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Dresdner Journal. Verantwortlicher Redakteur: I. G. Hartmann. V27I Erscheint mit Ausnahme der Sonn« und Festtage täglich Abend- und ist durch alle Postanstalten zu beziehen. Dienstag, den 24. November. Preis für daS Vierteljahr 1U Thaler. Insertion-«Gebühren für den Raum einer gespaltenen Zeile 1 Neugroschen. I8S7 Amtlicher Theil. Bekanntmachung. ' ^Da« KriegS-Ministerium hat beschlossen, den Korn-Gtn- kaus bei den Militair» Magazinen von nun an nicht mehr nach dem Scheffelmaaße, sondern nur nach dem Gewicht« und zwar den Crnlnrr zu 110 Pfd. gerechnet stattsindrn zu lassen. k» -Die Militair-Magazin-Verwaltungen sind demgemäß und daß sie überhaupt nur Korn von bester Qualität erkaufen mit Anweisung versehen. Diejenigen Landwirthe rc. welche ihr Korn an die Mi- lltair-Magazine zu verkaufen gesonnen sind, werden von obiger Anordnung hiermit in Kenntniß gesetzt. Gegenwärtige B'kanntmachung ist in allen in §. 2l des PreßgesetzeS vom 14. März 1851 bezeichneten Zeitschriften zum Abdrucke zu bringen. Dresden, am 1. November 1857. Kriegs-Ministerium. von Rabenhorst. Dachsel. Dresden, 18. November. Se. Majestät der König haben di, von dem Leutnant Buch d,S 13. Infanterie-Bataillon« erbetene Entlassung, allergnädigst zu bewilligen geruht. PI Dresden, 13. November. Mit allerhöchster Genehmigung ist von dem Ministerium deS Innern dem Mühlenbesiher Friedrich Wilhelm Thiemer zu Gautzsch für die von ihm mit Muth und Entschlossenheit und nicht ohne Gefahr für sein eignes Leben bewirkte Errettung »in,« im dortigen Unter mühlgraben verunglückt gewesenen sechsjährigen Knaben die Lebensrettungsmedaille in Silber mit der Erlaubniß, solche am weißen Bande zu tragen, verliehen worden. - ' — Nichtamtlicher Theil. — Nrbersicht. Tagesgefchichte. Dresden: Anwesenheit de« Grafen von Flandern. — Wien: Armrereduction. — Berlin: Leitung der Angelegenheiten de« königl. HauseS durch den Prinzen von Preußen. — Mainz: Einzelnheiten zur Pulverthurmexplosion. — Frankfurt: Zur Mainzer Katastrophe. Der BundeSbeschluß in der Herzogthümer- frage. Berathungen der gesetzgebenden Versammlung. Beschickung de« Banknot,nconqrcsseS ungewiß. — PariS: Programm der rumänischen Demokraten. Getreideaus fuhr aus Algerien erlaubt. Die nächste legislative Session. StellvertretungSgesetzentwurf. Vermischtes — Brüssel: Programm d,S CabinetS abgefaßt. Der „Nord" über die Kompetenz der Pariser Confer,nz. — Lissabon: Patriarch von Portugal s-. — Bern: Beschluß d«S neuenburqer Großen Rath« in der Wahlfrage. — Turin: Wahlen. Telegraphentau nach Malta gelegt. Zur FinanzkrisiS. — ' Madrid: Finanzplan. — London: Empfang der sia mesischen Gesandten. Bankausweis. — Bukarest: Rück- trit deS Finanzminister-. DiwanSbeschluß über die Wahl eineS Fürsten. — China: Neue Nachrichten aus Hong kong. — New-Pork: Neu,. Post. Besserung der Finanzlage. Local- und Provinzialangelegenheiten. Dresden: Elbstand. Sachsens theologisch» Candidaten. Brobpreise. — Leipzig: Lehrer-Funeralkassen-Verein. Selbstmord. Feuilleton. Eine Hochzeitnacht. Bon L. Goldammer. (Fortsetzung au« Rr. 270.) Di» beiden wandelnden Geschöpfe — zwei waren eS wirk lich — waren indessen so nahe gekommen, daß man ihren Gang deutlich unterscheiden konnte. Sie waren groß wie die Wölfe, auch so stark wie die Wölfe, harten aber nicht ihren Gang. AIS der Mann diese Entdeckung gemacht hatte, lief eS ihm heiß über den Körper und au« den Augen hüpften ihm Funken, aber er drückte seinen Ellbogen in den Schnee, wartete in athemloser Spannung noch rin leise- Zittern lang, brachte dann die Büchse an die Schulter, zielte und schoß loS. Ein- der Thiere hob sich in die Höhe, taumelte, stieß ein kurze- Gebrüll au- und stürzte zu Boden. „Der frißt mich nicht!" rief Christoph und lachte hell auf, aber nur einen Augenblick, dann stockte sein Äthern vor dem Wuthgeheul, welche- da» andere Thier auSstieß und wie ein kurzer Donner daher scholl. Fast zu gleicher Zeit aber setzte eS sich auch in Trab und bewegt« seine, j, näher immer rirstger werdenden Glieder mit der Schnelligkeit eine- Pferde« auf den Schützen zu. Dieser verlor keine Zeit, sprang auf vom Boden und erwartete seinen Feind mit erhobenem Kolben. Eine Manne-lLnge von ihm stand da« Thier still. Seine Zunge hing dampfend au« dem Rachen, die Augen glühten wie Kohlen. Einen Augenblick, dann erhob fich'S, und jetzt schmetterte Christoph den vüchsenkolbrn auf seinen Schädel, daß er zer- spltttrrt vom Laufe flog. Da« Thier stieß ein zornige» Brummen — Freiberg: Sparkaffenumsatz. Grubenausbringen. — Löbau. Dienstbotenprämirung. — Wurzen: Spritzen probe. Oeffeurttche Gerichtsverhandlungen. (Dresden.) Feuilleton. Vermischtes. Inserate. Tageskalender Börsennachrichten. Tagesgeschichte. Dresden, 23. Nov. Äe. königl. Hoheit der Graf von Flandern, welcher bei seiner bereits gemeldeten, vorgestern Nachmittag erfolgten Ankunft auf dem böhmischen Bahnhofe von Sr. königl. Hoheit dem Prinzen Georg und dem zu diesem Behuf, von Berlin herüdergekommenen königl. belgi schen Gesandten am hiesigen Hofe, Herrn v. Nothomb, em pfangen wurde, nahm daS Diner am gedachten Tage bei Ihren königlichen Majestäten ein und verweilte später, nach einem Ihrer Maj. der Königin Marie auf Allerhöchstderen WeinbergSvilla bei Wachwitz adgestatteten Besuche, zum The, im Kreise der königl. Familie. Gestern Vormittag wohnte Se. königl. Hoheit dem Gottesdienste in der katholischen Hof kirche bei und besichtigt« sodann in Begleitung Sr. königl. Hoheit d,S Prinzen Georg mehrere Sammlungen. Um 4 Uhr fand bei Ihren königl. Majestäten zu Ehren des durchlauchtigen Gaste- ein größeres Diner statt, zu welchem außer den Herren Staatsministern und dem Herrn Minister de« königl. HauseS auch die königl. belgische Gesandtschaft gezogen war. Heute Vormittag hat Se. königl. Hoheit die Besichtigung der Kunstsammlungen fortgesetzt. * Wien, 21. November Die in der letzten Zeit viel fach ventilirte Frag« bezüglich einer zu erwartenden Armee- reduction ist nunmehr entschieden. Die hiesige „Militärzei- tunq" bringt heute bereit« folgende Mittheilung: „Se. k. k. apostolische Majestät haben »ine namhafte Herabsetzung des LocostandeS bei sämmtlichen Waffengattungen anzubefehlen geruht. Dem Vernehmen nach wird jede Infanterie-, Genie- und Artilleriecompagnie um 25, die schwere Cavalerie um 30 Mann und die leichte um 40 Mann per Schwadron von dem gegenwärtigen Locvstand herabgesetzt. Diese Beurlau bungen treten unverzüglich in Wirksamkeit und kommen durch dies« Reducirungen im Armeebudget zehn Millionen Gulden jährlich in Ersparung." — Ferner bringt der k. k- Statthalter von Mähren zur allgemeinen Kenntniß, haß laut einer am 18. d. M. dem k k. mährisch-schlesischen Landes« General-Commando von dem hohen k. k. Armee-Ober-Com- mando zuqekommenen telegraphischen Depesche der Pferde ankauf sogleich allgemein »inzustellen ist. — Die priv. k. k. österreichische StaatSeisenbahngesellschaft hat in der Woche vom 12. bis 18. November, deren Abschluß jetzt vorliegt, in Vergleich zu der entsprechenden Woche deS v. I. eine Mehr einnahme von 77,284 fl. erzielt. Die Gesammteinnahme der Gesellschaft vom 1. Januar bis 18. November d. I. beträgt bereits 12,221.540 fl. Berlin, 22. Nov. Die „Zeit" enthält folgende Mit theilung: Se. königl. Hoheit der Prinz von Preußen, Höchst- welchem deS Königs Majestät durch allerhöchste Ordre vom 15. d. M. nun auch die stellvertretende obere Leitung der zum Ressort deS Ministeriums des königl. HauseS gehörigen Geschäftsangelegenheiten jeder Art übertragen haben, hat ange- ordnet, daß die GeschäftSangelegenheiten im Ressort dieses Mini steriums in dem bisherigen Gange fortgeführt und auch die Adressen der Jmmediatberichte und Eingaben unverändert beibe- halten werden sollen. Die Vollziehung der Ausfertigungen wird unter der Unterschrift: „Im allerhöchsten Auftrage Sr. Majestät de- Königs, Prinz von Preußen" erfolgen. auS, ließ sich den Schlag aber nicht rühren, sondern erhob sich vollends auf diS Hinterbeine. Christoph, als er die Nutzlosigkeit seine- Schlages erkannt hatte, warf seine Waffe in den Schnee und war mit einem Sprunge an seinem Feind, legte seine Hände wie ein paar Daumenschrauben um dessen Hal- und hielt ihn so armesweit von sich ab. Festhalten oder Erwürgen, waS war seine Absicht bei dieser Handlung? Er that, waS ihm der Augenblick eingab. Boll GrimmeS erhob der Gegner seine Tatzen, schlug sie dem Mann auf die Schultern, daß die Krallen sich eingruben durch den doppelten Schafpelz bis auf daS Fleisch. Ein unwillkürlicher Angstschrei entfuhr Christoph- Lippen; fester aber schnürten sich seine Hände um da- Thier, da- sich in kurzen, heftigen Droh ungen dieser Unbequemlichkeit zu entwinden suchte; weiter schien e» ihm NlchtS zu sein, da die Hände nicht hinreichten, den Hal- ganz zu umspannen. Fest hielt Christoph mit der Kraft der Ver zweiflung; da- Thier leckte mit der Zunge nach dem Arme seine- Feinde- und drückte den Kopf seitwärts herunter. Ein Biß und er wäre zermalmt gewesen. Mil gewaltiger Anstrengung preßte Christoph deS ThirreS Kopf wieder in die Höhe. DaS aber hatte nur die Wirkung, daß nun dessen Tatzen seine Schultern wie m,t Hämmern bearbeiteten. So stramm der Mann auf seinen Beinen stand, bei jedem Schlage fühlte er sich wie in die Erde ringerammt. Di» Krallen deS Thiere« rissen den Schafpelz in Fetzen, envlich mußten fie da- Fleisch treffen. Irrem Schlag folgte ein kurzer Ruck, den Schützen in deS Thiere- Umschlingung zu bringen, jedem Ruck mußten sich die Sehnen seiner Arme blitzschnell entgegensteifen — und dazu die rollenden, glühenden Augen im dunkeln Gesichte de« Thiere-, sein heißer Athem und der weiße Tod auf den zolllangen Zähnen; rr schien unsrrm AuS Mainz bringen die neuesten Blätter vielfältige Einzelnheiten über die gräßliche Katastrophe vom 18. Nov. Nach der „Mainzer Ztg." beträgt di» Zahl der ganz zerstör ten Häuser 57, die der theilweise zerstörten, an denen mei sten- die Dächer zerschmettert sind, 64. Außerdem ist kein Haus in der Stadt unbeschädigt davon gekommen. Die Stephanskirche ist vollständig Ruine; die schönen gemalten Fenster im Dom und in der QuintinSkirche sind ebenfalls zertrümmert. Als tobt sind bi« zum 20- Nov. angemeldet: 17 Personen vom Civil und 11 vom preußischen Militär; die Zahl der Verwundeten von der preußischen Garnison be läuft sich auf 80 dis 90, von denen viele schwerlich mit dem Leben davon kommen werden. Die Zahl der Verwundeten bürgerlichen Standes wird sich wohl auf Hunderte belaufen. Ueber die Verluste d,S österreichischen Militär« hatte man noch nichts Zuverlässiges in Erfahrung bringen können. — Wie die „Pf. Z." meldet, wurde der Soldat, welcher neben dem aufgeflogenen Pulverthurm Wache stand, zwar von dem Luftdruck zu Boden geschleudert, aber wunderbarerweise sonst gar nicht verletzt. Di« Mannschaft im Wachhause, 14 Mann Preußen, wurde hingegen sammtlich getödtet oder schwer verwundet. Auch einige Schildwachen in der Nähe d,S aufgeflogenen ThurmeS wurden förmlich in Stücke zer rissen. Der Rumpf eine« preußischen Soldaten lag diesen Nachmittag noch im Wallgraben. Unfern der Explosions stätte rxercirten gerade preußische Recrulen, von denen nur wenige ganz unverletzt davon kamen. Bedeutend haben auch die vier Compagnien österreichischer Infanterie gelitten, w.lche in der benachbarten roihen Caserne liegen. Herabfallende Steine und Balken, sowie »inschlagende Bomben «öoteten einige und verwundeten mehrere Soldaten. Eine Bombe, welch« durch das Fenster rindrang, riß einen Soldaten mitten durch, schlug einem andern den Arm ab und verletzte noch einen dritten. Die Lazarethe sind mit Schwrrverwundeten überfüllt, von denen manche gräßlich verstümmelt sein sollen. — Nach der „Mrh. Ztg." fuhr rin Bauer mit einigen Fässern neuen WeinS auS dem alten Münsterlhore; der Wagen wurde mit den Fässern, die sehr beschädigt waren, aufgefunden, und von einem Pferde der Kopf, der übrige Theil deS Pferde-, sowie da- zweite Pferd und der Bauer selbst sind bi« jetzt noch nicht aufgefunden. Die Familie Klingelschmidt ist ganz verschüttet und tobt gefunden wor- d,n Die GaSeinrichtung ist heute noch nicht in Gebrauch zu setzen; eS hat die Ecderschütterunq einen großen Theil der Röhren unbrauchbar gemacht. DaS österreichische und preußische Milttär arbeitet Tag und Nacht, um einigermaßen Ordnung in den Knäuel dieser grenzenlosen Zerstörung hin- einzubringen. Die Zahl der Tobten und Verwundeten läßt sich auch heute (20. Nov.) noch nicht genau ermitteln. Den neuesten Mittheilungen zufolge sollen bedeutend mehr Per sonen umgekommen sein, als man anfangs glaubte. § Frankfurt, 22. Nov. Die Bundesmilitärcommission hat infolge der Mainzer Katastrophe schon mehrere Sitzun gen gehalten. Wie man an militärischen Kreisen glaubt, so dürfte da- Terrain, auf welchem daS alte Kästrich steht, zum BundesfestungSterrain gezogen werden. Daß der Deutsche Bund in seiner Gesammtheit der Stadt Mainz eine ange messene Unterstützung werde zu Theil werden lassen, wird nicht bezweifelt. Für die Mainzer Armen wird hier einstwei len gesammclt, es hat sich zu diesem Zwecke ein Comile ge bildet. Der Rühl'sche Verein und der Liederkran; geben Concerte zu ihren Besten. Wenn die Theilnahme für die Mainzer Armen sich in gleichem Maße in der That mani- festirt, wie seither in Worten, dann dürften dieselben sehr bald reichlich für ihre Verluste entschädigt sein. — Die ge genwärtig in der gesetzgebenden Versammlung dominirende Christoph zu tanzen von einer Rcihe beS Gebiss,S zur andern unv grinste ihn an, und »S wurden ihrer bald mehr, immer mehr, und wirbelten sich zuletzt ein ganze- Schock vor seinen Augen, daß ihm der Angstschweiß von der Siirn lief und die Sinne vergingen. Da war'- ihm noch, als fahre ein Fener strom seinen Augen vorüber, als erfülle ein Donner sein Ohr — seine Arme erschlafften — seine Knie brachen zusammen, er lag ohne Leben am Boven. Im Brautvaterhause lockten die Musikanten indeß unver- droffcn zum Tanz und vergeblich. Die Braut schaute nach ihrem Bräutigam auS und eben so vergeblich. Ihr wurde ganz bänglich um- Herz; zuletzt fragte fie ihren Schwieger nach sei nem Sohne. Der hatte sich eben zu den Karten gesetzt und machte den Trumpf; eS war Treffbube. Da- fuhr dem alten Manne gar sonderbar in die Krone. „Treffbube ist Trumpf!" rief er laut, und zu Urten gewendet, fragte er flüsternd, al- hätte er ihre Frage nicht verstanden: „Der Christoph ist fort?" „Ja, Vater! Er wollte bald zurück sein ; er wollte Etwa- thun, da- unS Glück bringen solle; da- sagte er zum Abschied — aber er kommt nicht zurück!" „Ich paffe!" rief der alte LagieS zu seinen Gevattern, legte die Karten auf den Tisch und stand auf. „Urte, meine Tochter, wo ist der Michael?" „Der ist auch fort, Vater, der ist auch nicht zu sehen!" Der alte Mann preßte die Hand an die Stirn und ein tiefe- Stöhnen entfuhr seiner Brust. ES kam ihm an wir ein Schwin del, rr mußte sich gegen die Thürpfoste lehnen. Urte legte ihren Arm um seinen Nacken und rief ängstlich: „WaS ist Euch? Wa« ist Euch? Ihr macht mir bange!".