende dieses Mouats z» einer gemcin» Rates folgen, auf der muh Italien «nd Belgien vertrete« fein werden. lW. T. B.) - Pari-, 11. Juli. „Newyork Herald" teilt mit, Dubai-, der Btzttroter Frankreichs im NeparationsauSschuß, habe gedetti tm Anschluß au leine ysstztökeA Besprechungen mi deutschen Staatssekretären eine lange ll nt e r r e d u n g m i Go inen Gehabt. Dieser habe, wie verlautet, erklärt, datz,er niMerjindert gegen jedes Wiederaufleben de- Ober»! Ken Rates zum Zwecke einer Erörterung der deutschen .Mnanzfrage sei. Anderseits werde die französische Regie- rnng. wen« das Garantiekomitce in seinem Berichte erkläre, stab eine tatsächliche Gefahr bestehe, eine Zusammenkunft des Botschasterrats vorschlagen, der für die Behand lung von Bertragsfragen zuständig sei. Um ein besonde res Zugeständnis zu machen, werde sie keine« Wider» spruch gegen einen etwaigen englischen Vorschlag erheben, dem Botschasterrats zeitweise die Finanzminister und Filtqnzsachocrständigen anzuglicdern. Cs werde indes nicht angenommen, daß irgendeine Konferenz dieser Art vor dem Monat August stattfinden könne. tW. T. B.) Bemerkenswerte englische Urteile. London. 11. Juli. »Manchester Guardian" schreibt in eine« Leitartikel: England kann der Krise nicht gleichgültig gegenüberstchen. Die Auslösung Deutschlands würde die Anflüsnng Mitteleuropas bedeute« und eine kom- mnnistische oder, was wahrscheinlicher sei, eine monarchistische Reaktion zur Folge haben. Es sei ein Unglück, daß die Deutschen in Versailles behandelt wurden, wie «och kein Volk nach einem Kriege be handelt wurde. Die junge Republik befinde sich in einer »nmvnkiche« Lage. An einer Stelle, sagt das Blatt, ist ihr etwa- weggeuommen, an einer andere« Stelle wird sie be seht gehakte», an einer dritten Stelle wird sie geteilt. De» hauptsächlichsten Teil der Eisen- und eine« großen Teil der Kohlenlager hat sie verloren. Dazu hat sie Schulden, die sie nicht bezahlen kann, und die ihr die Kreditfähigkeit nehmen. Es ist kein Wunder, daß die Feinde der Republik in Deutsch land Anhänger finde», aber es ist ein Wunder, daß die Mehr- kgit dex Bevölkerung bas alles anshält. Diese Tatsache -Mt. dajhMghr politischer Sinn im deutsche» Volke steckt, aiswMMmeinhi« annimmt. tW. T. V.) Me Verhandlungen «der -te ReparaNonchkaMe. Paris, 11. Juli. Die Verhandlungen der deutsche« Regierung mit der Reparationskommlssion über die Liefe rung von Reparationskohle sind hente vormittag anf» geuomme» worden. tW. T. B.s Auf der Spur der Rathenau-MSrder. bereits in der Linie M a g d e b u r g—B r a u n sch w e ig— Hannover aushalten. Alle Nachrichten über die Flüch tigen sind bis aus weiteres an die Fahndungszentrale der Berliner politischen Polizei in Garöelegcn, Landratsamt. Fernruf Nr. 64. zu richten. tW. T. B.s Weiter werden noch folgende Einzelheiten über die Flucht der Mörder gemeldet: Berlin. 11. Juli. Ein großes Fahndungskommando der Berliner politischen Polizei ist den beiden noch flüchtigen Mördern Nathenaus, dem Ingenieur Hermann Fischer und dem Oberleutnant a. D. Erwin Kern in der Gardeleaener Gegend auf der Spur. Nach den Ergebnissen der bisherigen Nachforschungen der Berliner politischen Polizei sind Fischer und Kern nach der Tat wahrscheinlich zunächst nach Rostock geflüchtet, haben aber dort wohl nicht die Unterstützung ge sunden, auf die sie gerechnet hatten. Von Rostock haben sie sich wahrscheinlich mit der Eisenbahn nach Wismar beqeben, von hier nach Lenzen an der Elbe. In Lenzen sprachen die Flüchtigen bet einem Manne um ein Unterkommen für die Nacht v an. Dieser Mann nahm sie aber nicht auf. sonder« wies sie nach dem Gasthof „Zur Sonne", wo sie dann auch unter kamen. In der Zwischenzeit war man durch die Fahndun gen der Berliner politischen Polizei auch in Lenzen aus dir beiden Männer aufmerksam gemacht worden, die man schon einen Tag vorher gesehen hatte. Bevor Beamte der Ber liner Polizei eintrafen, erkundigte sich die Ortspoltzet bei dem Manne, bet dem sie angefragt hatten. Während dieser vernommen wnrde, saßen Fischer und Lern in der „Sonne", wo sie übernachtet hatten, noch im Gastzimmer «nd warteten auf bestellte Speisen. Als sie nnn den Mann, der sie ab gewiesen hatte, mit einem Polizeibeamte« über de« Markt kommen sahen, merkten sie, daß man ihnen ans der Spur war, ließe« die bestellten Speisen im Stich, ergriffen die Flucht «nd eilten an die Elbe. Hier ließen sie sich mit dem Fährboot überseßen, während die Polizei in der „Tonne" sich nach ihnen nmsah. Sobald fcstftand, daß die beiden »er- schwunden waren, eilten auch die Polizeibeamten au die Elbe, sahen aber «ur noch, wie die beiden Ucbergesetzteu auf dem andcren User in den Waldungen des Kreises Lüchow, der an die Elbe angrcnzt, verschwanden. Wismar. 11. Juli. Im Zusammenhang mit der Ver folgung der Mörder Nathenaus sind hier zwei junge Leute verhaftet worden. fW. T. B.s Explosion eines Minendepols. Hamburg, 11. Juli. Hente nachmittag ereignete sich im Minendcpot Groden bei Kur Häven eine schwere Explosion. Alle Fernsprcchlcitnngcn nach Kuxhaven sind gestört. Die gewaltige Fcnersbruust ist weithin sichtbar. Weiter wird gemeldet: Bei der erste» Explosion flogen mehrere Schuppen und Depots in die Luft. I» Kuxhave« selbst wurb« eine große Anzahl von Fensterscheibe» dnrch die Gewalt der Detonationen eingedrückt. Technische Rot» Hilfe, Fencrwehr und Fuhrwerke wurden sofort zur Hilfe» leistung anfgeboten. da der Bahndamm bei Groden gleich» falls beschädigt wurde «nd auch der Zugverkehr ins Stocken gerate« war. Urber die Ursache des Unglücks ist bisher nichts festgestellt worden. Ter erste« Explosion folgte eine Reihe schwerer Deto nationen. Di« Zahl der Toten undVerwnn» bete« wird bis jetzt anf SV geschätzt. Znr Zeit des Unglücks waren ungefähr Süll Arbeiter i« Depot an» wesend. Auch in Snxhaven wnrde eine Anzahl Person«« durch Glasscherben verletzt. Die Explosionsgefahr ist »och nicht ganz behöbe«. Berlin. 11. Juli. Amtlich wird gemeldet: Auch de« beiden flüchtigen Mördern Nathenaus, JngenieurHer- «gu « Fischer und Oberleutnant zur Sec a. D. Op«in Kern, ist die Berliner politische Polizei aus Der Spur. Die Ermittlungen haben ergeben, daß die «efden flüchtige« Täter sich vom 4. bis 8. d. M. in Wismar » M^lenbnrg. am 7. in Reukamies. am 8. Juli in Lenzen a. b. Elbe ausgehalten haben. Als sie im letztgcnälltücu Ort« von der Polizei erkannt wnrde«. flüchteten sie über W« Elbe aus hannoversches Gebiet in de« Kreis Lüchow. Ek« starkes Aufgebot Berliner Beamte» der Abteilung In «it Kraftwagen und Polizeihunden, die ans die Spur der Täter gesetzt wurden, stellte fest, daß sie nach Süden, näm lich »ach Gartow, Forsthans Wir», Ahreudsee, Packebusch, t» der Richtung Gardelcgeu flüchtete«. Am Sonutag früh gegen S Uhr waren die Flüchtigen in Packebusch. In der Nacht zum Sonutag verloren sie bei Ziemenborf in der Nähe von Ahrenbsee eine Generalstabskarte, die von Berliner Polizcibcamteu gefunden wnrde. Infolge des Verlustes der Karte waren sich die Flüchtigen üder den einzuschlagenden Weg unklar. Deshalb befragten sie die Landbewohner über de» Weg nach Gardclcgen. Es ist damit zn rechnen, daß die Täter «ach Süddeutschland zu flüchten beabsichtige«. Oie sind ohne genügende Mittel und anscheinend entkräftet. St« erbettelten sich bei Bauern nndForft- Hänfer« Brot. Wahrscheinlich halten sie sich am Tage »erborge» und bewegen sich «ur nachts vorwärts. Sie kütee» Fahrräder mit sich. Leschreid«ng Ser MRchtt-enr Fischer: 1,78 Meter groß, braungebrannt, eingefallenes Gesicht, braunes Jackett, graue Militärhose. Wadenstrümpfe, schwarze Schuhe, grauer, welcher Filzhut, auf dem Fahrrad anfgeschnallt Rucksack und Mantel. Kern: Grauer Anzug, wie ans Milttärstoff. aber ge- wvftert, wie Salz und Pfeffer, graue Hose, graue Wickel gamaschen. schwarze Schuhe, ebenfalls aufgeschnallt Rucksack und Mantel. Beide kauften sich in Lenzen neue Sachen, mit denen sie ihre Kleidung verändern können, nämlich zwei hoch geschlossene grünliche Sommersoppen, ein grünliches Sport hemd mit passendem Umlegekragen, ein blauletnenes Sport hemd, weiße, weiche Umlegekragen, blaugrüne bzw. grau- Mne Sportmützen. Sie haben weiche Hüte mit sich. Die olizet-, Eisenbahn- und Forstbehörden sind von der Ver tuer politischen Polizei bereits seit Tagen über die Sach lage unterrichtet. Alle erdenklichen amtlichen Fahndungs matznahmen sind im Gange. Die breiteste Oeffentlichkeit wird aufgerufen, die Behörden bei ihrer Arbeit zu unter stützen. Arbeiter. Landleute, Eisenbahn- und Forstbeamtc werden bringend gebeten, auf die Flüchtigen zu achten un alle Wahrnehmungen sofort der nächsten Polizeistellc mitzu- tetlen. Außer der bereits ansgelobte« Summe von einer Million setzte die Neichöregicrung eine «eitere Million Mark a»S. «nd zwar lediglich sür Personen, die Fischer «nb Kern «greifen ober znr Ergreifung und demnächftige» Abliefe- »»»g an dentßhe Behörden beitragen. Berlin, 11. Juli. Bon zuständiger Stelle wird mit tet«: Die Fahndung nach den flüchtigen Mördern , athenauS in Mitteldeutschland hat bis setzt noch zu keinem Ergebnis geführt. Da seit Packebusch lRegie- rnngSbeztrk Magdeburgs eine sichere Spur von den Tätern fehlt, ist eS möglich, baß diese sich noch in der gleichen Gegend verborgen halten. Mit Rücksicht auf verschiedene bei der Gollzet «ingegangene Meldungen ist aber auch damit zu rech nen» daß die Mörder ans ihren Fahrrädern bereit» ein strotze» Stück weiter nach Süden gcslüchtet sind und sich jetzt „Mll »der ohne Frankreich." Der Bericht des amerikanischen Handelsattaches bei der Berliner Botschaft, worin die Lage Deutschlands der Washingtoner Negierung als „fürchterlich" geschildert wird, trifft den Nagel auf den Kopf und nennt die Dinge bei ihrem rechten Namen. Es ist die überwältigende Macht der selbsterlebten Wahrheit, die sich hier geltend gemacht und einen von jeder Beschönigung, Verschleierung und Ver tuschung freien Ausdruck gefunden hat. Auch in England ist der Eindruck des neuen Marksturzes in eine schwindelnde Tiefe von großer Wucht gewesen, die sich in den Aus lassungen der führenden Londoner Presse deutlich zu er kennen gibt. Zum ersten Male werden bei dieser Gelegen heit in der englischen Oeffentlichkeit ganz offen und unver- klausuliert zwei grundlegende Forderungen erhoben, deren restlose, nachdrückliche und unverzügliche Erfüllung die voll kommene Lösung des Problems, dessen unbefriedigender Schwebezustand die eigentliche Ursache des deutschen, des europäischen und des Weltelends ist, bedeuten würde. Diese beiden Forderungen sind die Ersetzung des Versailler Ver trages durch ein neues Abkommen, das die deutsche Leistungsfähigkeit gebührend berücksichtigt, und bte Verwirk lichung dieses Zieles äußerstenfalls auch im Widerspruch mit Frankreich. Das ist endlich einmal ein unzweideutiges Wort, an dem sich nicht rütteln noch deuteln läßt. Bisher war immer nur von der Revision des Versailler Vertrages dte Rede, aber jetzt ist der Ruf nach einem ganz neuen Ver trags. der dann die Beseitigung auch aller Anhängsel von Versailles zur notwendigen Folge haben würde, erhoben worden. Das ist ebenso klärend und bahnbrechend, wie die Absage an Frankreich für den Fall, daß es angesichts der Katastrophe, die von Deutschland aus den ganzen Kontinent zu erschüttern droht, noch ferner in seinem rücksichtslosen nationalen Ueberegoismus verharren und alle Bemühun gen internationaler Kreise, Deutschland vor dem völligen Zusammenbruch zu bewahren, hartnäckig und unbelehrbar durchkreuzen sollte. Schon das Wort allein wirkt befreiend, wenn man bedenkt, daß bis jetzt noch niemals in der Entcnte- presse in ungeschminkter Form die Möglichkeit erörtert wor den ist, Frankreich zu isolieren und über seinen Kopf hin solche Maßnahmen zu treffen, wie sie im Interesse des Friedens und der Sicherheit ganz Europas erforderlich sind. Es ist, als wenn sich endlich die Welt aus der Hypnose, in die sie durch Frankreich versetzt worden war, zu lösen beginne, um sich zu selbständigem Handeln zu ermannen. Von wem aber soll die Htlfe kommen? Wer soll einer neuen besseren Ordnung der europäischen Angelegenheiten, als sie die Dunkelmänner des Versailler Gewaltdiktats ausgeklügelt haben, den Weg bahnen? Bei dem Suchen nach einer Antwort aus diese Frage an das Schicksal richten sich aller Augen auf den großen Onkel Sam jenseits des Ozeans, der heute selbst das Britcnrcich an Macht und wirtschaftlicher Kraft in den Schatten stellt. Der Präsident der nordamerikanischen Union soll der Retter sein. In Eng land erwartet man, daß er nach den November-Wahlen die Stgnatarmächte des Versailler Vertrages z» einer Kon ferenz nach Washington einladcn werde, um den Versailler Vertrag einem feierlichen Autodafe z» überliefern und aus der Asche des auf dem Scheiterhaufen des moralischen Ber- dammungsurtetls der gesamten zivilisierten Welt verbrann ten Gewaltdokuments den von der Kulturmenschheit heiß ersehnten neuen Vertrag mit wahrem Friedenscharakter er stehen zn lassen. Wenn diese schöne Aussicht nicht eine bloße Fata Mor- gana bleiben soll, wird cs in erster Linie nötig sein, die von englischer Seite verlangte Energie gegenüber Frank reich von amerikanischer Seite in die Tat umzusctzen und dem Pariser Imperialismus und Militarismus keinen Zweifel darüber zu lassen, daß Europa und die übrige Welt nicht gesonnen sind, sich fortgesetzt von Frankreich am Narrcnseil führen zu lassen. Es gilt vor allem, die amtliche Pariser Politik zum Zerreißen des Nebelschleiers, in den sie sich gehüllt hat, zu zwingen und von ihr eine deutliche Erklärung darüber zn erzielen, ob sie endlich nach der Fülle aller Erfahrungen gewillt ist, die deutsche Gesamtschuld anf ein vernünftiges Matz zn vermindern. Diesen Hauptpunkt berührt die Pariser Presse auch jetzt noch nicht, sondern geht vorsichtig wie die Katze um den heißen Brei um ihn herum. Für die Pariser Auffassung ist bezeichnend, daß das Regie rungsblatt, der „TempS", äußert, die Hauptsache sei nicht bas deutsche Moratorium, sondern die Beseitigung der inter alliierten Schulden,- dann könne man über die Neparattons- anleihc reden. Andere Blätter bemühen sich, dem fran zösischen Publikum klarznmachcn, daß Frankreich wegen der verzweifelten Finanzlage Deutschlands auf Barzahlun gen überhaupt verzichten und ganz mit Sachlieferungen vvr- lteb nehmen müsse. Diese Art, das große Problem z» be handeln, läßt gerade nicht auf die erwachte Einsicht schließen, baß mit dem Vertrage von Versailles und seinen gleich wertigen Anhängseln nicht weiter gcwirtschastet werden könne. Im Gegenteil erhält man daraus den Eindruck, als ob die Franzosen die neue Notlage Deutschlands auSnnhcn wollten, um zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen: einmal aus gute Manier ihre Schulden an die Entente los zu werden, und zum andern die deutsche Industrie an gestrengt im sränzösischen Interesse zu beschäftigen,- in zwischen hätte die französische Industrie Muße, sich in aller Bequemlichkeit «ach neuen Absatzmärkte« umzusehen, oh«